Dein perfekter Relaxsessel: Worauf es wirklich ankommt (Ein Werkstatt-Insider packt aus)

von Romilda Müller
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In meiner Werkstatt habe ich über die Jahre schon so ziemlich alles gesehen. Da sind diese jahrzehntealten Sessel aus massivem Buchenholz, die nur einen neuen Bezug brauchen und dann wieder dastehen wie eine Eins. Und dann gibt es die anderen… die, die kaum zwei Jahre auf dem Buckel haben und schon ein gebrochenes Gestell oder eine klemmende Mechanik aufweisen. Ganz ehrlich? Meistens sind das die Schnäppchen aus dem Internet.

Das hat mir eins immer wieder gezeigt: Ein guter Relaxsessel ist keine kurzfristige Anschaffung. Er ist eine echte Investition in dein Wohlbefinden für die nächsten 10, 20 oder sogar 30 Jahre.

Viele Leute kommen zu mir und das Erste, worüber sie reden, ist die Farbe oder das Design. Total verständlich, der Sessel soll ja schließlich ins Wohnzimmer passen. Aber als alter Hase aus der Werkstatt sage ich dir: Die wichtigsten Eigenschaften deines zukünftigen Lieblingsplatzes sind komplett unsichtbar. Sie stecken tief im Inneren. Es geht um das Gestell, die Polsterung und die Mechanik. Wenn diese drei Dinge nichts taugen, bringt dir das schönste Leder der Welt gar nichts. Dann hast du ein schickes Möbelstück, das deinem Rücken mehr schadet als nützt.

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Dieser kleine Leitfaden hier soll dir helfen, die richtige Entscheidung zu treffen. Ich zeig dir, worauf es wirklich ankommt – so, als stündest du direkt neben mir in der Werkstatt. Denn ein guter Sessel ist wie ein guter Schuh: Er muss perfekt passen. Nicht nur zur Einrichtung, sondern vor allem zu dir und deinem Körper.

1. Das Fundament: Gestell und Mechanik

Alles fängt mit dem Gestell an. Das ist das Skelett des Sessels. Und wenn das Skelett schwach ist, hilft auch der stärkste Bezug nicht. Das ist das Erste, was meine Lehrlinge lernen: ein Gestell zu beurteilen, mit den Händen und den Ohren.

Woraus das Gestell sein sollte

Ein hochwertiges Gestell besteht aus massivem Hartholz, meistens Buche. Buchenholz ist extrem stabil, zäh und verzieht sich kaum. Die Verbindungen werden klassisch gedübelt, verleimt und oft zusätzlich verschraubt – das hält ewig. Wenn du so einen Sessel anhebst, spürst du sofort das Gewicht. Er fühlt sich satt und solide an. Kleiner Tipp: Klopf mal auf die Armlehne. Ein massives Gestell klingt dumpf und voll.

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Günstige Sessel hingegen haben oft ein Gestell aus Pressspan oder billigem Weichholz. Pressspanplatten können unter Last brechen, besonders da, wo die Mechanik festgeschraubt ist. Und Weichholz wie Fichte hat in tragenden Teilen einfach nichts zu suchen. Solche Gestelle sind federleicht, fühlen sich hohl an und fangen schnell an zu knarren. Ich hab schon Sessel gesehen, bei denen die Armlehne abbrach, weil sich jemand beim Aufstehen abgestützt hat. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern brandgefährlich.

Übrigens: Manche modernen Sessel haben auch Metallrahmen aus Stahl. Das ist völlig in Ordnung, solange die Schweißnähte sauber sind. Eine gute Schweißnaht ist glatt und gleichmäßig. Eine schlechte sieht aus wie eine Raupe und kann unter Belastung reißen.

Die Mechanik: Das Herz der Bewegung

Die Mechanik sorgt für die pure Entspannung. Hier gibt es riesige Unterschiede in Qualität und Funktion. Eine gute Mechanik läuft sanft, leise und ohne zu ruckeln. Punkt.

