Retro-Wohnen, aber richtig: So verleihst du deinem Zuhause echten Vintage-Charme

von Romilda Müller
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Ich hab schon unzählige Möbelstücke aus der Mitte des letzten Jahrhunderts in den Händen gehalten. Mal ist es ein altes Erbstück mit einer emotionalen Geschichte, mal ein ramponierter Cocktailsessel vom Flohmarkt, der nur darauf wartet, wieder zum Leben erweckt zu werden. Der Wunsch, diese besondere Ästhetik zurückzuholen, ist total verständlich. Aber ganz ehrlich: „Retro“ ist so viel mehr als nur ein Nierentisch und ein paar bunte Kissen.

Eine Sache müssen wir direkt am Anfang klären, das ist super wichtig: Der Unterschied zwischen Retro und Vintage. Vintage ist das Original – der Sessel, der wirklich in dieser Zeit gebaut wurde und eine echte Patina hat. Retro hingegen ist eine Nachempfindung, also ein brandneues Möbelstück im alten Look. Beides ist völlig okay, aber wenn du einen Raum wirklich authentisch gestalten willst, musst du das Lebensgefühl, die Formen und vor allem die Materialien von damals verstehen. Es geht um ehrliche Handwerkskunst, nicht um eine billige Kulisse.

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In diesem Guide teile ich meine Erfahrungen aus der Werkstatt. Wir schauen uns die Zeit von den optimistischen 50ern bis zu den groovigen 70ern an und klären, worauf es wirklich ankommt.

Die Basis für alles: Ohne die richtigen Materialien geht gar nichts

Ein Raum fühlt sich erst dann echt an, wenn die Haptik stimmt. Die Nachkriegszeit war eine Ära des Aufbruchs, in der mit neuen Werkstoffen experimentiert wurde. Wer das ignoriert, dessen Einrichtung wird immer ein bisschen „fake“ aussehen.

Holz: Die Seele des Mid-Century-Designs

Besonders in den 50er und 60er Jahren waren helle und mittelbraune Hölzer der absolute Renner. Teak war der unangefochtene Star, vor allem im skandinavisch angehauchten Design. Es hat diese wunderschöne, warme Farbe und eine markante Maserung, die sofort Gemütlichkeit ausstrahlt. Auch Nussbaum und helle Eiche waren total beliebt. Das Besondere war aber die Formgebung: diese typischen konischen, schräg gestellten Beine von Sideboards und Sesseln. Sieht nicht nur elegant aus, sondern sorgt auch für einen überraschend stabilen Stand.

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Kleiner Tipp: Wenn du so ein Möbelstück aufarbeitest, achte auf die Oberfläche. Entweder wurde sie mit Öl oder Wachs behandelt (das fühlt sich natürlich an) oder sie hat eine Hochglanz-Polyesterlackierung. Achtung! Diesen Lack abzuschleifen ist eine extrem staubige und mühsame Arbeit. Plane dafür für einen kleinen Beistelltisch locker ein ganzes Wochenende ein, wenn du es von Hand machst.

Kunststoffe: Die bunte Revolution

Nichts schreit lauter „60er und 70er“ als Kunststoff. Plötzlich waren organische, fließende Formen möglich, die man aus Holz niemals hätte fertigen können. Denkt nur an diese berühmten Stühle, die aus einem einzigen Guss geformt wurden – eine Ikone ihrer Zeit.

Materialien wie Polyurethan ermöglichten weiche, geformte Polstermöbel, während Schichtstoffplatten die Oberflächen von Küchentischen unverwüstlich machten. Auch Plexiglas brachte eine völlig neue Leichtigkeit ins Spiel, oft für Beistelltische oder Lampenschirme. Heute musst du bei der Pflege alter Kunststoffe vorsichtig sein. Scharfe Reiniger können sie spröde machen oder unschön verfärben. Ein weiches Tuch und Spüli sind hier meist die beste Wahl.

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Metall & Textilien: Glanz und Gloria

Chrom war das Lächeln der Möbel. Es blitzte an Stuhlbeinen, Tischgestellen und Lampen und brachte einen Hauch von amerikanischem Diner-Feeling in die Wohnungen. Daneben kam oft filigraner, schwarz lackierter Stahl zum Einsatz, der einen tollen Kontrast zu den warmen Holztönen bildete.

