Vintage-Teppiche: Der ehrliche Werkstatt-Guide für deinen Traum-Teppich
Ganz ehrlich? In meiner Werkstatt landen Teppiche, die mehr erlebt haben als so mancher von uns. Stücke, auf denen Generationen gespielt haben, die Kriege überstanden und trotzdem noch wunderschön sind. Ich sehe mich weniger als Handwerker, sondern mehr als Hüter von Geschichten, die in Wolle und Seide geknüpft wurden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Was heißt hier „Vintage“? Der feine Unterschied zwischen echt und gewollt
- 2 Die Profi-Prüfung: Darauf achte ich vor dem Kauf
- 3 Welcher Teppich-Typ bist du? Ein kleiner Wegweiser
- 4 Was kostet der Spaß denn nun wirklich?
- 5 Wo findet man solche Schätze überhaupt?
- 6 So bleibt dein Teppich ein Leben lang schön
- 7 Deine Checkliste für die Teppichjagd
- 8 Bildergalerie
Ein „Vintage-Teppich“ ist für mich deshalb kein kurzlebiges Deko-Objekt. Er ist ein Stück Seele, das ein neues Zuhause sucht. Und weil der Begriff heute für alles Mögliche herhalten muss, will ich mal ein bisschen Klarheit schaffen – direkt aus der Praxis, ohne Fachchinesisch. Ich zeige dir, worauf es wirklich ankommt, damit du nicht nur etwas Schönes, sondern etwas Wertbeständiges findest.
Wir reden hier über einen Begleiter fürs Leben. Und wie bei jedem guten Begleiter sollte man wissen, worauf man sich einlässt.
Was heißt hier „Vintage“? Der feine Unterschied zwischen echt und gewollt
Im Möbelhaus um die Ecke findest du oft Teppiche mit dem Label „Vintage“. Meistens sind das aber brandneue Stücke, die künstlich auf alt getrimmt wurden. Das ist nicht unbedingt schlecht, aber es ist eben nicht dasselbe. Echte Qualität beginnt damit, diesen Unterschied zu erkennen.
Echte Patina vs. künstlicher Stress
Ein echter Vintage-Teppich hat schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel, meist so zwischen 20 und 50 Jahren. Alles, was deutlich älter ist, nennen wir Profis dann schon antik. Die Spuren der Zeit sind bei so einem Stück absolut authentisch. Die Farben sind vom Sonnenlicht sanft ausgeblichen, oft an einer Seite etwas mehr als an der anderen. Das ist die berühmte Patina. Der Flor – also die aufstehenden Fasern – ist an den Laufwegen kürzer. Das sind ehrliche Lebensspuren.
Künstlich gealterte Teppiche hingegen werden oft ziemlich rabiat behandelt. Sie werden mit Chemikalien gebleicht, damit die Farben verwaschen aussehen, oder der Flor wird maschinell abgeschoren, um Abnutzung zu simulieren. Das Problem dabei? Solche Prozeduren greifen die Wollfasern an und machen sie brüchig. So ein Teppich sieht vielleicht cool aus, ist aber viel anfälliger für Schmutz und hält bei Weitem nicht so lange.
Kleiner Werkstatt-Tipp: Dreh den Teppich um! Bei einem echt gealterten Stück sind die Farben auf der Rückseite fast immer noch viel kräftiger und leuchtender als vorne. Bei einem künstlich behandelten Stück ist der Unterschied minimal, weil die Chemie einfach durch die ganze Faser gezogen ist.
Material-Check: So fühlt sich echte Qualität an
Die Seele eines guten Teppichs ist sein Material. Traditionell wird hochwertige Schurwolle von Schafen aus dem Hochgebirge verwendet. Diese Wolle hat von Natur aus einen hohen Fettgehalt, das Lanolin, und das ist pures Gold für die Langlebigkeit.
- Wolle: Fahr mal mit der Hand drüber. Gute, alte Wolle fühlt sich griffig, fast ein wenig wachsig oder ölig an. Das ist das Lanolin! Es macht die Faser elastisch und von Natur aus schmutzabweisend. Ein Wassertropfen perlt erstmal ab. Synthetik oder billige, entfettete Wolle fühlen sich dagegen trocken, spröde und leblos an.
- Baumwolle: Das Grundgerüst des Teppichs, die Kett- und Schussfäden, besteht meist aus Baumwolle. Sie ist stabil und verzieht sich kaum. Ein gutes Zeichen ist, wenn die Fransen direkt aus diesen Kettfäden bestehen und nicht nachträglich angenäht wurden.
- Seide: Bei sehr feinen, edlen Stücken, zum Beispiel aus traditionellen persischen Manufakturen, kommt auch Seide zum Einsatz. Echte Seide hat einen tiefen, unverkennbaren Glanz und fühlt sich kühl an. Aber Vorsicht vor Kunstseide (Viskose)! Die glänzt oft unnatürlich stark und ist extrem wasserempfindlich. Ehrlich gesagt, ein Tropfen Wasser kann da schon einen bleibenden Fleck verursachen.
Ach ja, und dann gibt es da noch den Test für die ganz Mutigen, den wir Lehrlinge früher machen mussten. Frag aber unbedingt den Verkäufer um Erlaubnis! Zupf vorsichtig eine einzige Faser aus einer unauffälligen Stelle. Wenn du sie anzündest, riecht Wolle wie verbranntes Haar und die Flamme erlischt von selbst. Synthetik schmilzt zu einem harten, schwarzen Klumpen und stinkt nach Chemie. Aber Achtung: Bitte nur im Freien und mit äußerster Vorsicht ausprobieren!
Die Profi-Prüfung: Darauf achte ich vor dem Kauf
Bevor ich einen Teppich in meiner Werkstatt annehme, mache ich eine genaue Bestandsaufnahme. Genau das solltest du auch tun, bevor du dein Portemonnaie zückst. Das ist keine Schwarzmalerei, sondern einfach nur klug.
1. Ein Blick auf die Rückseite verrät (fast) alles
Dreh den Teppich um. Du siehst unzählige kleine Knötchen. Die Dichte ist zwar ein Qualitätsmerkmal, aber lass dich davon nicht blenden. Ein grob geknüpfter Nomadenteppich kann viel wertvoller sein als ein dichter, aber seelenloser Maschinenteppich.
Viel wichtiger ist die Gleichmäßigkeit. Bei Handarbeit wirst du immer winzige Unregelmäßigkeiten finden – das ist der Charme, das Zeichen echter Handarbeit! Die Rückseite eines maschinengewebten Teppichs sieht dagegen oft perfekt aus, fast wie gedruckt. Und wie schon gesagt: Sind die Fransen angenäht statt Teil des Grundgewebes? Dann ist es zu 99 % ein Maschinenteppich.
2. Der Zustand von Flor und Kanten
Fahr mit der flachen Hand über die Oberfläche. Fühlt sich der Flor überall gleichmäßig weich an oder entdeckst du kahle, harte Stellen? Das kann auf alten Mottenfraß hindeuten. Die Reparatur einer kleinen Stelle ist machbar, kostet aber schnell 80 bis 150 Euro. Bei großflächigem Befall: Finger weg!
Schau dir die Längsseiten an. Sie sollten fest und gleichmäßig sein. Ausgefranste Kanten kann man reparieren, aber das ist ein Kostenfaktor, den du einkalkulieren solltest. Rechne hier mal mit etwa 50 bis 70 Euro pro laufendem Meter. Dasselbe gilt für die Fransen. Sind sie brüchig oder abgetreten? Eine Erneuerung ist möglich, muss aber vom Profi gemacht werden.
3. Der Taschentuch-Test gegen böse Überraschungen
Ein Albtraum: Du lässt den Teppich zum ersten Mal reinigen und die Farben laufen ineinander. Das passiert bei billigen, synthetischen Farben. Gute Naturfarben hingegen verbinden sich dauerhaft mit der Wollfaser.
Der Test ist super einfach: Nimm ein weißes, leicht feuchtes Baumwolltuch und reibe damit kräftig über eine intensive Farbfläche (am besten Rot oder Blau). Bleibt das Tuch sauber? Perfekt! Verfärbt es sich? Dann lass den Teppich lieber liegen. Ein solches Stück kann niemals richtig gewaschen werden und bereitet dir nur Ärger.
4. Vertrau deiner Nase!
Ein alter Teppich darf nach Wolle riechen, vielleicht ein bisschen staubig. Aber wenn dir ein muffiger, modriger Geruch in die Nase steigt, ist das ein absolutes Warnsignal. Das deutet auf einen alten Wasserschaden und möglichen Schimmel im Gewebe hin. Das ist nicht nur ungesund, sondern oft auch irreparabel.
Welcher Teppich-Typ bist du? Ein kleiner Wegweiser
Die Herkunft verrät viel über den Charakter eines Teppichs. Statt dich mit unzähligen Namen zu langweilen, lass uns das mal nach Typ sortieren:
- Für die Robusten mit starkem Charakter: Du magst kräftige Farben und klare, geometrische Muster? Dann schau dich mal bei Teppichen aus dem Kaukasus um. Ein sogenannter Kazak ist quasi ein Panzer unter den Teppichen – extrem langlebig und perfekt für den Flur oder das Esszimmer. Sie bringen sofort Leben in jeden Raum.
- Für die Eleganten und Feingeistigen: Du liebst florale, verspielte Muster und höchste Handwerkskunst? Dann ist ein klassischer Perserteppich dein Ding. Stücke aus traditionellen Manufakturen sind oft Kunstwerke mit feinsten Details und manchmal sogar Seidenanteilen. Eher was fürs Wohnzimmer, wo er bewundert werden kann.
- Für die gemütlichen Minimalisten: Du suchst etwas Warmes, Weiches mit ruhiger Ausstrahlung? Dann könnte ein Beni Ourain aus Marokko perfekt sein. Traditionell haben sie einen hohen, cremeweißen Flor und schlichte Rautenmuster. Aber Achtung: Der Hype ist groß, und es gibt viele billige Kopien aus minderwertiger Wolle. Echte, handgesponnene Wolle fühlt sich lebendiger und griffiger an.
- Für die Unkonventionellen: Ein Kelim ist kein geknüpfter, sondern ein gewebter Teppich und daher flach und leicht. Alte anatolische Kelims sind für ihre unglaublich expressiven Muster und leuchtenden Farben bekannt. Sie sind super als Farbtupfer an der Wand oder in weniger beanspruchten Bereichen.
Was kostet der Spaß denn nun wirklich?
Reden wir mal Tacheles. Ein guter Vintage-Teppich ist eine Investition, aber keine unbezahlbare. Damit du eine Vorstellung bekommst:
- Der Kaufpreis: Einen guten, kleinen Nomadenteppich (ca. 1 x 1,5 m) in tollem Zustand findest du oft schon für 300 bis 800 Euro. Für einen größeren persischen Teppich (ca. 2 x 3 m) in guter Qualität musst du eher mit 1.500 bis 4.000 Euro rechnen, nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt.
- Die Pflege: Eine professionelle Handwäsche ist alle 5-10 Jahre fällig und kostet je nach Region und Verschmutzung etwa 25 bis 40 Euro pro Quadratmeter. Eine Investition, die sich lohnt!
- Die Reparatur: Wie schon erwähnt, eine kaputte Kante kann teuer werden. Kalkuliere solche Schäden unbedingt in den Kaufpreis mit ein. Ein kleiner Schaden kann ein gutes Argument sein, um den Preis zu verhandeln.
Wo findet man solche Schätze überhaupt?
Gute Frage! Vergiss das große Möbelhaus. Deine besten Chancen hast du hier:
- Spezialisierte Teppichhändler: Such nach kleinen, inhabergeführten Geschäften. Die haben oft die größte Ahnung und die besten Stücke.
- Online-Plattformen: Auf Seiten wie Etsy oder Pamono kann man echte Juwelen finden. Such nach Begriffen wie „vintage Kazak“ oder „antique Persian rug“. Wichtig: Schau dir die Bewertungen des Verkäufers ganz genau an und frag nach vielen Detailfotos.
- Teppich-Restauratoren: Frag einfach mal bei einer Teppich-Werkstatt in deiner Nähe nach. Die Profis dort haben oft selbst Stücke im Verkauf oder kennen die besten Quellen in der Region.
- Flohmärkte und Haushaltsauflösungen: Hier kannst du die größten Schnäppchen machen, brauchst aber auch das meiste Wissen. Nimm deine Checkliste mit und sei extrem gründlich bei der Prüfung!
So bleibt dein Teppich ein Leben lang schön
Ein guter Teppich ist pflegeleicht, wenn man ein paar Dinge beachtet. Das Wichtigste in Kürze:
Staubsaugen, aber richtig! Mindestens einmal pro Woche, aber bitte immer mit der glatten Düse, niemals mit einer rotierenden Bürste! Diese Dinger sind der Tod für jede Wollfaser, sie zerreißen den Flor regelrecht. Immer in Strichrichtung saugen (die Richtung, in der sich die Fasern glatt anfühlen).
Bei Flecken: sofort handeln! Flüssigkeiten mit einem Tuch auftupfen, nicht reiben. Bei festen Malheuren vorsichtig mit einem Löffel abheben. Danach mit einem feuchten Tuch und lauwarmem Wasser (ohne aggressive Chemie!) den Rest behandeln. Bei Rotwein oder Kaffee? Ruf lieber gleich den Profi an, bevor du es schlimmer machst.
Die richtige Unterlage ist ein MUSS! Ich kann es nicht oft genug sagen. Eine gute, rutschfeste Unterlage (kostet vielleicht 30-50 Euro) verhindert nicht nur Stürze. Sie ist ein Stoßdämpfer, der den Verschleiß massiv reduziert und die Lebensdauer deines Teppichs locker verdoppelt. Die beste und einfachste Investition, die du tätigen kannst.
Und dreh den Teppich alle sechs Monate um 180 Grad. Das verhindert einseitiges Ausbleichen durch die Sonne und sorgt für eine gleichmäßige Abnutzung.
Deine Checkliste für die Teppichjagd
Zum Abschluss hier nochmal die wichtigsten Punkte als Spickzettel für dein Handy:
- Blick auf die Rückseite: Sieht es handgemacht unregelmäßig aus? Sind die Farben kräftiger als vorne? Sind die Fransen Teil des Gewebes?
- Der Fühl-Test: Fühlt sich die Wolle griffig und leicht „fettig“ an, oder trocken und spröde?
- Der Taschentuch-Test: Mit einem feuchten, weißen Tuch über eine kräftige Farbe reiben. Färbt etwas ab?
- Der Geruchs-Test: Riecht er nach Wolle oder modrig und muffig?
- Zustands-Check: Gibt es kahle Stellen, kaputte Kanten oder brüchige Fransen?
Ein Vintage-Teppich ist so viel mehr als nur ein Bodenbelag. Er ist ein Stück Geschichte, das du zu dir nach Hause holst. Nimm dir Zeit bei der Suche, vertrau deinen Händen, deiner Nase und deinem Bauchgefühl. Dann findest du einen Freund fürs Leben.
Bildergalerie
Passt ein alter Teppich zu moderner Fußbodenheizung?
Eine häufige Sorge, aber meist unbegründet. Die meisten handgeknüpften Wollteppiche kommen damit bestens zurecht. Wolle ist ein natürlicher Isolator, aber sie blockiert die Wärme nicht komplett, sondern gibt sie langsam und gleichmäßig an den Raum ab. Vermeiden sollte man lediglich dicke, synthetische Teppichunterlagen mit Gummibeschichtung, die einen Hitzestau verursachen könnten. Eine atmungsaktive Filzunterlage ist hier die bessere Wahl.
Ein handgeknüpfter Teppich von 2×3 Metern kann bis zu 1.200 Arbeitsstunden und über eine Million Knoten enthalten.
Diese unglaubliche Dichte an Handarbeit ist es, die einen echten Vintage-Teppich so widerstandsfähig macht. Jeder einzelne Knoten wird von Hand um die Kettfäden geschlungen und festgezogen. Das schafft eine Struktur, die maschinell hergestellte Teppiche niemals erreichen können und erklärt, warum diese Stücke Generationen überdauern.
Wolle oder Seide? Die Frage des Materials ist entscheidend für den Einsatzort. Ein Teppich aus reiner Schurwolle ist der robuste Alleskönner fürs Wohnzimmer – schmutzabweisend, elastisch und langlebig. Seide hingegen ist purer Luxus. Sie glänzt unvergleichlich und ermöglicht feinste Details, ist aber empfindlicher. Ein Seidenteppich ist weniger für den Eingangsbereich geeignet, sondern eher ein Kunstwerk für das Schlafzimmer oder als Wandbehang.
