Vom Flohmarkt-Fund zum Schmuckstück: So verleihst du alten Möbeln neues Leben
Kennst du das? Du stehst auf dem Dachboden deiner Großeltern oder stöberst über einen Flohmarkt und da steht es: ein altes Möbelstück. Eine Kommode, ein kleiner Beistelltisch, ein Stuhl. Ein bisschen angestaubt, hier und da eine Macke, aber du siehst das Potenzial. In meiner Werkstatt riecht es oft genau nach diesem Potenzial – nach altem Holz, nach Öl und Wachs. Und die häufigste Frage, die ich höre, ist: „Kann man da noch was machen?“
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Der erste Blick: Was hast du da eigentlich vor dir?
- 0.2 Deine Werkstatt: Was du wirklich für den Start brauchst
- 0.3 Sicherheit geht vor! (Der nicht-langweilige Teil)
- 0.4 Die Oberfläche: Reinigen, abtragen, glätten
- 0.5 Reparaturen am Holz: Das Fundament muss stimmen
- 0.6 Das Finish: Die Krönung deiner Arbeit
- 0.7 Der schmale Grat: Patina erhalten oder alles neu machen?
- 1 Bildergalerie
Die ehrliche Antwort? Fast immer: JA! Aber es kommt darauf an, wie man es anstellt. Mit den falschen Methoden kann man so ein Schätzchen leider auch schnell ruinieren. Aber keine Sorge, darum bist du ja hier. Ich zeige dir, wie du alte Möbel richtig einschätzt, was du für dein erstes Projekt wirklich brauchst und wie du die häufigsten Anfängerfehler vermeidest. Lass uns einem alten Stück Geschichte gemeinsam eine Zukunft geben!
Der erste Blick: Was hast du da eigentlich vor dir?
Bevor du voller Tatendrang zum Schleifpapier greifst, halt kurz inne. Eine ehrliche Bestandsaufnahme ist der wichtigste Schritt. Nicht jedes alte Möbel ist ein verborgener Schatz, manche sind einfach nur alt. Aber mit ein paar Blicken kannst du schon viel über die Qualität herausfinden.
Die Bauweise verrät fast alles
Schau dir mal die Verbindungen an, zum Beispiel bei einer Schublade. Siehst du elegant verzahnte Verbindungen, die wie Schwalbenschwänze aussehen? Glückwunsch, das ist ein klassisches Zeichen für echte Handwerkskunst. Sind die Teile hingegen nur stumpf zusammengenagelt oder mit einfachen Holzdübeln verbunden, war das wahrscheinlich eher eine günstige Massenproduktion.
Rüttel mal ein bisschen. Wackelt der Stuhl? Ist der Schrank verzogen? Ein wackeliges Bein neu zu verleimen, ist ein perfektes Anfängerprojekt. Eine komplett verzogene Tür wieder gängig zu machen, ist hingegen schon eine ganz andere Hausnummer.
Massivholz oder Furnier? Ein Gefühlstest
Fahr mal mit der Hand über die Oberfläche. Fühlt sie sich irgendwie „lebendig“ und warm an? Das ist oft ein gutes Zeichen für Massivholz. Eiche ist zum Beispiel super robust, während Kiefer oder Fichte eher weich und empfindlich sind. Bei furnierten Möbeln wurde eine dünne Schicht Edelholz auf ein günstigeres Trägermaterial geleimt. Das erkennst du oft an den Kanten, wo man die Schichten sehen kann. Beschädigtes Furnier ist knifflig, aber nicht unmöglich zu reparieren.
Übrigens: Eine wunderschöne Maserung von Nussbaum oder Kirsche solltest du niemals unter einer dicken Farbschicht verstecken. Das wäre eine echte Sünde!
Achtung, ungebetene Gäste: Der Holzwurm-Check
Kleine Löcher im Holz sind ein Warnsignal. Klopf mal dagegen. Rieselt feines, helles Holzmehl heraus? Dann hast du es mit einem aktiven Holzwurm (genauer gesagt, der Larve des Nagekäfers) zu tun. In dem Fall muss das Möbelstück erst behandelt werden, bevor du loslegst. Alte, dunkle Löcher ohne Mehl sind meist harmlos – das ist dann einfach Patina.
