Deine Paletten-Gartendusche: So baust du sie richtig – und nicht nur für einen Sommer!
Die Idee, eine Gartendusche aus Paletten zu zimmern, geistert ja schon länger durchs Netz. Und ich versteh’s total! Es klingt nach einem coolen Upcycling-Projekt, nach einer kleinen Wellness-Oase im eigenen Garten. Aber ganz ehrlich? Ich hab schon zu viele traurige Exemplare gesehen, die nach einem Sommer aussahen wie der schiefe Turm von Pisa, mit modrigem Holz und einer permanenten Schlammpfütze davor. Ein Kunde kam mal zu mir, seine Dusche hatte sich nach dem ersten Winter um gefühlte 15 Grad geneigt, weil er sie einfach auf den Rasen gestellt hat… Tja, Abriss war da die einzige Option.
Inhaltsverzeichnis
Eine gute Idee allein macht eben noch kein stabiles Bauwerk. Es braucht ein bisschen Planung, das richtige Material und ein paar Kniffe aus der Praxis. Aber keine Sorge, das kriegen wir zusammen hin. Ich zeig dir hier nicht, wie du mal eben schnell was zusammenschraubst, sondern wie du eine Gartendusche baust, die steht wie eine Eins und dir viele Sommer lang Freude macht. Packen wir’s an!

Erst die Planung, dann das Vergnügen: Dein Schlachtplan
Bevor du zum Akkuschrauber greifst, nimm dir eine halbe Stunde für den Kopf. Das erspart dir später stundenlanges Fluchen, glaub mir.
Der perfekte Standort
Wo soll das gute Stück denn hin? Die Wahl des Platzes ist entscheidend für den Spaß und die Haltbarkeit. Achte auf ein paar Dinge:
- Sonne, Sonne, Sonne: Ein sonniger, luftiger Ort ist Gold wert. Die Sonne ist der beste und billigste Holzschutz, denn sie trocknet die Dusche nach Gebrauch schnell wieder ab. Der feuchte, schattige Winkel hinterm Gartenhaus ist der sichere Tod für jedes Holzprojekt im Freien.
- Sichtschutz: Klar, du willst ja ungestört duschen. Denk nicht nur an die Nachbarn, sondern auch an die Fenster deines eigenen Hauses.
- Wasseranschluss: Wie weit ist der nächste Hahn weg? Ein 20-Meter-Schlauch quer über den Rasen ist eine fiese Stolperfalle und sieht auch nicht gerade schick aus. Plan den Weg kurz und praktisch.
- Abstand zur Hauswand: Halt mindestens einen Meter Abstand. Ständiges Spritzwasser kann die Fassade angreifen und für Feuchtigkeit im Mauerwerk sorgen.

Wohin mit dem Wasser? Die Schlammschlacht vermeiden
Das ist der Punkt, an dem die meisten Projekte scheitern. Wenn das Wasser nicht wegkann, stehst du im Matsch und züchtest Mücken. Das Holz von unten fault dir weg. Es gibt aber eine einfache und saubere Lösung.
Die beste Methode für den Hausgebrauch ist eine simple Sickergrube. Das klingt komplizierter, als es ist. Du hebst einfach am Duschstandort eine Grube von ca. 1,20 m x 1,20 m aus, so 40-50 cm tief. Da legst du ein Unkrautvlies rein, damit sich Erde und Kies nicht vermischen. Dann kommen 20 cm grober Schotter (Körnung 16/32 mm) rein und darauf nochmal 20 cm feinerer Kies (8/16 mm). Das Ganze ist deine Drainage. Darauf kommt später deine Palette zu liegen.
Gut zu wissen: Wenn du regelmäßig Seife und Shampoo benutzt, solltest du nur biologisch abbaubare Produkte verwenden. Manche Gemeinden haben auch Regeln zur Versickerung von solchem „Grauwasser“. Ein kurzer Anruf beim Bauamt kann da Klarheit schaffen.

