Platz unter der Treppe? So wird aus dem toten Winkel dein neuer Lieblingsort
Kennst du das? Dieses komische, ungenutzte Dreieck unter der Treppe. Man stellt mal kurz was ab, dann noch was, und irgendwann ist es einfach nur eine unordentliche Ecke. Ganz ehrlich, in fast jedem Haus, in das ich komme, sehe ich dieses Potenzial. Die meisten Leute sehen ein Problem, ich sehe eine Goldgrube für Stauraum.
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Ich hab in meinem Leben schon unzählige solcher Ecken in wahre Raumwunder verwandelt. Es geht dabei nicht um komplizierte Technik, sondern um clevere Planung und ehrliche Handwerksarbeit. In diesem Beitrag zeige ich dir, wie wir Profis das angehen – und wie du das auch für dich umsetzen kannst. Von der ersten Idee bis zur letzten Schraube.
Erst denken, dann sägen: Die Planung ist dein Fundament
Jedes gute Projekt startet mit einem Bleistift und einem Zettel, nicht mit der Kreissäge. Wer hier schludert, ärgert sich später schwarz. Der Raum unter einer Treppe ist nämlich nie perfekt. Die Wände sind oft ein bisschen schief, der Boden hat vielleicht ein leichtes Gefälle und der Winkel der Treppe ist sowieso immer einzigartig. Deshalb ist genaues Messen das A und O.

Dein Werkzeug für die Wahrheit
Du brauchst kein High-Tech-Equipment, aber was du hast, muss präzise sein.
- Zollstock & Maßband: Ein guter, stabiler Zollstock ist oft zuverlässiger als ein billiges Rollmaßband. Mein Tipp: Miss jede Strecke mindestens zweimal, am besten zu verschiedenen Tageszeiten.
- Digitaler Winkelmesser: Um den exakten Winkel der Treppenschräge zu bekommen, ist das Ding Gold wert. Kostet nicht die Welt (ab ca. 25€ im Baumarkt) und erspart dir unendlich viel Ärger.
- Lange Wasserwaage: Nimm eine, die mindestens 1,20 m lang ist. Damit siehst du sofort, ob Boden und Wände im Lot sind. Du wirst überrascht sein, wie selten das der Fall ist.
- Notizbuch: Mach eine simple Skizze und trag alle Maße sofort ein. Miss die Höhe und Tiefe an mehreren Stellen, nicht nur an einer!
Achtung, Statik! Was du NIEMALS anrühren darfst
Das hier ist der wichtigste Punkt des ganzen Artikels. Nicht jede Wand unter einer Treppe ist nur eine dünne Verkleidung. Manchmal ist sie tragend und stützt die ganze Konstruktion. Bevor du auch nur daran denkst, hier etwas rauszuschneiden, musst du das klären.

Schau in die Baupläne deines Hauses. Wenn du keine hast oder unsicher bist: Frag einen Statiker! Das kostet vielleicht ein paar hundert Euro, aber ein Fehler hier kann dein ganzes Haus gefährden. Das ist keine Übertreibung. Ich hab schon Reparaturen gesehen, bei denen Heimwerker tragende Teile angesägt haben – ein absoluter Albtraum.
Was soll eigentlich rein? Die ehrliche Bestandsaufnahme
Ein Schrank ist nur so gut wie das, was er verstauen kann. Also, was soll bei dir rein?
- Schuhe? Dann brauchst du Fächer mit ca. 35-40 cm Tiefe. Ausziehbare Böden sind hier der pure Luxus.
- Jacken und Mäntel? Plane mindestens 60 cm Tiefe für eine Kleiderstange ein. Die Höhe sollte bei ca. 110 cm für Jacken oder 160 cm für lange Mäntel liegen.
- Der Staubsauger? Miss das Ungetüm aus! Meistens braucht man dafür ein hohes, schmales Fach.
- Getränkekisten? Die sind richtig schwer. Hier müssen die Böden und vor allem die Auszüge bombenfest sein. Denk an Schwerlastauszüge!
Denk das wirklich zu Ende. Nichts ist frustrierender als ein teurer, neuer Schrank, in den am Ende doch nichts richtig reinpasst.

Das Material: Eine Frage des Stils – und des Geldbeutels
Im Baumarkt siehst du einen Dschungel an Holzplatten. Lass uns mal kurz Licht ins Dunkel bringen, damit du die richtige Wahl für dein Projekt und dein Budget triffst.
MDF (Mitteldichte Faserplatte): Das ist der Liebling für alle, die eine glatte, lackierte Oberfläche wollen. Man sieht keine Maserung, perfekt für einen modernen Look. Aber Vorsicht: MDF ist extrem schwer. Eine einzige Platte kann schnell 40-50 kg wiegen. Die alleine zu bändigen ist kein Spaß und gefährlich. Hol dir immer Hilfe! Außerdem hasst es Wasser. Schon ein paar Tropfen lassen es aufquellen. Für den Keller also ungeeignet. Preislich liegst du hier bei ca. 20-30 € pro Quadratmeter. Für Heimwerker ist es okay, aber der Staub beim Sägen ist superfein und ungesund – FFP2-Maske ist absolute Pflicht!
Beschichtete Spanplatte: Der Klassiker für Korpusse und günstige Möbel. Gibt’s in unzähligen Farben. Der große Vorteil ist der Preis, oft schon für 10-20 € pro Quadratmeter zu haben. Für den Schrankkörper im Inneren ist das oft völlig ausreichend. Die Kanten sind aber empfindlich. Einmal mit dem Staubsauger dagegen gestoßen, und du hast eine Macke drin. Für sichtbare Fronten also nur die zweite Wahl.

Multiplex (meist Birke): Das ist mein persönlicher Favorit. Extrem stabil, weil es aus vielen kreuzweise verleimten Schichten besteht. Es verzieht sich kaum und ist deutlich leichter als MDF, aber viel stabiler als Spanplatte. Die gestreifte Kante ist ein tolles Design-Element, das man einfach ölen oder klarlackieren kann. Es ist teurer, ja (rechne mit 40-60 € pro Quadratmeter), aber die Investition lohnt sich. Ein Schrank daraus überlebt dich wahrscheinlich. Für Heimwerker super zu verarbeiten!
Massivholz: Die Königsklasse. Wunderschön, natürlich und langlebig. Aber es „arbeitet“, das heißt, es reagiert auf Luftfeuchtigkeit. Große Türen können sich verziehen. Das erfordert viel Erfahrung in der Konstruktion und ist mit Abstand die teuerste Option. Ehrlich gesagt, für einen passgenauen Einbau unter einer schrägen Treppe ist das eher was für Profis.
Die Konstruktion: Von schnell & günstig bis zur Meisterklasse
Es gibt viele Wege, die nach Rom führen. Welcher für dich der richtige ist, hängt von deinem Können, deinem Geldbeutel und deiner Geduld ab.

Für Anfänger: Die offene Regal-Lösung in 4 Schritten
Das ist die einfachste und günstigste Variante. Sieht nicht ganz so aufgeräumt aus, ist aber unschlagbar praktisch. So gehst du vor:
- Genau messen und planen: Zeichne dir auf, wie die Seitenwände und Regalböden aussehen sollen.
- Einkaufsliste schreiben: Zum Beispiel: 2 Multiplexplatten (18mm) für die Seiten, 4 Bretter für die Regalböden, ein Päckchen gute Schrauben (z.B. Spax 4x50mm), Holzdübel.
- Der Profi-Trick: Lass dir die Platten direkt im Baumarkt zusägen! Der Zuschnitt-Service ist meistens günstig und viel genauer als jeder Versuch mit der Stichsäge zu Hause. Die Schräge für die Seitenwand schneidest du am besten mit einer Handkreissäge und Führungsschiene.
- Zusammenbauen: Verschraube die Böden mit den Seitenwänden. Kleiner Tipp: Bohre die Löcher vor und nutze zusätzlich Holzdübel. Das gibt extra Stabilität.
Kostenpunkt: Fürs Material bist du hier mit ca. 200-400 € dabei.
Zeitaufwand: Ein geübter Heimwerker schafft das an einem Wochenende.
Der Klassiker: Ein Schrank mit Türen
Hier baust du einen kompletten Korpus, der in die Nische passt, und setzt Türen davor. Das sorgt für eine ruhige Optik. Die Herausforderung ist die schräge Tür oben. Am einfachsten ist es, wenn du rechteckige Türen baust und das Dreieck oben mit einer festen Blende verschließt. Für die Türen brauchst du Topfscharniere, die du mit einem Forstnerbohrer einlassen musst. Das erfordert schon etwas mehr Präzision.

Die Meisterlösung: Schubladen und Vollauszüge
Das ist die absolute Luxus-Variante. Statt Türen baust du riesige Schubladen oder ganze Schrankmodule auf Auszügen. So kommst du an den hintersten Winkel, ohne reinkriechen zu müssen. Hier musst du in hochwertige Beschläge investieren (gute Marken sind z.B. Blum oder Hettich). Die bekommst du als Privatperson am besten in spezialisierten Online-Shops für Möbelbeschläge. Aber Achtung: Das erfordert millimetergenaues Arbeiten. Ein kleiner Fehler, und die Schublade klemmt. Das ist eher was für Fortgeschrittene oder den Profi.
Kostenpunkt vom Tischler: Eine solche Maßanfertigung ist eine echte Investition. Rechne hier mal realistisch mit 2.500 € aufwärts, je nach Material und Ausstattung.
Zeitaufwand für den Profi: Meistens 2-3 Tage für den Einbau vor Ort.
Wann du lieber den Profi rufen solltest
Ich finde es super, wenn Leute Dinge selbst in die Hand nehmen. Aber sei ehrlich zu dir selbst. Ein offenes Regal ist machbar. Ein perfekt eingepasster Schrank mit lackierten Fronten und sanft schließenden Auszügen ist eine andere Hausnummer. Dafür braucht man Werkzeug, das sich für ein einzelnes Projekt niemals lohnt.

Ein Profi bringt nicht nur sein Werkzeug mit, sondern vor allem Erfahrung. Er sieht Probleme, bevor sie entstehen, und hat für jede schiefe Wand eine Lösung parat. Und du hast am Ende Gewährleistung. Das Ergebnis ist einfach auf einem anderen Level und wertet dein Zuhause dauerhaft auf.
Egal, für welchen Weg du dich entscheidest: Nimm dir die Zeit für eine gute Planung. Dann wird aus dem ungenutzten Raum unter deiner Treppe ein Ort, der dir jeden Tag Freude macht.
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Wie schaffe ich es, dass der neue Einbau nicht wie ein Fremdkörper wirkt?
Der Trick ist die visuelle Integration. Streichen Sie die Fronten im exakt gleichen Farbton wie die umgebenden Wände – idealerweise mit einer hochwertigen, matten Farbe wie die von Farrow & Ball, die für ihre subtile Tiefe bekannt ist. Führen Sie zudem die bestehende Sockelleiste am neuen Einbau weiter. Dieser kleine, oft übersehene Schritt lässt die Maßanfertigung aussehen, als wäre sie schon immer Teil des Hauses gewesen.

Laut einer Studie der Princeton University kann ein unaufgeräumtes Umfeld die Konzentrationsfähigkeit und die Verarbeitung von Informationen signifikant einschränken.
Ihr neuer Stauraum unter der Treppe ist also mehr als nur praktisch – er ist eine Investition in Ihre mentale Klarheit. Indem Sie alltäglichen Gegenständen wie Schuhen, Rucksäcken und dem Staubsauger einen festen Platz geben, schaffen Sie nicht nur Ordnung, sondern auch einen ruhigeren, fokussierteren Wohnraum.

MDF oder Multiplex? Die richtige Platte ist entscheidend für das Finish und die Haltbarkeit.
Lackiertes MDF: Ihre Wahl für eine perfekt glatte, fugenlose Oberfläche. MDF-Platten sind formstabil und lassen sich hervorragend lackieren, was ideal für einen modernen, nahtlosen Look ist. Sie sind jedoch empfindlich gegenüber Feuchtigkeit an den Kanten.
Geöltes Birkensperrholz (Multiplex): Perfekt, wenn Sie eine natürliche, warme Holzoptik mit sichtbarer Kante im skandinavischen Stil bevorzugen. Es ist extrem robust und verzeiht auch mal einen Stoß.

- Vollauszüge, damit Sie auch an die hinterste Ecke der Schublade kommen.
- Soft-Close-Scharniere für ein leises und sanftes Schließen der Türen.
- Grifflose Push-to-Open-Mechanismen für eine minimalistische Optik.
Das Geheimnis? Hochwertige Beschläge machen den Unterschied. Investieren Sie in Markenqualität von Herstellern wie Blum oder Hettich. Sie kosten etwas mehr, aber die Langlebigkeit und der tägliche Nutzungskomfort sind es wert.

Denken Sie über den reinen Stauraum hinaus und schaffen Sie eine Atmosphäre. Eine kleine, eingebaute Leseecke mit einem maßgefertigten Polster kann den oft übersehenen Raum in einen gemütlichen Rückzugsort verwandeln. Integrieren Sie eine schwenkbare Wandleuchte, zum Beispiel die

Der vergessene Faktor: Beleuchtung. Der Raum unter der Treppe ist naturgemäß der dunkelste Ort im Flur. Planen Sie von Anfang an Licht mit ein! Selbstöffnende Schränke mit integrierten LED-Leisten, die per Sensor angehen, fühlen sich nicht nur luxuriös an, sondern sind auch extrem praktisch. Alternativ sind batteriebetriebene LED-Spots mit Bewegungsmelder eine einfache Nachrüstlösung, die ohne Elektriker auskommt.

Der durchschnittliche Wert einer Immobilie kann durch clevere und gut umgesetzte Stauraumlösungen um bis zu 3-5 % steigen.
- Ein ausziehbarer Apothekerauszug für Schuhe oder Reinigungsmittel.
- Eine integrierte, gepolsterte Hundehöhle als gemütlicher Rückzugsort für den Vierbeiner.
- Ein flacher Auszug auf Rollen für die Spielzeugkisten der Kinder.
- Ein verstecktes Weinregal, das die kühle Bodentemperatur nutzt.




