Wohnzimmer streichen: Dein Guide für Farben, die wirklich funktionieren
Ich habe in meiner Laufbahn als Maler unzählige Wohnzimmer gesehen. Ehrlich, ich könnte Bücher darüber schreiben. Ich stand in Räumen, die pure Lebensfreude ausstrahlten, und in anderen, die trotz schweineteurer Möbel einfach nur kalt und seelenlos wirkten. Der springende Punkt? Fast immer die Farbe an der Wand.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Fundament: Warum deine Wand mehr Aufmerksamkeit braucht als du denkst
- 2 Die Magie der Farbe: Wie Licht und Glanz alles verändern
- 3 Strategie statt Zufall: So triffst du die richtige Farbwahl
- 4 Für Mutige: Besondere Techniken & Problemlösungen
- 5 Ein paar letzte Worte zu Sicherheit und Kosten
- 6 Bildergalerie
Viele Leute kommen zu mir, wedeln mit einer kleinen Farbkarte und sagen: „Das ist er! Der perfekte Ton!“ Doch die Enttäuschung folgt oft auf dem Fuße. An der großen Wand sieht die Farbe plötzlich komplett anders aus. Woran das liegt? Farbe ist eben nicht nur ein Farbton. Sie ist eine lebendige Reaktion – auf Licht, auf den Raum und ganz besonders auf den Untergrund. Genau das ist das Geheimnis der Profis. In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du diese Faktoren meisterst und eine Farbwahl triffst, die dich auch in Jahren noch happy macht.
Das Fundament: Warum deine Wand mehr Aufmerksamkeit braucht als du denkst
Bevor wir auch nur einen Pinsel in die Farbe tauchen, müssen wir uns die Wände ansehen. Das ist das A und O. Ein perfekter Anstrich funktioniert nur auf einem perfekten Untergrund. Klingt logisch, oder? Trotzdem ist das der Schritt, bei dem die meisten Heimwerker aus Ungeduld pfuschen. Sie kaufen die teuerste Farbe, sparen aber bei der Vorbereitung. Das Ergebnis? Flecken, Streifen oder im schlimmsten Fall blättert die neue Farbe nach ein paar Monaten wieder ab. Und das zu reparieren, ist richtig ärgerlich und teuer.

Dein 5-Minuten-Wand-Check für Zuhause
Keine Sorge, du brauchst dafür keine Hightech-Geräte. Ein paar einfache Handgriffe, die jeder Azubi bei uns als Erstes lernt, reichen völlig aus. Also, los geht’s, nimm dir kurz Zeit und teste deine Wand!
- Der Wischtest: Reib einfach mal mit der flachen Hand kräftig über die Wand. Hast du danach einen weißen, mehligen Staub an der Hand? Bingo, das nennt man „Kreiden“. Die alte Farbschicht ist nicht mehr fest. Hier hilft nur eins: abwaschen, abbürsten und danach unbedingt grundieren.
- Der Kratztest: Nimm eine Spachtel oder auch nur einen Schlüssel und kratze fest über die Oberfläche. Platzt Farbe ab? Dann müssen alle losen Teile runter, sonst hält die neue Schicht nicht. Ganz einfach.
- Der Wassertest: Spritz ein wenig Wasser aus einer Flasche an die Wand. Perlt es sofort ab? Dann ist die Wand nicht saugfähig. Zieht es aber blitzschnell ein und hinterlässt einen dunklen Fleck? Dann ist sie stark saugfähig. Beides ist Mist. Eine „durstige“ Wand saugt das Wasser aus der frischen Farbe so schnell auf, dass sie fleckig trocknet. Eine Grundierung, oft „Tiefgrund“ genannt, ist hier dein bester Freund.
Diese simplen Tests ersparen dir später so viel Kopfzerbrechen. Glaub mir.

