Bordeauxrot an der Wand? Trau dich! Mein Praxis-Guide für eine Farbe mit Charakter
Ich sehe es immer wieder in den Gesichtern meiner Kunden: diese Mischung aus Bewunderung und… naja, ein bisschen Angst. Bordeauxrot. Eine Farbe, die man in schicken Magazinen liebt, aber an die eigene Wand? Da wird’s plötzlich still. „Macht das den Raum nicht total klein und dunkel?“, ist wohl die häufigste Frage, die ich in all den Jahren gehört habe.
Inhaltsverzeichnis
Und meine Antwort ist immer die gleiche: Nein, wenn man es richtig anstellt, passiert genau das Gegenteil. Bordeauxrot schafft eine Tiefe und Geborgenheit, die eine 08/15-Farbe niemals hinbekommt. Es ist kein schriller Trend, sondern ein echter Klassiker mit Seele. Also, lass uns mal Klartext reden. In diesem Guide zeige ich dir alles, was du wissen musst – von den Geheimnissen der Farbpigmente bis zum handfesten Anstrich. Das ist kein theoretischer Kram, sondern pures Wissen aus der Praxis.
Ach ja, bevor wir tief eintauchen, ein kleiner erster Schritt für dich, der nichts kostet: Schnapp dir im Baumarkt oder Fachgeschäft drei verschiedene Bordeaux-Farbkarten. Kleb sie mit etwas Malerkrepp an die Wand, die du im Auge hast. Und dann? Einfach nur beobachten. Morgens, mittags, abends bei Kunstlicht. Du wirst staunen, wie sich die Farbe verändert. Das ist die wichtigste Übung überhaupt!
Das Geheimnis im Eimer: Warum Bordeauxrot so edel wirkt
Um diese Farbe zu verstehen, müssen wir kurz darüber reden, was da eigentlich im Topf schwimmt. Das ist nicht einfach nur rote Pampe. In einer hochwertigen Bordeaux-Farbe steckt eine ausgeklügelte Mischung. Klar, rote Pigmente sind die Hauptdarsteller, aber die wirklich wichtigen Akteure sind hochwertige Blau- und oft auch Schwarzpigmente.
Diese dunklen Anteile „brechen“ das reine Rot, nehmen ihm die Aggressivität und verleihen ihm diese samtige, ruhige Tiefe. Deshalb wirkt die Farbe so erwachsen und edel. Übrigens, genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen: Günstige Farben sparen oft an diesen teuren Pigmenten. Das Ergebnis ist dann ein flaches, irgendwie lebloses Rot. Wenn du also über den Preis nachdenkst: Eine gute Bordeaux-Farbe, die wirklich lebt, kostet dich im Fachhandel schnell mal zwischen 25 € und 45 € pro Liter. Aber glaub mir, der Unterschied ist gewaltig.
Dein Zimmer, das Licht und die Farbe – ein ewiges Spiel
Schon mal eine Farbe im Baumarkt ausgesucht und zu Hause einen Schock bekommen? Willkommen im Club! Das nennt sich Metamerie. Heißt im Klartext: Die Farbe sieht unter dem künstlichen Neonlicht im Geschäft komplett anders aus als bei dir im Wohnzimmer mit Tageslicht. Bordeauxrot ist da besonders zickig.
- Morgens und abends, wenn das Licht warm und rötlich ist, leuchtet die Farbe richtig satt und gemütlich.
- Mittags, bei kühlem, bläulichem Tageslicht, kommen die Blauanteile stärker raus. Die Wand kann dann fast ins Violette kippen.
- Und bei Kunstlicht? Eine Lampe mit warmweißem Licht (so um die 2.700 Kelvin) macht’s super gemütlich. Eine neutralweiße Bürolampe lässt die Farbe sofort kühler und distanzierter wirken.
Deshalb ist mein wichtigster Rat: Teste IMMER mit einer Probefläche von mindestens einem Quadratmeter an der Originalwand. Nur so siehst du, wie die Farbe bei dir wirklich atmet.
Matt oder Seidenmatt? Eine Charakterfrage
Ein oft unterschätzter Punkt ist der Glanzgrad. Stell dir vor, du hast den perfekten Farbton, aber der falsche Glanz macht alles kaputt. Die Wahl ist wie zwischen coolen Sneakern und edlen Lederschuhen – beides hat seine Berechtigung.
