Indischer Wohnstil, aber richtig: So schaffst du Seele statt Deko-Chaos
Ich arbeite seit Ewigkeiten mit Holz. Man lernt dabei, die Maserung zu lesen, fast wie ein Buch. Und bei Hölzern wie Sheesham oder Teak, die oft aus Indien kommen, sind das echte Romane. Viele Leute kommen zu mir in die Werkstatt, zeigen mir Pinterest-Bilder und sagen: „Genau so will ich das haben!“ Meistens sehe ich da bunte Kissen und ein paar Elefantenfiguren. Und klar, das gehört irgendwie dazu, ist aber nur die Oberfläche.
Inhaltsverzeichnis
Echter indischer Wohnstil ist kein kurzlebiger Trend. Er ist das Ergebnis von Jahrhunderten altem Handwerk, perfekt angepasst an Klima, Kultur und die Materialien, die eben da waren. Es geht um Substanz, um Dinge, die halten und eine Geschichte erzählen.
Dieser Guide hier ist deshalb auch ein bisschen anders. Ich schreibe nicht als Deko-Bloggerin, sondern aus meiner Werkstatt-Perspektive. Ich hab die Möbel restauriert, die Hölzer bearbeitet und vor allem die typischen Fehler gesehen, die Leute machen. Wir reden also Klartext über die richtigen Materialien, die Techniken dahinter und was ein authentisches Stück von einer billigen Kopie unterscheidet. Ziel ist ein Raum, der sich nicht nur indisch anfühlt, sondern es auch ist: solide, lebendig und mit Charakter. Vergessen wir mal den „Boho-Bollywood-Look“. Es geht um ehrliches Handwerk.

1. Die Basics kapieren: Warum es um mehr als Optik geht
Um das Ganze wirklich zu verstehen, müssen wir uns von der reinen Ästhetik lösen. Viele traditionelle Elemente haben einen ganz praktischen, oft physikalischen Grund. Wer das einmal verstanden hat, trifft bei der Auswahl von Möbeln und Farben viel bessere Entscheidungen.
Die clevere Physik von Farbe, Licht und Luft
Indien ist in vielen Teilen des Landes verdammt heiß. Die traditionelle Architektur ist eine geniale Antwort darauf. Kräftige Farben wie Ocker, Terrakotta oder Indigo sehen nicht nur toll aus, sie verhalten sich unter der intensiven Sonne auch anders als blasse Töne. Pigmentstarke Farben wirken satt und bleichen nicht so schnell aus. Drinnen schaffen sie eine gefühlt kühlere, schattige Atmosphäre als Kontrast zur gleißenden Hitze draußen.
Ein Schlüsselelement, das viele nur als Deko sehen, sind die „Jali“-Gitter – diese durchbrochenen Muster in Stein oder Holz. Die sind aber viel mehr als nur Zierde. Physikalisch betrachtet sind das kleine Klimaanlagen. Erstens brechen sie das direkte Sonnenlicht, was die Hitze im Raum enorm reduziert. Zweitens nutzen sie den sogenannten Venturi-Effekt: Wenn Wind durch die engen Öffnungen strömt, wird er beschleunigt und kühlt dabei ab. Ziemlich clever, oder? Wenn du heute so ein Element einsetzt, weißt du jetzt, dass es nicht nur hübsch ist, sondern ein Stück intelligenter, traditioneller Baukunst.

