Shabby Chic Kommode: Dein Werkstatt-Guide für ein Ergebnis, das begeistert
Hey, schön, dass du hier bist! In meiner Werkstatt habe ich über die Jahre unzählige Möbelstücke gesehen. Manche waren echte Schätze alter Handwerkskunst, andere einfach nur Möbel, die gelebt haben. Und genau darum geht’s beim Shabby Chic: diesen alten Geschichten ein neues, wunderschönes Kapitel zu geben. Es geht nicht darum, Macken zu verstecken, sondern sie als Teil des Charakters zu feiern.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Bevor du loslegst: Was du brauchst und was es kostet
- 0.2 Teil 1: Die Jagd nach der perfekten Kommode
- 0.3 Teil 2: Das „Warum“ verstehen – Vorbereitung ist alles
- 0.4 Teil 3: Die Werkstatt-Methode – Schritt für Schritt zum Erfolg
- 0.5 Teil 4: Die Versiegelung – Schütze deine harte Arbeit
- 0.6 Hilfe! Was tun, wenn…? (Häufige Probleme & Lösungen)
- 0.7 Abschließende Gedanken aus der Werkstatt
- 1 Bildergalerie
Aber ganz ehrlich? Einfach weiße Farbe draufklatschen und ein bisschen schleifen, das funktioniert nicht. Das sieht am Ende oft billig aus, nicht authentisch. Echter Shabby Chic ist ein Handwerk, das ein bisschen Technik, Gefühl für das Material und ja, auch Geduld braucht. Ich zeige dir heute, wie wir das in der Werkstatt angehen, damit deine Kommode am Ende nicht nur „shabby“, sondern vor allem „chic“ wird.
Bevor du loslegst: Was du brauchst und was es kostet
Nichts ist frustrierender, als mitten im Projekt festzustellen, dass etwas fehlt. Lass uns also kurz über die Einkaufsliste und den Zeitplan sprechen. Plane am besten ein komplettes Wochenende ein. Nicht wegen der reinen Arbeitszeit, sondern weil die Trocknungszeiten einfach ihr Recht fordern! Freitagabend anfangen, Sonntagabend fertig werden – das ist ein realistischer Plan.

Deine Einkaufs- und Werkzeugliste:
- Reinigung: Anlauger oder Salmiakgeist aus dem Baumarkt (ca. 5 €). Alternativ, wenn die Kommode nicht extrem speckig ist, tut es auch eine kräftige Lauge aus heißem Wasser und Spülmittel oder Soda. Wichtig: Immer Handschuhe tragen!
- Schleifmaterial: Ein Set Schleifpapier in verschiedenen Körnungen (z.B. 120er, 150er, 240er) kostet um die 5-10 €. Ein Schleifklotz hilft, ist aber kein Muss.
- Grundierung: Ein guter Sperr- oder Isoliergrund ist dein bester Freund. Eine 500ml-Dose kostet zwischen 15 € und 25 €. Spar hier nicht am falschen Ende!
- Farbe: Hochwertige Kreidefarbe ist ideal. Rechne für eine 750ml-Dose mit etwa 25 € bis 40 €. Das reicht locker für eine Kommode.
- Pinsel & Rollen: Ein guter, weicher Pinsel (ca. 10 €) und eventuell eine kleine Schaumstoffrolle für glatte Flächen.
- Versiegelung: Möbelwachs (ca. 15 €) oder ein matter Klarlack auf Wasserbasis (ca. 20 €).
- Sonstiges: Abdeckfolie, Malerkrepp, alte Lappen, ein Glas für die Schrauben und eventuell Holzkitt für kleine Reparaturen.
Alles in allem solltest du also mit Materialkosten zwischen 80 € und 120 € rechnen, je nach Qualität der Produkte. Eine Investition, die sich absolut lohnt.

Teil 1: Die Jagd nach der perfekten Kommode
Alles fängt mit dem richtigen Möbelstück an. Ein Anfängerfehler ist, sich auf billige, folierte Pressspan-Möbel zu stürzen. Ganz ehrlich, lass es. Die Folie lässt sich furchtbar bearbeiten und das Ergebnis hat einfach keinen Charme. Schau lieber auf Flohmärkten, bei Kleinanzeigen oder frag mal auf dem Dachboden der Großeltern nach.
Worauf du achten solltest:
- Das Material: Massivholz ist der Traum. Kiefer, Fichte, Eiche – sie haben eine tolle Maserung und verzeihen auch mal einen kleinen Fehler. Kleiner Tipp, um Massivholz zu erkennen: Schau dir die Kanten an. Wenn die Maserung von der Oberfläche über die Kante weiterläuft, ist es massiv. Siehst du eine aufgeklebte Kante oder einen Bruch im Muster, ist es wahrscheinlich nur furniert.
- Der Zustand: Rüttel mal dran! Die Kommode muss stabil sein. Laufen die Schubladen flüssig oder klemmen sie? Kleine Reparaturen sind okay, aber ein komplett verzogenes Stück ist eher was für Profis.
- Ungebetene Gäste: Achte auf kleine, runde Löcher. Das könnten Spuren vom Holzwurm sein. Findest du feines Holzmehl darunter, ist er noch aktiv. Finger weg oder das Möbelstück vor dem Einzug professionell behandeln lassen!

Teil 2: Das „Warum“ verstehen – Vorbereitung ist alles
Bevor wir den Pinsel schwingen, müssen wir kurz verstehen, womit wir es zu tun haben. Holz ist ein Naturmaterial, es „atmet“. Und alte Möbel sind fast nie nackt; sie sind mit Wachs, Öl oder alten Lacken versiegelt. Deine neue Farbe, besonders wasserbasierte Kreidefarbe, wird darauf einfach abperlen, wenn du nicht ordentlich vorarbeitest.
Und dann gibt es da noch die Holzinhaltsstoffe, sogenannte Tannine. Hölzer wie Eiche oder Mahagoni sind voll davon. Streichst du eine helle Farbe auf Wasserbasis direkt darauf, löst das Wasser die Tannine und sie schlagen als fiese gelb-braune Flecken durch die Farbe durch. Das nennt man „Durchbluten“. Verhindern kann das nur eine spezielle Grundierung.
Die Qual der Wahl: Welche Farbe ist die richtige für dich?
Für den Shabby-Look ist Kreidefarbe die erste Wahl. Sie ist supermatt, deckt fantastisch und ihre poröse Struktur lässt sich wunderbar anschleifen für den Used-Look. Allerdings ist sie auch etwas empfindlich und braucht am Ende immer eine Schutzschicht.

Acryllack ist deutlich robuster und widerstandsfähiger. Aber, und das ist der Haken, er lässt sich nicht so schön schleifen. Er neigt dazu zu schmieren, statt zu stauben, was schnell unnatürlich aussieht. Für stark beanspruchte Möbel kann er aber eine Überlegung wert sein.
Für die Puristen gibt es noch Kaseinfarbe auf Milchbasis. Super authentisch, umweltfreundlich und toll zu verarbeiten. Man muss sie aber oft selbst anmischen und sie ist nicht ewig haltbar.
Teil 3: Die Werkstatt-Methode – Schritt für Schritt zum Erfolg
So, jetzt geht’s ans Eingemachte. Arbeite systematisch und überspringe keinen Schritt. Jeder baut auf dem vorherigen auf.
Schritt 1: Die Vorbereitung (und ja, das sind 90 % der Arbeit)
Achtung, Sicherheit geht vor! Bei sehr alten Möbelstücken können noch bleihaltige Lacke im Spiel sein. Wenn du den alten Lack komplett abschleifen willst (was wir hier ja nicht tun), sei extrem vorsichtig. Trage mindestens eine FFP3-Maske, arbeite draußen und entsorge den Staub gut verpackt im Restmüll. Sicher ist sicher.

- Auseinanderbauen: Schraub alle Griffe, Beschläge und Scharniere ab. Leg die Teile in ein beschriftetes Glas, damit du später alles wiederfindest. Nimm die Schubladen heraus.
- Gründlich reinigen: Das ist der wichtigste Schritt! Schrubb die gesamte Kommode mit Anlauger oder einer starken Sodalösung und einem Schwamm ab. Du wirst staunen, was da für ein Dreck runterkommt. Danach mit klarem Wasser nachwischen und alles wirklich, WIRKLICH gut trocknen lassen. Das kann ein bis zwei Tage dauern.
- Reparieren: Jetzt ist die Zeit, wackelige Beine mit Holzleim zu fixieren oder tiefe Kratzer mit Holzkitt zu füllen. Nach dem Trocknen den Kitt glattschleifen.
- Anschleifen: Wir wollen den alten Lack nicht entfernen, nur aufrauen. Nimm dafür Schleifpapier mit 120er oder 150er Körnung und schleife alles von Hand leicht an. Die Oberfläche sollte sich danach überall stumpf und nicht mehr spiegelglatt anfühlen. Anschließend den Staub super gründlich entfernen!
Übrigens, was machst du mit den alten Griffen? Oft sind die nach einer Reinigung mit Essigessenz und einer Drahtbürste wieder richtig schön. Oder du verpasst ihnen mit einer Sprühfarbe aus dem Baumarkt einen neuen Look. Manchmal lohnt es sich aber auch, auf dem Flohmarkt oder online nach einzigartigen neuen Beschlägen zu suchen.

Schritt 2: Die Grundierung – Deine unsichtbare Versicherung
Gerade bei Eiche, Kiefer oder dunklen Hölzern ist ein Sperrgrund absolute Pflicht. Glaub mir, ich hab am Anfang auch mal versucht, eine Eichenplatte ohne Sperrgrund weiß zu streichen. Nach drei Anstrichen sah sie immer noch aus wie ein vergilbter Raucher-Traum. Mach nicht meinen Fehler! Trag den Sperrgrund dünn auf und halte dich penibel an die Trocknungszeit des Herstellers. Ungeduld wird hier sofort bestraft.
Schritt 3: Der Farbauftrag – Hier entscheidet die Technik
Die goldene Regel lautet: Zwei dünne Schichten sind immer besser als eine dicke. Immer!
- Erster Anstrich: Streiche zügig und immer in Richtung der Holzmaserung. Lass die Schicht dann komplett durchtrocknen, am besten über Nacht.
- Zwischenschliff: Nach dem Trocknen fühlt sich die Oberfläche oft leicht rau an. Das sind aufgestellte Holzfasern. Geh jetzt mit ganz feinem Schleifpapier (240er) sanft und ohne Druck darüber, bis alles spiegelglatt ist. Staub wieder entfernen. Dieser Zwischenschritt macht einen RIESEN Unterschied in der finalen Optik.
- Zweiter Anstrich: Trage die zweite Schicht genauso auf wie die erste. Du wirst sehen, wie satt und ebenmäßig das Ergebnis jetzt wird.
Angst vor der großen Kommode? Kleiner Tipp: Schnapp dir einen alten Holz-Bilderrahmen vom Flohmarkt für 2 Euro. Daran kannst du die ganze Technik – vom Schleifen über’s Streichen bis zum Distressing – perfekt üben. Das dauert nur eine Stunde und gibt dir ein super Gefühl für die Materialien.

Schritt 4: Der „Used Look“ – So wird’s authentisch
Jetzt kommt der kreative Teil. Aber bitte nicht wild drauf los schleifen! Überleg dir, wo ein Möbelstück über Jahrzehnte natürlich abnutzen würde: an Kanten, Ecken, rund um die Griffe, auf Zierleisten. Weniger ist hier absolut mehr.
- Die Schleiftechnik: Nimm 150er Schleifpapier und bearbeite gezielt diese Stellen, bis die Grundierung oder das Holz durchscheint. Variiere den Druck für ein natürliches Ergebnis.
- Die Wachstechnik (mein Favorit): Reibe nach der Grundierung mit einer einfachen Kerze über die Stellen, an denen später die Farbe „abplatzen“ soll. Streiche dann normal darüber. Nach dem Trocknen kannst du die Farbe an den gewachsten Stellen mit einem Spachtel superleicht abkratzen. Das sieht viel echter aus als Schleifspuren!
- Die Nass-Abtrag-Technik: Funktioniert nur mit Kreidefarbe. Lass die letzte Schicht ca. eine Stunde antrocknen und reibe dann mit einem feuchten Lappen die Farbe an den gewünschten Stellen wieder ab. Das erzeugt sehr weiche, verwaschene Übergänge.