Das Herzstück: Material & Werkzeug – die ehrliche Einkaufsliste
Palette ist nicht gleich Palette. Und mit den falschen Schrauben ärgerst du dich nur. Hier ist, was du wirklich brauchst – ohne Schnickschnack.
Die Paletten: Woher und welche?
Du brauchst 4 Europaletten (EPAL) – drei für die Wände, eine für den Boden. Finger weg von diesen dünnen Einwegpaletten, die brechen schon, wenn du sie nur böse ansiehst.
- Der Stempel ist entscheidend: Suche nach Paletten mit dem Kürzel HT (Heat Treated). Die wurden mit Hitze behandelt und sind frei von Chemie. Perfekt für dein Projekt.
- Achtung, Gift! Siehst du den Stempel MB (Methylbromid), lass die Palette liegen! Das Zeug ist giftig und hat auf deiner Haut nichts zu suchen.
Woher bekommt man die? Gute Quellen sind eBay Kleinanzeigen (oft sogar kostenlos oder für 5-10 € pro Stück), lokale Speditionen oder Industriebetriebe. Frag einfach mal nett nach. Eine gute gebrauchte HT-Palette sollte nicht mehr als 20-25 € kosten. Achte darauf, dass sie trocken ist und nicht nach Öl oder Chemie riecht.

Holz, Schrauben und der Rest
- Konstruktionsholz: Für die vier Eckpfosten, die das Ganze zusammenhalten, brauchst du Kanthölzer mit mindestens 7×7 cm. Am besten nimmst du Lärche oder Douglasie. Das ist von Natur aus witterungsbeständiger. Klar, Fichte ist billiger (ca. 4-6 € pro Meter), aber Lärche (ca. 8-12 € pro Meter) hält einfach viel länger. Die Investition lohnt sich!
- Schrauben: Nur und ausschließlich Edelstahlschrauben (V2A). Alles andere (verzinkt etc.) wird dir rosten und hässliche schwarze Spuren auf dem Holz hinterlassen. Plane ca. 50-60 Stück in verschiedenen Längen (z.B. 6×80 mm und 6×120 mm) ein. Rechne mit 20-30 € für ein gutes Schrauben-Set.
- Holzschutzlasur: Vergiss billigen Lack! Du brauchst eine offenporige Dünnschichtlasur. Sie lässt das Holz atmen. Schau im Fachhandel nach Produkten für Fassadenholz von Marken wie Osmo, Remmers oder Bondex. Eine 2,5-Liter-Dose kostet zwischen 40 € und 70 €, reicht aber locker und schützt dein Holz für Jahre.
Dein Werkzeugkasten
Du brauchst keinen Profi-Fuhrpark. Das meiste hast du wahrscheinlich schon:

Akkuschrauber, Wasserwaage, Zollstock, Hammer, Schaufel und Pinsel. Und jetzt kommt mein wichtigster Tipp: Besorg dir einen Exzenterschleifer! Paletten von Hand zu schleifen, ist eine Strafarbeit, die dich wahnsinnig macht. Ein günstiger Exzenterschleifer kostet ab 40 € und spart dir Stunden und Nerven. Dazu Schleifpapier mit 80er und 120er Körnung.
Das Fundament: Nie wieder Schieflage
Wie schon gesagt: Die Dusche direkt auf den Boden zu stellen, ist ein No-Go. Du brauchst eine stabile Basis. Hier gibt’s zwei Wege, die zum Ziel führen.
Die schnelle Variante: Einschlaghülsen. Das sind Metallspitzen, die du mit einem Vorschlaghammer in den Boden treibst. An jeder der vier Ecken eine. Das geht fix, ist aber eher was für feste, lehmige Böden. Kostenpunkt: ca. 8-12 € pro Stück.
Die Profi-Lösung: Punktfundamente aus Beton. Das ist mein Favorit. Klingt nach viel Arbeit, ist es aber nicht. Du gräbst vier Löcher (30×30 cm breit, 80 cm tief – wichtig wegen Frostschutz!), stellst H-Pfostenträger aus Stahl rein, richtest sie exakt aus und füllst die Löcher mit Estrichbeton aus dem Baumarkt (ein Sack kostet ca. 5 €). Nach zwei Tagen Aushärten hast du ein Fundament für die Ewigkeit, an das du deine Pfosten schraubst. So hat das Holz keinen Kontakt zur Erde – perfekter Schutz!

