Skandi-Esszimmer: Mehr als nur helle Möbel – Der ehrliche Werkstatt-Guide
Ich steh jetzt schon eine ganze Weile in meiner Werkstatt und hab schon so ziemlich jeden Möbel-Trend kommen und gehen sehen. Aber das skandinavische Design? Das ist irgendwie anders. Das ist kein flüchtiger Hype, sondern eine Lebenseinstellung, die auf ehrlichen Prinzipien beruht: Licht, Funktion und vor allem Respekt vor dem Material.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Fundament: Warum beim Esstisch alles anfängt
- 2 Die richtigen Stühle: Bequemlichkeit ist kein Luxus
- 3 Licht & Farbe: Die clevere Antwort auf dunkle Tage
- 4 Der Feinschliff: Boden, Textilien und Stauraum
- 5 Für Selbermacher: Die wichtigsten Pflege-Tipps
- 6 Ein letztes Wort aus der Werkstatt
- 7 Bildergalerie
Viele denken da sofort an die Möbel aus dem großen schwedischen Kaufhaus. Das ist aber, ganz ehrlich, nur die Spitze des Eisbergs. Dahinter steckt eine tiefe handwerkliche Tradition, die ich wirklich schätze. Ein skandinavisches Esszimmer ist kein steriler, weißer Showroom, sondern das pulsierende Herz eines Zuhauses. Es muss warm sein, den Alltag aushalten und einfach leben.
Also, lass uns mal Klartext reden. In diesem Guide zeige ich dir, worauf es wirklich ankommt – vom richtigen Holz über die Physik des Lichts bis zu den kleinen Details, die aus einem Essbereich einen echten Wohlfühlort machen.
Das Fundament: Warum beim Esstisch alles anfängt
Der Tisch ist der Mittelpunkt. Hier wird nicht nur gegessen, hier wird gelacht, gearbeitet, gestritten und gefeiert. Bei ihm solltest du keine Kompromisse machen, denn seine Qualität und Ausstrahlung prägen den ganzen Raum.
Holz ist nicht gleich Holz: Ein kleiner Material-Crashkurs
Die Wahl des Holzes ist entscheidend für die Langlebigkeit und den Charakter deines Tisches. Für den typisch skandinavischen Look sind vor allem heimische Hölzer super geeignet.
- Eiche: Mein persönlicher Favorit für Esstische. Extrem hart, super widerstandsfähig und mit einer markanten, lebendigen Maserung. Eiche verzeiht auch mal einen heruntergefallenen Topf. Eine massive Eichenplatte ist eine Anschaffung fürs Leben, die du immer wieder aufarbeiten kannst. Preislich liegt man hier im oberen Bereich, aber es lohnt sich.
- Esche: Oft heller und kontrastreicher als Eiche. Eschenholz ist unglaublich zäh und elastisch, weshalb es früher auch für Werkzeugstiele genutzt wurde. Es bringt eine sehr freundliche, helle Note in den Raum und ist eine tolle, etwas preiswertere Alternative zur Eiche.
- Birke: Das klassische Holz des Nordens. Fast weiß, mit einer ganz feinen, dezenten Maserung. Birkenholz ist allerdings deutlich weicher. Für einen stark beanspruchten Familientisch ist es vielleicht nicht die erste Wahl, es sei denn, du stehst auf eine gelebte Optik mit ein paar Dellen und Kratzern.
- Kiefer: Die Budget-freundliche Option. Ein warmes, gelbliches Nadelholz, das stark nachdunkelt und mit seinen Ästen einen rustikalen Charme hat. Aber Achtung: Kiefer ist sehr weich. Hier sind Gebrauchsspuren quasi vorprogrammiert. Ich rate nur dazu, wenn du diesen „Used-Look“ wirklich magst.
Kleiner Tipp aus der Praxis: Achte unbedingt auf den Begriff „Massivholz“. Das bedeutet, die Platte besteht durchgehend aus echtem Holz. Günstigere Tische haben oft nur ein Echtholzfurnier auf einer Spanplatte. Das ist nicht per se schlecht, aber eine Macke im Furnier ist eine Macke für immer. Ich hatte mal einen Kunden, der dachte, er könne seinen „Holztisch“ abschleifen. Die Enttäuschung war groß, als nach dem ersten Schleifzug die Spanplatte durchschimmerte…
Preislich musst du bei einem guten, massiven Eichentisch vom Schreiner (ca. 180×90 cm) schon mit 1.500€ bis 3.000€ rechnen. Eine hochwertige Furnier-Variante findest du dagegen schon zwischen 500€ und 1.000€.
