Schluss mit ungenutzten Ecken: So baust du bombenfeste Regale, die wirklich was hermachen
Kennst du das? In fast jeder Wohnung gibt es diese eine Ecke. Du weißt schon, die, in der eine einsame Pflanze ein Schattendasein fristet oder ein Sessel nur rumsteht, um die Leere zu füllen. Ehrlich gesagt, für mich als jemand, der Holz liebt, ist das verschenkter Platz mit riesigem Potenzial. Richtig angepackt, wird aus so einer Ecke wertvoller und vor allem stabiler Stauraum.
Inhaltsverzeichnis
Ich erinnere mich noch gut an ein frühes Projekt: Eine Altbauwohnung mit Wänden, die so schief waren, dass ein rechter Winkel nur ein frommer Wunsch war. Der Kunde wollte ein Bücherregal, das „wie angegossen“ passt. Das war eine echte Lektion für mich und hat mir gezeigt: Ein gutes Eckregal ist eben nicht nur ein zugeschnittenes Brett. Es ist eine Maßarbeit, die ein bisschen Planung, das richtige Material und eine saubere Montage braucht.
Dieser Beitrag hier ist keine Show mit Hochglanzfotos. Das ist eine Anleitung direkt aus der Werkstatt. Ich zeige dir, worauf es wirklich ankommt, damit du am Ende ein Ergebnis hast, das nicht nur gut aussieht, sondern auch bombenfest hält. Und du kannst danach selbst entscheiden, was du dir zutraust und wann es vielleicht doch besser ist, einen Profi zu fragen.

Dein Fundament: Planen, Messen und das richtige Material
Bevor auch nur eine Schraube die Wand berührt, müssen wir kurz über die Grundlagen reden. Ein Eckregal ist physikalisch ziemlich clever, denn die Last verteilt sich auf zwei Wände. Das sorgt für eine natürliche Stabilität – wenn man es richtig macht.
Die harte Wahrheit über deine Wände
Vergiss die Vorstellung, dass deine Wände schnurgerade sind und sich perfekt im 90-Grad-Winkel treffen. Das tun sie fast nie. Selbst in Neubauten gibt es Toleranzen, von Altbauten fangen wir gar nicht erst an. Ein normales Geodreieck kannst du also getrost in der Schublade lassen.
So, jetzt du! Schnapp dir mal eine lange Wasserwaage oder ein gerades Brett und halte es an deine Wände. Wetten, du findest mindestens einen „Bauch“ oder eine Delle? Das ist der Moment, in dem du merkst, warum die Profi-Methoden Gold wert sind.
Um eine Ecke richtig auszumessen, helfen dir diese Tricks:

- Die Schablonen-Methode (mein Favorit für Anfänger): Das ist idiotensicher und super präzise. Nimm ein großes Stück stabilen Karton, schneide es grob in Form und lege es in die Ecke. Jetzt tastest du dich langsam an die genaue Form der Wände heran und schneidest den Karton Stück für Stück zurecht. Am Ende hast du eine perfekte 1:1-Vorlage für dein Regalbrett.
- Die Winkelschmiege: Wenn du öfter was baust, ist das ein super Werkzeug. Du legst sie in die Ecke, stellst den exakten Winkel ein und überträgst ihn dann direkt auf dein Holz.
Die ultimative Werkzeug-Checkliste
Du musst nicht gleich den ganzen Baumarkt leer kaufen. Hier ist, was du wirklich brauchst.
Das absolute Minimum:
- Bohrmaschine (für massive Wände am besten mit Schlagfunktion)
- Wasserwaage (je länger, desto besser)
- Zollstock und Bleistift
- Schraubendreher oder Akkuschrauber
- Ein Leitungssucher! Ganz wichtig, bevor du bohrst, um keine Strom- oder Wasserleitung zu treffen. Kostet um die 20-30€ und kann dir eine Menge Ärger ersparen.
Schön zu haben (macht das Leben leichter):

- Eine Winkelschmiege
- Ein paar Schraubzwingen
- Eine Stichsäge für eigene Zuschnitte
Holz & Co: Was soll es denn sein?
Das Material entscheidet über Look, Stabilität und natürlich den Preis. Hier ein ehrlicher Überblick:
Massivholz: Der ehrliche Klassiker
Stabil, langlebig und wird mit der Zeit nur schöner. Kann man abschleifen, neu ölen – einfach ein Freund fürs Leben. Eiche ist extrem hart und edel, Buche etwas ruhiger und Kiefer die günstige, rustikale Variante (bekommt aber leichter Dellen).
Gut zu wissen: Holz „arbeitet“, es reagiert also auf Luftfeuchtigkeit. Eine gute Oberflächenbehandlung mit Öl oder Lack ist Pflicht, besonders in Küche und Bad.
Multiplex (Birkensperrholz): Der stabile Alleskönner
Besteht aus vielen kreuzweise verleimten Schichten und ist dadurch extrem biegefest. Perfekt für schwere Bücher oder Werkstattregale. Die gestreifte Kante ist zudem ein cooler, moderner Hingucker. Ich persönlich liebe das Zeug für alles, was richtig was aushalten muss.
MDF und Spanplatte: Die günstige, aber zickige Alternative
Klar, der Preis ist verlockend. Aber ganz ehrlich: Diese Platten sind nicht sehr biegefest und hassen Feuchtigkeit. Eine nasse Spanplatte quillt auf und das war’s dann. Wenn du sie nutzt, dann nur für leichte Deko und mit sehr kurzen Abständen zwischen den Halterungen.

Und was kostet der Spaß?
Damit du mal ein Gefühl bekommst: Für ein typisches Regalbrett von ca. 80×30 cm kannst du grob rechnen: Kiefer-Leimholz ca. 15-20€, Multiplex ca. 25-35€ und massive Eiche schon mal 40-60€. Das variiert natürlich je nach Stärke und Baumarkt.
Die Montage: So hält es für die Ewigkeit
Das beste Brett nützt nichts, wenn die Befestigung schlappmacht. Das hier ist der wichtigste Schritt.
Finde heraus, mit wem du es zu tun hast (deiner Wand!)
Ein kurzer Klopftest verrät schon viel. Klingt es hohl und dumpf? Dann hast du eine Gipskartonwand. Klingt es satt und hart? Super, eine massive Wand aus Stein oder Beton.
- Gipskartonwand: Hier brauchst du spezielle Hohlraumdübel, die sich hinter der Platte aufspreizen. ACHTUNG: Bei schweren Lasten immer versuchen, die Unterkonstruktion (Holz- oder Metallständer) zu treffen. Ein Leitungssucher hilft dir, diese zu finden.
- Mauerwerk (Ziegel etc.): Der Standardfall. Hier sind hochwertige Universaldübel die beste Wahl. Schau nach den bekannten Markendübeln, die oft zweifarbig sind. Die halten in fast jeder Wand und sind für Anfänger eine sichere Bank.
- Beton: Hier brauchst du einen Bohrhammer und passende Betondübel. Mit einer normalen Bohrmaschine kommst du da nicht weit.
Kleiner Tipp, der Nerven spart: Du hast keine Lust auf Sägestaub und krumme Schnitte? Lass dir die Bretter direkt im Baumarkt oder beim Holzhändler zuschneiden. Das kostet oft nur ein paar Euro pro Schnitt und ist millimetergenau.

Befestigungssysteme: Von sichtbar bis unsichtbar
Klassische Regalwinkel: Einfach, ehrlich, stabil. Aber bitte nicht die billigen, dünnen Blechdinger nehmen. Investiere in massive Stahlwinkel oder schöne Holzkonsolen. Die halten was aus.
Schweberegale (unsichtbare Befestigung): Sehen toll aus, sind aber die Diva unter den Regalen. Das funktioniert nur bei massiven Wänden und erfordert absolute Präzision beim Bohren. Für schwere Lasten würde ich Anfängern davon abraten. Ich habe schon zu viele traurig nach vorne hängende „Schweberegale“ gesehen.
Die Profi-Methode für maximale Stabilität: Tragleisten
Das ist eine geniale Technik, die superstabil ist und sauber aussieht. Stell es dir in drei einfachen Schritten vor: 1. Du schraubst an jede der beiden Wände eine stabile Holzleiste (z.B. 3×5 cm) exakt waagerecht an. Nutze dafür reichlich Schrauben und Dübel. 2. Du legst dein passgenau zugeschnittenes Regalbrett einfach oben drauf. 3. Du sicherst das Brett mit ein paar unauffälligen Schrauben von unten an den Leisten. Fertig! Die Last verteilt sich perfekt, es hält ewig und von vorne sieht man keine störenden Winkel.

