Vintage-Schätze für dein Zuhause: Der ehrliche Guide für Teppiche & Tapeten vom Profi
Ein Wort aus der Werkstatt: Wenn „alt“ einfach besser ist
Vintage ist ja gerade überall, oder? In meiner Werkstatt geht so einiges über den Tisch und ich kann dir sagen: Diese Sehnsucht nach Dingen mit Charakter, die ist nicht neu. Seit Jahrzehnten sehe ich Trends kommen und gehen, aber die Liebe zu ehrlicher Handwerkskunst, die bleibt. Für mich ist „Vintage“ kein Modewort, sondern eine Haltung.
Inhaltsverzeichnis
Oft kommen Leute mit Bildern aus Wohnmagazinen zu mir und wollen genau diesen Look. Meine Aufgabe ist es dann, hinter die Hochglanzfassade zu blicken. Ich erkläre den Unterschied zwischen einem echten, handgeknüpften Wollteppich und einer billigen Kopie, die nach zwei Jahren platt ist. Oder warum man eine alte Papiertapete mit Samthandschuhen anfassen muss. Das ist Wissen, das man nicht mal schnell googelt – das lernt man mit den Händen.
Also, sieh diesen Beitrag nicht als Trend-Update. Betrachte ihn als einen Leitfaden aus der Praxis. Für alle, die alte Schätze lieben und sie richtig behandeln wollen. Wir reden über Material, Technik und die kleinen Geheimnisse, die am Ende den großen Unterschied machen.
Teil 1: Der echte Vintage-Teppich – Ein Fundament mit Seele
Ein Teppich ist oft das Herzstück eines Raumes. Er legt die Basis für alles, was folgt. Bei Vintage-Teppichen gilt das umso mehr, denn sie bringen eine Geschichte mit, die man förmlich spüren kann.
Material und Machart: Das musst du fühlen können
Ein echter Vintage-Teppich wurde aus ehrlichen, natürlichen Materialien gefertigt. Das ist das Erste, was ich meinen Leuten beibringe. Du musst das Material erkennen und fühlen können.
- Schurwolle: Das ist der Klassiker. Das Geheimnis guter, alter Wolle? Lanolin, der natürliche Fettgehalt. Das ist quasi die eingebaute Imprägnierung der Natur, die den Teppich robust und schmutzabweisend macht. Streich mal mit der Hand drüber: Fühlt es sich griffig und lebendig an? Perfekt. Synthetik fühlt sich oft unnatürlich glatt an.
- Baumwolle: Meistens bildet Baumwolle das Fundament des Teppichs, das Trägergewebe (man nennt das Kette und Schuss). Das siehst du am besten auf der Rückseite. Wenn die Baumwolle brüchig wirkt oder Stockflecken hat – Achtung! Das deutet auf einen alten Feuchtigkeitsschaden hin.
- Seide: Seidenteppiche sind der pure Luxus und seltener zu finden. Sie haben einen ganz besonderen, fast magischen Glanz. Kleiner Trick: Reibe an einer unauffälligen Stelle kurz und kräftig. Echte Seide wird durch die Reibung warm, synthetische Fasern bleiben kalt.
Übrigens, die wichtigste Frage ist immer: Handgeknüpft oder Maschine? Dreh den Teppich um. Das ist der Moment der Wahrheit. Bei einem handgeknüpften Stück siehst du das Muster auf der Rückseite fast so klar wie vorne. Die Knoten sind leicht unregelmäßig – das ist ein Qualitätsmerkmal, kein Fehler! Eine Maschine webt dagegen gnadenlos gleichmäßig und die Rückseite sieht oft technisch und leblos aus.
