Sommerpudding wie vom Profi: Mein Guide für das perfekte Beerendessert

von Augustine Schneider
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Ehrlich gesagt, in all den Jahren in der Backstube habe ich die kompliziertesten Torten und filigransten Pralinen gezaubert. Aber worüber reden die Leute am Ende am meisten? Oft über die einfachen, ehrlichen Dinge. Einer dieser heimlichen Stars ist der klassische Sommerpudding.

Viele zucken bei dem Namen zusammen und fragen mich: „Ist das nicht einfach nur matschiges Brot mit Früchten?“ Ich muss dann immer schmunzeln. Denn ein richtig gemachter Sommerpudding ist eine absolute Offenbarung. Er ist der Beweis, dass man für puren Genuss keine komplizierten Zutaten braucht, sondern nur das richtige Know-how.

Dieses Dessert ist aus der puren Notwendigkeit entstanden: altes Brot nicht wegwerfen, sondern mit den Unmengen an Beeren aus dem Garten in etwas Neues, Köstliches verwandeln. Diese Philosophie, nichts zu verschwenden und den wahren Wert jeder Zutat zu erkennen, ist das Herzstück des Handwerks. Und genau das will ich euch heute zeigen – keine abgespeckte Magazin-Version, sondern die echten Techniken, die den Unterschied machen.

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Das Geheimnis liegt in der Physik (keine Sorge, es wird einfach!)

Ein guter Bäcker versteht sein Material. Und beim Sommerpudding sind das nicht nur Beeren und Brot, sondern auch unsichtbare Kräfte wie Temperatur und Zeit. Wenn du das Prinzip einmal verstanden hast, gelingt dir der Pudding nicht nur, du kannst sogar kreativ werden und dein eigenes Ding draus machen.

Das Brot: Warum alt hier besser ist

Das Fundament des Ganzen ist das Brot. Und hier ist die erste wichtige Regel: Es muss alt sein, mindestens zwei Tage. Der Grund ist simpel. Frisches Brot ist weich und voller Feuchtigkeit. Es würde unter dem heißen Fruchtsaft sofort zu einem unansehnlichen Brei zerfallen. Altes, trockenes Brot hingegen wirkt wie ein Schwamm. Seine ausgetrocknete Struktur saugt den Saft gierig auf, wird dadurch wunderbar weich, behält aber seine Form. Das Ergebnis ist eine stabile, fast kuchenartige Hülle – und eben kein Matsch.

Die Früchte: Ein Team aus Säure, Zucker und Pektin

Die Fruchtmischung ist das Herzstück, und jede Beere hat hier ihren Job. Traditionell ist es eine Mischung aus Himbeeren, roten Johannisbeeren, Brombeeren und manchmal ein paar Erdbeeren.

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  • Rote Johannisbeeren: Sie sind der heimliche Star und für die Stabilität zuständig. Sie enthalten von Natur aus viel Pektin. Pektin ist quasi der natürliche Kleber in Früchten. Erhitzt man es mit Zucker und Säure, bildet es ein Gel, das den Saft bindet und dafür sorgt, dass dein Pudding nicht in sich zusammenfällt.
  • Himbeeren & Brombeeren: Sie bringen das intensive Aroma und die umwerfende, tiefrote Farbe. Ohne sie wäre es geschmacklich nur halb so gut.
  • Erdbeeren: Sie liefern Süße, enthalten aber viel Wasser. Deshalb sollten sie nur einen kleinen Teil ausmachen und erst ganz zum Schluss dazu, damit sie nicht komplett zerkochen.

Beim Kochen platzen die Beeren auf und geben Saft, Säure und ihr Pektin frei. Der Zucker hilft dabei, indem er den Früchten noch mehr Wasser entzieht und so den Geschmack konzentriert. Das Verhältnis ist also keine Hexerei, sondern eine gut ausbalancierte Formel.

Druck & Kälte: Die Verwandlung über Nacht

Nach dem Zusammenbau wird der Pudding beschwert und für lange Zeit gekühlt. Dieser Schritt ist NICHT optional! Der Druck presst die Brotschichten zusammen und zwingt den Saft auch in die letzte trockene Ecke. Die lange Kühlung gibt dem Pektin Zeit, sein festigendes Gelnetzwerk vollständig aufzubauen. Außerdem verschmelzen die Aromen zu einem komplexen Ganzen. Geduld ist hier wirklich eine Zutat.

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So geht’s: Meine Schritt-für-Schritt-Anleitung

So, jetzt aber ran an die Schüsseln! Ich zeige dir, wie du einen perfekten Sommerpudding zauberst, der locker für 6-8 Personen reicht. Plane etwa 45 Minuten aktive Arbeitszeit ein, den Rest erledigt der Kühlschrank über Nacht. Besorg dir eine klassische Puddingform oder eine tiefe Schüssel aus Keramik oder Glas mit etwa 1,5 Litern Fassungsvermögen.

Die Zutaten: Qualität, die man schmeckt

Bevor wir loslegen, eine ehrliche Ansage zu den Kosten: Für richtig gute, frische Beeren im Sommer musst du mit ca. 15-20 € rechnen. Aber keine Panik: Mit Tiefkühlbeeren (findest du das ganze Jahr über) kommst du oft auf die Hälfte, und das Ergebnis wird trotzdem klasse!

  • Brot: ca. 10-12 große Scheiben Kastenweißbrot oder Brioche, mindestens 2 Tage alt. Am besten eignet sich ein ungesüßtes Weißbrot vom Bäcker, weil es eine festere Krume hat. Zur Not tut es auch ein gutes Marken-Toastbrot – aber bitte kein Buttertoast, der ist zu weich und zerfällt.
  • Rote Johannisbeeren: 300 g. Diese sind wegen ihres Pektingehalts quasi nicht verhandelbar. Kleiner Tipp: Um die Beeren schnell von den Rispen zu bekommen, zieh sie einfach mit einer Gabel vorsichtig ab.
  • Himbeeren: 300 g.
  • Brombeeren: 200 g, für die Farbe und eine herbe Tiefe.
  • Schwarze Johannisbeeren: 100 g (optional, für noch mehr Farbe und Säure).
  • Erdbeeren: 150 g (optional, für mehr Süße).
  • Feiner Zucker: 175-200 g, je nachdem wie süß oder sauer deine Früchte sind. Bitte keinen Gelierzucker verwenden, der verfälscht die Textur!

Achtung, kleiner Notfall-Tipp: Was tun, wenn du absolut keine roten Johannisbeeren findest? Du kannst mit einem halben Teelöffel reinem Apfelpektin (findet man im Supermarkt beim Backzubehör) nachhelfen. Es ist nicht ganz dasselbe, rettet deinen Pudding aber vor dem Zusammenbruch!

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Schritt 1: Die Form vorbereiten – das Brot-Iglu

Dieser Schritt ist entscheidend und für Anfänger oft die größte Hürde. Nimm dir Zeit! Lege die Form großzügig mit Frischhaltefolie aus, sodass sie an den Rändern weit überhängt. Das ist deine Versicherung fürs spätere Stürzen.

Schneide jetzt die Rinden vom Brot ab. Die sind zu hart. Aus einer Scheibe schneidest du einen Kreis, der genau auf den Boden passt. Aus den anderen Scheiben schneidest du Keile für die Seiten. Stell es dir so vor: Du baust ein kleines, dichtes Iglu aus Brot. Die Keile sollten sich immer etwa einen Zentimeter überlappen. Drück die Nahtstellen mit den Fingern fest zusammen, fast so, als würdest du Ton formen. Jede noch so kleine Lücke wird später zu einem hellen Fleck. Stopfe kleine Spalten mit zurechtgeschnittenen Brotstückchen. Hebe genug Brot für den Deckel auf.

Schritt 2: Die Fruchtfüllung kochen

Gib alle Beeren (außer den Erdbeeren!) mit dem Zucker in einen großen Topf und erhitze alles langsam. Sobald die Masse köchelt, lass sie nur 3-5 Minuten sanft simmern. Wir wollen die Früchte nicht zu Mus verkochen! Nimm den Topf vom Herd und hebe die geviertelten Erdbeeren unter.

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Jetzt kommt der Saft-Moment: Gieß die ganze Masse durch ein Sieb in eine Schüssel. Du solltest ungefähr 300 ml Saft auffangen. Nimm davon eine normale Kaffeetasse voll (das sind ca. 100-120 ml) und stell sie beiseite. Die brauchen wir ganz am Ende zum „Schönmalen“. Der ganze Rest des Saftes kommt sofort wieder zurück zu den Früchten im Topf.

Schritt 3: Der Zusammenbau

Jetzt aber zügig, solange die Früchte noch warm sind! Löffle die warme Fruchtmasse in deine mit Brot ausgekleidete Form. Fülle sie bis knapp unter den Rand und drücke alles leicht fest. Bedecke die Oberfläche komplett mit den restlichen Brotscheiben – auch hier wieder lückenlos arbeiten. Klappe die überstehende Folie über den Brotdeckel.

Schritt 4: Pressen und Kühlen

Stell die Form auf einen tiefen Teller, falls doch etwas Saft austritt. Lege einen kleinen Teller, der genau in die Öffnung passt, auf die Folie. Beschwere diesen Teller mit etwa 1 kg Gewicht. Zwei volle Konservendosen sind dafür perfekt. Jetzt kommt das Ganze für mindestens 12 Stunden, besser noch 24, in den Kühlschrank. Gib ihm die Zeit!

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Schritt 5: Stürzen und Servieren

Der große Moment! Nimm den Pudding aus dem Kühlschrank, entferne Gewicht und Teller. Klapp die Folie auf, leg eine Servierplatte darauf und drehe alles mit einer schnellen, entschlossenen Bewegung um. Die Form abheben, die Folie vorsichtig abziehen – fertig!

Siehst du ein paar kleine helle Stellen? Kein Problem! Genau dafür haben wir den Saft aufgehoben. Nimm einen Pinsel und „male“ diese Stellen einfach mit dem tiefroten Saft an. So bekommt der Pudding eine perfekte, juwelenartige Oberfläche. Serviert wird er gekühlt, am besten mit einem Klecks halbsteif geschlagener Sahne oder einer Kugel gutem Vanilleeis.

Was tun, wenn’s schiefgeht? (Keine Panik!)

Auch in der Profiküche geht mal was daneben. Hier die häufigsten Pannen und wie du sie rettest:

  • Der Pudding ist zusammengefallen: Wahrscheinlich war das Brot zu frisch oder du hattest zu wenig Johannisbeeren. Die Rettung? Nicht wegwerfen! Serviere es als „Sommerliches Beeren-Trifle“ in schönen Gläsern, geschichtet mit Sahne. Merkt keiner!
  • Der Pudding hat weiße Flecken: Ein rein kosmetisches Problem. Dein Brot-Iglu war nicht ganz dicht. Nimm einfach den aufbewahrten Saft und pinsle die Stellen an. Problem gelöst.
  • Er ist zu sauer oder zu süß: Früchte sind Naturprodukte! Schmecke die Fruchtmasse immer ab, bevor du sie einfüllst. Bei zu viel Säure hilft mehr Zucker, bei zu viel Süße ein Spritzer Zitronensaft. Vertrau deinem Geschmack!

Ich hoffe, dieser tiefe Einblick hat dir Lust gemacht, es selbst zu probieren. Es geht nicht darum, blind ein Rezept nachzukochen, sondern das „Warum“ dahinter zu verstehen. Hab Geduld und hab Spaß dabei. Viel Freude in deiner Küche!

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Das ewige Brot-Dilemma: Brioche oder klassisches Weißbrot?

Während der Artikel zu Recht auf altem Brot besteht, entscheidet die Sorte über den Charakter Ihres Puddings. Brioche, mit seinem hohen Butter- und Ei-Anteil, sorgt für eine unglaublich reichhaltige, fast kuchenartige Textur. Der Nachteil: Es ist weniger robust und kann bei zu viel Saft seine Form verlieren. Klassisches Kastenweißbrot ist der zuverlässige Standard. Es saugt hervorragend, bleibt stabil und lässt den Früchten die Hauptrolle. Für den ersten Versuch ist Weißbrot die sichere Wahl, für ein luxuriöses Upgrade ist Brioche der Geheimtipp.

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Wussten Sie schon? Der Name „Summer Pudding“ ist jünger als das Rezept selbst. Er tauchte erst 1904 in einem Rezeptbuch auf. Zuvor war das Dessert als „Hydropathic Pudding“ bekannt, da es oft in Kuranstalten serviert wurde – als gesunde Alternative zu schwerem Gebäck.

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Die perfekte Begleitung adelt jeden Pudding. Vergessen Sie Sprühsahne! Die Säure der Beeren verlangt nach einem cremigen, vollmundigen Gegenspieler.

  • Der Klassiker: Clotted Cream, wie die von Rodda’s aus Cornwall, bietet eine unschlagbare Dichte und milde Süße.
  • Die kontinentale Variante: Eine hochwertige Crème double oder ein Löffel Mascarpone sind exzellente Alternativen.
  • Die frische Note: Ein Klecks griechischer Joghurt, mit etwas Vanillemark verfeinert, bringt eine zusätzliche säuerliche Frische ins Spiel.
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Der Trick mit dem Extraklecks: Selbst Profis passiert es – nach dem Stürzen zeigen sich unschöne weiße, trockene Stellen am Brot. Keine Panik! Der Trick liegt in der Vorbereitung. Kochen Sie immer etwas mehr Fruchtsaft, als Sie zum Tränken benötigen, und bewahren Sie diesen separat im Kühlschrank auf. Kurz vor dem Servieren können Sie mit einem Löffel die trockenen Stellen gezielt „nachfärben“. Der kalte Saft zieht sofort ein und sorgt für ein makelloses, tiefrotes Ergebnis.

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Option A: Traditionelle Beerenmischung. Die klassische Kombination aus Himbeeren, Brombeeren und roten Johannisbeeren ist unschlagbar in ihrer Balance aus Süße, Säure und Farbe.

Option B: Ein Hauch von Steinobst. Ersetzen Sie etwa ein Viertel der Beeren durch entsteinte, gewürfelte Kirschen oder sehr reife, gewürfelte Pfirsiche. Das gibt dem Pudding eine neue, unerwartete Textur und eine tiefere Fruchtigkeit.

Unser Tipp: Kirschen harmonieren besonders gut, wenn man dem Fruchtsaft einen Schuss Kirschwasser hinzufügt.

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  • Eine makellose, glänzende Oberfläche.
  • Kein Anhaften oder Brechen beim Stürzen.
  • Ein perfekter „Show-Moment“ am Tisch.

Das Geheimnis? Ein schnelles heißes Bad. Tauchen Sie die Puddingform für nicht mehr als 5-10 Sekunden bis knapp unter den Rand in heißes (nicht kochendes!) Wasser. Die Wärme löst die äußerste Schicht des gelierten Safts leicht an und der Pudding gleitet wie von selbst auf den Servierteller.

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Die im Artikel erwähnte Pektin-Power der Johannisbeeren ist der Schlüssel für die Stabilität. Doch was, wenn gerade keine Saison ist oder Sie lieber nur Erdbeeren verwenden möchten? Fügen Sie der kochenden Fruchtmischung einfach einen Esslöffel hochwertiges Johannisbeergelee hinzu, zum Beispiel von Bonne Maman oder einer lokalen Manufaktur. Es verstärkt nicht nur die Bindung, sondern intensiviert auch die Farbe und verleiht eine subtile, professionelle Geschmackstiefe, ohne künstlich zu wirken.

Kreativität endet nicht bei der Fruchtwahl. Verleihen Sie dem Sirup eine unerwartete Note, die Ihre Gäste rätseln lässt:

  • Blumig: Ein Schuss Holunderblütensirup im Beerensaft sorgt für eine sommerlich-florale Note.
  • Würzig: Eine Zimtstange oder zwei Sternanis, die mit den Früchten mitkochen und vor dem Abfüllen entfernt werden, geben eine warme, winterliche Tiefe – perfekt für einen Spätsommer-Pudding.
  • Frisch: Ein paar Blätter frische Minze oder Zitronenverbene, die im heißen Saft ziehen, heben die Aromen der Beeren auf ein neues Level.
Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.