Die Oberfläche: Fühlen, was man hat
Wie das Holz behandelt wird, entscheidet über Optik, Gefühl und Pflegeaufwand. Das ist der Punkt, an dem sich Qualität zeigt.
- Geölt: Mein klarer Favorit für den Wohnbereich. Das Öl zieht tief ein und schützt das Holz von innen, lässt es aber atmen. Die Oberfläche fühlt sich warm und natürlich an. Flecken lassen sich oft lokal durch leichtes Anschleifen und Nachölen beheben. Ich schwöre auf Hartwachsöle, zum Beispiel von Marken wie Osmo. Die findest du im guten Fachhandel, nicht unbedingt im Standard-Baumarkt.
- Geseift: Eine sehr traditionelle, skandinavische Methode, besonders für helle Hölzer. Die Oberfläche wird mit einer Seifenlösung behandelt, was sie aufhellt und ihr eine einzigartige, samtig-matte Haptik gibt. Sieht toll aus, ist aber auch die empfindlichste Variante und braucht regelmäßige Zuwendung.
- Lackiert: Ein Lack bildet eine geschlossene Schutzschicht. Das ist super gegen Flüssigkeiten, fühlt sich aber oft kühler und künstlicher an. Ein Kratzer im Lack ist zudem schwer zu reparieren. Wenn schon Lack, dann am besten ein matter Wasserlack – der ist umweltfreundlicher.
ACHTUNG, BRANDGEFAHR! Das ist keine Theorie, das ist mir selbst passiert. Ein Lehrling hat mal einen mit Leinöl getränkten Lappen in den Mülleimer geworfen. Über Nacht hat sich das Ding durch Oxidation selbst entzündet. Wir hatten Glück im Unglück. Also: Ölgetränkte Lappen IMMER flach zum Trocknen ausbreiten oder in einem luftdichten Metallbehälter lagern!
Die Konstruktion: Was einen Tisch stabil macht
Ein guter Tisch wackelt nicht. Punkt. Schau dir die Verbindung von Beinen und Platte genau an. Klassische Holzverbindungen sind top, aber auch moderne Metallbeschläge können bombenfest sein. Wichtig bei Massivholz: Die Platte muss „arbeiten“ können, sich also bei Feuchtigkeit ausdehnen und bei Trockenheit zusammenziehen. Profis nutzen dafür Beschläge mit Langlöchern. Das siehst du nicht auf den ersten Blick, aber du merkst es, wenn dein Tisch nach dem ersten Winter keine Risse hat.
Die richtigen Stühle: Bequemlichkeit ist kein Luxus
Was nützt der schönste Tisch, wenn man darauf nicht stundenlang sitzen und quatschen kann? Beim Stuhl treffen Design und Ergonomie aufeinander.
Ein paar Faustregeln: Die Tischhöhe liegt meist zwischen 74 und 78 cm. Passend dazu sollte die Sitzhöhe der Stühle bei etwa 45 bis 48 cm liegen. So hast du genug Platz für die Beine. Eine leicht geformte Rückenlehne, die den unteren Rücken stützt, macht lange Abende erst richtig gemütlich.
Übrigens muss es nicht immer alles aus einem Guss sein. Der Mix macht’s! Es sieht super aus, verschiedene Stühle um den Tisch zu gruppieren. Das lockert die ganze Atmosphäre auf. Ein kleiner Trick, damit es nicht chaotisch wird: Bleib entweder in einer Materialfamilie (z.B. nur Holzstühle in verschiedenen Formen) oder in einer Farbpalette (z.B. unterschiedliche Modelle in Weiß-, Grau- und Schwarztönen). Wichtig ist nur, dass die Sitzhöhe bei allen einigermaßen gleich ist.
Man muss auch nicht die teuren Design-Originale kaufen. Wichtiger ist, das Prinzip dahinter zu verstehen: Die besten Entwürfe sind oft aus einem einzigen Stück Formholz gebogen oder haben eine flexible Sitzfläche aus Papierkordel. Das zeigt, dass Komfort nicht immer dicke Polster braucht, sondern eine intelligente Form.
