Mehr als nur Protz: Was Empire-Möbel wirklich draufhaben – Ein ehrlicher Blick aus der Werkstatt

von Mareike Brenner
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Ich vergesse nie meinen ersten echten Auftrag mit einem Empire-Möbel. Das war ein wuchtiger Sekretär aus Mahagoni, der in einem alten Kontorhaus stand und „aufgefrischt“ werden sollte. Als ich meine Hand auf die seidenmatte Schellackpolitur legte, war das wie eine Zeitreise. Die kühle, schwere Bronze der Beschläge, die perfekt gearbeiteten Furniere … das war kein Möbel. Das war ein Statement.

Damals habe ich eine wichtige Lektion gelernt: Empire ist nicht einfach nur ein Stil. Es ist eine Demonstration von Ordnung, Macht und einer Handwerkskunst, die heute kaum noch jemand bezahlt.

Viele Leute denken bei Empire sofort an Gold und Angeberei. Das ist nicht komplett falsch, aber es ist nur die halbe Wahrheit. Um diesen Stil zu kapieren, muss man sich in eine Zeit großer politischer Umbrüche in Europa versetzen. Ein neuer Machthaber wollte die Größe des alten Römischen Reiches wiederbeleben. Alles sollte Stärke, Disziplin und einen Hauch von Heldentum ausstrahlen. Und diese Idee zog sich durch alles – von der Architektur bis zu den Möbeln. Als Handwerker sehen wir das in den Materialien und Formen. Kein Schnörkel ist zufällig. Jede Linie hat eine Bedeutung.

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Die Grundlagen: Woran du echten Empire-Stil erkennst

Im Grunde ist der Stil ein super strenger Klassizismus. Die verspielten, geschwungenen Linien früherer Epochen waren komplett out. Jetzt herrschte die gerade Linie, die absolute Symmetrie. Stell dir einen römischen Feldherren vor, der sein Zelt einrichtet: alles funktional, streng und von bester Qualität. Das ist die Kernidee.

Die Möbel sind oft kubisch und fast wie kleine Gebäude aufgebaut. Du siehst Säulen, klare Kanten und architektonische Elemente. Die Deko ist nicht verspielt, sondern symbolisch. Lorbeerkränze, Adler, Sphingen oder militärische Symbole – das sind die typischen Erkennungszeichen.

In der Werkstatt sage ich meinen Leuten immer: Schaut euch die Konstruktion an! Ein Empire-Möbel ist ehrlich gebaut. Die Verbindungen sind grundsolide, die Proportionen glasklar. Die Schönheit kommt nicht von verspielten Details, sondern aus der perfekten Verarbeitung edler Materialien. Die dunklen, spiegelnden Oberflächen sollen die klaren Formen betonen, nicht von ihnen ablenken.

Warum eigentlich immer Mahagoni und Bronze?

Die Frage nach dem Mahagoni kommt ständig. Obwohl es damals politische Handelsblockaden gab, war dieses Holz aus den Kolonien das Maß aller Dinge. Es hat diese tiefe, rotbraune Farbe, die mit der Zeit wunderschön nachdunkelt, und seine Poren sind extrem fein. Das macht es perfekt für Hochglanzpolituren. Eine Schellackpolitur auf Mahagoni bekommt eine Tiefe, die fast flüssig wirkt. Außerdem ist das Holz super dicht und formstabil – ideal für die großen, furnierten Fronten von Kommoden und Schränken.

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Ach ja, das Furnieren… Damals war das eine echte Kunstform. Man sägte große Stämme so auf, dass man spiegelbildliche Blätter bekam. Damit konnte ein Tischler eine Kommodenfront gestalten, deren Maserung sich von der Mitte aus perfekt symmetrisch ausbreitet. Das erzeugt eine unglaubliche Ruhe. Darunter war meist ein einfaches, aber stabiles Trägerholz wie Eiche oder Fichte. Die eigentliche Kunst war es, das damals noch recht dicke Furnier (so um die 1,5 bis 2,5 mm) so aufzuleimen, dass es Jahrhunderte überlebt. Ganz ehrlich, mit unserer modernen Heizungsluft haben wir es da heute viel schwerer.

Und dann die Bronzebeschläge. Das ist kein billiger Messingguss. Echte Beschläge sind aus massiver Bronze und oft feuervergoldet. Übrigens, kleiner Exkurs in die düstere Werkstattgeschichte: Bei der Feuervergoldung wurde eine Mischung aus Gold und hochgiftigem Quecksilber aufgetragen. Beim Erhitzen verdampfte das Quecksilber (weshalb viele dieser Handwerker nicht alt wurden) und eine extrem haltbare, matte Goldschicht blieb zurück. Das Verfahren ist heute zum Glück verboten, aber die Qualität dieser alten Vergoldungen ist unerreicht. Sie haben diesen warmen, tiefen Glanz, den man heute kaum nachmachen kann.

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Ein Blick in die Trickkiste der Werkstatt

Wenn wir so ein altes Stück restaurieren, ist das wie eine archäologische Ausgrabung alter Handwerkstechniken. Vieles davon steht in keinem Buch, das lernst du nur durch jahrelanges Machen.

Die Magie der Schellackpolitur (und was sie kostet)

Eine echte Handpolitur ist eine Arbeit von Wochen, kein Witz. Man löst Schellack – ein Harz von einer Laus – in Alkohol auf. Mit einem Leinenballen wird die Lösung in unzähligen, hauchdünnen Schichten aufgetragen. Immer in kreisenden Bewegungen, mit genau dem richtigen Druck. Zu viel Lack gibt Streifen, zu viel Druck reibt alles wieder runter. Dazwischen muss das Möbelstück immer wieder tagelang trocknen.

Viele Kunden fragen: „Was kostet es, so eine Oberfläche neu aufzubauen?“ Das ist natürlich schwer zu pauschalisieren, aber als Hausnummer: Eine professionelle Schellackpolitur für die Deckplatte einer typischen Kommode (ca. 1 qm) kann je nach Zustand schnell zwischen 500 € und 1.500 € kosten. Das klingt viel, aber da stecken locker 20-30 Stunden reine Handarbeit drin.

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Erste Hilfe für alte Beschläge

Die Bronzebeschläge sind oft nur mit kleinen Stiften befestigt. Bevor wir an die Oberfläche gehen, wird alles vorsichtig demontiert und nummeriert. Die Reinigung ist heikel. Niemals mit scharfer Metallpolitur rangehen! Das zerstört die alte Vergoldung oder die Patina.

Kleiner Tipp für dich, falls du selbst ein altes Stück hast. So reinigst du die Beschläge sicher in 3 Schritten:

  1. Ein Bad in lauwarmer Seifenlauge (Neutralseife genügt).
  2. Ganz vorsichtig mit einer weichen Zahnbürste den Schmutz aus den Ritzen bürsten.
  3. Mit einem weichen Baumwolltuch trocken tupfen, nicht reiben. Fertig!

Wenn mal ein Teil fehlt, arbeiten wir mit spezialisierten Kunstgießern. Das ist aufwendig und nicht billig, aber der einzige Weg, ein Möbelstück wieder zu vervollständigen.

Empire ist nicht gleich Empire: Die wichtigsten Unterschiede

Nicht alles, was streng und klassisch aussieht, ist französisches Empire. Der Stil hatte überall in Europa Einfluss, wurde aber oft an den lokalen Geschmack angepasst. Diese Unterschiede zu kennen, ist entscheidend.

