Zahnpflege ohne Blabla: Ein Zahntechniker packt aus, was im Mund wirklich zählt

von Romilda Müller
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Seit Jahrzehnten stehe ich im zahntechnischen Labor und baue das wieder auf, was kaputtgegangen ist: Kronen, Brücken, Prothesen. Ich sehe jeden Tag, was Zähne alles aushalten müssen und wo die Tücken bei der Pflege liegen. Ganz ehrlich? Meine liebste Arbeit ist die, die ich gar nicht erst machen muss, weil deine Zähne gesund sind.

Ständig werde ich gefragt: „Welche Zahnpasta ist die beste? Brauche ich diese superteure Bürste?“ Die Werbung verspricht uns ja das Blaue vom Himmel. Aber die Wahrheit ist viel einfacher und hat nichts mit schicken Verpackungen zu tun. Es geht um das richtige Werkzeug und die richtige Technik. Und genau das zeige ich dir jetzt – kein Marketing-Gerede, sondern Klartext aus dem Labor.

Erstmal verstehen: Gegen wen kämpfen wir hier eigentlich?

Viele denken, beim Zähneputzen geht es darum, die Salatblätter vom Mittagessen zu entfernen. Das ist aber nur die halbe Miete. Unser eigentlicher Gegner ist viel organisierter: der dentale Biofilm, besser bekannt als Plaque.

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Stell dir das wie eine winzige, hartnäckige Stadt aus Bakterien vor, die sich auf deinen Zähnen ansiedelt. Diese Bakterien bauen eine schützende Schleimschicht und produzieren darin munter Säuren. Und genau diese Säuren sind das Problem, denn sie fressen Mineralien aus deinem Zahnschmelz. Das ist der Anfang von Karies.

Diesen Biofilm kannst du nicht einfach wegspülen. Den musst du mechanisch zerstören. Deine Zahnbürste ist also kein Besen, sondern eher ein Abrisskommando für Bakterien-Städte. Wenn du das einmal verstanden hast, siehst du das tägliche Putzen mit ganz anderen Augen.

Das Werkzeug: So findest du die perfekte Zahnbürste

Früher behalf man sich mit gekauten Ästchen oder Bürsten mit Tierborsten. Das Problem dabei: Tierborsten sind innen hohl – ein Paradies für Bakterien. Zum Glück sind moderne Zahnbürsten da viel weiter und setzen auf massive, hygienische Kunststofffasern.

Worauf es beim Kauf wirklich ankommt, ist erstaunlich simpel:

  • Weiche, abgerundete Borsten: Das ist das A und O! Harte Borsten sind ein No-Go. Sie schaden dem Zahnfleisch und schmirgeln auf Dauer den Zahnschmelz weg, besonders am empfindlichen Zahnhals. Ich sehe im Labor oft keilförmige Kerben in Zähnen, die über Jahre durch zu hartes Schrubben entstanden sind. Achte auf die Bezeichnung „weich“ oder „sensitiv“.
  • Kleiner Bürstenkopf: Ein kleiner Kopf ist wendiger und kommt überall hin – auch an die hintersten Backenzähne und die fiesen Innenseiten. Große Köpfe wirken zwar effizient, lassen aber oft die wichtigsten Ecken aus.
  • Simpler, gerader Griff: Ausgefallene, geschwungene Griffe sind meist nur Design-Schnickschnack. Ein gerader, einfacher Griff gibt dir die beste Kontrolle über Druck und Winkel.
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Handbetrieb oder elektrisch – was ist besser?

Das ist die Gretchenfrage in der Zahnpflege. Als Techniker, der auf das Endergebnis schaut, lautet meine Antwort: Für die meisten Menschen ist eine elektrische Zahnbürste die bessere Wahl.

Nicht, weil eine Handzahnbürste schlecht wäre! Mit der perfekten Technik ist sie unschlagbar. Aber seien wir ehrlich, die wenigsten von uns wenden diese Technik jeden Tag fehlerfrei an. Man drückt zu fest, schrubbt wild hin und her oder hört nach 60 Sekunden auf.

