Dein Traum vom Betonboden? Was du WIRKLICH über Sichtestrich wissen musst
Ich weiß noch genau, wie der Trend damals aufkam. Ein Architekt rief mich an und wollte einen geschliffenen Betonboden in einem Wohnzimmer. Meine Kollegen auf der Baustelle haben mich angesehen, als wäre ich verrückt. „Das ist doch was für eine Garage“, meinten sie. Aber ich hab damals schon das Potenzial darin gesehen: diese unglaubliche Ruhe, die Stärke, die pure Ehrlichkeit des Materials.
Inhaltsverzeichnis
- 1 1. Das Wichtigste zuerst: Wir reden über Estrich, nicht über Beton
- 2 2. Das Handwerk: Vom grauen Brei zur edlen Fläche
- 3 3. Die Veredelung: So bekommt der Boden Charakter und Schutz
- 4 4. Die nackte Wahrheit: Kosten, Pflege und Charakter
- 5 5. Thema Altbau & Renovierung: Geht das überhaupt?
- 6 6. Finger weg! Warum das kein DIY-Projekt ist
- 7 Ein Fazit aus der Praxis
- 8 Bildergalerie
Heute ist dieser Look aus modernen Wohnkonzepten kaum mehr wegzudenken. Doch ganz ehrlich? Es kursieren so viele Halbwahrheiten und falsche Vorstellungen. Nach unzähligen Baustellen und vielen Jahren in der Werkstatt weiß ich, was funktioniert und was in einer teuren Enttäuschung endet. Dieser Text hier ist kein Hochglanz-Wohnkatalog. Das ist ein ungeschminkter Einblick aus der Praxis. Ich zeig dir, was ein „Betonboden“ zu Hause wirklich ist, wie er entsteht und worauf du unbedingt achten musst. Damit du am Ende eine Entscheidung triffst, die dich glücklich macht.
1. Das Wichtigste zuerst: Wir reden über Estrich, nicht über Beton
Lass uns direkt mit dem größten Missverständnis aufräumen. Wenn du von einem fugenlosen, glänzenden Boden im Wohnzimmer träumst, meinst du so gut wie nie die tragende Betondecke deines Hauses. Worauf du läufst, was du siehst und fühlst, ist ein Sichtestrich, manchmal auch Designestrich genannt. Und das ist ein Riesenunterschied.

Stell dir den Bodenaufbau wie eine Lasagne vor:
- Ganz unten, die Betondecke: Das ist das massive, tragende Skelett deines Hauses. Voller Stahl, rau, uneben und für die Statik zuständig. Darauf will niemand wohnen.
- Darüber, die Füllung: Hier liegen meist die Dämmung (gegen Lärm und Kälte) und ganz wichtig, die Schläuche deiner Fußbodenheizung.
- Ganz oben, die leckere Schicht: Das ist der Estrich! Normalerweise ist er nur die Basis für Fliesen oder Parkett. Beim Sichtestrich ist er aber der Star – der fertige Bodenbelag selbst.
Übrigens, ein kleiner Tipp am Rande: Ohne Fußbodenheizung würde ich persönlich von Sichtestrich im Wohnbereich abraten. Das Material speichert zwar Wärme super, aber eben auch Kälte. Ohne Heizung fühlte es sich an, als würdest du auf einer Steinplatte laufen – selbst im Sommer unangenehm kühl.
Geduld ist eine Zutat: Warum Estrich Zeit braucht
Estrich ist im Grunde simpel: Zement, Sand, Wasser und ein paar Zusätze. Die eigentliche Magie passiert in der chemischen Reaktion, der sogenannten Hydratation. Das ist kein simples Trocknen wie bei nasser Wäsche an der Leine. Es ist ein Aushärtungsprozess, der Wärme freisetzt und dem Material seine Festigkeit gibt.

Und dieser Prozess braucht Zeit. Viel Zeit. Man sagt, nach etwa vier Wochen hat der Estrich seine Grundfestigkeit erreicht, aber trocken ist er dann noch lange nicht. Im Inneren schlummert noch jede Menge Wasser. Würde man jetzt schon versiegeln, sperrt man die Feuchtigkeit ein. Das Ergebnis? Ein Albtraum aus Flecken, Abplatzungen oder sogar Schimmel unter der schönen Oberfläche.
Wir Profis sprechen von der Belegreife. Das ist der Moment, in dem der Estrich trocken genug für den finalen Schritt ist. Und den prüfen wir nicht nach Gefühl, sondern mit einem speziellen CM-Gerät, das die Restfeuchte misst. Das ist die einzig verlässliche Methode. Rechne also realistisch mit mindestens 4 bis 8 Wochen reiner Wartezeit. Wer hier ungeduldig wird, zahlt am Ende oft doppelt.
Um das mal greifbarer zu machen, hier ein typischer Zeitplan für ein 50qm Wohnzimmer:
- Tag 1-2: Vorbereitung des Untergrunds, Verlegen der Dämmung und der Fußbodenheizung.
- Tag 3: Der Estrich wird eingebracht und geglättet. Die Baustelle riecht nach feuchtem Zement.
- Tag 4 bis ca. Tag 30-45: WARTEN. Lüften, warten, Geduld haben. In dieser Zeit darf der Boden nur vorsichtig betreten werden.
- Nach 4-8 Wochen: Der Profi kommt mit dem CM-Gerät und misst die Restfeuchte. Gibt er grünes Licht? Perfekt!
- Nächste 3-4 Tage: Jetzt wird’s laut! Schleifen, Polieren, Verkieseln und Versiegeln.
- Letzte 2-3 Tage: Die Versiegelung muss vollständig aushärten, bevor Möbel reinkommen.
Du siehst, das ist kein Wochenendprojekt. Gute Planung ist alles!

2. Das Handwerk: Vom grauen Brei zur edlen Fläche
Ein perfekter Sichtestrich ist pure Handwerkskunst. Jeder Schritt muss exakt sitzen, denn Fehler lassen sich später kaum noch kaschieren.
Zuerst wird der Untergrund penibel vorbereitet, die Dämmung verlegt und an allen Wänden werden flexible Randdämmstreifen angebracht. Die sind superwichtig, denn sie geben dem Estrich Platz zum „Atmen“, also zum Ausdehnen und Zusammenziehen bei Temperaturschwankungen. Fehlen die, gibt’s garantiert Spannungsrisse.
Dann kommt der große Moment: Der erdfeuchte Estrich wird in den Raum gepumpt und verteilt. Mit einer langen Latte wird er auf die exakte Höhe abgezogen. Hier braucht es Erfahrung und ein verdammt gutes Auge. Jeder Hügel, jede Delle, die jetzt entsteht, siehst du später für immer.
Kurz darauf folgt der entscheidende Schritt für die Optik: das maschinelle Glätten mit einem sogenannten Flügelglätter. Das Timing ist hier alles. Geht der Handwerker zu früh drauf, versinkt er. Wartet er zu lange, ist der Estrich schon zu hart. Im perfekten Moment fährt er mit der rotierenden Maschine über die Fläche, verdichtet die Oberfläche und holt die feinen Zementanteile hoch. Das erzeugt diese typische, dichte und glatte Roh-Oberfläche.

3. Die Veredelung: So bekommt der Boden Charakter und Schutz
Nach der langen Trocknungsphase beginnt die eigentliche Verwandlung. Mit schweren Planetenschleifmaschinen und Diamantwerkzeugen wird die oberste, unscheinbare Zementschicht Millimeter für Millimeter abgetragen. Das nennt man „das Korn zeigen“, weil dabei die Struktur des Sandes und der kleinen Steinchen im Estrich freigelegt wird. In mehreren, immer feineren Schleifgängen entsteht eine samtweiche Oberfläche, die auf Wunsch bis zum Hochglanz poliert werden kann – ganz ohne Chemie, nur durch Verdichtung.
Apropos Chemie: Ein kleiner Profi-Trick ist die Verkieselung. Zwischen den Schleifgängen wird oft ein Lithiumsilikat aufgetragen. Das Zeug dringt in den Estrich ein und reagiert mit dem Kalk im Zement zu einer extrem harten, kristallinen Struktur. Die Oberfläche wird dadurch viel kratzfester und staubt nicht mehr. Ein kleiner Schritt mit großer Wirkung!
Die Qual der Wahl: Imprägnierung oder Versiegelung?
Ein geschliffener Estrich ist zwar hart, aber ohne Schutz so saugfähig wie ein Schwamm. Jeder Tropfen Rotwein oder Öl würde sofort für immer einziehen. Die Schutzschicht ist also Pflicht. Hier gibt es zwei grundlegende Wege, und keiner ist pauschal besser – es kommt auf dich und dein Leben an.

