Der Sessel mit der Umarmung: Ein ehrlicher Werkstatt-Check vor dem Kauf
Manche Möbelstücke haben einfach das gewisse Etwas. Sie sehen nicht nur gut aus, sie scheinen eine Geste zu machen. Bei diesem modernen Design-Klassiker ist es eine Umarmung. Die Armlehnen strecken sich einem entgegen und man fragt sich: Ist das nur Show oder ist der wirklich so bequem? Als Handwerksmeister sehe ich mir so ein Design natürlich mit ganz anderen Augen an. Mich interessiert, was unter der schönen Hülle steckt. Halten die Nähte? Ist das Material alltagstauglich? Und ganz ehrlich: Ist er sein Geld wert?
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Die Physik des Sitzens: Warum die „Umarmung“ wirklich funktioniert
- 0.2 Material-Check: Worauf es bei Stoff, Leder und Gestell ankommt
- 0.3 Handwerkskunst, die man nicht sofort sieht
- 0.4 Die 3 häufigsten Fehler beim Kauf – und wie du sie vermeidest
- 0.5 Pflege, Reparatur und was du erwarten kannst
- 0.6 Fazit: Eine Investition, die sich mit Bedacht lohnt
- 1 Bildergalerie
Ich habe in meiner Werkstatt schon alles gesehen – vom robusten Wirtshausstuhl bis zum Hightech-Büromonster. Dieser Sessel fällt in eine spannende Kategorie: Er ist ein echtes Design-Statement, das aber auch tatsächlich zum Sitzen gemacht ist. Vergessen Sie die Hochglanzbroschüren. Wir schauen uns jetzt mal an, was wirklich zählt: die Konstruktion, die Materialien und die kleinen, aber entscheidenden Details, die über Langlebigkeit und Freude entscheiden.
Die Physik des Sitzens: Warum die „Umarmung“ wirklich funktioniert
Ein Stuhl muss bequem sein. Punkt. Die einladende Form dieses Sessels ist zum Glück mehr als nur eine nette Idee, sie hat Hand und Fuß. Die Schale ist so geformt, dass sie den unteren Rücken genau da stützt, wo es bei längerem Sitzen schnell anstrengend wird. Die Armlehnen sind dabei so geschickt platziert, dass die Schultern entspannen können, ohne dass man sich eingequetscht fühlt. Ein schmaler Grat, den die Designer hier wirklich gut gemeistert haben.

Das Herzstück ist die Sitzschale. Im Inneren sorgt ein stabiler Kern, meist aus Stahl oder einem Glasfaser-Kunststoff-Mix, für die nötige Stabilität. Dieser wird dann mit einem hochwertigen Polyurethanschaum umgossen, sogenanntem Kaltschaum. Gut zu wissen: Guter Kaltschaum hat eine hohe Dichte. Das bedeutet, er bleibt formstabil und leiert nicht schon nach ein paar Jahren aus. Ein kleines, aber wichtiges Detail ist die leicht abgerundete Vorderkante der Sitzfläche. Diese „Wasserfallkante“ verhindert, dass die Blutzirkulation in den Oberschenkeln abgeschnürt wird. Merkt man vielleicht nicht sofort, aber nach einer Stunde umso mehr!
Übrigens, auch wenn der Stuhl oft im Wohnbereich landet, erfüllt seine Grundform viele ergonomische Kriterien, die auch bei professionellen Standards für Büromöbel eine Rolle spielen. Ihm fehlen zwar die typischen Verstellmöglichkeiten für einen Acht-Stunden-Arbeitstag, aber für das Home-Office, Konferenzräume oder als komfortabler Esszimmerstuhl ist er eine exzellente Wahl.
Material-Check: Worauf es bei Stoff, Leder und Gestell ankommt
Ein Möbel ist immer nur so gut wie seine Einzelteile. Hier trennt sich schnell die Spreu vom Weizen. Renommierte Marken setzen hier zum Glück auf Qualität. Schauen wir uns das mal genauer an.

