Streichputz statt Tapete: Dein Guide für Wände mit Charakter
Ganz ehrlich? Ich habe in meiner Laufbahn schon unzählige Wände gesehen. Manche aalglatt, andere so krumm, dass sie Geschichten erzählen könnten. Oft kommen Leute auf mich zu und wollen ihre Wände „mal eben schnell“ aufhübschen. Sie haben von Streichputz gehört und stellen sich das vor wie normales Streichen, nur eben mit dickerer Farbe. Da muss ich immer ein bisschen schmunzeln.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Was ist dieser Streichputz eigentlich genau?
- 0.2 Die Vorbereitung: 90 % des Erfolgs liegen unter dem Putz
- 0.3 Was kostet der Spaß und wie lange dauert’s? Eine realistische Planung
- 0.4 Mischen, Tönen, Auftragen: Jetzt wird’s kreativ!
- 0.5 Typische Fehler & wie du sie vermeidest
- 0.6 Sicherheit geht vor – auch für Heimwerker
- 0.7 Wann doch lieber den Profi rufen?
- 1 Bildergalerie
Ja, Streichputz ist ein geniales Material, um einem Raum sofort mehr Tiefe und Charakter zu geben. Aber damit das Ergebnis auch in fünf Jahren noch begeistert, braucht es ein bisschen mehr als nur eine Rolle und einen Eimer Farbe. Es braucht vor allem ein gutes Verständnis für den Untergrund und die richtige Technik. Betrachte es nicht als schnelle Renovierung, sondern als dein nächstes cooles Projekt!
Dieser Guide hier ist deine Einladung, die Sache von Anfang an richtig anzupacken. Ich zeige dir, wie wir Profis denken und arbeiten – nicht nur das „Wie“, sondern vor allem das „Warum“. Denn nur wer das Material versteht, wird am Ende wirklich stolz auf seine Arbeit sein.

Kleiner Tipp, bevor wir loslegen: Mach unbedingt ein Vorher-Foto von deiner jetzigen Wand! Du wirst es lieben, später den krassen Unterschied zu sehen. Das ist die beste Belohnung für die ganze Mühe.
Was ist dieser Streichputz eigentlich genau?
Im Grunde ist Streichputz eine Art gefüllte, dicke Farbe auf Dispersionsbasis. Stell dir einfach vor, man nimmt eine hochwertige Wandfarbe und mischt feine Sandkörnchen oder andere mineralische Teilchen hinein. Das Ergebnis ist eine cremige, pastöse Masse, die man rollen, streichen oder sogar mit einer Kelle gestalten kann.
Die wichtigsten Zutaten sind dabei:
- Das Bindemittel: Meistens ist das eine Kunststoffdispersion. Sie ist der „Kleber“, der alles zusammenhält und nach dem Trocknen für die nötige Härte und Abriebfestigkeit sorgt. Hier trennt sich bei der Qualität oft die Spreu vom Weizen.
- Die Füllstoffe: Das sind die kleinen Körnchen, die die Struktur erzeugen. Oft ist das Quarzsand in verschiedenen Größen. Eine Körnung von 0,5 mm ergibt eine sehr feine, fast sandpapierartige Oberfläche. Ab 1,0 mm wirkt es schon deutlich rustikaler und verzeiht auch mal kleine Unebenheiten im Untergrund.
- Pigmente & Additive: Titandioxid sorgt für die weiße Deckkraft. Andere Zusätze machen den Putz geschmeidiger oder können sogar Schimmel vorbeugen.
Der entscheidende Unterschied zu klassischem Gipsputz ist die Trocknung. Streichputz trocknet rein physikalisch: Das Wasser verdunstet und die Kunststoffteilchen verbinden sich zu einem festen Film. Und genau deshalb ist die Vorbereitung der Wand so unglaublich wichtig. Saugt der Untergrund das Wasser zu schnell oder ungleichmäßig weg, kann dieser Film nicht richtig aushärten. Die Folge: Flecken und eine schlechte Haftung.

Die Vorbereitung: 90 % des Erfolgs liegen unter dem Putz
Einem Azubi würde ich immer sagen: „Die Wand verzeiht dir nichts. Wo du bei der Vorbereitung schlampst, zahlst du später doppelt und dreifach.“ Das ist keine Floskel, das ist die harte Realität. Nimm dir für diesen Schritt also wirklich die meiste Zeit.
Der schnelle Wand-Check für Zuhause
Bevor du auch nur einen Pinsel anfasst, musst du deine Wand kennenlernen. Das geht ganz einfach. Na los, geh mal kurz zu deiner Wand und probier das aus, dauert nur 10 Sekunden!
- Die Wischprobe: Reib mal kräftig mit der flachen Hand über die Wand. Hast du danach einen weißen, mehligen Staub an der Hand? Dann „kreidet“ die alte Farbe. Dieser Staub muss runter, sonst hält da gar nichts drauf.
- Die Kratzprobe: Nimm einen alten Schraubendreher und kratze an einer unauffälligen Stelle. Blättert die Farbe leicht ab oder kannst du den Putz einfach eindrücken? Dann ist der Untergrund nicht fest genug. Alles Lose muss ab.
- Die Wasserprobe: Sprüh mit einer Sprühflasche etwas Wasser auf die Wand. Perlt es ab? Dann ist die Wand kaum saugfähig (vielleicht eine alte Latexfarbe). Zieht es sofort ein und wird dunkel? Dann ist die Wand stark saugfähig. Beides ist nicht ideal und schreit nach der richtigen Grundierung.

Das große Thema: Was ist mit der alten Tapete?
Ah, die Frage aller Fragen, gerade in Altbauten: Kann der Streichputz einfach auf die alte Raufasertapete? Die ehrliche und leider oft ungeliebte Antwort lautet: Nein, tu es nicht. Streichputz ist schwer und enthält viel Wasser. Das weicht die Tapete und den alten Kleister auf. Im schlimmsten Fall kommt dir nach ein paar Tagen die ganze Pracht samt Tapete von der Wand entgegen. Auch die Stöße der Tapetenbahnen würden sich unschön abzeichnen. Also, auch wenn es Arbeit macht: Die Tapete muss runter. Immer.
Sauber machen und Löcher füllen
Wenn die Wand staubig oder kreidend ist, muss sie abgewaschen werden. Wasser mit einem Schuss Anlauger (gibt’s für ein paar Euro im Baumarkt) wirkt Wunder. Danach unbedingt mit klarem Wasser nachwaschen und alles gut trocknen lassen!
Dübellöcher und Risse werden jetzt verspachtelt. Für kleine Kratzer reicht Fertigspachtel aus der Tube. Für größere Löcher ist Gipsspachtel zum Anrühren besser, da er kaum schrumpft. Ein Sack kostet selten mehr als 10 Euro und reicht ewig.

Profi-Tipp: Für die Fugen zwischen Wand und Türrahmen oder in den Ecken nimmst du aber bitte Maleracryl, kein Gips! Gips würde hier reißen. Acryl bleibt flexibel und fängt Bewegungen auf. Wichtig: Niemals Silikon verwenden, das kannst du nicht überstreichen!
Nach dem Spachteln wird alles mit 120er Schleifpapier glattgeschliffen. Fühl mit der Hand drüber, du darfst keine Übergänge spüren. Den Staub danach gründlich absaugen.
Die Grundierung: Dein wichtigster Helfer
Die Grundierung zu vergessen, ist der häufigste Fehler überhaupt. Sie ist die Brücke zwischen Wand und Putz. Ohne sie drohen Flecken, Streifen oder Putz, der wieder abblättert.
Hier ist ein kleiner Spickzettel, damit du im Baumarkt nicht verzweifelt vor dem Regal stehst:
- Bei stark saugenden Wänden (wie Gipsputz, Gipskarton) oder sandenden Untergründen: Nimm Tiefgrund. Er verfestigt die Wand und sorgt dafür, dass der Streichputz gleichmäßig trocknet.
- Bei fiesen Flecken (Nikotin, alte Wasserflecken, Ruß): Du brauchst unbedingt einen Sperrgrund. Nur er isoliert die Flecken zuverlässig, sonst scheinen sie durch den nassen Putz wieder durch.
- Für Streichputz fast immer die beste Wahl: Greif zum Putzgrund (auch Quarzgrund genannt). Er hat kleine Körnchen drin und macht drei Dinge auf einmal: Er vereinheitlicht die Saugfähigkeit, die Farbe und gibt dem Putz durch die raue Oberfläche super Halt.
Trag die Grundierung satt auf und lass sie komplett durchtrocknen, meistens mindestens 12 Stunden. Ungeduld rächt sich hier sofort.

Was kostet der Spaß und wie lange dauert’s? Eine realistische Planung
Bevor du loslegst, willst du natürlich wissen, was auf dich zukommt. Das ist nur fair.
Die Kosten: Rechne mal grob für einen 20 m² großen Raum. Du landest am Ende wahrscheinlich irgendwo zwischen 150 € und 300 €, je nach Qualität der Produkte. Hier eine kleine Einkaufsliste als Orientierung:
- Streichputz (15-20 kg Eimer): ca. 30 € bis 70 €
- Putzgrund (5 L): ca. 20 € bis 40 €
- Gutes Werkzeug (Strukturrolle, Pinsel, Kelle): ca. 20 € bis 35 €
- Abdeckmaterial, Spachtelmasse, Schleifpapier: ca. 20 €
Der Zeitplan: Plane als Anfänger für einen normal großen Raum mit Vorbereitung, Trockenzeiten und dem eigentlichen Verputzen ein komplettes Wochenende ein. Versuch nicht, das an einem Nachmittag durchzuziehen. Das wird nichts.
Wieviel Material brauche ich? Ganz einfach: Miss deine Wände aus (Länge x Höhe) und zieh Fenster und Türen grob ab. Auf jedem Eimer Streichputz und Grundierung steht der Verbrauch pro Quadratmeter (z.B. „ca. 7 m² pro Eimer“). Kauf lieber einen kleinen Eimer mehr als zu wenig.

Mischen, Tönen, Auftragen: Jetzt wird’s kreativ!
Du kannst fertigen Streichputz im Eimer kaufen oder als Pulver zum Anrühren. Für den Anfang ist der fertige Putz einfacher. Das Pulver ist oft günstiger und du musst es mit einem Rührquirl für die Bohrmaschine anmischen. Wichtig: Immer das Pulver ins Wasser geben, nicht andersherum, sonst gibt’s Klumpen!
Wenn du Farbe ins Spiel bringen willst, nutze spezielle Abtönfarben. Niemals normale Wandfarbe nehmen, das macht die ganze Mischung kaputt! Und hier ein Rat, der Gold wert ist: Mische IMMER die komplette Menge an, die du für eine Wand brauchst, in einem großen Eimer. Einen Farbton ein zweites Mal exakt zu treffen, ist quasi unmöglich. Nichts ist ärgerlicher als ein Farbunterschied mitten auf der Wand.
Die Technik: Nass-in-Nass zum perfekten Ergebnis
Die Raumtemperatur sollte idealerweise um die 20 Grad liegen. Bloß keine Zugluft oder direkte Sonneneinstrahlung, sonst trocknet der Putz zu schnell und du bekommst hässliche Ansätze.

Das Geheimnis heißt „Nass-in-Nass“ arbeiten. Das bedeutet, du musst immer in den noch feuchten Bereich der zuvor aufgetragenen Bahn hineinarbeiten. Beginne an der Seite mit dem Fenster und arbeite dich von dort weg.
- Streiche zuerst die Ecken und Kanten mit einem Pinsel ca. 10 cm breit vor.
- Nimm dann die Strukturrolle und trage den Putz satt und zügig auf die Fläche auf, Bahn für Bahn von oben nach unten.
- Überlappe die Bahnen immer ein wenig in den noch nassen Bereich.
Eine komplette Wand muss immer ohne lange Pausen fertiggestellt werden!
Struktur geben: Dein persönlicher Stil
Sobald eine Fläche von ein paar Quadratmetern eingeputzt ist, kommt die Gestaltung. Der Putz sollte schon etwas angezogen haben, aber noch formbar sein. Hier entscheidet dein Werkzeug über den Look:
- Die Strukturrolle: Die einfachste Methode. Einfach am Ende alles nochmal in eine Richtung abrollen. Ergibt eine dezente, gleichmäßige Körnung.
- Die Bürste oder der Schwamm: Damit kannst du den Putz abtupfen. Das erzeugt eine wolkige, sehr lebendige und individuelle Oberfläche.
- Die Glättkelle: Etwas für Fortgeschrittene. Damit kannst du den Putz glätten und je nach Druck und Bewegung edle, fast marmorartige Effekte erzielen.
Wichtig: Entscheide dich für eine Technik und zieh sie an der ganzen Wand konsequent durch.

Typische Fehler & wie du sie vermeidest
Ich musste schon oft misslungene Heimwerker-Projekte retten. Fast immer waren es dieselben Fehler.
- Problem: Sichtbare Streifen und Ansätze.
Ursache: Zu langsam gearbeitet oder der Untergrund war nicht grundiert.
Lösung: Bitter, aber wahr: oft hilft nur abschleifen und neu machen. Vorbeugen ist alles! - Problem: Der Putz blättert ab.
Ursache: Der Untergrund war staubig, nicht tragfähig oder es wurde keine Grundierung verwendet.
Lösung: Alles muss runter. Dann eine saubere Vorbereitung nach Anleitung. - Problem: Alte Flecken scheinen durch.
Ursache: Nikotin- oder Wasserflecken wurden nicht mit Sperrgrund isoliert. Ich hatte mal einen Fall, da musste ich bei einem Kunden alles wieder runterschleifen, weil er die Nikotinflecken seiner Vormieter ignoriert hat. Der Ärger und die doppelten Kosten… das vergisst du nicht.
Lösung: Von vornherein richtig machen und Sperrgrund verwenden!
Sicherheit geht vor – auch für Heimwerker
Auch wenn die Produkte heute oft lösemittelfrei sind: Deine Gesundheit ist das Wichtigste.

Trage beim Schleifen und Anrühren von Pulver immer eine FFP2-Maske. Glaub mir, deine Lunge wird es dir in ein paar Jahren danken. Eine Schutzbrille ist bei Arbeiten über Kopf ebenfalls Pflicht. Und sorge immer für gute Lüftung.
Flüssige Putzreste niemals in den Ausguss kippen! Lass sie im Eimer aushärten und entsorge sie dann über den Restmüll oder Bauschutt. Die leeren Plastikeimer gehören in den gelben Sack.
Wann doch lieber den Profi rufen?
Sei ehrlich zu dir selbst. Mit diesem Guide und etwas Geduld kannst du ein fantastisches Ergebnis erzielen, das jede Standard-Tapete in den Schatten stellt. Wenn der Untergrund aber massive Schäden hat, große Risse aufweist oder du dir ganz spezielle, superglatte Spachteltechniken wünschst, dann ist das ein Fall für einen Fachbetrieb. Das ist dann die hohe Kunst des Handwerks.
Aber für eine charaktervolle, strukturierte Wand? Das schaffst du. Es ist eben mehr als nur Farbe – es ist ein richtiges Stück Handwerk.

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Kann ich weißen Streichputz eigentlich selbst abtönen?
Ja, aber mit Bedacht! Für zarte Pastelltöne können Sie hochwertige Voll- und Abtönfarben (z.B. von Alpina oder Pufas) problemlos einrühren. Der Trick: Mischen Sie sofort die gesamte Menge an, die Sie für den Raum benötigen, um Farbunterschiede zu vermeiden, und notieren Sie sich das exakte Mischverhältnis. Für kräftige, satte Farbtöne sollten Sie den Putz jedoch direkt im Fachmarkt professionell anmischen lassen. Zu viel zugesetzte Farbe kann die Bindemittel im Putz schwächen und die Haftung beeinträchtigen.

Werkzeug-Upgrade für Profi-Ergebnisse: Neben Rolle und Eimer gibt es ein paar Helfer, die den Unterschied machen. Ein Rührquirl für die Bohrmaschine sorgt für eine absolut klumpenfreie Masse. Eine Venezianische Glättkelle ist ideal für das Schaffen von Wischeffekten oder glatteren Oberflächen, während eine spezielle Strukturrolle gezielt für eine rustikale Optik sorgt. Und investieren Sie in gutes Malerkrepp (z.B. Tesa Precision), um wirklich gestochen scharfe Kanten zu erzielen.

Eine strukturierte Wand lebt vom Licht. Erst das Spiel von Streiflicht und Schatten erweckt die Textur zum Leben und verändert die Raumwirkung im Laufe des Tages.

Strukturrolle: Ihre Wahl für eine schnelle, gleichmäßig gekörnte Oberfläche. Ideal für Anfänger und große Flächen, das Ergebnis ist lebendig, aber kontrolliert.
Traufel oder Kelle: Für den individuellen Künstler-Touch. Hiermit ziehen, wischen und tupfen Sie den Putz auf und schaffen einzigartige, oft mediterran anmutende Strukturen. Mehr Aufwand, aber auch mehr Charakter.
Die Wahl hängt also ganz von Ihrem gewünschten Look und Ihrer Geduld ab.

Schließen Sie die Augen und denken Sie an ein Ferienhaus in der Toskana. Diese warmen, unperfekten und doch so einladenden Wände… Diesen Look holen Sie sich mit einem feinen Rollputz und der richtigen Technik nach Hause. Arbeiten Sie mit einer Kelle in sanften, bogenförmigen Bewegungen („al fresco“-Technik) und lassen Sie bewusst kleine „Fehler“ stehen. Ein warmer, sandfarbener Ton rundet die Illusion perfekt ab und bringt pures Urlaubsfeeling in Ihre vier Wände.

- Verzeiht kleine Unebenheiten im Untergrund besser als glatte Farbe.
- Schafft eine robuste, deutlich kratzfestere Oberfläche.
- Verleiht der Wand eine natürliche, wertige Haptik.
Das Geheimnis? Die beigemischten Quarzsand-Körner. Sie sind nicht nur für die Struktur verantwortlich, sondern machen den Putz auch widerstandsfähiger und einfacher zu verarbeiten.

Der heimliche Held des Projekts: Die Grundierung. Auf stark saugenden Untergründen wie Gipskarton oder frischem Gipsputz verhindert ein passender Tiefengrund, dass dem Streichputz das Wasser zu schnell entzogen wird. Das Ergebnis? Eine gleichmäßige Trocknung ohne Risse und Flecken. Diesen Schritt zu überspringen, ist einer der häufigsten Fehler mit dem größten Frustpotenzial.

Ihre Wand, Ihre Leinwand! Wer sagt, dass man nur professionelle Werkzeuge benutzen darf? Trauen Sie sich, kreativ zu werden, sobald der Putz aufgetragen, aber noch feucht ist:
- Ein grobzinkiger Kamm erzeugt Linien oder Wellen.
- Ein Naturschwamm sorgt für eine wolkige, getupfte Struktur.
- Selbst ein Besen mit weichen Borsten kann für einen interessanten „Wischeffekt“ sorgen.
Testen Sie Ihre Technik unbedingt vorher auf einer alten Gipskartonplatte!

Durch die Textur kann eine mit Streichputz gestaltete Wand bis zu 15 % mehr Oberfläche haben als eine glatte Wand.
Das bedeutet für Sie: Kalkulieren Sie beim Kauf großzügig. Rechnen Sie etwa 10-20 % mehr Material ein, als der Hersteller für eine glatte Fläche angibt. So gehen Sie sicher, dass Ihnen auf den letzten Metern nicht der Putz ausgeht – nichts ist ärgerlicher als ein sichtbarer Ansatz mitten auf der Wand.

Ist Streichputz auch für Bad oder Küche geeignet?
Ja, aber mit Einschränkungen. In Bereichen ohne direkten Wasserkontakt ist er eine tolle Alternative zu Fliesen. Wählen Sie dafür einen kunstharzgebundenen Putz (Hersteller wie Knauf bieten spezielle Feuchtraum-Produkte an). Im direkten Spritzwasserbereich, also in der Dusche oder direkt hinter der Spüle, ist er jedoch ungeeignet. Hier müsste er zusätzlich mit einem transparenten, wasserfesten Schutzanstrich, der sogenannten „Elefantenhaut“, versiegelt werden.

Ein Kratzer im neuen Putz? Kein Grund zur Panik! Anders als bei einer Tapete lassen sich kleine Macken oft unsichtbar reparieren. Mischen Sie eine winzige Menge des übriggebliebenen Putzes (immer einen Rest aufbewahren!) mit etwas Wasser zu einer Paste. Tupfen Sie sie vorsichtig mit dem Finger in die beschädigte Stelle und versuchen Sie, die umliegende Struktur nachzuahmen. Nach dem Trocknen ist der Schaden meist verschwunden.

Ein häufiger Fehler: Zu viel auf einmal wollen. Wer versucht, kleine Unebenheiten mit einer extra dicken Schicht Streichputz auszugleichen, riskiert unschöne Risse beim Trocknen. Die Masse wird zu schwer und sackt ab. Die Profi-Regel lautet: Lieber in zwei dünneren Schichten arbeiten als in einer zu dicken. Die erste Schicht füllt, die zweite gibt die finale Struktur.

Immer wieder hört man von „atmenden Wänden“. Streichputz auf Dispersionsbasis ist, genau wie die meisten Wandfarben, diffusionsoffen. Das bedeutet, er lässt Wasserdampf aus der Raumluft durch die Wand entweichen. Das trägt zu einem gesunden Raumklima bei. Eine wirklich feuchte Wand trocknet er aber nicht – die Ursache dafür muss immer separat behoben werden.

Unverzichtbar für eine nahtlose Optik: Die „Nass-in-Nass“-Technik. Bearbeiten Sie immer eine komplette Wand, ohne lange Pausen einzulegen. Jeder neue Abschnitt muss an den noch feuchten Rand des vorherigen anschließen. So vermeiden Sie sichtbare Ansätze und Streifen, die nach dem Trocknen nicht mehr zu korrigieren sind. Beginnen Sie an der Fensterseite und arbeiten Sie sich vom Licht weg.

Eine Wand mit Charakter muss kein Vermögen kosten. Während Premium-Produkte wie Knauf Easyputz oder Baumit StyleTop oft mit besonders einfacher Verarbeitung punkten, bieten die Eigenmarken der Baumärkte eine solide und preiswerte Alternative. Achten Sie hier besonders auf die Deckkraftklasse (Klasse 1 ist am besten) und die Nassabriebklasse (Klasse 2 ist für Wohnräume sehr gut geeignet).
„Textur ist das, was einen Raum interessant macht, noch bevor das erste Möbelstück darin steht. Eine Wand mit Streichputz fängt das Licht ein und gibt es auf eine Weise zurück, die Tiefe und Wärme schafft.“




