Ihr Landhaus-Wohnzimmer: Warum echtes Handwerk mehr zählt als Deko
Ganz ehrlich? Ich sehe es fast jede Woche in meiner Werkstatt. Kunden kommen mit Hochglanz-Magazinen und sagen: „Genau so ein Wohnzimmer im Landhausstil will ich haben.“ Das ist ein super Ausgangspunkt, keine Frage. Aber der echte Landhaus-Charme, der lässt sich nicht einfach aus einem Katalog bestellen.
Inhaltsverzeichnis
Landhaus ist ein Gefühl. Es ist die Wärme von echtem Holz, das man unter den Fingern spürt. Es ist diese unerschütterliche Ruhe, die ein massives, gut gebautes Möbelstück ausstrahlt. Nach über zwei Jahrzehnten mit Hobel und Säge in der Hand kann ich Ihnen sagen: Dieser Stil lebt von ehrlichen Materialien und sauberer Handwerkskunst.
Es geht nicht darum, eine Postkarten-Idylle zu kopieren. Es geht darum, sich auf das zu besinnen, was wirklich zählt: Natur, solides Handwerk und Dinge, die für eine lange Zeit gemacht sind. Ein echtes Landhaus-Wohnzimmer wird mit den Jahren nur schöner. Es bekommt Lebensspuren, die eine Geschichte erzählen. Und genau das ist der riesige Unterschied zu den Trend-Möbeln, die nach dem zweiten Umzug auseinanderfallen. In diesem Artikel zeige ich Ihnen, worauf es wirklich ankommt – von der richtigen Holzauswahl bis zu den kleinen Details, die ein Profi sofort erkennt.

Das Fundament: Wände und Böden sind die halbe Miete
Bevor wir auch nur über ein einziges Möbelstück reden, müssen wir uns den Raum selbst ansehen. Wände und Boden sind die Leinwand für alles Weitere. Wenn die Basis nicht stimmt, wirkt selbst der schönste Schrank irgendwie deplatziert. Und genau hier wird oft am falschen Ende gespart.
Die Wände: Warum eine „atmende“ Wand Gold wert ist
Klar, Raufaser drauf und mit Dispersionsfarbe drüber – das geht schnell und ist billig. Rechnen Sie mal mit 10 bis 15 € pro Quadratmeter, wenn Sie es machen lassen. Der Haken? Sie versiegeln Ihre Wände damit wie mit einer Plastiktüte. Die Raumluft kann nicht mehr natürlich zirkulieren, was schnell zu einem stickigen Klima führt.
Mein Tipp aus der Praxis ist fast immer: Schauen Sie sich mal Kalk- oder Lehmputz an. Das sind traditionelle, bewährte Baustoffe, die „diffusionsoffen“ sind. Klingt technisch, bedeutet aber nur: Sie nehmen überschüssige Luftfeuchtigkeit auf und geben sie bei trockener Luft wieder ab. Wie eine natürliche Klimaanlage! Das beugt Schimmel vor und sorgt für ein unglaublich angenehmes Wohngefühl.

Gut zu wissen: Ein echter Kalkputz vom Fachmann ist natürlich eine andere Hausnummer und liegt eher bei 40 bis 70 € pro Quadratmeter. Aber dafür atmet Ihre Wand die nächsten 50 Jahre. Außerdem hat er eine lebendige, ganz leicht unregelmäßige Oberfläche, in der sich das Licht wunderschön bricht. Das wirkt sofort viel wärmer als eine platte Tapetenwand.
Achtung! Falls Sie sich da selbst rantrauen: Bei der Arbeit mit frischem Kalk immer eine Schutzbrille tragen. Das Zeug ist stark alkalisch und kann die Augen verletzen. Das ist eine der ersten Lektionen, die jeder Lehrling lernt.
Der Boden: Die Seele des Raumes unter Ihren Füßen
Ein Boden muss was aushalten und prägt den Charakter eines Raumes wie kaum etwas anderes. Aber bitte, tun Sie sich selbst einen Gefallen und vergessen Sie Laminat oder Vinyl. Im Grunde sind das nur bedruckte Kunststoffplatten auf Pressholz. Sie fühlen sich kalt an, klingen hohl und bei einer tiefen Macke ist das ganze Brett ruiniert.

