Deine eigene Naturkosmetik? So klappt’s wirklich – Ein ehrlicher Werkstatt-Guide
Aus der Werkstatt direkt ins Badezimmer: Lass uns ehrlich über Naturkosmetik reden
Seit Jahrzehnten arbeite ich mit meinen Händen. Ich hab gelernt, Materialien zu verstehen, ihre Eigenheiten zu respektieren und sie in etwas Gutes und Nützliches zu verwandeln. Ob Holz, Metall oder eben natürliche Rohstoffe für die Haut – das Grundprinzip ist immer dasselbe: Du brauchst Wissen, Sorgfalt und eine riesige Portion Respekt vor dem, was du tust.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Aus der Werkstatt direkt ins Badezimmer: Lass uns ehrlich über Naturkosmetik reden
- 2 Das Fundament: Was gute Naturkosmetik wirklich ausmacht
- 3 Dein allererstes Projekt: Stressfreie 2-Zutaten-Körperbutter
- 4 Die größte Hürde: Haltbarkeit und absolute Sauberkeit
- 5 Das Handwerk: Eine Creme Schritt für Schritt
- 6 Wenn mal was schiefgeht: Keine Panik!
- 7 Für Neugierige: Was noch so geht (und was nicht)
- 8 Dein Weg zum kundigen Hersteller: Ein Schlusswort
- 9 Bildergalerie
Ich sehe es immer wieder: Der Wunsch, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, ist riesig. Und das ist auch gut so! Gerade bei der Hautpflege suchen viele eine ehrliche Alternative zu endlosen Zutatenlisten und leeren Werbeversprechen.
Dieser Leitfaden hier ist keine Sammlung von schnellen Tricks. Er ist eine Einladung, ein echtes Handwerk zu verstehen. Wir werden nicht einfach nur Rezepte zusammenrühren. Wir werden lernen, warum ein bestimmtes Öl für trockene Haut besser ist als ein anderes. Wir werden begreifen, warum eine Creme ohne Konservierung eine tickende Zeitbombe für deine Haut sein kann. Und, ganz ehrlich, ich sage dir auch, wann du besser die Finger von etwas lässt.

Kosmetik selber zu machen ist unglaublich lohnend. Du hast die volle Kontrolle. Aber es ist eben auch eine Verantwortung. Also, packen wir’s an – mit der Gründlichkeit eines echten Handwerkers.
Das Fundament: Was gute Naturkosmetik wirklich ausmacht
Bevor wir auch nur den Rührstab in die Hand nehmen, müssen wir über die Grundlagen quatschen. Eine gute Creme ist kein Zufallsprodukt. Sie ist das Ergebnis eines Plans, der auf dem Verständnis von zwei Dingen beruht: unserer Haut und den Rohstoffen, die wir verwenden.
Ein Wort zur Haut: Mehr als nur eine Hülle
Deine Haut ist ein Organ, deine erste Verteidigungslinie. Auf ihrer Oberfläche sitzt der sogenannte Säureschutzmantel – eine hauchdünne Schicht aus Schweiß, Talg und Wasser mit einem leicht sauren pH-Wert (meist zwischen 4,7 und 5,7). Dieses saure Milieu hält fiese Bakterien in Schach und die Haut geschmeidig. Wenn wir aggressive Seifen oder unpassende Produkte benutzen, schrotten wir diesen Schutzfilm. Die Folge? Trockene, rissige Haut, die schnell gereizt ist.