Stumpfmatte Farbe ist die Diva – unfassbar edel, samtig und elegant. Sie schluckt das Licht und lässt die Farbtiefe maximal zur Geltung kommen. Die Oberfläche wirkt fast schon pudrig. Der Haken? Sie ist empfindlich. Einmal mit feuchten Fingern dran, und du siehst schnell Abdrücke. Ideal also für repräsentative Wände, an denen nicht viel gerempelt wird, wie im Schlafzimmer hinterm Bett oder in einer Leseecke.
Seidenmatte Farbe ist der robuste Allrounder. Sie hat einen ganz dezenten, leichten Schimmer, reflektiert etwas mehr Licht und ist deutlich robuster. Du kannst sie problemlos feucht abwischen. Das ist meine klare Empfehlung für Wohnzimmer, Flure oder Essbereiche. Die Farbtiefe ist vielleicht 5 % geringer, aber die Alltagstauglichkeit ist 100 % höher. Ein super Kompromiss!
Dein Wochenend-Projekt: Die perfekte Bordeaux-Wand
Okay, genug Theorie. Jetzt wird’s praktisch. Die schönste Farbe ist nutzlos, wenn die Ausführung schlampig ist. Gerade bei dunklen Tönen verzeiht die Wand keinen einzigen Fehler. Hier ist dein Fahrplan.
Deine Einkaufsliste (damit du nichts vergisst):
Bevor du losziehst, hier eine kleine Checkliste. Gutes Werkzeug ist die halbe Miete!
- Abdeckmaterial: Malervlies für den Boden, Folie für die Möbel.
- Vorbereitung: Malerkrepp (nimm das gute, gelbe!), eine Spachtel, Schleifpapier.
- Grundierung: Je nach Wand entweder Tiefgrund oder, mein Geheimtipp, eine abgetönte Grundierfarbe.
- Die Farbe selbst: Berechne die Menge vorher!
- Werkzeug: Eine hochwertige, kurzflorige Farbwalze (ca. 25 cm), ein guter Pinsel für die Ecken, eine Farbwanne und ein Rührholz.
Kleiner Tipp zur Mengenberechnung: Die Formel ist simpel. (Wandlänge x Wandhöhe) / Reichweite pro Liter = benötigte Liter pro Anstrich. Die Reichweite steht immer auf dem Eimer. Und da du zweimal streichst, verdoppelst du die Menge. Lieber einen kleinen Rest haben als am Ende nachkaufen müssen!
Der Zeitplan für ein perfektes Ergebnis (ca. 15 m² Wand):
Plane am besten ein ganzes Wochenende ein, dann kommst du nicht in Stress.
- Samstag Vormittag (ca. 3-4 Stunden): Alles abkleben, Boden abdecken, Löcher zuspachteln, trocknen lassen, kurz drüberschleifen. Dann die Wand prüfen (dazu gleich mehr) und grundieren.
- Samstag Nachmittag/Abend: Grundierung gut durchtrocknen lassen. Zeit für was anderes!
- Sonntag Vormittag (ca. 2 Stunden): Erster Anstrich.
- Sonntag Nachmittag (ca. 2 Stunden): Nach der Trocknungszeit (steht auf dem Eimer, meist 6-8 Stunden) kommt der zweite, finale Anstrich.
So geht’s richtig: Die Technik der Profis
Schritt 1: Der Wand-Check
Bevor die Farbe kommt, musst du mit deiner Wand reden. Oder sie zumindest testen. Das dauert fünf Minuten und erspart dir Stunden an Ärger.
- Wischtest: Fahr mit der flachen Hand drüber. Bleibt weißer Staub an der Hand? Dann muss die Wand abgewaschen werden, sonst hält nichts.
- Kratztest: Kratz mit einer Spachtel leicht drüber. Blättert was ab? Dann müssen alle losen Teile runter.
- Wassertest: Spritz mit einem nassen Schwamm Wasser an die Wand. Wird die Stelle schnell dunkel? Dann ist die Wand stark saugend und braucht Tiefgrund. Perlt das Wasser ab? Dann ist sie nicht saugend (z.B. alte Latexfarbe) und muss angeschliffen werden.
Schritt 2: Die Grundierung – Dein bester Freund
Die Grundierung ist die wichtigste Schicht überhaupt! Sie entscheidet über Sieg oder Niederlage. Bei stark saugenden Wänden nimmst du einen transparenten Tiefgrund. Aber mein absoluter Profi-Tipp für dunkle Farben ist eine pigmentierte Grundierfarbe. Lass sie dir im Fachhandel in einem mittleren Grau oder einem hellen Rotton passend zum Bordeaux anmischen.