- Die natürliche Tour: Imprägnierung oder Ölen/Wachsen. Diese Mittel ziehen tief in den Boden ein und schützen ihn von innen, ohne die Oberfläche komplett zu verschließen. Der Boden bleibt atmungsaktiv und fühlt sich unglaublich natürlich und warm an. Der Schutz ist aber begrenzt. Ein Ölfleck muss schnell weggewischt werden. Das ist meine Empfehlung für’s Schlafzimmer oder ein ruhiges Home-Office.
- Die robuste Lösung: Film-bildende Versiegelung. Hier wird eine Schutzschicht aus Polyurethan (PU) oder Epoxidharz aufgetragen. Stell es dir wie einen Klarlack vor, der den Boden komplett abdichtet. Das ist der beste Schutz gegen Flecken und die absolut richtige Wahl für Küchen, Essbereiche und Flure mit Kindern. Gibt’s von seidenmatt bis hochglänzend. Der kleine Nachteil: Ein tiefer Kratzer ist in der Lackschicht und lässt sich nicht so leicht ausbessern.
Mehr als nur Grau: Deine Gestaltungsmöglichkeiten
Ach ja, und Sichtestrich muss nicht immer Industrie-Grau sein! Da geht so viel mehr. Man kann dem frischen Estrich Farbpigmente beimischen und ihn in fast jedem Farbton von Anthrazit über Sandfarben bis hin zu Terracotta einfärben. Das kostet natürlich extra, rechne mal mit 15 bis 30 Euro pro Quadratmeter Aufpreis, je nach Farbe. Auch die Körnung des Sandes spielt eine Rolle. Ein feinerer Sand ergibt eine homogenere Optik, während ein gröberes Korn eine lebendigere, terrazzo-ähnliche Struktur erzeugt. Sprich mit deinem Handwerker darüber, was möglich ist!

4. Die nackte Wahrheit: Kosten, Pflege und Charakter
Jetzt mal Butter bei die Fische: Sichtestrich ist kein billiger Boden. Wer das behauptet, ist nicht ehrlich. Die aufwendige Handarbeit, die teuren Maschinen und vor allem die lange Trocknungszeit, die den ganzen Bauablauf bremst, haben ihren Preis.
Du solltest realistisch mit Gesamtkosten zwischen 120 und 220 Euro pro Quadratmeter rechnen. Nur damit du ein Gefühl dafür bekommst, wie sich das zusammensetzt:
- Der reine Estrich-Einbau (Material und Arbeit) liegt meist so bei 40-60 €/m².
- Der dicke Brocken ist die Oberflächenveredelung. Das Schleifen, Polieren und Versiegeln schlägt je nach gewünschtem Finish und Aufwand nochmal mit 80-160 €/m² zu Buche.
Ein Sichtestrich ist ein Partner mit Charakter. Das heißt, er ist nicht makellos perfekt. Feine Haarrisse können beim Trocknen entstehen und sind oft kein Mangel, sondern Teil seiner Geschichte. Leichte Farbunterschiede oder eine wolkige Optik sind normal und machen jeden Boden zu einem Unikat. Wenn du eine 100% sterile, gleichmäßige Fläche wie bei einer Vinylrolle erwartest, ist das der falsche Boden für dich.

Die Pflege ist dafür super easy. Staubsaugen und feucht wischen reicht. Wichtig ist nur, dass du einen pH-neutralen Reiniger benutzt. Gute Produkte gibt es zum Beispiel von Lithofin oder Fila. Achtung: Niemals Essigreiniger oder andere säurehaltigen Mittel verwenden! Die greifen den Zement an und ruinieren die Versiegelung.
5. Thema Altbau & Renovierung: Geht das überhaupt?
Eine Frage, die immer wieder kommt: Kann ich einen Sichtestrich auch bei einer Sanierung einbauen? Die ehrliche Antwort: Es ist kompliziert, aber manchmal möglich.
Zwei Hauptprobleme gibt es im Altbau:
- Die Aufbauhöhe: Ein klassischer Zementestrich braucht eine gewisse Mindestdicke (ca. 4-5 cm über den Heizrohren). In vielen Altbauten ist dafür einfach kein Platz, ohne dass du Probleme mit Türen oder Treppenanschlüssen bekommst. Es gibt zwar spezielle Dünnschichtsysteme, aber die sind nochmal deutlich teurer.
- Das Gewicht: Estrich ist schwer. Eine alte Holzbalkendecke kann damit schnell überlastet sein. Bevor du hier auch nur einen Gedanken weiter verschwendest, muss ein Statiker die Decke prüfen und sein Okay geben. Ohne Ausnahme!

6. Finger weg! Warum das kein DIY-Projekt ist
Ich sag’s dir ganz direkt: Bitte, bitte versuch das nicht selbst. Das ist eines der wenigen Projekte am Bau, wo Heimwerken fast immer in einer Katastrophe endet. Du brauchst sündhaft teure Spezialmaschinen, die du nicht im Baumarkt leihen kannst. Du musst die Chemie des Materials verstehen und die Trocknung beurteilen können. Und ganz wichtig: Der feine Schleifstaub ist extrem gesundheitsschädlich. Ohne professionelle Absaugung und Schutzausrüstung riskierst du deine Gesundheit.
Such dir lieber einen Profi. Aber wie findest du einen guten?
Checkliste: Fragen, die du deinem Handwerker stellen musst
Ein guter Fachbetrieb wird dir diese Fragen gerne und ausführlich beantworten. Wer hier rumdruckst, ist wahrscheinlich der Falsche.
- Zeigen Sie mir echte Referenzprojekte, die ich mir ansehen und anfassen kann?
- Wie genau prüfen Sie, ob der Estrich trocken genug ist (Stichwort: CM-Messung)?
- Welches Versiegelungssystem empfehlen Sie für meine Küche/mein Wohnzimmer und warum genau dieses?
- Was ist Ihr Plan, wenn während der Trocknung größere Risse entstehen?
- Wie schützen Sie den Rest der Baustelle vor dem feinen Schleifstaub?

Ein Fazit aus der Praxis
Ein Sichtestrich ist so viel mehr als nur ein Boden. Er ist ein Statement. Er ist ehrlich, unfassbar langlebig und entwickelt mit der Zeit eine wunderschöne Patina. Er kann ein treuer, pflegeleichter Begleiter für ein ganzes Leben sein. Aber er verzeiht keine Fehler in der Herstellung und erfordert Geduld.
Wenn du dich dafür entscheidest, investiere in einen echten Könner. Ein guter Handwerker nimmt sich Zeit für deine Fragen. Am Ende bekommst du nicht nur einen Boden, sondern ein echtes Unikat, auf dem es sich einfach gut leben lässt.
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Der Charakter eines Sichtestrichs lebt von seiner Einzigartigkeit. Anders als bei industriell gefertigten Belägen ist keine Fläche wie die andere. Leichte Farbschattierungen, kleine Spuren der handwerklichen Bearbeitung oder die sichtbare Kelleführung – das sind keine Mängel, sondern Echtheitszertifikate. Sie verleihen dem Boden eine Tiefe und Lebendigkeit, die eine perfekt homogene Fläche niemals erreichen könnte.