Grundierung: Das Wundermittel, an dem du NIEMALS sparen solltest
Ich kann es nicht oft genug sagen: Die Grundierung ist keine Fleißaufgabe für Streber, sondern die wichtigste Versicherung für dein Projekt. Stell sie dir als den perfekten Vermittler zwischen deiner Wand und deiner teuren neuen Farbe vor.
- Tiefgrund: Ein Muss für stark saugende Wände wie Gipsputz oder Gipskarton. Er verfestigt die Oberfläche und sorgt dafür, dass die Farbe gleichmäßig trocknet. Ohne Tiefgrund bekommst du die gefürchteten „Wolken“ an der Wand. Ein Kanister kostet zwischen 20 € und 40 € und reicht ewig.
- Sperrgrund (oder Isoliergrund): Dein Retter bei Flecken. Nikotin, Ruß oder alte Wasserflecken sind hartnäckig. Sie „bluten“ durch normale Farbe einfach wieder durch. Ein Sperrgrund blockiert sie zuverlässig. Ich hatte mal einen Kunden, der viermal (!) sein Wohnzimmer gestrichen hat, bevor er mich verzweifelt anrief. Ein Anstrich mit dem richtigen Sperrgrund hätte das Problem sofort gelöst.
- Haftgrund: Für superglatte, nicht saugende Flächen wie alte Lackanstriche oder sogar Fliesen, die du überstreichen willst. Er raut die Oberfläche quasi an, damit die neue Farbe überhaupt eine Chance hat, sich festzukrallen.

Die Magie der Farbe: Wie Licht und Glanz alles verändern
Farbe an sich ist erstmal nur eine Mischung aus Pigmenten und Bindemittel. Ihre Wirkung entfaltet sie erst im Zusammenspiel mit Licht und der Oberflächenstruktur. Das zu verstehen, ist der Unterschied zwischen „ganz nett“ und „wow“.
Warum du Farbe nie im Baumarkt aussuchen solltest
Der Klassiker: Du stehst unter grellen Neonröhren im Baumarkt und findest den perfekten Grauton. Zuhause an der Wand wirkt er plötzlich lila oder einfach nur schmutzig. Warum? Das Licht ist komplett anders!
- Tageslicht: Das ist ein echter Verwandlungskünstler. Morgens hat es mehr Blauanteile und lässt Farben kühl und klar erscheinen. Abends überwiegt der Rotanteil, was alles wärmer und gemütlicher macht. Dein schickes, kühles Grau vom Vormittag kann abends plötzlich kuschelig und einladend wirken.
- Künstliches Licht: Jede Glühbirne hat eine andere „Farbtemperatur“. Eine „warmweiße“ Lampe (unter 3.300 Kelvin) hat gelbliches Licht und lässt Rot-, Orange- oder Beigetöne leuchten. Eine „kaltweiße“ Lampe (über 5.300 Kelvin) hat einen Blaustich. Sie verstärkt kühle Töne, kann aber ein warmes Gelb schnell fahl und kränklich aussehen lassen.
Deshalb mein wichtigster Rat: Mach IMMER einen Probeanstrich. Und zwar nicht nur einen kleinen Klecks. Streich mindestens einen Quadratmeter direkt auf die Wand. Am besten an einer Wand mit Fenster und einer im Schatten. Dann beobachte die Farbe morgens, mittags, abends und bei Kunstlicht. Nur so siehst du, was du wirklich bekommst.

Matt, Seidenglanz oder Glänzend? Mehr als nur Optik
Der Glanzgrad deiner Farbe ist entscheidend – nicht nur für die Optik, sondern auch für den Alltag. Hier geht’s darum, wie das Licht reflektiert wird. Lass uns das mal schnell aufdröseln:
- Matte Farben schlucken das Licht. Das lässt die Farbtöne satter und ruhiger wirken. Ein riesiger Vorteil: Sie kaschieren kleine Unebenheiten in der Wand ganz wunderbar. Deshalb sind sie im Wohnbereich der absolute Standard. Der Nachteil? Sie sind etwas empfindlicher. Ein Fettfleck aus der Chipstüte lässt sich nur schwer entfernen, ohne dass eine speckige Stelle zurückbleibt.
- Seidenglänzende Farben (oft als „Latexfarbe“ verkauft) reflektieren das Licht schon deutlich mehr. Die Farben wirken dadurch einen Tick heller. Ihr großer Pluspunkt ist die Robustheit. Sie sind abwaschbar und stecken einiges weg. Perfekt für Flure, Küchen oder Kinderzimmer. Im Wohnzimmer kann der leichte Glanz bei bestimmtem Lichteinfall aber schnell unruhig wirken.
- Glänzende Farben sind an Wohnzimmerwänden extrem selten. Sie wirken fast wie ein Spiegel und betonen JEDE noch so kleine Delle im Putz. Dafür brauchst du einen Untergrund, der so glatt ist wie ein Babypopo (die Profis nennen das Qualitätsstufe Q4). Das ist aufwendige Spachtelarbeit und nichts für Heimwerker.
Mein Tipp für Wohnzimmer: Greif zu einer hochwertigen, matten Dispersionsfarbe der Nassabriebklasse 1 oder 2. Die kostet vielleicht etwas mehr, so um die 40 € bis 80 € für einen 10-Liter-Eimer, bietet aber die beste Mischung aus edler Optik und guter Haltbarkeit.

Strategie statt Zufall: So triffst du die richtige Farbwahl
Okay, der Untergrund ist vorbereitet, du weißt über Licht und Glanz Bescheid. Jetzt geht’s ans Eingemachte. Auch hier gibt’s ein paar Tricks, um die Raumwirkung gezielt zu steuern.
Dein Raum kann mehr: Optische Tricks mit Farbe
- Kleine Räume größer schummeln: Helle Farben sind hier dein Freund. Weiß, Hellgrau, sanftes Beige – alles, was viel Licht reflektiert, öffnet den Raum. Kleiner Profi-Tipp: Streich die Decke in reinem Weiß oder einem Ton, der noch heller ist als die Wände. Das hebt die Decke optisch an.
- Große Räume gemütlich machen: In riesigen Altbauräumen kann man sich schnell verloren fühlen. Trau dich an warme, dunklere Töne! Eine einzelne Akzentwand in einem tiefen Waldgrün oder einem edlen Anthrazit gibt dem Raum Halt und macht ihn sofort intimer.
- Niedrige Decken strecken: Senkrechte Streifen machen einen Raum optisch höher. Aber bitte keine Zirkuszelt-Optik! Subtile, breite Bahnen in zwei sehr ähnlichen Farbtönen wirken Wunder. Und: Niemals die Decke dunkler als die Wände streichen, das drückt!
- Schmale Räume verbreitern: Du hast ein langes, schmales „Schlauchzimmer“? Streich die beiden kurzen Wände (die Stirnseiten) in einem kräftigeren Ton als die Längswände. Das zieht den Raum optisch in die Breite.

Die Psychologie der Farben: Was dein Wohnzimmer fühlen soll
Farben lösen Emotionen aus, ob wir wollen oder nicht. Überleg dir also, welche Stimmung du im Zentrum deines Zuhauses erzeugen willst.
- Warme Töne (Rot, Orange, Gelb): Wirken anregend, kommunikativ und gemütlich. Perfekt für die Ecke, wo die Familie zusammensitzt. Ein sanftes Terrakotta oder ein warmes Ocker schaffen eine unglaublich einladende Atmosphäre. Aber Achtung bei knalligem Rot – das kann auf Dauer aggressiv wirken und sollte lieber nur als Akzent dienen.
- Kühle Töne (Blau, Grün, Türkis): Wirken beruhigend, entspannend und fördern die Konzentration. Ein sanftes Salbeigrün oder ein gedecktes Taubenblau können eine echte Ruhe-Oase schaffen. Aber Vorsicht: Helle Blautöne können auch kühl und distanziert wirken. Kombiniere sie am besten mit warmen Materialien wie Holz, Leder oder kuscheligen Textilien.
- Neutrale Töne (Grau, Beige, Greige): Das sind die Alleskönner und die perfekte, zeitlose Basis. Sie halten sich dezent im Hintergrund und überlassen deinen Möbeln und deiner Deko die große Bühne. Mit neutralen Wänden kannst du durch Kissen, Bilder oder einen neuen Teppich immer wieder komplett neue Looks zaubern, ohne gleich streichen zu müssen.
Ich erinnere mich an ein junges Paar, das ihr Wohnzimmer in einem knalligen Orange streichen wollte. Überall. Ich konnte sie überreden, erstmal nur die Wand hinter dem Sofa zu machen. Eine Woche später riefen sie mich an und bedankten sich. Die eine Wand war ein super Hingucker, aber der ganze Raum in Orange hätte sie schlichtweg erschlagen. Manchmal ist weniger eben doch mehr.

Für Mutige: Besondere Techniken & Problemlösungen
Wenn die Basics sitzen, können wir über ein paar fortgeschrittene Themen sprechen. Damit verleihst du deinem Raum den letzten Schliff.
Die Akzentwand: Aber bitte die richtige!
Eine Akzentwand ist super, um Farbe ins Spiel zu bringen, ohne den Raum zu überfordern. Aber welche Wand nimmt man? Ganz einfache Regel: Betone immer die wichtigste Wand. Meistens ist das die, die man beim Reinkommen zuerst sieht, oder die Wand hinter dem Sofa. Streiche niemals eine unruhige Wand mit vielen Türen oder Fenstern bunt. Das wirkt zerstückelt und chaotisch.
Hilfe, es klappt nicht! Was Profis tun
- Die Farbe deckt einfach nicht: Ein klares Zeichen für Billigfarbe. Da sind oft mehr Füllstoffe als Pigmente drin. Achte beim Kauf auf die Deckkraftklasse 1. Ja, die Farbe ist teurer, aber du sparst dir den zweiten oder sogar dritten Anstrich – und damit Zeit und Nerven.
- Streifen und Ansätze an der Wand: Das passiert, wenn die Farbe zu schnell trocknet. Die Lösung heißt „nass in nass“ arbeiten. Das bedeutet: Streiche eine komplette Wand in einem Rutsch, ohne Kaffeepause. So geht’s: 1. Ecken und Kanten mit einem Pinsel vorstreichen. 2. Die Fläche mit der Rolle zügig füllen. 3. Zum Schluss nochmal ohne Druck von oben nach unten leicht abrollen. Das sorgt für eine perfekte, streifenfreie Oberfläche.
- Farbspritzer überall: Sauberkeit ist die halbe Miete! Gutes Abdeckvlies für den Boden (kostet ca. 10-15 € für eine große Rolle) ist besser als dünne Folie. Und investier in gutes Malerkrepp (ca. 5-8 € pro Rolle), das du fest andrückst. Wichtig: Zieh das Klebeband ab, wenn die Farbe noch leicht feucht ist, dann bekommst du eine rasiermesserscharfe Kante.

Ein paar letzte Worte zu Sicherheit und Kosten
Auch wenn moderne Farben viel besser sind als früher, hantierst du immer noch mit Chemie. Ein paar Dinge solltest du beachten.
Lüften, lüften, lüften!
Auch in wasserbasierten Farben stecken Stoffe, die beim Trocknen ausdünsten. Also: Fenster auf! Das ist nicht nur für deine Gesundheit wichtig, sondern auch für die Trocknung. Ein leichter, stetiger Luftzug ist ideal. Plan übrigens genug Trocknungszeit ein. Zwischen dem ersten und zweiten Anstrich solltest du je nach Produkt und Raumtemperatur mindestens 4-6 Stunden warten.
Wann du lieber den Profi rufst
Selbermachen ist toll, aber man muss seine Grenzen kennen. In diesen Fällen solltest du über einen Maler nachdenken:
- Bei sehr hohen Decken: Auf einer wackeligen Leiter zu balancieren, ist lebensgefährlich. Profis haben sichere Gerüste.
- Bei Problem-Untergründen: Bröckelnder Putz, Schimmel oder große Risse brauchen eine fachgerechte Sanierung.
- Wenn du eine Gewährleistung willst: Ein Meisterbetrieb haftet für seine Arbeit. Das ist eine Sicherheit, die du beim DIY-Projekt nicht hast. Aber was kostet das? Rechne mal grob mit 25 bis 40 Euro pro Quadratmeter Wandfläche, inklusive Vorbereitung und Material. Das gibt dir eine gute Vorstellung, um abzuwägen, ob sich der Aufwand für dich lohnt.
Die richtige Farbe für dein Wohnzimmer zu finden, ist eine der lohnendsten Aufgaben bei der Einrichtung. Es ist die Kulisse für dein Leben. Nimm dir also die Zeit, plane gut und hab keine Angst, auch mal mutig zu sein. Dein Zuhause wird es dir danken.