Licht & Farbe: Die clevere Antwort auf dunkle Tage
Im Norden sind die Winter lang und dunkel. Deshalb ist das ganze Design darauf ausgelegt, das wenige Tageslicht maximal auszunutzen. Das ist simple Physik: Helle Flächen reflektieren Licht, dunkle schlucken es.
Deshalb sind Wände, Decken und Böden oft hell. Ein mattes Weiß ist die perfekte Grundlage. Es streut das Licht sanft und wirkt nicht steril. Mein Tipp: Hochwertige Mineralfarben, etwa eine Silikatfarbe (z.B. von Kreidezeit). Die haben eine wunderschöne, pudrige Oberfläche und sind gut fürs Raumklima. Akzente setzt du dann mit sanften Grau-, Blau- oder Grüntönen an einer einzelnen Wand. Schwarze Elemente – bei Stuhlbeinen oder Bilderrahmen – schaffen Kontraste und geben dem Raum Halt.
Das perfekte Licht-Rezept
Ein häufiger Fehler ist eine einzige, knallhelle Deckenlampe. Das macht ungemütliches Licht und harte Schatten. Besser ist ein Mix aus mehreren Lichtquellen. Hier mein Rezept für eine gemütliche Atmosphäre:
- 1x Pendelleuchte über dem Tisch: Sie sollte ca. 60-70 cm über der Platte hängen. Unbedingt dimmbar! Zum Essen hell, für den Wein am Abend gemütlich. Achte auf eine warmweiße Lichtfarbe (ca. 2700 Kelvin).
- 1x Stehlampe in einer Ecke: Schafft eine sanfte, indirekte Grundbeleuchtung.
- 1x kleine Akzentleuchte: Auf einem Sideboard oder Regal sorgt sie für eine weitere Lichtinsel und Tiefe im Raum.
Ganz wichtig: Bei allen Elektroinstallationen immer einen Fachmann ranlassen. Das ist eine Frage der Sicherheit, da gibt’s keine zwei Meinungen.
Der Feinschliff: Boden, Textilien und Stauraum
Ein Holzboden ist natürlich die erste Wahl. Breite Dielen aus Kiefer oder Eiche, oft weiß geölt, sind typisch. Ein Teppich unter der Essgruppe kann Wunder wirken: Er definiert den Bereich, verbessert die Akustik und sorgt für warme Füße. Damit es funktioniert, sollte er so groß sein, dass die Stühle auch im zurückgerückten Zustand noch komplett darauf stehen. Eine gute Regel: Tischlänge/-breite plus mindestens 60-70 cm auf jeder Seite.
Textilien wie leichte Leinenvorhänge, Sitzkissen oder Stoffservietten bringen Weichheit und Farbe ins Spiel. Beim Stauraum, also Sideboards oder Vitrinen, gilt: schlicht und funktional. Grifflose Fronten mit „Push-to-Open“-Mechanik sind super, um den minimalistischen Look zu unterstreichen.
Für Selbermacher: Die wichtigsten Pflege-Tipps
Ein geölter Massivholztisch lebt und bekommt mit der Zeit eine wunderschöne Patina. Keine Angst vor kleinen Macken! Bei Rotweinflecken gilt: sofort aufwischen! Wenn doch mal was passiert, ist die Reparatur meist einfach.
Mini-Anleitung: So ölst du deinen Tisch richtig nach
Ein- bis zweimal im Jahr braucht dein Tisch eine kleine Wellness-Kur. Das geht einfacher, als du denkst:
- Vorbereiten: Die Platte mit feinem Schleifpapier (Körnung 240) in Faserrichtung leicht anschleifen.
- Säubern: Den Schleifstaub gründlich mit einem trockenen, fusselfreien Tuch entfernen.
- Öl auftragen: Wenig Pflegeöl auf einen Baumwolllappen geben und gleichmäßig dünn einmassieren.
- Einwirken lassen: Lass das Öl ca. 15-20 Minuten einziehen (Herstellerangaben beachten!).
- Überschuss weg: Das überstehende Öl mit einem sauberen Lappen restlos abnehmen. Fertig!
Ein letztes Wort aus der Werkstatt
Ein skandinavisches Esszimmer einzurichten, ist am Ende eine Entscheidung für Qualität und ein bewusstes Leben mit weniger, aber besseren Dingen. Es geht darum, einen Raum zu schaffen, der nicht nur gut aussieht, sondern sich auch gut anfühlt. Nimm dir Zeit, fass die Materialien an, spür die Oberflächen. Ein Raum, der mit Sorgfalt gestaltet wurde, gibt diese Sorgfalt jeden Tag an dich zurück. Und das ist unbezahlbar.