- Wolle & Filz: Teppiche aus diesen Materialien bringen sofortige Wärme und Gemütlichkeit.
- Samt & Leinen: Weiche Polstermöbel oder schwere Vorhänge schaffen einen luxuriösen Kontrast.
- Messing & Kupfer: Metallische Akzente bei Leuchten oder Deko-Objekten fangen das Licht ein und spiegeln es warm wider.
Das Geheimnis? Der bewusste Kontrapunkt. Harter Boden trifft auf weiche Texturen und verwandelt puren Minimalismus in ein einladendes Zuhause.

„Ein guter Sichtestrich atmet mit dem Haus. Er ist ehrlich, direkt und wird über die Jahre nur schöner.“
Diese Aussage eines Schweizer Architekten bringt es auf den Punkt. Kratzer und kleine Gebrauchsspuren erzählen eine Geschichte und entwickeln eine Patina, ähnlich wie eine alte Holzdiele oder eine Lederjacke. Wer absolute Perfektion sucht, ist hier falsch. Wer aber einen Boden mit Charakter will, wird ihn lieben.

Kann man einen Sichtestrich eigentlich färben?
Ja, unbedingt! Die Zeiten von reinem Betongrau sind vorbei. Durch die Zugabe von Farbpigmenten direkt in die Estrichmasse lässt sich eine enorme Bandbreite an Tönen erzielen – von warmen Sand- und Erdtönen über dezentes Anthrazit bis hin zu sanften Grün- oder Blauschattierungen. Wichtig: Die Farbe wird Teil des Materials, nicht nur eine aufgetragene Schicht. Das Ergebnis ist eine besonders natürliche und langlebige Farbgebung, die sich nicht „abläuft“.

Der häufigste Fehler: Falsche Reinigungsmittel. Scharfe, säurehaltige Reiniger (Essigreiniger!) sind der Tod für die Versiegelung Ihres Bodens. Sie greifen die Schutzschicht an, machen sie stumpf und porös.
- Nutzen Sie milde, pH-neutrale Seifen oder spezielle Steinpflegeprodukte.
- Ein Schuss Wischpflege von Herstellern wie Lithofin im Wasser frischt die Imprägnierung regelmäßig auf.
- Mikrofasertücher sind ideal, um Staub und losen Schmutz trocken aufzunehmen.

Wichtig für die Planung: Die Aufbauhöhe. Ein geschliffener Sichtestrich ist in der Regel dicker als ein normaler Estrich mit Fliesenbelag. Das muss von Anfang an bei Türschwellen, Terrassenübergängen und der Höhe der Kücheninsel berücksichtigt werden. Sprechen Sie Ihren Architekten oder Planer explizit darauf an, um spätere böse Überraschungen und teure Anpassungen zu vermeiden.

PU-Versiegelung: Die robuste „All-inclusive-Lösung“. Sie bildet eine geschlossene, widerstandsfähige Schicht auf dem Estrich. Ideal für Küchen und stark beanspruchte Bereiche, da sie sehr fleckenresistent ist. Der Look ist oft etwas glänzender.
Ölen oder Wachsen: Die natürlichere Variante. Das Öl dringt tief in die Poren ein und „feuert“ die Farbe des Estrichs an. Der Boden bleibt diffusionsoffen, also atmungsaktiv. Er fühlt sich wärmer und samtiger an, ist aber pflegeintensiver und empfindlicher gegenüber Säuren wie Wein oder Zitrone.

Rund 75 % der Energie einer Fußbodenheizung wird als Strahlungswärme abgegeben.
Das bedeutet, sie erwärmt nicht primär die Luft, sondern die Objekte im Raum – Wände, Möbel und natürlich Sie selbst. Ein Sichtestrich ist dafür der ideale Partner. Als massiver Wärmespeicher gibt er diese angenehme Strahlungswärme langsam und gleichmäßig ab, was für ein unvergleichlich behagliches Raumklima ohne Staubaufwirbelung sorgt.

Denken Sie über Akustik nach. Ein großer Raum mit Sichtestrich, Glasfronten und glatten Wänden kann schnell wie eine Halle klingen. Planen Sie von Anfang an schallschluckende Elemente ein, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Große Teppiche, schwere Vorhänge, stoffbezogene Sofas, Bücherregale oder sogar spezielle Akustikpaneele an der Decke können Wunder wirken und den minimalistischen Look perfekt ergänzen.

- Vermeidet unhygienische Fugen, in denen sich Schmutz sammelt.
- Erlaubt eine einfache Reinigung der gesamten Fläche mit einem Wisch.
- Schafft einen ruhigen, großzügigen Gesamteindruck, der die Küchenmöbel wirken lässt.
Das Geheimnis? Eine nahtlose Oberfläche. Gerade in der Küche, wo Hygiene und Pflegeleichtigkeit zählen, spielt ein Sichtestrich seine größten Vorteile aus.

Was, wenn doch mal ein Kratzer entsteht?
Keine Panik. Leichte, oberflächliche Kratzer in der Versiegelung lassen sich oft mit einer speziellen Polish-Paste oder einem Auffrischungs-Set vom Hersteller der Versiegelung behandeln. Bei tieferen Kratzern im Estrich selbst gilt: Sie sind Teil der Patina. Der Versuch, sie punktuell zu reparieren, führt oft zu sichtbaren „Flicken“. Besser ist es, die Gebrauchsspuren als Teil des lebendigen Charakters zu akzeptieren.

Ein Detail mit großer Wirkung: Die Sockelleiste. Statt einer klassischen aufgesetzten Leiste wirkt eine „schattenfuge“ besonders edel. Dabei wird die Wand im unteren Bereich leicht zurückgesetzt, sodass der Boden scheinbar schwebend an die Wand stößt. Eine andere minimalistische Option ist die flächenbündig eingeputzte Sockelleiste, die einen nahtlosen Übergang schafft. Beides unterstreicht den puristischen Charakter des Bodens perfekt.

Sichtestrich ist nicht nur etwas für Neubauten. Auch im Altbau kann er funktionieren, vorausgesetzt die Statik der Decke wird geprüft. Eine Alternative für geringere Aufbauhöhen und weniger Gewicht ist Mikrozement. Diese dünne Spachtelmasse wird in nur 2-3 Millimetern Schichtdicke auf einen bestehenden Estrich oder sogar auf alte Fliesen aufgetragen und erzeugt eine sehr ähnliche, fugenlose Betonoptik.

Der sogenannte „Schüsselungseffekt“ ist eine der größten Gefahren beim Trocknungsprozess.
Dabei trocknet die Oberfläche des Estrichs schneller als die Unterseite, wodurch sich die Ränder der Estrichplatte leicht nach oben wölben. Das ist ein absolutes No-Go für den späteren Schliff. Ein erfahrener Estrichleger verhindert dies durch die richtige Rezeptur, sorgfältiges Abdecken und vor allem durch die Einhaltung der Trocknungszeiten, bevor die Fußbodenheizung in Betrieb genommen wird.

Das sogenannte „Aufheizprotokoll“ ist kein bürokratischer Schnickschnack, sondern die wichtigste Phase für einen rissfreien Boden. Nach einer ersten Trocknungsphase wird die Fußbodenheizung nach einem exakten Zeit- und Temperaturplan langsam hoch- und wieder heruntergefahren. Dieser Prozess entspannt das Material, baut Spannungen ab und provoziert kontrolliert die Bildung notwendiger Haarrisse, bevor der Boden final geschliffen und versiegelt wird.

- Glanzgrad: Matt, seidenmatt oder hochglänzend?
- Farbton: Ein kühles Hellgrau, ein warmes Anthrazit oder ein erdiger Ton?
- Körnung: Soll das „Korn“ (die Sand- und Kieselanteile) nach dem Schleifen sichtbar sein oder bevorzugen Sie eine homogenere Oberfläche?
Diese drei Entscheidungen definieren den finalen Look Ihres Bodens maßgeblich. Lassen Sie sich unbedingt Musterplatten von Ihrem Handwerker anfertigen!

Die unterschätzten Helden: Randdämmstreifen. Diese unscheinbaren Schaumstoffstreifen, die an allen Wänden und Stützen angebracht werden, sind entscheidend. Sie geben dem Estrich den nötigen Platz, um sich beim Trocknen und bei Temperaturschwankungen auszudehnen und zusammenzuziehen, ohne dass unkontrollierte Spannungsrisse entstehen. Eine kleine Komponente mit riesiger Wirkung für die Langlebigkeit des Bodens.

Ist Sichtestrich umweltfreundlich?
Auf den ersten Blick wirkt die Zementherstellung energieintensiv. Doch die Langlebigkeit des Materials relativiert das. Ein Sichtestrich hält bei guter Pflege ein Leben lang und muss nie ersetzt werden. Zudem besteht er aus regional verfügbaren, natürlichen Rohstoffen wie Sand, Kies und Wasser. In Kombination mit einer effizienten Fußbodenheizung kann er sogar helfen, langfristig Heizkosten zu sparen. Hersteller wie HeidelbergCement arbeiten zudem an CO₂-reduzierten Zementarten.

Der Terrazzo-Look, bei dem dem Estrich Schmuckkörnungen wie Marmor- oder Glasbruchstücke beigemischt werden, erlebt ein riesiges Comeback. Durch das Schleifen der Oberfläche werden diese Einschlüsse sichtbar und erzeugen eine einzigartige, lebhafte und extrem edle Optik. Eine wunderbare Möglichkeit, dem minimalistischen Boden einen Hauch von italienischer Eleganz und Individualität zu verleihen.

Ein Quadratmeter Sichtestrich wiegt je nach Dicke zwischen 100 und 140 kg.
Diese hohe Masse macht ihn zu einem exzellenten thermischen Speicher. Im Winter hält er die Wärme der Fußbodenheizung über Stunden, im Sommer hilft er, die Räume auf natürliche Weise kühl zu halten, indem er die Kühle der Nacht speichert. Dieser Effekt der thermischen Bauteilaktivierung sorgt für ein ausgeglichenes und angenehmes Raumklima.

Der Budget-Check: Ein hochwertiger Sichtestrich ist eine Investition. Rechnen Sie mit Kosten zwischen 100 und 200 Euro pro Quadratmeter, je nach Region, Komplexität und gewünschtem Finish. Der Preis setzt sich aus vielen Schritten zusammen: Material, Einbau, mehrfaches Schleifen in verschiedenen Körnungen, Spachteln, Grundieren und die finale Versiegelung. Wer hier am falschen Ende spart, zahlt am Ende doppelt.

Sichtestrich: Ein massiver, gegossener Boden mit 5-7 cm Dicke. Extrem langlebig und ideal als Wärmespeicher für Fußbodenheizungen. Die Optik ist oft etwas wolkiger und „lebendiger“.
Bodenbeschichtung (z.B. Epoxidharz): Eine dünne, auf einen bestehenden Untergrund aufgetragene Schicht. Bietet eine riesige Farbauswahl und eine sehr homogene, glatte Oberfläche. Fühlt sich aber oft kälter und „plastischer“ an.

Hilfe, Rotwein auf dem Boden! Was tun?
Schnelligkeit ist alles! Je besser die Versiegelung, desto mehr Zeit haben Sie. Tupfen Sie Flüssigkeiten sofort mit einem saugfähigen Tuch auf – nicht reiben, das vergrößert den Fleck. Bei öl- oder fetthaltigen Substanzen kann ein spezieller Ölfleckenentferner für Naturstein helfen. Grundsätzlich gilt: Ein gut versiegelter Boden verzeiht viel, aber dauerhaft stehende Säuren oder Fette werden irgendwann ihre Spuren hinterlassen.
Die Illusion eines durchgehenden Bodens über mehrere Räume hinweg ist verlockend, aber technisch heikel. Je nach Raumgröße und Geometrie sind Bewegungsfugen (auch Dehnungsfugen genannt) unerlässlich, um Spannungen im Material abzubauen. Ein Profi wird diese Fugen geschickt in Türdurchgängen oder entlang von architektonischen Linien platzieren und mit dezenten, farblich passenden Silikon- oder Metallprofilen schließen, sodass sie kaum auffallen.