Materialkunde: Das Fundament für alles
Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Als jemand, der täglich mit Holz zu tun hat, ist das mein erster Blick. Für indische Möbel sind bestimmte Hölzer typisch, und jedes hat seine Eigenheiten.
Ganz ehrlich, die Wahl des Holzes ist entscheidend, und die Preisunterschiede sind gewaltig:
- Sheesham (Ostindischer Palisander): Ein hartes, dichtes Holz mit einer mega markanten, oft zweifarbigen Maserung. Es ist super widerstandsfähig, aber Achtung: Es „arbeitet“. In unserem trockenen Heizungsklima kann unsachgemäß getrocknetes Sheesham-Holz Risse bekommen. Achte beim Kauf darauf, dass die Verbindungen sauber und stabil sind, nicht nur geleimt und genagelt. Preislich liegt ein guter Sheesham-Esstisch oft bei 800 € aufwärts, eine Kommode vielleicht bei 400-600 €.
- Teak: Das ist sozusagen die Königsklasse. Sein hoher natürlicher Ölgehalt macht es extrem witterungsbeständig und resistent gegen Schädlinge. Recyceltes Teak von alten Türen oder Balken ist besonders wertvoll, hat eine Wahnsinns-Patina und arbeitet kaum noch. Sei vorsichtig bei „Teak-Optik“. Echtes Teak hat ein spürbares Gewicht und fühlt sich leicht ölig an. Klar, das hat seinen Preis – hier bist du schnell im vierstelligen Bereich für einen Tisch, aber das ist eine Anschaffung fürs Leben.
- Mangoholz: Eine tolle und nachhaltigere Option, da es quasi ein Nebenprodukt des Obstanbaus ist. Es ist leichter als Sheesham, hat aber oft eine interessante, wilde Maserung. Es lässt sich gut bearbeiten und beizen. Für stark beanspruchte Möbel wie einen Esstisch würde ich persönlich immer Sheesham oder Teak vorziehen, aber für Beistelltische, Regale oder Deko-Elemente ist es perfekt. Hier findest du schon schöne Stücke für 200-400 €.
Bei den Metallen ist es ganz klar Messing. Es bringt eine warme, goldene Note rein, die fantastisch mit den dunklen Hölzern harmoniert. Kleiner Tipp beim Kauf: Halte einen kleinen Magneten dran. An massivem Messing bleibt er nicht haften. Wenn er hält, ist es nur messingbeschichteter Stahl, der bei Kratzern rosten wird.

2. Die großen Flächen: Wände, Böden und Möbel
Ein Raumkonzept fängt immer bei den großen Flächen an. Sie sind die Bühne für alles andere. Hier kannst du die meiste Atmosphäre schaffen, aber leider auch die größten Fehler machen.
Wandgestaltung mit Tiefe
Die Wände einfach nur bunt zu streichen, ist zu kurz gedacht. Traditionell wurden oft Kalkfarben oder Lehmputz verwendet. Diese Materialien sind diffusionsoffen, das heißt, sie atmen. Sie nehmen Luftfeuchtigkeit auf und geben sie wieder ab – das sorgt für ein super Raumklima. Unsere moderne Dispersionsfarbe versiegelt die Wand dagegen komplett.
Wenn du es authentisch magst, denk mal über mineralische Farben nach. Eine Akzentwand kann da Wunder wirken. Statt einer unruhigen Mustertapete empfehle ich oft eine Kalkpresstechnik wie „Stucco Veneziano“. In einem warmen Ocker- oder Terrakottaton aufgetragen, erzeugt das eine lebendige, fast marmorähnliche Oberfläche. Das wirkt unglaublich edel. Während du Kalkfarbe mit etwas Übung selbst auftragen kannst (findest du im guten Fachhandel), ist Stucco Veneziano definitiv ein Job für den Profi. Rechne hier mit Kosten ab ca. 80-150 € pro Quadratmeter. Aber das Ergebnis ist jeden Cent wert.

Bodenbeläge, die erden
In Indien sind kühle Böden wie Naturstein ein Segen. Bei uns ohne Fußbodenheizung? Eher eine Qual. Eine super Alternative sind Terrakottafliesen. Sie haben eine warme Ausstrahlung und bekommen mit der Zeit eine wunderschöne Patina. Ganz wichtig: Terrakotta ist offenporig. Die Fliesen müssen nach dem Verlegen unbedingt imprägniert werden, sonst zieht jeder Rotweinfleck sofort ein. Zur Pflege dann bitte nur ph-neutrale Reiniger verwenden, bloß keinen Essigreiniger!
Holzböden gehen natürlich auch. Um den Look zu treffen, sollten sie dunkel sein. Statt Tropenhölzer zu nehmen, was aus Nachhaltigkeitsgründen schwierig ist, kannst du einfach heimische Eiche dunkel beizen und ölen. Das ist langlebiger, weil das Holz an unser Klima gewöhnt ist.
Möbelkauf: Dein kleiner Spickzettel
Indische Möbel sind oft schwer, massiv und für die Ewigkeit gebaut. Ihre Schönheit liegt im Detail. Aber woran erkennt man Qualität, wenn man im Laden steht? Hier ist meine persönliche Checkliste:
- Der Wackel-Test: Fass das Möbelstück an und rüttle leicht daran. Ist alles fest und stabil oder wackelt es?
- Der Nasen-Test: Riecht das Holz stark chemisch? Das ist oft ein Zeichen für billige Lacke und Lösungsmittel. Ein No-Go.
- Der Blick drunter: Schau mal unter die Tischplatte oder in den Schrank. Siehst du saubere, traditionelle Holzverbindungen (wie Zapfen) oder nur einfache Metallwinkel und Schrauben? Letzteres ist ein Zeichen für Massenproduktion.
- Der Griff-Test: Fasse Scharniere und Griffe an. Fühlen sie sich schwer und massiv an (gutes Zeichen!) oder wie leichtes Blech?
Ein besonderes Highlight ist die traditionelle indische Schaukel (Jhoola). Ein fantastischer Blickfang, aber hier wird es ernst. ACHTUNG: Die Montage ist absolut nichts für Laien! Die Deckenkonstruktion muss das Gewicht von Schaukel plus Menschen tragen. Die Verankerung muss in einem tragenden Holzbalken oder mit Schwerlastdübeln in einer Betondecke erfolgen. Bitte, bitte hol dir dafür einen Statiker oder einen erfahrenen Handwerker. Ich habe schon Decken gesehen, die wegen unsachgemäßer Montage Risse bekamen.

3. Ein kleiner Geografie-Kurs: Indien ist nicht gleich Indien
Der größte Fehler ist, von „dem“ indischen Stil zu sprechen. Das Land ist riesig! Sich da ein bisschen auszukennen, gibt deinem Zuhause viel mehr Tiefe.
- Rajasthan: Das ist der farbenfrohe, prunkvolle Stil, den die meisten im Kopf haben. Mit Spiegelstickereien, bemalten Möbeln und leuchtenden Farben wie Pink und Türkis. Sehr lebhaft!
- Kerala (Südindien): Viel minimalistischer und von der Natur geprägt. Hier dominieren dunkle Hölzer, oft kombiniert mit Rattan oder geflochtenen Elementen. Sehr elegant und beruhigend.
- Goa: Ein spannender Mix aus indischen und portugiesischen Einflüssen. Denk an dunkle Kolonialmöbel mit gedrechselten Beinen, kombiniert mit hellen Wänden.
Anstatt alles wild zu mischen, such dir lieber eine Richtung aus oder kombiniere wenige Elemente bewusst. Ein schlichtes südindisches Sideboard mit zwei knalligen Kissen aus Rajasthan kann extrem harmonisch wirken.
4. Der Feinschliff: Stoffe, Licht und das gewisse Etwas
Wenn die Basis steht, kommen die Dinge, die dem Raum Seele einhauchen. Hier kannst du Persönlichkeit zeigen.

Textilien mit Geschichte
Indische Stoffe sind weltberühmt. Statt billiger Massenware solltest du in wenige, aber hochwertige Stücke investieren.
Übrigens, hier ist ein super Tipp für den kleinen Geldbeutel: Du musst nicht sofort einen teuren Schrank kaufen. Investiere für den Anfang in zwei, drei Kissenbezüge mit echtem Block-Print-Muster. Die findest du online oder in spezialisierten Läden für ca. 20-40 € pro Stück. Tausch sie gegen deine alten Sofakissen aus, und der Raum wirkt sofort anders und viel wertiger. Das ist ein „Quick Win“ mit maximalem Effekt!
Das richtige Lichtkonzept
Bitte vermeide eine einzelne, grelle Deckenleuchte. Das macht jeden Raum ungemütlich. Schaffe stattdessen mehrere Lichtinseln. Hängende Laternen aus durchbrochenem Messing werfen faszinierende Muster an die Wände. Tischleuchten mit Stoffschirmen geben warmes, weiches Licht.
Und jetzt kommt eine LEBENSWICHTIGE WARNUNG: Wenn du Lampen direkt aus Indien kaufst oder auf einem Flohmarkt findest, GEH DAMIT ZUM ELEKTRIKER, bevor du sie anschließt. Ich kann das nicht genug betonen. Die Verkabelung, Fassungen und Stecker entsprechen fast nie unseren VDE-Sicherheitsnormen. Hier besteht akute Brand- und Stromschlaggefahr. Die ca. 50 €, die eine professionelle Neuverkabelung kostet, sind die beste Investition, die du tätigen kannst.

Deko: Die Kunst des Weglassens
Ein häufiger Fehler ist, den Raum mit unzähligen kleinen Deko-Objekten zu überladen. Das sieht schnell aus wie ein Souvenirladen. Wähle lieber wenige, aber aussagekräftige Stücke. Eine schwere, handgefertigte Messingschale, eine alte Holztruhe oder eine einzelne Statue haben viel mehr Wirkung. Achte bei religiösen Figuren bitte auch auf eine respektvolle Platzierung – sie gehören nicht einfach als Staubfänger auf den Boden.
5. Fazit: Ein Raum, der deine Geschichte erzählt
Einen Raum im indischen Stil einzurichten, ist kein Projekt für ein Wochenende. Es geht nicht darum, einen Katalog nachzubauen. Es geht darum, die Prinzipien hinter dem Handwerk zu verstehen und sie auf deinen eigenen Raum zu übertragen. Frag dich bei jedem Stück: Ist es gut gemacht? Ist das Material echt? Fühlt es sich gut an?
Die besten Projekte, die ich begleitet habe, waren immer die, bei denen die Leute sich Zeit gelassen haben. Sie haben nicht alles auf einmal gekauft. Ein alter Schrank vom Spezialhändler hier, ein handgewebter Teppich aus dem Urlaub dort. So entsteht ein Zuhause, das authentisch ist, weil es deine persönliche Geschichte erzählt, eingebettet in eine jahrhundertealte Tradition.

Nimm dir diese Zeit. Fass die Materialien an. Riech am Holz. Spür das Gewicht von massivem Messing. Dann schaffst du einen Ort mit Beständigkeit und Seele. Und das, ganz ehrlich, ist die Essenz von jedem guten Handwerk.
Bildergalerie


Sheesham versus Mangoholz: Beide Hölzer sind charakteristisch, aber grundverschieden. Sheesham (Palisander) ist schwer, hart und hat eine dramatische, oft zweifarbige Maserung – ideal für massive Esstische oder Schränke, die ein Leben lang halten. Mangoholz ist heller, leichter und gilt als nachhaltiger, da es ein Nebenprodukt des Obstanbaus ist. Seine feinere Textur eignet sich perfekt für filigrane Schnitzereien an Kommoden oder Beistelltischen.


Wussten Sie, dass der intensive Indigo-Farbton, ein Markenzeichen der Textilien aus Rajasthan, aus der Fermentierung der Blätter der Indigofera-Pflanze gewonnen wird? Ein traditionsreiches Handwerk, das jedem Stoff eine einzigartige Tiefe verleiht.


Es geht nicht nur darum, was man im Raum hat, sondern auch, wie er klingt. Das leise Klimpern einer kleinen Messingglocke (Ghanti) an der Tür, der dumpfe Klang eines massiven Holzschranks beim Schließen oder das Rascheln von Rohseidenvorhängen im Luftzug sind unsichtbare, aber essentielle Ebenen, die eine authentische Atmosphäre schaffen.


- Sie erden den Raum und fühlen sich barfuß wunderbar an.
- Sie dämpfen den Schall und sorgen für eine ruhige, gelassene Atmosphäre.
- Ihre geometrischen Muster bringen Struktur, ohne unruhig zu wirken.
Das Geheimnis? Ein klassischer indischer Dhurrie-Teppich aus Baumwolle oder Wolle. Er ist die unaufgeregte, aber wirkungsvolle Basis für jedes indisch inspirierte Zimmer.

Wie integriere ich kräftige Farben, ohne dass es nach Bollywood-Kitsch aussieht?
Der Trick liegt in der Konzentration. Statt viele bunte Töne zu mischen, wählen Sie eine dominante, satte Farbe wie Saphirblau, Smaragdgrün oder Safran-Gelb für eine einzelne Wand oder ein großes Textil. Kombinieren Sie diese mit neutralen, erdigen Tönen wie Kalkweiß, Lehm oder Sand. Gold- oder Messingakzente wirken dann als edle Lichtpunkte und bringen die Hauptfarbe zum Strahlen, ohne mit ihr zu konkurrieren.


Der Wert der „Unvollkommenheit“: Bei handgefertigten indischen Stücken sind kleine Asymmetrien kein Mangel, sondern ein Echtheitssiegel. Ein leicht unregelmäßiger Block-Print auf einem Kissen, eine kaum sichtbare Abweichung in der Schnitzerei – genau diese Spuren menschlicher Hände verleihen Objekten Seele und unterscheiden sie von seelenloser Massenware.


Die Beleuchtung ist entscheidend, um die richtige Stimmung zu erzeugen. Statt einer zentralen, grellen Deckenleuchte sollten Sie auf mehrere, tief hängende Lichtquellen setzen:
- Lampen aus durchbrochenem Messing, die an Jali-Muster erinnern und faszinierende Schatten an die Wände werfen.
- Schlichte Stoffschirme aus ungefärbter Khadi-Baumwolle für ein weiches, diffuses Licht.
- Kleine Tischleuchten auf Beistelltischen, die einzelne Bereiche akzentuieren und zur Gemütlichkeit einladen.


Laut Vastu Shastra, der alten indischen Architekturlehre, sollte der Bereich nahe dem Eingang frei und einladend sein, um positive Energie (Prana) im Haus fließen zu lassen.
Auch wenn man die Architektur nicht ändern kann, lässt sich dieses Prinzip leicht umsetzen: Halten Sie den Eingangsbereich frei von Gerümpel, nutzen Sie einen schönen Türbehang („Toran“) und sorgen Sie für eine warme, einladende Beleuchtung.

Der schnellste Weg zu authentischem Flair: Investieren Sie in Textilien. Ein einziger handbestickter Kantha-Quilt aus Bengalen über dem Sofa oder ein paar Kissenbezüge aus Ikat-Stoff können einen Raum sofort verwandeln. Achten Sie auf Naturfasern wie Baumwolle oder Seide – ihre Haptik und ihr Fall sind durch nichts zu ersetzen.


- Alte Holz-Bilderrahmen mit Resten eines bunten Saris neu bespannen.
- Eine Gruppe kleiner Messingschalen auf einem Tablett als Halter für Teelichter arrangieren.
- Einfache Leinenvorhänge mit traditionellen Holzstempeln (gibt es in Bastelläden oder online) und Textilfarbe bedrucken.


Muss denn alles alt und rustikal sein?
Keineswegs. Zeitgenössische indische Designermarken wie „Good Earth“ oder „Nicobar“ zeigen eindrucksvoll, wie man traditionelles Handwerk in einen modernen, sogar minimalistischen Kontext übersetzt. Der Schlüssel liegt in der Kombination von authentischen Materialien (handgewebtes Leinen, poliertes Messing) mit klaren, reduzierten Formen.


Vergessen Sie den Geruchssinn nicht! Statt synthetischer Raumdüfte schaffen natürliche Aromen eine viel tiefere Atmosphäre. Eine Schale mit Wasser und einigen Jasminblüten, langsam glimmendes Sandelholz-Räucherstäbchen oder ein Topf mit köchelndem Chai (Kardamom, Zimt, Nelken) sind der olfaktorische Soundtrack zu einem authentischen indischen Interieur.

Maschinendruck: Das Muster wiederholt sich perfekt, die Farbe wirkt flach und leblos.
Hand-Block-Druck: Leichte Unregelmäßigkeiten in Farbauftrag und Rapport sind sichtbar. Sie beweisen die Handarbeit und verleihen dem Stoff eine unverwechselbare Textur und Tiefe.
Schauen Sie genau hin – der Unterschied liegt im Detail.


Indien ist der größte Produzent und Exporteur von handgefertigten Teppichen weltweit. Über 2,5 Millionen Weber halten diese alte Kunst am Leben.
Das bedeutet, es gibt eine riesige Auswahl. Für einen authentischen Look achten Sie bei einem Dhurrie oder Kilim auf eine feste, dichte Webart, reine Naturfasern wie Wolle oder Baumwolle und Farben, die harmonisch und nicht grell wirken. Ein guter Teppich ist beidseitig verwendbar.


Der Trick mit den Ebenen: Ein authentischer indischer Wohnstil vermeidet es, dass sich alles auf einer Höhe abspielt. Kombinieren Sie ein niedriges Tagesbett (Diwan) mit Bodenkissen, einen mittel-hohen Beistelltisch mit Intarsien (z.B. von „Massivmoebel24“) und einen hohen, schlanken Schrank (Almirah). Das schafft visuelle Spannung und eine einladende, loungige Atmosphäre.


Pflanzen sind ein Muss, aber wählen Sie mit Bedacht. Statt der üblichen Zimmerpflanzen erzeugen großblättrige Gewächse wie eine Bananenstaude, eine Strelitzie oder Palmenarten in übergroßen Terrakotta-Töpfen das Gefühl eines kühlen, schattigen Innenhofs in Kerala. Sie bringen Leben, Feuchtigkeit und ein Stück tropische Üppigkeit in den Raum.

- Zu viele kleine Deko-Objekte, die einen „Basar-Effekt“ erzeugen.
- Ausschließlich auf warme Farben setzen – kühle Töne wie Indigo oder Türkis sind entscheidend für die Balance.
- Billige, glänzende Synthetikstoffe statt echter Baumwolle, Seide oder Leinen.


Die „Jharokha“ – ein kleiner, überdachter Erker oder ein kunstvoll geschnitztes Fenster – war in der traditionellen Architektur Rajasthans mehr als nur Dekoration. Sie erlaubte den Frauen des Hauses, das Geschehen auf der Straße zu beobachten, ohne selbst gesehen zu werden, und diente gleichzeitig der Belüftung. Heute kann ein altes Jharokha-Element als Spiegelrahmen oder Wanddekoration diesen Hauch von Geschichte in den Raum bringen.


Wichtiger Punkt: Metall-Akzente richtig setzen. Messing und Kupfer sind zentral. Messing mit seinem warmen Goldton passt wunderbar zu dunklen Hölzern und kräftigen Farben. Verwenden Sie es für Lampen, Schalen oder Kerzenständer. Kupfer hat einen rötlicheren Schimmer und wird traditionell für Wassergefäße verwendet – ein schönes Detail für die Küche oder das Bad.


Das berühmte Paisley-Muster, im Westen ein Symbol für den Boho-Stil, stammt ursprünglich aus Persien und Indien. Dort heißt es „Buta“ und stellt ein stilisiertes Mangobäumchen dar – ein Symbol für Leben und Fruchtbarkeit.

Anstatt ein einzelnes, großes Ganesha- oder Buddha-Bild aufzuhängen (was schnell zum Klischee wird), wirkt eine kleine, persönliche Sammlung authentischer. Eine Gruppe alter, handgeschnitzter Holzstempel auf einem Regal, eine einzelne antike Messing-Öllampe (Diya) auf einem Stapel Bücher oder ein schön gerahmtes Stück Kalamkari-Stoff erzählen eine subtilere und interessantere Geschichte.


Wo finde ich authentische Stücke in Deutschland?
Suchen Sie gezielt nach Händlern, die direkt aus Indien importieren, oft spezialisiert auf Regionen wie Rajasthan oder Kerala. Online-Anbieter wie „Indien-Wohnen“ oder spezialisierte Abteilungen bei „Maison du Monde“ können gute Anlaufstellen sein. Der wahre Schatz liegt aber oft in kleineren, inhabergeführten Läden oder auf Antikmärkten, wo man einzigartige alte Hochzeitstruhen (Sandook) oder Schränke entdecken kann.


Die indische Schaukel oder „Jhula“ ist mehr als nur ein Möbelstück. Sie ist ein Ort der Entspannung, des Gesprächs und der Kontemplation, oft zentral im Wohnbereich oder auf der Veranda platziert. Eine hängende Schaukel, selbst in moderner Form, bringt sofort ein Gefühl von Leichtigkeit und verspielter Gelassenheit in jeden Raum.


- Der Stoff ist oft doppellagig und durch sichtbare, laufende Stiche (den Kantha-Stich) verbunden.
- Die Muster sind selten perfekt symmetrisch und erzählen oft eine Geschichte.
- Sie bestehen aus wiederverwendeten Saris oder Stoffresten, was jedes Stück zu einem Unikat macht.
Das ist der Kantha-Quilt aus Bengalen – die perfekte Tagesdecke für Bett oder Sofa, die Handwerk und Nachhaltigkeit vereint.
Budget-Tipp: Konzentrieren Sie Ihr Geld auf ein einziges, herausragendes Stück. Ein wirklich guter, handgewebter Teppich, eine antike, geschnitzte Tür, die als Wandkunst dient, oder ein massiver Beistelltisch mit Perlmutt-Intarsien kann als Anker für den gesamten Raum dienen. Den Rest können Sie mit günstigeren, schlichten Möbeln und sorgfältig ausgewählten Textilien ergänzen.




