Regal stapeln, aber richtig: So baust du modulare Möbel, die wirklich halten

von Mareike Brenner
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In der Werkstatt sehe ich ständig Ideen für Möbel. Manchmal sind es nur schnelle Kritzeleien auf einer Serviette, manchmal schon detailliertere Entwürfe. Meine Aufgabe ist es dann, aus diesem Gedankenblitz ein echtes, stabiles Möbelstück zu zimmern. Eines, das nicht nur heute super aussieht, sondern auch in vielen Jahren noch seinen Dienst tut. Kürzlich stolperte ich über ein ziemlich kreatives Konzept: ein offenes Regalsystem, das komplett aus gestapelten Holzhockern besteht. Eine spannende Idee, die uns aber direkt zu den wichtigen Fragen führt, wenn es um modulare Möbel geht: Was macht sie so praktisch? Wo lauern die Gefahren? Und worauf musst du achten, wenn du so etwas selbst bauen oder vom Profi anfertigen lassen willst?

Ganz ehrlich? Das Wissen, das ich hier mit dir teile, kommt nicht aus irgendwelchen Büchern. Es ist das Ergebnis aus jahrzehntelanger Arbeit mit Holz. Ich habe gesehen, was bombenfest hält und was schon nach dem zweiten Umzug in sich zusammenfällt. Mein Ziel ist es, dir ein klares Bild zu vermitteln, damit du verstehst, was hinter einem scheinbar simplen Regal steckt. Denn gutes Handwerk ist keine Zauberei, sondern die Summe aus Wissen, Sorgfalt und Respekt vor dem Material.

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Die Physik hinter dem Stapel: Warum Statik kein Zufall ist

Ein modulares Regal, das nur aus gestapelten Elementen besteht, sieht täuschend einfach aus. Aber damit das Ganze nicht zur Gefahrenquelle wird, muss man ein paar grundlegende Dinge beachten. Du kannst nicht einfach irgendwelche Kisten oder Hocker übereinanderstellen und schwere Bücher draufpacken. Das wäre grob fahrlässig. Das Zauberwort hier heißt: Statik.

Stell dir jedes Modul wie einen Baustein vor. Die unterste Reihe trägt das gesamte Gewicht von allem, was darüber kommt. Diese Last muss sauber und senkrecht in den Boden geleitet werden. Jedes einzelne Modul muss also in sich schon stabil sein und darf unter Druck nicht nachgeben. Deshalb wäre ein weiches Holz wie Fichte oder Kiefer für die tragenden Teile eine schlechte Wahl – es würde mit der Zeit Dellen bekommen und die Stabilität gefährden. Harte Hölzer wie Eiche oder Buche sind hier klar im Vorteil.

Ein noch viel größeres Thema ist die Kippsicherheit. Ein hohes, schmales Regal hat einen hohen Schwerpunkt. Ein unachtsamer Stoß, ein kletterndes Kind oder eine tobende Katze – und das Ding kann umkippen. Genau deshalb gibt es für Profis strenge Sicherheitsnormen, die vorschreiben, wie standfest ein Möbel sein muss. Die beste und sicherste Lösung ist fast immer eine Verankerung in der Wand. Ehrlich gesagt ist das in Haushalten mit Kindern oder Haustieren keine Option, sondern eine absolute Pflicht. Ich hab schon Löcher in Wänden gesehen, die von umgefallenen Regalen stammen. Und das war noch der glimpfliche Ausgang.

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Übrigens, kleiner Test für dich: Geh mal zu deinem höchsten Regal zu Hause und rüttle vorsichtig, aber bestimmt daran. Steht es wie eine Eins? Super! Wackelt es bedenklich? Dann weißt du, was deine nächste kleine Wochenend-Mission ist!

Techniken aus der Werkstatt: Was ein stabiles Modul ausmacht

Ein einzelnes Modul, sagen wir ein einfacher Kasten, sieht simpel aus. Ein Laie würde jetzt vielleicht einfach Schrauben von außen durch die Seitenwände jagen. Das hält auch – für eine Weile. Aber Holz „arbeitet“, es dehnt sich bei Feuchtigkeit aus und zieht sich bei Trockenheit zusammen. Die Schrauben lockern sich und irgendwann wackelt die ganze Konstruktion.

Ein Profi greift hier zu bewährten Holzverbindungen. Der Goldstandard ist die Schlitz-und-Zapfen-Verbindung. Sie ist aufwendig, erfordert Präzision, hält aber buchstäblich ein Leben lang. Eine super Alternative, die auch für ambitionierte Heimwerker machbar ist, sind Holzdübel. Hier werden exakte Löcher gebohrt, Leim rein, Dübel rein, fertig. Die Genauigkeit ist hier aber alles. Schon ein halber Millimeter Versatz erzeugt Spannung im Holz.

architekt und designer Elie Metni foto von Charbel Saade

Ach ja, ich erinnere mich da an meine eigene Lehrzeit. Ich war wahnsinnig stolz auf eine perfekte Verbindung, hatte aber vorher nicht die Holzfeuchte gemessen. Das Holz war zu feucht. Ein halbes Jahr später beim Kunden rief dieser an: Ein hässlicher Riss zog sich durch meine tolle Arbeit, weil das Holz nachgetrocknet ist. Diese Lektion habe ich nie wieder vergessen!

Das richtige Holz für dein Projekt (ganz ohne Tabelle!)

Die Holzauswahl ist entscheidend für Optik, Stabilität und auch den Preis. Hier ein kleiner Überblick:

  • Eiche: Der unangefochtene Champion in Sachen Robustheit. Eiche ist extrem hart, langlebig und hat eine wunderschöne, markante Maserung. Sie verzeiht nicht viele Fehler bei der Bearbeitung und ist auch die teuerste Option. Für ein Profi-Stück oft die erste Wahl.
  • Buche: Ein fantastischer Allrounder. Buche ist fast so hart wie Eiche, hat aber eine ruhigere, feinere Maserung und ist deutlich günstiger. Sie ist eine super Wahl für hochwertige DIY-Projekte. Aber Achtung: Buche neigt dazu, sich bei Feuchtigkeitsschwankungen etwas stärker zu verziehen, also nur gut getrocknetes Holz verwenden!
  • Fichte/Kiefer: Die Budget-Option und perfekt für Einsteiger. Diese Weichhölzer sind sehr leicht zu bearbeiten und verzeihen auch mal einen ungenauen Schnitt. Der Nachteil liegt auf der Hand: Sie sind weich. Kratzer und Dellen sind quasi vorprogrammiert. Ideal für das erste eigene Projekt, aber nicht für ein Erbstück.

Bei der Oberfläche bin ich persönlich ein großer Fan von geölten Flächen. Ein gutes Hartwachsöl lässt das Holz atmen und man spürt die Maserung. Es fühlt sich einfach echt an. Lack versiegelt zwar besser, aber man hat immer eine dünne Kunststoffschicht zwischen sich und dem Holz. Und Kratzer im Lack zu reparieren ist eine Heidenarbeit.

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Vom Selbermachen zur Maßanfertigung: Was ist realistisch?

Viele sehen so ein modulares Design und denken: „Das bau ich mir selbst!“ Und das ist super, aber sei bitte realistisch. Ein sicheres, stabiles Regalsystem zu bauen, ist anspruchsvoller, als es aussieht.

Die realistische DIY-Anleitung

Wenn du es selbst versuchen willst, vergiss die Idee, fertige Hocker zu stapeln. Das ist zu gefährlich. Ein sicherer Weg ist, offene Kästen aus Leimholzplatten (Buche oder Eiche, 18-20 mm stark) zu bauen. Hier eine Mini-Anleitung:

  1. Zuschnitt im Baumarkt: Lass dir die Platten direkt im Baumarkt wie z.B. bei Bauhaus oder Hornbach millimetergenau zuschneiden. Das kostet oft nur ein paar Euro pro Schnitt und erspart dir zu Hause eine Menge Ärger, Zeit und schiefe Kanten.
  2. Verbindungen vorbereiten: Bohre die Dübellöcher. Kleiner Tipp: Investiere die 10-15 € in eine Dübellehre! Dieses kleine Werkzeug garantiert, dass deine Löcher perfekt ausgerichtet sind. Das ist der Schlüssel für eine stabile, rechtwinklige Verbindung.
  3. Leimen und Pressen: Gib hochwertigen Holzleim in die Löcher und auf die Kanten, füge die Teile zusammen und presse alles mit Schraubzwingen. Lass es mindestens ein paar Stunden, besser über Nacht, trocknen.
  4. Wandverankerung (das Wichtigste!): Verbinde die einzelnen Kästen untereinander mit kleinen Möbelverbindern und verankere das gesamte Regal im oberen Drittel mit stabilen Winkeln fest in der Wand.

Rechne mal durch: Für ein Regal von etwa 2 Metern Höhe und 1,20 Metern Breite solltest du mit Materialkosten zwischen 250 € und 400 € rechnen, je nach Holzart.

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Wann der Profi ran muss

Wenn du ein Regal willst, das frei im Raum steht, passgenau in eine Nische soll oder richtig schwere Lasten (wie eine Plattensammlung) tragen muss, führt kein Weg am Tischler vorbei. Der Profi analysiert mit dir den Bedarf, macht eine exakte Planung und sorgt für eine Konstruktion, die hält. Und was kostet der Spaß? Für das oben genannte Regal musst du bei einer Maßanfertigung aus massiver Eiche eher mit 1.800 € bis 3.500 € rechnen. Ja, das ist eine ganz andere Hausnummer. Dafür bekommst du aber ein perfektes Unikat, das sicher ist und bei guter Pflege Generationen überdauert.

Die 3 größten Fehler, die du vermeiden musst

Bevor du loslegst, hier noch schnell die Top 3 der Pannen, die ich immer wieder sehe und die du ganz einfach vermeiden kannst:

  1. Zu dünnes Holz für schwere Lasten: Du willst deine dicken Bildbände ins Regal stellen? Dann nimm keine 16-mm-Böden mit 1 Meter Spannweite. Die biegen sich garantiert durch. Das sieht nicht nur unschön aus, sondern belastet auch die gesamte Konstruktion.
  2. Nur schrauben, nicht leimen: Eine Schraube hält im ersten Moment gut. Aber durch die Bewegungen im Holz lockert sie sich mit der Zeit. Eine geleimte und gedübelte Verbindung hingegen wird zu einem festen, unlösbaren Stück Holz.
  3. Die Wandverankerung „vergessen“: Ich kann es nicht oft genug sagen. Ein hohes Regal, das nicht an der Wand befestigt ist, ist eine tickende Zeitbombe. Mach es. Immer.
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Sicherheit und Verantwortung: Das letzte, aber wichtigste Wort

Bei aller Kreativität steht die Sicherheit an erster Stelle. Achte bei den Materialien auf Gütesiegel wie den „Blauen Engel“, damit du keine ungesunden Dämpfe einatmest. Bei der Oberflächenbehandlung gibt es Produkte, die für Kinderspielzeug geeignet und somit gesundheitlich absolut unbedenklich sind.

Und ganz wichtig bei der Wandbefestigung: die richtigen Dübel! Als Faustregel gilt: Für eine Beton- oder Vollziegelwand nimmst du klassische 8er-Spreizdübel. Hast du aber eine Gipskartonwand, brauchst du UNBEDINGT spezielle Hohlraumdübel, am besten die aus Metall. Die spreizen sich hinter der Platte auf und halten bombenfest. Frag im Zweifel im Fachmarkt nach, die helfen dir weiter!

Ein modulares Regal ist eine geniale Sache – flexibel, individuell und ein echter Hingucker. Wenn du die Grundregeln der Konstruktion und Statik beachtest, wirst du ein Möbelstück erschaffen, an dem du viele, viele Jahre Freude hast. Und genau diese Brücke zwischen einer coolen Idee und einem sicheren, nützlichen Alltagsgegenstand zu bauen, ist das, was Handwerk so faszinierend macht.

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Die unsichtbare Verbindung: Wer seine Module nicht nur stapeln, sondern für maximale Stabilität fest verbinden möchte, ohne sichtbare Schrauben zu verwenden, hat heute smarte Optionen.

Klassische Holzdübel: Sie sind die bewährte, kostengünstige Methode. Ein präzises Bohren ist hier jedoch entscheidend, damit die Teile perfekt bündig abschliessen.

Moderne Verbindungsplättchen: Systeme wie der Festool Domino oder das P-System von Lamello sind der Profi-Standard. Sie erlauben winzige Justierungen, verzeihen minimale Ungenauigkeiten und schaffen extrem feste, komplett unsichtbare Verbindungen. Eine Investition, die sich bei einem grossen Projekt auszahlt.

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  • Fügt sich nahtlos in den Raum ein.
  • Wirkt trotz massiven Materials nicht erdrückend.
  • Lenkt den Blick auf die ausgestellten Objekte.

Das Geheimnis? Gezielt eingesetzter Leerraum. Ein gutes modulares Design lebt nicht nur von den Modulen selbst, sondern auch von den Zwischenräumen. Schattenfugen zwischen den Elementen oder eine asymmetrische Anordnung lassen das gesamte Möbelstück atmen und verleihen ihm eine skulpturale Leichtigkeit.

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„Die Details sind nicht die Details. Sie machen das Design aus.“

Dieses Zitat von Design-Ikone Charles Eames bringt es auf den Punkt. Bei einem modularen Regal ist es nicht nur die Form, sondern die Qualität der Kantenverarbeitung, die Haptik der Oberfläche und die Präzision der Verbindungen, die ein einfaches Möbelstück in ein langlebiges Designobjekt verwandeln.

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Wie schütze ich die Holzoberfläche am besten?

Das hängt ganz vom gewünschten Look und der Beanspruchung ab. Für eine natürliche, matte Optik, bei der man die Holzmaserung noch spüren kann, ist ein Hartwachs-Öl, wie das von Osmo, ideal. Es dringt tief ein, schützt von innen und lässt sich bei Kratzern leicht lokal ausbessern. Ein klarer Lack hingegen bildet eine widerstandsfähige, geschlossene Schicht – perfekt für stark genutzte Flächen, aber die Reparatur ist aufwändiger und die Haptik weniger natürlich.

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Holz ist zwar der Klassiker, doch modulare Systeme entfalten auch mit anderen Werkstoffen ihren Reiz. Filigrane Regale aus pulverbeschichtetem Stahl, wie das ikonische String® System, setzen auf Leichtigkeit und industrielle Ästhetik. Für einen mutigen Farbakzent sorgen Kunststoffmodule – die „Componibili“ von Kartell sind hier ein zeitloser Design-Klassiker. Und wer den brutalistischen Stil liebt, kann sogar mit Elementen aus Faserbeton arbeiten, die einen spannenden Kontrast zu warmen Wohnaccessoires bilden.

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Der häufigste Fehler: Das Gewicht von Büchern wird massiv unterschätzt. Ein laufender Meter vollgepackter Bücherregale kann leicht zwischen 25 und 40 Kilogramm wiegen! Bei der Planung eines modularen Systems muss die Belastbarkeit der einzelnen Böden und vor allem des untersten, tragenden Moduls unbedingt darauf ausgelegt sein. Biegt sich ein Boden schon bei leichter Belastung durch, ist er für Bücher ungeeignet.

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  • Eine Rückwand in Kontrastfarbe anbringen (z.B. ein tiefes Blau oder Salbeigrün).
  • Die Innenfläche mit einem dünnen Filz oder Velours auskleiden – schützt Objekte und dämpft Geräusche.
  • Einen kleinen, batteriebetriebenen LED-Spot im Inneren installieren, um ein Lieblingsstück gezielt zu beleuchten.
  • Füße oder Rollen unter das unterste Modul schrauben, um die Optik zu verändern und die Reinigung zu erleichtern.

Der Designtrend „Japandi“ – eine Fusion aus japanischem Minimalismus und skandinavischer Funktionalität – dominiert seit einigen Saisons das Interior Design.

Modulare Regalsysteme aus Holz sind die perfekte Verkörperung dieses Stils. Sie vereinen die skandinavische Liebe zu natürlichen Materialien und cleverer Funktionalität mit der japanischen Ästhetik der Reduktion, der klaren Linien und der Wertschätzung von Handwerkskunst. Ein solches Möbelstück ist kein kurzlebiger Trend, sondern ein Statement für nachhaltiges und bewusstes Wohnen.

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.