Und die Stoffe… ein Fest für die Sinne! Grobe Webstoffe, oft aus robusten Kunstfasern, machten Polstermöbel familientauglich. Die Farben waren mutig: Orange, Avocado-Grün, Senfgelb, Braun. Cord war ebenfalls ein riesen Thema, nicht nur für Hosen. Auf dem Boden lagen hochflorige Teppiche, in denen man fast versunken ist. Super gemütlich, aber, seien wir ehrlich, ein Albtraum zum Staubsaugen.

So schaffst du die richtige Atmosphäre

Ein Raum ist mehr als nur eine Ansammlung von Möbeln. Das Zusammenspiel von Wänden, Böden und Licht entscheidet über alles. Und genau hier kannst du mit ein paar Tricks eine Menge erreichen.

Die Farbpaletten der Jahrzehnte im Überblick

Farben sind dein mächtigstes Werkzeug. Anstatt alles wild zu mischen, such dir am besten eine Dekade als Leitfaden aus. Das sorgt für Harmonie.

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  • Die Fünfziger: Denk an amerikanische Diners! Sanfte Pastelltöne wie Mintgrün, Hellblau und Rosa treffen auf starke Kontraste in Schwarz, Weiß und Rot. Der Look ist optimistisch und leicht.
  • Die Sechziger: Jetzt wird’s laut! Knalliges Orange, leuchtendes Gelb und psychedelische Muster erobern die Räume. Große, einfarbige Flächen (Colour Blocking) waren total angesagt. Mutige Kombis wie Pink und Orange? Absolut!
  • Die Siebziger: Die Töne werden erdiger und gedeckter. Braun in allen Schattierungen, von Beige bis Schokolade, dominiert die Szene. Dazu gesellen sich Orange, Avocado-Grün und Ocker. Das schafft eine sehr gemütliche, fast höhlenartige Atmosphäre.

Wände, Böden und das gewisse Etwas

Mustertapeten waren damals ein absolutes Muss. Von kleinen grafischen Mustern in den 50ern bis hin zu riesigen, kühnen Op-Art-Drucken in den 70ern, die mit den Augen spielen. Wenn du dich selbst an eine Mustertapete wagst: Arbeite immer vom Fenster weg und achte penibel auf den Rapport (die Wiederholung des Musters). Nichts sieht schlimmer aus als ein versetztes Muster!

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Auf dem Boden lagen oft pflegeleichte Beläge wie Linoleum oder PVC, gern im klassischen schwarz-weißen Schachbrettmuster. Später kamen dann die flauschigen Hochflorteppiche dazu.

Und das Licht? Ganz wichtig! Indirekte Beleuchtung war der Schlüssel. Tütenförmige Lampenschirme, die ein warmes Licht abgeben, elegante Bogenleuchten, die sich über das Sofa spannen, oder natürlich die ikonische Lavalampe. Kombiniere am besten immer mehrere Lichtquellen. Eine Deckenleuchte für die Grundhelligkeit, eine Stehlampe zum Lesen und ein paar kleine Akzentlichter.

Eine ernste Warnung zur Elektrik: Wenn du eine alte Lampe vom Flohmarkt kaufst, geh damit BITTE zu einem Elektriker und lass sie durchchecken, bevor du sie anschließt. Die Kabelisolierungen von damals werden mit der Zeit brüchig. Das ist kein Witz, das ist lebensgefährlich. Die 50 Euro für den Check sind gut investiertes Geld.

Dein praktischer Fahrplan zum Retro-Zuhause

Okay, genug Theorie. Wie fängst du jetzt konkret an, ohne dich zu verzetteln?

Dein Retro-Starter-Kit für den kleinen Geldbeutel

Man muss nicht gleich die ganze Wohnung umkrempeln. Fang mit ein paar Schlüsselstücken an, um ein Gefühl zu bekommen.

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  • Dein 50er-Jahre-Starter-Kit: Hol dir einen Nierentisch (findest du auf Kleinanzeigen oft für 30-80 €), eine Tüten-Stehlampe (gibt’s neu im Retro-Stil schon ab ca. 60 €) und ein paar Kissen mit grafischen Mustern. Fertig ist die erste Ecke!
  • Dein 70er-Jahre-Starter-Kit: Ein gemütlicher Sessel in Cord-Optik, ein runder Flokati-Teppich (ca. 80-150 € je nach Größe) und eine Makramee-Blumenampel an der Decke. Das bringt sofort den richtigen Vibe.