Unser Ziel ist es also immer, diesen natürlichen Schutz zu unterstützen, nicht ihn zu bekämpfen. Jede Creme, die wir herstellen, sollte im Idealfall einen hautfreundlichen pH-Wert haben. Kleiner Spoiler: Bei unserem Einsteiger-Rezept passt das von ganz alleine, da musst du dir noch keine Sorgen machen. Das Messen und Einstellen des pH-Werts ist dann der nächste Schritt für Fortgeschrittene.
Die Rohstoffe: Das Herzstück deiner Kosmetik
Gute Zutaten sind die halbe Miete, das ist in der Küche nicht anders als im Kosmetik-Labor. In der Naturkosmetik arbeiten wir mit verschiedenen Stoffgruppen, die alle eine bestimmte Aufgabe haben.
Die Fettphase: Öle und Fette richtig auswählen
Die Fettphase ist die Basis. Sie nährt, schützt vor Feuchtigkeitsverlust und schleust fettlösliche Wirkstoffe in die Haut. Aber Öl ist nicht gleich Öl. Jedes hat ein eigenes Fettsäureprofil und fühlt sich anders auf der Haut an – die Profis nennen das „Spreitverhalten“.
- Mandelöl: Der absolute Klassiker und perfekt für den Einstieg. Es ist super verträglich, zieht mittelschnell ein und hinterlässt ein wunderbar weiches Gefühl. Gut für fast jeden Hauttyp, besonders für Sensibelchen. Preislich liegst du hier bei etwa 5-8 € für 100 ml.
- Jojobaöl: Chemisch gesehen eigentlich ein flüssiges Wachs, das dem menschlichen Hauttalg extrem ähnlich ist. Deshalb wird es auch von fettiger und Mischhaut geliebt, weil es die Poren nicht verstopft. Zieht blitzschnell ein. Mit ca. 8-12 € pro 100 ml etwas teurer, aber sehr ergiebig.
- Sheabutter: Eine feste Butter, die bei Hauttemperatur schmilzt. Achte auf unraffinierte Qualität – die erkennst du am nussigen Geruch und der beigen Farbe. Sie steckt voller Vitamine und ist eine Wohltat für sehr trockene, rissige Haut. Im Winter ist sie die perfekte Schutzbarriere.
- Wildrosenöl: Das ist ein reines Wirkstofföl. Man nimmt es nicht als Basis, sondern in kleinen Mengen (so um die 10 % der Fettphase). Es ist ein Held für reife Haut und bei der Narbenpflege, da es die Hautregeneration ankurbelt. Achtung: Es wird schnell ranzig, also immer kühl und dunkel lagern!
Ein Tipp aus meiner Erfahrung: Fang mit ein bis zwei Basisölen an. Lerne sie kennen. Spüre, wie sie sich auf deiner Haut anfühlen, bevor du dein Geld in teure Spezialöle investierst.

Die Wasserphase: Mehr als nur H₂O
Für eine Feuchtigkeitscreme brauchen wir Wasser. Aber bitte, nimm kein Leitungswasser! Es enthält Keime und Mineralien, die deine Creme schnell kippen lassen. Benutze immer destilliertes Wasser aus der Apotheke oder dem Drogeriemarkt.
Eine wunderbare Alternative sind Pflanzenwässer, auch Hydrolate genannt. Sie sind quasi das sanfte Nebenprodukt bei der Herstellung ätherischer Öle und enthalten wasserlösliche Pflanzenstoffe. Beliebt sind zum Beispiel:
- Rosenwasser: Wirkt ausgleichend und spendet Feuchtigkeit, ein echter Allrounder.
- Hamameliswasser: Wirkt zusammenziehend und klärend, super bei fettiger oder großporiger Haut.
- Orangenblütenwasser: Beruhigt und regeneriert, ideal für gestresste Haut.
Emulgatoren: Die unverzichtbaren Brückenbauer
Jeder Azubi lernt es am ersten Tag: Öl und Wasser hassen sich. Damit daraus eine stabile Creme wird, brauchen wir einen Emulgator. Stell ihn dir wie einen Vermittler mit zwei Händen vor: Eine Hand hält das Fett, die andere das Wasser. Ohne ihn trennt sich deine Creme nach kürzester Zeit wieder.
In der Naturkosmetik gibt es tolle Emulgatoren aus pflanzlichen Rohstoffen. Für den Anfang ist Tegomuls (Glyceryl Stearate SE) super, weil er sehr zuverlässig ist und eher feste, stabile Cremes macht. Er verzeiht auch mal kleine Fehler.