Deine Werkstatt: Was du wirklich für den Start brauchst
Du brauchst keine voll ausgestattete Schreinerei. Ein stabiler Tisch, etwas Platz und die richtige Grundausstattung reichen völlig aus. Mein Tipp: Investiere lieber in ein paar wenige, aber gute Handwerkzeuge als in billige Maschinen.
Deine Einkaufsliste für das erste Projekt (ca. 70–100 €):
- Schraubzwingen: Ernsthaft, davon kannst du nie genug haben. Sie sind deine dritte und vierte Hand. Für den Anfang reicht ein Set aus dem Baumarkt (z.B. von Wolfcraft).
- Gutes Schleifpapier: Hol dir ein Sortiment mit verschiedenen Körnungen von 80 (grob) über 120 (mittel) bis 240 (fein).
- Holzleim: Ponal Classic (die Flasche mit dem roten Deckel) ist der Standard und absolut zuverlässig. Kostet unter 10 €.
- Ein Satz Stechbeitel: Ein ordentliches Einsteigerset (z.B. von Kirschen oder Narex) ist eine Investition, die sich lohnt.
- Japanische Zugsäge: Klingt fancy, ist aber ein geniales Werkzeug für feine, saubere Schnitte und oft schon für rund 25 € zu haben.
- Ziehklinge: Ein einfaches Stück Stahl, das in den richtigen Händen Wunder wirkt. Damit schabst du alte Lackschichten ab, ohne wertvolles Holz zu verlieren. Gibt’s für wenige Euro im Fachhandel (z.B. bei Dictum online).
Sicherheit geht vor! (Der nicht-langweilige Teil)
Okay, das muss kurz sein, ist aber super wichtig. Ich habe schon unschöne Unfälle durch Leichtsinn gesehen, die absolut vermeidbar waren.
Besonders bei Möbeln, die vor den 70er-Jahren gebaut wurden, können Lacke Blei oder andere fiese Sachen enthalten. Wenn du das schleifst, atmest du den Giftstoff ein. Trage beim Schleifen alter Oberflächen deshalb IMMER eine FFP3-Maske. Das ist keine Übertreibung, sondern Selbstschutz.
Auch chemische Abbeizer sind aggressiv. Gut lüften, Schutzhandschuhe und eine Schutzbrille sind hier absolute Pflicht.
Die Oberfläche: Reinigen, abtragen, glätten
Die alte, oft rissige oder vergilbte Oberfläche muss meistens runter, damit das Holz wieder atmen kann. Aber hier ist Fingerspitzengefühl gefragt.
Der Spion-Trick: Bevor du das ganze Möbelstück mit Chemie malträtierst, mach einen Test an einer unauffälligen Stelle (z.B. an der Rückseite). Nimm einen Lappen mit Spiritus. Löst sich die Oberfläche und wird klebrig? Dann ist es wahrscheinlich eine Schellackpolitur. Aceton löst oft alte Nitrolacke. So weißt du, womit du es zu tun hast.
Zum Entfernen der alten Schicht hast du mehrere Möglichkeiten:
- Chemische Abbeizer: Funktionieren gut, sind aber eine ziemliche Sauerei. Trag das Zeug satt auf, decke es mit Folie ab (damit es nicht so schnell trocknet) und schabe die angelöste Schicht vorsichtig mit einem Spachtel ab. Immer mit der Maserung arbeiten!
- Die Ziehklinge: Mein Favorit. Eine scharfe Ziehklinge schabt hauchdünne Späne vom Lack ab. Du hast eine unglaubliche Kontrolle und bekommst eine superglatte Oberfläche. Das Schärfen ist eine kleine Kunst, aber es gibt tolle Anleitungen auf YouTube dazu!
- Schleifen: Schleifen dient vor allem der finalen Glättung. Beginne mit einer 120er Körnung und arbeite dich bis 240 hoch. Und bitte, bitte, schleife IMMER in Richtung der Holzmaserung. Sonst gibt es fiese Kratzer, die du erst nach dem Ölen siehst – und dann ist es zu spät.
Reparaturen am Holz: Das Fundament muss stimmen
Eine tolle Oberfläche auf einem wackeligen Stuhl ist witzlos. Kümmern wir uns also erst um die Stabilität. Das ist einfacher, als du denkst!
Mini-Tutorial: Ein wackeliges Stuhlbein neu verleimen
- Vorsichtig zerlegen: Oft kannst du die wackelige Verbindung mit sanften Schlägen eines Gummihammers lösen.
- Alten Leim entfernen: Kratze die alten, bröseligen Leimreste sorgfältig mit einem Stechbeitel von Zapfen und aus dem Loch. Die Flächen müssen sauber sein.
- Neu verleimen: Trage eine dünne Schicht Holzleim auf beide Teile auf. Weniger ist hier mehr! Rausquellender Leim ist nur Sauerei.
- Zusammenpressen: Setze die Teile wieder zusammen und presse sie mit Schraubzwingen fest. Leg immer kleine Holzklötzchen (sogenannte Zulagen) zwischen Zwinge und Möbelstück, damit es keine Druckstellen gibt.
- Säubern & Warten: Wische überschüssigen Leim sofort mit einem feuchten Tuch weg. Dann heißt es Geduld haben – lass den Leim 24 Stunden trocknen.
Das Finish: Die Krönung deiner Arbeit
Jetzt kommt der schönste Teil! Die neue Oberfläche schützt nicht nur das Holz, sie bringt seine Schönheit erst richtig zum Vorschein. Hier sind die gängigsten Optionen:
Ölen und Wachsen – die natürliche Methode: Eine geölte Oberfläche fühlt sich einfach fantastisch an. Das Holz bleibt offenporig (es „atmet“) und die Maserung wird richtig intensiviert – man sagt, sie wird „angefeuert“. Ich nutze gern Leinölfirnis oder Hartwachsöl (eine Flasche guter Qualität kostet ca. 20–30 €). Einfach dünn auftragen, 20 Minuten einziehen lassen und dann das überschüssige Öl restlos mit einem fusselfreien Lappen abreiben. Diesen Vorgang 2-3 Mal wiederholen.
!! WICHTIGER SICHERHEITSHINWEIS !! Mit Leinöl getränkte Lappen können sich von selbst entzünden! Leg die Lappen nach Gebrauch flach zum Trocknen aus, ertränke sie in einem Wasserglas oder pack sie in einen luftdichten Metallbehälter. Niemals zerknüllt in den Mülleimer werfen!
Lackieren – die robuste Variante: Lack bildet eine widerstandsfähige Schutzschicht und ist ideal für stark beanspruchte Flächen wie Tischplatten. Moderne, wasserbasierte Acryllacke sind umweltfreundlicher und einfacher zu verarbeiten als die alten Stinker. Für ein perfektes Ergebnis solltest du zwischen den Lackschichten immer einen leichten Zwischenschliff mit 240er Papier machen.
Ganz ehrlich, die traditionelle Schellackpolitur ist zwar die Königsdisziplin mit einem unvergleichlichen Tiefenglanz, aber das ist wirklich etwas für Profis und erfordert extrem viel Übung.
Der schmale Grat: Patina erhalten oder alles neu machen?
Das ist die vielleicht wichtigste Frage. Wann ist eine Macke ein störender Schaden und wann ist sie Patina – ein Zeugnis der Zeit? Meine Philosophie ist klar: Erhalten geht vor Erneuern. Ein 150 Jahre alter Tisch darf Gebrauchsspuren haben; sie machen ihn einzigartig. Ein Möbelstück komplett abzuschleifen und auf Hochglanz zu polieren, kann ihm seine Seele rauben.
Manchmal ist eine sanfte Reinigung mit milder Seifenlauge und das Auffrischen mit einem guten Möbelwachs der ehrlichere und schönere Weg. Sei ehrlich zu dir selbst: Wenn es um ein wertvolles Erbstück oder komplizierte Schäden geht, ist es keine Schande, einen Profi um Rat zu fragen. Das ist oft gut investiertes Geld.
Die Arbeit mit alten Möbeln ist eine unglaublich lohnende Aufgabe. Du schaffst mit deinen eigenen Händen etwas Bleibendes und Nachhaltiges. Und jedes Mal, wenn ein altes Stück in neuem Glanz erstrahlt, weiß ich, warum ich diesen Job so liebe. Es ist das gute Gefühl, einem Stück Geschichte eine Zukunft gegeben zu haben. Und das kannst du auch!
Bildergalerie
Manchmal ist das größte Problem nicht der Lack, sondern der Geruch. Ein altes Möbelstück, das jahrelang im Keller stand, kann einen muffigen Geruch annehmen. Ein bewährter Trick: Stellen Sie eine Schale mit Kaffeepulver oder Natron für ein paar Tage ins Innere. Diese natürlichen Geruchsabsorber wirken oft Wunder. Bei hartnäckigen Fällen hilft ein Anstrich mit Schellack als Grundierung – er versiegelt Gerüche im Holz, bevor die neue Farbe aufgetragen wird.