Warum? Eine weiße Wand scheint immer ein bisschen durch. Ohne getönte Grundierung brauchst du oft drei, manchmal vier Anstriche. Das kostet Zeit, Nerven und teure Farbe. Mit der vorgetönten Basis reichen fast immer zwei Anstriche für ein perfektes, sattes Ergebnis.
Schritt 3: Die Kür – Der Anstrich
Jetzt kommt der Spaß! Beginne immer an der Seite mit dem Fenster und arbeite dich vom Licht weg. So siehst du im Streiflicht am besten, wo du schon warst.
- Streiche zuerst die Ecken und Kanten mit dem Pinsel vor, aber immer nur für eine Fläche, die du direkt danach mit der Walze bearbeiten kannst. Die Ränder dürfen nicht antrocknen!
- Tauche die Walze in die Farbe, rolle sie am Abstreifgitter gut ab und bring die Farbe in senkrechten Bahnen auf die Wand.
- Jede neue Bahn muss die vorherige um etwa eine Handbreit überlappen. Wir nennen das „Nass-in-Nass“ arbeiten. So vermeidest du Streifen.
- Streiche die ganze Wand in einem Rutsch durch. Keine langen Kaffeepausen!
- Wenn die Wand fertig ist, rolle sie zum Schluss noch einmal ganz sanft von oben nach unten ab, ohne neue Farbe aufzunehmen. Das gibt eine super gleichmäßige Oberfläche.
Und sei nicht enttäuscht: Nach dem ersten Anstrich sieht eine dunkle Wand oft fleckig aus. Das ist VÖLLIG normal. Die volle Magie entfaltet sich erst mit dem zweiten Anstrich.
Profi-Hack für Pausen: Du musst mittendrin aufhören? Wickle Pinsel und Walze fest in eine Plastiktüte. So trocknen sie nicht aus und du sparst dir das lästige Auswaschen.
Bordeauxrot im Raum: Partner und Platzierung
So, die Wand ist gestrichen. Aber wie integriert sie sich jetzt in den Raum? Bordeauxrot ist ein starker Charakter, aber ein guter Teamplayer.
Wo die Farbe am besten wirkt:
- Wohnzimmer: Perfekt als Akzentwand hinter dem Sofa oder der TV-Wand. Sie schafft eine unglaublich gemütliche und fokussierte Zone. Alle Wände streichen? Nur in wirklich großen, hohen Räumen mit viel Licht.
- Schlafzimmer: Die Wand hinter dem Bett ist der ideale Ort. Die Farbe wirkt beruhigend, sinnlich und schafft eine Höhle der Geborgenheit.
- Esszimmer & Bibliothek: Hier kann Bordeaux seine volle Eleganz ausspielen und eine gediegene, fast feierliche Atmosphäre schaffen.
- Flur: Ein starkes Statement! Ein bordeauxroter Flur ist eine würdevolle, herzliche Umarmung für jeden, der hereinkommt. Wichtig ist hier aber eine exzellente Beleuchtung.
Die perfekten Partner (Farben & Materialien):
Die richtigen Kombinationen sind alles. Die falschen können schnell altbacken wirken.
- Farben: Vergiss hartes Reinweiß. Viel schöner sind warme Cremetöne oder ein sanftes Greige (Mix aus Grau und Beige). Ein mittleres, warmes Grau ist ein toller moderner Partner. Für die Mutigen: Ein tiefes Tannengrün oder ein rauchiges Petrolblau erzeugen eine opulente, geheimnisvolle Stimmung. Ein zeitloser Klassiker ist übrigens RAL 3005 Weinrot, falls du einen konkreten Anhaltspunkt suchst.
- Materialien: Stell dir das mal vor: die tiefe Bordeauxwand, davor ein Sofa aus hellem Greige-Leinen und eine schlanke Stehlampe aus Messing. Das wirkt sofort! Dunkle Hölzer wie Nussbaum unterstreichen den edlen Charakter, helle Eiche schafft einen frischen Kontrast. Textilien wie Samt, Velours oder schwere Wolle sind wie für diese Farbe gemacht.
Hilfe! Was tun, wenn’s schiefgeht?
Auch Profis haben mal einen schlechten Tag. Keine Panik, für fast alles gibt es eine Lösung.
- Problem: Die Wand ist auch nach dem zweiten Anstrich fleckig.