Wirkstoffe und Konsistenzgeber
Mit Wirkstoffen verpasst du deiner Creme den letzten Schliff. Aber auch hier gilt: Weniger ist oft mehr.
- Glycerin (pflanzlich): Ein super Feuchthaltemittel. Es bindet Wasser in der Haut. Dosierung: 2-5 %. Zuviel davon trocknet die Haut paradoxerweise aus.
- D-Panthenol: Die Vorstufe von Vitamin B5. Wirkt wundheilend und beruhigend. Perfekt für gereizte Hautpartien.
- Vitamin E (Tocopherol): Ein Antioxidans. Es schützt nicht nur deine Haut, sondern sorgt auch dafür, dass die Öle in deiner Creme nicht so schnell ranzig werden. Ein Muss!
- Bienenwachs oder Cetylalkohol: Das sind Konsistenzgeber. Eine kleine Prise davon macht die Creme fester und schützender – ideal für Hand- oder Wintercremes.
Dein allererstes Projekt: Stressfreie 2-Zutaten-Körperbutter
Bevor wir uns an eine richtige Emulsion wagen, hier ein „Quick Win“ für dich. Ein Projekt ohne Wasser, ohne Konservierungsstress, das garantiert gelingt und dir ein tolles Erfolgserlebnis beschert.
Du brauchst nur:
- 70 g Sheabutter
- 30 g Mandelöl
Und so geht’s: Schmelze die Sheabutter ganz sanft im Wasserbad. Nimm sie vom Herd, lass sie einen Moment abkühlen und rühre dann das Mandelöl ein. Stell die Mischung für ca. 15-20 Minuten in den Kühlschrank, bis sie am Rand fest wird. Dann nimmst du einen Handmixer und schlägst die Masse auf, bis sie eine sahnige, fluffige Konsistenz hat. Fertig! Abfüllen in einen sauberen Tiegel und genießen. Hält sich mehrere Monate.

Die größte Hürde: Haltbarkeit und absolute Sauberkeit
Okay, jetzt wird’s ernst. Das ist der Punkt, den viele Anleitungen im Internet leider vernachlässigen – und es ist der gefährlichste. Ein Produkt, das Wasser enthält, ist ein Paradies für Bakterien, Hefen und Schimmel. Eine verkeimte Creme auf die Haut aufzutragen, kann zu üblen Entzündungen führen.
Das A und O: Deine Werkstatt muss klinisch sauber sein
Das ist keine Übertreibung. Bevor du irgendetwas anfasst, muss alles blitzeblank sein.
- Arbeitsfläche desinfizieren: Wisch alles gründlich mit hochprozentigem Alkohol ab (70% Isopropanol aus der Apotheke oder online ist perfekt).
- Geräte sterilisieren: Alle Bechergläser, Rührstäbe, Spatel und natürlich die leeren Cremetiegel müssen keimfrei sein. Am einfachsten geht das, indem du sie für 15 Minuten in kochendes Wasser legst oder gründlich mit Alkohol ausspülst und an der Luft trocknen lässt.
- Hände waschen: Ist ja wohl klar, oder?
Ich hatte mal einen Lehrling, der es bei der Reinigung nicht so genau nahm. Seine Cremes sahen anfangs top aus. Zwei Wochen später riefen die Tester an: In den Tiegeln wuchs ein feiner, grüner Flaum. Wir mussten alles wegschmeißen. Eine teure, aber verdammt wichtige Lektion in Sachen Sorgfalt.

Konservierung: Hier gibt es keine Kompromisse
Ich sag’s nochmal ganz deutlich: Jede Creme, die Wasser enthält, MUSS konserviert werden. Punkt. Vergiss die Mythen, dass Vitamin E oder Teebaumöl ausreichen. Sie haben zwar eine gewisse Wirkung, aber sie können das Wachstum von Hefen und Schimmel nicht zuverlässig verhindern.
Wir nutzen dafür in der Naturkosmetik zugelassene Konservierer wie Rokonsal BSB-N oder Biokons. Das ist meist eine Mischung verschiedener Stoffe, die ein breites Spektrum an Keimen abdeckt. Die Dosierung ist winzig (meist nur 1 %), die Wirkung riesig. Ein nicht oder falsch konserviertes Produkt ist nicht nur unbrauchbar, es ist gesundheitsschädlich.
Das Handwerk: Eine Creme Schritt für Schritt
So, jetzt geht’s an die Werkbank! Wir stellen eine einfache, aber hochwertige Feuchtigkeitscreme für normale bis trockene Haut her. Plane für deine erste Creme etwa eine Stunde ein, inklusive Vor- und Nachbereitung. Das Wichtigste: Arbeite langsam und präzise.
Deine Erstausstattung: Was du brauchst & was es kostet
Bevor du loslegst, hier eine kleine Einkaufsliste. Das meiste bekommst du in speziellen Online-Shops für Kosmetik-Rohstoffe wie Dragonspice, Manske oder Spinnrad.

