Stein, Holz, Handwerk: Was man von einem Luxus-Umbau wirklich lernen kann

von Aminata Belli
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Ehrlich gesagt, in meiner Werkstatt habe ich schon fast alles gesehen. Aber ab und zu stößt man auf ein Projekt, das einen auch nach all den Jahren noch zum Nachdenken anregt. Kürzlich fiel mir so ein Innenausbau in die Hände – ein Paradebeispiel dafür, wie man traditionelles Wohngefühl und modernes Design unter ein Dach bekommt. Oft ist der Anlass ja derselbe, egal ob in Deutschland oder anderswo: Die Kinder werden erwachsen, gründen eine eigene Familie und wollen doch in der Nähe der Eltern bleiben.

Aber anstatt das Projekt nur zu beschreiben, will ich es mal mit meinen Handwerkeraugen auseinandernehmen. Was können wir von den Materialentscheidungen lernen? Wo lauern die Tücken? Denn ob du nun selbst einen Umbau planst oder einfach nur ein Faible für gutes Design hast – die Prinzipien von Statik, Materialkunde und sauberer Arbeit sind universell. Und glaub mir, da gibt es einiges zu entdecken.

Die Ausgangslage: Mehr Platz, mehr Lebensqualität

Stell dir das mal vor: Eine komplette Etage, rund 230 Quadratmeter, soll für ein frisch verheiratetes Paar hergerichtet werden. Eine ideale Situation, denn man arbeitet zwar im Bestand, hat aber quasi freie Hand. Ursprünglich gab es dort drei Schlafzimmer – für ein Paar natürlich viel zu viel. Also war die Entscheidung klar: Wände müssen raus, um Platz für einen großen, offenen Lebensbereich zu schaffen.

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Achtung! Das ist genau der Punkt, an dem Laien oft den teuersten Fehler ihres Lebens machen. Eine Wand einzureißen, klingt simpel, ist es aber nicht. Bevor auch nur ein Werkzeug angefasst wird, muss ein Statiker einen Blick darauf werfen. Immer! Handelt es sich um eine tragende Wand, muss die Last mit einem Stahlträger abgefangen werden. Das zu ignorieren, ist kein Kavaliersdelikt, sondern gefährdet das ganze Haus. Hier zu sparen, ist definitiv Sparen am falschen Ende.

Hier wurde ein Schlafzimmer geopfert, um eine riesige „Master Suite“ zu schaffen – also einen fließenden Bereich aus Schlafen, Ankleide und eigenem Bad. Statt drei kleiner, vielleicht dunkler Zimmer gibt es jetzt einen einzigen, lichtdurchfluteten Raum. Das ist keine Frage von Quadratmetern, sondern von purer Lebensqualität. Ein Ansatz, den ich nur feiern kann!

Die Sprache der Materialien: Ein Blick in die Werkstatt des Meisters

Ein Projekt dieser Klasse lebt von den Materialien. Hier wurde nicht gespart, und die Auswahl verrät eine Menge über die gewünschte Atmosphäre. Lass uns das mal genauer unter die Lupe nehmen.

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Schwarzer Granit: Monumental, aber anspruchsvoll

Im Wohnbereich wurden massive Wände aus schwarzem Granit als Raumteiler eingesetzt. Eine mutige Wahl! Granit ist ein extrem langlebiges und kratzfestes Hartgestein. Als Arbeitsplatte oder Bodenbelag kennt das jeder. Aber als freistehende, massive Blöcke? Das ist eine andere Hausnummer.

Da steckt eine Menge Physik drin. Ein Kubikmeter Granit wiegt fast drei Tonnen. Der Boden darunter muss das aushalten können, was bedeutet, dass die Statik das von Anfang an berücksichtigen muss. Oft sind da zusätzliche Verstärkungen im Estrich nötig. Ich erinnere mich an eine Kücheninsel aus einem einzigen Granitblock, die wir in einem Altbau platziert haben – wir brauchten sechs Leute und einen Spezialkran. Preislich musst du hier mit etwa 150 € bis 400 € pro Quadratmeter rechnen, je nach Sorte und Oberflächenbearbeitung. Eine polierte Oberfläche wirkt edel, eine satinierte (matte) ist im Alltag deutlich pflegeleichter.

Spanischer Marmor und Onyx: Die edlen Diven

Im Bad und in einigen Wohnbereichen finden wir Marmor und Onyx – sozusagen die Luxusklasse der Natursteine. Ein dunkelbrauner spanischer Marmor, oft als „Marron Emperador“ bekannt, ist wunderschön, aber auch ein Weichgestein. Er ist anfälliger für Kratzer und Säuren. Ein Tropfen Zitronensaft kann die Politur ruinieren.

Innenausstattung von Rajiv Saini

Kleiner Tipp aus der Praxis: Die professionelle Imprägnierung ist hier das A und O. Die muss tief in den Stein eindringen und regelmäßig erneuert werden. Und im Alltag? Marmor am besten nur mit pH-neutralem Reiniger und lauwarmem Wasser putzen. Bloß keinen Essigreiniger!

Onyx ist noch mal eine ganz andere Geschichte. Dieser Halbedelstein ist lichtdurchlässig. Man kann ihn also von hinten mit LEDs beleuchten, was einen spektakulären Effekt erzeugt. Aber Onyx ist auch sehr zerbrechlich und teuer. Während ein guter Marmor schon mal mit 200 € bis 500 € pro Quadratmeter zu Buche schlägt, fängt Onyx oft erst bei 800 € an – Tendenz steigend. Jede Platte ist ein Unikat.

Wem das zu heikel oder zu teuer ist: Es gibt fantastische Alternativen. Großformatige Keramikfliesen in Steinoptik sind extrem robust, pflegeleicht und mit Preisen zwischen 80 € und 150 € pro Quadratmeter deutlich budgetfreundlicher. Eine perfekt verlegte Fliese sieht oft besser aus als ein schlecht verarbeiteter Marmor.

Innenausstatung von Rajiv Saini

Teakholz: Der zeitlose Klassiker

In den Wohn- und Schlafräumen kam Teakholz zum Einsatz. Eine exzellente Wahl, besonders in Klimazonen mit hoher Luftfeuchtigkeit. Teak enthält von Natur aus viele Öle, was es widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit und Schädlinge macht. Es „arbeitet“ kaum, verzieht sich also nicht so schnell.

Ganz ehrlich, ich bin ein riesiger Fan von geölten Oberflächen. Das Holz fühlt sich warm an, behält seine natürliche Haptik und kann atmen. Ein Kratzer lässt sich einfach anschleifen und nachölen. Eine lackierte Oberfläche ist anfangs vielleicht robuster, aber wenn der Lack mal eine Macke hat, muss oft die ganze Fläche erneuert werden.

Die weiße Ziegelwand: Ein genialer Stilbruch

Als Kontrast zu den glatten, edlen Oberflächen gibt es im Wohnzimmer eine weiß gestrichene Ziegelwand. Ein cleverer Schachzug! Sie bringt Textur und einen Hauch von urbanem Loft-Charakter in den Raum. Meistens verwendet man dafür übrigens keine echten, gemauerten Ziegel, sondern sogenannte Riemchen. Das sind dünne Scheiben von echten Ziegeln, die wie Fliesen an die Wand geklebt werden. Sieht täuschend echt aus, ist aber viel leichter und unkomplizierter.

Innenausttatung von Rajiv Saini
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Gutes Design steckt im Detail. Schauen wir uns ein paar clevere Lösungen an.

Der „Gadda“: Traditionell sitzen, modern umgesetzt

Ein Wunsch der Bauherren war eine moderne Version eines „Gadda“ – einer traditionellen, niedrigen und großen Sitzgelegenheit. Im Kern ist das ein Podestbau. Klingt kompliziert? Ist es aber nicht, wenn man weiß, wie. Hier mal der Meister-Tipp in 4 Schritten:

  • Die Basis: Baue einen stabilen Rahmen aus Kanthölzern oder robusten Multiplex-Platten.
  • Die Belüftung: Das ist das A und O! Sorge für eine gute Belüftung von unten, damit sich keine Feuchtigkeit staut. Ein einfacher Lattenrost als Auflage genügt schon.
  • Die Polsterung: Nimm einen hochwertigen Kaltschaum mit hohem Raumgewicht (RG 40 oder mehr), sonst ist die Fläche schnell durchgesessen.
  • Der Bezug: Wähle einen robusten Stoff mit hoher Scheuerfestigkeit (über 30.000 Martindale). Ein abnehmbarer, waschbarer Bezug ist Gold wert!

So einfach kann man ein traditionelles Möbelstück modern und langlebig umsetzen.

Innendesign von Rajiv Saini

Das Bett am Fenster: Gemütlich oder eine Kältefalle?

Im Gästezimmer steht das Bett direkt an einem Fenstersims aus schwarzem Marmor. Optisch top, aber bauphysikalisch eine Herausforderung. Ein Steinsims kann im Winter eiskalt werden und als Kältebrücke wirken. Das fühlt sich an wie unangenehme Zugluft. Eine clevere Lösung wäre eine integrierte, elektrische Temperierung für den Naturstein. Ja, das gibt es! Das sind hauchdünne Heizmatten, die unter dem Stein verlegt werden und für eine angenehme Wärme sorgen.

Realistisch bleiben: Was bei jedem Umbau zählt

So ein Projekt inspiriert natürlich. Aber bevor du jetzt den Vorschlaghammer aus dem Keller holst, lass uns kurz über die Realität sprechen. Ein Umbau dieser Größenordnung ist kein Wochenendprojekt. Realistisch solltest du hier, je nach Lieferzeiten und Koordination der Gewerke, mit sechs bis neun Monaten rechnen.

Und bevor du loslegst, merke dir diese drei größten Fehler beim Umgang mit Naturstein:

  1. Die falschen Reiniger verwenden: Zitrus- oder Essigreiniger auf Marmor ist eine Katastrophe und hinterlässt matte Flecken.
  2. Die Versiegelung vergessen: Ohne Schutz zieht jeder Rotwein- oder Kaffeefleck sofort tief in den Stein ein.
  3. Das Gewicht unterschätzen: Eine große Steinplatte kann Hunderte Kilo wiegen. Ein falscher Handgriff kann nicht nur das Material, sondern auch dich oder den Boden beschädigen. Das ist absolute Profi-Arbeit!

Und wo findet man die richtigen Leute für so ein Projekt? Eine gute Anlaufstelle ist immer die lokale Handwerkskammer oder die entsprechende Innung. Und mein wichtigster Rat: Lass dir immer Portfolios und Referenzen von früheren Arbeiten zeigen. Ein guter Handwerker ist stolz auf seine Projekte und zeigt sie dir gerne.

Innenausttatung von Rajiv Saini
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Fazit: Was wir mitnehmen können

Dieser Innenausbau ist mehr als nur eine Zurschaustellung von Luxus. Er ist ein Lehrstück in mutigem Materialeinsatz und durchdachter Planung. Es geht darum, die Sprache der Materialien zu verstehen, die Physik zu respektieren und das Handwerk zu ehren.

Am Ende wollen wir alle Räume schaffen, in denen wir uns wohlfühlen. Dieses Projekt verbindet die kühle Monumentalität von Stein mit der warmen Seele von Holz und schafft einen Ort, der gleichzeitig repräsentativ und zutiefst persönlich ist. Das ist die wahre Kunst.

Ach ja, und falls du jetzt selbst ein Gefühl für edle Materialien bekommen willst, ohne gleich die Wände einzureißen: Kauf dir ein schweres Schneidebrett aus massivem Marmor oder Granit. Das kostet vielleicht zwischen 30 € und 60 € im Fachhandel oder online. Du wirst den Unterschied in Haptik und Wertigkeit sofort spüren. Ein kleiner Luxus für jeden Tag.

Bildergalerie

Innendesign von Rajiv Saini
Innenausstattung von Rajiv Saini
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Ein Umbau dieser Größenordnung ist wie eine Expedition – ohne die richtige Karte geht man verloren. Bevor Sie auch nur einen Hammer in die Hand nehmen, sollte Ihre Checkliste stehen:

  • Statik-Gutachten: Nicht verhandelbar. Klärt, welche Wände tragend sind und wie Lasten abgefangen werden müssen.
  • Lichtkonzept: Woher kommt natürliches Licht? Wo müssen Leuchten von Marken wie Occhio oder Flos strategisch platziert werden, um die Architektur zu betonen?
  • Material-Muster: Fühlen Sie den Unterschied zwischen dem kühlen Hauch von Travertin und der warmen Maserung von Nussbaumholz, bevor Sie sich entscheiden.
  • Haustechnik-Plan: Wo verlaufen Leitungen, wo sitzen smarte Steuerungen? Nichts stört ein minimalistisches Design mehr als nachträglich aufgesetzte Technik.
Innenausstattung von Rajiv Saini

„Für mich ist Luxus die Freiheit, Raum zu haben, Licht und eine Verbindung zur Natur.“

Dieses Zitat des Architekten Tadao Ando fasst die Essenz moderner Luxus-Sanierungen perfekt zusammen. Es geht nicht um Prunk, sondern um die Schaffung einer Atmosphäre, in der hochwertige Materialien wie Stein und Holz atmen können und das Gefühl von Weite und Ruhe entsteht.

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Faschingsdeko, die was aushält: Profi-Tipps aus der Werkstatt für deine Party

Teakholz: Der Klassiker in der asiatischen Handwerkskunst, wie sie Rajiv Saini zelebriert. Extrem witterungsbeständig und robust, mit einer warmen, goldbraunen Patina. Sein hoher Ölanteil schützt es auf natürliche Weise.

Europäische Eiche: Der Favorit für modernes, skandinavisch inspiriertes Design. Heller im Ton, oft mit einer markanten, lebhaften Maserung. Perfekt für große Dielenböden, die Ruhe und Beständigkeit ausstrahlen.

Beide Hölzer stehen für Langlebigkeit, unterscheiden sich aber fundamental in ihrer visuellen Sprache und kulturellen Anmutung.

Neues Delhi Interieur von Rajiv Saini

Der unsichtbare Architekt: Licht. In einem Raum voller edler Naturmaterialien ist die Beleuchtung kein nachträglicher Gedanke, sondern ein zentrales Gestaltungselement. Indirekte Lichtvouten, die eine Steinwand streifen, heben deren Textur hervor. Ein präzise ausgerichteter Spot über einem Holzelement lässt dessen Maserung leuchten. Es ist die Kunst, mit Licht zu malen, die einen schönen Raum in einen magischen Ort verwandelt.

Neues Delhi Interieur von Rajiv Saini
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Fasching mit Kids: Eure Bastel-Anleitung gegen Langeweile (und für wenig Geld)

Wie verbindet man High-Tech mit High-Touch-Materialien?

Die größte Herausforderung bei luxuriösen Umbauten ist die unsichtbare Integration von Technik. Die Lösung liegt in der Planung. Smarte Systeme von Anbietern wie Gira oder Crestron verschwinden hinter Schalterprogrammen, die auf die Wandfarbe abgestimmt sind. Lautsprecher werden bündig in Decken oder Wände eingelassen (z.B. von Sonance) und TV-Geräte verbergen sich hinter Holzpaneelen oder in maßgefertigten Möbeln. So bleibt die sinnliche Wirkung der Materialien ungestört, während der Komfort auf Knopfdruck verfügbar ist.

Neue Delhi Innenausstattung Rajiv Saini

Der im Artikel gezeigte Stil von Rajiv Saini wurzelt tief in einer Philosophie, die dem westlichen „Japandi“-Trend ähnelt: Eine Reduktion auf das Wesentliche, die Verehrung von Handwerkskunst und die Liebe zu authentischen, natürlichen Materialien. Es ist ein stiller Luxus, der nicht schreit, sondern flüstert. Statt auf Gold und Glanz setzt man auf die ehrliche Schönheit von Holzmaserungen, die kühle Haptik von Stein und die Perfektion einer handwerklich ausgeführten Fuge. Das ist zeitlose Eleganz.

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  • Sie widerstehen kurzlebigen Trends und bleiben über Jahrzehnte ästhetisch ansprechend.
  • Ihre Haptik und Optik erzeugen ein unvergleichliches Gefühl von Wertigkeit und Wohlbefinden.
  • Sie steigern den materiellen und emotionalen Wert einer Immobilie nachhaltig.

Das Geheimnis? Die konsequente Entscheidung für authentische Materialien. Eine massive Eichendiele oder eine echte Natursteinplatte lässt sich durch kein Laminat oder keine Keramik-Imitation ersetzen. Es ist eine Investition in die Substanz.

Laut einer Studie von Houzz gaben 45% der Hausbesitzer an, bei ihrer letzten Renovierung den Grundriss offener gestaltet zu haben.

Dieser Trend ist mehr als nur eine Modeerscheinung. Das Entfernen von Wänden, wie im Projekt beschrieben, verändert nicht nur die Raumaufteilung, sondern auch die soziale Dynamik. Offene Wohnbereiche fördern die Kommunikation und schaffen flexible Zonen für Kochen, Essen und Entspannen. Es ist die architektonische Antwort auf unseren Wunsch nach mehr Gemeinschaft und einem fließenden, unkomplizierten Lebensstil.