Vintage, Shabby Chic & Co.: Welcher Stil passt wirklich zu dir? (inkl. DIY-Anleitungen)
In meiner Werkstatt sehe ich täglich die unterschiedlichsten Möbelstücke. Manche sind echte Familienschätze, andere sollen nur so aussehen. Das Lustige ist: Viele Kunden kommen rein und sagen „Ich liebe Vintage!“, meinen aber eigentlich Shabby Chic oder träumen vom entspannten Landhaus-Look aus der Provence. Und ganz ehrlich? Das kann ich total verstehen. All diese Stile haben ja was mit Nostalgie und dem Charme des Alten zu tun.
Inhaltsverzeichnis
Aber für uns Handwerker sind die Unterschiede so klar wie zwischen einer Schraube und einem Nagel. Es geht um die Seele eines Stils, die Materialien und die Techniken dahinter. Vergessen wir mal die Katalog-Beschreibungen – ich zeig dir hier aus der Praxis, woran du die Stile wirklich erkennst, wie du sie selbst umsetzen kannst und welche Fehler du unbedingt vermeiden solltest.
Das A und O: Was Holz und Farbe uns verraten
Bevor wir über Stile reden, müssen wir kurz über das Material sprechen. Ein Möbelstück ist mehr als nur seine Form. Es ist Holz, Lack, vielleicht Metall – und all das altert. Wer das versteht, hat schon die halbe Miete.

Massivholz vs. Furnier: Eine Frage der Substanz
Viele verwechseln das. Ein massives Möbelstück ist durch und durch aus einer Holzart. Es ist schwer, robust und man kann es meistens abschleifen und neu aufarbeiten. Eiche zum Beispiel wird mit der Zeit dunkler und bekommt eine wunderschöne, tiefe Honigfarbe. Kiefer dagegen neigt dazu, stark nachzudunkeln oder zu vergilben.
Furnierte Möbel, oft aus der Mitte des letzten Jahrhunderts, haben nur eine hauchdünne Echtholzschicht auf einer Trägerplatte (meistens Spanplatte). Das war damals eine clevere und günstige Produktionsmethode. Diese Stücke sind typisch Vintage, aber die Restaurierung ist heikel. Schleifst du da einmal zu tief, ist der Schaden irreparabel. Kleiner Tipp aus der Werkstatt: Wenn du an so einem Stück arbeitest, nimm superfeines Schleifpapier (Körnung 180 oder 240) und arbeite immer, wirklich IMMER, nur in Faserrichtung und ohne Druck.
Die Sprache der Oberfläche: Von Kreidefarbe bis Schellack
Die Oberfläche erzählt die spannendste Geschichte. Ein traditioneller Schrank hat oft eine Schellack-Politur, ein natürliches Harz, das einen tiefen, warmen Glanz erzeugt. So etwas mit moderner Acrylfarbe zu überpinseln? Das bricht einem als Handwerker fast das Herz.

Shabby Chic hingegen lebt von modernen Farben, die künstlich auf alt getrimmt werden. Kreidefarbe ist hier das Zauberwort. Sie ist supermatt und haftet auf fast allem ohne großes Anschleifen, was sie bei Heimwerkern so beliebt macht. Aber Achtung: Ohne eine Versiegelung mit Möbelwachs oder mattem Klarlack ist sie extrem anfällig für Wasserflecken und Schmutz. Wir versiegeln solche Oberflächen immer, damit sie auch den Alltag überleben.
Vintage: Das ehrliche Original mit Geschichte
Vintage ist eigentlich kein Stil, sondern eine Herkunftsbezeichnung. Wir sprechen hier von echten Originalen, meist aus der Zeit zwischen den 1920er- und 1970er-Jahren. Der Nierentisch von Oma? Vintage. Der coole Cocktailsessel vom Flohmarkt? Wahrscheinlich auch. Der Charme liegt in der Echtheit.
- Authentizität: Das Stück ist wirklich alt und zeigt das Design seiner Epoche – denk an das typische Teakholz und die klaren Linien bei Mid-Century-Möbeln.
- Echte Gebrauchsspuren: Kleine Kratzer, eine leicht verblichene Farbe… Das ist Patina, kein Makel! Diese Spuren werden nicht künstlich erzeugt.
- Qualität: Oft sind diese Möbel handwerklich noch richtig gut gemacht.