Bildergalerie
Das dänische Konzept „Hygge“ ist mehr als nur ein Wohntrend – es ist das Gefühl von Geborgenheit, das entsteht, wenn Licht, Material und gute Gesellschaft perfekt zusammenspielen. Ihr Esstisch ist die Bühne dafür. Denken Sie an weiches, dimmbares Licht, an die Wärme einer Woll- oder Schaffelldecke über einem Stuhl und an Kerzenschein, der auf der natürlichen Holzmaserung tanzt.
- Die richtige Höhe: Die Unterkante der Leuchte sollte etwa 60-70 cm über der Tischplatte hängen. So blendet sie nicht, leuchtet den Tisch aber vollständig aus.
- Dimmbarkeit ist Trumpf: Investieren Sie in einen Dimmer. Helles Licht für die Hausaufgaben, gedimmtes Licht für ein gemütliches Abendessen.
- Lichtkegel beachten: Eine einzelne Pendelleuchte wie die klassische PH 5 von Louis Poulsen bündelt das Licht und schafft eine intime Insel. Bei langen Tischen sind mehrere kleine Leuchten oft die bessere Wahl.
Der größte Fehler bei der Stuhlwahl: Nur auf die Optik zu achten. Ein Stuhl kann noch so ikonisch sein – wenn man nach 20 Minuten nicht mehr bequem sitzt, wird kein Abendessen gemütlich. Achten Sie auf eine gut geformte Rückenlehne und eine angenehme Sitzhöhe. Der legendäre Wishbone Chair von Hans J. Wegner ist nicht ohne Grund ein Klassiker: Er ist schön UND unglaublich bequem.
Gutes Design ist nicht, wenn man nichts mehr hinzufügen kann, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.
Dieser Gedanke von Antoine de Saint-Exupéry ist die Seele des skandinavischen Designs. Jedes Möbelstück hat eine klare Funktion. Fragen Sie sich bei jedem Dekostück: Brauche ich das wirklich oder stört es nur die klare Linie des Raums?
Wie kombiniere ich verschiedene Stühle am Tisch, ohne dass es chaotisch wirkt?
Der Trick liegt in der Wiederholung. Suchen Sie nach einer Gemeinsamkeit, die alle Stühle verbindet. Das kann das Material sein (z.B. nur Holzstühle), die Farbe (alle Stühle in verschiedenen Schwarz- oder Grautönen) oder die Epoche (alles Mid-Century-Klassiker). Ein bunter Mix aus Eames Plastic Chair, einem Y-Stuhl und einem schlichten Holzhocker kann fantastisch aussehen, wenn sie alle eine klare Verbindung zueinander haben.
Textilien sind die Seele des skandinavischen Esszimmers. Sie brechen die Härte des Holzes und schaffen Wärme und Akustik.
- Leinen: Eine Tischdecke aus grobem Leinen bringt eine lässige, natürliche Textur ins Spiel.
- Wolle: Ein hochwertiger Wollteppich unter dem Tisch definiert den Essbereich und schluckt Schall.
- Baumwolle: Kissen mit grafischen Mustern, zum Beispiel von Marimekko, setzen farbige Akzente auf schlichten Stühlen.
Runder Tisch: Fördert die Kommunikation, da sich alle ansehen können. Ideal für kleinere, quadratische Räume und gesellige Runden. Er wirkt oft leichter und weniger wuchtig.
Rechteckiger Tisch: Der Klassiker für große Familien oder wenn oft Gäste kommen. Er strukturiert den Raum klar und bietet maximale Sitzfläche. Perfekt für längliche Esszimmer.
Die Wahl hängt also nicht nur vom Geschmack, sondern vor allem von Ihrer Raumsituation und Lebensweise ab.
Fast 30% der Deutschen essen mindestens einmal täglich am Esstisch zu Abend.
Das macht diesen Ort zu einem der meistgenutzten Möbel im Haus. Eine Investition in eine massive, geölte Tischplatte aus Eiche oder Esche ist daher keine Ausgabe, sondern eine Wertanlage. Sie widersteht dem Alltag, kann immer wieder abgeschliffen und neu geölt werden und erzählt über die Jahre ihre ganz eigene Familiengeschichte.