Die Magie liegt oft in der Unvollkommenheit. Ein leicht schiefes Medaillon, eine Farbvariation im Muster oder eine asymmetrische Bordüre sind keine Fehler. Im Gegenteil, sie sind die Handschrift des Knüpfers oder der Knüpferin und ein sicheres Zeichen für authentische Handarbeit. Diese „Abrash“ genannten Farbunterschiede entstehen durch den Wechsel von Wollchargen, die unterschiedlich gefärbt wurden. Sie erzählen von der Entstehungsgeschichte des Teppichs.
- Verleiht dem Teppich mehr Volumen und ein satteres Gefühl unter den Füßen.
- Verhindert zuverlässig das Verrutschen auf glatten Böden wie Parkett oder Fliesen.
- Schont den Teppich von unten, indem er die Reibung am Boden reduziert.
Das Geheimnis? Eine hochwertige Teppichunterlage. Investieren Sie in einen rutschfesten Teppichfilz, z.B. von Anbietern wie „Teppich-Stop“. Es ist eine kleine Investition, die das Leben Ihres Vintage-Schatzes um Jahre verlängert.
Die erste Reinigung zu Hause sollte sanft sein. Vergessen Sie aggressive Teppichschäume oder harte Bürsten. Meist reicht es völlig aus, den Teppich bei trockenem Wetter für ein paar Stunden an die frische Luft zu hängen (nicht in die pralle Sonne!) und ihn anschließend von beiden Seiten mit einem Staubsauger ohne rotierende Bürste auf niedriger Stufe abzusaugen. So entfernen Sie Staub, ohne die Fasern zu strapazieren.
Soforthilfe bei Flecken: Das Wichtigste ist, schnell zu sein. Tupfen Sie Flüssigkeiten sofort mit einem saugfähigen Tuch ab – niemals reiben! Bei vielen Flecken hilft kohlensäurehaltiges Mineralwasser. Einfach auf den Fleck geben und erneut abtupfen. Für hartnäckigere Malheurs empfiehlt sich eine milde Seifenlauge aus Wollwaschmittel oder einer ph-neutralen Seife wie der Kernseife von Sonett.
„Der wahre Luxus eines Raumes liegt nicht in der Perfektion, sondern in der Seele der Dinge, die ihn füllen.“ – Axel Vervoordt, belgischer Designer und Antiquitätenhändler
Ein häufiger Fehler ist, den Teppich zu klein zu wählen. Im Wohnzimmer sollte er idealerweise so groß sein, dass zumindest die vorderen Füße aller Sitzmöbel darauf Platz finden. Das verbindet die Möbelgruppe zu einer harmonischen Einheit. Im Esszimmer gilt die Faustregel: Der Teppich sollte so bemessen sein, dass die Stühle auch im zurückgezogenen Zustand noch vollständig darauf stehen.
Was verraten die Fransen?
Die Fransen sind nicht nur Dekoration, sondern das Ende der Kettfäden, die das Grundgerüst des Teppichs bilden. Achten Sie auf ihren Zustand. Sind sie stabil und gleichmäßig? Handgeknüpfte Fransen sind immer eine direkte Fortsetzung des Teppichs. Angenähte Fransenbänder hingegen sind ein klares Indiz für eine maschinelle, oft günstigere Produktion.
Kelim: Ein Flachgewebe ohne Flor, oft mit grafischen, geometrischen Mustern. Er ist leicht, flexibel und beidseitig verwendbar. Perfekt für den Sommer oder für einen lässigen, folkloristischen Look.
Perserteppich (mit Flor): Der Klassiker mit aufstehenden Fasern, die durch Knüpfung entstehen. Er ist weicher, dicker und wirkt opulenter. Ideal, um einem Raum Wärme, Tiefe und eine luxuriöse Note zu verleihen.
Die Wahl hängt vom gewünschten Ambiente und der Beanspruchung ab.
Lernen Sie, die Farben zu „lesen“. Echte Vintage-Teppiche wurden oft mit Naturfarben gefärbt, die aus Pflanzen oder Mineralien gewonnen wurden – wie Indigo für Blau oder Krappwurzel für Rot. Diese Farben altern mit einer unvergleichlichen Anmut. Sie verblassen sanft und entwickeln harmonische Nuancen. Synthetische Farben aus den 60er- und 70er-Jahren können hingegen greller sein und manchmal ungleichmäßig oder „fleckig“ ausbleichen.
- Persischer Bidjar: Bekannt als der „eiserne Teppich Persiens“. Extrem dicht geknüpft und robust, perfekt für stark frequentierte Bereiche wie den Flur.
- Marokkanischer Beni Ourain: Meist cremefarben mit simplen, schwarzen Rautenmustern. Bringt Wärme und einen Hauch von Boho-Chic ins Schlaf- oder Wohnzimmer.
- Türkischer Kelim: Ein farbenfroher, flachgewebter Teppich. Ideal als Farbtupfer in der Küche oder als Wandbehang.
Der wichtigste Tipp vor dem Kauf: Prüfen Sie den Teppich auf Mottenfraß. Suchen Sie nach kleinen, kahlen Stellen, an denen der Flor fehlt, oder nach feinen Gespinsten. Ein weiterer Indikator ist feiner, sandartiger Staub, der beim Ausklopfen herausfällt – das sind oft die Ausscheidungen der Larven. Ein kleiner, isolierter Schaden ist reparabel, aber ein großflächiger Befall ist ein ernstes Problem.
Ein Vintage-Teppich ist nicht nur eine ästhetische, sondern auch eine nachhaltige Entscheidung. Sie geben einem bestehenden Produkt ein zweites Leben und sparen wertvolle Ressourcen, die für die Herstellung eines neuen Teppichs benötigt würden. Es ist die eleganteste Form des Recyclings, die Ihrem Zuhause Charakter verleiht und gleichzeitig die Umwelt schont.
Etwa 85 % der weltweit verkauften „orientalischen“ Teppiche sind heute maschinell hergestellt.
Das macht die Suche nach einem authentischen, handgeknüpften Stück zu einer besonderen Reise. Es geht darum, die feinen Unterschiede zu erkennen, die eine Maschine nicht imitieren kann: die leichten Unregelmäßigkeiten, die Lebendigkeit der Farben und die Dichte der Knoten, die man auf der Rückseite fühlen kann.
Trauen Sie sich, Stile zu mischen! Ein opulenter Perserteppich mit floralem Muster kann ein fantastischer Kontrapunkt zu minimalistischen Möbeln im skandinavischen Stil sein. Der Teppich wird zum Kunstwerk auf dem Boden und verhindert, dass der Raum zu kühl oder steril wirkt. Marken wie Vitra oder HAY liefern die perfekten, schlichten Partner für solch ein ausdrucksstarkes Stück.
- Mit den Fingerspitzen gegen den Strich über den Flor fahren – fühlt er sich weich und fest an?
- Den Teppich an einer Ecke anheben – ist er schwer und dicht oder leicht und schlaff?
- Riechen Sie daran – riecht er nach Wolle oder unangenehm nach Chemie oder Moder?
- Die Rückseite prüfen: Sind die Knoten klar erkennbar und die Muster spiegelbildlich scharf?
Ein Vintage-Teppich hat oft einen ganz eigenen, dezenten Geruch nach Wolle, Staub und Geschichte – man nennt es das „Aroma der Zeit“. Solange dieser Geruch nicht modrig oder unangenehm ist, ist er Teil des Charakters. Ein paar Tage Lüften an einem schattigen, trockenen Ort genügen meist, um ihn zu neutralisieren und dem Teppich den Duft seines neuen Zuhauses annehmen zu lassen.
Die Herkunft bestimmt den Stil. Hier sind zwei grundlegende Knüpftechniken:
- Der persische Knoten (Senneh): Er ist asymmetrisch und wird um einen Kettfaden geschlungen. Das erlaubt feinere, detailliertere und oft kurvenreiche Muster.
- Der türkische Knoten (Gördes): Er ist symmetrisch und wird um zwei Kettfäden geschlungen. Das Ergebnis ist eine robustere, oft etwas gröbere Struktur, die sich gut für geometrische Designs eignet.
Wichtiger Schutz: Ein Vintage-Teppich sollte niemals dauerhaft direkter, starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein. Die UV-Strahlung lässt die Farben über die Jahre verblassen – vor allem die empfindlichen Naturfarben. Ein gelegentliches Drehen des Teppichs um 180 Grad sorgt nicht nur für eine gleichmäßige Abnutzung, sondern auch für eine gleichmäßige Alterung der Farben.