Dein DIY-Projekt: Ein Teak-Sideboard auffrischen
Wenn du ein echtes Vintage-Schätzchen hast, geht es ums Bewahren, nicht ums Erneuern. Ein typisches Teakholz-Möbel kannst du oft ganz einfach selbst wieder zum Strahlen bringen.
Was du brauchst: Milde Seifenlauge, ein paar weiche, fusselfreie Lappen und eine Flasche Teak-Öl (gibt’s im Baumarkt, eine kleine Flasche für ca. 15 € reicht ewig).
So geht’s: 1. Reinige das Möbelstück vorsichtig mit der Seifenlauge und einem gut ausgewrungenen Tuch. Lass es komplett trocknen. 2. Gib etwas Teak-Öl auf einen sauberen Lappen und reibe es dünn und gleichmäßig in Faserrichtung in das Holz ein. Du siehst sofort, wie die Farbe tiefer und satter wird. 3. Lass das Öl etwa 15-20 Minuten einziehen. Danach nimmst du einen trockenen, sauberen Lappen und polierst überschüssiges Öl sorgfältig ab. Fertig!
Der größte Fehler bei Vintage ist die „Verschlimmbesserung“. Ich hatte mal einen Kunden, der ein wunderschönes Sideboard fast ruiniert hätte, weil er dachte, er müsste es komplett abschleifen und mit Hochglanzlack versiegeln. Wir konnten es retten, aber seine Seele und sein Wert wären fast verloren gewesen. Weniger ist hier definitiv mehr.

Shabby Chic: Die kreative Kunst des Unperfekten
Shabby Chic ist quasi das Gegenteil von Vintage. Hier geht es nicht um Echtheit, sondern um eine gewollt hergestellte, romantische Ästhetik. Der Stil ist oft hell, feminin und feiert das Unperfekte.
Die Shabby-Chic-Technik Schritt für Schritt
Einen überzeugenden Shabby-Look hinzubekommen, ist einfacher, als du denkst. Es ist das perfekte Projekt für ein Wochenende!
Deine Einkaufsliste für ein kleines Projekt (z.B. ein Stuhl): – Schleifpapier (Körnung 120 und 180) – Pinsel – Eine alte Kerze (ja, wirklich!) – Kreidefarbe in zwei Tönen (ein dunklerer für unten, ein heller für oben) – Möbelwachs oder matter Klarlack zur Versiegelung – Fusselfreie Lappen – Evtl. ein Sperrgrund, falls du harziges Kiefernholz streichst.
Rechne mal mit Materialkosten zwischen 30 und 50 Euro, je nachdem, was du schon da hast. Zeitlich solltest du etwa 4-6 Stunden reine Arbeitszeit plus Trockenpausen einplanen.
Und so zauberst du den Look: 1. Die Basis: Das Möbelstück sollte sauber und trocken sein. Kurz anschleifen, Staub entfernen. 2. Die erste Farbschicht: Streiche das Möbelstück im dunkleren Farbton. Das wird die Farbe sein, die später durchblitzt. Gut trocknen lassen. 3. Der Kerzen-Trick: Reibe jetzt mit der Kerze über all die Stellen, an denen später die Farbe „abgenutzt“ aussehen soll – typischerweise Kanten, Ecken und rund um die Griffe. Das Wachs sorgt dafür, dass die nächste Farbschicht dort nicht richtig haftet. 4. Die zweite Farbschicht: Streiche jetzt alles mit dem hellen Hauptfarbton. Manchmal braucht es zwei Anstriche. Wieder gut trocknen lassen. 5. Das Finish: Nimm jetzt das feine Schleifpapier und schleife vorsichtig über die gewachsten Stellen. Du wirst sehen, wie die obere Farbe sich ganz leicht löst und der dunkle Unterton zum Vorschein kommt. Das erzeugt einen super natürlichen Used-Look. 6. Versiegeln: Zum Schluss die ganze Oberfläche mit Möbelwachs polieren oder mit mattem Klarlack schützen. Das macht dein Werk alltagstauglich.