Kleine Erste-Hilfe-FAQ für Regal-Notfälle
Manchmal geht eben doch was schief. Keine Panik, für fast alles gibt es eine Lösung.
Problem: Das Regalbrett biegt sich in der Mitte durch!
Lösung: Der Klassiker. Das Brett ist zu dünn, die Spannweite zu groß oder es ist eine Spanplatte. Die schnelle Lösung ist ein zusätzlicher Winkel in der Mitte. Die richtige Lösung: Brett runter, durch ein stärkeres Material (z.B. Multiplex) oder ein dickeres Brett ersetzen. Als Faustregel: Ein 30 cm tiefes Bücherregal sollte nicht viel breiter als 80 cm ohne Stütze sein.
Problem: Die Schrauben lockern sich, das Bohrloch ist ausgerissen!
Lösung: Meistens der falsche Dübel oder die Wand hat nachgegeben. Nimm das Regal ab, fülle das Bohrloch mit Reparaturspachtel (gibt’s in jeder Tube), lass es komplett aushärten und bohre dann vorsichtig ein neues Loch für einen passenden (vielleicht eine Nummer größeren) Dübel.
Der letzte Schliff: Sicherheit und die ehrliche Einschätzung
Ein letztes Wort zur Sicherheit: Unterschätze niemals das Gewicht! Ein Meter Bücher wiegt locker 20-30 Kilo. Wenn du dein Regal montiert hast, teste es durch vorsichtiges Drücken und Belasten, bevor du Omas Porzellan draufstellst. In Haushalten mit Kindern sollten Regale in Kletterhöhe zusätzlich gesichert sein.

Selber machen oder machen lassen?
Ein einfaches Regal mit zwei Winkeln an einer massiven Wand? Das ist ein super Projekt für jeden, der sorgfältig arbeitet.
Den Profi solltest du rufen, wenn…
- …deine Wände extrem krumm sind oder du nicht weißt, was drinsteckt.
- …du ein schwer belastbares Schweberegal möchtest.
- …es um passgenaue Einbauten oder Regale um Außenecken geht.
- …du teures Massivholz verarbeiten willst, aber Respekt vor dem Zuschnitt hast.
Klar, eine maßgefertigte Lösung vom Fachmann kostet mehr. Aber dafür bekommst du ein langlebiges, sicheres und passgenaues Möbelstück, das den Wert deiner Wohnung steigert. Am Ende ist eine gut genutzte Ecke so viel mehr als nur Stauraum. Sie bringt Ordnung und Ruhe in dein Zuhause – und das ist unbezahlbar.
Bildergalerie


Wussten Sie schon? Ein Eckregal kann bei gleicher Wandlänge bis zu 40 % mehr nutzbare Fläche bieten als ein gerades Regal. Es verwandelt „tote“ Fläche in wertvollen Stauraum.
Das ist nicht nur eine Frage der Geometrie, sondern auch der Wahrnehmung. Eine Ecke wirkt oft ungenutzt, selbst wenn ein Möbelstück darin steht. Ein maßgefertigtes Regal hingegen integriert den Raum voll und ganz und lässt ihn größer und durchdachter erscheinen. Es ist der ultimative Trick, um das Maximum aus kleinen oder verwinkelten Räumen herauszuholen.

Das Regal steht, aber wie schützt man das Holz und verleiht ihm den letzten Schliff?
Die Wahl der Oberflächenbehandlung hängt ganz vom gewünschten Look und der Nutzung ab. Für eine natürliche, matte Optik, die die Holzmaserung atmen lässt, ist ein Hartwachs-Öl wie das von Osmo unschlagbar. Es zieht tief ein, schützt von innen und kleine Kratzer lassen sich später leicht ausbessern. Für Regale in Küche oder Bad, die Feuchtigkeit und Flecken trotzen müssen, bietet ein seidenmatter Klarlack, beispielsweise von Clou, eine robustere, versiegelte Schutzschicht. Er bildet einen widerstandsfähigen Film auf der Oberfläche.

- Stabiler Halt in Gipskarton (Rigips)
- Sichere Verankerung in altem Ziegelmauerwerk
- Bombenfester Sitz in Betonwänden
Das Geheimnis? Der richtige Dübel! Für Hohlwände aus Gipskarton sind spezielle Hohlraumdübel (Kipp- oder Spreizdübel) unerlässlich. Für porösen Altbau-Ziegel greifen Profis oft zu Injektionsmörtel mit Siebhülsen. Und in massivem Beton sorgt ein klassischer Spreizdübel von Marken wie Fischer oder Hilti für verlässlichen Halt, selbst unter hoher Last.

Massivholz: Lebendig, authentisch und reparaturfähig. Eine Eichenbohle bringt rustikalen Charakter, Buche wirkt ruhiger. Der Nachteil: Holz „arbeitet“ und kann sich bei Feuchtigkeitsschwankungen verziehen.
Multiplex (Sperrholz): Extrem formstabil und belastbar durch kreuzverleimte Furnierschichten. Die Kanten mit ihrer typischen Streifenoptik sind selbst ein Design-Statement. Ideal für einen modernen, skandinavischen oder industriellen Look.
Die Entscheidung hängt vom Budget und dem gewünschten Stil ab. Multiplex ist oft der pragmatischere Alleskönner für passgenaue Projekte.

Der häufigste Fehler beim Bau von Eckregalen ist nicht die schiefe Montage, sondern die Unterschätzung der Last. Man denkt an ein paar Taschenbücher, doch schnell landen schwere Bildbände, Keramikvasen oder die gusseiserne Kasserolle darauf. Das Ergebnis ist der gefürchtete „Bananen-Effekt“ – das Brett biegt sich mit der Zeit durch. Achten Sie auf eine ausreichende Materialstärke (mind. 19 mm, für schwere Lasten eher 28 mm) und planen Sie bei langen Schenkeln eine zusätzliche, verdeckte Stütze ein.

Der unsichtbare Look: Schwebende Eckregale, deren Befestigung komplett in der Wand oder im Regalboden verschwindet, wirken minimalistisch und leicht. Sie lassen den Inhalt für sich sprechen und eignen sich perfekt für moderne oder aufgeräumte Interieurs. Systeme wie die von REGALRAUM oder die „LACK“ Serie von IKEA haben diesen Stil populär gemacht.

Ein Eckregal muss nicht nur Stauraum sein – es kann auch zur Lichtquelle werden und eine einzigartige Atmosphäre schaffen.
- Integrierte LED-Strips: Eine in die Unterseite des Bodens eingefräste Nut kann einen LED-Streifen (z.B. Philips Hue Lightstrip) aufnehmen. Das erzeugt ein indirektes, blendfreies Licht, das darunterliegende Objekte oder die Wand sanft anstrahlt.
- Gezielte Spots: Kleine, schwenkbare LED-Spots, die über oder unter dem Regal montiert werden, können gezielt einzelne Objekte wie eine Skulptur oder eine besondere Pflanze hervorheben.

„Der heimliche Held für perfekte Eckregale in Altbauten? Eine Winkelschmiege.“

Eine Ecke ist mehr als nur verschenkter Platz. Sie ist eine Chance, einen persönlichen Mikrokosmos zu schaffen. Stellen Sie sich ein Regal vor, das nicht nur Bücher hält, sondern Ihre ganz persönliche Leseecke definiert – mit Platz für eine Tasse Tee und eine kleine Leselampe. Oder eine Ecke in der Küche, die nicht nur Gewürze lagert, sondern Ihre Kaffeebar beherbergt. Es geht darum, dem Raum eine Funktion und eine Seele zu geben.

Der Trend geht weg von rein funktionalen Halterungen hin zu sichtbaren Trägern, die selbst zum Designobjekt werden.
- Industrial Style: Schwarze Winkel aus Metall oder sogar Rohrfittings verleihen dem Regal einen rauen, urbanen Loft-Charakter.
- Skandi-Chic: Filigrane Träger aus hellem Holz oder weißem Metall unterstreichen eine leichte, nordische Ästhetik.
- Eleganz in Messing: Dezente, gold- oder messingfarbene Halterungen setzen einen warmen, edlen Akzent und passen wunderbar zu dunklen Wandfarben.
Sieht aus wie teures Massivholz, ist aber budgetfreundlich und perfekt gerade?
Der Trick liegt in der Veredelung einer einfachen MDF- oder Sperrholzplatte. Mit hochwertigen Klebefolien in Holz-, Beton- oder Marmoroptik, zum Beispiel von d-c-fix, lassen sich verblüffend echte Oberflächen erzeugen. Für die Kanten gibt es passende Umleimer zum Aufbügeln. So kombinieren Sie die Maßhaltigkeit und den günstigen Preis des Trägermaterials mit einer Optik, die sonst ein Vielfaches kosten würde.