Lass uns mal die gängigsten Systeme durchgehen:

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  • Manuelle Verstellung per Körperdruck: Das ist der Klassiker. Du drückst dich mit dem Rücken nach hinten, und eine Gasdruckfeder unterstützt die Bewegung. Eine absolut bewährte und langlebige Technik. Wichtig ist nur, dass die Feder auf dein Körpergewicht abgestimmt ist. Ist sie zu schwach, fällst du nach hinten; ist sie zu stark, brauchst du zu viel Kraft. Unbedingt im Laden ausprobieren!
  • Elektrisch mit einem Motor: Hier bewegt ein Motor gleichzeitig Rückenlehne und Fußteil. Das ist bequem, aber die Bewegung ist gekoppelt. Also: Füße hoch bedeutet automatisch auch Rücken zurück. Fürs reine Entspannen super, zum aufrechten Lesen mit hochgelegten Beinen aber eher unpraktisch.
  • Elektrisch mit zwei Motoren: Aus meiner Sicht die beste und flexibelste Lösung. Ein Motor für den Rücken, einer für das Fußteil. Du kannst beides komplett unabhängig voneinander steuern und findest so millimetergenau deine perfekte Position. Aufrecht sitzen und nur die Füße hochlegen? Kein Problem.

Achte auf die Qualität der Motoren. Namhafte europäische Hersteller sind hier oft ein gutes Zeichen für Langlebigkeit. Billige Motoren aus Fernost sind oft laut und geben schnell den Geist auf. Ein leises, sanftes Surren ist normal. Ein lautes Brummen oder Knacken ist ein Alarmsignal. Ach ja, und eine Aufstehhilfe kann Gold wert sein. Hier kippt und hebt ein Motor den Sessel sanft an. Für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit ist das eine gigantische Erleichterung.

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Und was ist mit Zusatzfunktionen wie Massage oder Heizung? Ehrlich gesagt, sehe ich die oft als Erstes in der Reparatur. Wenn du so etwas möchtest, achte darauf, dass es von einem Qualitätshersteller kommt. Oft ist es aber nur Schnickschnack, der den Preis in die Höhe treibt und eine zusätzliche Fehlerquelle darstellt.

2. Das Herzstück: Polsterung und Ergonomie

Die Polsterung entscheidet, ob du nach einer Stunde frisch aufstehst oder mit Rückenschmerzen. Es geht um Ergonomie – der Sessel passt sich dir an, nicht umgekehrt.

Der richtige Schaumstoff macht den Unterschied

Die Seele der Polsterung ist der Schaumstoff. Und weil man ihn nicht sieht, wird hier am häufigsten gespart. Im Grunde gibt es zwei Arten:

  • PUR-Schaum: Das ist der Standard. Gibt’s in vielen Härten. Wichtig ist das Raumgewicht (RG). Für eine Sitzfläche sollte es bei mindestens 35 kg/m³ liegen (RG 35). Ein niedriges RG bedeutet viel Luft, wenig Material – der Schaum ist ruckzuck durchgesessen.
  • Kaltschaum (HR-Schaum): Das ist die hochwertigere Variante. Er ist atmungsaktiver und punktelastischer, gibt also genau da nach, wo Druck entsteht. Für einen guten Relaxsessel empfehle ich immer Kaltschaum mit einem RG von mindestens 40, besser noch 50. Der behält ewig seine Form.

Manchmal findest du auch einen Federkern, oft kombiniert mit Schaumstoff. Ein guter Taschenfederkern ist super langlebig und sorgt für eine gute Belüftung. Drück mal mit der flachen Hand fest rein. Eine gute Polsterung gibt nach, bietet aber einen klaren Gegendruck. Sie darf sich nicht wie ein Wattebausch anfühlen.

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Die goldenen Regeln für deinen Rücken

Ein Sessel passt, wenn er deine Wirbelsäule natürlich stützt. Das findest du nur durch Probesitzen raus. Und damit meine ich nicht 30 Sekunden. Nimm dir mindestens 15 Minuten Zeit und achte auf diese Punkte:

  1. Sitzhöhe: Setz dich ganz nach hinten. Deine Füße sollten flach auf dem Boden stehen, die Knie etwa im 90-Grad-Winkel. Baumeln die Füße, ist der Sessel zu hoch.
  2. Sitztiefe: Zwischen deiner Kniekehle und der Sitzkante sollten noch etwa 3-4 Fingerbreit Platz sein. Ist die Sitzfläche zu tief, rutschst du nach vorn und verlierst den Halt im Rücken.
  3. Sitzbreite: Du solltest bequem Platz haben, aber nicht im Sessel versinken. Die Armlehnen sollten deine Arme entspannt stützen, ohne dass du die Schultern hochziehen musst.
  4. Rückenlehne: Sie sollte im Lendenbereich eine Wölbung haben (Lordosenstütze) und hoch genug sein, um auch die Schultern zu stützen.
  5. Kopfstütze: Ideal ist eine verstellbare Kopfstütze. Sie soll den Nacken stützen, nicht den Kopf nach vorne drücken.

