Wohnzimmer streichen: Dein Leitfaden für ein Ergebnis wie vom Profi
Ich hab in meiner Laufbahn schon so ziemlich alles gesehen: Rissige Wände in charmanten Altbauten, spiegelglatte Oberflächen im Neubau. Und ganz ehrlich? Eine Sache ist immer gleich: Die richtige Wandfarbe fürs Wohnzimmer auszusuchen, ist viel mehr als nur eine Frage des Geschmacks. Es geht um das Gefühl, das ein Raum vermittelt, um Licht, die Wand selbst und natürlich um die richtige Technik.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Erstmal die Theorie: Warum deine Traumfarbe an der Wand plötzlich anders aussieht
- 0.2 Die Vorbereitung: 70 % der Arbeit für 100 % Ergebnis
- 0.3 Endlich: Streichen wie die Profis (fast)
- 0.4 Die 3 häufigsten Fehler, die dich Zeit und Nerven kosten
- 0.5 Zum Schluss: Wann du doch lieber den Profi rufst
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Viele Ratgeber im Netz klatschen dir nur ein paar bunte Bilder hin. Aber ich will dir heute zeigen, wie du ein Ergebnis hinbekommst, das nicht nur heute super aussieht, sondern auch in ein paar Jahren noch. So, als hättest du einen Profi da gehabt. Lass uns also die „Wohntrends“ mal kurz beiseite schieben und uns aufs Handwerk konzentrieren. Denn die schönste Farbe ist nutzlos, wenn der Untergrund Murks ist.
Erstmal die Theorie: Warum deine Traumfarbe an der Wand plötzlich anders aussieht
Bevor wir auch nur an Pinsel und Rolle denken, müssen wir zwei Dinge verstehen: Licht und Wand. Klingt trocken, ich weiß, aber das ist die Basis für alles. Meinen Azubis sage ich immer: „Die Farbkarte im Baumarkt lügt nicht, aber sie erzählt dir auch nicht die ganze Wahrheit.“

Das Spiel mit dem Licht
Die Farbe an deiner Wand ist ein echter Verwandlungskünstler. Sie ändert sich mit jeder Wolke am Himmel und zu jeder Tageszeit. Ein Wohnzimmer, das nach Norden ausgerichtet ist, kriegt den ganzen Tag über ein kühles, fast bläuliches Licht. Ein warmer Grauton kann da schnell mal aussehen wie eine triste Betonwand. Ein Südzimmer hingegen badet in warmem, gelblichem Licht – hier kann sogar ein kühles Blau plötzlich richtig strahlen.
Hier mal eine kleine Faustregel:
- Nordfenster (kühles Licht): Finger weg von Farben, die schon einen Grau- oder Grünstich haben. Die wirken schnell depressiv. Besser sind warme Weißtöne, cremige Farben oder ein helles Beige. Die wirken dem kühlen Licht entgegen und schaffen Gemütlichkeit.
- Südfenster (warmes Licht): Hier kannst du dich austoben! Kühle Töne wie ein sanftes Blau oder Türkis sorgen für einen tollen Kontrast. Aber Achtung: Knallige, warme Farben wie ein intensives Orange können bei direkter Mittagssonne fast schon aggressiv wirken.
- Ostfenster (morgens warm, abends kühl): Hier brauchst du einen Allrounder. Sanftes Salbeigrün oder ein helles Taupe (eine Mischung aus Grau und Braun) funktionieren hier fast immer.
- Westfenster (morgens kühl, abends warm): Das warme Abendlicht ist ein Traum! Es lässt Erdtöne und Gewürzfarben richtig leuchten.
Übrigens, Kunstlicht ist genauso wichtig. Eine LED-Birne mit „Warmweiß“ (um die 2.700 Kelvin) lässt Farben ganz anders wirken als eine mit „Tageslichtweiß“ (über 5.000 Kelvin). Mein Tipp: Kauf dir eine kleine Testdose deiner Lieblingsfarbe (kostet meist unter 5 Euro) und streich einen großen Karton damit an. Den stellst du dann für einen Tag an die Wand und schaust, wie er sich morgens, mittags und abends bei Kunstlicht verändert.

Was steckt eigentlich im Farbeimer?
Im Baumarkt stehst du vor einer Wand aus Farbeimern, der eine kostet 20 €, der andere 70 €. Warum? Ganz einfach: Es geht um die inneren Werte. Gute Farbe hat viele Pigmente (für die Farbe) und gute Bindemittel (für die Haftung). Billige Farbe hat stattdessen oft mehr Füllstoffe wie Kreide und Wasser. Das Ergebnis: Sie deckt schlecht, du musst dreimal streichen und am Ende hast du weder Geld noch Nerven gespart.
Fürs Wohnzimmer ist eine gute Dispersionsfarbe fast immer die richtige Wahl. Achte auf die Klassifizierung nach DIN EN 13300, die auf dem Eimer stehen MUSS.
- Nassabriebklasse: Das ist das Wichtigste! Klasse 1 ist quasi die Outdoor-Jacke unter den Farben – extrem robust, super für den Flur. Fürs Wohnzimmer reicht Klasse 2 aber locker aus. Die ist immer noch sehr gut zu reinigen. Klasse 3 ist okay, aber alles darunter ist nur für die Kellerdecke geeignet.
- Deckvermögen: Klasse 1 deckt am besten. Das spart dir oft den dritten Anstrich, gerade wenn du von dunkel auf hell streichst. Hier lohnt es sich, ein paar Euro mehr auszugeben.
- Glanzgrad: „Stumpfmatt“ ist edel und verzeiht kleine Unebenheiten in der Wand. „Seidenglänzend“ oder „Seidenmatt“ ist robuster und leichter abzuwischen, aber man sieht darauf JEDE Delle. Für Wohnzimmerwände ist matt die sicherere Bank.
Ach ja, und dann gibt es noch Silikat- oder Kalkfarben. Das sind quasi die „atmungsaktiven“ Farben. Sie sind diffusionsoffen, was super für das Raumklima ist und Schimmel vorbeugen kann. Aber ehrlich gesagt: Sie sind zickiger in der Verarbeitung und brauchen einen mineralischen Untergrund. Eher was für erfahrene Selbermacher oder Altbauten mit speziellen Anforderungen.

Die Vorbereitung: 70 % der Arbeit für 100 % Ergebnis
Jetzt kommt der unsexy Teil, aber der ist entscheidend. Ein frischer Anstrich auf einer schlecht vorbereiteten Wand ist wie ein teures Hemd über verschwitzter Haut – sieht kurz gut aus, wird aber schnell unschön. Nimm dir dafür wirklich Zeit.
Kenne deine Wand: 3 schnelle Profi-Tests
Bevor du irgendwas kaufst, mach diese drei Tests. Dauert keine fünf Minuten.
- Wischprobe: Fahr mit deiner flachen Hand fest über die Wand. Hast du weißen Staub an der Hand? Dann „kreidet“ die alte Farbe. Sie ist nicht mehr tragfähig.
- Klebebandprobe: Nimm ein starkes Klebeband (gutes Malerkrepp reicht), drück es fest an und reiß es ruckartig ab. Bleiben Farbbrocken hängen? Dann blättert der alte Anstrich ab.
- Wasserprobe: Spritz ein bisschen Wasser mit den Fingern an die Wand. Perlt es ab? Nicht saugfähig. Zieht es sofort ein und die Stelle wird dunkel? Stark saugfähig.
Das Ergebnis dieser Tests entscheidet, ob und welche Grundierung du brauchst. Aber dazu gleich mehr.

Schritt für Schritt zur perfekten Wand
1. Raus damit und abdecken: Alles, was geht, raus aus dem Zimmer. Der Rest kommt in die Mitte und wird mit Folie abgedeckt. Für den Boden nimm bitte Malervlies, nicht diese dünne, billige Plastikfolie. Ich kam mal zu einem Kunden, der vorarbeiten wollte. Er lag fast auf dem Hosenboden, weil er auf seiner 1-Euro-Folie ausgerutscht ist. Leute, investiert die 10 Euro in ein Vlies! Es ist saugfähig und rutschfest.
2. Abkleben mit Köpfchen: Gutes Malerkrepp ist Gold wert. Ich persönlich finde das von Kip oder Tesa super, es kostet zwar etwas mehr, aber dafür läuft keine Farbe drunter. Drück die Kanten mit dem Fingernagel fest an. Steckdosen- und Schalterblenden schraubst du ab. Aber, und das ist die wichtigste Regel überhaupt: IMMER vorher die Sicherung für den Raum rausnehmen! Kein Witz.
3. Spachteln und Füllen: Kleine Dübellöcher und Risse? Füll sie mit Fertigspachtel aus der Tube (kostet unter 10 Euro). Mit einem kleinen Spachtel fest reindrücken, glatt ziehen, trocknen lassen und dann mit feinem Schleifpapier (120er Körnung) eben schleifen. Für die Risse in den Ecken zwischen zwei Wänden oder zur Decke nimmst du Acryl. Das bleibt elastisch.

4. Der heimliche Held – die Grundierung: Wenn deine Wand bei den Tests oben „durchgefallen“ ist (kreidet oder saugt stark), ist Tiefengrund absolute Pflicht. Sonst säuft dir die Wand die teure Farbe weg und wird fleckig. Bei Nikotin- oder Wasserflecken brauchst du einen speziellen Isolier- oder Sperrgrund. Sonst scheinen die Flecken nach ein paar Wochen wieder durch. Das ist der häufigste Fehler, den ich bei Heimwerkern sehe: An der Grundierung sparen. Tu es nicht!
5. Was ist mit der Tapete? Gute Frage! Die meisten Wohnzimmer haben Raufaser oder eine Vliestapete. Die gute Nachricht: Solange die Tapete fest an der Wand klebt, kannst du sie problemlos mehrfach überstreichen. Drück mal an ein paar Stellen, vor allem an den Nähten. Wenn sich was löst oder Blasen wirft, musst du diese Stellen nachkleben oder im schlimmsten Fall die Bahn entfernen.
Endlich: Streichen wie die Profis (fast)
So, jetzt wird’s bunt. Mit dem richtigen Werkzeug und der richtigen Technik wird das Ergebnis streifenfrei und sauber.

Deine Einkaufsliste für den Baumarkt
Billig-Sets für 10 Euro sind rausgeschmissenes Geld. Die Pinsel haaren und die Rolle fusselt. Hier eine Liste für eine solide Ausstattung, die dich nicht arm macht:
- Gute Farbe: Rechne mit ca. 40-70 € für einen 10-Liter-Eimer (Klasse 2/1). Das reicht für ca. 60-70 m².
- Farbrolle: Eine Lammfell- oder hochwertige Polyamidrolle (ca. 10-15 €). Kurzflor für glatte Wände, Langflor für Raufaser.
- Kleiner Pinsel: Für die Ecken (ca. 5-8 €).
- Abstreifgitter: Unverzichtbar! (ca. 2-3 €).
- Malerkrepp: Eine gute Rolle (ca. 5-7 €).
- Malervlies: Für den Boden (ca. 10-15 €).
- Spachtelmasse & Acryl: Wenn nötig (zusammen ca. 10-15 €).
Was kostet der Spaß? Für ein durchschnittliches 20 m² Wohnzimmer (ca. 45 m² Wandfläche) landest du mit guter Farbe und solidem Werkzeug bei etwa 100 bis 150 Euro.
Und wie viel Farbe brauche ich? Die Faustregel ist: ca. 150 ml pro Quadratmeter pro Anstrich. Miss deine Wände (Länge mal Höhe) und zieh Fenster und Türen grob ab. Für unsere 45 m² Wandfläche brauchst du für einen Anstrich also 45 * 0,15 l = 6,75 Liter. Da du immer zweimal streichst, brauchst du ca. 13,5 Liter. Ein großer 10-Liter-Eimer plus ein kleiner 2,5-Liter-Eimer sind also perfekt.