Eine gute elektrische Zahnbürste gleicht diese Fehler aus. Ob oszillierend-rotierend (die runden Köpfe) oder Schalltechnologie (die vibrierenden länglichen Köpfe) ist dabei fast schon Geschmackssache. Beide Systeme sind top. Ihr wahrer Superheld ist aber die eingebaute Technik:

  • Der Timer: Fast alle Modelle haben einen Zwei-Minuten-Timer, oft mit 30-Sekunden-Intervallen. Das hilft ungemein, die empfohlene Zeit einzuhalten und jeden Bereich im Mund gleichmäßig zu putzen.
  • Die Andruckkontrolle: Für mich das absolut wichtigste Feature! Die Bürste warnt dich mit einem Licht oder einer Vibration, wenn du zu fest aufdrückst. Das verhindert genau die Schäden, die ich ständig reparieren muss. Ich hatte mal einen Patienten, ein kräftiger Kerl, der nach dem Motto „viel hilft viel“ lebte. Er hat sich über Jahre mit einer harten Bürste richtige Keile in die Zahnhälse geschrubbt. Die Reparatur war am Ende teurer als ein ganzes Arsenal an elektrischen Zahnbürsten.

Eine vernünftige elektrische Zahnbürste mit Andruckkontrolle ist eine super Investition und kostet oft gar nicht die Welt. Du findest gute Einsteigermodelle schon für ca. 40 € bis 80 €.

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Der Helfer: Was eine Zahnpasta wirklich können muss

Die Zahnpasta ist nicht nur für den frischen Geschmack da. Ihre Hauptaufgabe ist der Transport eines entscheidenden Wirkstoffs: Fluorid.

  • Fluorid – Der unsichtbare Held: Fluorid ist der bestuntersuchte und wirksamste Kariesschutz überhaupt. Es hilft, die vom Säureangriff gelösten Mineralien wieder in den Zahnschmelz einzubauen (Remineralisation). Besser noch: Es macht den Schmelz härter und widerstandsfähiger gegen zukünftige Angriffe. Achte auf der Tube auf einen Gehalt von ca. 1450 ppm (parts per million) – das ist die empfohlene Dosis für Erwachsene.
  • Putzkörper (Abrasivstoffe) – Die Polierer: Feine Partikel in der Creme helfen, Beläge zu entfernen. Ihr „Schmirgeleffekt“ wird im RDA-Wert gemessen. Hier ist Vorsicht geboten! Ein hoher Wert kann den Zahn abnutzen. Leider steht der Wert selten auf der Packung, aber eine kurze Online-Suche hilft meistens. Als Faustregel gilt:
    • RDA unter 70: Sanft, ideal für empfindliche Zähne. Ein gutes Beispiel sind viele Produkte der „Sensodyne ProSchmelz“-Reihe.
    • RDA 70-100: Normal, ein guter Allrounder für gesunde Zähne.
    • RDA über 100: Stark abrasiv. Oft bei „Whitening“-Zahncremes zu finden. Die machen zwar kurzfristig Verfärbungen weg, rauen den Zahn aber auf. Mein Tipp: Wenn überhaupt, dann nur selten benutzen, nicht für die tägliche Pflege!
  • Schaumbildner (z.B. SLS): Sorgt für das saubere Gefühl, hat aber kaum Reinigungswirkung. Wer zu kleinen Entzündungen im Mund (Aphthen) neigt, sollte mal eine SLS-freie Zahnpasta ausprobieren.
  • Die Technik: So putzt du wie ein Profi

    Vergiss das horizontale Hin- und Herschrubben! Damit schiebst du den Dreck nur in die Zwischenräume. Die beste Methode ist die sogenannte „modifizierte Bass-Technik“.

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    Klingt kompliziert, ist es aber nicht:

    1. Der Winkel ist alles: Setz die Bürste in einem 45-Grad-Winkel am Zahnfleischrand an. Die Borsten sollen leicht in die kleine Furche zwischen Zahn und Zahnfleisch zielen.
    2. Sanft rütteln, nicht schrubben: Mach ganz kleine, sanfte Rüttelbewegungen fast auf der Stelle. Stell dir vor, du polierst eine reife Tomate, ohne die Haut zu verletzen.
    3. Auswischen: Nach ein paar Rüttlern wischst du den gelockerten Belag vom Zahnfleisch weg in Richtung Kaufläche (von Rot nach Weiß).
    4. System statt Chaos: Arbeite dich systematisch vor. Fang z.B. oben außen an, arbeite dich rüber zur anderen Seite, dann die Innenseiten. Dann das Ganze unten. So vergisst du keine Ecke.

    Kleiner Tipp: Probier das doch mal trocken vor dem Spiegel aus! Nimm deine Bürste, 45-Grad-Winkel ans Zahnfleisch und rüttle nur mal ganz sanft. Du wirst sehen, die Bewegung ist winzig!

