Vergiss den Tetrapak: So machst du Mandelmilch, die wirklich schmeckt

von Augustine Schneider
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Ich steh schon ewig in der Küche und hab über die Jahre eins gelernt: Die besten Sachen entstehen aus den einfachsten Zutaten. Es geht nicht um Hokuspokus, sondern darum, das Rohmaterial zu verstehen. Das gilt für gutes Brot genauso wie für eine ehrliche, cremige Mandelmilch. Viele fragen mich, warum der ganze Aufwand, wenn man Mandelmilch doch an jeder Ecke kaufen kann. Ganz ehrlich? Weil das Zeug im Karton oft nicht viel mit dem zu tun hat, was wir hier mit zwei Händen und ein bisschen Wissen zaubern können.

Selbstgemachte Mandelmilch ist kein schnöder „Ersatz“. Sie ist ein pures Lebensmittel. Unglaublich nussig, cremig und vor allem ohne die lange Liste an Zusatzstoffen, die die Industrie so liebt. Emulgatoren, Stabilisatoren, zugesetzter Zucker – braucht alles kein Mensch, wenn man weiß, wie es geht. Und genau das zeige ich dir heute. Nicht nur das Rezept, sondern auch das Warum dahinter. Denn wenn du die Logik verstehst, wird das Ergebnis nicht nur gut, sondern genial.

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Was da eigentlich passiert: Mehr als nur gemixte Nüsse

Bevor wir loslegen, lass uns kurz klären, was wir hier eigentlich tun. Mandelmilch ist im Grunde eine Emulsion. Das klingt kompliziert, bedeutet aber nur, dass wir Fett (aus der Mandel) und Wasser in eine stabile Verbindung bringen. Wenn wir die Mandeln im Wasser zerhäckseln, verteilen sich winzige Öltröpfchen. Damit die sich nicht sofort wieder trennen, brauchen wir einen Helfer – einen Emulgator. Das Tolle ist: Die Mandel bringt den gleich mit! Ihre Proteine und feinen Faserstoffe legen sich wie ein Schutzmantel um die Öltröpfchen und halten alles zusammen.

Die Industrie greift da gerne zu zusätzlichen Pülverchen, damit die Milch wochenlang im Regal stehen kann und immer gleich aussieht. Darauf verzichten wir. Unsere Emulsion ist natürlich und daher nicht für die Ewigkeit gemacht. Wenn sich nach einem Tag im Kühlschrank etwas absetzt, ist das kein Fehler, sondern ein Qualitätsmerkmal!

Ach ja, und das Einweichen der Mandeln ist kein optionaler Schritt für Langweiler. Das hat zwei verdammt gute Gründe. Erstens werden die Nüsse butterweich und schonen deinen Mixer, was zu einer viel cremigeren Milch führt. Zweitens wecken wir damit die Mandeln quasi auf. Enzyme werden aktiv und bauen die sogenannte Phytinsäure ab. Die blockiert nämlich die Aufnahme von wertvollen Mineralstoffen wie Kalzium und Magnesium. Durchs Einweichen machen wir die Nährstoffe also besser für unseren Körper verfügbar. Clever, oder?

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Die Zutaten: Wo Qualität den Unterschied macht

Gute Arbeit fängt mit gutem Material an. Bei nur zwei Hauptzutaten gibt es da auch keine Ausreden.

Die Mandeln

Es gibt unzählige Mandelsorten, aber für eine richtig gute Milch brauchst du welche mit einem hohen Fettgehalt. Spanische Sorten sind oft ein Traum – etwas teurer, aber der buttrige Geschmack ist der Hammer. Aber keine Sorge, kalifornische Mandeln tun es auch prima. Ich persönlich schwöre auf ungeschälte Mandeln in Bio-Qualität. In der braunen Haut stecken zusätzliche Aromen und Ballaststoffe, die der Milch mehr Tiefe geben. Wenn du eine schneeweiße Milch willst, nimm blanchierte, aber sei gewarnt: Ein bisschen Geschmack geht dabei flöten.

Kleiner Tipp: Achte unbedingt auf Frische. Ranzige Mandeln versauen dir alles. Der Geruchstest ist dein bester Freund: Eine frische Mandel duftet süßlich-nussig. Riecht sie muffig oder alt-ölig – Finger weg! Schau mal im Bioladen in der Abteilung für lose Ware oder online bei Händlern für Großpackungen. Da bekommt man oft super Qualität für einen fairen Preis und spart sich den Verpackungsmüll.

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Das Wasser

Klingt banal, aber Wasser macht am Ende über 80 % deiner Milch aus. Sehr hartes, kalkhaltiges Leitungswasser kann den Geschmack negativ beeinflussen. Ideal ist gefiltertes Wasser (so eine simple Filterkanne reicht völlig) oder ein stilles Mineralwasser. Ein alter Meister hat mir mal gesagt: „Das Wasser ist der stille Träger des Geschmacks.“ Und hier stimmt das absolut. Übrigens, lauwarmes Wasser (so um die 40-50 °C) hilft, das Fett noch besser aus den Mandeln zu lösen. Das Ergebnis wird dadurch spürbar cremiger.

So geht’s: Die Schritt-für-Schritt-Anleitung (ohne Schnickschnack)

Dieses Vorgehen hat sich bewährt. Es ist einfach, aber jeder Schritt hat seinen Sinn. Nimm dir die Zeit, es sauber zu machen.

Was du brauchst (und was es kostet):

  • 200 g hochwertige Bio-Mandeln: Rechne hier mal mit etwa 3 € bis 5 €, je nachdem, wo du sie kaufst.
  • 1 Liter gefiltertes Wasser, lauwarm.
  • Eine kleine Prise Meersalz: Wir reden hier von Cent-Beträgen.
  • Ein Hochleistungsmixer: Mehr dazu gleich…
  • Ein Nussmilchbeutel oder ein feines Tuch: Ein guter Beutel kostet um die 8 € bis 12 €, hält aber bei guter Pflege ewig. Eine Investition, die sich lohnt.
  • Eine saubere Glasflasche zur Aufbewahrung.
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Schritt 1: Das Einweichen (8-12 Stunden)

Gib die Mandeln in eine große Schüssel und bedecke sie großzügig mit kaltem Wasser. Die saugen sich ordentlich voll, also nimm ruhig die dreifache Menge Wasser. Lass das Ganze bei Raumtemperatur stehen. Länger als 12 Stunden würde ich es aber nicht machen, sonst fängt es an zu gären. Ich erinnere mich, als ich mal Mandeln im Sommer fast 24 Stunden hab stehen lassen… das war keine Milch mehr, das war ein spannendes, aber ungenießbares Experiment!

Keine-Zeit-Hack: Du hast keine 8 Stunden? Kein Problem! Übergieß die Mandeln mit kochendem Wasser und lass sie nur eine Stunde ziehen. Ist zwar nicht die klassische Methode, aber hundertmal besser als gar nicht einweichen!

Schritt 2: Das Spülen

Gieß das trübe Einweichwasser weg. Du wirst sehen, es ist bräunlich und riecht leicht säuerlich. Spül die Mandeln jetzt unter fließendem Wasser gründlich ab, bis das Wasser klar bleibt. Das ist super wichtig, um Stoffe zu entfernen, die die Milch bitter machen könnten.

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Schritt 3: Das Mixen (Der magische Moment)

Jetzt kommt der entscheidende Teil. Gib die sauberen Mandeln, den Liter lauwarmes Wasser und die Prise Salz in den Mixer. Das Salz ist übrigens nicht nur für den Geschmack da, es wirkt auch als milder, natürlicher Konservierer.

Und jetzt zur großen Frage: Brauche ich dafür wirklich so ein 500-Euro-Monster-Gerät? Ehrlich gesagt: Ein Hochleistungsmixer macht es einfacher und das Ergebnis wird feiner. Aber es geht auch ohne! Mit einem normalen Standmixer musst du einfach länger mixen (locker 2-3 Minuten auf höchster Stufe) und die Milch wird vielleicht nicht ganz so samtig. Ein Pürierstab wird schwierig, da er die Mandeln meist nicht fein genug bekommt. Probier aus, was du hast – selbst eine etwas dünnere, selbstgemachte Milch schlägt die gekaufte um Längen.

Schritt 4: Das Filtern (Mit Gefühl, bitte!)

Häng den Nussmilchbeutel in eine große Schüssel und gieß die Mischung langsam hinein. Lass die Flüssigkeit erst mal von alleine durchtropfen. Dann den Beutel oben zusammenfassen und sanft ausdrücken. Arbeite dich von oben nach unten. Nicht wie verrückt wringen, sonst drückst du feinen Mandelschlamm durchs Gewebe. Übrig bleibt eine feuchte, krümelige Masse: der Trester.

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Schritt 5: Abfüllen und Kühlen

Füll die fertige Milch sofort in eine blitzsaubere Glasflasche. Um sie wirklich keimfrei zu machen, kannst du die Flasche vorher mit kochendem Wasser füllen, eine Minute stehen lassen (Vorsicht, wird verdammt heiß!) und das Wasser dann vorsichtig ausgießen. Milch rein, Deckel drauf und ab in den Kühlschrank. Dort hält sie sich 2, maximal 3 Tage. Vor jedem Gebrauch gut schütteln!

Erste Hilfe: Was tun, wenn’s schiefgeht?

Keine Panik, auch Profis haben mal einen schlechten Tag. Hier die häufigsten Pannen und wie du sie löst:

  • Hilfe, meine Milch ist total wässrig! Das liegt meistens am Mixer oder am Verhältnis. Entweder war dein Gerät nicht stark genug, um die Mandeln richtig zu pulverisieren, oder du hast beim nächsten Mal einfach 20-30g mehr Mandeln nehmen.
  • Warum schmeckt meine Milch bitter? Zwei Hauptverdächtige: Entweder waren deine Mandeln nicht mehr die frischesten (der Geruchstest vorab hilft!) oder du hast das Einweichwasser nicht gründlich genug abgespült.
  • Sie hat sich im Kühlschrank getrennt! Glückwunsch! Das ist das beste Zeichen. Es bedeutet, dass keine künstlichen Stabilisatoren drin sind. Einfach vor dem Trinken kräftig schütteln und alles ist wieder cremig.
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Keine Reste, nur Rohstoffe: Was du mit dem Trester machst

Den Trester wegzuwerfen, wäre eine Sünde! Das Zeug ist pures Gold.

  • Mandelmehl herstellen: Verteile den Trester dünn auf einem Backblech und trockne ihn bei 80°C Umluft im Ofen für 2-3 Stunden (lass die Ofentür einen kleinen Spalt offen). Danach einfach im Mixer zu feinem Mehl mahlen. Perfekt für Kekse oder Müsli!
  • Direkt verwenden: Der feuchte Trester ist eine super Zutat für Energiebällchen (mit Datteln und Kakao mischen), als Füllung für Gebäck oder einfach als ballaststoffreiches Topping für deinen Joghurt oder Porridge.

Lust auf mehr? So pimpst du deine Mandelmilch

Wenn du den Dreh raushast, kannst du experimentieren.

  • Cremiger? Für eine „Barista-Version“ zum Aufschäumen nimmst du einfach 250 g Mandeln auf 1 Liter Wasser.
  • Süßer? Wirf 1-2 entsteinte Datteln mit in den Mixer. Gibt eine tolle, natürliche Süße.
  • Aromatischer? Ein Hauch Vanillemark, eine Prise Zimt oder Kardamom dazu – genial! Aber immer dezent bleiben, das feine Mandelaroma soll ja die Hauptrolle spielen.
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Ein Wort zur Sauberkeit: Weil’s frisch ist

Wir arbeiten ohne Konservierungsstoffe, also ist Hygiene das A und O. Alle Geräte müssen wirklich sauber sein. Verlass dich bei der Haltbarkeit auf deine Sinne: Wenn die Milch säuerlich riecht, kipp sie weg. Mach lieber öfter eine kleine, frische Menge. Und denk dran: Mandeln sind ein Allergen. Wenn du für andere was machst, frag vorher nach Allergien!

Und was kostet der Spaß jetzt?

Okay, rechnen wir mal nach. Ein Liter gute Bio-Mandelmilch aus dem Supermarkt kostet dich etwa 2,50 €. Für einen Liter selbstgemachte brauchst du Mandeln für ca. 3-4 €. Ja, sie ist auf den ersten Blick vielleicht einen Ticken teurer. Aber dafür weißt du zu 100 %, was drin ist: nur Mandeln, Wasser und eine Prise Salz. Kein Zucker, keine Verdickungsmittel, keine seltsamen Aromen. Du hast die volle Kontrolle und bekommst ein pures, nahrhaftes Lebensmittel.

Und diesen Unterschied, den schmeckst du. Versprochen. Jeder Schluck ist diese kleine, aber feine Mühe wert.

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Lust auf eine persönliche Note?

Absolut! Deine selbstgemachte Mandelmilch ist die perfekte Leinwand für Geschmacksexperimente. Füge einfach vor dem finalen Mixen deine Lieblingszutaten hinzu. Für eine süße, wärmende Note eignen sich ein bis zwei entsteinte Medjool-Datteln, eine Prise Zimt oder das Mark einer halben Vanilleschote. Ein Teelöffel Ahornsirup sorgt für eine sanfte Süße, während eine winzige Prise Meersalz den nussigen Geschmack intensiviert und die Aromen ausbalanciert. So wird aus einem Grundrezept dein ganz persönliches Getränk.

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Für die cremigste Milch und den vollen Nährwertgehalt sind rohe, ungeschälte Mandeln die erste Wahl.

Warum? Geröstete Mandeln haben durch die Hitze bereits einen Teil ihrer wertvollen, empfindlichen Öle verändert, was die Emulsionsbildung beeinträchtigen kann. Die braune Haut enthält zudem wichtige Ballaststoffe und Antioxidantien, die man nicht missen möchte. Also, greif zu den naturbelassenen Mandeln – deine Milch wird es dir mit einem reineren Geschmack danken.

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Was bleibt, ist pures Gold! Der Trester, also die Mandelmasse, die nach dem Auspressen im Tuch zurückbleibt, ist viel zu schade für den Müll. Dieses sogenannte „Okara“ ist eine nährstoffreiche, ballaststoffreiche Zutat für unzählige Leckereien.

  • Für Energy Balls: Mit Datteln, Kakaopulver und Kokosöl mixen und zu Kugeln formen.
  • Als Mehlersatz: Einen Teil des Mehls in Muffins oder Pancakes damit ersetzen für mehr Saftigkeit.
  • Für herzhafte Cracker: Mit Kräutern, Salz und Leinsamen vermengen, dünn ausstreichen und im Ofen trocknen.

Hochleistungsmixer (z.B. Vitamix, Blendtec): Diese Kraftpakete pulverisieren die eingeweichten Mandeln mühelos zu einer extrem feinen Emulsion. Das Ergebnis ist eine seidig-glatte Milch mit maximaler Ausbeute und minimalem Trester.

Kompaktmixer (z.B. Nutribullet): Auch mit weniger Watt lässt sich tolle Mandelmilch herstellen. Hier ist es umso wichtiger, die Mandeln lange genug (mindestens 12 Stunden) einzuweichen. Die Milch wird vielleicht eine Spur weniger cremig, aber für den Hausgebrauch absolut fantastisch.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.