- Feinwaage (0,1 g genau): Unerlässlich! Kostet online zwischen 15 € und 25 €.
- 2 hitzebeständige Bechergläser (100 ml): Gibt’s im Set für ca. 10 €.
- Kleiner Milchaufschäumer: Der beste Freund des Rührers! Ca. 5 €.
- Glasrührstab & Thermometer: Oft im Set mit den Gläsern dabei.
- Starter-Set Rohstoffe: Mandelöl, Sheabutter, Tegomuls, Glycerin, Rokonsal, Vitamin E. Rechne hierfür mit einer Erstinvestition von ca. 30-40 €, aber damit kommst du ewig hin.
Rezeptur für ca. 50 g Creme:
Fettphase (Phase A):
- 8 g Mandelöl
- 5 g Sheabutter
- 4 g Tegomuls (Emulgator)
Wasserphase (Phase B):
- 30 g destilliertes Wasser (oder Rosenhydrolat)
- 2 g Glycerin
Wirkstoffphase (Phase C):
- 0,5 g D-Panthenol
- 0,5 g Rokonsal (Konservierer)
- 2 Tropfen Vitamin E (Tocopherol)
Die Anleitung: Schritt für Schritt zum Erfolg
- Vorbereitung: Desinfiziere deine Arbeitsfläche, alle Geräte und den leeren Tiegel wie oben beschrieben. Sauberkeit ist alles!
- Abwiegen: Wiege die Zutaten für die Fettphase (A) in ein Becherglas und die für die Wasserphase (B) in das andere. Präzision ist hier dein bester Freund.
- Erhitzen: Stelle beide Bechergläser in ein Wasserbad und erhitze sie langsam. Rühre ab und zu, bis alle festen Teile (Sheabutter, Tegomuls) geschmolzen sind. Beide Phasen müssen die gleiche Temperatur haben, ideal sind ca. 70 °C. Unbedingt mit dem Thermometer nachmessen!
- Emulgieren: Der magische Moment! Nimm beide Gläser aus dem Wasserbad. Gieß jetzt die Wasserphase (B) langsam in einem dünnen Strahl in die Fettphase (A), während du mit dem Milchaufschäumer kräftig rührst. Du siehst sofort, wie die Mischung eintrübt und zu einer milchigen Emulsion wird. Rühre noch etwa 2-3 Minuten kräftig weiter.
- Kaltrühren: Stell das Becherglas in ein kaltes Wasserbad, um das Abkühlen zu beschleunigen. Rühre die ersten 5 Minuten fast durchgehend weiter, danach immer wieder mal, bis die Creme handwarm ist (unter 40 °C). Das Kaltrühren ist super wichtig für eine feine, stabile Konsistenz. Du spürst, wie die Creme langsam dicker wird.
- Wirkstoffe hinzufügen: Wenn die Creme handwarm ist, gibst du die Wirkstoffe aus Phase C (Panthenol, Konservierer, Vitamin E) dazu und rührst sie sorgfältig unter. Wenn du magst, kannst du jetzt auch 1-2 Tropfen eines hautverträglichen ätherischen Öls wie Lavendel fein oder Rosengeranie hinzufügen. Aber Achtung: Finger weg von Zitrusölen, wenn die Creme fürs Gesicht ist und du in die Sonne gehst!
- Abfüllen: Fülle die fertige Creme in deinen desinfizierten Tiegel. Beschrifte ihn mit dem Namen und dem Herstellungsdatum. Lass die Creme komplett auskühlen, bevor du den Deckel draufschraubst. Bei sauberer Arbeit ist sie jetzt etwa 3 Monate haltbar.

Wenn mal was schiefgeht: Keine Panik!
Auch dem erfahrensten Profi gelingt nicht immer alles. Wichtig ist, zu verstehen, woran es lag. Ganz ehrlich, meine erste Emulsion sah aus wie geronnenes Rührei. Passiert!
- Die Creme trennt sich: Meist ein Temperaturproblem. Waren beide Phasen nicht gleich heiß? Oder wurde zu schnell oder zu wenig gerührt? Manchmal kann man die Mischung retten, indem man sie nochmal vorsichtig erhitzt und kräftig aufschlägt. Oft ist der Versuch aber verloren.
- Die Creme wird grieselig: Passiert, wenn die Fettphase zu schnell abkühlt. Langsames, gleichmäßiges Kaltrühren hilft, das zu vermeiden.
- Schimmel im Tiegel: Keine Diskussion. Sofort weg damit! Die Ursache ist immer mangelnde Hygiene oder eine fehlerhafte Konservierung.
- Die Haut reagiert gereizt: Auch Naturstoffe können Allergien auslösen. Mach vor der ersten Anwendung immer einen Test in der Armbeuge. Warte 24 Stunden. Wenn nichts juckt oder rot wird, ist alles gut.
Für Neugierige: Was noch so geht (und was nicht)

Ein Wort zur Seifenherstellung
Oft werde ich nach dem Seifensieden gefragt. Hier muss ich eine glasklare Warnung aussprechen. Für traditionelle Kaltverseifung brauchst du Natriumhydroxid (NaOH), auch Ätznatron genannt. Das ist eine extrem ätzende Lauge. Ein Spritzer ins Auge kann zur Erblindung führen. Das ist kein Projekt für einen gemütlichen Nachmittag und ein Youtube-Tutorial. Wenn du das lernen willst, besuch einen Kurs bei einem erfahrenen Sieder. Die Sicherheitsregeln sind nicht verhandelbar.
Wann kaufen, wann selber machen?
Sei ehrlich zu dir. Einfache Cremes, Salben, Körperbutter oder Lippenbalsam kannst du wunderbar selbst herstellen. Aber es gibt Grenzen. Bei bestimmten Produkten rate auch ich zum Kauf:
- Sonnenschutz: Einen geprüften Lichtschutzfaktor kannst du zu Hause nicht herstellen. Hier geht es um deine Gesundheit. Kauf ein geprüftes Produkt!
- Bei schweren Hauterkrankungen: Wenn du unter starker Akne, Rosazea oder Neurodermitis leidest, ist der Hautarzt dein erster Ansprechpartner. Selbstgemachtes kann unterstützen, aber ersetzt keine medizinische Behandlung.
- Komplexe Anti-Aging-Seren: Produkte mit hochdosiertem, instabilem Vitamin C oder Retinol erfordern Technologien, die wir zu Hause nicht haben.

Dein Weg zum kundigen Hersteller: Ein Schlusswort
Du hast jetzt einen echten Einblick in das Handwerk bekommen. Du siehst, es ist mehr als nur Zutaten zusammenrühren. Es ist ein Prozess, der Genauigkeit, Sauberkeit und Wissen erfordert. Der Lohn ist ein Produkt, das du von Grund auf kennst, das frei von unerwünschtem Kram ist und perfekt zu dir passt.
Geh diesen Weg mit Geduld. Fang klein an. Mach Fehler und lerne daraus. Riech an den Ölen, fühl die Texturen, beobachte, wie eine Emulsion entsteht. Das ist die pure Freude am Selbermachen. Und denk immer dran: Du trägst die Verantwortung für das, was du herstellst. Ich wünsche dir ganz viel Freude und Erfolg in deiner kleinen Kosmetik-Werkstatt!
Bildergalerie


- Ein hitzebeständiges Becherglas (250 ml) mit Skala
- Eine digitale Feinwaage, die auf 0,1 Gramm genau wiegt
- Ein Glasrührstab oder ein kleiner Spatel zum Vermengen
- Ein kleiner Milchaufschäumer für die perfekte Emulsion
Das ist die Grundausstattung deiner Werkstatt. Damit bist du für die meisten Rezepte bestens gerüstet.

„Laut einer Studie des BUND können in einem einzigen konventionellen Kosmetikprodukt über 20 verschiedene hormonell wirksame Chemikalien stecken.“
Genau das ist die Motivation vieler Selbermacher: Die volle Kontrolle darüber zu haben, was auf die eigene Haut kommt. Keine versteckten Füllstoffe, keine fragwürdigen Konservierer – nur das, was du bewusst auswählst.

Das A und O: absolute Sauberkeit. Bevor du beginnst, müssen alle Gefäße, Rührstäbe und Arbeitsflächen desinfiziert werden. Ein Sprühstoß mit hochprozentigem Alkohol (mindestens 70 % Isopropanol aus der Apotheke) ist Pflicht. Bakterien in deiner Creme können nicht nur das Produkt verderben, sondern auch Hautirritationen und Unreinheiten verursachen. Sie sind der unsichtbare Feind jedes Rühr-Projekts.

Meine Creme trennt sich in Öl und Wasser! Was ist passiert?
Das ist der Klassiker! Dir fehlt ein Emulgator – die magische Brücke, die Wasser (z.B. Rosenhydrolat) und Öl zu einer stabilen, cremigen Emulsion verbindet. Ohne ihn geht es nicht. Bewährte natürliche Emulgatoren für Anfänger sind zum Beispiel Tegomuls oder das einfach zu handhabende Lamecreme. Damit gelingt die Verbindung garantiert.

Qualität beginnt beim Einkauf. Verlass dich nicht auf Speiseöle aus dem Supermarkt, sondern investiere in hochwertige, kaltgepresste Bio-Öle und reine Rohstoffe von spezialisierten Anbietern. Shops wie Spinnrad, Dragonspice oder Manske-Naturkosmetik bieten eine riesige Auswahl und garantieren die für die Kosmetikherstellung nötige Reinheit und Frische.

Mandelöl: Der sanfte Allrounder, ideal für empfindliche und trockene Haut. Zieht gut ein, ist reich an Vitamin E und riecht neutral. Perfekt für die erste selbstgemachte Körpercreme.
Jojobaöl: Chemisch gesehen eigentlich ein flüssiges Wachs. Es ist dem Hauttalg sehr ähnlich, zieht extrem schnell ein ohne zu fetten und ist daher der Held für Mischhaut und unreine Gesichtspflege.

Lust auf ein schnelles Erfolgserlebnis, das himmlisch duftet? Ein Lippenpeeling ist in zwei Minuten fertig und ein perfektes kleines Geschenk.
- 1 TL feiner Rohrzucker
- 1/2 TL Kokosöl (geschmolzen)
- 1 Tropfen hochwertiges Orangenöl
Einfach mischen, sanft auf die Lippen massieren, mit einem Tuch abnehmen und die zarte Haut genießen. Die Kontrolle über die Zutaten macht den Unterschied!

- Schützt die Haut intensiv vor Feuchtigkeitsverlust.
- Ist reich an hautfreundlichem Vitamin E, Beta-Carotin und Allantoin.
- Wirkt extrem beruhigend und glättend, besonders bei rissiger Haut an Händen oder Füßen.
Das Geheimnis dieser Power-Pflege? Unraffinierte Bio-Sheabutter. Ein wahrer Schatz aus der Nuss des Karitébaums, der in keiner Werkstatt fehlen sollte.

Schon Kleopatra wusste um die Kraft der Natur. Der Legende nach badete sie in Eselsmilch und Honig – eine Kombination, deren Milchsäure sanft peelt und deren Honig Feuchtigkeit spendet und antibakteriell wirkt. Ein zeitloser Beweis dafür, dass die besten Rezepte oft schon vor Jahrhunderten geschrieben wurden und auf einfachen, aber wirksamen Zutaten basieren.

„Ein Produkt, das Wasser enthält und nicht konserviert ist, ist nach spätestens drei Tagen im Kühlschrank verkeimt.“ – Heike Käser, Olionatura
Das bedeutet: Sobald du Wasser oder ein Hydrolat in deiner Rezeptur verwendest, ist ein hautfreundlicher Breitbandkonservierer wie Rokonsal BSB-N unerlässlich. Für reine Öl- oder Fettprodukte (wie ein Body-Butter-Bar) reicht oft ein Antioxidans wie Tocopherol (Vitamin E), um das Ranzigwerden der Fette zu verhindern.
Ein häufiger Fehler: Ätherische Öle nach Gefühl dosieren. Weniger ist hier absolut mehr! Eine zu hohe Konzentration kann die Haut massiv reizen oder sogar Allergien auslösen. Halte dich exakt an die Tropfenangaben im Rezept (meist unter 1 % der Gesamtmenge). Und Vorsicht: Zitrusöle wie Bergamotte oder Zitrone können die Haut lichtempfindlich machen – also nie in einer Tagescreme vor dem Sonnenbad verwenden!