Bildergalerie


Matt, seidenmatt oder glänzend? Das ist mehr als nur eine Frage des Geschmacks. Matte Farben (wie die tiefen Töne von Farrow & Ball) wirken edel und kaschieren kleine Unebenheiten, sind aber empfindlicher. Seidenmatte Oberflächen reflektieren das Licht sanft und sind deutlich robuster und abwaschbar – ideal für Wände, die mehr beansprucht werden. Echter Glanzlack ist im Wohnzimmer eher selten, kann aber an Türen oder Leisten für einen dramatischen Akzent sorgen.

- Vergessen Sie nie die fünfte Wand: die Decke. Ein strahlendes Weiß lässt den Raum höher wirken.
- Ein dunklerer Ton als die Wände kann eine gemütliche, fast höhlenartige Atmosphäre schaffen – perfekt für hohe Altbauräume.
- Ein zarter Pastellton, der die Wandfarbe aufgreift, sorgt für einen weichen, harmonischen Übergang.
Das Geheimnis? Die Decke ist ein mächtiges Gestaltungselement, das oft übersehen wird.


„Farben sind die Muttersprache des Unterbewusstseins.“ – Carl Gustav Jung
Diese Erkenntnis ist beim Streichen Gold wert. Ein sanftes Salbeigrün wirkt nachweislich beruhigend und stressreduzierend, während ein warmes Terrakotta Geborgenheit und soziale Interaktion fördert. Bevor Sie einen Farbton wählen, fragen Sie sich nicht nur, ob er Ihnen gefällt, sondern auch, wie Sie sich in diesem Raum fühlen möchten.

Wie teste ich eine Farbe wirklich effektiv?
Kleben Sie Farbkarten nicht direkt an die Wand! Der vorhandene Farbton verfälscht die Wahrnehmung. Streichen Sie stattdessen ein großes Stück Pappe (mindestens 50×50 cm) mit Ihrer Testfarbe und pinnen Sie es an die Wand. Beobachten Sie es zu verschiedenen Tageszeiten – bei Morgenlicht, direkter Sonneneinstrahlung und abends bei Kunstlicht. Nur so sehen Sie, wie die Farbe wirklich in Ihrem Zuhause lebt und atmet.


Der Pinsel-Faktor: Nicht jeder Pinsel ist für jede Farbe oder Ecke geeignet. Ein Flachpinsel mit Kunstborsten eignet sich hervorragend für wasserbasierte Dispersionsfarben. Für die Ecken und Kanten schwören Profis auf spezielle, schräg geschnittene „Beschneidepinsel“. Sie ermöglichen eine viel präzisere Linienführung als ein Standardpinsel und machen das Abkleben manchmal sogar überflüssig.

Die berühmte 60-30-10-Regel ist ein sicherer Weg zur Farbharmonie. So funktioniert’s: 60 % des Raumes (die Wände) erhalten die Hauptfarbe. 30 % (große Möbelstücke wie Sofa oder Teppich) bekommen die Sekundärfarbe. Die restlichen 10 % (Kissen, Kunst, Deko-Objekte) setzen mit einer Akzentfarbe spannende Highlights. Das schafft eine ausgewogene und professionell wirkende Atmosphäre, ohne überladen zu sein.


Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik kann die Raumluftqualität durch Ausdünstungen aus Farben und Lacken (VOCs) noch Monate nach der Renovierung beeinträchtigt sein.
Achten Sie daher auf Farben mit dem Siegel „Blauer Engel“ oder sehr niedrigen VOC-Angaben. Marken wie „Little Greene“ oder „Bauwerk Colour“ bieten oft emissionsarme Optionen an, die nicht nur schöner aussehen, sondern auch zu einem gesünderen Wohnklima beitragen.

- Es sorgt für eine rasiermesserscharfe Farbkante.
- Es verhindert, dass Farbe darunter läuft und unschöne „Nasen“ bildet.
- Es lässt sich rückstandslos entfernen, ohne die frische Farbe mit abzureißen.
Das Geheimnis? Ein hochwertiges Malerkrepp wie das „FrogTape“. Seine patentierte PaintBlock-Technologie reagiert mit der Feuchtigkeit der Farbe und bildet eine Mikrobarriere. Der kleine Aufpreis lohnt sich definitiv.

Akzentwand 2.0: Statt einer ganzen Wand in einer Knallfarbe zu streichen, setzen Sie auf „Color Blocking“. Streichen Sie geometrische Formen, einen breiten Streifen hinter dem Sofa oder nur den Bereich um ein Fenster in einer Kontrastfarbe. Das ist moderner, individueller und wirkt oft leichter als eine wuchtige Akzentwand. Besonders wirkungsvoll ist es, wenn die Form die Architektur des Raumes oder die Linien eines Möbelstücks aufgreift.


Kann ich eine dunkle Wandfarbe in einem kleinen Wohnzimmer verwenden?
Absolut! Entgegen der landläufigen Meinung kann eine dunkle, satte Farbe wie ein tiefes Marineblau oder ein sattes Waldgrün die Grenzen eines kleinen Raumes verschwimmen lassen und ihm eine unglaubliche Tiefe und Gemütlichkeit verleihen. Der Trick ist, für ausreichend Lichtquellen zu sorgen und helle Akzente durch Textilien, Möbel und Bilder zu setzen, um einen Höhleneffekt zu vermeiden.

Teure Designfarbe: Marken wie Farrow & Ball oder Benjamin Moore verwenden komplexe Pigmentmischungen, die der Farbe bei unterschiedlichem Licht eine einzigartige Tiefe und Nuancierung verleihen.
Gute Baumarktfarbe: Hochwertige Eigenmarken von Baumärkten (z.B. die „Architects‘ Finest“-Linie von Hornbach) bieten eine exzellente Deckkraft und Haltbarkeit für einen Bruchteil des Preises.
Für ein Standardprojekt mit guter Deckkraft ist die Baumarktfarbe oft völlig ausreichend. Wer jedoch ein subtiles, lebendiges Farbspiel an der Wand sucht, wird den Aufpreis für Designfarben zu schätzen wissen.


Der Schweizer Architekt Le Corbusier entwickelte eine Farbpalette mit 63 Tönen, die seiner Meinung nach alle „architektonisch“ sind und sich harmonisch kombinieren lassen.
Seine Theorie basierte auf der Idee, dass bestimmte Farben in den Vordergrund treten (wie Rot), während andere (wie Himmelblau oder Grau) zurückweichen und Raum schaffen. Eine Inspiration für alle, die eine zeitlose und durchdachte Farbwelt für ihr Wohnzimmer suchen, die über kurzlebige Trends hinausgeht.

- Der Roller hinterlässt keine unschönen Pinselstriche.
- Es geht deutlich schneller als mit dem Pinsel.
- Die Farbschicht wird gleichmäßiger und deckender.


Haben Sie schon einmal von „Biophilic Design“ gehört? Dieser Trend holt die Natur ins Haus, und Farben spielen dabei die Hauptrolle. Denken Sie an die gesamte Palette eines Waldes: Moosgrün, erdiges Braun, steingraue Töne und das sanfte Beige von getrocknetem Gras. Diese Farben wirken nachweislich beruhigend auf unser Nervensystem und schaffen eine entspannte, geerdete Atmosphäre. Ideal für ein Wohnzimmer, das eine Oase der Ruhe sein soll.

Wichtiger Punkt: Die richtige Grundierung ist kein optionaler Schritt, sondern die Versicherung für Ihren Anstrich. Auf einer stark saugenden Wand (wie Gipskarton) verhindert sie, dass die teure Farbe „aufgesaugt“ wird und fleckig trocknet. Auf glatten, nicht saugenden Oberflächen oder bei einem Wechsel von einer sehr dunklen zu einer hellen Farbe sorgt ein Sperrgrund für eine neutrale Basis und perfekte Haftung.


- Alte Heizkörper in der Wandfarbe mitstreichen, damit sie optisch verschwinden.
- Lichtschalter und Steckdosen demontieren statt abkleben – das Ergebnis ist unendlich sauberer.
- Den Boden immer sorgfältig mit Malervlies (nicht nur mit Folie!) abdecken, es saugt Farbspritzer auf.

Was ist eigentlich Kalkfarbe und für wen eignet sie sich?
Kalkfarbe, wie sie von Marken wie „Bauwerk Colour“ oder „Graphenstone“ angeboten wird, ist eine mineralische, hochdiffusionsoffene Farbe. Sie schafft eine einzigartige, pudrig-matte Oberfläche mit subtilen Farbschattierungen, die sehr lebendig wirkt. Da sie feuchtigkeitsregulierend und schimmelhemmend ist, ist sie perfekt für ein gesundes Raumklima. Achtung: Sie erfordert einen mineralischen Untergrund (wie Kalk- oder Lehmputz) und eine spezielle Verarbeitungstechnik.

Eine Studie der University of British Columbia fand heraus, dass Blau die Kreativität fördert, während Rot die Aufmerksamkeit für Details steigert.
Für ein Wohnzimmer, das auch als kreativer Arbeitsplatz dient, könnte eine blaue Akzentwand also mehr als nur eine ästhetische Wahl sein. Für eine gemütliche Leseecke hingegen könnte ein warmer, erdiger Rotton die Konzentration und das Wohlbefinden steigern.


Der Ombré-Look, bei dem eine Farbe sanft in eine andere übergeht, ist ein echter Hingucker. Der Trick für einen weichen Übergang? Arbeiten Sie zu zweit und nass in nass. Eine Person rollt die obere Farbe nach unten, die andere die untere Farbe nach oben. In der Mitte wird dann mit einem sauberen, trockenen Pinsel oder einer dritten Farbrolle sanft und kreuzweise verblendet, bis keine harte Kante mehr sichtbar ist.

Nord- und Ost-Ausrichtung: Diese Räume erhalten kühles, bläuliches Licht. Vermeiden Sie hier kühle Grautöne oder blaustichige Farben, da sie schnell trist wirken können. Greifen Sie stattdessen zu warmen Neutraltönen mit einem gelben oder roten Unterton, um eine einladende Atmosphäre zu schaffen.
Süd- und West-Ausrichtung: Hier dominiert warmes, goldenes Licht. Kühle Farben wie Blau, Mint oder ein klares Grau kommen hier wunderbar zur Geltung und wirken erfrischend, ohne zu kalt zu sein.


- Der perfekte Zeitpunkt, um die Kanten nachzuziehen.
- Ein Moment, um eventuelle „Läufer“ oder Farbspritzer zu entdecken.
- Die Chance, Bereiche mit schlechter Deckung zu erkennen und nachzubessern.
Das Geheimnis? Warten Sie nicht bis alles trocken ist. Ein kritischer Blick nach etwa einer Stunde Trocknungszeit, wenn die Farbe beginnt anzuziehen, erspart spätere, aufwendige Korrekturen.

Rechnen Sie mit etwa 1 Liter Farbe pro 8-10 Quadratmeter Wandfläche für einen Anstrich. Aber Achtung: Das ist nur ein Richtwert! Ein rauer Putz „schluckt“ deutlich mehr Farbe als eine glatte Vliestapete. Planen Sie bei einem Farbwechsel von dunkel zu hell oder bei stark saugenden Untergründen immer einen zweiten Anstrich und somit die doppelte Menge Farbe ein.


Wussten Sie, dass der amerikanische Künstler Mark Rothko seine Leinwände oft mit bis zu 20 dünnen Farbschichten grundierte, um seinen Farben ihre charakteristische, leuchtende Tiefe zu verleihen?
Auch wenn Sie keine 20 Schichten auftragen müssen, zeigt dies die immense Bedeutung des Untergrunds. Eine gute Grundierung und zwei saubere Farbschichten können den Unterschied zwischen einer flachen Farbe und einer Wand mit echter Ausstrahlung machen.

Der Trend geht weg von klinischem Weiß hin zu „warmen Neutraltönen“. Denken Sie an sanftes Greige (eine Mischung aus Grau und Beige), Kaschmir, Muscheltöne oder ein sehr helles, erdiges Salbei. Diese Farben bieten die Helligkeit und Vielseitigkeit von Weiß, bringen aber eine subtile Wärme und Gemütlichkeit in den Raum, die reines Weiß oft vermissen lässt. Marken wie „Schöner Wohnen-Farbe“ haben oft ganze Paletten dieser wohnlichen Nicht-Farben im Angebot.
Wichtiger Punkt: Warten Sie lange genug! Auch wenn die Farbe sich nach wenigen Stunden trocken anfühlt, ist sie noch nicht vollständig durchgehärtet. Das kann je nach Farbe und Raumklima bis zu vier Wochen dauern. Stellen Sie Möbel in den ersten Tagen mit Abstand zur Wand auf und seien Sie vorsichtig mit Stößen oder Kratzern, um die frische Oberfläche nicht zu beschädigen.