Die Technik macht’s
- Immer zuerst die Decke. Dann ist es egal, wenn was auf die (noch nicht gestrichenen) Wände spritzt.
- Ecken und Kanten vorstreichen. Nimm den Pinsel und streiche einen 5-10 cm breiten Streifen an allen Kanten, um Fenster und Steckdosen.
- Jetzt kommt der Trick: „Nass in Nass“ arbeiten. Direkt nach dem Vorstreichen der Kanten nimmst du die große Rolle und streichst die Fläche, solange die Ränder noch feucht sind. So gibt es keine hässlichen Übergänge.
- Die Fläche im „Kreuzgang“ rollen. Das ist das Geheimnis für ein streifenfreies Ergebnis. Rolle ein paar Bahnen von oben nach unten, verteile die Farbe dann quer und rolle zum Schluss nochmal ganz leicht und ohne Druck von oben nach unten drüber.
- Eine Wand am Stück. Mach keine Kaffeepause mitten auf der Wand. Die Farbe trocknet an und du bekommst unschöne Ansätze. Eine komplette Wand muss immer in einem Rutsch fertig werden.
- Der zweite Anstrich ist Pflicht! Auch wenn die Farbe super deckt. Erst der zweite Anstrich macht die Farbe satt, die Oberfläche gleichmäßig und die Wand robust. Lass den ersten Anstrich aber komplett trocknen (meist 4-6 Stunden, steht auf dem Eimer).
Kleiner Tipp: Das Malerkrepp abziehen, solange die Farbe noch leicht feucht ist. So reißt die Farbkante nicht ein. Langsam und in einem flachen Winkel abziehen.

Wie lange dauert das alles? Sei realistisch. Für ein 20-Quadratmeter-Wohnzimmer plane ein komplettes Wochenende ein. Samstag ist Vorbereitungstag (ausräumen, abkleben, spachteln), Sonntag ist Streichtag (zwei Anstriche mit Trockenzeit).
Die 3 häufigsten Fehler, die dich Zeit und Nerven kosten
Ich sehe sie immer wieder. Bitte, mach sie einfach nicht.
- An der Grundierung gespart: Das Ergebnis sind fleckige Wände oder Farbe, die nicht hält. Der Ärger ist den gesparten 20 Euro nicht wert.
- Zu billiges Klebeband benutzt: Die Farbe läuft drunter, du hast unsaubere Kanten und verbringst Stunden mit Nachbessern.
- Mitten auf der Wand eine Pause gemacht: Das führt zu hässlichen, sichtbaren Ansätzen, die du nie wieder wegbekommst, ohne die ganze Wand neu zu machen.
Zum Schluss: Wann du doch lieber den Profi rufst
Sei ehrlich zu dir. Manchmal ist der Griff zum Telefon die beste DIY-Entscheidung. Zum Beispiel bei Deckenhöhen über 3 Metern, bei großen Rissen oder Feuchtigkeitsschäden oder wenn du dir spezielle Techniken einfach nicht zutraust. Das ist keine Schande, sondern schont Geldbeutel und Nerven.

Ein Wohnzimmer zu streichen, ist ein tolles Projekt. Es ist eine Veränderung, die du sofort siehst und selbst geschaffen hast. Wenn du mit Respekt vor dem Handwerk rangehst, dir Zeit für die Vorbereitung nimmst und nicht am falschen Ende sparst, wird das Ergebnis dich richtig stolz machen. Und darauf kommt es doch an, oder?
Bildergalerie





„Farbe ist ein machtvolles Instrument. Sie kann Harmonie oder Chaos stiften, sie kann anregen oder beruhigen.“ – Le Corbusier
Der berühmte Architekt wusste es schon damals: Die Wahl der Wandfarbe ist nie nur eine oberflächliche Entscheidung. Sie formt die Seele eines Raumes. Denken Sie bei der Auswahl nicht nur an den Trend, sondern an das Gefühl, das Sie jeden Tag beim Betreten Ihres Wohnzimmers erleben möchten. Ruhe? Energie? Geborgenheit? Die Antwort liegt in der richtigen Nuance.




Der Pinsel-Code: Welcher ist der Richtige für mein Projekt?
Nicht jeder Pinsel ist gleich. Für ein makelloses Finish kommt es auf die Details an. Ein flacher Lackierpinsel eignet sich perfekt für Fensterrahmen und Leisten. Der klassische Heizkörperpinsel mit seinem langen, abgewinkelten Stiel ist unverzichtbar für schwer erreichbare Ecken. Und für die Kanten zwischen Wand und Decke? Investieren Sie in einen hochwertigen, schräg geschnittenen Beschneidepinsel. Er ist das Geheimnis für eine messerscharfe Linie, ganz ohne Abklebeband-Frust.




Die Magie der Untertöne: Grau ist nicht gleich Grau. Ein kühles Grau mit blauen Untertönen wirkt in einem Südzimmer frisch und modern. Dasselbe Grau kann in einem Nordzimmer jedoch schnell kühl und ungemütlich wirken. Hier wäre ein „Greige“ – ein Grau mit warmen, beigen Untertönen, wie „Elephant’s Breath“ von Farrow & Ball – die bessere Wahl. Schauen Sie sich die Farbkarte immer bei Tageslicht in dem Raum an, den Sie streichen wollen!




- Vergilbte Raufaser? Hier muss ein Sperrgrund her, um das Durchschlagen von Nikotin oder Wasserflecken zu verhindern.
- Gipskarton oder frisch verputzte Stellen? Ein Tiefengrund ist Pflicht! Er verfestigt den Untergrund und sorgt dafür, dass die Farbe gleichmäßig aufgesogen wird.
- Alter, kräftiger Farbton? Ein pigmentierter Haftgrund in einem hellen Grau oder passend zur neuen Farbe spart Ihnen einen kompletten Anstrich.
Die Quintessenz? Die Grundierung ist kein lästiger Extraschritt, sondern die eigentliche Basis für ein professionelles Ergebnis.




Wussten Sie schon? Das menschliche Auge kann etwa 10 Millionen verschiedene Farben unterscheiden, aber unsere Fähigkeit, sie zu benennen, ist weitaus begrenzter.
Genau deshalb ist es so wichtig, Testflächen anzulegen. Kaufen Sie kleine Probedosen Ihrer Favoriten und streichen Sie mindestens 1×1 Meter große Flächen direkt an die Wand – am besten an eine helle und eine schattige Stelle. Beobachten Sie die Farben über einen ganzen Tag, vom Morgenlicht bis zur künstlichen Beleuchtung am Abend. Nur so sehen Sie wirklich, wie die Farbe in Ihrem Zuhause lebt.




Der Decken-Effekt: Weiß ist nicht immer die Lösung.
Eine strahlend weiße Decke zu farbigen Wänden kann einen harten Kontrast erzeugen und den Raum niedriger wirken lassen. Ein einfacher Trick der Profis: Lassen Sie sich den Wandfarbton mit einem Anteil von 10-20% Weiß aufhellen und streichen Sie damit die Decke. Das Ergebnis ist ein weicherer, harmonischer Übergang, der den Raum optisch öffnet und eine unglaublich wohlige Atmosphäre schafft.




Wie viel Farbe brauche ich wirklich?
Die Formel ist einfach: Raumumfang mal Raumhöhe ergibt die Wandfläche in Quadratmetern. Ziehen Sie großzügig Fenster und Türen ab. Die meisten Farbeimer, wie zum Beispiel von Alpinaweiß, geben eine Reichweite von 7-8 m² pro Liter an. Planen Sie aber immer für zwei Anstriche und kaufen Sie lieber einen Liter mehr. Nichts ist ärgerlicher, als wenn Ihnen auf den letzten drei Quadratmetern die Farbe ausgeht.




Matt, Seidenmatt oder Glänzend?
Matte Farbe (Stumpfmatt): Verzeiht kleine Unebenheiten, wirkt sehr edel und ruhig, ist aber empfindlicher gegenüber Schmutz und Abrieb.
Seidenmatte Farbe (Satiné): Der Allrounder. Leicht zu reinigen, robuster und reflektiert sanft das Licht, was Farben etwas leuchtender erscheinen lässt. Ideal für stärker beanspruchte Bereiche.
Die Wahl hängt also nicht nur von der Optik, sondern auch von Ihrem Lebensstil ab.





Die richtige Reihenfolge ist die halbe Miete. Vergessen Sie das spontane Loslegen, halten Sie sich an die Profi-Checkliste für ein sauberes Ergebnis:
- Zuerst die Decke streichen.
- Danach die Ecken und Kanten mit dem Pinsel vorstreichen.
- Anschließend die großen Wandflächen mit der Rolle füllen.
- Ganz zum Schluss, nach dem Trocknen, folgen Fenster, Türen und Fußleisten.




Eine Studie der Technischen Universität München hat gezeigt, dass Räume mit Kalk- oder Silikatfarben ein signifikant besseres Raumklima aufweisen.
Diese mineralischen Farben sind diffusionsoffen, also „atmungsaktiv“. Sie können Feuchtigkeit aus der Raumluft aufnehmen und wieder abgeben, was auf natürliche Weise die Luftfeuchtigkeit reguliert und der Schimmelbildung vorbeugt. Eine überlegenswerte, gesunde Alternative zur klassischen Dispersionsfarbe, besonders in Altbauten.




Der häufigste Fehler beim Abkleben: Das Klebeband zu lange an der Wand lassen. Entfernen Sie das Malerkrepp (am besten ein hochwertiges wie das von tesa), wenn die Farbe noch leicht feucht ist. Ziehen Sie es langsam und in einem 45-Grad-Winkel von der Wand ab. So erhalten Sie eine gestochen scharfe Kante und vermeiden, dass getrocknete Farbe mit abgerissen wird.




Spielen Sie mit der Raumwirkung! Eine einzelne, dunkle Akzentwand hinter dem Sofa kann einem großen Raum mehr Tiefe und Intimität verleihen. In einem langen, schmalen Raum kann die kürzere Stirnwand in einem kräftigen Ton gestrichen werden, um den Raum optisch zu verkürzen und gemütlicher zu machen. Dunkle Farben sind keine Feinde, sondern mächtige Werkzeuge der Raumgestaltung.




- Perfekt gleichmäßiger Farbauftrag ohne sichtbare Ansätze.
- Keine unschönen Streifen oder „Wolken“ an der Wand.
- Eine Oberfläche, die wie aus einem Guss wirkt.
Das Geheimnis dahinter? Die „Nass-in-Nass“-Technik. Arbeiten Sie immer in kleinen Abschnitten und rollen Sie mit der Farbrolle in die noch feuchte Kante der zuvor gestrichenen Bahn. So verbinden sich die Übergänge nahtlos.




Was bedeutet eigentlich „Deckkraftklasse 1“?
Achten Sie beim Farbkauf auf dieses Siegel nach DIN EN 13300. Es ist das höchste Qualitätsmerkmal und bedeutet, dass die Farbe bereits bei einem Anstrich optimal deckt. Billigfarben haben oft nur Klasse 3 oder 4 und erfordern mehrere Anstriche. Am Ende sparen Sie mit einer hochwertigen Farbe wie „Schöner Wohnen Polarweiss“ nicht nur Zeit und Nerven, sondern oft auch Geld.




Die Wahl der Farbrolle ist entscheidend für das Endergebnis. Für glatte Wände (Q3- oder Q4-Putz) eignet sich eine kurzflorige Rolle aus Mikrofaser. Sie nimmt viel Farbe auf und gibt sie gleichmäßig ab. Bei Raufasertapeten oder strukturierten Putzen benötigen Sie eine Rolle mit längerem Flor, damit die Farbe auch in die Vertiefungen gelangt. Sparen Sie hier nicht am falschen Ende!




„Der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, war vor zwanzig Jahren. Der zweitbeste Zeitpunkt ist jetzt.“ – Konfuzius
Genauso ist es mit dem Streichen. Schieben Sie das Projekt nicht auf, weil Sie auf die perfekte Inspiration warten. Beginnen Sie mit der Vorbereitung, dem Ausräumen, dem Abkleben. Der kreative Prozess und die Freude am Gestalten kommen dann oft von ganz allein. Jeder Pinselstrich bringt Sie näher an Ihr Traum-Wohnzimmer.





Lichtschalter und Steckdosen: Bitte nicht einfach nur abkleben! Der Aufwand, die Blenden abzuschrauben (Sicherung vorher raus!), ist minimal, der Effekt aber riesig. Sie können sauber bis an den Rand streichen und erhalten ein Finish, das sofort professionell und durchdacht aussieht. Es sind diese kleinen Details, die den großen Unterschied machen.




Ein neuer Trend für Mutige: „Color Drenching“. Dabei werden nicht nur die Wände, sondern auch die Fußleisten, Türrahmen und manchmal sogar die Decke im selben Farbton gestrichen. Das Ergebnis ist ein unglaublich ruhiger, fast monolithischer Look, der kleine Räume größer und unruhige Räume harmonischer wirken lässt. Besonders wirkungsvoll mit sanften, erdigen Tönen.




Hilfe, die Farbe spritzt! Was tun?
Ein häufiges Problem bei zu viel Farbe auf der Rolle oder falscher Technik. Tauchen Sie die Rolle nur zur Hälfte in die Farbwanne und rollen Sie sie am Abstreifgitter gut ab, bis sie gleichmäßig gesättigt, aber nicht triefend nass ist. Führen Sie die Rolle mit sanftem Druck und nicht zu schnell über die Wand. Ein Spritzschutzgitter für den Farbeimer kann zusätzlich helfen, Kleckse zu vermeiden.




Wohngesundheit im Fokus: Achten Sie auf Farben mit dem „Blauen Engel“. Dieses Umweltzeichen garantiert, dass die Produkte emissions- und lösemittelarm sind. Gerade im Wohnzimmer, wo man sich viel aufhält, ist eine gute Raumluftqualität entscheidend für das Wohlbefinden. Marken wie Auro oder Keim sind hier Vorreiter im Bereich der ökologischen Farben.




- Ein Eimer lauwarmes Wasser und ein sauberes Tuch griffbereit halten, um Farbspritzer sofort wegzuwischen.
- Eine alte, ausziehbare Teleskopstange für die Farbrolle, um ohne Leiter bequem die Decke und hohe Wände zu erreichen.
- Ein Farbsieb, um eventuelle Klümpchen oder Verunreinigungen aus der Farbe zu filtern, bevor Sie loslegen.




Der Glanzgrad einer Farbe verändert ihre wahrgenommene Helligkeit. Eine glänzende Oberfläche reflektiert mehr Licht und lässt denselben Farbton heller und intensiver erscheinen als ein stumpfmattes Finish.
Dieser physikalische Effekt ist entscheidend. Wenn Sie sich zwischen zwei Nuancen nicht entscheiden können, bedenken Sie, dass die seidenmatte Variante immer etwas präsenter wirken wird als die komplett matte Version. Für eine subtile, pudrige Anmutung ist Matt daher die erste Wahl.




Die Farbtemperatur von künstlichem Licht hat einen enormen Einfluss. Standard-LEDs mit warmweißem Licht (ca. 2700 Kelvin) betonen gelbe und rote Pigmente in Ihrer Wandfarbe und lassen sie wärmer erscheinen. Kaltweißes Licht (über 4000 Kelvin) hebt hingegen blaue und grüne Töne hervor. Testen Sie Ihre Farbmuster daher unbedingt auch bei eingeschalteter Abendbeleuchtung!




Was mache ich mit der restlichen Farbe?
Füllen Sie einen kleinen Rest in ein sauberes Marmeladenglas und beschriften Sie es mit Raum und Farbcode. So haben Sie für kleine Ausbesserungen später immer den exakt gleichen Farbton parat. Größere Reste können kühl und trocken gelagert bis zu zwei Jahre halten. Eingetrocknete Farbe gehört in den Restmüll, der leere Eimer in die Wertstoffsammlung.



Der letzte Schliff: Wenn die Wände frisch gestrichen sind, ist das der perfekte Moment, um auch über die Details nachzudenken. Passen die alten, cremeweißen Lichtschalter noch zur neuen, strahlend weißen Wand? Ein Austausch gegen moderne Schalterserien, zum Beispiel von Gira oder Busch-Jaeger, kann dem Raum ein überraschendes und hochwertiges Update verleihen.