- Glatter Look: Kreidefarbe, wie die von Annie Sloan, erzeugt eine samtig-matte Oberfläche und benötigt oft keine Grundierung. Perfekt für den Shabby-Chic- oder Landhaus-Stil.
- Strapazierfähiger Schutz: Acryllacke sind robuster gegen Kratzer und Feuchtigkeit. Ideal für stark beanspruchte Flächen wie Tischplatten oder Küchenmöbel.
- Natürliche Haptik: Hartwachsöle, zum Beispiel von Osmo, feuern die Holzmaserung an und schützen das Holz von innen, während die Oberfläche atmungsaktiv und anfühlbar bleibt.
„Die Details sind nicht die Details. Sie machen das Design aus.“ – Charles Eames
Dieses Zitat des legendären Designers ist das Mantra jedes Möbel-Restaurators. Oft sind es die Beschläge – Griffe, Knöpfe, Scharniere – die einem Möbelstück seinen Charakter verleihen. Tauschen Sie einfache Holzknöpfe gegen massive Messinggriffe aus oder ersetzen Sie rostige Scharniere. Es ist eine kleine Änderung mit gigantischer Wirkung, die aus einem einfachen Schrank ein echtes Statement-Piece macht.
Wie erkenne ich einen echten Holzwurmbefall?
Kleine Löcher sind nicht immer ein Grund zur Panik. Achten Sie auf frisches, helles Holzmehl, das aus den Löchern rieselt – das ist ein Zeichen für einen aktiven Befall. Klopfen Sie die verdächtige Stelle ab. Klingt sie hohl und bröselig, ist der Wurm noch am Werk. Inaktive, alte Löcher sind hingegen meist nur ein Teil der Geschichte des Möbels und können einfach mit Holzkitt gefüllt werden, bevor Sie mit der Oberflächenbehandlung beginnen.
Massivholz: Verzeiht Schleiffehler, kann beliebig oft abgeschliffen werden und ist extrem langlebig. Ideal für Anfänger. Der Nachteil: Es ist schwer und arbeitet bei Feuchtigkeitsschwankungen.
Furniertes Holz: Ermöglicht edle Holzoptiken auf günstigerem Trägermaterial. Aber Vorsicht beim Schleifen! Eine zu grobe Behandlung kann die dünne Furnierschicht durchschleifen, was nur schwer zu reparieren ist. Immer von Hand und mit feinem Papier beginnen.
Bevor die Farbe kommt, kommt der Test. Streichen Sie Ihre Wunschfarbe immer zuerst auf eine unauffällige Stelle, etwa die Rückseite oder die Innenseite einer Tür. Lichtverhältnisse im Raum können einen Farbton völlig anders wirken lassen als im Baumarkt. Ein „sanftes Grau“ kann plötzlich kühl und blau wirken, ein „warmes Beige“ unerwartet gelb. Dieser kleine Schritt bewahrt Sie vor großen Enttäuschungen und teurem Neuanstrich.
- Beginnen Sie mit einer groben Körnung (z.B. 80er) nur bei dicken, alten Lackschichten.
- Für die meisten Arbeiten ist eine mittlere Körnung (120er) der perfekte Allrounder.
- Den Feinschliff vor dem Lackieren oder Ölen erledigen Sie mit einer feinen Körnung (180er oder 240er).
Der Profi-Tipp? Zwischen den einzelnen Lackschichten mit einem sehr feinen Schleifvlies leicht anschleifen. Das sorgt für eine spiegelglatte Oberfläche.
Wichtiger Punkt: Die Wahl des Pinsels ist kein Zufall. Für Lacke auf Wasserbasis (Acryllacke) eignen sich Pinsel mit synthetischen Borsten am besten, da sie kein Wasser aufsaugen und keine Streifen hinterlassen. Für lösemittelhaltige Lacke, Öle oder Wachse sind Pinsel mit Naturborsten (z.B. Chinaborsten) die bessere Wahl, da sie die Farbe gleichmäßiger aufnehmen und abgeben.
Laut einer Studie des European Environmental Bureau werden in Europa jährlich rund 10 Millionen Tonnen Möbel weggeworfen.