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  • Das französische Original (Empire): Hier dominieren Macht und Repräsentation. Dunkles Mahagoni, massive, feuervergoldete Bronzen und militärische Symbole sind typisch. Die Möbel sind schwer, streng und für Paläste gebaut.
  • Die deutsche Antwort (Biedermeier): Nach den großen Kriegen zogen sich die Leute ins Private zurück. Das Biedermeier ist die bürgerliche, gemütlichere Variante. Man nutzte heimische Hölzer wie Kirsche, Nussbaum oder Birke, die wegen ihrer schönen Maserung geschätzt wurden. Statt Goldbronzen gab es oft nur kleine, geschwärzte Schlüsselschilder. Die Möbel sind leichter, freundlicher und für das Wohnzimmer des Bürgertums gemacht.
  • Die elegante englische Variante (Regency): Parallel zum Empire entwickelten die Engländer ihren eigenen Stil. Er ist oft eleganter, leichter und nicht so wuchtig. Feine Intarsien aus Messing und die Verwendung von exotischen Hölzern wie Palisander sind hier häufiger zu finden. Während das Empire militärisch streng wirkt, hat das Regency eine fast schon feingeistige Eleganz.

Und heute? So passt ein antikes Stück in deine Wohnung

Einen ganzen Raum im Empire-Stil einzurichten? Puh, das ist eine echte Herausforderung und wirkt in einer modernen Wohnung schnell wie ein Museum. Aus meiner Erfahrung ist es viel spannender, gezielte Akzente zu setzen. Ein einziges, starkes Möbelstück kann einem Raum Charakter geben, ohne ihn zu erschlagen.

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Eine Konsole mit Marmorplatte im Flur, ein runder Salontisch neben einem modernen Sofa oder ein Paar Sessel, neu bezogen mit einem schlichten, hochwertigen Stoff – solche Kombinationen funktionieren erstaunlich gut. Das reduzierte Umfeld lässt das historische Stück erst richtig strahlen.

Deine Checkliste vor dem Kauf: Worauf du achten musst

Der Markt ist voll mit Kopien und Stücken „im Stil von“. Echte Antiquitäten sind selten und haben ihren Preis. Ein einfacher Stuhl kann schon bei 800-1.200 € anfangen, eine gute Kommode liegt schnell im mittleren vierstelligen Bereich und höher. Bevor du zuschlägst, geh diese Punkte durch:

  • Die Rückseite lügt nicht: Schau dir die Rückwand und die Schubladen an. Siehst du handgemachte Schwalbenschwanzzinken? Ist die Rückwand aus einfachen, massiven Brettern? Das sind gute Zeichen für ein altes Stück.
  • Fühl das Material: Ist die Bronze schwer und kalt oder leichtes, gestanztes Blech? Eine echte Feuervergoldung hat eine matte, tiefe Farbe und darunter ist massive Bronze.
  • Patina vs. Schaden: Altersspuren sind gut und gehören dazu! Aber achte auf große Risse im Furnier, aktiven Holzwurmbefall (kleine Löcher mit frischem Holzmehl) oder wackelige Beine. Eine Restaurierung kann schnell teurer werden als das Möbel selbst.
  • Wo suchen? Gute Stücke findest du am ehesten bei spezialisierten Antiquitätenhändlern oder in den Katalogen größerer Auktionshäuser. Bei Online-Plattformen und auf Flohmärkten ist extreme Vorsicht geboten – hier tummeln sich viele Blender.

Achtung, Pflegefalle! Stell solche Möbel niemals in die pralle Sonne oder direkt an die Heizung. Staubwischen nur mit einem weichen, trockenen Tuch. Und bitte, BITTE niemals moderne Möbelpolituren benutzen! Die enthalten oft Silikone, die in die Oberfläche eindringen und eine spätere, fachgerechte Restaurierung fast unmöglich machen.

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Wann der Profi ranmuss (und wann nicht)

Wenn du ein wertvolles Stück geerbt hast, widersteh dem Drang, es „mal eben schnell“ selbst abzuschleifen. Du kannst in Minuten zerstören, was 200 Jahre überdauert hat. Eine originale Oberfläche ist ein riesiger Teil des Wertes.

