Altholz, Fell & Co.: Der ehrliche Guide zu Möbeln mit Seele

von Romilda Müller
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In meiner Werkstatt habe ich über die Jahre wirklich schon vieles kommen und gehen sehen. Hölzer, Stile, Moden – das ändert sich ständig. Aber eines, das bleibt, ist diese Faszination für echtes, ehrliches Material. Für Holz, das eine Geschichte erzählt, und für Bezüge, die man einfach anfassen will. In letzter Zeit kommen immer öfter Leute zu mir, die genau das suchen. Sie haben irgendwo diese Wahnsinnsmöbel gesehen: grobes Altholz, wilde Felle, glänzendes Messing. Und sie wollen wissen: Was steckt da wirklich dahinter? Hält das? Ist das im Alltag praktisch? Und ganz ehrlich: Lohnt sich die riesige Investition?

Als jemand, der jeden Tag mit den Händen arbeitet und sein Wissen weitergibt, schaue ich mir solche Stücke ganz genau an. Mich interessiert nicht nur das Design, sondern die Substanz. Also, heute nehme ich dich mal mit hinter die Kulissen. Wir schauen uns an, was ein Möbelstück aus diesen besonderen Materialien wirklich ausmacht – vom Holz über die Polsterung bis zu den kleinen Details, die am Ende alles entscheiden.

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Das Herzstück: Die Wahrheit über Altholz

Manche nennen es rustikal, für andere hat es eine Seele. Wenn ein Möbel aus Holz gebaut wird, das schon ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel hat, ist das mehr als nur Material. Es ist ein Zeitzeuge. Dieses Eichenholz stammt oft aus alten Scheunen, Fachwerkhäusern oder Mühlen. Es hat Sonne, Regen und Schnee erlebt, und das sieht man ihm an. Risse, Nagellöcher, Verfärbungen – das ist die berühmte Patina.

Aber Achtung: Diese Patina kommt mit Verantwortung. Man kann nicht einfach eine alte Bohle nehmen und ein Sofa draus zimmern. Das wäre grob fahrlässig und das Ergebnis würde sich nach wenigen Wochen im Wohnzimmer verziehen und reißen.

Die Aufbereitung: Mehr als nur bürsten und ölen

Der Weg vom alten Balken zum edlen Möbel ist aufwendig. Ein Profi wird das Holz immer erst aufbereiten, und das ist ein mehrstufiger Prozess.

  • Die Auswahl: Zuerst wird geprüft, ob das Holz überhaupt geeignet ist. Ein alter, inaktiver Holzwurmbefall ist oft nur ein optisches Merkmal, aber aktive Fäulnis oder Schädlinge sind ein klares K.o.-Kriterium.
  • Die Trocknung: Das ist der absolut wichtigste Schritt! Altholz hat oft eine hohe Feuchtigkeit. Kommt es direkt ins beheizte Wohnzimmer, arbeitet es extrem. Deshalb muss es in eine professionelle Trockenkammer. Dort wird ihm über Wochen ganz langsam und kontrolliert die Feuchtigkeit entzogen, bis es eine Holzfeuchte von etwa 8–10 % hat. Nur so bleibt es später formstabil. Kleiner Fakt am Rande: Je nach Dicke der Bohlen kann dieser Prozess locker 4 bis 8 Wochen dauern. Das macht den Aufwand und den Preis greifbarer, oder?
  • Die Reinigung & Stabilisierung: Danach wird das Holz sanft gereinigt, meist mit Bürsten, um die tolle Struktur zu erhalten. Große Risse, die die Stabilität gefährden, werden oft mit transparentem Epoxidharz gefüllt. Das macht das Holz stabil und bewahrt gleichzeitig die Optik.

Ein ehrliches Wort: Altholz wird nie perfekt glatt sein. Es ist ein Material mit Charakter. Wer sich dafür entscheidet, muss genau das lieben.

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Wenig bekannter Trick: Paradoxerweise ist richtig aufbereitetes Altholz durch die jahrzehntelange natürliche Lagerung und die anschließende technische Trocknung oft formstabiler und härter als frisch geschlagenes Holz. Es hat sein „Leben“ schon hinter sich.

Das Polster: Was unter dem Bezug steckt, zählt wirklich

Das schönste Möbel nützt nichts, wenn man nach zwei Jahren auf dem Gestell sitzt. Wenn in einer Beschreibung etwas von „Taschenfederkern, zwei Schaumstoffschichten, eine aus Dacron“ steht, ist das kein technisches Blabla, sondern ein echtes Qualitätsmerkmal.

Stell dir den Taschenfederkern als Luxusbasis vor. Jede Stahlfeder ist einzeln in einer Stofftasche verpackt. Setzt du dich, geben nur die Federn nach, die direkt belastet werden. Das ist super bequem und sorgt für eine gute Belüftung, was Gerüchen und Schimmel vorbeugt. Darauf kommen dann meist zwei Schaumstoffschichten: eine festere für den Halt (achte auf ein hohes Raumgewicht, z.B. RG 40) und eine weichere für den Komfort. Ganz obenauf kommt eine Schicht Polsterwatte (Dacron). Die schont den Bezugsstoff und sorgt dafür, dass alles schön glatt und füllig aussieht. Wenn ich ein Polster öffne und diesen Aufbau sehe, weiß ich: Hier war ein Profi am Werk.

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Die Bezüge: Natur pur mit besonderen Ansprüchen

Jetzt wird’s kuschelig. Isländisches Lammfell oder Kojotenfell sind natürlich der absolute Hingucker, bringen aber auch ein paar Eigenheiten mit sich.

Isländisches Lammfell: Weich, wild und pflegeintensiv

Das Fell isländischer Schafe ist einzigartig mit seiner langen, dichten Wolle. Es fühlt sich einfach fantastisch an. Aber, und das ist ein großes Aber: Es ist kein pflegeleichter Stoff. Die langen Haare ziehen Staub und Krümel magisch an. Du musst es regelmäßig mit einer speziellen Fellbürste (am besten eine mit abgerundeten Drahtstiften, wie man sie auch für langhaarige Hunde kennt) auskämmen, damit es nicht verfilzt.

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Ein verschüttetes Glas Rotwein ist eine absolute Katastrophe. Ich hatte mal einen Kunden, der es mit allerlei Hausmitteln versucht hat und am Ende war der Fleck größer und das Leder darunter hart. Das musste dann teuer von einem Spezialisten gerettet werden. Also: Wenn du kleine Kinder oder Haustiere hast, überleg es dir gut!

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Kojotenfell: Ein Wort zur Herkunft

Wenn von „nachhaltigem Kojotenfell“ die Rede ist, bedeutet das meist, dass die Felle aus der staatlich regulierten Jagd in Nordamerika stammen, die dem Schutz anderer Arten oder der Landwirtschaft dient. Ob man das ethisch unterstützen möchte, ist eine ganz persönliche Entscheidung. Rein handwerklich ist Kojotenfell extrem dicht, weich und haltbar. Die Verarbeitung gehört aber absolut in die Hände eines erfahrenen Kürschners.

Wichtiger Sicherheitshinweis: Alle Naturfelle sind brennbarer als viele synthetische Stoffe. Ein solches Möbelstück hat also nichts in der Nähe eines offenen Kamins oder anderer Funkenquellen verloren!

Die Konstruktion: Wo sich gutes Handwerk zeigt

Ein Möbel ist nur so gut wie seine Verbindungen. Dünne Messingstreifen zwischen massiven Eichenbohlen sehen toll aus, sind aber eine handwerkliche Herausforderung. Holz arbeitet, Metall kaum. Ein guter Handwerker fräst eine Nut, die einen Hauch breiter ist als das Metall, und fixiert es mit einem elastischen Kleber. Das gibt dem Holz den nötigen Spielraum. Das sind die unsichtbaren Details, die über die Langlebigkeit entscheiden.

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Übrigens, wenn die Rückseite eines Sessels offen ist und die Konstruktion zeigt, ist das ein Zeichen von Selbstbewusstsein. Man versteckt nichts. Das erfordert höchste Präzision und zeigt, dass das Möbel als Skulptur im Raum gedacht ist.

Butter bei die Fische: Was kostet so ein Spaß – und gibt’s Alternativen?

Jetzt mal ganz ehrlich: Solche Möbel sind teuer. Und das zu Recht. Seltenes, aufwendig aufbereitetes Altholz, eine High-End-Polsterung, teure Naturfelle und unzählige Stunden hochqualifizierter Handarbeit haben ihren Preis. Wir reden hier nicht über einen Markennamen, sondern über Material und Zeit.

  • Für einen Sessel dieser Machart musst du, je nach Fell und Holz, schnell mit 7.000 € bis 15.000 € rechnen.
  • Ein Sofa kann locker die 25.000-€-Marke knacken und darüber hinausgehen.

Puh, das ist eine Ansage. Aber was, wenn du den Look liebst, aber nicht das Budget hast?

Die „Light-Version“ für ein kleineres Budget: 1. Der Akzent-Trick: Statt eines Vollbezugs legst du einfach ein oder zwei hochwertige isländische Lammfelle (kosten ca. 100-200 € pro Stück) als Überwurf auf dein vorhandenes Sofa. Das bringt sofort den Look und das Gefühl. 2. Fokus auf ein Stück: Investiere in einen einzigen, atemberaubenden Altholz-Couchtisch statt in eine ganze Sitzgruppe. 3. Der „Auf Alt Getrimmt“-Ansatz: Frage einen guten Tischler, ob er dir ein Möbel aus neuem Holz baut, das er dann professionell auf alt trimmt (bürsten, beizen, Kanten brechen). Das ist deutlich günstiger als die Aufbereitung von echtem Altholz.

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Checkliste: Bevor du zuschlägst

Ein solches Möbel ist eine Anschaffung fürs Leben. Geh diese Punkte im Kopf durch, bevor du dein Portemonnaie zückst:

  1. Habe ich den richtigen Platz? So ein Stück braucht Luft zum Atmen und sollte nicht in direkter Sonne stehen. Ein schweres Eichenmöbel braucht außerdem Filzgleiter, um den Boden zu schützen.
  2. Passt der Stil wirklich zu mir? Das ist kein Trendmöbel, das man in drei Jahren austauscht. Bist du dir sicher, dass du diesen markanten Stil langfristig lieben wirst?
  3. Bin ich bereit für den Pflegeaufwand? Regelmäßig das Fell bürsten, das Holz vorsichtig pflegen, eventuell alle paar Jahre nachölen und das Messing polieren (am besten mit einer Politur ohne starke Schleifmittel, frag im Fachhandel nach „Antik-Politur“).
  4. Habe ich ein Budget für Profi-Reparaturen? Wenn etwas kaputtgeht, ist das kein Fall für den Heimwerker. Ein Riss im Fell braucht einen Kürschner, ein Schaden am Holz einen Tischlermeister.

So erkennst du Profis (und Pfuscher)

Du fragst dich jetzt sicher: „Wo finde ich jemanden, der so etwas gut machen kann?“ Suche online nach Begriffen wie „Möbelmanufaktur“, „Tischlermeister“ oder „Massivholzmöbel nach Maß“.

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Achte auf diese roten Flaggen: Ein Pfuscher wird dir vielleicht erzählen, dass Altholz keine Trockenkammer braucht („das ist doch schon alt“), oder der Preis ist verdächtig niedrig. Sei misstrauisch! Frage immer nach Referenzen und wie genau das Holz aufbereitet wird. Ein echter Profi wird dir das mit Stolz erklären.

Fazit: Eine Entscheidung für den Charakter

Ganz ehrlich? Möbel aus Altholz, Fell und Messing sind keine rein vernünftige Entscheidung. Sie ist emotional. Man kauft so ein Stück nicht, weil man einfach nur eine Sitzgelegenheit braucht. Man kauft es, weil man sich in den Charakter, die Haptik und die Geschichte der Materialien verliebt hat.

Es sind Statement-Möbel, die für eine Wertschätzung von Echtheit, Unvollkommenheit und langlebiger Qualität stehen. Wenn du bereit bist, die besondere Pflege und die Eigenheiten dieser Materialien zu akzeptieren, bekommst du nicht nur ein Möbel. Du bekommst einen Begleiter mit einer Seele.

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Achtung, Falle: Nicht alles, was alt aussieht, ist es auch. Viele Hersteller nutzen frisches Fichten- oder Kiefernholz und behandeln es mit Beizen, Bürsten und künstlichen Wurmlöchern, um eine „Altholz-Optik“ zu erzeugen. Echte Altholz-Bohlen, oft aus Eiche oder Tanne, sind härter, schwerer und zeigen eine unregelmäßige, über Jahrzehnte gewachsene Patina, die sich nicht imitieren lässt. Fragen Sie immer nach der Herkunft und der Aufbereitung des Holzes!

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Wie verhindere ich, dass mein Wohnzimmer mit Altholzmöbeln wie eine Alpenhütte aussieht?

Der Trick liegt im Kontrast. Kombinieren Sie das raue, texturierte Holz mit glatten, modernen Oberflächen. Denken Sie an Wände in kühlen, ruhigen Farben (ein sanftes Grau oder Salbeigrün), Böden aus poliertem Beton oder minimalistische Leuchten aus schwarzem Metall. Ein Sessel mit Altholzrahmen, wie die von Sentient Furniture, wirkt sofort eleganter, wenn er neben einem filigranen Beistelltisch aus Glas und Chrom steht. Das raue Holz braucht einen ruhigen, cleanen Gegenspieler, um seine ganze skulpturale Schönheit zu entfalten.

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Eichenholz, das vor 200 Jahren für einen Scheunenbalken geschlagen wurde, hat seinen gesamten CO2-Fußabdruck bereits neutralisiert und wird durch die Wiederverwendung zu einem klimapositiven Material.

Das bedeutet, jedes Möbelstück aus echtem Altholz ist nicht nur ein Unikat mit Geschichte, sondern auch ein aktiver Beitrag zur Nachhaltigkeit. Statt neue Bäume zu fällen, wird ein bestehender, wertvoller Rohstoff in einen neuen Lebenszyklus überführt. Diese Form des „Upcyclings“ ist die vielleicht ehrlichste Art, Luxus und ökologisches Bewusstsein zu verbinden.

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Isländisches Lammfell: Berühmt für sein langes, seidiges Haar und die unglaubliche Weichheit. Es bringt eine wilde, skandinavische Gemütlichkeit und ist perfekt für Akzentsessel oder als Überwurf. Die Farbpalette reicht von natürlichem Weiß über Grau bis hin zu Schwarz.

Rindsleder (Cowhide): Kürzer im Haar, extrem robust und strapazierfähig. Jedes Fell ist durch seine einzigartige Zeichnung ein absolutes Unikat. Es verleiht Möbeln einen Hauch von modernem Western-Chic oder Mid-Century-Flair.

Die Wahl hängt vom gewünschten Gefühl ab: kuschelige Wärme oder grafische Stärke?

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  • Altholz pflegen: Meist reicht ein trockenes Mikrofasertuch. Bei Flecken auf geöltem Holz hilft ein leicht feuchter Lappen. Zum Auffrischen der Oberfläche eignen sich spezielle Holzpflegeöle, z.B. von Osmo, die die Poren nicht versiegeln und das Holz atmen lassen.
  • Fell reinigen: Regelmäßiges, sanftes Absaugen mit der Polsterdüse oder vorsichtiges Ausklopfen. Leichte Verschmutzungen bei Lammfellen lassen sich oft einfach ausbürsten, wenn sie getrocknet sind.

Der Grundsatz bei diesen Naturmaterialien? Weniger ist mehr.

Es ist mehr als nur ein Möbelstück. Es ist die raue, von Rissen durchzogene Oberfläche des Holzes unter den Fingerspitzen, die von hundert Sommern und Wintern erzählt. Es ist die unerwartete Wärme eines echten Schaffells im Rücken. Diese Materialien sprechen unsere ursprünglichsten Sinne an und schaffen eine Atmosphäre von Geborgenheit und Echtheit, die kein industriell gefertigtes Stück je erreichen kann.

Romilda Müller

Mein Beruf macht mir echt viel Spaß! Selbst indem ich jeden Tag Beiträge über Themen aus den Bereichen Gartengestaltung, Dekoration, Innendesign, Mode und Lifestyle schreibe, entdecke ich viele interessante Tatsachen. Auch für mich selbst. Zudem schöpfe ich Inspiration für meine eigene Freizeit. Mein Ziel ist es, unserer Leserschaft nützliche Information und unendliche Anregung anzubieten und damit behilflich zu sein. Es freut mich, durch meine Artikel eine große Anzahl von Lesern für unterschiedliche Themen zu begeistern und zu neuen Projekten im Haus und Garten zu ermutigen. Außerdem will ich ihnen gleichzeitig damit Optionen für eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten.