Landhausstil, aber richtig: So schaffst du ein Zuhause mit Seele, nicht nur Deko

von Romilda Müller
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Ich steh‘ seit über 25 Jahren in der Werkstatt, hab unzählige Möbel gebaut und Häuser von innen gesehen. Und immer wieder höre ich diesen einen Satz: „Ich wünsche mir den Landhausstil.“ Wenn ich dann nachfrage, was die Leute damit meinen, kommen oft schwammige Antworten. Es geht um Gemütlichkeit, um Natur, um eine romantische Idee vom Landleben. Das ist ja auch alles nicht falsch. Aber ganz ehrlich? Echter Landhausstil ist so viel mehr als ein paar Kissen mit Karomuster oder ein künstlich auf alt getrimmtes Schild aus dem Möbelhaus.

Echter Landhausstil, der steckt im Material. Er lebt vom ehrlichen Handwerk. Er ist keine schnelle Mode, die nächstes Jahr wieder out ist, sondern eine bewusste Entscheidung für Dinge, die bleiben. In all den Jahren hab ich eins gelernt: Dieses Gefühl kannst du nicht einfach im Katalog bestellen. Du musst es verstehen und mit den richtigen Mitteln zum Leben erwecken. Und genau das will ich dir hier zeigen – nicht aus der Theorie, sondern direkt aus der Praxis. Damit du am Ende nicht in einer Kulisse wohnst, sondern in einem echten, lebendigen Zuhause.

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Die Seele des Landhausstils: Mehr als nur rustikale Optik

Viele verwechseln Landhausstil mit „einfach nur rustikal“. Das ist ein großes Missverständnis. Das Fundament ist immer die Verbindung zur Natur und zum soliden Handwerk. Früher hat man auf dem Land eben mit dem gebaut, was da war: Holz aus dem Wald nebenan, Steine vom Feld, Lehm aus der Grube. Diese Materialien waren nicht nur Baustoff, sie haben das ganze Lebensgefühl und das Klima im Haus geprägt.

Warum sich natürliche Materialien einfach besser anfühlen

Das ist keine Esoterik, sondern simple Bauphysik. Holz, Lehm oder Naturstein sind „diffusionsoffen“. Stell dir vor, sie atmen. Sie können Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen, wenn’s zu schwül ist, und sie wieder abgeben, wenn die Luft zu trocken wird. Du kennst das: Ein echter Holzboden fühlt sich nie so eiskalt an wie eine Fliese. Das liegt daran, dass Holz Wärme viel schlechter leitet und sie dir nicht so schnell entzieht.

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Eine Wand mit Lehmputz zum Beispiel ist eine natürliche Klimaanlage. Lehm reguliert die Luftfeuchtigkeit perfekt und filtert sogar Schadstoffe. Meinen Azubis erkläre ich das immer so: „Eine Lehmwand atmet mit dir. Eine Gipskartonwand, die mit Dispersionsfarbe zugeschmiert ist, ist wie eine Plastiktüte über dem Kopf.“ Dieses Verständnis für das Material ist der allererste Schritt. Es geht darum, ein gesundes, behagliches Zuhause zu schaffen, nicht nur eine hübsche Fassade.

Handwerk, das man fühlen kann

Der zweite, ebenso wichtige Punkt: das Handwerk. Ein echter Landhaustisch besteht nicht aus Pressspan mit aufgeklebter Holzfolie. Er ist aus massiven Bohlen gemacht. Du siehst die Verbindungen, vielleicht eine klassische Verzapfung. Du spürst die leicht unebene, geölte Oberfläche unter deinen Händen. Solche Möbel erzählen eine Geschichte. Sie zeigen, dass ein Mensch mit Zeit und Können etwas Dauerhaftes geschaffen hat. Perfektion ist hier übrigens fehl am Platz. Kleine Unregelmäßigkeiten sind keine Fehler, sondern Echtheitszertifikate. Sie geben einem Raum erst den richtigen Charakter.