Grundsätzlich gilt: Bei allem, was über sanftes Staubwischen hinausgeht, solltest du einen Fachmann fragen. Lose Furnierstücke, Risse, instabile Beine oder eine blinde Oberfläche sind definitiv ein Fall für die Werkstatt. Eine gute Restaurierung kostet Geld, ja. Aber eine schlechte Reparatur ist eine Katastrophe, die den Wert deines Möbels vernichtet.

Der Empire-Stil ist so viel mehr als nur ein alter Einrichtungsstil. Er ist ein faszinierendes Stück Handwerksgeschichte – kompromisslos in der Qualität und gebaut für die Ewigkeit. In unserer schnellen Wegwerf-Welt ist das eine Botschaft, die aktueller ist denn je.

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Jenseits von Mahagoni und Gold war die Farbpalette des Empire überraschend kühn. Sattes Smaragdgrün, tiefes Pompejanisch-Rot und leuchtendes Saphirblau wurden oft für Wandbespannungen und Polsterstoffe verwendet. Diese kräftigen Farben bildeten einen dramatischen Kontrast zu den dunklen Hölzern und schufen eine Atmosphäre von opulentem Luxus, die weit über das rein Militärische hinausging.

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  • Die Bienen: Symbol der Unsterblichkeit und Napoleons persönliches Emblem.
  • Der Lorbeerkranz: Ein direktes Zitat aus dem Römischen Reich, das für Sieg und Ruhm steht.
  • Der Adler: Repräsentiert Macht und das Imperium, ebenfalls eine Anlehnung an die römischen Legionen.

Das Geheimnis? Diese Symbole waren keine bloße Dekoration, sondern politische Propaganda, in Bronze und Holz gegossen.

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Wichtiger Punkt: Achten Sie auf die Bronze-Applikationen, die sogenannten „Bronzes d’ameublement“. Bei authentischen Stücken sind sie oft feuervergoldet (eine heute verbotene Quecksilbertechnik), was ihnen einen tiefen, satten Glanz verleiht. Moderne Reproduktionen nutzen meist eine elektrolytische Vergoldung, die flacher und weniger lebendig wirkt. Der Unterschied liegt im Detail – und im Wert.

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„Der Stil des Empire ist der von Napoleon.“ – Pierre-François-Léonard Fontaine, Architekt Napoleons

Dieses Zitat bringt es auf den Punkt. Der Stil war untrennbar mit der Persönlichkeit und den Ambitionen des Kaisers verbunden. Jedes Möbelstück sollte seine Macht, seine Ordnungsliebe und seinen Anspruch auf die Nachfolge der römischen Cäsaren widerspiegeln. Es ist Design als direkte Manifestation von politischem Willen.

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Passt ein wuchtiger Empire-Sekretär überhaupt in eine moderne Wohnung?

Absolut, wenn man ihn als Solitär inszeniert. Statt den Raum zu überladen, setzen Sie ein einziges, starkes Empire-Möbelstück als bewussten Kontrapunkt zu minimalistischem oder modernem Design. Der Kontrast zwischen den klaren Linien von heute und der ornamentalen Strenge von damals erzeugt eine faszinierende Spannung. Ein hochwertiger Wollteppich und indirekte Beleuchtung schaffen die perfekte Bühne.

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Die typischen Textilien der Epoche waren ebenso luxuriös wie die Möbel. Stellen Sie sich schwere Seidendamaste, gestreifte Satins und Velours vor. Marken wie Rubelli oder Pierre Frey führen heute noch Designs, die von diesen Mustern inspiriert sind. Ein neu bezogener Sessel mit einem Stoff, der Bienen oder Palmetten zeigt, kann einem Raum sofort einen Hauch von imperialem Flair verleihen.

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Empire-Stil: Französisch, imperial, streng. Die Möbel sind oft monumental und mit militärischen oder antiken Symbolen verziert. Das Ziel ist Repräsentation und die Demonstration von Macht.

Biedermeier-Stil: Deutsch-österreichisch, bürgerlich, gemütlich. Eine Reaktion auf das Empire. Helle Hölzer wie Kirsche oder Birke, geschwungene, aber schlichte Formen. Das Ziel ist häuslicher Komfort.

Beide Stile entstanden zur gleichen Zeit, bedienten aber völlig unterschiedliche Lebensgefühle.

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  • Vermeiden Sie scharfe Reinigungsmittel und Silikon-Sprays.
  • Stäuben Sie die Oberfläche nur mit einem weichen, trockenen Tuch ab.
  • Bei leichten Kratzern oder matten Stellen kann eine professionelle Auffrischung mit Schellack-Politur wahre Wunder wirken.
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Wussten Sie, dass durch die Kontinentalsperre Napoleons (1806-1814) der Import von Mahagoni aus den britischen Kolonien extrem erschwert wurde?

Trotzdem blieb es das Statussymbol schlechthin. Tischler mussten oft auf alte Lagerbestände zurückgreifen oder einheimische Hölzer wie Nussbaum oder Eibe verwenden und diese aufwändig mahagonifarben beizen, um den gewünschten Look zu erzielen.

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Ein oft übersehenes, aber essenzielles Element des Empire-Interieurs ist der Boden. Die schweren, dunklen Möbel kommen am besten auf hellem Untergrund zur Geltung. Ideal ist ein klassisches Fischgrät- oder Versailles-Parkett aus Eiche. Alternativ schaffen große, helle Natursteinfliesen mit eingelegten dunklen Kabochons den perfekten, von antiken Villen inspirierten Rahmen.

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Geheimtipp aus der Werkstatt: Wenn Sie ein altes Empire-Möbelstück erwerben, widerstehen Sie dem Drang, es „perfekt“ restaurieren zu lassen. Eine sanft beriebene Vergoldung oder eine leicht verblichene Schellackoberfläche ist kein Makel, sondern eine Patina. Sie erzählt die 200-jährige Geschichte des Stücks und verleiht ihm eine Authentizität, die keine neue Politur ersetzen kann.

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Die Inspiration für die zahlreichen Sphingen, Palmetten und Lotusblüten im Empire-Stil stammt direkt von Napoleons Ägyptenfeldzug (1798–1801). Wissenschaftler und Künstler, die die Expedition begleiteten, dokumentierten die altägyptische Kunst akribisch. Ihre Veröffentlichungen lösten in Europa eine Welle der Ägyptomanie aus, die sich sofort in der Möbelkunst niederschlug.

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Warum ist die Rückenlehne vieler Empire-Stühle so gerade und hart?

Komfort war zweitrangig. Im Empire ging es um Haltung und Repräsentation. Die aufrechte Sitzposition galt als diszipliniert und würdevoll, passend zum militärischen Geist der Zeit. Man saß nicht entspannt im Salon, man hielt Audienz – selbst im eigenen Zuhause. Die Form folgte der Etikette, nicht der Bequemlichkeit.

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Eines der ikonischsten Möbelstücke ist die „Psyché“, ein großer, schwenkbarer Standspiegel, der oft von Säulen flankiert wird. Er erlaubte es erstmals, sich von Kopf bis Fuß zu betrachten – ein Symbol für das neue, selbstbewusste Bürgertum und die aufkommende Modekultur der napoleonischen Ära.

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  • Das Gewicht: Echte Empire-Möbel sind aus massivem Holz und oft mit schweren Bronzebeschlägen gefertigt. Sie sind erstaunlich schwer.
  • Die Rückwand: Oft aus einfachem, massivem Nadelholz und grob verarbeitet. Perfektionismus galt nur für die sichtbaren Teile.
  • Die Schubladen: Achten Sie auf handgefertigte Schwalbenschwanzzinken. Sind sie zu perfekt und gleichmäßig, deutet das auf maschinelle Fertigung hin.
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Der führende Ebenist (Kunsttischler) der Epoche war François-Honoré-Georges Jacob-Desmalter. Seine Werkstatt in der Rue Meslée in Paris beschäftigte Hunderte von Handwerkern und belieferte den gesamten napoleonischen Hof.

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Der Empire-Stil war der erste wirklich internationale Stil des 19. Jahrhunderts. In England entwickelte er sich zum Regency-Stil, in Deutschland zum Biedermeier, in den USA zum American Empire (bekannt durch den Möbeldesigner Duncan Phyfe) und in Russland fand er in den Zarenpalästen eine besonders prunkvolle Ausprägung.

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Ein häufiger Fehler: Zu viel des Guten. Ein Zimmer, das komplett im Empire-Stil eingerichtet ist, kann schnell wie ein Museum wirken – steif und unbewohnbar. Der Schlüssel liegt in der Mischung. Kombinieren Sie ein Empire-Stück mit modernen Sofas, zeitgenössischer Kunst oder einem weichen Berberteppich, um einen lebendigen, persönlichen Raum zu schaffen.

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Budget-Alternative: Echte Empire-Antiquitäten sind teuer. Eine clevere Alternative ist es, nach hochwertigen Stücken aus der Zeit des Neoklassizismus der 1940er oder 50er Jahre Ausschau zu halten. Marken wie Maison Jansen oder Maison Baguès produzierten Möbel, die den Stil zitierten, aber eine leichtere, modernere Anmutung haben und oft erschwinglicher sind.

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  • Geradlinige, klare Symmetrie.
  • Dunkle, spiegelglatt polierte Hölzer.
  • Applikationen aus vergoldeter Bronze.

Das Ergebnis? Eine formale Strenge, die eine fast meditative Ruhe ausstrahlt. Die Ordnung des Möbels überträgt sich auf den gesamten Raum.

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Die Beleuchtung ist entscheidend, um die Schönheit von Empire-Möbeln zur Geltung zu bringen. Statt greller Deckenleuchten eignen sich mehrere dezentrale Lichtquellen. Eine Tischleuchte auf einer Kommode betont die Maserung des Holzes, ein Spot an der Decke lässt die Bronze-Applikationen aufblitzen und schafft dramatische Schatten, die die architektonische Form unterstreichen.

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Gab es auch schlichte Empire-Möbel?

Ja, absolut. Abseits der kaiserlichen Paläste gab es eine bürgerlichere Variante. Hier wurde oft auf teure Bronze-Applikationen verzichtet und stattdessen mit ebonisierten (geschwärzten) Details oder eingelegten hellen Holzadern gearbeitet. Diese Stücke wirken weniger martialisch und lassen sich oft harmonischer in heutige Wohnkonzepte integrieren.

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Die Chaiselongue: Dieses Möbelstück wurde im Empire perfektioniert. Inspiriert von antiken griechischen und römischen Liegen (Kline), wurde es zum Sinnbild für die eleganten Damen der Gesellschaft, wie die berühmte Madame Récamier, die von Jacques-Louis David auf einer solchen porträtiert wurde. Es ist ein Möbel, das für Muße und intellektuellen Austausch steht.

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Selbst die Schlüssel und Schlüsselschilder waren kunstvoll gestaltet. Oft hatten sie die Form von Lorbeerkränzen, Füllhörnern oder Rosetten. Kein Detail wurde dem Zufall überlassen.

Der Kauf eines 200 Jahre alten Empire-Möbels ist eine Lektion in Nachhaltigkeit. Statt auf schnelllebige Trends zu setzen, investiert man in ein Stück Handwerksgeschichte, das bereits Generationen überdauert hat und bei guter Pflege noch viele weitere überdauern wird. Es ist ein Statement gegen die Wegwerfkultur.

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.