Designer-Möbel vom Rockstar? Ein Meister schaut ganz genau hin.
Ich erinnere mich noch genau, als einer meiner Lehrlinge vor ein paar Jahren mit großen Augen in die Werkstatt gestürmt kam. „Meister“, meinte er und hielt mir sein Handy unter die Nase, „schau mal, die Möbel sind von diesem berühmten Musiker!“ Ehrlich gesagt, meine erste Reaktion war ein müdes Lächeln. Ich bin Handwerksmeister, ich lebe für ehrliche Holzverbindungen, saubere Schweißnähte und Materialien, die eine Geschichte erzählen. Ein Musiker, der jetzt auch Möbel macht? Klang für mich verdächtig nach einer cleveren Marketing-Nummer.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Der Look: Ein wilder Ritt durch die Glamour-Ära
- 2 Material-Check: Was bekommen wir wirklich für unser Geld?
- 3 Konstruktion: Warum Möbel nach einem Umzug oft wackeln
- 4 Der Realitäts-Check: Passt das überhaupt in deine Wohnung?
- 5 Sicherheit und Pflege: Das oft ignorierte Kapitel
- 6 Mein Fazit: Glamour für den Moment oder eine Investition?
- 7 Bildergalerie
Aber hey, man lernt ja nie aus. Gutes Design und solide Arbeit können aus jeder Ecke kommen. Also hab ich die Hochglanzbilder mal beiseitegelegt und mir diese Kollektion für ein großes amerikanisches Möbelhaus genauer angesehen. Nicht als Fan, sondern mit dem kritischen Blick des Meisters. Was steckt wirklich dahinter? Ist das nur Fassade oder auch was für die Ewigkeit? Lasst uns das mal gemeinsam auseinandernehmen.
Der Look: Ein wilder Ritt durch die Glamour-Ära
Eines muss man den Designern lassen: Die Stücke haben Charakter. Das ist eine wilde Mischung aus dem Glamour der 70er und einem Hauch Ethno-Chic. Man sieht viel Messing, dunkle Hölzer, grafische Muster und Formen, die fast schon wie Skulpturen wirken. Das ist mutig.

Ganz ehrlich? So ein Stil ist ein Tanz auf dem Drahtseil. Richtig gemacht, sieht ein Raum damit aus wie ein luxuriöses New Yorker Loft. Falsch kombiniert, wirkt es schnell überladen und unruhig. Der Schlüssel ist hier, die richtigen Partner für solche „Statement-Pieces“ zu finden. Aber dazu später mehr.
Als Handwerker weiß ich: Stile zu mischen, ist die hohe Kunst. Ein glänzendes Messinggestell neben einem groben Wollteppich kann fantastisch aussehen, aber nur, wenn die Farbtöne und Proportionen perfekt harmonieren. Bei manchen Teilen der Kollektion ist das super gelungen, bei anderen wirkt es für mein Auge ein bisschen zu gewollt.
Material-Check: Was bekommen wir wirklich für unser Geld?
Jetzt wird’s spannend. Ein Möbelstück steht und fällt mit seinen inneren Werten. Schauen wir uns mal an, was da so verbaut wird. Hier trennt sich nämlich die Spreu vom Weizen.
Holz & Furnier: Der Schein trügt oft
Nehmen wir mal einen typischen Beistelltisch aus der Kollektion, der oft so um die 600 bis 900 Euro kostet. In der Beschreibung steht oft was von „lackiertem Furnier“. Das klingt gut, aber was heißt das im Klartext?

- Das Furnier: Das ist eine hauchdünne Schicht Echtholz, die auf eine Trägerplatte geklebt wird – meist eine MDF-Platte. Achtung: Die Qualität hängt extrem von der Dicke ab. Ein gutes Furnier kann man bei einem Kratzer sogar mal vorsichtig anschleifen. Bei den oft verwendeten Dünnstfurnieren ist eine Macke meist das Todesurteil.
- Die Trägerplatte: MDF ist Standard in der Industrie. Formstabil, aber ein Feind von Wasser. Sobald an einer Kante die Versiegelung beschädigt ist und Feuchtigkeit reinkommt, quillt das Material auf. Das ist irreparabel.
- Der Lack: Meistens kommt ein robuster Polyurethan-Lack (PU-Lack) drauf. Super praktisch und kratzfest, keine Frage. Fühlt sich für mich aber oft ein bisschen nach Plastik an. Eine geölte Oberfläche hat eine viel wärmere Haptik, ist aber natürlich viel pflegeintensiver und in der Serienproduktion unbezahlbar.
Kleiner Tipp vom Profi: Wenn du im Möbelhaus stehst, mach den „Meister-Check“. Fahr mal mit der Hand über die Kanten. Fühlen sie sich scharf an oder sind sie perfekt glatt und abgerundet? Schau dir die Ecken genau an. Siehst du saubere Übergänge oder unschöne Leimreste? Das verrät dir in 10 Sekunden mehr über die Fertigungsqualität als jeder Werbeprospekt.

Metall: Nicht alles was glänzt, ist massiv
Messing ist das große Thema dieser Kollektion. Es bringt Wärme und diesen gewissen Hollywood-Glamour. Aber Messing ist nicht gleich Messing.
Massives Messing ist schwer, teuer und entwickelt über die Jahre eine wunderschöne, einzigartige Patina. In dieser Preisklasse wird aber fast immer Stahl verwendet, der dann messingfarben beschichtet wird. Das ist völlig in Ordnung, aber man muss es wissen. Eine solche Beschichtung ist empfindlich. Einmal mit dem falschen Reiniger oder einem kratzigen Schwamm drüber, und die dünne Schicht ist ab. Echte Qualität zeigt sich eben oft erst nach ein paar Jahren.
Mein Blick geht bei Metallmöbeln immer sofort zu den Schweißnähten. Sind die dick und wulstig oder ganz fein und sauber verschliffen? Eine saubere Naht ist nicht nur schöner, sondern auch ein klares Zeichen für sorgfältige Arbeit.
Konstruktion: Warum Möbel nach einem Umzug oft wackeln
Ein Möbelstück kann aus Gold sein – wenn die Verbindungen nichts taugen, ist es Schrott. Und genau hier liegt der größte Unterschied zwischen Industrieware und einem echten Meisterstück.

Ein Schreiner würde einen Korpus mit traditionellen Zinken oder Dübeln und Leim verbinden. Das hält ewig. Industriemöbel, gerade die zum Selbstaufbauen (Flat-Pack), setzen auf Schrauben und Exzenterverbinder. Das ist praktisch und billig.
Aber es hat einen riesigen Nachteil, den ich ständig in der Werkstatt sehe. Ich hatte mal einen Kunden, der mit seinem zwei Jahre alten, teuren Designer-Sideboard ankam. Nach dem Umzug war es nur noch ein wackeliges Elend. Die Schrauben hatten im MDF-Material einfach keinen Halt mehr gefunden. Da war nichts mehr zu retten, das Ding war ein wirtschaftlicher Totalschaden. Das bricht einem im Herzen.
Wenig bekannter Trick für dich: Wenn du solche Möbel selbst aufbaust, gib immer einen kleinen Tropfen Holzleim (kostet 5 Euro im Baumarkt) in die Dübellöcher, bevor du die Teile zusammensetzt. Das ist eine Sache von fünf Minuten, aber die Verbindung wird dadurch um 100% stabiler und überlebt vielleicht sogar einen Umzug.
Der Realitäts-Check: Passt das überhaupt in deine Wohnung?
Okay, nehmen wir an, die Qualität passt für dich. Jetzt kommt die nächste Hürde: Wie integriert man solche dominanten Möbel, ohne dass die Bude aussieht wie ein Showroom?

Der häufigste Fehler: zu viel des Guten. Ein glänzender Messing-Tisch, dazu der wilde Muster-Teppich und dann noch der opulente Samtsessel… das erschlägt jeden Raum. Wähle lieber ein oder zwei Lieblingsteile und kombiniere sie mit ruhigen, schlichten Möbeln. Ein einfaches graues Sofa ist die perfekte Bühne für ein extravagantes Kissen und einen goldenen Beistelltisch.
Und bitte, unterschätze niemals die Größe! Ein wuchtiger Barschrank mag in einem Katalog-Loft super aussehen, in einer normalen deutschen 3-Zimmer-Wohnung kann er dich aber förmlich erdrücken. Mein Tipp, den ich allen meinen Kunden gebe: Nimm dir Malerkrepp und klebe die Umrisse des Möbels auf den Boden und an die Wand. Das hilft ungemein, ein echtes Gefühl für die Dimensionen zu bekommen und bewahrt dich vor teuren Fehlkäufen.
Sicherheit und Pflege: Das oft ignorierte Kapitel
Ich kann es nicht oft genug sagen: Jedes Möbelstück, das höher als breit ist, ist eine potenzielle Kippgefahr. Regale, Kommoden, hohe Schränke. Bitte, bitte befestige diese Dinger IMMER an der Wand. Die mitgelieferten Winkel sind keine nette Dreingabe, sondern eine Lebensversicherung, besonders wenn Kinder im Haus sind.

Und bei der Pflege gilt: Weniger ist mehr. Lackierte Flächen nur mit einem weichen, leicht feuchten Baumwolltuch abwischen. Mikrofasertücher können auf Hochglanzlacken feine Kratzer hinterlassen! Bei beschichtetem Messing bloß keinen scharfen Reiniger verwenden, sonst ist der Glanz schnell dahin.
Mein Fazit: Glamour für den Moment oder eine Investition?
Also, was ist mein finales Urteil? Es ist eine Design-Kollektion mit einer klaren, mutigen Vision. Sie bringt diesen Rockstar-Glamour in den Alltag, und das zu einem Preis, der natürlich weit unter dem von echten High-End-Marken liegt.
Handwerklich bekommt man, was man erwartet: solide Industrieware. Wir reden hier nicht über ein Erbstück für die Enkel, sondern über ein modisches Möbel, das bei guter Pflege ein paar Jahre echt was hermacht. Ein Tisch für 800 Euro ist eben anders gebaut als ein vergleichbares Stück vom Schreinermeister, das aus Massivholz gefertigt ist, traditionelle Verbindungen hat und schnell bei 3.000 Euro oder mehr liegt. Dafür hält Letzteres aber auch ein Leben lang.

Ach ja, und die Verfügbarkeit: Da die Marke hauptsächlich in den USA sitzt, ist es oft gar nicht so einfach, die Sachen nach Deutschland zu bekommen. Da kommen schnell hohe Versandkosten und Zoll obendrauf. Manchmal ist es schlauer, sich hierzulande nach Möbeln in einem ähnlichen Stil umzusehen.
Am Ende zählt nur eins: Du musst dich in deinem Zuhause wohlfühlen. Und wenn ein Tisch mit 70er-Jahre-Flair dein Herz höherschlagen lässt, dann hat er seinen Zweck erfüllt. Egal, wer ihn entworfen hat.
Bildergalerie


Wie kombiniert man solch ein extravagantes Stück, ohne dass der Raum überladen wirkt?
Das Geheimnis liegt in der Balance. Stellen Sie einem Statement-Möbel aus der Kravitz-Kollektion bewusst ruhige Partner zur Seite. Eine Wand in einem dezenten Greige-Ton, ein schlichtes Sofa ohne Muster oder ein zurückhaltender Wollteppich schaffen eine Bühne, auf der das Designerstück wirken kann. Betrachten Sie es wie den Solisten in einer Band – die anderen Instrumente müssen den richtigen Rahmen schaffen, damit er glänzen kann.

„Gutes Design kann Musik für die Augen sein.“
Diese Aussage fängt die Essenz solcher Kooperationen ein. Es geht darum, das Rhythmische, Emotionale und Ausdrucksstarke aus der Musik in eine physische Form zu übersetzen. Die Spannung entsteht durch den Kontrast von glattem Metall und rauem Stoff, von dunklem Holz und hellen Akzenten – eine visuelle Komposition.

Massivholz: Langlebig, authentisch und reparierbar. Ein Kratzer kann abgeschliffen werden. Marken wie Team 7 oder Riva 1920 sind für ihre massive Handwerkskunst bekannt.
Furnier auf Trägerplatte (MDF/Span): Kostengünstiger und formstabiler, aber empfindlich. Eine tiefe Beschädigung ist oft irreparabel und legt den günstigeren Kern frei. Dies ist bei vielen Trend-Kollektionen wie der von CB2 üblich.

Der Look der Kollektion ist stark vom „Hollywood Regency“-Stil der 1930er bis 1950er Jahre inspiriert. Die Schlüsselelemente für eine moderne Interpretation:
- Mutige, kontrastreiche Farbschemata (z. B. Schwarz, Weiß und Gold).
- Spiegelnde Oberflächen und Lackmöbel.
- Exotische Muster wie Zebra- oder Schlangenprints in kleinen Dosen.
- Skulpturale Lampen und opulente Luster.

Der haptische Faktor: Schließen Sie für einen Moment die Augen und stellen Sie sich vor, Sie berühren die Möbel. Fühlen Sie die kühle, glatte Oberfläche des polierten Messinggestells? Den weichen, tiefen Flor des Teppichs unter den Füßen? Oder die strukturierte Oberfläche der Kissen? Gutes Design spricht alle Sinne an und schafft eine Atmosphäre, die weit über das Visuelle hinausgeht.

- Verleiht einem Raum Tiefe und visuelles Interesse.
- Schafft eine luxuriöse und zugleich wohnliche Atmosphäre.
Das Geheimnis? Die Kunst, harte und weiche Texturen gekonnt zu mischen. Ein glattes Lederkissen auf einem grob gewebten Teppich oder ein Samtsofa neben einem kühlen Metalltisch – das sind die Kontraste, die einen Raum lebendig machen.

Der häufigste Fehler bei Statement-Möbeln: Die Proportionen ignorieren. Ein wuchtiges Sideboard mit grafischem Muster kann einen kleinen Raum erdrücken, während ein zierlicher Beistelltisch in einem großen Loft verloren wirkt. Unser Tipp vom Meister: Kleben Sie die Grundfläche des Möbelstücks mit Malerkrepp auf dem Boden ab. So bekommen Sie ein echtes Gefühl für die Dimensionen, bevor Sie kaufen.

Laut einer Studie von ‚Morning Consult‘ vertrauen 55 % der Millennials Marken, die von ihren Lieblings-Prominenten beworben werden.
Das erklärt, warum Kooperationen wie die zwischen Lenny Kravitz und CB2 so erfolgreich sind. Sie verbinden die emotionale Anziehungskraft eines Stars mit der Reichweite einer etablierten Möbelmarke. Der kritische Blick auf die handwerkliche Qualität bleibt dabei aber umso wichtiger für eine bewusste Kaufentscheidung.

Den Glam-Rock-Look selbst kreieren? Ein altes Sideboard vom Flohmarkt lässt sich mit wenigen Handgriffen verwandeln. Für den authentischen 70er-Jahre-Glanz sorgt ein Metallic-Lack in einem satten Gold- oder Messington, zum Beispiel der „Metallic-Effekt“ von Schöner Wohnen-Farbe. Tauschen Sie die alten Griffe gegen schwere, geometrische Messinggriffe aus – und schon haben Sie ein Unikat mit Star-Appeal.

Wichtiger Punkt zur Pflege: Poliertes Messing, wie es in der Kollektion oft vorkommt, ist anfällig für Fingerabdrücke und Oxidation. Es entwickelt mit der Zeit eine natürliche Patina. Wer den Hochglanz-Look erhalten will, sollte die Oberflächen regelmäßig mit einem weichen Mikrofasertuch und einem speziellen Messingreiniger (z.B. von Sidol) behandeln. Vermeiden Sie scharfe Scheuermittel, die die Oberfläche zerkratzen könnten.

Die grafischen Muster auf den Teppichen und Kissen sind kein Zufall. Sie sind eine Hommage an die Op-Art der 60er und 70er Jahre, eine Kunstrichtung, die mit optischen Illusionen spielte. Künstler wie Victor Vasarely oder Bridget Riley schufen Werke, die Bewegung und Vibration suggerierten – ein Gefühl, das perfekt zur Dynamik und Energie der Musik von Lenny Kravitz passt.
Ist eine „Promi-Kollektion“ eine sichere Wertanlage?
In den meisten Fällen: nein. Im Gegensatz zu signierten Klassikern von Design-Ikonen wie Charles Eames oder Le Corbusier sind solche Kooperationen primär auf aktuelle Trends und den Massenmarkt ausgerichtet. Ihr Wert ist eher emotionaler Natur und an die Popularität des Namensgebers gekoppelt. Kaufen Sie ein Stück, weil Sie sein Design lieben und es zu Ihrem Leben passt – nicht als Spekulationsobjekt für die Zukunft.