Die Qual der Wahl: Der richtige Bezugsstoff
Die vielleicht wichtigste Entscheidung, die du triffst, ist die Wahl des Bezugs. Sie entscheidet über Optik, Pflegeaufwand und Haltbarkeit.
- Stoffe: Achte hier unbedingt auf die Scheuerfestigkeit, gemessen in Martindale. Für den normalen Wohnbereich sollten es mindestens 20.000 Touren sein. Für einen Esszimmerstuhl, der täglich genutzt wird, rate ich meinen Kunden immer zu mindestens 35.000 bis 40.000. Im öffentlichen Bereich wie einer Praxis oder einem Hotel sind Werte unter 80.000 Martindale tabu. Frag beim Kauf gezielt danach! Dieser Wert sagt mehr über die Haltbarkeit aus als der Preis allein.
- Leder: Leder ist nicht gleich Leder. Es gibt grob drei Arten. Pigmentiertes Leder hat eine schützende Farbschicht, ist robust und super pflegeleicht – ideal für Familien oder den Esstisch. Semi-Anilinleder ist etwas weicher, man sieht die Poren noch leicht. Ein schöner Kompromiss. Und dann gibt es Anilinleder: naturbelassen, unglaublich weich und es entwickelt eine wunderschöne Patina. Aber Achtung! Es ist extrem empfindlich gegenüber Fett und Flüssigkeiten. Eher was für den repräsentativen Sessel, an dem man nur mit einem Glas Wein sitzt, nicht für den Esstisch mit Kindern.

Die Basis: Holz oder Stahl?
Auch das Gestell will gut überlegt sein. Meist hast du die Wahl zwischen Holz und Metall.
- Holzbeine: Oft wird massive Eiche verwendet – ein hartes und langlebiges Holz. Hier ist die Oberfläche entscheidend. Geölte Beine fühlen sich toll an und lassen sich super einfach reparieren. Ein kleiner Kratzer? Kein Problem! Lackierte Beine sind eine versiegelte Festung gegen Schmutz, aber wenn mal ein tiefer Kratzer drin ist, ist die Reparatur deutlich aufwendiger. Für Familien oft die sicherere Wahl.
- Stahlrohrgestelle: Extrem stabil, modern und pflegeleicht. Meist sind sie pulverbeschichtet, was eine sehr widerstandsfähige Lackierung ist. Ein feuchtes Tuch genügt. Der einzige Nachteil: Bekommt die Beschichtung doch mal einen tiefen Schlag, kann der Stahl darunter rosten.
Handwerkskunst, die man nicht sofort sieht
Auch bei einem industriell gefertigten Stuhl steckt viel handwerkliches Know-how drin, besonders beim Polstern. Eine so runde, komplexe Form faltenfrei zu beziehen, ist eine Kunst. Der Stoff muss mit exakter Spannung aufgezogen werden – zu wenig, und er wirft Falten; zu viel, und die Nähte leiden.

Ein echtes Qualitätsmerkmal sind die Nähte. Achte mal auf die sogenannte Keder-Naht, diesen kleinen Wulst, der die Konturen betont. Sie ist nicht nur Zierde, sondern verstärkt die Kanten enorm. Sind die Nähte gerade? Ist der Abstand gleichmäßig? Daran erkennst du die Sorgfalt bei der Fertigung.
Kleiner Tipp vom Profi: Willst du sichergehen, dass du ein Original vor dir hast? Wirf einen Blick unter die Sitzfläche. Dort findest du bei seriösen Herstellern meist ein sauberes Label und eine tadellose Verarbeitung – keine wilden Tackerklammern oder billigen Schrauben.
Die 3 häufigsten Fehler beim Kauf – und wie du sie vermeidest
Bevor du dein Portemonnaie zückst, lass uns kurz über die typischen Fallen sprechen, in die viele tappen. Das kann dir eine Menge Geld und Ärger ersparen.
- Der falsche Bezug für den falschen Ort: Der wunderschöne, empfindliche Samt- oder Anilinleder-Bezug am Esstisch, wo die Kinder mit Ketchup hantieren? Keine gute Idee. Sei ehrlich zu dir selbst, wie der Stuhl genutzt wird, und wähle das Material entsprechend robust.
- Die falsche Erwartung an die Funktion: Ja, er ist ergonomisch. Nein, er ist kein vollwertiger 8-Stunden-Bürostuhl. Wenn du den ganzen Tag im Home-Office arbeitest, brauchst du mehr Verstellmöglichkeiten. Für ein paar Stunden ist er aber top.
- Die Maße nicht geprüft: Das ist ein Klassiker! Der Stuhl ist gekauft, sieht super aus, aber… die Armlehnen passen nicht unter die Esstischplatte. Miss vorher unbedingt die Höhe deiner Tischunterkante und vergleiche sie mit der Armlehnenhöhe des Stuhls.

Pflege, Reparatur und was du erwarten kannst
Ein guter Stuhl ist eine Anschaffung für viele Jahre. Mit etwas Pflege bleibt er auch so schön. Ich hatte mal einen Kunden in der Werkstatt, der hat seinen teuren Stoffbezug mit einem aggressiven Reiniger ruiniert. Deshalb mein wichtigster Rat: Teste JEDES Reinigungsmittel zuerst an einer unsichtbaren Stelle, zum Beispiel ganz unten am Stuhl!
- Stoffe regelmäßig absaugen. Flecken sofort abtupfen, nicht reiben!
- Leder 1-2 Mal im Jahr mit einer speziellen Pflege behandeln, damit es nicht brüchig wird.
- Geöltes Holz freut sich über eine jährliche Auffrischung. Und Kratzer? Sind oft kein Drama. Kleines DIY-Tutorial: Mit feinem 240er Schleifpapier ganz sanft in Faserrichtung über den Kratzer schleifen, Staub abwischen, einen Tropfen passendes Pflegeöl mit einem Lappen einreiben, kurz einwirken lassen, abwischen. Fertig! Sieht aus wie neu.
Aber man muss auch ehrlich sein: Die Reparaturfähigkeit hat Grenzen. Ein Stuhlbein auszutauschen, ist meist kein Problem. Einen neuen Bezug aufzuziehen, ist jedoch extrem aufwendig und teuer. Das kann schnell die Hälfte des Neupreises kosten. Deshalb ist die ursprüngliche Wahl des richtigen, langlebigen Materials so entscheidend.

Fazit: Eine Investition, die sich mit Bedacht lohnt
Also, ist dieser Stuhl sein Geld wert? Aus meiner Sicht: Ja, absolut – wenn du ihn richtig auswählst. Du bekommst ein durchdachtes Design, eine solide Konstruktion und hochwertige Materialien. Die Preise bewegen sich je nach Ausführung (Stoff, Leder, Gestell) meist zwischen 800 € und 1.500 €, bei edlem Leder kann es auch mal an der 2.000-€-Marke kratzen. Du findest ihn bei autorisierten Möbelhändlern oder in bekannten Online-Design-Shops, was dich auch vor Fälschungen schützt.
Es ist kein unzerstörbares Erbstück für die Ewigkeit, das man x-mal aufarbeiten kann. Aber es ist ein treuer, bequemer und wertstabiler Begleiter für viele, viele Jahre. Überlege dir vorher gut, wo er stehen und was er aushalten soll. Wenn du das tust, kaufst du nicht nur einen Stuhl, sondern ein Stück Lebensqualität.
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Hinter der verspielten Formsprache des Catch Chairs steckt der spanische Designer Jaime Hayon. Bekannt für seine fantasievollen, fast surrealen Entwürfe, die zwischen Kunst und Design balancieren, verleiht er Objekten eine Seele. Der Catch Chair ist ein Paradebeispiel für seinen „emotionalen Design“-Ansatz: Ein Stuhl ist nicht nur zum Sitzen da, er soll eine Beziehung zum Nutzer aufbauen, eine Geste machen – in diesem Fall eine freundliche und einladende Umarmung.

- Stoffbezüge (z.B. von Kvadrat): Regelmäßiges Absaugen mit dem Polsteraufsatz ist die halbe Miete. Bei Flecken schnell handeln: mit einem sauberen, leicht feuchten Tuch tupfen, nicht reiben.
- Leder: Staub einfach mit einem weichen, trockenen Tuch entfernen. Etwa alle sechs Monate eine spezielle Lederpflege auftragen, damit das Naturmaterial nicht austrocknet und Risse bekommt.

Mehr als nur ein Sessel: Obwohl seine Form an einen gemütlichen Lounge-Sessel erinnert, ist die Sitzhöhe des Catch Chairs (typischerweise um 45 cm) perfekt auf Standard-Esstische abgestimmt. Das macht ihn zu einem wahren Allrounder, der im Esszimmer genauso eine gute Figur macht wie als Solitär im Wohnbereich oder im Home-Office.

„Für mich ist es wichtig, dass ein Objekt eine Geschichte erzählt und den Menschen Freude bereitet. Design muss optimistisch sein.“ – Jaime Hayon

Die Farbpalette des Catch Chairs ist kein Zufall. Jede Nuance wurde gewählt, um eine bestimmte Atmosphäre zu schaffen:
- Gedeckte Töne (Grau, Anthrazit): Betonen die skulpturale Form und fügen sich nahtlos in minimalistische Interieurs ein.
- Kräftige Farben (Gelb, Blau): Setzen ein selbstbewusstes Statement und werden zum visuellen Ankerpunkt im Raum.
- Naturtöne (Beige, Cognac-Leder): Wirken warm, organisch und zeitlos elegant.

Ist der Catch Chair auch für kleinere Wohnungen geeignet?
Absolut. Sein Geheimnis liegt in seiner luftigen Konstruktion. Anders als wuchtige, bodentiefe Sessel lässt der Catch Chair durch seine schlanken Beine den Blick auf den Boden frei. Dieser einfache Trick lässt den Raum größer und offener wirken. Ein Modell mit hellem Bezug und Eichenholzbeinen verstärkt diesen Effekt zusätzlich und verhindert, dass der Sessel den Raum optisch dominiert.

Untergestell aus Eiche: Verleiht dem Stuhl eine warme, skandinavische und natürliche Note. Ideal für gemütliche Wohnkonzepte und Interieurs mit viel Holz.
Untergestell aus Stahlrohr: Bietet einen industrielleren, grafischeren Look. Es wirkt schlanker und passt hervorragend zu modernen, minimalistischen oder sogar klassischen Umgebungen mit Marmor- oder Glastischen.

Ein guter Polsterstoff für den täglichen Gebrauch sollte mindestens 20.000 Martindale-Scheuertouren aushalten. Die für den Catch Chair verfügbaren Kvadrat-Stoffe liegen oft bei 100.000.
Diese Zahl aus dem Labor simuliert die Abnutzung durch Sitzen. Ein Wert von 100.000 bedeutet, dass der Stoff extrem strapazierfähig ist und selbst bei intensiver Nutzung in öffentlichen Bereichen wie Hotellobbys über Jahre hinweg seine Form und Optik behält.

- Behält auch nach Jahren seine Form.
- Bietet konstanten, federnden Halt ohne durchzusitzen.
- Sorgt für eine gleichmäßige Druckverteilung.
Das Geheimnis dieser Langlebigkeit? Der Einsatz von hochwertigem Kaltschaum mit hohem Raumgewicht in der Polsterung – ein Qualitätsmerkmal, das man nicht sieht, aber über Jahre spürt.

Manchmal braucht es nur ein einziges Möbelstück, um eine ungenutzte Ecke in einen persönlichen Rückzugsort zu verwandeln. Mit seiner einladenden Silhouette schafft der Catch Chair genau das. Platzieren Sie ihn neben einem Bücherregal, mit einer schlanken Stehlampe und einem kleinen Beistelltisch – fertig ist die perfekte Leseecke, die Geborgenheit und Stil ausstrahlt.

Ein Stoff, der für sich spricht: Wenn Sie sich für eine Stoffvariante entscheiden, achten Sie auf den Hersteller. &Tradition arbeitet häufig mit dem dänischen Premium-Hersteller Kvadrat zusammen. Stoffe wie der ikonische „Hallingdal 65“ sind nicht nur für ihre reiche Farbpalette bekannt, sondern auch für ihre extreme Langlebigkeit. Ein klares Zeichen, dass hier keine Kompromisse gemacht werden.

Leder oder Stoff – was passt besser zu meinem Lebensstil?
Leder entwickelt mit der Zeit eine wunderschöne Patina und ist relativ pflegeleicht gegenüber Krümeln oder verschütteten Flüssigkeiten, was es für Essbereiche oder Haushalte mit Kindern interessant macht. Stoffbezüge, besonders Wollstoffe von Marken wie Kvadrat, bieten hingegen eine wärmere, weichere Haptik und eine riesige Farbvielfalt, um präzise Akzente zu setzen. Stoff ist oft atmungsaktiver, kann aber bei Flecken etwas mehr Pflege erfordern.

Ein Original von &Tradition erkennen Sie an der Liebe zum Detail. Unter der Sitzfläche befindet sich in der Regel eine Plakette oder ein Aufkleber mit dem Herstellernamen, dem Designernamen und der Modellbezeichnung. Achten Sie auf die makellose Verarbeitung der Nähte und die sauberen Übergänge zwischen Polster und Gestell. Bei Fälschungen sind dies oft die ersten Stellen, an denen gespart wird.

Laut Studien behalten wir hochwertige Möbelstücke im Durchschnitt 15-20 Jahre, während Billigmöbel oft schon nach 3-5 Jahren ersetzt werden.
Ein Stuhl wie der Catch Chair ist daher weniger ein Konsumgut als eine Investition. Die robusten Materialien und das zeitlose Design sorgen dafür, dass er nicht nur physisch lange hält, sondern auch ästhetisch relevant bleibt – und so über Jahre hinweg Freude bereitet, statt auf dem Sperrmüll zu landen.
Catch Chair JH1/JH2: Die klassische Version mit den umarmenden Armlehnen (JH2) oder als einfacher Schalenstuhl (JH1), oft im Essbereich zu finden.
Catch Lounge Chair JH13/JH14: Eine niedrigere, breitere und tiefere Version. Deutlich mehr Sessel als Stuhl, konzipiert für pures Entspannen.
Die Wahl hängt also vom geplanten Einsatzort ab: geselliger Esstisch oder gemütliche Leseecke?