Die Prüfung vor dem Kauf: Deine Meister-Checkliste
Wo findet man solche Schätze überhaupt? Klar, bei spezialisierten Händlern, aber die sind oft teuer. Mein Tipp: Halte die Augen auf Flohmärkten, in Auktionshäusern oder auch online auf Plattformen wie Kleinanzeigen offen. Stichworte wie „Perserteppich alt“, „Berber handgeknüpft“ oder „Wollteppich Vintage“ sind ein guter Start. Aber bevor du dein Geld ausgibst, geh diese Checkliste durch:
1. Der Blick auf die Rückseite verrät alles.
Siehst du unregelmäßige, einzelne Knoten? Super, das ist ein Zeichen für Handarbeit. Sieht es perfekt und gitterartig aus? Dann ist es wahrscheinlich maschinell gefertigt.
2. Fühl mal den Flor (gegen den Strich!).
Geh in die Hocke und schau schräg über den Teppich. So siehst du die „Laufstraßen“, also abgetretene Stellen. Ein bisschen Patina ist ja gewollt, aber wenn das Grundgewebe schon durchscheint, wird eine Reparatur richtig teuer. Greif auch mal tief in den Flor. Fühlt er sich spröde und trocken an? Das kann auf eine schlechte Lagerung hindeuten.
3. Die Jagd nach blinden Passagieren.
Der Erzfeind alter Wollteppiche ist die Motte. Such nach kleinen, kahlen Stellen. Manchmal siehst du auch feine Gespinste. Klopf eine Ecke draußen kräftig aus. Fallen kleine, sandige Krümel oder röhrenförmige Kokons raus? Klares Alarmzeichen – Finger weg!
4. Check die Kanten und Fransen.
Die Seiten und Fransen sind die Verschleißteile. Sind sie fest? Oft wurden sie schon mal erneuert. Das ist kein Problem, wenn es gut gemacht ist. Zieh mal vorsichtig dran. Wenn sich etwas löst, muss da ein Profi ran.
Gut zu wissen: Ein guter, handgeknüpfter Vintage-Wollteppich in Wohnzimmergröße (sagen wir mal 2×3 Meter) kann je nach Zustand und Herkunft irgendwo zwischen 400 € und über 2.500 € liegen. Lass dich also nicht von einem vermeintlichen Schnäppchen für 100 € blenden – das ist oft ein Zeichen für schlechte Qualität.
Pflege ist alles: So bleibt dein Schatz schön
Herzlichen Glückwunsch, du hast einen tollen Teppich! Jetzt bloß keine Fehler bei der Pflege machen. Vergiss aggressive Teppichschäume oder Dampfreiniger, die zerstören das natürliche Wollfett.
Der Staubsauger sollte immer auf die niedrigste Stufe und eine glatte Düse ohne rotierende Bürsten eingestellt sein. Diese Bürsten reißen an den alten Fasern. Und was, wenn doch mal das Rotweinglas umkippt? Kein Grund zur Panik! Mein Notfall-Trick: Sofort großzügig Salz draufstreuen, das saugt die Flüssigkeit auf. Einwirken lassen, dann vorsichtig absaugen. Danach nur noch mit einem sauberen, weißen Tuch und lauwarmem Wasser abtupfen. Wichtig: Immer tupfen, niemals reiben!
Eine gute Teppichunterlage ist übrigens keine Option, sondern Pflicht. Sie verhindert nicht nur das Verrutschen, sondern wirkt wie ein Stoßdämpfer und verlängert die Lebensdauer deines Teppichs um Jahre. Achte darauf, dass sie für Fußbodenheizungen geeignet ist, falls das bei dir ein Thema ist.
Alle paar Jahre solltest du aber eine professionelle Grundreinigung in Betracht ziehen. Das kostet zwar, so um die 25 € bis 40 € pro Quadratmeter, aber es ist die beste Investition in die Langlebigkeit deines Teppichs.
Teil 2: Die Vintage-Tapete – Charakter für deine Wände
Okay, bei Tapeten wird’s eine Spur kniffliger. Hier stehst du vor einer wichtigen Entscheidung: Willst du das echte, knisternde Original oder eine moderne Reproduktion mit Vintage-Flair?
Original vs. Reproduktion: Was passt zu dir?