Budget-Frage: Original, Flohmarkt oder Neuware?

Eine authentische Einrichtung muss kein Vermögen kosten. Die Mischung macht’s!

  • Design-Originale: Klar, ein ikonischer Lounge Chair ist eine Wertanlage und das Herzstück eines Raumes. Aber dafür musst du auch mehrere tausend Euro auf den Tisch legen. Für High-End-Stücke sind Plattformen wie Pamono eine gute Anlaufstelle.
  • Flohmarkt & Kleinanzeigen: Hier liegen die wahren Schätze für den kleinen Geldbeutel. No-Name-Möbel aus der Zeit haben oft eine super Qualität. Ein Cocktailsessel für 50 Euro braucht vielleicht einen neuen Bezug, ist dann aber ein echtes Unikat.
  • Retro-Neuware: Viele Hersteller bieten heute tolle Möbel im Retro-Stil an. Vorteil: Du hast keine Probleme mit alten Materialien und bekommst Garantie. Nachteil: Ihnen fehlt die Seele und die Geschichte.

Mein Rat: Investiere in ein oder zwei wirklich gute Stücke, die du liebst, und ergänze sie mit günstigen Fundstücken und passenden neuen Accessoires.

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Die 3 häufigsten Fehler (und wie du sie vermeidest)

Aus meiner Erfahrung gibt es ein paar klassische Fallen, in die fast jeder Retro-Anfänger tappt.

  1. Der Museums-Look: Alles aus einer einzigen Epoche zu kaufen, wirkt schnell steril und wie in einem Museum. Ein modernes Zuhause lebt von einem Mix. Kombiniere ruhig dein 70er-Sofa mit einem schlichten modernen Regal.
  2. Die Raumgröße ignorieren: Ein wuchtiges braunes Cordsofa mag cool sein, aber es erdrückt ein kleines 15-Quadratmeter-Wohnzimmer. Filigrane 50er-Jahre-Möbel auf hohen Beinen lassen einen Raum hingegen größer wirken.
  3. An der falschen Stelle sparen: Beim Aufpolstern oder bei der Elektrik zu sparen, rächt sich immer. Einen Sessel neu beziehen zu lassen, ist nicht billig – rechne je nach Größe und Stoff mit 300 € bis über 800 €. Aber ein Profi macht das richtig, sodass du die nächsten 20 Jahre Freude daran hast.

Kleine Probleme, schnelle Lösungen

Wenn man mit alten Möbeln hantiert, gibt es so ein paar typische Wehwehchen. Aber keine Sorge, für vieles gibt es eine einfache Lösung.

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  • Problem: Muffiger Geruch im alten Schrank.
    Lösung: Gründlich mit Essigwasser auswischen und gut lüften lassen. Eine Schale mit Kaffeepulver über Nacht reinstellen, die zieht die restlichen Gerüche raus.
  • Problem: Ein Stuhlbein wackelt.
    Lösung: Das liegt meistens an altem, ausgetrocknetem Leim. Das Bein vorsichtig lösen (nicht brechen!), die alten Leimreste abkratzen und mit frischem, hochwertigem Holzleim neu verleimen. Mit einer Schraubzwinge für ein paar Stunden fest pressen – hält wieder bombenfest!
  • Problem: Wasserflecken auf geöltem Teakholz.
    Lösung: Nimm ganz feine Stahlwolle (Körnung 000) und reibe ganz vorsichtig in Faserrichtung über den Fleck. Danach die Stelle mit einem speziellen Teak-Öl nachbehandeln. Aber teste das immer zuerst an einer unauffälligen Stelle!

Retro-Wohnen ist eine fantastische Möglichkeit, deinem Zuhause Persönlichkeit zu geben. Es ist eine Reise in eine Zeit voller Kreativität und Optimismus. Geh mit offenen Augen über Flohmärkte, fass die Materialien an und hab keine Angst, etwas Altem eine neue Chance zu geben. So schaffst du dir ein Zuhause, das wirklich eine Geschichte erzählt – nämlich deine.

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Und jetzt bin ich neugierig: Welches Fundstück vom Flohmarkt habt ihr schon gerettet? Schreibt es doch mal in die Kommentare!

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Licht ist der heimliche Star im Retro-Zuhause. Vergessen Sie sterile Deckenspots. Eine originalgetreue oder gut nachempfundene Bogenlampe, wie die berühmte „Arco“ von Castiglioni, kann einen ganzen Wohnbereich definieren und schafft eine gemütliche, zonierte Atmosphäre, die typisch für die 60er und 70er Jahre war.

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  • Der Blick fürs Detail: Achten Sie beim Flohmarktkauf auf originale Beschläge, Griffe und Scharniere. Repliken sind oft weniger massiv.
  • Der Geruchstest: Echte alte Möbel haben einen charakteristischen, aber nicht muffigen Holzgeruch. Ein modriger Geruch deutet auf Feuchtigkeitsschäden hin.
  • Auf die Patina kommt es an: Leichte Kratzer und Gebrauchsspuren sind keine Mängel, sondern erzählen die Geschichte des Möbelstücks.
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Haptik ist alles: Ein Raum wird erst durch die richtigen Texturen lebendig. Denken Sie an grob gewebte Wollstoffe, Cord für Sesselbezüge oder einen hochflorigen Flokati-Teppich. Diese Materialien laden zum Anfassen ein und brechen die glatten Oberflächen von Holz und Kunststoff auf, was für die typische Gemütlichkeit sorgt.

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„The details are not the details. They make the design.“ – Charles Eames

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Die Farbpalette der 70er Jahre war mutig und erdverbunden. Statt einzelner Akzente wurden oft ganze Räume in ein Farbschema getaucht, das Wärme und Geborgenheit ausstrahlte.

  • Avocadogrün: Oft für Küchenfronten, Badezimmerfliesen oder als Wandfarbe.
  • Senfgelb & Ocker: Beliebt für Polstermöbel und Vorhänge.
  • Sattes Orange: Der Klassiker für Kunststoffmöbel, Lampen und grafische Muster.
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Muss ich mich für ein Jahrzehnt entscheiden?

Nein, auf keinen Fall! Die Übergänge waren fließend. Ein Sideboard aus den späten 60ern harmoniert wunderbar mit einer Tapete im Stil der frühen 70er. Der Trick ist, eine verbindende Klammer zu finden – das kann eine Holzart sein, die sich wiederholt, oder eine Farbpalette, die beide Epochen zitiert. So entsteht ein authentisch gewachsener Look statt einer starren Museums-Kulisse.

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Vintage Original: Ein echtes String-Regal aus den 50ern oder 60ern hat eine unvergleichliche Patina und ist eine Wertanlage. Die Furniere sind oft dicker und die Leitern zeigen leichte Gebrauchsspuren.

Moderne Neuauflage: String Furniture produziert das Originaldesign bis heute. Vorteil ist die perfekte Verarbeitung und die riesige Auswahl an Farben und Modulen, die es damals so nicht gab.

Beide Optionen sind eine Hommage an den Designer Nisse Strinning und eine stilistisch sichere Wahl.

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In den 1970er Jahren erlebte die Zimmerpflanze einen beispiellosen Boom und wurde zum festen Designelement.

Das war mehr als nur Dekoration. Die „grüne Welle“ spiegelte den Wunsch nach mehr Natur und organischen Formen im eigenen Zuhause wider. Besonders beliebt waren Grünlilien, Monstera und Bogenhanf in bunten Keramik- oder Makramee-Hängern. Sie bringen Leben in jeden Retro-Raum und sind heute wieder topaktuell.

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  • Unglaublich pflegeleicht und robust.
  • Ermöglichte knallige Farben und wilde Muster.
  • Definierte den Look von Küchenarbeitsplatten und Tischen.

Das Geheimnis? Resopal und Formica. Diese Schichtstoffplatten waren das Wundermaterial der 50er und 60er und sind heute auf Flohmärkten wieder heiss begehrt.

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Tapeten sind die Seele des Retro-Looks! Während die 50er noch von zarten, grafischen Mustern geprägt waren, explodierten die Wände in den 60ern und 70ern förmlich. Denken Sie an die geometrischen Op-Art-Muster von Verner Panton oder die psychedelischen Blüten in Orange, Braun und Lila. Eine einzige Akzentwand mit einer hochwertigen Retro-Tapete, zum Beispiel von Herstellern wie Rasch, die schon damals produzierten, kann die Atmosphäre eines ganzen Raumes verändern und dient als perfekte Bühne für schlichte Holzmöbel.

