Dahlienknollen verstehen: Dein kompletter Guide vom Keller bis zur Blüte

von Julia Steinhoff
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Ich sag’s ganz ehrlich: Kaum eine Pflanze verrät dir so viel über den Rhythmus des Gartens wie die Dahlie. Viele sehen nur die Wahnsinnsblüten im Spätsommer, kaufen eine fertige Pflanze im Topf und das war’s. Aber für uns, die wirklich mit den Händen in der Erde sind, ist das nur das große Finale einer Reise, die schon im Herbst davor beginnt. Der Schlüssel zu allem? Die Knolle.

Und das ist kein Gärtner-Gerede. Wenn du die Dahlienknolle verstehst, verstehst du alles.

Die Knolle ist keine Zwiebel – und warum das so wichtig ist

Das Erste, was man begreifen muss: Eine Dahlienknolle ist keine Tulpenzwiebel. Sie ist eine verdickte Speicherwurzel, quasi die prall gefüllte Speisekammer der Pflanze für den Start in die neue Saison. Nimm mal eine gesunde Knolle in die Hand. Sie fühlt sich fest und prall an, fast wie eine kleine Süßkartoffel. Weiche oder matschige Stellen? Ein schlechtes Zeichen. Eine schrumpelige Haut? Deutet auf schlechte Lagerung hin.

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Aber das absolut Wichtigste ist der sogenannte „Wurzelhals“ oder „Kragen“. Das ist die Stelle, an der die Knolle noch am alten Stängel vom Vorjahr hängt. Nur hier, an diesem Übergang, sitzen die unscheinbaren „Augen“. Das sind die Knospen, aus denen im Frühling die neuen Triebe sprießen. Eine einzelne, abgebrochene Knolle, mag sie noch so dick sein, ist wertlos, wenn sie kein Stück vom Kragen mit einem Auge hat. Sie wird einfach nicht austreiben. Das ist, ehrlich gesagt, der häufigste Fehler, den ich bei Gartenfreunden sehe.

So tickt die Knolle: Ein bisschen Physik für den Gärtner

Im Winter schläft die Knolle. Ihr Stoffwechsel ist quasi auf Null. Um diese Ruhephase zu halten, braucht sie eine kühle, aber frostfreie Umgebung. So um die 5 bis 8 Grad sind perfekt. Wird es wärmer, fängt sie an zu „schwitzen“, verliert Feuchtigkeit und schrumpelt. Ist es zu feucht, schimmelt sie. Und Achtung: Die Knolle atmet! Eine luftdichte Plastiktüte ist ihr sicherer Tod. Sie erstickt und verfault.

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Deshalb ist die klassische Holzkiste mit trockenem Sand, Torf oder Hobelspänen einfach unschlagbar. Das Material isoliert, puffert Feuchtigkeit und lässt die Luft zirkulieren.

Im Frühjahr, wenn der Boden wärmer wird, wacht sie auf. Die gespeicherte Energie wird mobilisiert und die Augen am Kragen schwellen an. Dafür braucht sie anfangs nur Wärme und die Feuchtigkeit aus sich selbst. Erst wenn die ersten Blätter da sind, beginnt sie, Wasser aus der Erde zu ziehen. Darum gilt: Nach dem Einpflanzen nur mäßig angießen! Zu viel Wasser im kalten Boden lässt die Knolle verfaulen, bevor die Show überhaupt begonnen hat.

Vom Keller ins Beet: So machst du sie im Frühjahr startklar

So gegen Ende März, Anfang April ist es bei mir so weit: Die Kisten werden aus dem Winterquartier geholt. Immer ein spannender Moment. Haben es alle geschafft? Ein paar Verluste gibt es immer, das ist ganz normal. Wer behauptet, ihm sei noch nie eine Knolle vertrocknet oder verschimmelt, hatte entweder extremes Glück oder macht das noch nicht so lange.

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Das Teilen: Mit Gefühl statt roher Gewalt

Jetzt kommt der wichtigste Schritt: das Teilen. Ein riesiger, alter Knollenhorst bildet zwar viele Triebe, aber die Pflanze verausgabt sich. Die einzelnen Triebe bleiben schwach, die Blüten klein. Indem wir die Horste alle ein bis zwei Jahre teilen, verjüngen wir die Pflanze und geben ihr einen echten Kraftschub.

Was du dafür brauchst:

  • Ein scharfes Messer (ein altes Küchenmesser tut’s auch)
  • Etwas zum Desinfizieren (Spiritus aus der Drogerie oder Desinfektionsspray)
  • Eine Sprühflasche mit Wasser kann helfen
  • Optional: etwas Holzkohlepulver oder Asche

Ich desinfiziere die Klinge vor jedem neuen Knollenhorst, um keine Krankheiten zu übertragen. Dann legst du den Horst vor dich hin und suchst die Augen am Wurzelhals. Kleiner Tipp: Wenn du die Knollen leicht mit Wasser besprühst, siehst du die kleinen, oft rötlichen Knubbel viel besser. Nun schneidest du den Horst so, dass jedes Teilstück mindestens eine kräftige Knolle und – ganz wichtig – ein bis zwei Augen am Kragen hat. Das braucht ein bisschen Übung. Manchmal muss man eine Knolle opfern, um ein gutes Teilstück zu erhalten. Das ist okay, Qualität geht hier klar vor Quantität.

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Die Schnittstellen lasse ich ein paar Stunden an der Luft trocknen. Bei großen Schnittflächen oder besonders wertvollen Sorten (ja, manche Knollen können gut und gerne 15€ kosten, während Standardsorten schon für 3-5€ zu haben sind) kann man sie mit Holzkohlepulver bestäuben. Das wirkt wie ein Pflaster und schützt vor Fäulnis.

Der perfekte Start: Vorziehen oder direkt ins Beet?

Ich ziehe meine Dahlien gerne vor, das gibt ihnen einen Vorsprung von mehreren Wochen. Dafür lege ich die geteilten Knollen flach in Kisten mit leicht feuchter Blumenerde, sodass nur der Wurzelhals mit den Augen herausschaut. Bei etwa 15 Grad an einem hellen Ort treiben sie dann langsam und kräftig aus.

Quick-Win für Ungeduldige: Kein Lust auf das ganze Vorgeziehe? Kein Problem. Pflanze die Knollen einfach nach den Eisheiligen (Mitte Mai) direkt ins Beet. Sie blühen dann halt 3-4 Wochen später, aber der ganze Aufwand im Haus entfällt.

Wenn es dann nach draußen geht, ist der Standort alles: volle Sonne! Mindestens sechs Stunden am Tag sind Pflicht. Alles darunter führt zu langen, gakeligen Stängeln und deutlich weniger Blüten. Der Boden sollte locker und nährstoffreich sein. Schwere Böden unbedingt mit Kompost oder etwas Sand aufbessern, denn Staunässe ist der Todfeind jeder Dahlie.

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Das Pflanzloch sollte nur so tief sein, dass die Knolle mit etwa 5 cm Erde bedeckt ist. Ein alter Gärtnerspruch sagt: „Die Dahlie will die Glocken läuten hören.“ Sie mag es also nicht, zu tief verbuddelt zu werden. Und hier noch ein Profi-Tipp, der dir später viel Ärger erspart: Setze den Stützstab für hochwachsende Sorten sofort beim Pflanzen neben die Knolle. Tust du das später, riskierst du, die empfindlichen Wurzeln zu verletzen.

Sommerpflege: Weniger ist oft mehr

Einmal angewachsen, sind Dahlien ziemlich pflegeleicht. Gieße lieber seltener, aber dafür durchdringend. Die Erde darf an der Oberfläche ruhig mal abtrocknen. Beim Dünger machen viele den Fehler, zu viel Stickstoff zu geben. Das Ergebnis: riesige Blätter, aber kaum Blüten. Ich gebe im Frühjahr eine gute Portion Kompost ins Pflanzloch. Sobald die ersten Knospen da sind, gibt es alle drei bis vier Wochen einen kaliumbetonten Dünger. Gut zu wissen: Achte auf der Düngerpackung auf das NPK-Verhältnis. Die letzte Zahl (K für Kalium) sollte höher sein als die erste (N für Stickstoff).

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Für eine wahre Blütenflut gibt es einen Trick: das „Entspitzen“. Wenn der Haupttrieb etwa 30 cm hoch ist, kneifst du die oberste Spitze einfach ab. Das sieht brutal aus, aber die Pflanze bildet daraufhin zwei neue, kräftige Seitentriebe. Sie wird buschiger, stabiler und blüht üppiger.

Ach ja, und die Schnecken… ja, sie lieben junge Dahlientriebe. Schneckenkrägen helfen, aber auch regelmäßiges Absammeln am Abend. Gegen Blattläuse reicht oft schon ein kräftiger Wasserstrahl oder eine simple Lauge aus Schmierseife und Wasser.

Du hast eine Dahlie im Topf gekauft? So geht’s weiter!

Viele starten ihre Dahlien-Liebe mit einer fertigen Pflanze aus dem Gartencenter. Super Sache! Behandle sie über den Sommer wie jede andere Kübelpflanze: regelmäßig gießen (aber keine nassen Füße!) und alle paar Wochen etwas Flüssigdünger. Wenn im Herbst der erste Frost das Laub schwarz färbt, schneidest du alles bis auf eine Handbreit über der Erde ab. Hol den Wurzelballen aus dem Topf, schüttle die Erde grob ab und voilà – da ist deine erste eigene Dahlienknolle! Lass sie ein paar Tage trocknen und dann ab ins Winterquartier, wie bei den anderen auch.

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Der Kreislauf schließt sich: Richtig überwintern

Wenn der erste Frost da war, ist es Zeit zu handeln. Schneide die Stängel etwa 10-15 cm über dem Boden ab. Grabe die Knollenhorste vorsichtig mit einer Grabegabel (nicht mit dem Spaten, der zerteilt sie zu leicht!) aus. Die Erde nur grob abklopfen, ein bisschen trockene Erde schützt die Knollen. Dann müssen sie trocknen. Lege sie dafür an einen luftigen, kühlen Ort und – ganz wichtig – kopfüber, damit das Wasser aus den hohlen Stängeln laufen kann.

Danach beschriften (nichts ist ärgerlicher als ein Sorten-Rätsel im Frühling) und einlagern. Eine Kiste mit trockenem Sand ist ideal. Aber was, wenn man keinen Keller hat?

Die ‘Kein-Keller-Lösung’: Ein kühles, dunkles Treppenhaus, eine frostfreie Garage oder sogar eine isolierte Kiste (z.B. eine Styroporbox) auf dem Balkon können funktionieren. Als Füllmaterial geht statt Sand auch zerknülltes Zeitungspapier oder trockene Holzwolle. Hauptsache, es ist luftig, trocken und die Temperatur fällt nicht unter den Gefrierpunkt.

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Troubleshooting für’s Winterlager:

  • Problem: Die Knollen sind total verschrumpelt. Lösung: Das Lager ist zu trocken/warm. Besprühe das Füllmaterial (nicht die Knollen direkt!) ganz leicht mit Wasser.
  • Problem: Ich entdecke Schimmel. Lösung: Sofort handeln! Schneide die betroffenen Stellen großzügig weg und lass die Schnittstelle an der Luft trocknen, bevor die Knolle zurück ins Lager kommt.

Ganz ehrlich, aus Fehlern lernt man. Mir sind am Anfang auch schon ganze Kisten vertrocknet oder verschimmelt. Aber wenn du im nächsten Frühling siehst, wie aus diesen unscheinbaren, schrumpeligen Dingern wieder die ersten grünen Spitzen treiben, dann weißt du: Die ganze Mühe hat sich mehr als gelohnt.

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Wussten Sie, dass die hohlen Stängel der ursprünglichen Baumdahlie (Dahlia imperialis) von den Azteken als Wasserrohre verwendet wurden?

Lange bevor die Dahlie im 19. Jahrhundert die europäischen Gärten eroberte, war sie in ihrer Heimat Mexiko weit mehr als nur eine Zierpflanze. Die Azteken nannten sie „Acocotli“ (Wasserrohr) und nutzten nicht nur ihre Stängel. Die stärkehaltigen Knollen waren auch Teil des Speiseplans, ähnlich wie Kartoffeln. Eine schöne Erinnerung daran, dass hinter der prachtvollen Fassade unserer Gartenschätze oft eine faszinierende Nutz- und Kulturgeschichte steckt.

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Der richtige Startschuss für eine frühe Blüte?

Das sogenannte ‚Vorziehen‘ gibt Ihren Dahlien einen entscheidenden Vorsprung und schützt sie vor späten Frösten und Schneckenfraß. Es ist ganz einfach, schon ab Mitte März für einen Frühstart im Haus zu sorgen:

  • Wählen Sie einen Topf, der nur wenig größer als die Knolle selbst ist.
  • Setzen Sie die Knolle in lockere, nährstoffarme Anzuchterde, sodass der alte Stängelansatz noch herausschaut.
  • Gießen Sie einmalig und dann erst wieder, wenn die Erde trocken ist. Staunässe ist der größte Feind!
  • Ein heller, kühler Standort um 15 °C ist ideal. Nach den Eisheiligen dürfen die kräftigen Jungpflanzen dann ins Freiland.

Die Sandkiste: Eine bewährte Methode zur Überwinterung. In einer luftdurchlässigen Kiste werden die Knollen in trockenen Sand oder Vermiculit gebettet. Der Vorteil: Das Material isoliert, schützt vor dem Austrocknen und hält eine gleichmäßige Temperatur.

Der Zeitungswickel: Jede Knolle wird einzeln in mehrere Lagen Zeitungspapier gewickelt und in eine offene Kiste gelegt. Das Papier saugt überschüssige Feuchtigkeit auf und verhindert, dass sich eventuelle Fäulnis von einer Knolle auf die andere überträgt. Eine kostengünstige und flexible Lösung.

Julia Steinhoff

Meine Interessen für Design haben im großen Teil meine berufliche Laufbahn bestimmt. Zuerst habe ich einen Hochschulabschluss in Journalistik (BJO) an der Universität Hannover erworben, wo ich anschließend ein Magisterstudium in Fernsehjournalismus und Dokumentarfilm (MTV) gemacht habe. Gleich nach diesem Studium habe ich meine Arbeitskarriere als Journalistin bei verschiedenen Medien begonnen. Im Jahr 2017 habe ich ein interessantes Arbeitsangebot von Freshideen.com erhalten und es sofort angenommen. So hat meine Karriere bei Freshideen begonnen. Als Online-Autorin schreibe ich seit Jahren spannende Artikel über Innendesign, Outdoor-Gestaltung, Dekoration, Mode und Lifestyle. Genau in diesen Themenbereichen liegen auch meine beruflichen Interessen. Ich bemühe mich ständig darum, unsere Leser/innen über die Neuigkeiten und die letzten Trends im Interieur und Exterieur zu informieren und sie zu neuen kreativen Projekten zu motivieren. In meiner Freizeit gehe ich gern schwimmen, jogge oder spiele Tennis. Natürlich finde ich auch Zeit für Bücher lesen und fernsehen.