Jedes Möbelstück, das Sie restaurieren, ist mehr als nur ein kreatives Projekt. Es ist ein aktiver Beitrag gegen die Wegwerfgesellschaft. Sie bewahren nicht nur ein Stück Geschichte und Handwerkskunst, sondern schonen auch wertvolle Ressourcen und reduzieren Abfall. Das Gefühl, etwas Altem eine neue Zukunft zu geben, ist unbezahlbar – und ein starkes Statement für Nachhaltigkeit.
Ein Trend, der bleibt: der Bicolor-Look. Anstatt das ganze Möbelstück in einer Farbe zu streichen, kombinieren Sie Farbe mit Naturholz. Lackieren Sie zum Beispiel den Korpus einer Kommode in einem kräftigen Farbton wie „Hague Blue“ von Farrow & Ball und arbeiten Sie die Schubladenfronten oder die Deckplatte nur mit einem transparenten Öl oder Wachs auf. Dieser Kontrast hebt die natürliche Schönheit der Holzmaserung hervor und wirkt modern und edel zugleich.
Ist teurere Farbe wirklich besser?
Oft ja. Hochwertige Farben, wie die von Little Greene oder Mylands, enthalten mehr Pigmente. Das bedeutet, sie decken besser und Sie benötigen weniger Anstriche, was Zeit und auf lange Sicht auch Geld spart. Zudem ist die Farbtiefe und -brillanz meist unvergleichlich. Für ein Möbelstück, das zum zentralen Blickfang im Raum werden soll, kann sich diese Investition absolut lohnen.
- Holz quillt bei Feuchtigkeit auf. Nutzen Sie einen Föhn, um die Schublade und den Rahmen sanft und gleichmäßig zu erwärmen. Oft reicht das schon.
- Reiben Sie die Laufleisten der Schublade mit Kerzenwachs oder Seife ein. Das reduziert die Reibung und lässt sie wieder gleiten.
- Prüfen Sie, ob sich ein Nagel oder eine Schraube gelöst hat und den Weg blockiert.
Die Patina eines alten Möbelstücks erzählt seine Geschichte – kleine Kratzer, verblichene Stellen, abgenutzte Kanten. Anstatt alles perfekt glatt zu schleifen, überlegen Sie, diese Spuren der Zeit bewusst zu erhalten. Eine sanfte Reinigung und ein schützendes Wachs können den Charakter bewahren und gleichzeitig für die Zukunft schützen. Nicht jede „Macke“ ist ein Makel, oft ist sie das, was ein Möbelstück einzigartig macht.
Der häufigste Fehler: Ungeduld. Wer nach dem ersten Anstrich sofort die zweite Schicht aufträgt, riskiert eine ungleichmäßige, klebrige Oberfläche. Beachten Sie unbedingt die auf der Farbdose angegebene Trocknungszeit – und das ist meist die Zeit, bis der Lack staubtrocken ist, nicht bis zur vollständigen Aushärtung. Geben Sie dem Möbelstück Zeit. Gute Arbeit braucht Musestunden, keine Hektik.
Eine Schwalbenschwanzverbindung ist eine der stärksten Holzverbindungen. Durch ihre Form verkeilt sie sich selbst und hält Zugkräften stand, ohne Leim oder Nägel.
Wenn Sie eine Schublade mit diesen eleganten, verzahnten Zinken entdecken, haben Sie ein Qualitätsmerkmal vor sich. Diese traditionelle Tischlertechnik ist aufwendig und zeugt von echter Handwerkskunst. Ein solches Stück ist es definitiv wert, mit Sorgfalt und Respekt restauriert zu werden.
- Verleiht eine samtige, authentische Haptik.
- Dringt tief ins Holz ein und nährt es.
- Kleine Kratzer lassen sich einfach ausbessern.
Das Geheimnis? Ein gutes Möbelwachs. Anders als Lack bildet es keine geschlossene Schicht auf dem Holz, sondern eine schützende, aber atmungsaktive Patina. Perfekt für alle, die das Gefühl von echtem Holz unter den Fingerspitzen lieben.
Verleihen Sie Ihrem Möbelstück eine persönliche Note mit Schablonen. Ob ein dezentes geometrisches Muster an den Seiten einer Kommode, ein verspieltes florales Motiv auf einer Stuhllehne oder sogar Zahlen auf Schubladenfronten für einen industriellen Look. Verwenden Sie eine fast trockene Schaumstoffrolle (Tupftechnik), um saubere Kanten zu erzielen und ein Verlaufen der Farbe unter die Schablone zu verhindern.
Muss ich vor dem Streichen immer grundieren?
Nicht immer, aber oft ist es der Schlüssel zum Erfolg. Eine Grundierung (Primer) schafft eine einheitliche Basis, verbessert die Haftung der Farbe und verhindert, dass Holzinhaltsstoffe (Tannine), besonders bei Eiche, durch den neuen Anstrich „bluten“ und gelbliche Flecken verursachen. Bei sehr dunklem oder stark gemasertem Holz sparen Sie sich mit einer Grundierung oft einen kompletten Anstrich.
Denken Sie über den Tellerrand hinaus! Eine alte Kommode kann mit einer neuen, wasserfesten Platte und einem Aufsatzwaschbecken zu einem einzigartigen Badezimmer-Waschtisch werden. Ein Set alter Koffer übereinandergestapelt wird zum originellen Beistelltisch. Und eine ausgediente Holztür, quer an der Wand montiert, dient als charaktervolles Kopfteil für Ihr Bett. Upcycling bedeutet auch, der Funktion ein Upgrade zu geben.
Klarlack: Bietet den höchsten Schutz gegen Kratzer und Flüssigkeiten. Erhältlich in matt, seidenmatt oder glänzend. Bildet eine harte, filmbildende Schicht auf dem Holz.
Möbelwachs: Sorgt für eine weiche, natürliche Haptik und eine schöne Patina. Muss gelegentlich aufgefrischt werden, aber kleine Schäden sind leicht zu reparieren.
Für eine Tischplatte ist Lack die praktischere Wahl, für eine selten genutzte Kommode im Schlafzimmer unterstreicht Wachs den Vintage-Charme.
Haben Sie ein Stück aus den 50er oder 60er Jahren ergattert? Respektieren Sie seine Design-DNA. Typisch für Mid-Century Modern sind klare Linien, organische Formen, konische Beine und die Kombination von Holz (oft Teak) mit anderen Materialien. Anstatt es im Shabby-Chic-Stil weiß zu streichen, sollten Sie die eleganten Holzoberflächen lieber mit einem passenden Teak-Öl auffrischen, um die warme, goldbraune Farbe wieder zum Leuchten zu bringen.
- Ein Spachtel zum Entfernen von altem, bröckeligem Lack.
- Ein Satz Schraubendreher, um Beschläge zu demontieren.
- Holzleim (z.B. Ponal Express) und Schraubzwingen für wackelige Verbindungen.
- Holzkitt zum Füllen von kleinen Löchern oder Rissen.
Mit dieser Grundausstattung sind Sie für 90% aller typischen Flohmarkt-Projekte bestens gerüstet. Spezialwerkzeug kommt erst später.
Der ultimative Test für Lack: Drücken Sie Ihren Fingernagel an einer unauffälligen Stelle fest ins Holz. Bleibt ein deutlicher Abdruck zurück, handelt es sich wahrscheinlich um einen alten Nitrolack oder eine Wachsschicht, die komplett entfernt werden muss. Ist die Oberfläche steinhart und der Nagel hinterlässt keine Spur, haben Sie es mit einem modernen, robusten Lack zu tun, der oft nur angeschliffen und überstrichen werden kann.
Die Dekoration macht den Unterschied. Ein restauriertes Sideboard aus den 60ern wirkt erst richtig authentisch mit einer passenden Keramikvase und einem Stapel alter Bücher. Eine weiß gestrichene Landhaus-Kommode schreit förmlich nach einem Strauß frischer Blumen und einem geflochtenen Korb. Inszenieren Sie Ihr neues altes Schmuckstück, um seine Geschichte zu vollenden und es perfekt in Ihr Zuhause zu integrieren.
Manchmal sind die besten Funde kostenlos. Halten Sie die Augen nach „Zu Verschenken“-Anzeigen auf lokalen Online-Portalen offen oder machen Sie einen Spaziergang durch die Nachbarschaft am Sperrmülltag. Oft werden hier wahre Schätze aussortiert, die nur eine helfende Hand und ein wenig Farbe benötigen, um wieder in altem Glanz zu erstrahlen. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern ist auch die nachhaltigste Form der Möbelbeschaffung.