Lösung: Meist lag es an der Grundierung oder zu schneller Trocknung (Zugluft!). Leider hilft hier nur: Noch einmal mit der getönten Grundierfarbe drüber und dann einen finalen, satten Anstrich auftragen. - Problem: Die Farbe blättert ab.
Lösung: Der Untergrund war nicht sauber. Hier musst du in den sauren Apfel beißen: Lose Farbe abkratzen, die Stelle gründlich reinigen, mit Tiefgrund festigen und dann neu streichen. - Problem: Die Farbe sieht komplett anders aus als gedacht.
Lösung: Das ist die Metamerie, von der wir sprachen. Vorbeugen durch eine große Probefläche ist alles. Nachträglich hilft nur noch das Überstreichen.
Wann du den Profi rufen solltest
Selbermachen ist toll, aber sei ehrlich zu dir. Bei hohen Decken, Treppenhäusern, wertvollem Stuck oder einem wirklich kaputten Untergrund solltest du einen Profi holen. Das ist sicherer und am Ende oft günstiger als ein verpfuschter Versuch. Rechne mal, je nach Region und Aufwand, mit etwa 40 bis 70 Euro pro Quadratmeter für eine perfekt ausgeführte Akzentwand vom Fachmann.
Ganz ehrlich? Bordeauxrot ist eine mutige Wahl. Aber es ist eine Wahl, die einen Raum von „ganz nett“ in „wow“ verwandeln kann. Wenn du mit Respekt, guter Planung und sauberem Handwerk an die Sache herangehst, wirst du unfassbar viel Freude daran haben.
Bildergalerie
Matt, seidenmatt oder glänzend? Das Finish Ihrer Bordeaux-Farbe hat einen enormen Einfluss auf die Wirkung. Ein ultramattes Finish, wie es Farrow & Ball mit seiner „Estate Emulsion“ anbietet, schluckt das Licht und erzeugt eine pudrige, fast samtige Tiefe. Ein seidenmattes Finish (Eggshell) hingegen reflektiert sanft das Licht, betont Konturen und ist robuster gegen Abrieb – ideal für Flure oder das Esszimmer.
- Messing & Gold für einen Hauch von Glamour.
- Dunkles Holz wie Nussbaum oder Eiche für klassische Wärme.
- Schwarzer Stahl für einen modernen, industriellen Kontrast.
- Samt in Juwelentönen (Smaragdgrün, Saphirblau) für pure Opulenz.
Das Geheimnis? Die Kombination verschiedener Texturen macht den Look erst wirklich lebendig und luxuriös.
Wussten Sie, dass Rot historisch eines der teuersten und aufwendigsten Pigmente war? Insbesondere Karminrot, gewonnen aus Cochenilleläusen, war ein Luxusgut, das Königen und dem Klerus vorbehalten war.
Diese historische Exklusivität schwingt noch heute mit und verleiht tiefen Rottönen wie Bordeaux eine Aura von Reichtum und Bedeutung. Sie streichen also nicht nur eine Farbe, sondern auch ein Stück Geschichte an Ihre Wand.
Welches Weiß passt eigentlich zu Bordeauxrot?
Vermeiden Sie kühles, reinweißes Weiß (RAL 9010), da es den warmen Unterton des Bordeaux killt und den Kontrast hart wirken lässt. Greifen Sie stattdessen zu gebrochenen Weißtönen mit cremigen oder ganz leicht gräulichen Untertönen. Perfekte Partner sind zum Beispiel „Wimborne White“ von Farrow & Ball oder „Off-White“ von Little Greene. Sie schaffen einen weichen, harmonischen Übergang, der professionell und durchdacht wirkt.
Eine einzelne Akzentwand in Bordeaux kann ein starkes Statement sein. Doch wahre Magie entfaltet die Farbe, wenn sie einen Raum komplett umhüllt. Diese als „Colour Drenching“ bekannte Technik, bei der Wände, Fußleisten und manchmal sogar die Decke im gleichen Farbton gestrichen werden, lässt die Grenzen des Raumes verschwimmen. Das Ergebnis ist ein unglaublich gemütlicher, kokonartiger Effekt, der den Raum paradoxerweise oft größer und unendlich erscheinen lässt.
Der richtige Pinselstrich: Bei hochpigmentierten Farben wie Bordeaux ist die Technik entscheidend, um ein streifenfreies Ergebnis zu erzielen. Arbeiten Sie immer „nass in nass“ und streichen Sie überlappende Bahnen. Verwenden Sie eine hochwertige Lammfellrolle für die Fläche und rollen Sie zum Schluss alles in eine Richtung, von oben nach unten, ab. Das sorgt für ein ebenmäßiges Finish ohne unschöne Ansätze.
- Das Schlafzimmer wird zu einer intimen, beruhigenden Oase.
- Ein Wohnzimmer erhält den Charakter eines eleganten Salons.
- Die Bibliothek oder das Arbeitszimmer wirkt intellektuell und konzentrationsfördernd.
- Ein Essbereich strahlt Wärme und gesellige Gastfreundschaft aus.
Farbton A: Ein Bordeaux mit hohem Braunanteil (z.B. „Red Earth“ von Farrow & Ball) wirkt erdiger, ruhiger und passt wunderbar zum Landhausstil oder Boho-Chic.
Farbton B: Ein Bordeaux mit einem Stich ins Violette (z.B. „Brinjal“ von Farrow & Ball) erscheint opulenter, dramatischer und eignet sich perfekt für ein glamouröses Art-Déco-Ambiente.
Ihre Wahl sollte den Stil Ihrer Möbel und die gewünschte Atmosphäre widerspiegeln.
„Farbe ist ein machtvolles Werkzeug. Sie kann Räume verändern, Stimmungen beeinflussen und sogar unsere Wahrnehmung von Temperatur verändern.“ – Verner Panton, dänischer Designer
Die Beleuchtung ist Ihr wichtigster Mitspieler. Bordeauxrot lebt von warmem, indirektem Licht. Setzen Sie auf mehrere Lichtquellen anstatt einer einzelnen Deckenleuchte. Eine Stehlampe in der Ecke, eine Tischleuchte auf dem Sideboard und vielleicht Spots, die ein Bild an der bordeauxroten Wand anstrahlen. Verwenden Sie Leuchtmittel mit einer warmweißen Farbtemperatur (ca. 2700 Kelvin), um die satten, warmen Pigmente der Farbe zum Leuchten zu bringen.
Ein häufiger Fehler: Die falsche Grundierung. Eine dunkle, satte Farbe wie Bordeaux benötigt unbedingt eine getönte Grundierung, meist in einem Grau- oder Rosaton. Ohne diese Vorarbeit müssten Sie drei, vier oder sogar mehr Anstriche auftragen, um eine volle Deckkraft zu erzielen. Der Fachhändler mischt Ihnen den passenden Primer zum gewählten Farbton – ein kleiner Mehraufwand, der Zeit, Geld und Nerven spart.
Haben Sie Angst vor einer ganzen Wand? Kein Problem. Setzen Sie Akzente:
- Streichen Sie die Innenseite eines Bücherregals in Bordeaux.
- Färben Sie nur die Nische neben dem Kamin.
- Lackieren Sie eine alte Kommode oder nur eine einzelne Tür in dem edlen Rotton.
Diese kleinen Farbtupfer haben eine erstaunlich große Wirkung, ohne den Raum zu dominieren.
Grün ist die Komplementärfarbe zu Rot und damit ein Garant für einen spannenden Kontrast. Ein sattes Tannengrün oder ein sanftes Salbeigrün neben einer Bordeaux-Wand erzeugt eine harmonische, naturnahe und gleichzeitig sehr edle Atmosphäre. Besonders Pflanzen mit großen, dunkelgrünen Blättern wie eine Monstera oder ein Gummibaum werden vor der roten Wand zu lebendigen Kunstwerken.
Laut einer Studie der University of British Columbia kann die Farbe Rot die Leistungsfähigkeit bei detailorientierten Aufgaben um bis zu 31 % steigern.
Das macht Bordeaux zu einer überraschend guten Wahl für ein Arbeitszimmer oder eine Bibliothek – es fördert nicht nur die Gemütlichkeit, sondern potenziell auch die Konzentration.
Wie rette ich kleine Kratzer an der Wand?
Bei matten, dunklen Farben ist das Ausbessern knifflig, da man schnell glänzende „Speckstellen“ erzeugt. Der Trick: Verwenden Sie einen fast trockenen, sehr kleinen Künstlerpinsel. Tupfen Sie die Farbe nur auf den Kratzer selbst, nicht auf die intakte Fläche drumherum. Weniger ist hier definitiv mehr. Bewahren Sie dafür immer einen kleinen Rest der Originalfarbe in einem luftdichten Glas auf.
Denken Sie an die „fünfte Wand“! Eine in Bordeauxrot gestrichene Decke in einem ansonsten hellen Raum kann ein atemberaubender, unerwarteter Hingucker sein. In einem komplett in Bordeaux gestrichenen Raum verstärkt eine mitgestrichene Decke das Gefühl der Geborgenheit und lässt den Raum wie eine edle Schmuckschatulle wirken. Ein mutiger Schritt für ein unvergessliches Ergebnis.
Der Sound-Check: Eine bordeauxrote Wand, kombiniert mit schweren Samtvorhängen, einem dicken Wollteppich und weichen Polstermöbeln, verändert nicht nur die Optik, sondern auch die Akustik eines Raumes. Der Schall wird absorbiert, was eine ruhigere, gedämpftere und intimere Atmosphäre schafft – perfekt für ein Wohnzimmer, in dem gute Gespräche oder entspannte Filmabende stattfinden sollen.
Bordeaux ist eine der Schlüsselfarben des „Dark Academia“-Trends. Stellen Sie sich eine alte Universitätsbibliothek vor: dunkles Holz, Ledersessel, Regale voller Bücher und Wände in tiefen, satten Farben. Kombinieren Sie Ihre Bordeaux-Wand mit Messing-Details, botanischen Drucken und vielen Büchern, um diesen intellektuellen, leicht nostalgischen Look zu kreieren.
- Eine höhere Pigmentdichte für bessere Deckkraft.
- Komplexere Farbmischungen, die im Licht changieren.
- Hochwertigere Bindemittel für eine langlebigere, robustere Oberfläche.
Das Geheimnis? Marken wie Little Greene oder Farrow & Ball investieren massiv in die Pigmentforschung. Der höhere Preis pro Liter zahlt sich durch weniger benötigte Anstriche und eine unvergleichliche Farbtiefe schnell aus.
Spiegel sind unverzichtbar in einem bordeauxroten Raum. Sie fangen nicht nur das Licht ein und lassen den Raum heller erscheinen, sondern verdoppeln auch die luxuriöse Wirkung der Farbe. Ein großer Wandspiegel mit einem antiken Goldrahmen oder ein moderner, rahmenloser Spiegel wird zum funkelnden Juwel an der satten Wand.
Wichtiger Punkt: Die Vorbereitung des Untergrunds. Eine dunkle Farbe verzeiht keine Fehler. Jede noch so kleine Unebenheit, jeder Riss oder schlecht gespachtelte Dübelloch wird durch den Schattenwurf auf der dunklen Fläche betont. Nehmen Sie sich also extra viel Zeit für das Spachteln und Schleifen. Eine perfekt glatte Wand ist die Basis für ein makelloses, edles Ergebnis.
Die perfekte Farbe für Genießer. Bordeauxrot erinnert unweigerlich an einen vollmundigen Rotwein und schafft im Esszimmer eine Atmosphäre von Wärme, Gastfreundschaft und tiefgründigen Gesprächen.
Trauen Sie sich, Muster zu kombinieren. Eine bordeauxrote Wand ist eine fantastische Kulisse für opulente Muster. Denken Sie an:
- Perserteppiche mit komplexen Ornamenten.
- Kissen mit floralen Chintz-Mustern im englischen Stil.
- Moderne Kunst mit kühnen, grafischen Linien.
Die satte, ruhige Wandfarbe dient als Anker und verhindert, dass der Raum überladen wirkt.
Passt Bordeauxrot zu einem minimalistischen Stil?
Absolut. Stellen Sie sich eine einzige, perfekt gestrichene Bordeaux-Wand in einem ansonsten leeren Raum vor. Dazu ein einziges, skulpturales Möbelstück – vielleicht ein schwarzer Ledersessel oder ein Sideboard aus hellem Eichenholz. In diesem Kontext wirkt die Farbe nicht opulent, sondern wie ein kraftvolles, architektonisches Statement. Der Minimalismus hebt die Qualität und Tiefe der Farbe hervor.
Bevor Sie zum Pinsel greifen, erstellen Sie ein Moodboard. Sammeln Sie nicht nur das Farbmuster, sondern auch Stoffproben Ihrer Vorhänge und Kissen, ein Stück Holz Ihres Parketts und Bilder von Metallen, die Sie verwenden möchten (z.B. Messing-Lampen). Dieses taktile Board gibt Ihnen ein viel besseres Gefühl für das harmonische Zusammenspiel aller Elemente als eine rein digitale Planung.