    Und hier kommt ein echter Profi-Trick: Nach dem Putzen die Zahnpasta nur ausspucken, nicht mit Wasser nachspülen! So kann das wertvolle Fluorid über Nacht auf den Zähnen bleiben und seine volle Schutzwirkung entfalten. Sei kein Schlauspüler!

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    Deine Zahnbürste schafft nur etwa 60 % der Zahnoberflächen. Die Zwischenräume erreicht sie nicht. Genau dort fängt Karies aber besonders gern an. Die Reinigung dort ist also kein Luxus, sondern Pflichtprogramm.

    • Zahnseide: Der Klassiker für enge Zwischenräume. Nimm ein langes Stück, spanne es zwischen den Fingern und fahre vorsichtig auf und ab, C-förmig um jeden Zahn geschmiegt.
    • Interdentalbürsten: Für größere Zwischenräume (oft bei den Backenzähnen) sind diese kleinen Bürstchen viel effektiver. Kleiner Tipp für Anfänger: Kauf dir für den Anfang ein gemischtes Set mit verschiedenen Größen (bekommst du für ca. 5-8 € in jeder Drogerie). Die richtige Größe gleitet mit leichtem Widerstand, ohne dass du sie mit Gewalt durchdrücken musst. Sie fühlt sich „satt“ im Zwischenraum an.

    Die Mundspülungs-Frage und andere Fallen

    Immer wieder werde ich nach Mundspülungen gefragt. Sind die Dinger nützlich? Ganz klar: Sie können eine sinnvolle Ergänzung sein, zum Beispiel mit Fluorid zum zusätzlichen Schutz. Aber sie ersetzen NIEMALS die mechanische Reinigung mit Bürste und Zahnseide! Der Biofilm muss zerstört werden, wegspülen reicht nicht. Achte außerdem darauf, ob die Spülung Alkohol enthält – das kann die Mundschleimhaut auf Dauer austrocknen.

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    Achtung, häufige Fehler:

    • Der Mythos „natürliches Whitening“: Finger weg von Hausmitteln wie Zitronensaft oder purem Backpulver! Zitronensäure weicht den Schmelz auf, Backpulver schmirgelt ihn ab. Das verursacht bleibende Schäden.
    • Zu früh geputzt: Nach sauren Speisen oder Getränken (Cola, Obst, Wein) ist der Zahnschmelz kurzzeitig aufgeweicht. Warte lieber 30 bis 60 Minuten mit dem Putzen, damit dein Speichel den Schaden reparieren kann.
    • Die alte Bürste: Nach etwa drei Monaten ist eine Zahnbürste (oder der Bürstenkopf) durch. Die Borsten spreizen sich und reinigen nicht mehr richtig. Also: Regelmäßig wechseln!

    Wenn der Profi ranmuss: Die professionelle Zahnreinigung (PZR)

    Trotz bester Pflege zu Hause kann sich an schwer zugänglichen Stellen Zahnstein bilden. Den bekommst du selbst nicht mehr weg. Dafür gibt es die professionelle Zahnreinigung. Dabei werden alle harten und weichen Beläge entfernt, die Zähne poliert und mit einem Schutzlack versiegelt. Ja, eine PZR kostet meistens extra, rechne mal mit etwa 80 € bis 120 €. Aber sieh es als Investition! Sie ist viel günstiger als die Behandlung von Karies oder Parodontitis und der Zahnersatz, den ich dann bauen müsste.

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    Also, was packst du jetzt in deinen Einkaufskorb? Es ist ganz einfach:

    • Eine elektrische Zahnbürste mit Andruckkontrolle (ca. 40–80 €).
    • Eine Fluorid-Zahnpasta mit 1450 ppm (ca. 1–5 €).
    • Ein Probier-Set Interdentalbürsten in verschiedenen Größen (ca. 5–8 €).
    • Und vielleicht noch etwas Zahnseide für die ganz engen Stellen (ca. 2–4 €).

    Mehr braucht es am Anfang nicht. Du siehst, die Pflege deiner Zähne liegt in deiner Hand. Es braucht keine Wundermittel, sondern Beständigkeit und das richtige Know-how. Behandle deine Zähne gut, dann hast du lange Freude an ihnen – und wir sehen uns höchstens zur Kontrolle, nicht zur Reparatur im Labor.