Wichtiger Sicherheitshinweis: Bei Möbeln, die vor den 1960ern lackiert wurden, könnte Bleifarbe im Spiel sein. Das Schleifen setzt hochgiftigen Staub frei! Bevor du also an einem echten alten Stück schleifst, mach einen Test. Entsprechende Test-Kits gibt’s für unter 10 Euro im Baumarkt oder online. Deine Gesundheit geht vor!
Provence: Die sonnige Seele Südfrankreichs
Der Provence-Stil ist weniger ein Möbelstil als ein ganzes Lebensgefühl. Er ist warm, natürlich und rustikal-elegant. Im Gegensatz zum verspielten Shabby Chic ist er bodenständiger.
- Materialien: Unbehandeltes oder gekalktes Holz, Terrakotta, Stein und Schmiedeeisen.
- Farben: Inspiriert von der Landschaft – Lavendelblau, Sonnengelb, Olivgrün und Ockertöne.
- Möbel: Oft groß, massiv und funktional. Ein schwerer Holztisch ist oft der Mittelpunkt.
DIY-Tipp: Möbel im Provence-Stil kalken
Eine typische Technik ist das Kalken von Holz, um die Maserung wunderschön zu betonen. Das funktioniert am besten bei offenporigen Hölzern wie Eiche.
Was du brauchst: Eine Drahtbürste, Kalkpaste oder weißes Möbelwachs und ein paar Lappen.

So geht’s: 1. Das Holz muss sauber und unbehandelt sein. Bürste die Oberfläche kräftig mit der Drahtbürste in Faserrichtung aus. Das öffnet die Poren. 2. Reibe die Kalkpaste oder das Wachs mit einem Lappen großzügig und quer zur Faserrichtung in das Holz ein, damit sich alle Poren füllen. 3. Lass es ein paar Minuten einwirken und nimm dann mit einem sauberen Lappen den Überschuss in Faserrichtung wieder ab. Die Paste bleibt nur in den vertieften Poren zurück und erzeugt einen dezenten, gealterten Look.
Fazit: Welcher Stil passt denn nun zu dir?
Am Ende ist die Entscheidung ganz einfach. Frag dich, was du für ein Typ bist.
Bist du ein Sammler, der die Geschichte und das Originale liebt? Dann ist Vintage dein Ding. Die Aufarbeitung ist eher was für Kenner, und die Stücke können auch mal etwas teurer sein.
Liebst du es, am Wochenende kreativ zu sein und alten, günstigen Flohmarktfunden ein komplett neues Leben einzuhauchen? Dann stürz dich auf ein Shabby Chic Projekt! Es ist günstig, verzeiht Fehler und macht einfach Spaß.

Oder träumst du von einem Zuhause, das Wärme, Natürlichkeit und eine entspannte, sonnige Atmosphäre ausstrahlt? Dann hol dir mit dem Provence-Stil das Urlaubsgefühl nach Hause. Hier brauchst du etwas mehr Geduld und gute Materialien, aber das Ergebnis ist zeitlos schön.
Und noch ein letzter Tipp: Dein Schrank riecht muffig? Probier das HEUTE noch aus: Stell eine kleine Schale mit frisch gemahlenem Kaffeepulver für 24 Stunden hinein. Du wirst überrascht sein, wie gut das Gerüche neutralisiert!
Egal, wofür du dich entscheidest – hab Spaß dabei und erschaffe ein Zuhause, das deine Geschichte erzählt.
Bildergalerie


- Verwenden Sie eine trockene Pinseltechnik (fast keine Farbe am Pinsel) für feine, abgenutzte Kanten.
- Ein feuchter Lappen kann frisch aufgetragene Kreidefarbe sanft abtragen, um einen weichen, verwaschenen Look zu erzeugen.
- Für kleine Risse und Abplatzer eignet sich das punktuelle Auftragen von Vaseline vor dem Streichen. Die Farbe haftet dort nicht und lässt sich leicht abkratzen.
Das Geheimnis? Weniger ist mehr. Authentische Abnutzung entsteht über Jahre – versuchen Sie nicht, sie in fünf Minuten zu erzwingen.

Warum ist Kreidefarbe wie die von Annie Sloan oder Rust-Oleum so beliebt für diese Stile?
Ganz einfach: Sie ist unglaublich fehlerverzeihend und vielseitig. Ihre matte, poröse Textur ist die perfekte Basis für den „Used-Look“. Anders als bei Lackfarben muss die Oberfläche oft nicht einmal angeschliffen werden. Die Farbe haftet auf fast allem, von Holz bis Metall. Nach dem Trocknen lässt sie sich wunderbar leicht anschleifen, um die darunterliegende Schicht oder das rohe Holz freizulegen – genau der Effekt, den man für Shabby Chic und Vintage-Looks sucht.


„Der Shabby Chic Look zelebriert die Schönheit der Unvollkommenheit.“
Dieses Zitat von Rachel Ashwell, der Begründerin des Stils, fasst die Philosophie perfekt zusammen. Es geht nicht darum, neue Möbel künstlich zu zerstören, sondern darum, die Spuren der Zeit und die Geschichte eines Stückes wertzuschätzen und liebevoll hervorzuheben.

Die häufigste Falle: Zu viel des Guten. Ein Möbelstück, das an jeder einzelnen Kante gleichmäßig abgeschliffen ist, sieht nicht authentisch, sondern gewollt aus. Echte Abnutzung ist unregelmäßig. Sie tritt dort auf, wo Hände oft hingreifen, wo Schlüssel abgelegt werden oder Stühle an die Wand stoßen. Denken Sie an die natürliche Nutzung eines Möbels, um glaubwürdige Spuren zu schaffen.

Kreidefarbe von Annie Sloan: Gilt als das Original. Eine dicke, fast pastöse Konsistenz, die extrem gut deckt, oft schon mit einem Anstrich. Der höhere Preis spiegelt die hohe Pigmentdichte wider.
Kreidefarbe von Rust-Oleum: Eine preisgünstigere und weit verbreitete Alternative. Die Konsistenz ist oft etwas flüssiger, was bedeutet, dass man für eine volle Deckkraft eventuell einen zweiten Anstrich benötigt. Perfekt für Einsteiger.
Für ein schnelles, deckendes Projekt ist Annie Sloan oft die bessere Wahl, während Rust-Oleum für Experimente und größere Flächen budgetfreundlicher ist.


Die Seele des provenzalischen Landhausstils liegt in seiner Farbpalette, die direkt von der Landschaft Südfrankreichs inspiriert ist. Sie ist warm, sonnig und erdig.
- Lavendel: Zarte, fast gräuliche Lilatöne erinnern an die blühenden Felder.
- Salbeigrün: Ein gedämpftes, staubiges Grün, wie die Blätter von Olivenbäumen.
- Sonnenblumengelb: Ein warmes, aber nicht grelles Ockergelb.
- Kalkweiß: Kein reines Weiß, sondern ein gebrochener, warmer Ton, der an gekalkte Wände alter Bauernhäuser erinnert.

Dieses unvergleichliche Gefühl, auf einem staubigen Dachboden oder in der hintersten Ecke eines Flohmarkts einen verborgenen Schatz zu entdecken. Eine alte Kommode, ein verschnörkelter Spiegel – Stücke, die eine Geschichte zu flüstern scheinen. Es ist mehr als nur ein Möbelkauf; es ist die Rettung eines Stücks Vergangenheit, das in Ihrem Zuhause ein neues Kapitel aufschlagen darf. Das ist die wahre Magie hinter dem Vintage-Gedanken.

Laut einer Studie des Umweltbundesamtes kann die Nutzungsdauerverlängerung von Möbeln erheblich zur Abfallvermeidung und Ressourcenschonung beitragen.
Jedes Mal, wenn Sie ein altes Möbelstück aufarbeiten, statt ein neues zu kaufen, treffen Sie eine bewusste Entscheidung für die Umwelt. Upcycling ist nicht nur ein kreativer Trend, sondern ein aktiver Beitrag zur Nachhaltigkeit. Sie reduzieren Abfall, sparen die Energie und die Rohstoffe, die für die Herstellung neuer Produkte benötigt würden, und schaffen gleichzeitig etwas Einzigartiges.


Wie bekommt man diesen seidenmatten, schützenden Glanz nach dem Streichen?
Die Antwort liegt im Wachs. Tragen Sie eine dünne Schicht klares Möbelwachs (z.B. von Fiddes & Son oder direkt von den Kreidefarben-Herstellern) mit einem speziellen Wachspinsel oder einem fusselfreien Tuch in kreisenden Bewegungen auf. Wichtig ist, das Wachs richtig in die poröse Farboberfläche einzuarbeiten. Nach kurzer Trocknungszeit polieren Sie es mit einem sauberen Tuch. Das Ergebnis: Die Farbe wird versiegelt, die Farbtiefe intensiviert und die Oberfläche fühlt sich wunderbar glatt an.