Teil 4: Die Versiegelung – Schütze deine harte Arbeit
Eine unversiegelte Kreidefarbe ist extrem empfindlich. Jeder Wassertropfen hinterlässt einen Fleck. Die Versiegelung ist also keine Option, sie ist Pflicht.
- Möbelwachs: Der Klassiker. Es dunkelt die Farbe minimal ab und erzeugt eine samtige, tolle Haptik. Hauchdünn auftragen, 15 Minuten warten und dann mit einem sauberen Tuch polieren. Perfekt für Kommoden im Schlafzimmer. Muss aber alle ein, zwei Jahre mal aufgefrischt werden.
- Matter Klarlack (auf Wasserbasis): Die robuste Variante für stärker beanspruchte Möbel im Flur oder Kinderzimmer. Achte unbedingt darauf, dass der Lack wirklich matt ist, sonst ist der ganze Kreide-Effekt dahin. Dünn mit einer feinen Rolle auftragen.
Hilfe! Was tun, wenn…? (Häufige Probleme & Lösungen)
Problem: Es kommen gelbe Flecken durch die Farbe.
Lösung: Das sind die Tannine. Da hilft leider nur: Die Stellen leicht anschleifen, sorgfältig mit Sperrgrund isolieren, trocknen lassen und neu streichen.
Problem: Die Farbe blättert schon beim Streichen ab.
Lösung: Der Untergrund war nicht sauber, meistens sind es Wachs- oder Silikonreste. Das ist bitter, aber hier musst du alles wieder runterschleifen, extrem gründlich mit Spiritus oder Silikonentferner reinigen und von vorne anfangen.

Abschließende Gedanken aus der Werkstatt
Eine alte Kommode aufzuarbeiten ist so viel mehr als nur ein DIY-Projekt. Du schenkst einem Möbelstück mit Geschichte eine neue Zukunft. Die kleinen Macken, die am Ende bleiben, sind keine Fehler – sie sind der Beweis dafür, dass dieses Stück gelebt hat. Und wenn du am Ende die neuen (oder alten, polierten) Griffe anschraubst, hast du etwas Einzigartiges mit deinen eigenen Händen geschaffen. Dieses Gefühl kann dir kein Möbelhaus der Welt geben. Also, nimm dir die Zeit, arbeite sauber und hab Spaß dabei!
Bildergalerie


Die perfekte Basis finden?
Nicht jedes alte Möbelstück ist ein idealer Kandidat. Massivholzmöbel, besonders aus Kiefer, Buche oder Eiche, sind perfekt, da ihre Maserung beim Anschleifen Charakter zeigt. Vorsicht bei furnierten Stücken aus den 70ern: Das dünne Furnier ist schnell durchgeschliffen und offenbart die Pressspanplatte darunter. Ein kleiner Trick: Klopfen Sie auf die Oberfläche. Klingt sie hohl und leicht, ist es wahrscheinlich Furnier. Ein dumpfer, solider Klang deutet auf Massivholz hin.

Der wahre Charme des Shabby Chic liegt in der Unvollkommenheit. Es geht darum, ein Stück mit Seele zu schaffen, nicht ein makelloses Fabrikprodukt zu imitieren.