Echte Originaltapeten aus der Zeit vor den 80ern sind selten, oft ein Glücksfund auf einem Dachboden oder bei einem Spezialisten. Sie haben einen unschlagbaren Charme – das Papier, die Druckfarben, das ist einfach was anderes. Aber sei gewarnt: Das Papier ist oft dünn, nicht lichtecht und reißt schnell, wenn es feucht wird. Die Rollen sind kürzer und schmaler, was die Planung erschwert. Kostenpunkt pro Rolle, falls du eine findest: oft zwischen 50 € und 150 €.
Moderne Reproduktionen sind da die deutlich entspanntere Variante. Sie bieten den Look von damals mit der Technik von heute, meist auf einem robusten Vliesträger. Hier gibt es fantastische Manufakturen, oft aus England oder Skandinavien, die sich auf historische Muster spezialisiert haben. Die kosten dann pro Rolle gerne mal 80 € bis 200 €, sind aber lichtbeständig, abwaschbar und viel einfacher zu verarbeiten.
Sicherheit zuerst: Eine ernste Warnung aus der Praxis
Und jetzt kommt ein Punkt, bei dem ich keinen Spaß verstehe. Wirklich, ACHTUNG! In alten Häusern können sich in den Wänden unschöne Überraschungen verbergen.
Früher wurde für bestimmte leuchtend grüne Farbtöne eine Farbe verwendet, die hochgiftiges Arsen enthielt. Wenn solche Tapeten feucht werden, können giftige Stäube entstehen. In manchen Strukturtapeten oder Spachtelmassen aus einer bestimmten Ära könnten außerdem Asbestfasern stecken. Solange das Material fest an der Wand ist, ist alles gut. Aber beim Abreißen oder Schleifen werden krebserregende Fasern freigesetzt.
Ganz ehrlich: Wenn du auch nur den geringsten Zweifel hast, was da an deiner Wand klebt, lass einen Profi eine Probe nehmen. Deine Gesundheit ist wichtiger als jede Nostalgie.
Die Verarbeitung: So geht’s richtig
Egal ob Original oder Nachdruck, die Vorbereitung des Untergrunds ist die halbe Miete. Die Wand muss so glatt sein wie ein Babypopo. Jedes Sandkorn siehst du später. Das heißt: alte Tapeten runter, alles spachteln, schleifen und dann mit einem Tapetengrund grundieren. Plane für die Vorbereitung einer Wand ruhig einen ganzen Nachmittag ein.
Bevor du loslegst, hier mal mein Werkzeugkasten für Papiertapeten: Du brauchst unbedingt reinen Zellulosekleister (Finger weg von dem Universalzeug!), eine weiche Tapezierbürste, einen Moosgummi-Nahtroller (niemals einen aus hartem Plastik, der ruiniert dir das Muster!), ein verdammt scharfes Cuttermesser und natürlich Eimer, Rührstab und Wasserwaage.
Der häufigste Fehler, den ich bei Heimwerkern sehe? Ungleiche Weichzeiten. Jede eingekleisterte Bahn muss exakt gleich lang einweichen (meist 5-10 Minuten). Wenn eine Bahn 5 Minuten und die nächste 8 Minuten liegt, dehnt sich das Papier unterschiedlich. Das Ergebnis? Das Muster passt an der Naht nicht mehr. Super ärgerlich und nicht mehr zu retten.
Teil 3: Das große Ganze – Wie alles zusammenpasst
So, jetzt hast du einen tollen Teppich und eine charakterstarke Tapete. Wie bringst du beides zusammen, ohne dass der Raum aussieht wie bei Hempels unterm Sofa? Das ist die hohe Kunst. Es gibt keine festen Regeln, aber ein paar Leitplanken, die immer funktionieren.
- Einer ist der Star: Entscheide, wer die Hauptrolle spielt. Der laute, gemusterte Teppich? Dann braucht er eine ruhige Tapete als Partner, vielleicht nur mit einer feinen Struktur. Oder die opulente Blumentapete? Dann leg ihr einen eher dezenten, einfarbigen Teppich zu Füßen.
- Finde die Farbbrücke: Such dir eine oder zwei Farben, die in beiden Stücken vorkommen. Ein winziger ockerfarbener Tupfer im Teppich, der sich in einer Blüte der Tapete wiederfindet, schafft eine unbewusste Verbindung und Harmonie.
- Spiele mit den Maßstäben: Ein großes Muster mit einem kleinen zu kombinieren, kann genial aussehen. Ein Teppich mit großen grafischen Formen zu einer Tapete mit winzigen Pünktchen zum Beispiel. Was selten klappt: Zwei mittelgroße, unruhige Muster. Das ist Stress für die Augen.
Ich erinnere mich an ein Projekt in einem wunderschönen Altbau. Die Kundin hatte einen dominanten Orientteppich mit vielen Rot- und Blautönen geerbt. Wir haben ewig nach der perfekten Tapete gesucht und sie dann gefunden: ein sehr feines Rankenmuster in exakt dem tiefen Blau aus dem Teppich. Aus der Ferne wirkte die Wand fast einfarbig, erst beim Nähertreten hat sich der ganze Reichtum des Musters gezeigt. Perfekte Balance!
Ein letzter Gedanke…
Sich mit Vintage-Stücken zu umgeben ist eine tolle Sache. Es ist das genaue Gegenteil von anonymer Massenware. Aber diese alten Schätze verlangen uns auch etwas ab: Geduld bei der Suche, Sorgfalt im Umgang und den Respekt vor der Arbeit der Handwerker, die sie einst geschaffen haben.
Ich hoffe, dieser kleine Einblick aus meiner Welt hilft dir bei deinem Projekt. Fass die Materialien an, lerne ihre Macken kennen und hab keine Angst vor Charakter. Dann wirst du sehr, sehr lange Freude an deinen Stücken haben.
Viel Erfolg dabei!
Bildergalerie
Der authentische Geruch eines alten Teppichs ist Teil seines Charakters. Es ist eine Mischung aus Wolle, Erde und den natürlichen Farbstoffen, die über Jahrzehnte gereift ist. Wenn Sie einen Teppich auspacken, nehmen Sie sich einen Moment Zeit für dieses olfaktorische Erlebnis – es ist der erste Händedruck mit seiner Geschichte, lange bevor Sie das Muster oder die Textur vollständig erfasst haben.
- Trockenreinigung: Bei alten Papiertapeten ist Wasser der Feind. Verwenden Sie einen speziellen Tapetenreinigungsschwamm (oft als „Teigradierer“ bezeichnet), um Staub und oberflächlichen Schmutz sanft abzutragen.
- Fettflecken: Legen Sie ein Löschpapier auf den Fleck und bügeln Sie vorsichtig mit geringer Hitze darüber. Das Papier saugt das Fett auf.
- Niemals schrubben: Die Fasern alter Papiertapeten sind empfindlich und können bei zu starkem Druck aufrauen oder reißen.
Ein simpler Test, der Tränen verhindert: Bevor Sie einen Vintage-Teppich zum ersten Mal reinigen, prüfen Sie die Farbechtheit. Befeuchten Sie ein weißes Baumwolltuch mit kaltem Wasser (ohne Reinigungsmittel) und tupfen Sie damit an einer unauffälligen Stelle, idealerweise auf der Rückseite. Färbt das Tuch ab? Dann sollten Sie die Reinigung unbedingt einem Profi überlassen, um ein „Ausbluten“ der Farben zu vermeiden.
„Habe nichts in deinem Haus, von dem du nicht glaubst, dass es nützlich ist, oder das du nicht für schön hältst.“ – William Morris (1834-1896)
Dieses Zitat des Vaters der Arts-and-Crafts-Bewegung ist die perfekte Leitlinie für die Auswahl von Vintage-Stücken. Ein Teppich wärmt die Füße, eine Tapete schützt die Wand – aber ihre wahre Funktion liegt in der täglichen Freude, die ihre Schönheit uns bereitet.
Wie kombiniere ich eine Mustertapete mit einem gemusterten Teppich, ohne dass der Raum chaotisch wirkt?
Das Geheimnis liegt in der Hierarchie und der Farbklammer. Wählen Sie ein dominantes Muster – entweder die Tapete oder den Teppich. Das zweite Muster sollte zurückhaltender sein, idealerweise in einem anderen Maßstab (z. B. großformatige Blumen an der Wand, kleinteilige Geometrie am Boden). Der entscheidende Trick ist eine gemeinsame Farbpalette: Finden Sie mindestens zwei bis drei Farben, die in beiden Mustern vorkommen. Das schafft eine visuelle Verbindung und sorgt für Harmonie statt Chaos.
Berber-Teppich: Traditionell von den Berberstämmen Nordafrikas handgeknüpft, meist aus ungefärbter Schurwolle mit charakteristischen schwarzen oder braunen Rautenmustern. Der hohe, weiche Flor macht ihn unglaublich gemütlich.
Boucherouite-Teppich: Ein fröhlicher, unkonventioneller Verwandter aus Marokko. Statt Wolle werden hier Stoffreste, recycelte Textilien und Garnreste verwebt. Das Ergebnis ist ein farbenfrohes, einzigartiges Kunstwerk – perfekt für einen eklektischen oder unkonventionellen Stil.
- Verleiht jedem Raum sofortige Tiefe und eine wohnliche Atmosphäre.
- Definiert unterschiedliche Funktionsbereiche in offenen Wohnkonzepten.
- Ermöglicht das Spiel mit Texturen und Mustern für einen kuratierten Look.
Der Profi-Trick? Das Layering von Teppichen. Legen Sie einen kleineren, gemusterten Kelim schräg über einen größeren, neutralen Sisal- oder Jute-Teppich. Das funktioniert besonders gut, um ein altes, aber vielleicht zu kleines Lieblingsstück perfekt in Szene zu setzen.
Die Suche nach dem perfekten Vintage-Stück ist eine Schatzsuche. Flohmärkte und Haushaltsauflösungen sind wahre Goldgruben, aber man muss vorbereitet sein:
- Werkzeug: Immer ein Maßband dabeihaben. Nichts ist ärgerlicher, als wenn der Traumteppich nicht passt.
- Inspektion: Falten Sie den Teppich an mehreren Stellen auseinander und suchen Sie im Flor nach kleinen Löchern oder Gespinsten – ein Hinweis auf Mottenbefall.
- Geruchsprobe: Ein leicht muffiger Geruch ist oft normal und lässt sich lüften. Starker, modriger Geruch deutet auf Feuchtigkeitsschäden hin.
Wussten Sie schon? Der sogenannte „Rapport“ bei Tapeten gibt an, nach wie vielen Zentimetern sich das Muster wiederholt. Bei einem geraden Ansatz wiederholt es sich auf gleicher Höhe, bei einem versetzten Ansatz muss die nächste Bahn um die Hälfte des Rapports verschoben werden. Dies ist entscheidend für die Berechnung der benötigten Rollenanzahl – bei großen Mustern kann der Verschnitt bis zu 30 % betragen!
Die Knotendichte, gemessen in Knoten pro Quadratzentimeter oder -zoll, ist ein entscheidendes Qualitätsmerkmal für handgeknüpfte Teppiche. Ein einfacher Nomadenteppich kann bei 50.000 Knoten pro Quadratmeter liegen, während feine Seidenteppiche über eine Million erreichen können.
Ein Blick auf die Rückseite verrät mehr als die Vorderseite. Je feiner und dichter die Knüpfung, desto schärfer und detaillierter ist das Muster. Streichen Sie mit der Hand darüber: Eine feine Knüpfung fühlt sich fast samtig an.
Hinter vielen ikonischen Vintage-Tapetenmustern stehen große Namen. Die floralen, oft von der Natur inspirierten Drucke von William Morris sind zeitlos. Die kühnen, geometrischen Designs der Bauhaus-Ära, oft von Herstellern wie Rasch produziert, wirken heute noch modern. Und wer es verspielt und farbenfroh mag, sollte nach den Entwürfen des österreichisch-schwedischen Architekten Josef Frank für Svenskt Tenn Ausschau halten – seine Muster sind pure Lebensfreude.
Der richtige Kleister ist kein Detail, er ist die Basis: Alte Papiertapeten sind nicht so feuchtigkeitsbeständig wie moderne Vliestapeten. Ein Standard-Universalkleister enthält oft zu viel Wasser und Kunstharz, was die alte Tapete quellen, durchweichen und sogar reißen lassen kann. Greifen Sie stattdessen zu einem reinen Methylcellulose-Kleister. Er trocknet langsamer und gleichmäßiger und lässt sich im Notfall auch nach Jahren noch leichter entfernen.
Was genau bedeutet „Overdyed“?
Das ist ein Veredelungsprozess, bei dem alte, oft abgenutzte anatolische oder persische Teppiche einer speziellen Behandlung unterzogen werden. Zuerst werden die ursprünglichen Farben durch ein tiefes Entfärben neutralisiert, wobei das ursprüngliche Muster als „Geisterzeichnung“ erhalten bleibt. Anschließend wird der gesamte Teppich in einem neuen, kräftigen Farbton – wie Saphirblau, Pink oder Smaragdgrün – komplett neu eingefärbt. Das Ergebnis ist ein faszinierender Mix aus alter Struktur und modernem, monochromatischem Look.
Die Sonnenstrahlen, die so schön durchs Fenster fallen, sind der größte Feind von Vintage-Textilien und -Tapeten. UV-Licht bleicht die Farben unumkehrbar aus. Besonders pflanzliche und natürliche Farbstoffe in alten Teppichen sind anfällig. Ein guter UV-Schutz an den Fenstern oder das regelmäßige Drehen des Teppichs alle sechs Monate kann helfen, die Farben länger brillant zu halten und eine einseitige Abnutzung zu verhindern.
- Schubladen und Schrankböden damit auskleiden.
- Geschenkverpackungen einen individuellen Touch geben.
- Die Rückwand eines offenen Regals oder einer Vitrine verschönern.
- Als Passepartout für Bilderrahmen verwenden.
Das Geheimnis? Werfen Sie Tapetenreste niemals weg! Selbst kleine Abschnitte sind zu kostbar und können als kreative Akzente im ganzen Haus wieder auftauchen und für ein stimmiges Gesamtbild sorgen.
Traditionelle Papiertapete: Sie hat eine authentische, leicht raue Haptik und ein mattes Finish. Das Papier „atmet“, was gut für das Raumklima ist. Die Verarbeitung erfordert Geduld: Die Bahnen müssen eingekleistert werden und eine bestimmte Zeit weichen.
Moderne Vliestapete (im Vintage-Stil): Der Träger aus Vlies macht sie extrem robust und rissüberbrückend. Hier wird die Wand eingekleistert, die trockene Tapetenbahn angelegt und angedrückt. Sie ist einfacher zu verarbeiten und später restlos trocken abziehbar.
Echte Wolle kann bis zu 30 % ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen, und diese bei trockener Luft wieder abgeben.
Diese hygroskopische Eigenschaft macht einen Wollteppich zu einem natürlichen Raumklimaregulator. Zusammen mit dem natürlichen Wollfett Lanolin, das schmutz- und wasserabweisend wirkt, ist er nicht nur ein schöner, sondern auch ein hochfunktioneller Bodenbelag, den synthetische Fasern nur schwer imitieren können.
Der Grandmillennial-Stil ist eine liebevolle Hommage an die Wohnkultur unserer Großeltern, aber mit einem modernen Twist. Er feiert Chintz-Stoffe, geblümte Tapeten, Rüschen und dunkle Holzmöbel. Der Look ist gemütlich, persönlich und eine klare Absage an den kühlen Minimalismus. Ein Vintage-Teppich mit floralem Muster oder eine Tapete mit Toile-de-Jouy-Druck sind die perfekten Ausgangspunkte, um diesen charmanten Trend umzusetzen.
Kleine Mottenlöcher oder eine abgetretene Franse – was tun?
Bei hochwertigen Teppichen lohnt sich eine professionelle Restauration fast immer. Ein guter Teppichrestaurator kann Löcher unsichtbar nachknüpfen und Kanten originalgetreu erneuern. Für kleinere, weniger wertvolle Stücke gibt es eine charmante Alternative: Legen Sie den Teppich so unter ein Möbelstück, dass der Schaden verdeckt wird. Eine kleine, abgetretene Stelle kann aber auch einfach als Teil der Geschichte des Teppichs akzeptiert werden – sie zeugt von einem gelebten Leben.
Achtung, Kanten! Ein häufiger Fehler beim Tapezieren alter Papiertapeten ist zu großzügiger Kleisterauftrag an den Rändern. Quillt der Kleister beim Andrücken an den Nähten heraus und wird nicht sofort mit einem sauberen, feuchten Schwamm entfernt, hinterlässt er nach dem Trocknen unschöne Glanzstellen, die sich kaum noch entfernen lassen. Hier ist Präzision gefragt!
Art-Déco-Tapeten (ca. 1920-1940) sind pure Eleganz und Opulenz. Suchen Sie nach symmetrischen, kühnen geometrischen Formen wie Fächern, Sonnenstrahlen (Sunbursts) oder Zickzack-Mustern. Farbpaletten sind oft dramatisch: Schwarz, Gold, Silber und kräftige Juwelentöne wie Smaragdgrün oder Saphirblau. Marken wie Cole & Son haben fantastische Neuauflagen dieser zeitlosen Designs im Programm.
- Lavendelsäckchen: Der Duft ist für uns angenehm, für Motten abschreckend.
- Zedernholz: Blöcke oder Späne aus Zedernholz unter den Teppich legen oder in den Schrank, in dem er gelagert wird.
- Regelmäßiges Staubsaugen: Wichtig ist, auch die Unterseite und den Boden unter dem Teppich zu saugen, da sich hier die Larven gerne einnisten.
Ein Kelim ist kein geknüpfter, sondern ein gewebter Teppich. Dadurch hat er keinen Flor, ist flach, leicht und beidseitig verwendbar. Traditionelle Kelims stammen aus dem anatolischen, persischen oder kaukasischen Raum und zeichnen sich durch ihre kräftigen Farben und geometrischen Muster aus. Jeder Stamm und jede Region hat dabei ihre eigene Symbolsprache, die in die Muster eingewebt ist – von Schutzsymbolen bis hin zu Fruchtbarkeitswünschen.
Ein handgeknüpfter persischer Ghom-Teppich aus Seide mit einer feinen Knotung kann bis zu 1.200.000 Knoten pro Quadratmeter aufweisen. Ein Knüpfer schafft pro Tag etwa 8.000 bis 10.000 Knoten.
Rechnen Sie selbst: Die Herstellung eines solchen Meisterwerks ist eine Arbeit von Monaten, manchmal sogar Jahren. Das relativiert den Preis und macht deutlich, dass man hier nicht nur einen Bodenbelag, sondern ein echtes Kunstwerk erwirbt.
Vintage-Tapeten müssen nicht immer einen ganzen Raum einnehmen. Eine einzelne Wand, tapeziert mit einem ausdrucksstarken Muster, wird zur „Feature Wall“ und kann als Kunstwerk für sich stehen. Besonders wirkungsvoll ist das hinter dem Bett im Schlafzimmer oder hinter dem Sofa im Wohnzimmer. Es ist eine budgetfreundliche Möglichkeit, maximale Wirkung zu erzielen und ein Statement zu setzen, ohne den Raum zu überladen.