Schauen wir uns die echten Alternativen an:
- Massive Holzdielen: Das ist der Klassiker. Eiche ist hart, robust und verzeiht fast alles – eine Investition fürs Leben, die preislich oft bei 60 bis 90 € pro Quadratmeter startet. Kiefer ist weicher, bekommt schneller Dellen, aber genau das gibt ihr über die Jahre diesen gelebten Charakter. Wichtig ist die Oberfläche! Ich bin ein großer Fan von geölten Böden. Warum? Ein geölter Boden kann atmen und Kratzer lassen sich lokal ausbessern. Bei einem lackierten Boden müssen Sie bei einer tiefen Schramme meist die ganze Fläche abschleifen lassen.
- Naturstein: Vor allem in südlicheren Gegenden oder alten Bauernhäusern findet man oft Steinböden aus Schiefer oder Kalkstein. Die sind quasi unzerstörbar und im Sommer herrlich kühl. Mit einer Fußbodenheizung kombiniert, sind sie auch im Winter ein Traum. Hier sollte man aber bei Altbauten unbedingt einen Statiker fragen, denn so ein Boden hat ein ordentliches Gewicht.
Übrigens, ein Profi-Tipp zur Bodenverlegung: Es gibt technische Regeln, die vorschreiben, wie trocken der Untergrund (Estrich) sein muss. Das klingt langweilig, ist aber entscheidend. Fragen Sie Ihren Handwerker also ganz direkt: „Messen Sie die Restfeuchte im Estrich mit einem CM-Gerät?“ Wenn er Sie dann nur verständnislos anstarrt, suchen Sie sich ganz schnell einen anderen. Ehrlich. Ich habe schon Böden gesehen, die sich nach einem halben Jahr gewellt haben, weil hier geschlampt wurde.

Von den Alpen bis zur Küste: Landhaus ist nicht gleich Landhaus
Was viele vergessen: Den EINEN Landhausstil gibt es gar nicht. Je nach Region haben sich über Jahrhunderte ganz eigene Traditionen entwickelt, die vom Klima und den verfügbaren Materialien geprägt sind. Und das ist doch das Spannende daran!
Der alpine Stil: Zirbe, Lärche und pure Geborgenheit
In den Bergen waren die Winter schon immer rau. Die Häuser mussten Wärme und Schutz ausstrahlen. Das sieht man den Möbeln und Räumen auch an. Hier dominieren massive, oft dunklere Hölzer wie Lärche oder die wundervolle Zirbe. Zirbenholz verströmt einen harzigen Duft, der nachweislich beruhigend wirkt. Eine holzgetäfelte Stube aus Zirbe ist der Inbegriff von Gemütlichkeit. Die Möbel sind robust, oft mit Schnitzereien verziert, und die Holzverbindungen sind stolz sichtbar – ein Zeichen für ehrliches Handwerk.
Der nordische Stil: Helle Farben gegen graue Tage
Ganz anders an der Küste. Dort sind die Winter oft grau und dunkel. Also hat man sich schon immer mit hellen Farben beholfen. Viel weiß oder hellblau gestrichenes Holz (meist Kiefer) fängt jedes bisschen Licht ein und lässt die Räume freundlicher und offener wirken. Die Formen sind klarer, einfacher, oft mit den typischen Kassetten an Schranktüren. Statt schwerer Samtvorhänge finden sich hier leichte Leinengardinen. Der ganze Stil ist luftiger, leichter, maritimer.