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Die Grundpfeiler: Eine kleine Materialkunde für die Praxis

Die Wahl der richtigen Materialien ist absolut entscheidend. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Ich zeig dir mal, womit ich jeden Tag arbeite und worauf du achten solltest.

Holz: Das warme Herz des Landhausstils

Ohne Holz geht im Landhausstil gar nichts. Aber Holz ist nicht gleich Holz. Jede Art hat ihren eigenen Charakter.

  • Eiche: Der unkaputtbare Klassiker. Eichenholz ist extrem hart, langlebig und hat eine wunderschöne, lebhafte Maserung. Perfekt für Böden, Tischplatten und alles, was was aushalten muss. Ein massiver Eichenboden kostet zwar was, oft zwischen 50 € und über 100 € pro Quadratmeter, aber er überdauert Generationen. Kratzer? Schleifst du einfach lokal an und ölst nach. Versuch das mal bei einem versiegelten Fertigparkett.
  • Kiefer und Fichte: Diese Nadelhölzer sind weicher und deutlich günstiger, oft schon für 25 € bis 45 € pro Quadratmeter zu haben. Sie bringen eine helle, freundliche Atmosphäre rein, super für den skandinavischen oder nordischen Look. Ja, sie bekommen schneller mal eine Delle. Aber mal ehrlich: Ein Kiefernboden mit den Spuren des Lebens hat doch tausendmal mehr Charme als eine sterile Kunststoffoberfläche, oder? Wichtig ist hier eine gute Oberflächenbehandlung mit Hartwachsöl, damit das weiche Holz geschützt ist.
  • Zirbe: Besonders im Alpenraum ein absoluter Liebling. Das Holz duftet herrlich harzig und beruhigend. Es gibt sogar Studien, die nahelegen, dass die ätherischen Öle der Zirbe den Schlaf verbessern. Deshalb wird es oft für Betten oder Wandverkleidungen im Schlafzimmer genutzt.

Kleiner Profi-Tipp zur Oberfläche: Lass die Finger von Lack! Eine lackierte Oberfläche versiegelt das Holz, es fühlt sich kalt und tot an. Eine geölte oder gewachste Oberfläche lässt das Holz atmen und seine natürliche Wärme behalten. Und die Reparatur ist ein Kinderspiel. Ein Rotweinfleck auf dem geölten Tisch? Kurz anschleifen, neu ölen, fertig. Bei Lack musst du oft die ganze Platte neu machen lassen.

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Ach ja, der Unterschied zwischen Öl und Wachs? Kleiner Merksatz: Öl dringt tief ins Holz ein und „feuert“ die Maserung richtig an (macht sie intensiver). Wachs bildet eher eine schützende, seidig glänzende Schicht auf der Oberfläche.

Stein: Solide und erdverbunden

Naturstein ist der perfekte, kühle Gegenspieler zum warmen Holz. Er bringt Ruhe und Beständigkeit in den Raum.

  • Sandstein: Je nach Herkunft gelblich, rötlich oder grau. Er ist relativ weich und muss im Wohnbereich gut imprägniert werden, sonst hast du schnell Flecken. Als Bodenbelag entwickelt er mit der Zeit eine traumhafte Patina.
  • Schiefer: Typisch für viele Mittelgebirge. Mit seiner dunklen, fast schwarzen Farbe und der gespaltenen Oberfläche ist er sehr charakterstark, robust und pflegeleicht. Super für Küchenarbeitsplatten oder den Eingangsbereich.
  • Terrakotta: Der Inbegriff des Südens. Diese „gebrannte Erde“ muss nach dem Verlegen aber unbedingt mit einem speziellen Öl oder Wachs behandelt werden, sonst saugt sie jeden Tropfen auf wie ein Schwamm.

Achtung bei alten Böden: Wenn du in einem alten Haus einen originalen Steinboden findest, sei bloß vorsichtig mit modernen, aggressiven Reinigern! Oft wurden diese Böden jahrzehntelang nur mit Schmierseife gewischt, was eine schützende Patina aufgebaut hat. Ein Chemie-Reiniger kann das in Sekunden ruinieren. Teste immer erst an einer unauffälligen Ecke!

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Wände, die atmen: Putz und Farbe

Die Wände sind die größten Flächen – ihr Einfluss auf die Atmosphäre ist gigantisch. Vergiss Raufaser und Dispersionsfarbe.

  • Kalkputz: Ein traditioneller Baustoff, der von Natur aus Schimmel hemmt und das Raumklima fantastisch reguliert. Die Oberfläche ist nie perfekt glatt, sondern hat eine feine, lebendige Struktur.
  • Lehmputz: Der Meister der Feuchtigkeitsregulierung. Er kann noch mehr Wasser aufnehmen als Kalk und ist ideal für Wohn- und Schlafräume. Es gibt ihn in den schönsten Erdtönen. Gut zu wissen: Ein professionell aufgetragener Lehmputz ist nicht ganz billig, rechne mit ca. 60-90 € pro Quadratmeter inklusive Arbeit. Eine Standard-Tapete mit Farbe liegt vielleicht bei 20-30 €. Der Unterschied im Wohngefühl ist den Aufpreis aber oft wert.
  • Farben: Auf einen solchen mineralischen Putz gehört auch eine mineralische Farbe (Kalk- oder Silikatfarben). Die verbinden sich chemisch mit dem Untergrund und bleiben atmungsaktiv. Eine normale Wandfarbe aus dem Baumarkt würde die ganze positive Wirkung des Putzes zunichtemachen – die reinste Geldverschwendung.
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Der schnelle Erfolg für’s Wochenende

Nicht jeder kann oder will gleich das ganze Haus umbauen. Aber du kannst mit kleinen Dingen anfangen, die einen riesigen Unterschied machen!

Dein Landhaus-Upgrade für unter 50 Euro: Tausche die Griffe deiner Küchenschränke oder einer Kommode aus. Weg mit dem billigen Edelstahl, her mit Griffen aus Gusseisen, Keramik oder Porzellan. Das kostet dich vielleicht 30-50 Euro im Baumarkt oder online und dauert eine knappe Stunde. Der Effekt? Gigantisch! Plötzlich sieht das ganze Möbelstück wertiger und charaktervoller aus.

Praktische Umsetzung: Vom Plan zur Tat

So, genug Theorie. Wie fängst du jetzt konkret an?

Der Boden: Die Basis für alles

Ein Massivholzdielenboden ist eine Investition, die sich lohnt. Wenn du ihn selbst verlegst, denk um Himmels willen an die Dehnungsfuge! Holz arbeitet. Es braucht zu allen Wänden und festen Bauteilen (wie Heizungsrohren) mindestens 15 mm Platz. Ich geb’s zu, bei meinem allerersten selbst verlegten Dielenboden als junger Kerl hab ich die Fuge zu knapp bemessen. Im ersten feuchten Sommer hat’s verdächtig geknackt und ich hab Blut und Wasser geschwitzt… Daraus hab ich gelernt: Lieber 2 mm zu viel Abstand als eine riesige Welle im teuren Boden! Die Fuge verschwindet ja eh unter der Sockelleiste.

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Möbel: Qualität erkennen und selber machen

Geh auf Flohmärkte, stöbere in Antiquitätenläden. Such nach massiven Bauernmöbeln. Schau dir die Details an: Sind die Schubladen mit Schwalbenschwanzzinken verbunden? Das ist ein Qualitätszeichen. Wenn du neu kaufst, frag dem Verkäufer Löcher in den Bauch: Welche Holzart? Wie ist die Oberfläche behandelt? Lass dich nicht vom Begriff „teilmassiv“ blenden. Das heißt oft nur, dass die Türen massiv sind und der Korpus aus billiger Spanplatte besteht.

Dein erstes Restaurations-Projekt: Schnapp dir einen kleinen alten Hocker oder Beistelltisch. So ölst du ihn richtig in 5 Schritten:

  1. Grobschliff: Schleif die alte Oberfläche mit 80er-Schleifpapier ab. Immer in Richtung der Maserung!
  2. Feinschliff: Wiederhole das Ganze mit 120er- oder 150er-Körnung für eine glatte Oberfläche.
  3. Säubern: Entstaube das Holz gründlich mit einem leicht feuchten Tuch. Gut trocknen lassen!
  4. Ölen: Trage ein gutes Holzöl (z. B. Leinölfirnis, erhältlich in jedem Baumarkt) mit einem Lappen dünn und gleichmäßig auf.
  5. Abwischen: Lass das Öl ca. 15-20 Minuten einziehen. Wische dann ALLES überschüssige Öl, das nicht eingezogen ist, mit einem sauberen, trockenen Lappen restlos ab. Sonst klebt es später. Fertig!
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Wann der Profi ranmuss: Sei ehrlich zu dir selbst

Malerarbeiten oder einen Boden verlegen kriegen viele hin. Aber jetzt mal im Ernst: Finger weg von Elektrik, Wasserleitungen, Heizung oder tragenden Wänden. Das ist ausschließlich was für Fachleute von der jeweiligen Innung. Ich hab schon zu oft die Katastrophen gesehen, die übereifrige Heimwerker angerichtet haben. Ein falsch angeschlossener Herd kann einen Brand auslösen, ein undichtes Rohr das ganze Haus unter Wasser setzen. Am Ende wird das immer teurer, als gleich einen Profi von der Handwerkskammer zu holen.

Der Landhausstil ist eine wundervolle Art zu wohnen. Er erdet uns und fühlt sich einfach richtig an. Aber er verlangt Respekt vor dem Material und dem Handwerk. Wenn du mit diesem Gefühl an die Sache herangehst, schaffst du ein Zuhause, das nicht nur schön aussieht, sondern eine Seele hat. Deine Seele.

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  • Leinen: Nichts fängt das Licht so schön ein und knittert so edel wie Leinen. Perfekt für Vorhänge oder als Überwurf auf dem Sofa. Es ist robust und wird mit jeder Wäsche weicher.
  • Wolle: Für Decken und Kissen ist grob gestrickte Wolle unschlagbar. Sie strahlt sofort Wärme und Geborgenheit aus und ist ein wunderbarer textiler Kontrapunkt zu glattem Holz.
  • Baumwolle: Klassische Karomuster, Streifen oder florale Drucke auf Baumwolle bringen die verspielte, ländliche Note. Ideal für Kissenbezüge, Tischdecken oder Küchenhandtücher.

Der Trick liegt in der Mischung der Texturen. Glattes Leinen neben rauer Wolle schafft eine Spannung, die den Raum lebendig macht.

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Die richtige Farbpalette finden?

Vergessen Sie sterile Katalog-Weißtöne. Echter Landhausstil lebt von Farben, die eine Geschichte erzählen. Orientieren Sie sich an der Natur und historischen Pigmenten. Denken Sie an das sanfte, fast graue Grün von Salbeiblättern, das tiefe, satte Ochsenblutrot einer alten Scheunentür oder das cremige, sonnengebleichte Gelb eines alten Leinenstoffs. Marken wie Farrow & Ball oder Little Greene bieten solche komplexen, kreidigen Töne, die je nach Lichteinfall changieren und eine unglaubliche Tiefe erzeugen (z.B. „Lichen“ oder „Setting Plaster“).

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„Habe nichts in deinem Haus, von dem du nicht weißt, dass es nützlich ist, oder glaubst, dass es schön ist.“

Dieses Zitat von William Morris, einem Vordenker der Arts-and-Crafts-Bewegung, ist die Seele des Landhausstils. Bevor Sie ein neues Dekostück kaufen, fragen Sie sich: Erfüllt es eine Funktion oder berührt es mich wirklich? Dieser Grundsatz hilft, Kitsch zu vermeiden und ein Zuhause mit Bedeutung zu schaffen.

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Massivholz: Es ist die authentische, langlebige Wahl. Ein Tisch aus Eiche oder Kiefer atmet, altert in Würde und kann immer wieder abgeschliffen und neu behandelt werden. Jeder Kratzer wird Teil seiner Geschichte.

Furnier auf Pressspan: Die günstigere Alternative. Eine dünne Echtholzschicht wird auf eine Trägerplatte geklebt. Auf den ersten Blick oft überzeugend, aber bei tiefen Kratzern kommt das Trägermaterial zum Vorschein und eine Reparatur ist kaum möglich. Ideal für weniger beanspruchte Möbelstücke wie eine Kommoden-Rückwand.

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Das Geheimnis eines gemütlichen Landhauses liegt oft im Licht. Statt einer einzigen, grellen Deckenleuchte, die den Raum flach und ungemütlich wirken lässt, setzen Sie auf verschiedene Lichtinseln. Eine Stehlampe mit Stoffschirm neben dem Lesesessel, eine kleine Tischleuchte auf der Kommode und vielleicht eine gerichtete Wandleuchte, die die Struktur einer Steinwand oder eines alten Balkens hervorhebt. Dimmer sind dabei Gold wert – sie lassen Sie die Stimmung stufenlos anpassen, von hell und belebend bis zu warm und heimelig am Abend.

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Der häufigste Fehler: Zu viel des Guten. Ein Raum voller künstlich gealterter Schilder, Lavendelsäckchen, Karokissen und Holzherzen wirkt schnell wie ein Themenpark und nicht wie ein gewachsenes Zuhause. Echter Landhausstil braucht Luft zum Atmen. Konzentrieren Sie sich auf wenige, aber dafür hochwertige und authentische Stücke. Eine handgetöpferte Vase ist mehr wert als zehn importierte Dekofiguren.

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  • Ein Boden, der nie wirklich fußkalt ist.
  • Wände, die im Sommer eine sanfte Kühle bewahren.
  • Eine Luft, die sich frisch und niemals stickig anfühlt.

Was klingt wie eine Wunschvorstellung, ist die direkte Folge der im Artikel erwähnten „diffusionsoffenen“ Materialien. Eine massive Holzwand oder ein Lehmputz wirken wie ein natürlicher Puffer, der das Raumklima auf eine Weise reguliert, die moderne Baustoffe oft nicht leisten können.

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Wussten Sie schon? Die Oberflächentemperatur von Holz wird vom Menschen als deutlich wärmer empfunden als die von Stein oder Fliesen, selbst wenn beide Materialien exakt die gleiche Raumtemperatur haben. Das liegt an der geringen Wärmeleitfähigkeit von Holz.

Genau dieses physikalische Phänomen sorgt für das spürbar behagliche Gefühl, wenn man barfuß über einen echten Dielenboden läuft. Es ist keine Einbildung, sondern pure, fühlbare Materialwissenschaft, die dem Landhausstil seine gemütliche Basis verleiht.

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Ein authentischer Look lebt von Gebrauchsspuren, die eine Geschichte erzählen. Anstatt Möbel mit künstlich aufgetragenen Kratzern zu kaufen, probieren Sie es selbst an einem kleinen Stück – etwa einem alten Bilderrahmen vom Flohmarkt. Schleifen Sie an den Kanten etwas Farbe ab, behandeln Sie das Holz mit dunklem Wachs, um eine Patina zu erzeugen, oder tupfen Sie mit einem fast trockenen Pinsel eine zweite Farbschicht auf. So entwickeln Sie ein Gefühl für echte Alterungsprozesse.

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Kann man eigentlich verschiedene Holzarten in einem Raum mischen?

Ja, unbedingt! Ein Raum mit nur einer einzigen Holzart wirkt schnell eintönig und steif. Der Trick ist, eine dominante Holzart für die großen Flächen wie den Boden oder einen massiven Schrank zu wählen. Dazu können Sie dann Akzente aus anderen Hölzern setzen. Eine helle Eichendiele verträgt sich wunderbar mit einem Beistelltisch aus dunklem Nussbaum oder einer Schale aus Kirschholz. Die Regel lautet: Bleiben Sie bei einer ähnlichen „Temperatur“ (warme Hölzer zu warmen, kühle zu kühlen) und beschränken Sie sich auf zwei bis drei Sorten pro Raum, um die Harmonie zu wahren.