- Schafft eine definierte Zone im Raum.
- Verbessert die Raumakustik erheblich.
- Bringt Wärme und Textur auf glatte Holzböden.
Das Geheimnis? Ein kurzfloriger Wollteppich. Wählen Sie ihn groß genug, sodass die Stühle auch im zurückgerückten Zustand noch komplett darauf stehen. Modelle von Marken wie ferm LIVING oder HAY bieten oft die perfekte Mischung aus schlichtem Design und hoher Qualität.
Japandi – Die perfekte Symbiose: Wenn skandinavische Funktionalität auf japanische Wabi-Sabi-Ästhetik (die Schönheit des Unvollkommenen) trifft, entsteht Japandi. Denken Sie an dunklere Hölzer wie Nussbaum, filigrane Stuhlbeine, handgemachte Keramik von Marken wie Broste Copenhagen und den bewussten Einsatz von Leerräumen. Es ist ein Stil für alle, denen der reine Skandi-Look manchmal eine Spur zu hell ist.
Muss ein Skandi-Esszimmer immer weiß sein?
Absolut nicht! Das ist ein weitverbreiteter Irrglaube. Während Weiß und helle Hölzer die Basis bilden, leben authentische skandinavische Räume von subtilen, von der Natur inspirierten Farben. Denken Sie an das sanfte Grau von Kieselsteinen, das tiefe Grün von Moos oder das beruhigende Blau eines Fjordwassers. Eine einzelne Akzentwand in einer dieser Farben, etwa mit den Kalkfarben von Jotun, kann dem Raum Tiefe und Charakter verleihen, ohne die helle Grundstimmung zu zerstören.
Der Stuhl ist der schwierigste Gegenstand, den es zu gestalten gilt. Jeder, der schon einmal versucht hat, einen zu entwerfen, weiß das. – Ludwig Mies van der Rohe
Diese Aussage unterstreicht, warum Stuhl-Ikonen wie der ‚Series 7‘ von Arne Jacobsen oder der ‚CH24 Wishbone‘ von Hans J. Wegner auch nach über 70 Jahren noch so relevant sind. Sie sind das Ergebnis unzähliger Prototypen und einer perfekten Balance aus Ergonomie, Material und Ästhetik.
Vergessen Sie überladene Dekoration. Oft reicht ein einziges, gut gewähltes Objekt, um dem Tisch eine persönliche Note zu geben. Eine ikonische Aalto-Vase von Iittala mit einem einzelnen großen Zweig wirkt skulptural und elegant. Oder eine schlichte, handgetöpferte Schale, die die natürliche Haptik des Holzes unterstreicht. Qualität schlägt hier immer Quantität.
Auch das Geschirr ist Teil der Gesamtkomposition. Es muss nicht alles zusammenpassen, aber es sollte eine Geschichte erzählen.
- Iittala ‚Teema‘: Das von Kaj Franck entworfene Service ist der Inbegriff des funktionalen Designs – jeder Teil ist vielseitig einsetzbar.
- Royal Copenhagen: Die handbemalten ‚Blue Fluted‘ Teller sind ein Stück dänischer Geschichte und ein wunderbarer Kontrast zu minimalistischen Tischen.
Geölte Oberfläche: Das Öl zieht tief ins Holz ein und schützt von innen. Die Haptik ist natürlich und warm, die Holzporen bleiben offen. Kleine Kratzer lassen sich leicht lokal ausbessern. Nachteil: Sie ist empfindlicher gegen Flecken und muss 1-2 Mal im Jahr nachgeölt werden.
Lackierte Oberfläche: Der Lack bildet eine schützende Schicht auf dem Holz. Die Platte ist sehr pflegeleicht und unempfindlich gegen Flüssigkeiten. Nachteil: Die Haptik ist kühler, fast künstlich. Bei tiefen Kratzern muss oft die gesamte Platte abgeschliffen und neu lackiert werden.
Ein häufiger Fehler ist die falsche Teppichgröße. Er muss so groß sein, dass alle Stuhlbeine auch dann noch auf dem Teppich stehen, wenn man sie zum Aufstehen zurückschiebt. Eine gute Faustregel: Messen Sie Ihren Tisch aus und addieren Sie auf jeder Seite mindestens 60 cm.