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    Fluorid, RDA-Wert, Hydroxylapatit – was muss wirklich in meiner Zahnpasta stecken?

    Ganz klar: Der Star ist Fluorid. Diese Ionen lagern sich in den Zahnschmelz ein und machen ihn widerstandsfähiger gegen Säureangriffe – das ist wissenschaftlich unumstritten. Suchen Sie nach einer Konzentration um 1.450 ppm. Ein niedriger RDA-Wert (unter 70) bedeutet, die Paste schmirgelt wenig – ideal, um den Schmelz zu schonen. Neuere Inhaltsstoffe wie Hydroxylapatit, der dem natürlichen Zahnschmelz nachempfunden ist (z.B. in Produkten von Bioniq oder ApaCare), können den Schmelz zusätzlich reparieren, sind aber eher die Kür als die Pflicht.

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    Wussten Sie schon? Direkt nach dem Putzen mit Wasser auszuspülen, schwächt die Wirkung Ihrer Zahnpasta erheblich.

    Es klingt kontraintuitiv, aber es ist pure Chemie. Das in der Zahnpasta enthaltene Fluorid benötigt Zeit, um in den Zahnschmelz einzudringen und ihn zu härten. Wenn Sie sofort kräftig mit Wasser spülen, waschen Sie diesen wertvollen Schutzschild einfach weg, bevor er wirken kann. Der Profi-Tipp aus dem Labor: Überschüssigen Schaum nur ausspucken und mindestens 30 Minuten lang nichts essen oder trinken. So geben Sie dem Fluorid die Chance, seine volle „Reparaturarbeit“ zu leisten.

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    Whitening-Zahnpasta: Entfernt durch Schleifpartikel (Abrasivstoffe) oberflächliche Verfärbungen von Kaffee oder Tee. Sie hellt aber nicht die eigentliche Zahnfarbe auf.

    Professionelles Bleaching: Verwendet aktive Wirkstoffe wie Wasserstoffperoxid, die in den Zahn eindringen und die dort eingelagerten Farbpigmente chemisch verändern. Nur so wird der Zahn von innen heraus heller.

    Das Fazit ist also einfach: Für einen schnellen „Sauber-Effekt“ mag eine Whitening-Pasta genügen, für eine echte, sichtbare Aufhellung ist der Gang zum Profi unumgänglich.

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    Die Zahnbürste reinigt nur etwa 70 % der Zahnoberflächen. Die kritischen Zonen liegen dazwischen. Für die vollständige Zerstörung des Biofilms sind weitere Werkzeuge unerlässlich.

    • Zahnseide: Der Klassiker für sehr enge Zahnzwischenräume, wo sonst nichts hinkommt.
    • Interdentalbürsten: Die effektivste Waffe für größere Lücken, besonders zwischen den Backenzähnen. Marken wie Curaprox bieten hier verschiedenste Größen für eine passgenaue Reinigung.
    • Munddusche: Eine gute Ergänzung, um Speisereste zu entfernen, ersetzt aber niemals die mechanische Reinigung mit Bürstchen oder Seide.

    Der unsichtbare Feind: Eine abgenutzte Zahnbürste entfernt bis zu 40 % weniger Plaque als eine neue. Die Borsten spreizen sich mit der Zeit, verlieren ihre Spannung und können die Zahnflächen und den Zahnfleischrand nicht mehr effektiv erreichen. Zudem wird ein alter Bürstenkopf zur Brutstätte für Bakterien. Ein Wechsel alle drei Monate ist daher kein Marketing-Gag, sondern eine simple Notwendigkeit, um die Putzleistung hoch und das Keimrisiko niedrig zu halten. Ein einfacher Kalendereintrag genügt!

Romilda Müller

Mein Beruf macht mir echt viel Spaß! Selbst indem ich jeden Tag Beiträge über Themen aus den Bereichen Gartengestaltung, Dekoration, Innendesign, Mode und Lifestyle schreibe, entdecke ich viele interessante Tatsachen. Auch für mich selbst. Zudem schöpfe ich Inspiration für meine eigene Freizeit. Mein Ziel ist es, unserer Leserschaft nützliche Information und unendliche Anregung anzubieten und damit behilflich zu sein. Es freut mich, durch meine Artikel eine große Anzahl von Lesern für unterschiedliche Themen zu begeistern und zu neuen Projekten im Haus und Garten zu ermutigen. Außerdem will ich ihnen gleichzeitig damit Optionen für eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten.