Schöne Haare isst man: Was ich dir nach 30 Jahren im Salon wirklich rate
Ich stehe seit über drei Jahrzehnten im Salon. Ich fühle Haare, ich schneide sie, ich pflege sie – jeden einzelnen Tag. Und wenn du mich nach dem einen, wahren Geheimnis für schönes Haar fragst, dann ist meine Antwort vielleicht überraschend: Vergiss für einen Moment die teuren Shampoos und Wundermasken.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Die absolute Basis: Bevor wir über Essen reden…
- 0.2 Die Nährstoff-Werkzeugkiste für dein Haar
- 0.3 Mein Meister-Tipp für Pflanzen-Esser
- 0.4 Die Feindesliste: Was deine Haare gar nicht mögen
- 0.5 Vom Wissen zum Teller: So einfach geht’s
- 0.6 Wenn das alles nicht reicht: Sei ehrlich zu dir
- 0.7 Dein Fahrplan für den Anfang
- 1 Bildergalerie
Versteh mich nicht falsch, gute Pflegeprodukte sind absolut wichtig. Sie sind die Fassade, der Schutzanstrich für unser Haar. Aber was nützt die schönste Farbe, wenn das Fundament bröckelt? Echte, dauerhafte Kraft und dieser beneidenswerte Glanz, die kommen von innen. Ich habe unzählige Kundinnen und Kunden gesehen, die ein kleines Vermögen für Fläschchen und Tuben ausgeben, aber ihr Haar bleibt trotzdem dünn, spröde oder glanzlos. Die Ursache liegt fast immer auf dem Teller.
In diesem Artikel verrate ich dir, was ich sonst nur meinen besten Kunden oder meinen Azubis im Vertrauen erzähle. Es geht nicht um Zauberei, sondern um solides Handwerk – für deinen Körper.

Die absolute Basis: Bevor wir über Essen reden…
Bevor wir in die Nährstoff-Kiste greifen, lass uns über zwei Dinge sprechen, die oft vergessen werden. Das Erste ist so simpel, dass es fast banal klingt: Wasser. Ganz ehrlich, du kannst die besten Nährstoffe zu dir nehmen – wenn du nicht genug trinkst, kommen sie gar nicht erst da an, wo sie hinsollen. Stell dir die Blutgefäße zu deiner Kopfhaut wie winzige Lieferwege vor. Wasser ist das Transportmittel, das die ganzen guten Baustoffe zur Haarwurzel bringt. Mein Tipp: Ziel auf 1,5 bis 2 Liter pro Tag ab. Dein Haar wird es dir danken.
Und das Zweite? Ein kurzes Verständnis für dein Haar. Jedes einzelne Haar besteht hauptsächlich aus Keratin, einem zähen Faserprotein. Die „Fabrik“ dafür ist der Haarfollikel in deiner Kopfhaut. Diese kleine Fabrik arbeitet rund um die Uhr und braucht dafür ständig Energie und Baumaterial. Fehlt es daran, stockt die Produktion. Das Ergebnis sehe ich dann in meinem Stuhl: Das Haar wächst langsamer, wird dünner oder fällt schneller aus.

Wusstest du übrigens, dass dein Haar im Sommer bis zu 15 % schneller wächst als im Winter? Der Körper ist einfach aktiver. Ein Grund mehr, ihn gerade dann gut zu versorgen!
Die Nährstoff-Werkzeugkiste für dein Haar
Denk an eine gut sortierte Werkzeugkiste. Für jede Aufgabe gibt es das passende Werkzeug. Fehlt eines, wird das ganze Projekt wackelig. Genauso ist es mit der Ernährung für dein Haar.
Proteine: Ohne sie geht gar nichts
Da Haar fast nur aus Protein (Keratin) besteht, ist das die absolute Grundlage. Keine Proteine, keine Haare. So einfach ist das. Bekommt der Körper zu wenig, knapst er es zuerst bei den „unwichtigen“ Dingen ab – und dazu zählt leider auch die Haarpracht.
Was ist genug? Als Faustregel für eine Mahlzeit gilt: eine handtellergroße Portion Fleisch oder Fisch, zwei Eier oder eine ordentliche Kelle Linsen oder Bohnen. Damit bist du gut dabei.
Gute Quellen & der Kosten-Faktor:
- Die Luxus-Option: Mageres Rindfleisch, Lachs, Bio-Eier.
- Die Budget-Option (genauso gut!): Linsen, Kichererbsen, Quark, oder auch Hering statt Lachs. Ein Beutel Linsen kostet oft unter 2€ und liefert Proteine für mehrere Mahlzeiten. Tiefkühlfisch ist auch eine super Alternative!

Eisen: Der Sauerstoff-Kurier
Eisen ist entscheidend, um Sauerstoff zu den Haarwurzeln zu transportieren. Ein Mangel ist eine der häufigsten Ursachen für diffusen Haarausfall bei Frauen. Oft fühlen sie sich nur ein bisschen müde und abgeschlagen. Wenn du so etwas bemerkst, rate ich immer: Geh zum Arzt und lass den Ferritin-Wert (das Speichereisen) checken. Das ist viel aussagekräftiger.
Mein Meister-Tipp: Pflanzliches Eisen (aus Linsen, Haferflocken, Spinat) wird vom Körper schlechter aufgenommen. Kombiniere es IMMER mit Vitamin C! Ein Schuss Zitronensaft über den Linsensalat oder ein Glas Orangensaft zum Müsli kann die Aufnahme verdreifachen. Ein einfacher Trick mit riesiger Wirkung.
Zink: Der Produktionsleiter
Zink ist ein wahres Multitalent für die Zellteilung und die Bildung von Keratin. Ein Mangel führt nicht nur zu Haarausfall, sondern oft auch zu trockener, schuppiger Kopfhaut. Wenn ein Kunde beides hat, werde ich hellhörig.
Gute Quellen & der Kosten-Faktor:
- Die Luxus-Option: Austern sind die absolute Zink-Bombe, aber wer isst die schon jeden Tag?
- Die Budget-Option: Kürbiskerne und Haferflocken. Eine Handvoll Kürbiskerne als Snack kostet nur ein paar Cent und ist eine fantastische Zink-Quelle. Gibt’s in jedem Discounter.
Achtung! Bitte nimm Zink niemals auf gut Glück in hoher Dosis als Pille. Zu viel davon kann andere wichtige Spurenelemente blockieren. Immer erst messen lassen!

B-Vitamine & Biotin: Die Energie-Manager
Biotin wird ja als DAS Haarvitamin beworben. Aber ganz ehrlich: Ein echter Mangel ist bei uns super selten. Die meisten Biotin-Kapseln sind teurer Urin, weil der Körper den Überschuss einfach wieder ausscheidet. Viel wichtiger ist der gesamte Vitamin-B-Komplex, den du in Vollkornprodukten, Nüssen und Hülsenfrüchten findest.
Silizium: Der verkannte Stabilisator
Silizium, oft als Kieselerde verkauft, soll für Festigkeit und Elastizität sorgen. Die wissenschaftliche Lage ist nicht ganz so klar wie bei Eisen, aber meine Erfahrung zeigt: Viele Kundinnen, die über Monate hinweg Goldhirse in ihren Speiseplan eingebaut haben, berichten von festerem, griffigerem Haar und weniger Haarbruch. Ein Versuch ist es allemal wert – ein Hirsebrei am Morgen statt dem üblichen Brötchen kann schon einen Unterschied machen.
Mein Meister-Tipp für Pflanzen-Esser
Isst du vegetarisch oder vegan? Super! Aber du musst ein bisschen cleverer kombinieren. Achte darauf, verschiedene Proteinquellen zu mischen, zum Beispiel Reis mit Bohnen oder Hummus mit Vollkornbrot, um alle nötigen Aminosäuren zu bekommen. Der Eisen-Vitamin-C-Trick ist für dich absolute Pflicht! Und das Thema Vitamin B12 solltest du im Blick haben – das kommt fast nur in tierischen Produkten vor. Hier ist ein Gespräch mit dem Arzt über ein mögliches Präparat oft unumgänglich und eine gute Investition in deine Gesundheit.

Die Feindesliste: Was deine Haare gar nicht mögen
Wir reden immer darüber, was man essen soll. Aber mindestens genauso wichtig ist, was man weglassen sollte. Die drei größten Haar-Killer aus meiner Sicht:
- Zucker: Zu viel Zucker fördert unterschwellige Entzündungen im Körper – auch an der Kopfhaut. Das stresst die Haarwurzeln und kann den Haarzyklus stören.
- Stark verarbeitete Lebensmittel: Fertiggerichte, Fast Food & Co. liefern oft leere Kalorien, aber kaum wertvolle Nährstoffe. Der Körper hat viel zu tun, um den Kram zu verarbeiten, und für die Haarproduktion bleibt dann kaum etwas übrig.
- Zu viel Alkohol: Alkohol entzieht dem Körper Wasser und wichtige Nährstoffe, insbesondere Zink und B-Vitamine. Gegen ein Glas Wein ist nichts einzuwenden, aber regelmäßiger, hoher Konsum ist Gift für Haut und Haar.
Vom Wissen zum Teller: So einfach geht’s
Theorie ist schön und gut, aber es muss im Alltag klappen. Hier ein Beispiel für einen „Tag für starkes Haar“, der schnell geht und nicht die Welt kostet.

- Frühstück (5 Min. Vorbereitung): Eine Schale Haferflocken (Silizium, Zink) mit einem Löffel Kürbiskernen (Zink) und einer Handvoll gefrorener Beeren (Vitamin C), die du kurz in der Mikrowelle erwärmst.
- Mittagessen (10 Min. Vorbereitung): Ein großer Salat mit einer Dose Kichererbsen (Protein, Eisen), gewürfelter roter Paprika (Vitamin C) und einem Dressing aus Olivenöl und Zitrone.
- Abendessen (20 Min. Zubereitung): Ein Stück TK-Lachsfilet oder günstiger Hering (Protein, Omega-3) aus der Pfanne mit einer großen Portion gedämpftem TK-Brokkoli (Vitamin C, super günstig!).
Siehst du das Muster? Es ist kein Hexenwerk. Vielfalt und Regelmäßigkeit sind der Schlüssel. Aber sei geduldig! Es dauert mindestens drei Monate, bis du eine echte Veränderung siehst. Das Haar, das heute aus deiner Kopfhaut wächst, ist das Ergebnis deiner Ernährung von vor drei Monaten. Es ist eine Investition in die Zukunft.
Keine Zeit? Meine 3 schnellen Haar-Retter-Snacks:
– Eine kleine Schale Skyr oder Quark mit einer Handvoll Nüssen.
– Eine Handvoll Kürbiskerne pur.
– Ein hartgekochtes Ei (kann man super vorbereiten).

Wenn das alles nicht reicht: Sei ehrlich zu dir
Manchmal kommen Kunden zu mir, die sich vorbildlich ernähren und trotzdem Haarausfall haben. Dann ist der Punkt erreicht, wo meine Expertise als Friseur endet. Ernährung ist mächtig, aber kein Allheilmittel. Chronischer Stress, hormonelle Schwankungen (Wechseljahre, Schilddrüse) oder schlicht die Genetik können eine riesige Rolle spielen.
Ich hatte mal eine Kundin, nennen wir sie einfach mal Sabine. Sie kam mit ganz dünnem, kraftlosem Haar zu mir. Wir haben nur an ihrer Frühstücksroutine geschraubt und die Zuckerfalle am Nachmittag durch Nüsse ersetzt. Drei Monate später saß sie im Stuhl und strahlte. Ihre Freundin hatte sie gefragt, ob sie Extensions hätte. Solche Geschichten machen Mut! Aber bei anderen, bei denen wir kahle Stellen oder eine entzündete Kopfhaut sehen, ist der Gang zum Hautarzt (Dermatologen) unerlässlich.
Dein Fahrplan für den Anfang
Bevor du jetzt losrennst: Bitte kaufe nicht wahllos Pillen! Der sicherste und beste Weg ist immer die Ernährung. Ergänzungsmittel nur nach einem Bluttest und in Absprache mit einem Profi.

Hier ist eine kleine, super einfache Einkaufsliste, mit der du sofort starten kannst. Diese Dinge solltest du immer im Haus haben:
Basis-Einkaufsliste für starkes Haar:
- Haferflocken
- Linsen (rot oder braun, aus der Dose oder getrocknet)
- Eier
- Kürbiskerne
- TK-Beeren & TK-Spinat/Brokkoli
- Zitronen
Gesundes Haar ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis von guter Pflege von außen und kluger Versorgung von innen. Gib deinem Körper die richtigen Bausteine, und er wird dich mit starkem, glänzendem Haar belohnen. Das ist eine Handwerkskunst, die jeder erlernen kann.
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Laut einer Studie im ‚Journal of Korean Medical Science‘ ist Eisenmangel, selbst ohne eine diagnostizierte Anämie, eine der häufigsten Ursachen für diffusen Haarausfall bei Frauen.
Oft wird erst bei einem Blutbild klar, warum das Haar trotz guter Pflege kraftlos wirkt. Ein niedriger Ferritin-Spiegel (Speichereisen) ist ein klares Warnsignal. Rotes Fleisch, Linsen und dunkelgrünes Blattgemüse wie Spinat sind exzellente Eisenlieferanten. Wichtig: Immer mit Vitamin C (z.B. aus Paprika oder einem Glas Orangensaft) kombinieren, da es die Eisenaufnahme um ein Vielfaches verbessert.

Der vergessene Faktor: Ein gesunder Darm ist die Voraussetzung für schönes Haar. Probiotische Lebensmittel wie Naturjoghurt, Kefir oder auch Kimchi helfen dem Körper, die wertvollen Nährstoffe aus der Nahrung überhaupt erst aufzunehmen und zu den Haarwurzeln zu transportieren. Ohne eine gute Darmflora verpufft die Wirkung der besten „Haar-Diät“.

- Zink-Power aus Kürbiskernen: Ein Mangel kann zu Haarausfall führen. Schon eine Handvoll am Tag unterstützt die Zellteilung in den Follikeln.
- Selen aus Paranüssen: Dieses Spurenelement ist ein starkes Antioxidans, das die Haarwurzeln vor oxidativem Stress schützt. Aber Achtung: Zwei Nüsse pro Tag genügen, um den Bedarf zu decken!

Können Biotin-Kapseln eine schlechte Ernährung ausgleichen?
Eher nein. Biotin (Vitamin B7) ist zwar essenziell für die Keratinbildung, aber ein isolierter Mangel ist selten. Meist fehlt es an einem ganzen Nährstoff-Cocktail. Betrachten Sie hochwertige Haar-Supplements, wie z.B. die von Cosphera oder Merz Spezial, als gezielte Unterstützung, aber niemals als Ersatz für eine ausgewogene Ernährung mit Proteinen, Eisen und gesunden Fetten. Ohne diese Basis kann auch das beste Biotin-Präparat keine Wunder wirken.

Manchmal ist es genauso wichtig zu wissen, was man meiden sollte. Die größten Feinde gesunder Haarwurzeln lauern oft in alltäglichen Genüssen:
- Zucker & Weißmehl: Sie lassen den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen, was Entzündungen im Körper fördern und die Haarfollikel auf Dauer schwächen kann.
- Übermäßiger Alkohol: Er dehydriert den Körper und kann die Aufnahme von wichtigen Nährstoffen wie Zink und Folsäure beeinträchtigen.

Es ist mehr als nur Glanz. Es ist dieses lebendige, satte Gefühl, wenn man mit den Fingern durchs Haar fährt. Diese Elastizität, die eine Frisur den ganzen Tag hält. Das ist das sichtbare Ergebnis, wenn der Körper im Inneren optimal versorgt ist. Dieser „Glow“ ist kein oberflächlicher Schimmer, den ein Silikon-Spray erzeugt, sondern ein tiefes Strahlen, das von Gesundheit und Vitalität zeugt – und das spürt man.

Protein-Timing für Ihr Haar: Ihr Haar besteht fast nur aus dem Protein Keratin. Um es optimal zu versorgen, sollten Sie sicherstellen, dass jede Hauptmahlzeit eine hochwertige Proteinquelle enthält. Das sichert eine konstante Zufuhr von Aminosäuren für die Haarwurzeln, die rund um die Uhr arbeiten. Ein eiweißarmes Frühstück ist eine verpasste Chance für kräftiges Wachstum über den Tag.

- Ihre Fingernägel werden fester und splittern seltener.
- Ihre Haut wirkt reiner und strahlender.
- Sie fühlen sich energiegeladener und wacher.
Das Geheimnis? All das sind willkommene Nebeneffekte einer Ernährung, die auf die Gesundheit Ihrer Haare abzielt. Ein Speiseplan reich an Proteinen, Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien nährt nicht nur die Follikel, sondern den gesamten Organismus.

Tierisches Protein: Liefert ein komplettes Aminosäureprofil, das dem des menschlichen Haares sehr ähnlich ist. Eier und Lachs sind hier die Superstars.
Pflanzliches Protein: Oft muss man klug kombinieren (z.B. Linsen mit Reis), um alle essenziellen Aminosäuren zu erhalten. Quinoa und Soja sind hier wertvolle Ausnahmen.
Für den Haaraufbau ist tierisches Protein oft effizienter, aber eine gut geplante, pflanzliche Ernährung kann ebenso wirksam sein.
Ergänzen Sie Ihre Ernährung von außen mit einer gezielten Kopfhautpflege. Ein Serum wie das „Multi-Peptide Serum for Hair Density“ von The Ordinary oder eine professionelle Ampullenkur wie die „Spécifique Cure Anti-Chute“ von Kérastase kann die Mikrozirkulation anregen und die Haarwurzeln direkt mit Nährstoffen versorgen. Betrachten Sie es als lokalen Dünger für den Nährboden, den Sie von innen stärken.