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Schließen Sie für einen Moment die Augen und stellen Sie sich den Duft eines echten Landhauses vor. Es ist nicht der Geruch von künstlichen Raumdüften, sondern eine komplexe Mischung aus ehrlichen Materialien: der harzige Duft von Kiefernholz, das rauchige Aroma eines erloschenen Kaminfeuers, der saubere Geruch von an der Luft getrockneter Leinenwäsche und vielleicht ein Hauch von getrockneten Kräutern, die in der Küche hängen. Diese subtile, authentische Duftkulisse ist ein unsichtbarer, aber wesentlicher Teil der Atmosphäre.

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Englischer Cottage-Stil: Verspielt und romantisch mit vielen floralen Mustern (Chintz), kleinen Fenstern und oft plüschigen, gemütlichen Sofas. Denken Sie an Rosen, gemütliches Chaos und eine Tasse Tee am Kamin.

Französischer Landhausstil (Provence): Eleganter und heller. Gekalkte Möbel, oft mit geschwungenen Beinen, lavendelfarbene Akzente und der gezielte Einsatz von Naturstein und Terrakotta. Weniger Plüsch, mehr sonnendurchflutete Leichtigkeit.

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Die Seele des Landhausstils findet man oft dort, wo andere nur altes Gerümpel sehen. Statt in großen Möbelhäusern, werden Sie auf dem Flohmarkt, bei Haushaltsauflösungen oder in kleinen, lokalen Antiquitätenläden fündig. Suchen Sie nicht nach Perfektion, sondern nach Charakter: eine alte Holzkiste, die zum Beistelltisch wird, ein Satz ungleicher Stühle mit Charme oder eine Zinkwanne, die sich perfekt als Pflanzgefäß eignet. Diese Stücke sind oft günstiger und garantieren Einzigartigkeit.

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  • Alte Holzbalken vom Abriss eines Bauernhofs
  • Handgeschmiedete Nägel oder Türbänder aus einer alten Werkstatt
  • Gebrauchte Ziegelsteine mit einzigartiger Patina
  • Eine ausgediente Werkbank als Konsolentisch

Der Einsatz von wiederverwendeten („reclaimed“) Baumaterialien ist die Königsdisziplin des authentischen Landhausstils. Es ist nicht nur nachhaltig, sondern bringt auch unkopierbare Geschichte und Textur in Ihr Zuhause.

Der Schlüssel zur Langlebigkeit: Echte Holzböden oder Massivholzmöbel brauchen keine aggressive Chemie. Eine milde Seifenlösung auf Basis von Pflanzenölen, wie sie oft für geölte Böden empfohlen wird, reinigt und pflegt zugleich. Für die Möbelpolitur ist ein einfaches Bienenwachs oft die beste Wahl. Es nährt das Holz, schützt die Oberfläche und hinterlässt einen wunderbar dezenten, natürlichen Duft. Weniger ist hier definitiv mehr.

Romilda Müller

Mein Beruf macht mir echt viel Spaß! Selbst indem ich jeden Tag Beiträge über Themen aus den Bereichen Gartengestaltung, Dekoration, Innendesign, Mode und Lifestyle schreibe, entdecke ich viele interessante Tatsachen. Auch für mich selbst. Zudem schöpfe ich Inspiration für meine eigene Freizeit. Mein Ziel ist es, unserer Leserschaft nützliche Information und unendliche Anregung anzubieten und damit behilflich zu sein. Es freut mich, durch meine Artikel eine große Anzahl von Lesern für unterschiedliche Themen zu begeistern und zu neuen Projekten im Haus und Garten zu ermutigen. Außerdem will ich ihnen gleichzeitig damit Optionen für eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten.