Bank sagt ‚Nein‘ zum Gründungskredit? Perfekt! Jetzt geht’s erst richtig los.
Ich hab in meinem Leben schon viele junge Leute auf ihrem Weg begleitet. Einige hatten das Zeug zum echten Meister, andere waren grundsolide Fachkräfte. Aber die Allerbesten, die hatten immer diesen einen Funken in den Augen – den Traum, was Eigenes auf die Beine zu stellen. Oft kamen sie zu mir, der Kopf voller Ideen, und ein paar Wochen später standen sie wieder da, mit hängenden Schultern. Der Grund? Fast immer der gleiche: Die Hausbank hat den Kredit für die Gründung abgelehnt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Warum Banker wirklich ‚Nein‘ sagen: Eine knallharte Analyse
- 1.1 1. Dein Businessplan: Mehr als nur eine schöne Idee
- 1.2 2. Dein Finanzplan: Die einzige Sprache, die die Bank wirklich versteht
- 1.3 3. Dein Eigenkapital: Wie sehr glaubst du selbst an dich?
- 1.4 4. Deine Sicherheiten: Was passiert, wenn alles schiefgeht?
- 1.5 5. Du als Person: Der entscheidende Faktor
- 2 Plan B: Wenn die Hausbank zögert, springt oft der Staat ein
- 3 Vorbereitung auf den zweiten Anlauf: Jetzt erst recht!
- 4 Zum Schluss: Eine Warnung und ein Wort zur Haltung
Ganz ehrlich, das erste „Nein“ von einer Bank fühlt sich an wie ein Schlag in die Magengrube. Eine eiskalte Dusche für den Traum vom eigenen Laden. Aber glaub mir, aus Erfahrung kann ich dir sagen: Diese erste Absage ist oft das Beste, was dir als Gründer passieren kann. Sie zwingt dich, schonungslos ehrlich auf dein ganzes Vorhaben zu schauen. Das ist keine Endstation, sondern ein unbezahlbarer Praxistest für deine Planung, den du quasi umsonst bekommst.

Sieh die Absage also nicht als Scheitern, sondern als den ersten, ehrlichen Ratschlag eines Profis. Und dieser Profi, die Bank, spricht eine verdammt klare Sprache. Wir müssen nur lernen, sie zu verstehen.
Warum Banker wirklich ‚Nein‘ sagen: Eine knallharte Analyse
Wenn ein Bankberater einen Kreditantrag ablehnt, dann nicht aus einer Laune heraus. Er folgt klaren Regeln und einer simplen Logik: Er will das Geld der Bank sicher wiedersehen, und zwar mit Zinsen. Jeder einzelne Punkt in deinem Antrag wird genau unter dieser Lupe geprüft. Die häufigsten Schwachstellen, die ich über die Jahre gesehen habe, sind fast immer dieselben.
1. Dein Businessplan: Mehr als nur eine schöne Idee
Viele Gründer sind verständlicherweise in ihre Idee verliebt. Das ist auch gut so, denn ohne diese Leidenschaft geht es nicht. Aber die Bank verliebt sich nicht in Ideen, sie investiert in knallharte, nachvollziehbare Pläne. Dein Businessplan ist kein Werbeprospekt. Er ist die technische Zeichnung deines zukünftigen Unternehmens.

Hier ist eine kleine No-Go-Checkliste für deinen Plan:
- Fehlende Marktanalyse: Behauptungen wie „Der Bedarf ist riesig“ sind für die Bank wertlos. Du brauchst Zahlen, Fakten, Beweise. Wer sind deine Kunden? Wie alt sind sie, wo wohnen sie, was verdienen sie? Wer sind deine drei härtesten Konkurrenten im Umkreis von 20 Kilometern? Was genau machst du besser, schneller oder günstiger? Um es mal ganz konkret zu machen… Schlecht: „Meine Kunden sind alle, die gute Möbel wollen.“ Besser: „Meine Kernzielgruppe sind Paare zwischen 30 und 45 Jahren im Neubaugebiet Musterstadt, die gerade ein Haus gebaut haben und bereit sind, zwischen 5.000 € und 10.000 € für einen maßgefertigten Einbauschrank auszugeben.“ Das ist eine Ansage!
- Utopische Umsatzprognosen: Viele rechnen im ersten Jahr mit Umsätzen, von denen etablierte Betriebe nur träumen können. Ein Banker riecht das auf zehn Meter Entfernung. Sei konservativ. Ein kleiner Tipp: Plane deine Ausgaben mit 100 %, aber deine Einnahmen nur mit 70 % von dem, was du dir erhoffst. Das zeigt, dass du auch für schlechtere Zeiten einen Plan hast.
- Schwammige Beschreibungen: Was genau bietest du an? Welche Maschinen brauchst du dafür und warum genau dieses Modell von diesem Hersteller? Jede Aussage muss konkret und begründet sein. Ein Banker muss nach dem Lesen das Gefühl haben, er könnte deinen Laden morgen selbst aufschließen.
Ich hatte mal einen jungen Tischler, der wollte sich mit maßgefertigten Einbaumöbeln selbstständig machen. Sein Plan war voller Herzblut, aber die Zahlen waren aus der Luft gegriffen. Ich hab ihn gezwungen, eine Woche lang nur zu recherchieren: Was kostet der Quadratmeter Eichenholz bei drei verschiedenen Lieferanten? Wie viele Stunden braucht ein Geselle realistisch für einen laufenden Meter Einbauschrank? Erst als diese Details stimmten, wurde aus der schönen Idee ein solider Plan.

2. Dein Finanzplan: Die einzige Sprache, die die Bank wirklich versteht
Der Finanzplan ist das Herzstück deines Antrags. Hier zeigt sich, ob du Kaufmann sein kannst oder nur ein Träumer bist. Er besteht im Grunde aus drei Teilen: Kapitalbedarf, Rentabilität und, ganz wichtig, der Liquidität.
- Kapitalbedarf: Liste JEDEN einzelnen Posten auf, den du für den Start brauchst. Von der großen CNC-Fräse bis zum Paket Druckerpapier. Und vergiss die Anlaufkosten nicht: Miete und Kaution für die ersten drei Monate, Marketing (Flyer, Website), Beratungskosten und eine eiserne Reserve. Eine gute Faustregel ist, immer 15-20 % Puffer für unvorhergesehene Ausgaben einzuplanen. Das zeigt Weitblick.
- Rentabilität: Hier stellst du deine geplanten Umsätze den Kosten gegenüber. Sei brutal ehrlich bei den Kosten. Viele vergessen die Beiträge zur Berufsgenossenschaft, diverse Versicherungen oder die laufenden Kosten für den Steuerberater. Die Bank prüft das auf Plausibilität. Wenn deine Personalkosten zu niedrig angesetzt sind, weiß der Banker sofort, dass du die Lohnnebenkosten vergessen hast.
- Liquidität: Das ist die wichtigste Liste für dein Überleben. Viele Gründer verstehen das nicht. Hier planst du Monat für Monat alle echten Geldeingänge und -ausgänge. Wann zahlen die Kunden ihre Rechnungen WIRKLICH (oft erst nach 30, manchmal 60 Tagen)? Wann sind die Steuervorauszahlungen fällig? Stell dir das ganz einfach vor: Eine Spalte für alle erwarteten Einnahmen pro Monat, eine für alle fixen Ausgaben (Miete, Leasing, Gehälter) und eine für variable Kosten (Material, Sprit). Am Ende siehst du, was am Monatsende wirklich auf dem Konto übrig bleibt. Diese Planung zeigt der Bank, dass du nicht nach drei Monaten pleite bist, nur weil ein großer Kunde mal zu spät zahlt.

3. Dein Eigenkapital: Wie sehr glaubst du selbst an dich?
Die Bank will sehen, dass du selbst bereit bist, ins Risiko zu gehen. Der beste Beweis dafür ist eigenes Geld. Eine feste Regel gibt es nicht, aber so um die 20 % Eigenkapital an der Gesamtinvestition sollte man schon anstreben. Fehlendes Eigenkapital ist der häufigste K.O.-Grund.
Aber Achtung, hier gibt es einen oft unbekannten Trick: alternatives Eigenkapital! Du hast kein Geld auf dem Konto? Vielleicht hast du aber teures Werkzeug, einen Firmenwagen oder eine hochwertige Computerausstattung, die du als Sacheinlage einbringen kannst. Oder vielleicht bürgen deine Eltern mit einem Teil ihres Hauses? Das ist für die Bank oft genauso viel wert wie Bargeld, denn es zeigt: Hier steht eine ganze Familie hinter der Idee.
4. Deine Sicherheiten: Was passiert, wenn alles schiefgeht?
Sicherheiten sind das, was die Bank verwerten kann, wenn dein Traum platzt. Das können Immobilien sein, eine Lebensversicherung mit hohem Rückkaufswert oder eben eine Bürgschaft. Viele junge Gründer haben hier wenig zu bieten. Das ist völlig normal. Wichtig ist nur, dass du das Thema offen ansprichst. Zu sagen „Ich habe leider keine materiellen Sicherheiten“ ist tausendmal besser, als das Thema zu ignorieren.

5. Du als Person: Der entscheidende Faktor
Am Ende leiht die Bank nicht nur einer Idee Geld, sondern vor allem dir als Mensch. Ein negativer Schufa-Eintrag ist da fast immer ein sofortiges Aus. Deshalb hier ein kleiner Quick-Win, den du HEUTE noch erledigen kannst: Beantrage online deine kostenlose Schufa-Selbstauskunft. Das dauert fünf Minuten und bewahrt dich vor peinlichen Überraschungen im Bankgespräch.
Und dein Auftreten zählt. Sei vorbereitet. Du musst jede Zahl in deinem Plan im Schlaf erklären können. Geh nicht als Bittsteller zur Bank, sondern als zukünftiger Geschäftspartner auf Augenhöhe. Du bietest der Bank schließlich eine Chance, an deinem Erfolg mitzuverdienen.
Plan B: Wenn die Hausbank zögert, springt oft der Staat ein
Eine Absage ist also nicht das Ende. Sie ist der Startschuss für die Suche nach dem richtigen Weg. Das deutsche Fördersystem ist ein Dschungel, aber es bietet geniale Möglichkeiten, gerade wenn die Hausbank kalte Füße bekommt.
- Die KfW-Bank: Dein stiller Teilhaber
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist die Förderbank des Staates. Der Clou: Du beantragst den Kredit ganz normal bei deiner Hausbank, aber die KfW springt im Hintergrund mit ein und übernimmt einen Großteil des Risikos. Beim beliebten „ERP-Gründerkredit – StartGeld“ (für Vorhaben bis 125.000 €) übernimmt die KfW satte 80 % des Ausfallrisikos. Plötzlich sinkt das Risiko für deine Hausbank dramatisch und aus einem „Nein“ wird oft ein „Ja, damit können wir arbeiten“. Wichtig: Der Antrag muss immer vor Beginn des Vorhabens gestellt werden. Hast du schon den Mietvertrag unterschrieben, ist es zu spät! Suche online einfach nach „KfW Gründerkredit“, da findest du alles. - Die Bürgschaftsbanken der Länder
Jedes Bundesland hat eine eigene Bürgschaftsbank. Ihre Aufgabe ist es, Gründern ohne ausreichende Sicherheiten unter die Arme zu greifen. Sie bürgen gegenüber deiner Hausbank für einen Teil des Kredits. Sprich deinen Berater direkt darauf an: „Wäre eine Ausfallbürgschaft der Bürgschaftsbank für Sie eine Option?“. Das zeigt, dass du dich informiert hast. Google einfach „Bürgschaftsbank“ und den Namen deines Bundeslandes. - Der Gründungszuschuss vom Arbeitsamt
Wenn du aus der Arbeitslosigkeit (ALG I) gründest, ist das eine riesige Hilfe. Du bekommst die ersten sechs Monate dein letztes Arbeitslosengeld plus eine Pauschale von 300 € für die Sozialversicherung. Das sichert dir die private Miete, während der Laden anläuft.

Vorbereitung auf den zweiten Anlauf: Jetzt erst recht!
Mit diesem Wissen bewaffnet, gehst du jetzt in die Überarbeitung. Und dabei bist du gnadenlos ehrlich zu dir selbst.
Hol dir professionelle Hilfe. Du bist Experte für dein Handwerk, nicht für Finanzen. Ein auf Gründer spezialisierter Steuerberater oder Unternehmensberater ist die beste Investition, die du tätigen kannst. So ein Finanzplan-Check vom Profi kostet dich vielleicht zwischen 300 € und 800 €, aber er ist jeden Cent wert. Gut zu wissen: Es gibt dafür sogar staatliche Zuschüsse (BAFA-Förderung), die die Kosten erheblich senken können.
Geh deinen überarbeiteten Plan dann Satz für Satz durch. Untermauere jede Behauptung mit einer Quelle oder einer sauberen Berechnung. Hol dir schriftliche Angebote für deine Maschinen. Das sind die Fakten, die einen Banker überzeugen, nicht deine Leidenschaft allein.
Und dann, mit deinen wasserdichten Unterlagen, suchst du dir eine andere Bank. Oder auch zwei. Manche Sparkassen sind stark in der regionalen Handwerksförderung, manche Volksbanken haben sich auf freie Berufe spezialisiert. Eine Absage ist keine generelle Absage.

Zum Schluss: Eine Warnung und ein Wort zur Haltung
Eine Gründung ist ein Marathon, kein Sprint. Der Rückschlag bei der Bank ist der erste fiese Anstieg. Genau in dieser Phase der Enttäuschung lauern die Geier. „Kredit ohne Schufa“ oder „Finanzierung in 24 Stunden“ sind Lockrufe, die direkt in die Schuldenfalle führen. Vorsicht: Solche Angebote haben oft Wucherzinsen von über 12-15 % – das bricht einem Startup finanziell das Genick. Eine seriöse Finanzierung braucht Zeit. Punkt.
Eine solide Finanzierung aufzubauen, dauert oft drei bis sechs Monate. Das ist realistisch. Der Weg ist vielleicht etwas bürokratisch, aber er ist sicher und legt das Fundament für einen Betrieb, der nicht beim ersten Sturm umfällt.
Die Absage der Bank war also kein Ende. Sie war der Beginn deiner eigentlichen Arbeit als Unternehmer: Probleme erkennen, Lösungen finden und einen Plan so lange zu schleifen, bis er nicht nur dich, sondern auch kritische Profis überzeugt. Wenn dir das gelingt, hast du die wichtigste Prüfung auf dem Weg in die Selbstständigkeit schon bestanden.