Kleiner Profi-Tipp: Frag nach der „Herz-Waage-Position“. Dabei liegen die Beine leicht über Herzhöhe. Das entlastet den Kreislauf ungemein – die ultimative Entspannung. Sessel mit zwei Motoren können das meistens.

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3. Die Hülle: Welcher Bezug passt zu dir?

Der Bezug ist das, was du siehst und fühlst. Er muss nicht nur gefallen, sondern auch was aushalten. Die Wahl hängt stark von deinem Leben ab. Kinder? Haustiere? Fensterplatz in der prallen Sonne?

Leder: Ein Naturprodukt mit Charakter

Leder ist langlebig, atmungsaktiv und fühlt sich einfach fantastisch an. Aber Leder ist nicht gleich Leder.

  • Pigmentiertes Leder: Die pflegeleichteste Variante. Eine Farbschicht schützt vor Schmutz. Ideal für Familien, aber die natürliche Maserung ist kaum sichtbar.
  • Semi-Anilinleder: Ein super Kompromiss. Eine dünne Schutzschicht lässt die Poren noch atmen und die Hautstruktur erkennen. Fühlt sich wärmer und weicher an.
  • Anilinleder: Die Königsklasse. Unbehandelt, unglaublich weich und warm. Man sieht jede Pore. Aber Achtung: Extrem empfindlich. Jeder Wassertropfen hinterlässt einen Fleck. Nur für echte Liebhaber.

Ein gutes Sessel-Leder sollte zwischen 1,2 und 1,6 mm dick sein. Und riech mal dran! Gutes Leder hat einen dezenten Eigengeruch. Riecht es stark nach Chemie – Finger weg!

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Stoff: Vielfalt ohne Ende

Stoffe bieten eine riesige Auswahl. Achte auf diese drei Werte, die meist irgendwo angegeben sind:

  • Scheuerfestigkeit (Martindale): Für den Alltag zu Hause sind 20.000 Touren das Minimum. Alles über 30.000 ist schon sehr robust.
  • Lichtechtheit (Skala 1-8): Steht der Sessel am Fenster, sollte der Wert mindestens 6 sein, sonst bleicht die Farbe schnell aus. Ansonsten reichen 4-5.
  • Pillingbildung (Skala 1-5): Das sind diese kleinen Stoffknötchen. Ein Wert von 4 oder 5 ist super.

Moderne Mikrofasern sind oft extrem pflegeleicht, während Naturfasern wie Wolle ein tolles Sitzklima schaffen. Da musst du einfach schauen, was dir wichtiger ist.

Die 3 häufigsten Fehler beim Sesselkauf

Bevor du losziehst, möchte ich dir noch die drei Fehler mit auf den Weg geben, die ich immer und immer wieder sehe:

  1. Nur auf die Optik geschaut: Der Sessel sah im Katalog so toll aus, aber nach 30 Minuten tut alles weh. Die inneren Werte zählen!
  2. Nicht lange genug Probe gesessen: Einmal kurz reinsetzen reicht nicht. Du musst die Funktionen testen und wirklich eine Weile drinbleiben, um zu spüren, ob er passt.
  3. Die eigenen vier Wände vergessen: Der riesige Sessel sah im Möbelhaus super aus, aber zu Hause blockiert er jetzt den halben Raum. Miss vorher genau aus, wie viel Platz du hast – auch in der Liegeposition!
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4. Die Anprobe: Dein Praxistest im Laden

Den perfekten Sessel findest du nicht per Mausklick. Du musst ihn erleben. Geh in ein gutes Möbelhaus. Ein guter Verkäufer stellt dir Fragen nach deiner Größe, deinem Gewicht und eventuellen Rückenproblemen.

Keine Zeit? Der 60-Sekunden-Schnellcheck:
Wenn du es eilig hast, mach wenigstens das, um die billigsten Blender zu entlarven:

  • Rütteltest: Rüttel fest an beiden Armlehnen. Wackelt oder knarzt etwas? Schlecht.
  • Gewichtstest: Heb den Sessel an einer Seite leicht an. Fühlt er sich schwer und massiv an? Gut. Fühlt er sich an wie ein Gartenstuhl? Finger weg.
  • Mechanik-Test: Fahr die Mechanik einmal komplett aus und wieder ein. Hörst du laute, kratzende oder knirschende Geräusche? Das ist ein klares No-Go.

Dein Spickzettel für die Hosentasche:
Nimm dir für den eigentlichen Test aber Zeit. Setz dich mindestens 20 Minuten rein. Schließ die Augen. Fahr alle Funktionen durch. Steh auf und setz dich wieder. Passt die Sitzhöhe mit deinen normalen Schuhen? Stützt der Rücken? Ist die Kopfstütze angenehm? Nur so merkst du, ob ihr beide wirklich zusammenpasst.

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5. Sicherheit, Garantie & Pflege

Damit die Freude auch lange währt, noch ein paar letzte, aber wichtige Punkte.

Achte auf Prüfsiegel wie das „GS-Zeichen“ für Geprüfte Sicherheit, besonders bei Modellen mit Aufstehhilfe. Die Mechanik muss so verkleidet sein, dass keine Quetschgefahr für Kinder oder Haustiere besteht.

Gut zu wissen: Frag nach der Garantie. Üblich sind 2 Jahre auf den gesamten Sessel. Viele Qualitätshersteller geben aber freiwillig mehr, zum Beispiel 5 Jahre auf das Gestell, die Polsterung und die Mechanik. Das ist ein starkes Zeichen für Vertrauen in das eigene Produkt.

Und die Pflege? Ein Ledersessel braucht alle paar Monate eine spezielle Lederpflege, damit er nicht austrocknet. Stoffbezüge sollten regelmäßig abgesaugt werden. Die meisten Flecken gehen frisch mit einem feuchten Tuch und milder Seife raus. Lass dir beim Kauf am besten die passenden Pflegehinweise mitgeben.

Ein letztes Wort aus der Werkstatt

Ein Relaxsessel ist so viel mehr als nur ein Möbelstück. Er ist eine Oase der Ruhe und ein Stück Lebensqualität. Lass dich also nicht von Rabattaktionen blenden.

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Rechnen wir mal kurz: Ein Billig-Sessel für 400 €, der nach drei Jahren hinüber ist, kostet dich über 130 € pro Jahr. Ein Qualitätssessel für vielleicht 2.000 €, der 20 Jahre hält, kostet dich 100 € pro Jahr. Aber der wahre Wert liegt in den unzähligen Stunden, in denen du schmerzfrei und total entspannt sitzt. Die sind unbezahlbar.

Grob kannst du mit folgenden Preisklassen rechnen:

  • Einsteigermodelle (manuell, aber mit massivem Gestell): ca. 800 – 1.200 €
  • Gute Mittelklasse (1-2 Motoren, Kaltschaum): ca. 1.500 – 2.500 €
  • Oberklasse (Top-Materialien, Premium-Funktionen): ab 2.500 € aufwärts

Nimm dir die Zeit für die richtige Wahl. Dein Körper wird es dir jeden einzelnen Tag danken.

Romilda Müller

Mein Beruf macht mir echt viel Spaß! Selbst indem ich jeden Tag Beiträge über Themen aus den Bereichen Gartengestaltung, Dekoration, Innendesign, Mode und Lifestyle schreibe, entdecke ich viele interessante Tatsachen. Auch für mich selbst. Zudem schöpfe ich Inspiration für meine eigene Freizeit. Mein Ziel ist es, unserer Leserschaft nützliche Information und unendliche Anregung anzubieten und damit behilflich zu sein. Es freut mich, durch meine Artikel eine große Anzahl von Lesern für unterschiedliche Themen zu begeistern und zu neuen Projekten im Haus und Garten zu ermutigen. Außerdem will ich ihnen gleichzeitig damit Optionen für eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten.