Schluss mit Mascara-Fehlkäufen: Dein Profi-Guide für die perfekten Wimpern
Fast jeden Tag in meiner Laufbahn als Kosmetikerin höre ich dieselbe Frage: „Welche ist denn nun die beste Wimperntusche?“ Und meine Antwort enttäuscht vielleicht im ersten Moment, ist aber die ehrlichste, die ich geben kann: Es gibt sie nicht. Ganz einfach.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Schritt 1: Wer bist du? Lerne deine Wimpern kennen
- 2 Schritt 2: Die Bürste – Das Werkzeug ist die halbe Miete
- 3 Schritt 3: Die Formel – Was steckt eigentlich in der Tube?
- 4 Schritt 4: Die Technik – So tuschst du wie ein Profi
- 5 Ein letztes, aber wichtiges Wort: Hygiene!
- 6 Fazit: Du bist jetzt die Expertin
- 7 Bildergalerie
Was bei deiner Freundin mit ihren dichten, kurzen Wimpern für einen Wow-Effekt sorgt, kann deine langen, feinen Wimpern traurig nach unten ziehen. Die Werbung verspricht uns oft das Blaue vom Himmel, aber mal ehrlich: Unsere Wimpern sind so individuell wie unser Fingerabdruck. Darum will ich dir hier auch kein bestimmtes Produkt aufschwatzen.
Stattdessen bekommst du von mir etwas viel Wertvolleres: das Rüstzeug, um selbst zur Expertin für deine eigenen Wimpern zu werden. Wenn du verstehst, was du hast und was du wirklich brauchst, wird der Gang durch die Drogerie von einer Lotterie zu einer zielsicheren Mission. Los geht’s!
Schritt 1: Wer bist du? Lerne deine Wimpern kennen
Bevor wir auch nur an Tusche denken, schauen wir uns den Rohstoff an: deine Wimpern. Schnapp dir einen Vergrößerungsspiegel, geh ans Fenster mit gutem Tageslicht und sei schonungslos ehrlich zu dir selbst. Das ist der wichtigste Schritt, den fast alle überspringen.

Wir achten dabei auf vier Dinge:
- Die Dichte: Stehen die Härchen dicht an dicht wie in einem kleinen Wald oder siehst du Lücken und Haut? Dichte Wimpern brauchen vor allem Trennung, um nicht wie ein schwarzer Balken auszusehen. Spärliche Wimpern schreien nach optischer Verdichtung und Volumen.
- Die Länge: Sind sie eher kurz, mittel oder stoßen sie schon fast an die Augenbrauen? Kurze Wimpern wollen optisch gestreckt werden, während bei langen Wimpern oft schon Volumen oder Schwung reicht.
- Der Schwung: Wachsen sie kerzengerade nach vorn oder haben sie von Natur aus eine schöne Biegung? Gerade Wimpern brauchen einen ordentlichen Push-up-Effekt.
- Die Beschaffenheit: Sind deine Wimpern eher fein und flexibel oder kräftig und ein bisschen drahtig? Feine Wimpern kippen unter schweren Formeln schnell um, kräftige Wimpern können mehr Produkt vertragen.
Hast du das für dich geklärt? Super! Jetzt suchen wir nicht mehr blind, sondern ganz gezielt. Hier sind ein paar typische „Rezepte“:

Dein Plan für kurze & spärliche Wimpern:
Dein Ziel ist klar: Du brauchst Länge UND Dichte. Deine besten Freunde sind Mascaras mit einer schmalen Gummibürste für die Präzision und einer Formel mit kleinen Fasern, die sich an die Wimpernspitzen heften. In der Drogerie könntest du nach etwas wie der L’Oréal Paris Double Extension Ausschau halten (kostet um die 15 €). Wenn du mehr investieren willst, ist die Benefit They’re Real! Magnet Mascara (ca. 30 €) eine Wucht, die wirklich verlängert.
Dein Plan für lange, aber gerade Wimpern:
Du hast die Länge, aber dir fehlt der Schwung. Dein absolutes Must-have ist eine Wimpernzange! Danach brauchst du eine Mascara, die diesen Schwung auch hält. Das schaffen oft wasserfeste Formeln am besten, weil sie die Wimpern quasi in Form „zementieren“. Eine leichtere, aber ebenfalls geniale Alternative sind sogenannte „Tubing Mascaras“, dazu später mehr.
Schritt 2: Die Bürste – Das Werkzeug ist die halbe Miete
Ganz ehrlich, die beste Tusche der Welt ist nutzlos, wenn die Bürste nicht zu dir passt. Die Form und das Material entscheiden darüber, wie das Produkt aufgetragen wird.

Die Materialfrage: Klassische Borsten oder modernes Gummi?
Faserbürstchen sind die dichten, flauschigen Klassiker. Sie nehmen extrem viel Produkt auf und sind daher die Meister des Volumens. Perfekt, wenn du Fülle brauchst. Aber Achtung: Bei falscher Anwendung neigen sie eher zu Klümpchen.
Gummibürstchen (Elastomer) sind eher wie ein kleiner Kamm. Ihre Stärke ist die saubere Trennung und Definition. Sie geben weniger Farbe auf einmal ab und sind ideal für alle, die schon dichte Wimpern haben oder einen sehr sauberen Look bevorzugen.
Und die Form? Die ist kein Marketing-Gag. Eine dicke, bauchige Bürste packt ordentlich Volumen drauf, ist aber bei kurzen Wimpern unhandlich. Eine schmale, gerade Bürste ist super für Präzision und erreicht jeden Winkel. Und eine gebogene Bürste? Die hilft dabei, den Wimpern einen schönen Schwung zu verpassen.
Ich hatte mal eine Kundin mit Schlupflidern und kurzen Wimpern, die mit ihrer riesigen Volumenbürste immer ihr Lid angemalt hat. Ich hab ihr eine ganz simple, schmale Gummibürste in die Hand gedrückt. Plötzlich war alles sauber und definiert. Es war nicht die teurere Mascara, sondern einfach das richtige Werkzeug.

Schritt 3: Die Formel – Was steckt eigentlich in der Tube?
Keine Sorge, das wird keine Chemiestunde. Im Grunde geht es um Wachse für das Volumen, Pigmente für die Farbe und Polymere für den Halt.
Wasserfest oder lieber nicht?
Wasserfeste Mascara ist super für den Sport, bei Regen oder wenn du zu Tränen rührst. Ein riesiger Vorteil: Sie hält den Schwung einer Wimpernzange viel besser. Der Nachteil: Du brauchst zum Abschminken zwingend einen ölhaltigen Entferner. Kleiner Tipp: Die günstigen Zwei-Phasen-Entferner von Garnier oder Nivea aus der Drogerie für ca. 3-5 Euro sind dafür perfekt. Einfach schütteln, aufs Wattepad geben und sanft abnehmen.
Für den Alltag sind wasserlösliche Mascaras aber oft schonender für die Wimpern.
Gut zu wissen: Die „Tubing Mascara“
Das ist mein Geheimtipp für empfindliche Augen oder alle, die Abschminken hassen. Diese Formeln bilden kleine Röhrchen (Tubes) um jede Wimper. Sie sind wischfest, aber lassen sich abends mit warmem Wasser (über 38 Grad) einfach abziehen. Kein Reiben, kein Entferner. Genial! Klassiker sind hier die Clinique Lash Power Mascara (um die 25 €) oder die Produkte von Kevyn Aucoin.

Und was ist mit Mascara-Primern?
Lohnt sich der extra Schritt? Manchmal ja! Ein Primer ist quasi wie Haarspray für die Wimpern. Du trägst ihn vor der eigentlichen Tusche auf. Wenn deine Wimpern ums Verrecken keinen Schwung halten oder du mehr Volumen und Länge rauskitzeln willst, kann ein Primer einen riesigen Unterschied machen.
Schritt 4: Die Technik – So tuschst du wie ein Profi
Du kannst die teuerste Mascara der Welt haben – wenn die Technik nicht stimmt, wird’s nichts. Aber keine Sorge, das ist ganz einfach.
Die Wimpernzange: Dein bester Freund
Bitte, bitte, benutze sie immer vor dem Tuschen auf den sauberen, trockenen Wimpern. Stell dir vor: Deine Wimpern schauen müde nach unten. Mit der Zange öffnest du den Blick sofort, deine Augen wirken wacher und größer – ein Unterschied wie Tag und Nacht, noch bevor der erste Tropfen Farbe im Spiel ist. Setz sie nah am Kranz an, drücke sanft für ein paar Sekunden, rücke ein Stück weiter und wiederhole das. Niemals an getuschten Wimpern anwenden, sie könnten brechen!

Dein Quick Win für heute: Schnapp dir ein Wattestäbchen mit etwas Make-up-Entferner oder Alkohol und reinige deine Wimpernzange. Dauert 30 Sekunden und verhindert, dass sich Bakterien an deinem Auge tummeln. Mach’s am besten jetzt sofort!
Die Zick-Zack-Bewegung
Das ist der wichtigste Trick: Setz die Bürste ganz nah am Wimpernansatz an. Dann bewege sie in einer leichten Zick-Zack-Bewegung, während du sie langsam zu den Spitzen ziehst. So landet das meiste Produkt am Ansatz (für Dichte!) und die Spitzen laufen fein aus. Tschüss, Fliegenbeine!
Mein Profi-Geheimnis für extra Drama: Layering!
Für einen besonderen Anlass mache ich das gerne: Erst eine Schicht verlängernde Mascara mit Gummibürste für saubere Trennung. Kurz antrocknen lassen. Dann eine zweite Schicht einer Volumen-Mascara mit Faserbürste, aber nur ganz nah am Wimpernansatz aufgetragen. Das verdichtet den Kranz ungemein, ohne die Spitzen zu verkleben. Bäm!
Ein letztes, aber wichtiges Wort: Hygiene!
Hier werde ich streng, denn ich habe schon üble Augeninfektionen gesehen. Eine Mascara sollte nach dem Öffnen maximal drei bis sechs Monate verwendet werden. Das ist keine Empfehlung, das ist eine Regel. In der feuchten Tube vermehren sich Bakterien rasend schnell. Riecht die Tusche komisch oder ist trocken? Weg damit, ohne Diskussion.

Und: Teile niemals deine Mascara. Niemals. Nicht mit der besten Freundin, nicht mit der Schwester. Das ist eine der goldenen Regeln in jeder Profi-Ausbildung und sollte auch für dich gelten.
Fazit: Du bist jetzt die Expertin
Siehst du? Es ist keine Raketenwissenschaft. Anstatt blind nach der schönsten Verpackung zu greifen, gehst du jetzt wie ein Profi vor:
- Analysieren: Was habe ich? (Dichte, Länge, Schwung)
- Werkzeug wählen: Was brauche ich? (Volumen- oder Trennungsbürste)
- Formel verstehen: Was soll sie können? (Halt geben, verlängern, sanft sein)
- Technik anwenden: Wie hole ich das Beste raus? (Wimpernzange, Zick-Zack)
Ich hoffe, dieser kleine Einblick hilft dir, in Zukunft mit mehr Sicherheit deine perfekte Mascara zu finden. Es geht nicht darum, perfekt auszusehen, sondern darum, Produkte zu nutzen, die dich zum Strahlen bringen und mit denen du dich einfach wohlfühlst. Probier dich aus und hab Spaß dabei!
Bildergalerie


Die Bürste ist die halbe Miete: Nicht nur die Tusche selbst, auch der Applikator entscheidet über den Look. Generell gilt:
Silikonbürsten: Mit ihren kurzen, festen Borsten sind sie Meister der Definition. Sie trennen jede einzelne Wimper präzise und eignen sich perfekt, um feine Wimpern ohne Klumpen zu verlängern. Ein Klassiker hierfür ist die They’re Real! von Benefit.
Faserbürsten: Die klassischen, buschigen Bürstchen nehmen viel Produkt auf und sind ideal, um Volumen und Dichte aufzubauen. Perfekt für alle, die sich einen dramatischen Augenaufschlag wünschen, wie mit der Lash Paradise von L’Oréal.

Schon mal was von

Der häufigste Fehler: Das Pumpen mit der Bürste im Fläschchen. Diese Bewegung befördert Luft in die Tusche, was sie viel schneller austrocknen lässt und die Bildung von Bakterien fördert. Besser: Drehen Sie die Bürste sanft im Inneren, um Produkt aufzunehmen. So bleibt Ihre Mascara länger frisch und die Anwendung geschmeidiger.


- Verleiht einen sofortigen Volumen- und Längen-Boost.
- Pflegt die Wimpern mit Inhaltsstoffen wie Vitaminen.
- Sorgt dafür, dass die Mascara länger hält und nicht bröckelt.
Das Geheimnis? Ein Wimpern-Primer! Diese oft weiße oder transparente Grundierung wird vor der eigentlichen Tusche aufgetragen und wirkt wie ein doppelseitiges Klebeband für deine Wimpern. Ein Kultprodukt ist der Cils Booster XL von Lancôme.

Für einen optisch dichteren Wimpernkranz, bevor die Mascara überhaupt ins Spiel kommt, sorgt die „Tightlining“-Technik. Nehmen Sie hierfür einen weichen, wasserfesten Kajalstift (z.B. den 24/7 Glide-On Eye Pencil von Urban Decay in „Perversion“) und malen Sie vorsichtig die obere Wasserlinie nach, also den kleinen Hautstreifen unterhalb der Wimpernwurzeln. Das füllt optisch jede Lücke auf und lässt die Wimpern voller und definierter erscheinen.

Man muss kein Vermögen ausgeben. Oft stecken hinter den günstigen Drogerie-Mascaras dieselben Mutterkonzerne – und damit Forschungslabore – wie hinter den Luxusmarken. Die Maybelline Lash Sensational oder die Essence Lash Princess sind virale Hits und Kult-Klassiker, die es locker mit jedem High-End-Produkt aufnehmen können.
- Zick-Zack-Bewegung: Für maximales Volumen die Bürste direkt am Wimpernansatz ansetzen und in leichten Zick-Zack-Bewegungen bis zu den Spitzen ziehen.
- Die Spitzen rollen: Für extra Schwung und Länge die Bürste am Ende der Wimpern kurz nach innen rollen und einen Moment halten.