Patina vs. Schaden: Eine echte Vintage-Patina erzählt eine Geschichte – sanft abgerundete Ecken, eine durch die Sonne leicht veränderte Holzfarbe, feine Kratzer vom täglichen Gebrauch. Das ist Charme. Ein tiefer Wasserrand, abgebrochene Furnierstücke oder ein starker Modergeruch sind hingegen Schäden, deren Behebung oft aufwendig ist. Lernen Sie, den Unterschied auf den ersten Blick zu erkennen.

- Leinen: Seine natürliche Knitteroptik und die leicht unregelmäßige Struktur passen perfekt zum entspannten Landhausstil.
- Baumwolle mit Toile-de-Jouy-Muster: Die klassischen, pastoralen Szenen sind ein Markenzeichen des französischen Stils.
- Grob gewebte Jute: Ideal für Teppiche oder Kissen, um eine rustikale, erdige Note hinzuzufügen.


Inspiration muss nicht immer alt sein. Werfen Sie einen Blick nach Skandinavien, zum Gustavianischen Stil des 18. Jahrhunderts. Er gilt als Vorläufer vieler moderner Landhaus-Looks: Helle, oft grau-blaue oder cremeweiße Töne, schlichte, elegante Formen und sparsam eingesetzte Schnitzereien. Eine wunderbar leichte und luftige Alternative zum manchmal üppigeren Shabby Chic.

Klares Wachs: Die Standardwahl. Es schützt die Farbe, ohne sie stark zu verändern, und verleiht ihr lediglich mehr Tiefe. Ideal, um helle Farbtöne wie Weiß oder Pastell zu versiegeln.
Dunkles Wachs (Dark Wax): Ein Werkzeug für Fortgeschrittene. Es wird nach dem klaren Wachs sparsam aufgetragen, um Vertiefungen, Schnitzereien und Kanten zu betonen. Es erzeugt einen gealterten, fast schmutzigen Antik-Look.
Für den Anfang ist klares Wachs immer die sichere und richtige Wahl. Das dunkle Wachs erfordert etwas Übung, um nicht fleckig zu wirken.


Wussten Sie schon? Echte Kreidefarbe enthält tatsächlich Kreide (Kalziumkarbonat), was ihr die charakteristische matte und poröse Oberfläche verleiht.

Wichtiger Punkt: Die Reinigung. Überspringen Sie diesen Schritt niemals! Alte Möbel haben oft Jahrzehnte an Staub, Fett und Politurresten angesammelt. Eine gründliche Reinigung mit einer milden Seifenlauge oder einem speziellen Anlauger (z.B. von Molto) ist unerlässlich. Farbe, die auf eine fettige Oberfläche aufgetragen wird, wird unweigerlich abblättern. Saubere Arbeit beginnt mit einer sauberen Basis.

Sie lieben den Look, haben aber nur ein modernes IKEA-Möbelstück zur Hand? Kein Problem! Gerade schlichte Stücke aus massivem Kiefernholz sind die perfekte Leinwand.
- HEMNES Kommode: Die klassische Form ist ideal. Tauschen Sie die Standardknöpfe gegen Porzellan- oder Messingknöpfe aus und geben Sie ihr einen Anstrich mit Kreidefarbe.
- IVAR Schrank: Das unbehandelte Holz schreit förmlich nach einem kreativen Anstrich. Mit Schablonen lassen sich wunderbar florale oder typografische Akzente setzen.


Wo finde ich passende Griffe und Beschläge, die nicht nach Baumarkt aussehen?
Authentische Beschläge sind das i-Tüpfelchen. Suchen Sie auf Flohmärkten nach alten Kisten mit „Kram“ – oft verbergen sich dort wahre Schätze. Online gibt es spezialisierte Shops wie „Antik-Beschlaege.net“ oder „Restaurierungsbedarf-Kiolbassa“. Auch auf Plattformen wie Etsy finden Sie handgefertigte oder originale Vintage-Knöpfe aus Porzellan, Messing oder Gusseisen, die einem Möbelstück sofort Charakter verleihen.

Der Duft einer Werkstatt, die sich auf alte Möbel spezialisiert hat, ist unverwechselbar. Es ist eine Mischung aus dem süßlichen Geruch von Bienenwachs, dem harzigen Aroma von altem Kiefernholz und dem fast medizinischen Hauch von Schellack und Terpentin. Ein Geruch, der nicht nach Chemie, sondern nach Handwerk, Zeit und Geduld riecht – die unsichtbare Zutat jedes gelungenen Restaurationsprojekts.

- Stabiles Fundament: Prüfen Sie, ob das Möbelstück wackelt. Lose Beine sind oft leicht zu leimen.
- Geruchstest: Riecht es stark modrig? Das kann ein Hinweis auf Feuchtigkeitsschäden oder Holzwurm sein.
- Zustand der Oberfläche: Ist es Massivholz oder Furnier? Ein kleiner Kratzer an einer unauffälligen Stelle kann es verraten.
Checkliste für den Flohmarkt-Jäger.


Licht schafft Atmosphäre: Diese Einrichtungsstile leben von weichem, schmeichelndem Licht. Vermeiden Sie grelle, kalte Deckenleuchten. Setzen Sie stattdessen auf viele kleine Lichtinseln: eine Tischlampe mit Stoffschirm auf einer Kommode, eine Stehlampe neben dem Sessel und natürlich viele Kerzen in alten Gläsern oder auf verzierten Kerzenständern. Dimmer sind eine sinnvolle Investition, um die Stimmung je nach Tageszeit anzupassen.

Der Markt für gebrauchte Waren wächst stetig. Laut einer Studie von Willhaben.at hat der Secondhand-Handel in Österreich ein Marktvolumen von über 2,5 Milliarden Euro.
Das zeigt: Der Kauf von gebrauchten Möbeln ist längst aus der Nische herausgetreten. Es ist ein gesellschaftlicher Trend, der von dem Wunsch nach Individualität, Nachhaltigkeit und preisbewusstem Konsum angetrieben wird. Sie sind also in bester Gesellschaft!

Sie wollen einem neuen Stück Holz den Look von Jahrzehnten verleihen? Der Trick ist eine chemische Reaktion. Eine selbstgemachte Beize aus Stahlwolle, die in Essig aufgelöst wird, reagiert mit den Tanninen im Holz (besonders bei Eiche) und erzeugt in Minuten eine wunderschöne, verwitterte Graufärbung. Bei Hölzern mit wenig Tannin, wie Kiefer, hilft es, das Holz vorher mit starkem, schwarzem Tee einzupinseln. Der Tee fügt die nötigen Tannine hinzu, damit die Essig-Lösung reagieren kann.


Ist Schellack nicht furchtbar kompliziert in der Anwendung?
Zugegeben, eine traditionelle Schellack-Handpolitur ist eine Kunst für sich. Aber für den Hausgebrauch gibt es eine einfachere Methode: Verwenden Sie fertigen, flüssigen Schellack (z.B. von Clou) als Grundierung. Mit einem Pinsel aufgetragen, versiegelt er das Holz und verhindert, dass alte Beizen oder Holzinhaltsstoffe durch den neuen Farbanstrich „bluten“. So bekommen Sie die Vorteile des Materials, ohne stundenlang polieren zu müssen.

Scheuen Sie sich nicht, Muster zu mischen, aber folgen Sie einer einfachen Regel, um Chaos zu vermeiden.
- Variieren Sie die Größe: Kombinieren Sie ein großflächiges Blumenmuster (z.B. auf den Vorhängen) mit einem kleinteiligen Streifenmuster (auf den Kissen).
- Bleiben Sie in einer Farbfamilie: Solange die Grundfarben harmonieren (z.B. verschiedene Blau- und Weißtöne), können auch unterschiedliche Muster friedlich koexistieren.
Vintage ist nicht gleich Shabby Chic. Der Hauptunterschied liegt in der Absicht. Ein echtes Vintage-Möbelstück aus den 50er Jahren hat seine Gebrauchsspuren auf natürliche Weise über die Zeit erhalten. Sein Charme liegt in der Originalität. Beim Shabby Chic wird dieser gealterte Look oft bewusst künstlich erzeugt, meist auf neueren oder unscheinbaren Möbeln, um ihnen einen romantischen, nostalgischen Charakter zu verleihen. Vintage ist gefunden, Shabby Chic ist gemacht.