Der Klang des Raumes: Ein Esszimmer voller harter Oberflächen – Holzboden, Glastisch, glatte Wände – kann akustisch sehr unangenehm sein. Echos und lauter Geräuschpegel stören die Unterhaltung. Gezielt eingesetzte Textilien sind die einfachste Lösung. Schwere Leinenvorhänge, ein Wollteppich oder sogar gepolsterte Stühle absorbieren Schall und schaffen sofort eine ruhigere, intimere Atmosphäre.
- Maximale Lichtausbeute im langen nordischen Winter.
- Visuelle Vergrößerung kleinerer Räume.
- Eine neutrale Leinwand für Holz und farbige Akzente.
Das Geheimnis? Die richtige weiße Farbe. Vermeiden Sie kaltes, bläuliches Weiß. Wärmere Weißtöne mit einem Hauch von Grau oder Beige (z.B. ‚Skimming Stone‘ von Farrow & Ball) wirken viel einladender und harmonieren besser mit natürlichen Holzfarben.
Der Wert eines Vintage-Möbelstücks liegt nicht nur in seinem Design, sondern auch in seiner Geschichte und der Patina, die es über die Jahre entwickelt hat.
Statt vier neuer Stühle könnten Sie in zwei echte Mid-Century-Originale investieren, die Sie auf Auktionsplattformen oder im Fachhandel finden. Sie sind oft besser verarbeitet als moderne Repliken und bringen einen unbezahlbaren Charakter in Ihr Esszimmer.
Welche Pflanzen passen in ein skandinavisches Esszimmer?
Setzen Sie auf Pflanzen mit interessanten Blattformen und einer klaren, skulpturalen Silhouette. Eine Geigenfeige (Ficus lyrata) in einer Ecke, eine Monstera mit ihren großen Blättern oder ein paar zarte Eukalyptuszweige in einer Vase sind perfekt. Vermeiden Sie zu verspielte, blühende Pflanzen, um den ruhigen, aufgeräumten Look beizubehalten.
Aufbewahrung, aber richtig: Ein typisch skandinavisches Sideboard, zum Beispiel aus Teakholz aus den 60er Jahren, ist nicht nur praktisch, sondern auch ein Statement. Es bietet Platz für Geschirr und Tischwäsche und hält so den Essbereich aufgeräumt. Die Oberfläche wird zur Bühne für eine sorgfältig kuratierte Auswahl an Deko-Objekten: eine Leuchte, ein paar Bücher und eine schöne Keramikschale.
Der Trend geht weg von den ganz hellen Hölzern hin zu „New Nordic“. Hier dominieren wärmere, dunklere Töne wie geräucherte Eiche, Nussbaum oder sogar schwarz gebeizte Esche. Kombiniert mit Messingdetails und tiefen, satten Wandfarben entsteht eine edle und gemütliche Variante des Skandi-Stils, die weniger minimalistisch und dafür umso wohnlicher ist.
- Holz altern lassen: Unbehandelte Hölzer wie Kiefer oder Birke entwickeln mit der Zeit eine wunderschöne, honigfarbene Patina. Widerstehen Sie dem Drang, alles perfekt zu halten.
- Leder nutzen: Sitzflächen oder Griffe aus Naturleder werden mit jedem Jahr schöner. Flecken und Abnutzung erzählen eine Geschichte.
- Auf Langlebigkeit setzen: Kaufen Sie lieber ein Teil weniger, aber dafür in einer Qualität, die Generationen überdauert.
Eine Studie der Universität von British Columbia hat gezeigt, dass der visuelle Kontakt mit Holzelementen in Innenräumen Stress reduzieren kann.
Das erklärt, warum wir uns in einem Raum mit einem massiven Holztisch und Holzstühlen oft instinktiv wohler fühlen. Die natürliche Maserung und die warme Haptik wirken beruhigend auf unser Nervensystem – ein unbewusster, aber zentraler Aspekt des skandinavischen Wohngefühls.
Wichtiger Punkt: Die Beleuchtung muss funktional sein, aber auch Atmosphäre schaffen. Eine einzige, grelle Deckenleuchte zerstört jede Gemütlichkeit. Besser ist ein Beleuchtungskonzept aus drei Ebenen: eine Pendelleuchte über dem Tisch für direktes Licht, eine Stehleuchte in der Ecke für indirektes Raumlicht und Kerzen oder eine kleine Tischlampe auf dem Sideboard für Akzentlicht.