Der Wachs-Effekt: Klar oder dunkel?
Klares Möbelwachs: Dies ist der Standard zum Schutz von Kreidefarbe. Es versiegelt die poröse Oberfläche, schützt vor Flecken und verleiht einen seidenmatten Glanz, ohne die Farbe zu verändern.
Dunkles Antikwachs: Der Geheimtipp für einen authentischen Look. Nach dem klaren Wachs wird es sparsam in Ecken, Kanten und um Verzierungen herum aufgetragen und wieder abgewischt. Es setzt sich in den Vertiefungen ab und imitiert eine über Jahrzehnte entstandene Patina.

- Verleiht eine subtile, mehrdimensionale Farbtiefe.
- Hebt Schnitzereien und Details wunderschön hervor.
- Erzeugt einen authentisch gealterten, sonnengebleichten Look.
Das Geheimnis dieser professionellen Effekte? Die Trockenbürsten-Technik. Nehmen Sie nur minimal Farbe auf einen trockenen Pinsel und streichen Sie sie ganz leicht über erhabene Stellen Ihrer bereits gestrichenen Kommode.

Der letzte Schliff, der alles verändert, sind die Möbelknöpfe. Sie sind der Schmuck Ihrer Kommode. Tauschen Sie alte, langweilige Griffe gegen etwas aus, das Persönlichkeit hat:
- Porzellanknöpfe: Oft mit kleinen Blümchenmustern, perfekt für einen romantisch-verspielten Look. Marken wie „Clayre & Eef“ bieten hier eine riesige Auswahl.
- Glasknöpfe im Vintage-Stil: Sie fangen das Licht ein und bringen einen Hauch von Glamour.
- Antikisierte Metallgriffe: Muschelgriffe aus Messing oder verschnörkelte Griffe aus Gusseisen unterstreichen den rustikalen Landhaus-Charakter.


Wichtiger Punkt: Der Sperrgrund ist Ihr wichtigster Verbündeter! Bei alten Hölzern, insbesondere Eiche und Mahagoni, sind Gerbstoffe (Tannine) im Holz gespeichert. Ohne einen speziellen Isolier- oder Sperrgrund (z.B. von „Zinsser B-I-N“) können diese Stoffe durch die helle Kreidefarbe „bluten“ und unschöne gelbe oder rosafarbene Flecken verursachen, die sich auch durch einen zweiten Anstrich nicht beheben lassen.

„Have nothing in your house that you do not know to be useful, or believe to be beautiful.“
Dieses Zitat von William Morris, einem Vordenker der Arts-and-Crafts-Bewegung, ist die Seele des Upcyclings. Indem Sie einer alten Kommode neues Leben einhauchen, schaffen Sie nicht nur etwas Nützliches, sondern auch ein zutiefst persönliches und schönes Objekt, das Ihre Geschichte erzählt.

Vergessen Sie nicht das Innenleben! Eine wunderschön aufgearbeitete Kommode, die beim Öffnen nach altem Keller riecht, trübt die Freude. Ein kleiner Trick: Schleifen Sie die Schubladen innen leicht an und wischen Sie sie mit einer Essig-Wasser-Mischung aus. Lassen Sie sie vollständig trocknen und legen Sie dann ein Schälchen mit Kaffeepulver oder einen Beutel mit Zedernholzspänen für ein paar Tage hinein, um die letzten Gerüche zu absorbieren.

Wie erzeuge ich diese typischen, feinen Risse im Lack?
Dafür gibt es ein sogenanntes Krakeliermedium oder Reißlack. Es handelt sich um eine spezielle Lackschicht, die zwischen zwei Farbschichten aufgetragen wird. Die obere Farbschicht wird auf das noch leicht feuchte Medium gestrichen. Beim Trocknen reißt die Farbe dann auf und gibt den Blick auf die untere Farbschicht frei. Je dicker die obere Farbschicht, desto größer werden die Risse.

Die Farbwahl geht weit über reines Weiß hinaus. Echter Shabby Chic lebt von zarten, gedeckten Tönen, die an ein altes schwedisches Landhaus oder die Provence erinnern.
- Duck Egg Blue: Ein sanftes Graublau, das an alte Fensterläden erinnert. Ein Klassiker von Annie Sloan.
- Old Ochre: Ein warmes, cremiges Beige, das weniger hart als reines Weiß wirkt.
- Paris Grey: Ein weiches, elegantes Grau mit bläulichen Untertönen, das sich wunderbar kombinieren lässt.
- Antoinette: Ein zartes, pudriges Altrosa für einen femininen Touch.


Wussten Sie schon? Der Shabby-Chic-Stil, wie wir ihn kennen, wurde maßgeblich in den 1980er Jahren von der britischen Designerin Rachel Ashwell geprägt. Ihre Philosophie war es, die Schönheit und den Komfort von alten, abgenutzten Stücken aus englischen Landhäusern für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen.

Eine versteckte Freude ist eine schön gestaltete Schublade. Wenn das Äußere fertig ist, kleiden Sie den Boden der Schubladen mit einem Rest einer schönen Tapete oder Geschenkpapier aus. Florale Muster von Marken wie „Sanderson“ oder grafische Muster im Vintage-Stil werten das Möbelstück ungemein auf und sorgen jedes Mal beim Öffnen für ein kleines Lächeln.

Die häufigsten Schleiffehler & wie man sie vermeidet:
- Zu starker Druck: Lässt die Schleifspuren unnatürlich und „gewollt“ aussehen. Arbeiten Sie mit leichtem Druck, als würden Sie das Möbelstück nur streicheln.
- Falsche Stellen schleifen: Konzentrieren Sie sich auf Kanten, Ecken und Bereiche um Griffe herum – dort, wo natürliche Abnutzung über Jahre hinweg stattfinden würde. Große, flache Flächen in der Mitte bleiben meist intakt.
- Gegen die Maserung schleifen: Führt zu unschönen Kratzern im Holz. Arbeiten Sie immer in Richtung der Holzmaserung.

Muss ich wirklich die ganze Kommode bis aufs rohe Holz abschleifen?
Nein, und das ist die gute Nachricht! Für die Haftung von Kreidefarbe genügt in der Regel ein leichtes Anrauen der Oberfläche, das sogenannte „Anschleifen“. Nehmen Sie dazu ein Schleifpapier mit 150er-Körnung und gehen Sie einmal über alle Flächen, bis der alte Lack seinen Glanz verloren hat. Ein komplettes Entfernen der alten Farbe ist nur nötig, wenn diese bereits abblättert oder in sehr schlechtem Zustand ist.

Pinselstrich oder Schaumstoffrolle?
Der Pinsel: Ein guter Pinsel mit weichen Borsten ist die klassische Wahl. Er hinterlässt eine leicht sichtbare Pinselstruktur, die den handgemachten Charakter des Shabby Chic unterstreicht.
Die Rolle: Eine kleine Schaumstoffrolle eignet sich hervorragend für große, flache Flächen wie die Oberseite der Kommode. Sie erzeugt ein sehr glattes, streifenfreies Finish, das etwas moderner wirken kann.
Tipp: Kombinieren Sie beides! Die Rolle für die Flächen, den Pinsel für die Details.


Die Kunst des „Distressing“, also des künstlichen Alterns, liegt in der Subtilität. Statt wild mit Schleifpapier loszulegen, überlegen Sie, wo sich ein Möbelstück über 50 Jahre abnutzen würde: an den Kanten, den Ecken der Schubladen, um die Schlüssellöcher und an den Füßen. Weniger ist hier definitiv mehr, um einen glaubwürdigen Vintage-Look zu erzielen.

- Eine detaillierte, fast malerische Optik.
- Perfekt für florale Motive oder Schriftzüge.
- Lässt sich nahtlos in den Farbanstrich integrieren.
Das Werkzeug dahinter? Decoupage-Technik. Mit speziellem Leim (z.B. Mod Podge) können Sie dünne Papierservietten, Reispapier oder spezielle Decoupage-Bögen auf Ihre Kommode aufbringen und anschließend versiegeln.

Jedes wiederverwendete Möbelstück ist ein kleiner Sieg für die Umwelt. Schätzungen zufolge vermeidet die Aufarbeitung eines mittelgroßen Holzmöbels im Vergleich zum Neukauf die Emission von rund 50-100 kg CO₂ – das entspricht einer Autofahrt von Hamburg nach München.
Ihre Shabby Chic Kommode ist also nicht nur ein Design-Statement, sondern auch ein aktiver Beitrag zur Ressourcenschonung. Sie bewahren ein Stück vor dem Sperrmüll und vermeiden die Umweltbelastung, die durch die Herstellung eines neuen Produkts entsteht.

Die Zwei-Farben-Technik für mehr Tiefe: Für einen besonders authentischen Look streichen Sie die Kommode zuerst in einem dunkleren Farbton, zum Beispiel einem tiefen Grau oder Braun. Nachdem diese Schicht getrocknet ist, tragen Sie Ihre hellere Hauptfarbe auf. Wenn Sie nun die Kanten und Ecken abschleifen, scheint der dunklere Unterton durch und erzeugt einen wunderschönen, überzeugend gealterten Kontrast.

Meine Kreidefarbe trocknet viel zu schnell auf dem Pinsel! Was kann ich tun?
Ein häufiges Problem, besonders an warmen Tagen. Der Trick ist simpel: Tauchen Sie die Pinselspitze vor dem Eintauchen in die Farbe ganz kurz in ein Glas Wasser und streifen Sie den Überschuss ab. Die leichte Feuchtigkeit im Pinsel verlangsamt die Trocknung der Farbe, sorgt für einen geschmeidigeren Auftrag und reduziert unschöne Pinselstriche. Alternativ können Sie die Farbe selbst mit ein paar Tropfen Wasser verdünnen.


Lassen Sie sich von historischen Stilen inspirieren. Der schwedische Gustavianische Stil des 18. Jahrhunderts mit seinen hellen, grauen und blauen Tönen und der eleganten, aber schlichten Formensprache ist ein direkter Vorfahre des Shabby Chic. Suchen Sie nach Bildern gustavianischer Möbel, um Ideen für Farbpaletten und dezente Verzierungen zu bekommen.

Wichtiger Sicherheitshinweis: Bei Möbeln, die vor 1970 hergestellt wurden, könnte der alte Lack Blei enthalten. Wenn Sie sich unsicher sind, tragen Sie beim Schleifen immer eine hochwertige FFP2- oder FFP3-Maske und lüften Sie den Arbeitsbereich gut. Arbeiten Sie am besten im Freien oder nässen Sie die Oberfläche leicht an, um die Staubentwicklung zu minimieren.

- Flohmärkte am frühen Morgen
- Lokale Haushaltsauflösungen in der Zeitung
- eBay Kleinanzeigen mit dem Suchbegriff „Massivholz Kommode“ oder „alte Kommode“
- Soziale Kaufhäuser und gemeinnützige Gebrauchtwarenläden
Dies sind die besten Orte, um ein preiswertes und charaktervolles Möbelstück für Ihr Projekt zu finden. Seien Sie geduldig, der perfekte Rohdiamant wartet schon.

Die fertige Kommode ist erst die halbe Miete – das Styling macht den Look komplett. Dekorieren Sie die Oberfläche mit einer Mischung aus Texturen und Höhen:
- Eine alte Karaffe oder ein Porzellankrug mit frischen Feldblumen.
- Ein Stapel alter Bücher mit Leinenrücken.
- Ein silberner Bilderrahmen mit einer Schwarz-Weiß-Fotografie.
- Eine kleine Tischleuchte mit Stoffschirm für weiches, gemütliches Licht.
Ihr Projekt muss nicht bei der Kommode enden. Nutzen Sie die erlernte Technik und die Farbreste, um ein harmonisches Gesamtbild im Raum zu schaffen. Ein alter Spiegelrahmen, ein Beistelltischchen oder sogar die Nachttischlampen können im selben Stil aufgearbeitet werden. Diese Wiederholungen von Farbe und Finish schaffen eine ruhige, professionell gestaltete Atmosphäre.




