Dein Guide für die Rauhnächte: Wie du mit Rauch und Ritualen Klarheit für das neue Jahr schaffst

von Angela Schmidt
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Kennst du das auch? Diese besondere Stille, wenn zwischen den Jahren die Welt irgendwie den Atem anzuhalten scheint. Die meisten Aufträge sind erledigt, die Hektik von Weihnachten ebbt langsam ab, und es beginnt eine Zeit, die sich einfach anders anfühlt. In vielen alten europäischen Traditionen nennt man diese Phase die Rauhnächte – eine Zeit nicht für Lärm und Trubel, sondern für Einkehr und Besinnung.

Ich bin mit diesen Bräuchen groß geworden. Mir wurde schon früh gezeigt, wie man das Haus und die Werkstatt nicht nur aufräumt, sondern energetisch für das neue Jahr vorbereitet. Es ging darum, die alte, schwere Energie des vergangenen Jahres loszuwerden, um Platz für Neues zu schaffen. Und das wichtigste Werkzeug dafür war schon immer der Rauch. Auch wenn das Wissen uralt ist, hat es in unserer modernen, schnellen Welt eine unglaubliche Kraft.

Was steckt eigentlich hinter den Rauhnächten?

Um das zu verstehen, müssen wir uns kurz von unserem heutigen Kalender lösen. Früher richtete man sich oft nach zwei Systemen: dem Mondkalender (mit etwa 354 Tagen) und dem Sonnenkalender (mit 365 Tagen). Da klafft eine Lücke von elf Tagen und zwölf Nächten. Diese Tage waren quasi „übrig“ und galten als eine Art Niemandsland in der Zeit, in dem die Schleier zur Anderswelt dünner sein sollten.

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Die genaue Zeitspanne ist je nach Region ein bisschen unterschiedlich, aber meistens fängt es in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember an und geht bis zur Nacht vom 5. auf den 6. Januar. Jede dieser zwölf Nächte steht symbolisch für einen Monat des kommenden Jahres. Die erste Nacht für den Januar, die zweite für den Februar und so weiter. Was man in diesen Nächten träumte oder erlebte, wurde als Omen für den jeweiligen Monat gedeutet.

Übrigens, es gibt kein „richtig“ oder „falsch“. Im Alpenraum sind die lauten Perchtenläufe bekannt, bei denen wilde Gestalten mit Glocken die Wintergeister vertreiben – ein sehr nach außen gerichtetes Ritual. In anderen Gegenden ist es stiller, persönlicher und dreht sich mehr um das Räuchern im eigenen Zuhause. Finde einfach den Weg, der sich für dich gut anfühlt.

Die Kunst des Räucherns: Eine praktische Anleitung

Das Räuchern ist das Herzstück der Rauhnächte. Der Rauch reinigt nicht nur die Luft von Keimen, sondern symbolisch auch die Räume von alten Energien – von Streit, Sorgen oder Krankheit, die sich über das Jahr angesammelt haben.

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Unser Geruchssinn ist direkt mit unserem emotionalen Zentrum im Gehirn verbunden. Düfte können unsere Stimmung blitzschnell verändern. Und genau das nutzen wir hier ganz gezielt, um eine Atmosphäre der Reinigung, des Schutzes und des Segens zu schaffen.

Deine Grundausstattung: Was du wirklich brauchst

Vergiss die billigen Räucherstäbchen aus dem Supermarkt, die oft nur nach künstlichem Parfum riechen. Wir arbeiten mit reinen, natürlichen Materialien. Das Gute ist: Du brauchst anfangs gar nicht viel.

Dein Anfänger-Set zum Selberzusammenstellen:

  • Eine feuerfeste Schale: Eine einfache Schale aus Ton oder Keramik ist perfekt. Die bekommst du in Esoterikläden oder online für ca. 10-15 €.
  • Räuchersand: Füllt die Schale, um die Hitze der Kohle zu isolieren. Ein Beutel kostet ein paar Euro. Kleiner Spar-Tipp: Normaler, trockener Vogelsand aus der Drogerie für ca. 2 € tut es auch!
  • Räucherkohle: Das sind kleine, selbstzündende Tabletten. Eine Rolle mit 10 Stück kostet um die 3 €. Achte auf gute Qualität, damit sie nicht zu stark nach Chemie riecht.
  • Eine Zange: Unverzichtbar, um die heiße Kohle anzufassen. Eine alte Grillzange oder eine spezielle Kohlezange (ca. 5 €) funktioniert super.
  • Räucherwerk für den Start: Hol dir ein Tütchen getrockneten Beifuß zur Reinigung und etwas Weihrauch für den Segen. Beides zusammen kostet etwa 8-10 €.

Du siehst, mit rund 30 € bist du für den Anfang bestens ausgestattet. Das meiste davon findest du in gut sortierten Esoterikläden oder bei spezialisierten Online-Händlern.

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Intensiver Rauch oder sanfter Duft? Kohle vs. Stövchen

Für viele ist der dichte Rauch der Kohle einfach zu viel, besonders in einer Mietwohnung. Die Angst vor dem Rauchmelder oder den Nachbarn ist da total verständlich. Aber keine Sorge, es gibt eine geniale Alternative.

Die klassische Methode mit Kohle ist kraftvoll und intensiv. Der Rauch ist dicht und reinigt sehr gründlich. Das ist ideal für eine große Grundreinigung zu Beginn der Rauhnächte oder wenn du das Gefühl hast, dass wirklich dicke Luft herrscht.

Die sanfte Methode mit einem Räucherstövchen ist die perfekte Lösung für den Alltag und für empfindliche Nasen (oder Rauchmelder). Ein Stövchen ist ein kleiner Halter mit einem Sieb, unter dem ein Teelicht brennt. Die Kräuter werden nur erhitzt, nicht verbrannt. Das erzeugt kaum sichtbaren Rauch, aber einen wunderbar feinen, klaren Duft. Ideal für eine kleine Meditation oder wenn Kinder und Haustiere im Haus sind.

Das Herzstück: Was kommt in die Schale?

Jede Pflanze hat ihre eigene Energie. Ich empfehle immer, mit heimischen Kräutern zu starten, die in unserer Umgebung wachsen.

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  • Beifuß: Das Kraut Nummer eins für die Reinigung. Riecht herb, krautig und klärt die Energie im Raum extrem gut.
  • Wacholder: Die Zweigspitzen oder Beeren sind ein starkes Schutzmittel. Der würzige Rauch desinfiziert und vertreibt negative Schwingungen.
  • Salbei: Unser heimischer Gartensalbei reinigt ebenfalls super, ist aber etwas sanfter als Beifuß. Er klärt den Geist und hilft, sich zu konzentrieren.
  • Fichten- oder Kiefernharz: Das Gold des Waldes. Wenn du spazieren gehst, findest du oft Harztropfen an Bäumen. Nimm nur, was der Baum freiwillig hergibt! Der Duft ist waldig, balsamisch und wirkt erdend und segnend.
  • Weihrauch & Myrrhe: Die zeitlosen Klassiker. Weihrauch hebt die Stimmung und ist perfekt für den Segen, während die erdige Myrrhe uns zur Ruhe kommen lässt und uns erdet.

Schritt für Schritt: Dein Räucherritual zu Hause

Ein Ritual braucht eine klare Struktur, das hilft dem Geist, sich zu fokussieren. Und ganz wichtig: Nimm dir Zeit, Hektik hat hier nichts verloren.

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  1. Vorbereitung: Räum vorher gründlich auf und putz einmal durch. Die äußere Ordnung hilft der inneren. Lüfte einmal kurz stoßweise, dann schließ die Fenster wieder.
  2. Kohle anzünden: Geh damit am besten auf den Balkon oder an ein offenes Fenster. Halte die Kohle mit der Zange und zünde sie an. Sie zischt und sprüht kurz Funken. Leg sie dann in die Sandschale und warte unbedingt, bis sie aufhört zu knistern und eine feine, weiße Ascheschicht hat. Das dauert gut 5-10 Minuten. Achtung, Anfängerfehler: Wenn sie noch schwarz ist, geht sie oft wieder aus!
  3. Räucherwerk auflegen: Leg eine kleine Prise deiner Mischung auf die glühende Kohle – etwa so viel, wie auf einen viertel Teelöffel passt. Ich erinnere mich noch gut, wie ich als junger Kerl mal die halbe Werkstatt eingenebelt habe, weil ich zu viel Harz draufgepackt habe. Glaub mir, weniger ist hier wirklich mehr!
  4. Der Rundgang zur Reinigung: Beginne an deiner Haustür. Geh nun gegen den Uhrzeigersinn durch alle Räume. Ja, wirklich alle – auch Bad, Klo und Abstellkammer, denn Energie sammelt sich überall. Fächle den Rauch mit einer Feder oder der Hand sanft in alle Ecken und sprich dabei deine Absicht aus, z. B.: „Alles Alte und Schwere darf jetzt gehen.“
  5. Der Rundgang für den Segen: Wenn du fertig bist, stell die Schale kurz nach draußen. Dann leg eine segnende Mischung (z.B. Weihrauch) auf und geh die gleiche Runde noch einmal, aber diesmal im Uhrzeigersinn. Das ist die segnende, aufbauende Richtung. Deine Absicht könnte sein: „Frieden, Glück und Gesundheit ziehen hier ein.“
  6. Das Wichtigste zum Schluss: Lüften! Öffne jetzt alle Fenster für ein paar Minuten ganz weit. Die Vorstellung ist, dass der Rauch alles Negative gebunden hat und es nun mit nach draußen trägt. Zurück bleibt eine frische, geklärte und positive Energie.
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Mehr als nur Rauch: Die Rauhnächte für die Seele nutzen

Das Räuchern ist die äußere Handlung, aber die eigentliche Magie passiert im Inneren. Diese Zeit ist perfekt für eine ehrliche Bestandsaufnahme.

Dein Rauhnacht-Tagebuch

Besorg dir ein schönes Notizbuch. Notiere dir für jede der 12 Nächte ein paar Dinge:

  • Was hast du geträumt? Träume gelten in dieser Zeit als besonders aussagekräftig.
  • Was ist dir tagsüber Besonderes aufgefallen? Eine Begegnung, ein Gedanke, ein Tier?
  • Wie war das Wetter? Ein alter Brauch sagt, das Wetter einer Rauhnacht spiegelt das Wetter des zugehörigen Monats wider.
  • Wofür bist du an diesem Tag dankbar?

Am Ende hast du eine wundervolle Sammlung von Impulsen für dein kommendes Jahr.

Das Ritual der 13 Wünsche

Ein wunderschöner Brauch: Schreibe vor der ersten Rauhnacht 13 Herzenswünsche für das neue Jahr auf kleine, identische Zettel. Falte sie zusammen und gib sie in ein Kästchen. In jeder der 12 Rauhnächte ziehst du einen Zettel (ohne nachzuschauen!) und übergibst ihn dem Feuer. Damit gibst du den Wunsch symbolisch ans Universum ab.

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Kein Feuer zur Hand? Kein Problem. Du kannst den Zettel auch in ganz kleine Stücke reißen und dem Wind übergeben oder ihn in einen fließenden Bach werfen und davontragen lassen. Die Geste zählt!

Nach der zwölften Nacht bleibt ein Wunsch übrig. Diesen darfst du öffnen. Der Brauch besagt: Um die Erfüllung dieses Wunsches darfst du dich im neuen Jahr selbst kümmern.

Ein Wort zur Sicherheit – bitte lies das!

Bei aller Magie: Wir hantieren mit Feuer. Bitte sei extrem vorsichtig.

  • Stell die Räucherschale immer auf eine feuerfeste Unterlage (ein alter Teller, eine Fliese).
  • Lass glühende Kohle NIEMALS unbeaufsichtigt. Auch nicht für eine Sekunde.
  • Halte Abstand zu Vorhängen, Decken und allem, was brennen kann. Und pass auf Kinder und Haustiere auf.
  • Lösche die Kohle am Ende komplett mit Wasser oder vergrabe sie im Sand, bis sie eiskalt ist.
  • Wenn du Atemwegserkrankungen hast, sei vorsichtig oder nutze lieber gleich das Räucherstövchen.

Mein persönliches Fazit

Die Rauhnächte sind kein Hokuspokus, sondern ein geschenktes Zeitfenster, um aus dem Hamsterrad des Alltags auszusteigen. Es ist eine Einladung, die Verbindung zu dir selbst und zur Natur wieder zu spüren.

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Ob du jeden Abend aufwendig räucherst oder dir einfach nur bewusst Zeit für eine Tasse Tee und deine Gedanken nimmst, ist egal. Entscheidend ist deine Absicht. Nutze diese stillen Tage, um aufzuräumen – im Haus und im Herzen. Lass los, was dir nicht mehr dient, und schaffe Platz für all das Schöne, das im neuen Jahr auf dich wartet.

Bildergalerie

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Der Duft entscheidet: Nicht jeder Rauch ist gleich. Während klassischer Weihrauch (Olibanum) für seine stark reinigende und erhebende Wirkung bekannt ist, wirkt Myrrhe eher erdend und beruhigend. Für den Einstieg ist eine fertige Rauhnachts-Mischung von Spezialisten wie „Berk Esoterik“ oder „Labdanum“ ideal, da sie oft Harze, Kräuter und Hölzer in einem ausbalancierten Verhältnis kombinieren.

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Der Beifuß (Artemisia vulgaris), oft als das wichtigste heimische Räucherkraut bezeichnet, galt bei den Kelten und Germanen als Schutzpflanze, die das Tor zur Anderswelt öffnen kann.

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Muss es immer teures Harz sein?

Nein, die Natur vor unserer Haustür bietet kraftvolle Alternativen. Getrockneter Salbei aus dem Garten wirkt stark reinigend. Tannennadeln oder Fichtenharz, das man auf einem Waldspaziergang findet, verbreiten einen wunderbar waldigen, klärenden Duft. Wichtig ist nur, die Pflanzenteile gut zu trocknen, bevor sie auf die Kohle oder das Stövchen kommen.

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  • Fördert Klarheit und Fokus
  • Schafft eine Brücke zum Unterbewusstsein
  • Hilft, Träume und Zeichen besser zu deuten

Das Geheimnis? Ein Rauhnachts-Tagebuch. Ein einfaches Notizbuch genügt, um jeden Tag Ihre Gedanken, Träume und besonderen Vorkommnisse festzuhalten. Am Ende der zwölf Nächte werden Sie erstaunt sein, welche Muster sich zeigen.

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Sicherheit geht vor: Eine feuerfeste Schale mit Sand ist die Basis für sicheres Räuchern. Der Sand isoliert die Hitze der Räucherkohle und verhindert, dass das Gefäß springt. Lüften Sie nach jedem Räucherritual kräftig durch, um den alten „energetischen Müll“ und den Rauch buchstäblich nach draußen zu befördern.

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Das leise Knistern der Kräuter auf der glühenden Kohle, der aufsteigende, sich kräuselnde Rauch und der sich langsam im Raum ausbreitende Duft – das Räuchern ist ein Fest für die Sinne. Schließen Sie für einen Moment die Augen und nehmen Sie bewusst wahr, wie sich die Atmosphäre im Raum verändert. Es ist ein Moment purer Präsenz.

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Räucherkohle oder Stövchen?

Räucherkohle: Erzeugt eine hohe Hitze und viel Rauch, ideal für eine intensive Reinigung mit Harzen wie Weihrauch. Die Handhabung erfordert etwas Übung.

Räucherstövchen: Ein Sieb über einem Teelicht erhitzt das Räucherwerk sanfter. Perfekt für empfindliche Nasen und feine Kräuter, deren Duft auf Kohle verbrennen würde.

Für den Start ist ein Stövchen oft die unkompliziertere Wahl.

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„Rituale geben uns das Gefühl von etwas, das größer ist als wir selbst.“ – Eine Studie der University of Toronto zeigte, dass selbst kleine, persönliche Rituale nachweislich Ängste reduzieren und das Gefühl von Kontrolle stärken können.

Die Rauhnächte sind eine perfekte Einladung, diese Kraft für sich zu nutzen. Es geht nicht um Perfektion, sondern um die bewusste Handlung.

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Ein kleiner Altar kann Ihr persönlicher Ankerpunkt während der Rauhnächte sein. Er braucht nicht viel Platz:

  • Eine Kerze für das Licht und die Wärme.
  • Ein Stein oder ein Stück Holz als Symbol für die Erdung.
  • Ihre Räucherschale und Ihr Räucherwerk.
  • Ein Glas Wasser, um die Emotionen zu repräsentieren.

Dieser Ort dient als visuelle Erinnerung an Ihre Intention für diese besondere Zeit.

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Was mache ich mit der Asche nach dem Räuchern?

Die Asche symbolisiert die transformierte, verbrauchte Energie. Werfen Sie sie nicht einfach in den Müll. Eine schöne Tradition ist es, die Asche am Ende der Rauhnächte der Natur zurückzugeben. Vergraben Sie sie im Garten oder streuen Sie sie an einem ruhigen Ort im Wald als symbolischen Akt des Loslassens.

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Die Tradition der „Räuchermänner“ aus dem Erzgebirge ist ein wunderbares Beispiel, wie tief das Räuchern in unserer Kultur verwurzelt ist. Diese kunstvollen Holzfiguren, oft von Traditionsmarken wie KWO oder Richard Glässer, sind nicht nur Dekoration. Der Rauch, der aus ihrem Mund aufsteigt, sollte ursprünglich das Heim segnen und böse Geister vertreiben.

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Stichwort Intention: Bevor Sie mit dem Räuchern beginnen, halten Sie kurz inne. Was möchten Sie loslassen? Was möchten Sie für das neue Jahr einladen? Formulieren Sie einen klaren Gedanken, z.B. „Ich reinige dieses Haus von aller alten Last und öffne es für Freude und Leichtigkeit.“ Diese geistige Ausrichtung verleiht dem Ritual eine tiefere Bedeutung.

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  • Wacholder: Seine Zweige und Beeren wurden traditionell für Schutzrituale und zur Abwehr von negativen Energien verwendet.
  • Salbei: Der Klassiker zur Reinigung von Räumen und Auren. Er wirkt fast wie ein „energetischer Staubsauger“.
  • Styrax: Ein süßlich-balsamischer Harz, der eine liebevolle, herzöffnende und entspannende Atmosphäre schafft. Ideal für die ruhigeren Abende.
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Auch die Stille kann ein Ritual sein. Versuchen Sie, an einem der Abende bewusst auf Musik, Fernsehen oder Gespräche zu verzichten. Zünden Sie nur eine Kerze an, lauschen Sie den Geräuschen des Hauses und der Winternacht draußen. Oft kommen in diesen Momenten der Stille die klarsten Einsichten.

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Wussten Sie schon? Der lateinische Name für Salbei, „Salvia“, leitet sich von „salvare“ ab, was „heilen“ bedeutet. Seine reinigende Wirkung ist also schon im Namen verankert.

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Ich habe die erste Nacht verpasst, kann ich trotzdem mitmachen?

Unbedingt! Die Rauhnächte sind kein starres Dogma, sondern eine persönliche Einladung. Beginnen Sie einfach an dem Abend, an dem Sie Zeit und Ruhe finden. Es geht um Ihre persönliche Einkehr, nicht um das exakte Einhalten eines Kalenders. Jede bewusste Auszeit zwischen den Jahren ist wertvoll.

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Die berühmten Perchten- und Krampusläufe im Alpenraum sind die laute, extrovertierte Seite der Rauhnächte. Mit ihren furchteinflößenden Masken und lauten Glocken sollten sie die Geister des Winters vertreiben. Das stille Räuchern zu Hause ist das introvertierte Gegenstück – beide Traditionen verfolgen dasselbe Ziel: Reinigung und Vorbereitung auf das neue Licht.

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  • Schlechte Organisation: Legen Sie alles bereit, bevor Sie die Kohle anzünden.
  • Zu viel Rauch: Weniger ist oft mehr. Ein kleines Stück Harz oder eine Prise Kräuter genügt.
  • Ungeduld: Geben Sie der Kohle Zeit, vollständig durchzuglühen, bevor Sie das Räucherwerk auflegen.

Der häufigste Fehler? Es zu kompliziert zu machen. Atmen Sie durch, vertrauen Sie Ihrer Intuition und genießen Sie den Prozess.

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Palo Santo: Das „heilige Holz“ aus Südamerika ist bekannt für seinen süßen, warmen Duft. Es wird traditionell nicht auf Kohle verräuchert, sondern direkt angezündet, kurz brennen gelassen und dann ausgepustet. Der Glimmrauch wird dann zur Reinigung genutzt – eine wunderbare, unkomplizierte Alternative für zwischendurch.

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In einer Zeit der ständigen Erreichbarkeit ist die größte Herausforderung der Rauhnächte vielleicht der digitale Detox. Versuchen Sie, das Smartphone für die Dauer Ihres Rituals bewusst in einen anderen Raum zu legen. Schenken Sie sich eine Stunde ungestörter Aufmerksamkeit – ein seltenes und kostbares Gut.

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Der richtige Zeitpunkt: Traditionell wird in den Abendstunden geräuchert, wenn die Dämmerung hereinbricht und die Welt zur Ruhe kommt. In dieser „Zwischenzeit“ gilt die Verbindung zur spirituellen Welt als besonders stark. Finden Sie jedoch den Rhythmus, der in Ihren Alltag passt.

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Der Rauch des Weihrauchs enthält Incensolacetat, eine Substanz, die laut Forschern der Johns Hopkins University auf Hirnareale wirkt, die für Emotionen zuständig sind, und nachweislich angstlösend wirken kann.

Die beruhigende Wirkung ist also nicht nur spiritueller Glaube, sondern auch Biochemie.

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Musik kann die meditative Stimmung der Rauhnächte wunderbar untermalen. Erstellen Sie sich eine Playlist mit ruhigen Klängen:

  • Sanfte Ambient-Musik (z.B. von Brian Eno).
  • Gregorianische Gesänge, die an die klösterliche Herkunft mancher Rituale erinnern.
  • Naturgeräusche wie Windrauschen oder das Knistern eines Feuers.

Am Ende der Rauhnächte, meist am 6. Januar, steht das große Finale. Räuchern Sie noch einmal durch alle Räume, diesmal mit der Intention, Segen und gutes Gelingen für die kommenden zwölf Monate einzuladen. Dies schließt den Kreis und markiert den bewussten Schritt aus der magischen Zwischenzeit hinein in das neue Jahr.

Angela Schmidt

Nach dem Abschluss meines Studiums für Journalismus an der Uni- München, arbeite ich freiberuflich für diverse Formate und Produktionen. Freshideen ist für mich ein gegenseitiges Langzeitprojekt, mit dem ich meinen Alltag viel schöner gestalte. Die Themen der Nachhaltigkeit und der Umwelt bewegen mich am meisten, aber auch die kreativen DIY Ideen finden Platz in meinem Herzen.