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Kleine Akzente, grosse Wirkung

  • Tauschen Sie moderne Küchengriffe gegen schlichte, abgerundete Metallgriffe aus den 60ern.
  • Stellen Sie eine alte Küchenwaage oder eine emaillierte Vorratsdose sichtbar ins Regal.
  • Ein Spritzschutz aus kleinteiligen Mosaikfliesen oder Metro-Fliesen in Pastellfarben wirkt sofort authentisch.
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Der unbesungene Held: Das Sideboard. Kein anderes Möbelstück verkörpert das Mid-Century-Gefühl so sehr. Es ist nicht nur praktischer Stauraum, sondern auch die perfekte Bühne für eine schöne Tischleuchte, eine Keramikvase und Ihre Lieblings-Bildbände. Achten Sie auf die typischen schräg gestellten Beine und die oft schlichten Fronten, die die Maserung des Holzes (meist Teak oder Nussbaum) zur Geltung bringen.

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„Gutes Design ist so wenig Design wie möglich.“ – Dieter Rams

Dieser Leitsatz des legendären Braun-Designers prägte vor allem das deutsche Mid-Century-Design. Er erklärt die Reduktion auf das Wesentliche, die klaren Linien und die hohe Funktionalität vieler Entwürfe dieser Zeit.

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Unterschätzen Sie niemals die Wirkung des Bodens. Er ist die Leinwand, auf der Ihre Möbel stehen. Statt auf modernes Laminat zu setzen, sollten Sie zeittypische Materialien in Betracht ziehen.

  • Linoleum oder PVC: Besonders in Küchen und Fluren beliebt, oft in kräftigen Farben oder mit Schachbrettmuster.
  • Stäbchenparkett: Der Klassiker in Wohnräumen der 50er und 60er, meist aus Eiche und im Fischgrät- oder Parallelverband verlegt.
  • Keramikfliesen: Kleinteilige, oft gemusterte Fliesen in Ocker-, Grün- oder Orangetönen gaben Bädern und Küchen Charakter.
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Wie vermeide ich, dass meine Wohnung wie ein Museum aussieht?

Der Schlüssel liegt im Mix! Kombinieren Sie Ihre Vintage-Lieblingsteile bewusst mit modernen Elementen. Ein schlichtes, modernes Sofa kann die perfekte Bühne für zwei originale Cocktailsessel sein. Eine zeitgenössische Lampe über einem alten Teak-Esstisch schafft einen spannenden Kontrast. Die Regel lautet: 80 % ruhige, zeitlose Basis und 20 % expressive Vintage-Highlights. So wirken die Stücke besonders gut und der Raum bleibt wohnlich.

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Dänisches Design: Oft aus Teakholz gefertigt, mit einem Fokus auf organische, weiche Formen und herausragende Handwerkskunst. Denken Sie an die eleganten Stühle von Hans J. Wegner.

Amerikanisches Mid-Century: Experimentierfreudiger mit neuen Materialien wie Fiberglas, Kunststoff und gebogenem Sperrholz. Die Entwürfe von Charles und Ray Eames sind hier das beste Beispiel.

Beide Stile lassen sich wunderbar kombinieren, da sie die gleiche Philosophie der Funktionalität und reduzierten Ästhetik teilen.

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Der 1960 von Verner Panton entworfene „Panton Chair“ war der erste aus einem einzigen Stück Kunststoff gefertigte Freischwinger-Stuhl.

Diese Ikone steht sinnbildlich für den Zukunftsoptimismus und die Experimentierfreude der 60er. Kunststoff war nicht länger ein billiger Ersatz, sondern ein Hightech-Material, das völlig neue, skulpturale Formen ermöglichte. Ein einziger Panton Chair in einer knalligen Farbe wie Rot oder Orange ist auch heute noch ein absolutes Statement-Piece.

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  • Es erlaubt maximale Flexibilität im Wohnraum.
  • Es passt sich wechselnden Bedürfnissen und Umzügen an.
  • Es ist ein Ausdruck von Individualität und Systemdenken.

Das Geheimnis? Modulare Möbelsysteme! Ob das String-Regal in den 50ern oder die endlosen Wohnlandschaften der 70er – die Idee, Möbel nach dem Baukastenprinzip zusammenzustellen, war revolutionär und ist heute relevanter denn je.

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Zum perfekten Retro-Feeling gehört auch der richtige Sound. Eine alte Musiktruhe oder ein schlichter Plattenspieler, etwa ein Klassiker von Braun, ist nicht nur ein optisches Highlight. Das Ritual, eine Vinyl-Platte aufzulegen, das leise Knistern vor der Musik – das entschleunigt und transportiert das Lebensgefühl der damaligen Zeit viel direkter als jede Spotify-Playlist.

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Typische Fallen – und wie man sie umgeht

  • Der „Alles-in-Braun-und-Orange“-Fehler: Beschränken Sie sich auf zwei bis drei Hauptfarben und lockern Sie diese mit viel neutralem Weiß, Grau oder Creme auf.
  • Zu viele kleine Deko-Objekte: Lieber wenige, aber dafür große und ausdrucksstarke Stücke wie eine Bodenvase aus Keramik oder eine besondere Lampe.
  • Die falsche Beleuchtung: Kaltes LED-Licht zerstört jede Retro-Atmosphäre. Setzen Sie auf warmweiße Leuchtmittel (ca. 2700 Kelvin) und mehrere, verteilte Lichtquellen.
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Formica ist nicht gleich billig: Viele verbinden mit dem Schichtstoff heute eine minderwertige Optik. Doch in den 50ern und 60ern war es ein hochmodernes, zukunftsweisendes Material! Die Robustheit und die leuchtenden Farben passten perfekt zum Optimismus der Zeit. Ein originaler Nierentisch mit Resopal-Platte ist ein echtes Stück Designgeschichte.

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Laut einer Umfrage von Pamono, einem Marktplatz für Vintage-Design, ist Teakholz nach wie vor das mit Abstand begehrteste Material für Mid-Century-Möbel.

Seine warme Farbe, die lebendige Maserung und die hohe Beständigkeit machen es zum Inbegriff des skandinavischen Designs der 50er und 60er Jahre. Eine Investition in ein gut erhaltenes Teak-Möbel lohnt sich fast immer.

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Grafische Muster sind die DNA des Retro-Designs. Sie finden sich überall und sind ein einfacher Weg, um den Stil zu zitieren, ohne gleich die ganze Einrichtung auszutauschen.

  • Auf Kissen: Geometrische Prints in kräftigen Kontrastfarben.
  • Als Teppich: Großflächige Muster, die den Raum optisch verankern.
  • Bei Vorhängen: Psychedelische oder florale Designs als mutiges Statement am Fenster.
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Mein Vintage-Sessel vom Flohmarkt riecht etwas muffig. Was tun?

Ein häufiges Problem! Oft hilft schon ausgiebiges Lüften an einem trockenen, schattigen Ort. Bei hartnäckigeren Gerüchen kann ein Textilerfrischer oder das Einarbeiten von Natronpulver, das man später absaugt, Wunder wirken. Ist der Geruch tief im Polster gefangen, hilft oft nur der Gang zum Polsterer. Das ist zwar eine Investition, aber bei einem echten Designklassiker lohnt sie sich allemal und man kann sich einen neuen Stoff aussuchen.

Vergessen Sie die Wände nicht! Statt einzelner Bilder wirken sogenannte „Gallery Walls“ sehr authentisch. Mischen Sie gerahmte Grafiken, alte Werbeposter, vielleicht ein rundes Wandobjekt aus Messing oder eine Makramee-Arbeit. Der Trick für einen harmonischen Look: Wählen Sie einen verbindenden Faktor, zum Beispiel ähnliche Rahmenfarben oder ein wiederkehrendes Thema in den Motiven.

Romilda Müller

Mein Beruf macht mir echt viel Spaß! Selbst indem ich jeden Tag Beiträge über Themen aus den Bereichen Gartengestaltung, Dekoration, Innendesign, Mode und Lifestyle schreibe, entdecke ich viele interessante Tatsachen. Auch für mich selbst. Zudem schöpfe ich Inspiration für meine eigene Freizeit. Mein Ziel ist es, unserer Leserschaft nützliche Information und unendliche Anregung anzubieten und damit behilflich zu sein. Es freut mich, durch meine Artikel eine große Anzahl von Lesern für unterschiedliche Themen zu begeistern und zu neuen Projekten im Haus und Garten zu ermutigen. Außerdem will ich ihnen gleichzeitig damit Optionen für eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten.