Geranien-Geheimnisse: So blüht dein Balkon wie noch nie
Ich hab über die Jahre unzählige Geranien in den Händen gehabt, und wenn ich eines gelernt habe, dann das hier: Eine Geranie ist eine ehrliche Haut. Gib ihr, was sie braucht, und sie schenkt dir den ganzen Sommer über eine Blütenpracht, die ihresgleichen sucht. Das ist keine Raketenwissenschaft, sondern gutes altes Gärtnerhandwerk.
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Viele nennen sie ja einfach „Geranien“, aber Profis sprechen lieber von „Pelargonien“. Die echten Geranien, die Storchschnäbel, sind nämlich meist robuste Stauden für den Garten. Was wir auf dem Balkon hegen und pflegen, sind Pelargonien, die ursprünglich aus dem sonnigen Südafrika kommen. Und ganz ehrlich: Wenn du das weißt, verstehst du schon fast alles über ihre Pflege. Vergiss die unzähligen kurzen Tipps aus dem Netz – hier geht’s ans Eingemachte.
Das Fundament für den Erfolg: Standort und Erde
Glaub mir, der Erfolg deiner Geranien entscheidet sich schon, bevor du die Gießkanne das erste Mal in die Hand nimmst. Der richtige Platz und die passende Erde sind locker 80 % der Miete. Du kannst düngen, wie du willst – an einem falschen Standort wird eine Pelargonie immer nur vor sich hin kümmern.

Warum Sonne und ein laues Lüftchen alles sind
Pelargonien sind absolute Sonnenanbeter. Sie brauchen direktes Licht, um ordentlich Energie für Wachstum und Blüten zu tanken. Ein Südbalkon ist daher der absolute Traum. Ost- oder Westbalkone funktionieren aber auch noch prima. Nur von einem Nordbalkon solltest du die Finger lassen, da wird das nichts. Die Pflanze bildet dort nur lange, dünne Triebe und kaum Blüten – sie „vergeilt“, wie wir Gärtner sagen. Sie streckt sich verzweifelt dem Licht entgegen.
Genauso wichtig ist aber auch die Luftzirkulation. Stehende, feuchte Luft ist der beste Freund von Pilzkrankheiten wie dem fiesen Grauschimmel. Ein sanfter Wind, der die Blätter nach einem Regenschauer schnell trocknet, ist die beste Versicherung dagegen. Aber Achtung: Zugige Ecken sind auch wieder schlecht, denn starker Wind kann die langen Triebe, besonders bei Hängegeranien, einfach abbrechen.
Ein kleiner Tipp aus der Praxis: An einer heißen Südwand kann es im Hochsommer schnell zu einem Hitzestau kommen. Dunkle Pflanzkästen heizen sich dann extrem auf und „kochen“ die Wurzeln regelrecht. Helle Töpfe aus Kunststoff oder klassischem Terrakotta sind da viel besser, weil sie das Sonnenlicht reflektieren. Terrakotta hat den zusätzlichen Vorteil, dass es atmet und Wasser verdunsten lässt, was die Wurzeln kühlt. Dafür musst du dann aber auch einen Tick öfter gießen.

Die Erde: Mehr als nur Dreck zum Festhalten
Bitte, tu dir und deinen Pflanzen einen riesigen Gefallen: Spar nicht an der Erde! Billige Blumenerde für 1,99 € aus dem Discounter ist oft rausgeschmissenes Geld. Sie sackt nach ein paar Wochen zusammen, speichert Wasser wie ein Schwamm (oder gar nicht) und hat kaum Nährstoffe. Das ist, als würdest du ein Haus auf Treibsand bauen.
Greif lieber zu einer hochwertigen Kübelpflanzen- oder speziellen Geranienerde aus dem Gartencenter oder Baumarkt. Rechne mal mit 8 bis 15 Euro für einen guten 40-Liter-Sack. Das klingt vielleicht erst mal viel, aber der Unterschied ist gewaltig. Eine gute Erde ist locker, duftet angenehm nach Wald und du siehst kleine Bestandteile wie Tongranulat oder Perlite. Diese Zusätze sind entscheidend, denn sie sorgen für eine gute Belüftung der Wurzeln und verhindern Staunässe – der Todfeind Nummer eins auf dem Balkon.
Übrigens, beim Einpflanzen nicht zu gierig sein! Lass den Pflanzen Platz. Für einen typischen 80-cm-Balkonkasten sind 3, maximal 4 Pflanzen ideal. Das sieht am Anfang vielleicht etwas leer aus, aber die wachsen so schnell, dass es nach wenigen Wochen perfekt buschig ist.

Deine simple Einkaufsliste für den Start:
- 3-4 kräftige Jungpflanzen (je nach Sorte ca. 2-4 € pro Stück)
- 1 Balkonkasten (ca. 80 cm lang)
- 1 Sack hochwertige Geranienerde (40 Liter, ca. 8-15 €)
- 1 Flasche Flüssigdünger ODER eine Packung Langzeitdünger
Wasser und Futter: Gießen und Düngen mit Gefühl
Pelargonien sind hart im Nehmen, aber zwei Dinge mögen sie gar nicht: nasse Füße und Hunger. Hier das richtige Gespür zu entwickeln, ist die eigentliche Kunst.
Die Wahrheit über das Gießen
Vergiss pauschale Regeln wie „jeden Tag gießen“. Der Wasserbedarf hängt total vom Wetter, der Pflanzengröße und dem Topf ab. Lern lieber, deine Pflanzen zu lesen. Die beste Methode ist der gute alte Fingertest: Steck deinen Finger zwei, drei Zentimeter tief in die Erde. Fühlt es sich dort trocken an? Dann ist Gießzeit. Ist es noch feucht? Dann warte lieber noch einen Tag.
Und wenn du gießt, dann richtig! Gieß so lange, bis unten aus den Abzugslöchern Wasser herausläuft. So weißt du, dass der ganze Wurzelballen nass ist. Dann ganz wichtig: Nach 15 Minuten das überschüssige Wasser aus dem Untersetzer wegschütten. Das ist die wichtigste Regel überhaupt. Wurzeln, die permanent im Wasser stehen, bekommen keine Luft, faulen und die ganze Pflanze stirbt ab.

Ganz ehrlich, als ich in der Ausbildung war, hab ich mal eine ganze Kiste Geranien ertränkt, weil ich dachte „viel hilft viel“. Tja, daraus lernt man am meisten!
Düngen: Futter für die Blütenmaschine
Pelargonien sind echte Fresssäcke, sogenannte Starkzehrer. Der Dünger in der frischen Erde ist nach etwa 4-6 Wochen aufgebraucht. Ab da musst du nachhelfen. Du hast im Grunde zwei Möglichkeiten:
- Der Klassiker: Flüssigdünger. Das ist die Methode für alle, die gerne gärtnern. Von Mai bis September gibst du einmal pro Woche Flüssigdünger ins Gießwasser. Eine Flasche kostet vielleicht 5-10 Euro und reicht für die ganze Saison. Du hast die volle Kontrolle, musst aber eben dran denken.
- Die bequeme Variante: Langzeitdünger. Das sind kleine Kügelchen oder Stäbchen, die du beim Einpflanzen einfach in die Erde mischst. Sie geben ihre Nährstoffe über Monate langsam ab. Super praktisch, wenn du vergesslich bist oder viel unterwegs. Der Nachteil ist, dass du nicht mehr nachsteuern kannst. Für die meisten ist das aber die einfachste und sicherste Lösung.
Egal wofür du dich entscheidest, ein guter Geraniendünger hat immer ein ausgewogenes NPK-Verhältnis (Stickstoff-Phosphor-Kalium), mit einem Schwerpunkt auf Phosphor für die Blüten und Kalium für die Widerstandsfähigkeit.

Kleine Handgriffe, große Wirkung: Die Pflege im Sommer
Mit der richtigen Basis läuft schon fast alles von selbst. Aber ein paar kleine Handgriffe sorgen dafür, dass deine Geranien bis zum ersten Frost aussehen wie aus dem Katalog.
Das Geheimnis des Ausputzens
Das regelmäßige Entfernen von Verblühtem ist keine reine Kosmetik, es ist ein Turbo für neue Blüten! Wenn eine Blüte verwelkt, steckt die Pflanze all ihre Kraft in die Samenbildung. Wenn du den ganzen Blütenstiel direkt am Ansatz abbrichst, merkt die Pflanze das und steckt ihre Energie lieber in die Produktion neuer Blüten. Das Gleiche gilt für gelbe Blätter: Weg damit! Sieht nicht nur schöner aus, sondern beugt auch Krankheiten vor.
Dein 5-Minuten-Erfolg für heute: Schnapp dir einen Kaffee, geh raus auf den Balkon und zupf ganz entspannt alle verblühten Dolden und gelben Blätter ab. Du wirst sehen, der Kasten sieht sofort 100% besser aus und die Pflanzen danken es dir mit neuer Kraft!

Wenn es kalt wird: Pelargonien über den Winter bringen
Als Südafrikanerinnen vertragen Pelargonien absolut keinen Frost. Du kannst sie aber mit etwas Aufwand überwintern und startest dann im nächsten Frühling mit richtig kräftigen Pflanzen.
Bevor der erste Frost kommt (meist im Oktober), schneidest du die Triebe kräftig auf etwa eine Handbreit zurück. Der ideale Ort zum Überwintern ist hell und kühl, so zwischen 5 und 10 Grad. Ein helles Kellerfenster oder ein kühles Treppenhaus sind perfekt.
Keinen perfekten Keller? Kein Problem. Hier ist die zweitbeste Lösung: Ein kühles, eher dunkleres Treppenhaus ist oft besser als ein warmes, helles Wohnzimmer. Die Faustregel lautet: Je wärmer der Ort, desto mehr Licht braucht die Pflanze, sonst bildet sie nur schwache Geiltriebe. Im Winter wird nur extrem selten gegossen, gerade so, dass der Ballen nicht komplett austrocknet. Ein kleiner Schluck alle paar Wochen reicht völlig.
Wenn’s juckt und krabbelt: Hilfe bei Problemen
Auch die robusteste Geranie kann mal Probleme bekommen. Gelbe Blätter sind meist ein Hilferuf. Sind sie weich und matschig? Zu viel Wasser! Sind sie trocken und knusprig? Zu wenig Wasser!

Manchmal bekommt man auch Besuch von Blattläusen, besonders im Frühling. Bevor du zur Chemiekeule greifst, versuch es mal mit einem simplen Hausmittel: Mische einen Liter Wasser mit ein paar Tropfen Schmierseife (wichtig: keine Spüli-Seife, die schadet den Blättern!). Sprüh die befallenen Stellen damit ein, lass es einwirken und spül es am nächsten Tag mit klarem Wasser ab. Das wiederholst du alle paar Tage.
Ein letzter Hinweis: Der Pflanzensaft kann bei manchen Menschen zu Hautreizungen führen. Bei größeren Schnittarbeiten sind Handschuhe also keine schlechte Idee. Und für Haustiere wie Katzen und Hunde sind Pelargonien leicht giftig. Also lieber drauf achten, dass sie nicht daran knabbern.
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Kleine grüne Tierchen an den frischen Trieben entdeckt?
Keine Panik, das sind meist Blattläuse. Bevor du zur chemischen Keule greifst, versuch es mit einer einfachen Schmierseifenlösung. Mische einen Esslöffel flüssige Schmierseife (ohne Duft- oder Zusatzstoffe) mit einem Liter Wasser und besprühe die befallenen Stellen kräftig, am besten am Abend oder an einem bewölkten Tag. Wichtig: Auch die Blattunterseiten nicht vergessen! Oft reichen ein bis zwei Anwendungen, um die Plagegeister loszuwerden.

Wusstest du, dass die Geranie, wie wir sie kennen, erst im 17. Jahrhundert nach Europa kam? Ihre Reise begann in Südafrika.
Von dort aus eroberte die robuste und blühfreudige Pflanze die Herzen der europäischen Gärtner im Sturm. Die viktorianische Ära machte sie endgültig zum Statussymbol und zum unverzichtbaren Bestandteil kunstvoller Beete. Unsere heutigen Balkonklassiker sind also das Ergebnis jahrhundertelanger Züchtung und Leidenschaft – echte Weltenbummler mit Geschichte.

Geranien sind fantastische Solisten, aber im Duett werden sie unschlagbar. Die Kunst liegt darin, Partner zu wählen, die ähnliche Ansprüche an Sonne und Wasser haben, aber eine andere Wuchsform oder Blattstruktur mitbringen.
- Klassiker in Blau-Weiß: Kombiniere leuchtend rote oder pinke Geranien mit dem zarten Blau des Männertreus (Lobelia) und dem luftigen, schneeweißen Zauberschnee (Euphorbia hypericifolia). Das ergibt einen zeitlosen, eleganten Look.
- Mediterraner Traum: Stehende Geranien in Terrakotta-Tönen harmonieren wunderbar mit hängendem Rosmarin oder silberblättrigem Currykraut. Das sieht nicht nur toll aus, es duftet auch nach Urlaub.

Der häufigste Gießfehler: Wasser von oben direkt über Blätter und Blüten zu gießen. Das fördert nicht nur Pilzkrankheiten wie den Grauschimmel, sondern lässt auch die empfindlichen Blüten unschön verkleben. Gieße deine Geranien immer direkt auf die Erde, am besten morgens. So können die Wurzeln das Wasser optimal aufnehmen, bevor die Mittagssonne alles verdunsten lässt, und das Laub bleibt trocken und gesund.

Vergiss für einen Moment die Blüten und konzentriere dich auf den Duft! Duftgeranien sind das olfaktorische Geheimnis für deinen Balkon. Ihre Blätter verströmen bei der leichtesten Berührung intensive Aromen. Sorten wie ‚Attar of Roses‘ duften nach Rose, ‚Lemon Fancy‘ nach spritziger Zitrone und ‚Chocolate Peppermint‘ nach einer überraschenden Minz-Schoko-Note. Ein kleiner Topf am Sitzplatz genügt, um eine ganz neue Sinnesebene in deine grüne Oase zu bringen.

- Weniger Gießen, da die Pflanze im Ruhezustand ist.
- Kein Dünger von Oktober bis Februar.
- Maximale Blütenpracht im nächsten Jahr.
Das Geheimnis einer erfolgreichen Überwinterung? Schneide deine Geranien vor dem ersten Frost kräftig zurück und stelle sie an einen hellen, kühlen Ort bei 5 bis 10 Grad Celsius, zum Beispiel in ein unbeheiztes Treppenhaus. So gönnst du ihnen die nötige Ruhepause für eine neue Saison.
Flüssigdünger: Ideal für die schnelle Nährstoffversorgung. Marken wie Compo oder Neudorff bieten spezielle Geraniendünger, die du von Frühling bis Spätsommer einmal pro Woche dem Gießwasser beimischst. Perfekt, wenn du die volle Kontrolle behalten willst.
Langzeitdünger: In Form von Stäbchen oder Granulat, die direkt in die Erde kommen. Sie geben ihre Nährstoffe über Monate langsam ab. Super für alle, die es unkompliziert mögen oder auch mal den Dünger vergessen.
Für die maximale Blütenpracht ist die wöchentliche Flüssigdüngung oft effektiver. Langzeitdünger ist die bequeme und sichere Alternative.