Der Zusammenbau: Jetzt wird’s sichtbar!
Wenn die Vorarbeit stimmt, ist der Aufbau ein echtes Vergnügen.
- Holz vorbereiten: Zuerst wird geschliffen! Alle Paletten und Kanthölzer. Erst mit 80er, dann mit 120er Körnung. Das ist wichtig, niemand will sich Splitter holen. Danach streichst du alles mindestens zweimal mit deiner Lasur. Kleiner Meister-Tipp: Streiche unbedingt auch die Schnittkanten der Hölzer (das Hirnholz)! Dort saugt Holz am meisten Wasser.
- Pfosten setzen: Schraube deine Kanthölzer in die Fundamente. Jetzt hast du dein Grundgerüst.
- Boden reinlegen: Die Bodenpalette legst du einfach auf dein Kiesbett. Sorge dafür, dass sie auf ein paar flachen Steinen aufliegt, damit Luft darunter zirkulieren kann.
- Wände montieren: Stell die drei Wand-Paletten hochkant an die Innenseite der Pfosten. Verschraube sie jetzt von innen durch die massiven Holzklötze der Palette direkt mit den Pfosten. Nimm dafür die langen 6x120er Edelstahlschrauben. Nicht geizen, drei Schrauben pro Klotz dürfen es schon sein!
- Wasser Marsch: Den Duschkopf und den Wasserhahn befestigst du am einfachsten mit Rohrschellen aus dem Baumarkt an einem der Pfosten. Die kosten nur ein paar Euro. Den Gartenschlauch klickst du dann einfach an den Hahn an. Fertig!
ACHTUNG – Wichtiger Sicherheitshinweis zu Legionellen!
In einem Gartenschlauch, der in der Sonne liegt, kann sich das Wasser extrem aufheizen. Das ist der perfekte Nährboden für Legionellen-Bakterien, die beim Einatmen des Wassernebels eine Lungenentzündung auslösen können. Spüle den Schlauch vor JEDEM Duschen immer mindestens eine Minute lang kräftig durch, um das abgestandene, warme Wasser rauszuspülen. Das ist keine Option, das ist ein Muss!

Pflege und Überwinterung
Damit deine Dusche lange schön bleibt, braucht sie einmal im Jahr ein bisschen Liebe. Im Frühling alle Schrauben checken und nachziehen. Alle zwei, drei Jahre solltest du das Holz leicht anschleifen und eine neue Schicht Lasur auftragen. Vor dem ersten Frost den Schlauch und Duschkopf abmontieren und frostfrei lagern. Eine einfache Gewebeplane drüber, und die Dusche ist bereit für den Winter.
Ein ehrliches Fazit
Du siehst, es ist mehr als nur drei Paletten hinstellen. Aber es ist absolut machbar! Plane für das reine Bauen ein Wochenende ein, plus die Trocknungszeiten für Beton und Lasur. Kostenmäßig landest du, je nach Materialwahl, irgendwo zwischen 150 € und 350 €. Das ist eine ehrliche Ansage. Dafür hast du aber auch eine stabile, sichere und verdammt coole Dusche, die viele Jahre hält.
Und mal ehrlich: Das Gefühl, nach der Gartenarbeit unter der eigenen, selbstgebauten Dusche zu stehen, ist einfach unbezahlbar.

Bildergalerie


Die alles entscheidende Frage: Einweg- oder Europalette?
Nicht jede Palette ist gleich! Finger weg von leichten Einwegpaletten, wenn die Dusche mehr als einen Regenschauer überstehen soll. Greife unbedingt zu gestempelten Europaletten (EPAL). Achte auf den Stempel „HT“ für „Heat Treated“ (hitzbehandelt). Paletten mit „MB“ (Methylbromid) sind für den Außenbereich und Hautkontakt tabu! Selbst die beste Palette braucht Schutz. Schleife das Holz gut an und gönn ihm vor dem Zusammenbau mindestens zwei Anstriche mit einer hochwertigen, offenporigen Holzschutzlasur, z.B. von Remmers oder Osmo. Das verhindert das schnelle Vergrauen und schützt vor Fäulnis.

Fast 70 % der Menschen fühlen sich in der Nähe von Wasser und natürlichen Materialien wie Holz nachweislich entspannter.
Nutzen Sie diesen Effekt! Ihre Dusche ist mehr als nur Funktion. Verwandeln Sie den Bereich drumherum: Legen Sie einen Weg aus flachen Flusssteinen an, der die Füße massiert. Pflanzen Sie duftenden Lavendel oder Minze in die Nähe, deren Aroma sich mit dem Wasserdampf vermischt. Ein schlichter Haken für ein flauschiges Handtuch und eine kleine Holzbank machen aus der reinen Abkühlung ein echtes Sinneserlebnis.
Rustikaler Charme: Ein großer Duschkopf aus Messing oder Kupfer, der mit der Zeit eine wunderschöne Patina entwickelt, passt perfekt zum rauen Holz der Paletten. Gekoppelt mit einem einfachen Kugelventil als Hahn unterstreicht das den puren DIY-Charakter.
Moderner Komfort: Wer es schlichter mag, wählt Armaturen aus gebürstetem Edelstahl. Modelle wie die Gardena Gartendusche „duo“ lassen sich oft sogar direkt in die Holzkonstruktion integrieren und bieten neben einer Hand- auch eine Kopfbrause.