Der moderne Landhausstil: Das Beste aus beiden Welten
Heutzutage müssen wir uns zum Glück nicht mehr für eine Richtung entscheiden. Die spannendsten Projekte sind oft die, bei denen man traditionelle Elemente modern interpretiert.
Ich erinnere mich an eine offene Wohnküche für eine junge Familie: Die Küchenfronten waren super schlicht und grifflos in mattem Weiß gehalten. Der absolute Knaller war aber die Arbeitsplatte – ein massives, vier Meter langes Stück Eiche mit seiner natürlichen Baumkante. Die Risse im Holz haben wir bewusst mit schwarzem Harz gefüllt. Das Ergebnis war eine perfekte Balance aus moderner, cleaner Funktion und der urwüchsigen Kraft des Holzes. So ein Einzelstück hat natürlich seinen Preis, je nach Holz und Größe kann so eine Platte schon zwischen 2.000 und 5.000 Euro kosten, aber sie ist das Herzstück des ganzen Hauses.
Qualität erkennen: Die kleinen Details, die den Meister verraten
Ein Möbelstück kann von außen toll aussehen, aber seine wahre Qualität steckt in der Konstruktion. Mit ein paar Tricks können aber auch Sie schnell Spreu von Weizen trennen.

Echtes Holz, ehrliche Verbindungen
Fragen Sie immer nach: Ist das Massivholz? Oft wird mit „Echtholz“ geworben, was aber nur bedeutet, dass eine hauchdünne Schicht Holz (Furnier) auf eine billige Spanplatte geleimt wurde. Das ist nicht dasselbe! Eine massive Tischplatte können Sie immer wieder abschleifen, eine furnierte ist bei einem tiefen Kratzer ein Fall für den Müll.
Und dann schauen Sie sich die Ecken an, zum Beispiel bei einer Schublade. Sehen Sie da so etwas wie ineinandergreifende Finger oder Keile aus Holz? Perfekt, das ist eine gezinkte Verbindung, ein Zeichen für absolute Top-Qualität. Billige Möbel werden meist nur stumpf verleimt, gedübelt und von unten verschraubt. Das hält eine Weile, aber es ist einfach nicht für die Ewigkeit gemacht.
Stoffe, die sich gut anfühlen
Holz und Stein brauchen einen weichen Gegenpol. Textilien machen einen Raum erst richtig gemütlich. Auch hier sind Naturmaterialien die beste Wahl:
- Leinen: Kühlt im Sommer, ist super robust und knittert auf eine sehr edle Art. Ideal für Vorhänge.
- Wolle: Ein guter Wollteppich schluckt Schall, ist von Natur aus schmutzabweisend und schafft eine warme Atmosphäre.
- Baumwolle: Weich, pflegeleicht und perfekt für Kissenbezüge und Decken. Achten Sie hier auf Gütesiegel wie GOTS, wenn Ihnen Bio-Qualität wichtig ist.
Kleiner Tipp: Nehmen Sie Stoffmuster immer mit nach Hause! Das Licht in einem Geschäft ist nie dasselbe wie in Ihrem Wohnzimmer. Nur so sehen Sie, wie die Farbe wirklich wirkt.

Das richtige Licht: Mehr als nur eine Birne
Die schönste Einrichtung kann durch schlechtes Licht ruiniert werden. Profis arbeiten immer mit mindestens drei Lichtebenen: Einer Grundbeleuchtung für den ganzen Raum (z.B. Deckenleuchte), Akzentlicht, das ein Bild oder eine schöne Ecke hervorhebt, und Funktionslicht wie eine gute Leselampe.
Ein schneller Gewinn für sofortiges Flair? Tauschen Sie Ihre billigen Plastik-Lichtschalter gegen welche aus Porzellan oder Bakelit aus. Das kostet pro Stück vielleicht 15 bis 30 Euro und ist schnell gemacht, aber der haptische Unterschied ist riesig. Es sind diese kleinen Details, die Wertigkeit vermitteln.
Ganz wichtig: Alles, was mit der Elektroinstallation zu tun hat, ist ein Job für den Fachmann. Hier geht es um Ihre Sicherheit und den Versicherungsschutz!
Planung ist alles: Typische Fehler und wie Sie sie vermeiden
Eine gute Idee ist super, aber die Umsetzung entscheidet. Ein bisschen Planung erspart Ihnen später eine Menge Ärger und Geld.
Die drei häufigsten Fehler:

- Der „Museums-Effekt“: Alles passt perfekt zusammen, wie im Katalog. Das Ergebnis? Es wirkt steril und unpersönlich. Ein echtes Zuhause braucht Charakter! Ein altes Erbstück, ein cooler Fund vom Flohmarkt oder ein modernes Bild an der rauen Putzwand – genau diese Brüche machen es spannend.
- Zu viel Deko-Kitsch: Falsche Holzbalken aus Styropor und eine Flut von Deko-Herzen lassen jeden Raum billig wirken. Weniger ist hier definitiv mehr. Investieren Sie lieber in ein einziges, handgeschmiedetes Stück als in zehn kleine Staubfänger.
- Falsche Proportionen: Ein wuchtiges Sofa erdrückt einen kleinen Raum, während zierliche Möbel in einer großen Altbauwohnung verloren aussehen. Machen Sie eine simple Skizze und zeichnen Sie die Möbel maßstabsgetreu ein. Manchmal ist ein maßgefertigtes Möbelstück vom Schreiner die günstigere Lösung, weil es den Platz perfekt nutzt.
Ein letztes Wort aus der Werkstatt
Ein Wohnzimmer im Landhausstil entsteht nicht an einem Wochenende. Es ist ein Prozess. Es wächst mit Ihnen und Ihren Geschichten. Kaufen Sie nicht alles auf einmal. Finden Sie Stücke, in die Sie sich wirklich verlieben. Pflegen Sie das Holz, ölen Sie den Boden und freuen Sie sich über jede kleine Macke, die eine Geschichte erzählt.

Wenn Sie auf ehrliche Materialien und gutes Handwerk setzen, schaffen Sie mehr als nur einen Wohnstil. Sie schaffen einen Ort, an dem Sie wirklich ankommen und durchatmen können. Ein echtes Zuhause.
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Welches Holz für welches Gefühl?
Nicht jedes Holz erzählt die gleiche Geschichte. Eiche ist der unerschütterliche Patriarch: schwer, dunkel, mit einer markanten Maserung, die Stärke und Beständigkeit ausstrahlt. Ideal für Dielenböden oder den zentralen Esstisch. Kiefer hingegen ist der unbeschwerte Jugendliche: hell, weich, mit sichtbaren Astlöchern, perfekt für einen schwedisch inspirierten Look. Sie dunkelt mit der Zeit wunderschön nach und bekommt einen warmen Honigton. Fragen Sie Ihren Schreiner nicht nur nach der Optik, sondern auch nach dem Charakter des Holzes.


- Zinkenverbindung: Schauen Sie an den Ecken von Schubladen. Sehen Sie ineinandergreifende „Finger“? Das ist ein Zeichen für echte, langlebige Tischlerarbeit.
- Massive Rückwand: Fassen Sie hinter das Regal. Ist die Rückwand aus dünner Pappe oder aus massivem Holz, eventuell in Nut und Feder gefasst? Letzteres stabilisiert das ganze Möbel.
- Handschmeichelnde Oberflächen: Fahren Sie mit der Hand über das Holz. Eine gute Öl- oder Wachsbehandlung fühlt sich samtig und „lebendig“ an, nicht wie eine kalte Plastikschicht.
Das sind die drei Details, an denen das geschulte Auge sofort erkennt, ob ein Möbelstück für Generationen gebaut wurde.


Der wahre Luxus im Landhausstil ist nicht Perfektion, sondern Patina.
Ein kleiner Kratzer im Dielenboden, wo die Kinder gespielt haben. Eine sanft abgewetzte Kante am Lieblingssessel. Eine leichte Verfärbung auf der Kommode, wo jahrelang eine Blumenvase stand. Diese „Lebensspuren“ sind keine Makel, sondern das Gedächtnis Ihres Zuhauses. Sie verleihen Charakter und Wärme, die kein neues Möbelstück je haben könnte.


Massivholzmöbel vs. Furniermöbel:
Massivholz: Besteht durch und durch aus echtem Holz. Es kann abgeschliffen, neu geölt und repariert werden. Es „atmet“ und verbessert das Raumklima.
Furnier: Eine dünne Echtholzschicht, die auf ein Trägermaterial (oft Spanplatte) geklebt wird. Bei tiefen Kratzern kommt das Trägermaterial zum Vorschein, eine Reparatur ist kaum möglich.
Für die Seele des Landhausstils ist die Wahl klar.



Die Haptik ist entscheidend. Ein echtes Landhaus-Wohnzimmer spricht alle Sinne an. Die Stoffe, die Sie wählen, spielen dabei eine Hauptrolle. Vergessen Sie synthetische Fasern und setzen Sie auf die Klassiker der Natur:
- Leinen: Kühl, leicht knitternd und unglaublich lässig. Perfekt für luftige Vorhänge oder sommerliche Sofabezüge.
- Wolle: Warm, robust und gemütlich. Ein grob gewebter Wollteppich oder ein Plaid auf dem Sofa sind Inbegriffe der Gemütlichkeit.
- Baumwolle: Der vielseitige Alleskönner. Als robuster Canvas-Bezug für Sessel oder als weicher, geblümter Chintz für Kissen.


Der Trugschluss der „Kitsch-Falle“: Viele denken bei Landhaus an überladene Räume mit unzähligen Deckchen, Trockenblumen und Nippes. Doch der authentische Stil ist das genaue Gegenteil. Er basiert auf Reduktion und Funktionalität. Jedes Stück hatte ursprünglich einen Zweck. Statt zehn kleiner Dekofiguren, investieren Sie lieber in eine einzige, handgetöpferte Keramikvase, die auch ohne Blumen eine starke Präsenz hat.


Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung kann Holz die Luftfeuchtigkeit in Räumen auf natürliche Weise regulieren und so zu einem gesünderen Raumklima beitragen.
Genau das ist das unsichtbare Geheimnis eines authentischen Landhaus-Wohnzimmers. Es geht nicht nur um die Optik. Die ehrlichen, natürlichen Materialien wie Holz, Lehm, Wolle und Leinen schaffen eine Umgebung, in der man buchstäblich aufatmen kann.


Muss im Landhausstil wirklich alles weiß oder beige sein?
Absolut nicht! Das ist ein modernes Klischee, das oft vom skandinavischen Stil inspiriert ist. Historische Landhäuser, ob in England oder in der Provence, waren oft farbenfroh. Denken Sie an die sanften, erdigen Töne von Kalkfarben. Ein tiefes Salbeigrün, ein warmes Ocker oder ein verwaschenes Taubenblau können einem Raum unglaubliche Tiefe und Gemütlichkeit verleihen. Marken wie Farrow & Ball oder Little Greene bieten genau diese matten, pigmentreichen Farben, die perfekt zum Stil passen.


- Sorgt für eine warme, einladende Grundstimmung.
- Schafft gemütliche Lese- und Ruheinseln.
- Setzt handwerkliche Details und Holzmaserungen gekonnt in Szene.
Das Geheimnis? Ein durchdachtes Lichtkonzept. Statt einer einzigen, hellen Deckenleuchte, kombinieren Sie mehrere Lichtquellen: eine Stehlampe neben dem Sessel, eine kleine Tischlampe auf der Kommode und vielleicht dimmbare Wandleuchten.



Manchmal braucht es nur ein einziges, alles überragendes Statement-Möbelstück, um den gesamten Raum zu definieren. Ein massiver Bücherschrank aus Kirschholz, gefertigt von einem lokalen Tischler, wird zum Herzstück des Zimmers. Er strahlt eine solche Ruhe und Beständigkeit aus, dass die restliche Einrichtung fast in den Hintergrund tritt. Er ist Bibliothek, Ausstellungsfläche und Familienerbstück in einem.


Die richtige Hardware: Tauschen Sie die glänzenden Standardgriffe Ihrer Kommode gegen handgeschmiedete Eisenbeschläge oder schlichte Porzellanknöpfe aus. Ein kleines Detail mit enormer Wirkung, das sofort eine handwerkliche Note verleiht.


Ein offener Kamin ist die Seele des Landhaus-Wohnzimmers. Es ist der ursprüngliche Mittelpunkt des häuslichen Lebens, ein Ort des Zusammenkommens und der Wärme. Das Knistern des Holzes, der Geruch des Rauchs und das tanzende Licht der Flammen lassen sich durch keine moderne Heizung ersetzen. Es ist eine multisensorische Erfahrung, die uns erdet und zur Ruhe kommen lässt.


- Suchen Sie auf Flohmärkten und in Antiquitätenläden nach Einzelstücken mit Geschichte. Eine alte Werkbank als Couchtisch? Eine massive Holztruhe als Stauraum?
- Investieren Sie in hochwertige Textilien. Ein handgewebtes Plaid oder Kissen aus Leinen können ein schlichtes Sofa sofort aufwerten.
- Bringen Sie die Natur ins Haus: Ein großer Strauss Wiesenblumen oder ein paar markante Äste in einer Bodenvase wirken authentischer als jedes gekaufte Deko-Objekt.


Wie integriere ich moderne Technik wie einen Fernseher?
Ein großer, schwarzer Bildschirm kann die Landhaus-Idylle stören. Die Lösung liegt in der Integration, nicht im Verstecken. Platzieren Sie den Fernseher nicht als Altar an einer leeren Wand. Integrieren Sie ihn in ein massives Bücherregal, umgeben von Büchern und persönlichen Gegenständen. Eine andere elegante Lösung ist ein TV-Schrank mit schönen Holztüren, wie ihn zum Beispiel die Manufaktur „Grüne Erde“ anbietet, der das Gerät bei Nichtgebrauch einfach verschwinden lässt.


„Der Windsor Stuhl, ursprünglich im 18. Jahrhundert in England als einfacher, funktionaler Gartenstuhl entwickelt, wurde durch seine robuste und dennoch leichte Bauweise schnell zum Inbegriff des ländlichen englischen Mobiliars.“
Dieses Beispiel zeigt perfekt die Philosophie des Landhausstils: Design, das aus der Funktion entsteht. Die Sprossen in der Rückenlehne sind nicht nur Zierde, sondern eine clevere, materialsparende Konstruktion. Ein zeitloser Klassiker, der heute noch genauso relevant ist.



Französischer Landhausstil: Eleganter, oft mit geschwungenen Beinen (Louis XV), hellen Hölzern und verspielten Stoffen wie Toile de Jouy. Die Farbpalette ist oft von der Provence inspiriert: Lavendel, Sonnengelb, sanftes Blau.
Englischer Landhausstil: Robuster, gemütlicher und oft etwas dunkler. Gekennzeichnet durch massive Chesterfield-Sofas aus Leder, florale Chintz-Stoffe und dunkle Eichenmöbel.
Beide Stile feiern das Landleben, aber mit einem ganz eigenen kulturellen Akzent.


Der Boden ist die Bühne. Ein echter Dielenboden aus massiver Eiche oder Lärche ist eine Investition fürs Leben. Mit jedem Schritt spürt man die Solidität. Im Laufe der Jahre wird er immer schöner, erzählt Geschichten von Festen, von Kinderschritten, vom Leben. Ein Teppich kann Akzente setzen, aber die Hauptrolle spielt immer das ehrliche, warme Holz unter den Füßen.


Häufiger Fehler: Zu viele Holztöne mischen.
Ein Raum mit Kiefernboden, Eichentisch, Buchenstühlen und einer Kirschholz-Kommode wirkt schnell unruhig und zusammengewürfelt. Die Regel des Handwerkers: Beschränken Sie sich auf zwei, maximal drei Holzarten. Wählen Sie eine dominante Holzart für die großen Flächen (Boden, große Möbel) und eine zweite, kontrastierende oder harmonierende Holzart für Akzente.


Denken Sie über den Tellerrand hinaus. Ein Landhaus-Wohnzimmer braucht nicht zwangsläufig ein klassisches Sofa. Wie wäre es mit einer „Récamier“ oder einer Chaiselongue mit einem schönen Leinenbezug? Sie wirkt leichter, eleganter und bietet eine wunderbare Einladung für eine Lesestunde am Nachmittag. Sie bricht die typische Sitzgruppen-Anordnung auf und bringt einen Hauch von Salon-Kultur ins ländliche Ambiente.



- Unvergleichliche Haptik und Wärme
- Atmungsaktiv und feuchtigkeitsregulierend
- Extrem langlebig und reparierbar
Wovon die Rede ist? Geölten Holzoberflächen. Anders als Lack, der das Holz versiegelt, dringt Naturöl tief in die Poren ein und schützt von innen. Das Holz kann weiter atmen und behält seine natürliche Anmutung.


Das Investitionsstück: Der eine Sessel.
Wenn Ihr Budget begrenzt ist, sparen Sie nicht bei der Sitzgelegenheit, die Sie täglich nutzen werden. Investieren Sie in einen wirklich gut gemachten Ohrensessel mit massivem Holzgestell und hochwertiger Polsterung, vielleicht von einem Traditionshersteller wie „Brühl & Sippold“. Ein solcher Sessel wird über Jahrzehnte Ihr treuer Begleiter sein, während man günstigere Möbel längst ersetzt hat.


Fenster sind die Augen des Hauses. Schwere, bodenlange Vorhänge aus Leinen oder einer Woll-Mischung rahmen nicht nur den Blick nach draußen, sondern haben auch eine wichtige Funktion. Sie verbessern die Akustik des Raumes, dämpfen Schall und schaffen eine intime, geschützte Atmosphäre. Im Winter halten sie die Kälte ab, im Sommer die Hitze draußen. Eine Investition in Stoff ist immer auch eine Investition in Wohnqualität.


Wussten Sie schon? Sisal, eine Faser aus den Blättern der Agave, ist extrem strapazierfähig und von Natur aus schmutzabweisend.
Ein Sisalteppich ist daher die perfekte Wahl für das Landhaus-Wohnzimmer. Seine raue, natürliche Textur bildet einen wunderbaren Kontrast zu weichen Polstern und glatten Holzböden. Zudem ist er antistatisch und schafft ein gesundes Raumklima. Eine ehrliche und bodenständige Wahl.


Vergessen Sie symmetrische Perfektion. Die Schönheit des Landhausstils liegt oft im charmant Unvollkommenen. Eine Gruppe von drei unterschiedlich großen Keramikvasen wirkt lebendiger als ein perfekt ausgerichtetes Paar. Ein Stapel alter Bücher auf einem Beistelltisch ist interessanter als ein einzelnes Deko-Objekt. Vertrauen Sie auf Ihr Gefühl und arrangieren Sie Dinge so, wie sie sich natürlich und gelebt anfühlen.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen „Shabby Chic“ und Landhausstil?
Der Landhausstil basiert auf solidem Handwerk und ehrlichen, oft neuen oder gut erhaltenen Stücken. Die Ästhetik ist robust und funktional. Shabby Chic hingegen zelebriert das Imperfekte und Abgenutzte auf eine romantische Weise. Hier werden Möbel oft künstlich auf alt getrimmt, mit abgeplatzter Farbe und sichtbaren Gebrauchsspuren. Man könnte sagen: Der Landhausstil bekommt eine Patina, Shabby Chic simuliert sie.




