Dein Design-Klassiker: Was der Profi über Kauf, Reparatur und Pflege verrät

von Augustine Schneider
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In meiner Werkstatt habe ich über die Jahre unzählige Möbelstücke gesehen. Manche sind nur eine kurze Modeerscheinung, andere landen immer wieder auf meiner Werkbank. Und dann gibt es da diesen einen Stuhl, eine echte Design-Ikone. Ich habe ihn in allen Zuständen erlebt: fabrikneu, geliebt und abgenutzt nach Jahrzehnten im Familienbesitz oder – leider Gottes – furchtbar verpfuscht von jemandem, der es gut meinte.

Als Tischlermeister sehe ich Möbel einfach anders. Ich sehe nicht nur die Form. Ich sehe die Maserung, die Spannung im Holz, die ganze Physik, die das Ding zusammenhält. Und bei diesem Stuhl ist das besonders faszinierend. Er ist das perfekte Beispiel dafür, wie ein tiefes Verständnis für Material und Technik zu etwas absolut Zeitlosem führen kann. In diesem Artikel teile ich mal ein bisschen was aus dem Nähkästchen – wir schauen uns die Technik an, die typischen Schwachstellen und wie du den Wert eines solchen Stuhls erhältst.

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Mal ehrlich, was kostet der Spaß?

Bevor wir ins Detail gehen, reden wir mal über Geld. So ein Klassiker ist eine Investition, keine Frage. Ein nagelneues Exemplar kostet je nach Holzart und Ausführung gut und gerne zwischen 450 € und über 800 €. Auf dem Gebrauchtmarkt findest du gut erhaltene Originale oft so zwischen 250 € und 450 €. Aber Achtung: Der Zustand ist alles! Ein Stuhl mit lockerer Lehne kann schnell zum teuren Projekt werden.

Das Geheimnis der Form: Mehr als nur gebogenes Holz

Viele bewundern die elegante, geschwungene Silhouette. Aber die wahre Magie passiert in der Herstellung. Das Herzstück ist die Sitzschale aus formgepresstem Schichtholz. Das ist keine simple Platte, die man mal eben biegt, sondern eine hochkomplexe Komponente, die Stärke und Flexibilität perfekt vereint.

Stell dir ein einzelnes Blatt Holzfurnier vor – dünn und zerbrechlich. Die Idee von Schichtholz ist genial einfach: Man leimt mehrere Lagen kreuzweise übereinander. So wird die Platte in alle Richtungen stabil. Bei diesem Stuhl wurde diese Technik perfektioniert. Typischerweise sind es neun Furnierlagen, die in eine Metallform gelegt und unter enormem Druck und Hitze in ihre finale, dreidimensionale Form gepresst werden. Die inneren Schichten sind oft aus robuster Buche, die für die Stabilität sorgen, während die äußeren Schichten das Gesicht des Stuhls bilden – zum Beispiel in Eiche, Nussbaum oder Esche.

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Diese Bauweise macht den Stuhl unglaublich stark und gleichzeitig flexibel. Wenn du dich anlehnst, gibt die Rückenlehne ganz leicht nach. Das ist kein Fehler, das ist pure Absicht! Genau diese minimale Federung macht den Stuhl so unfassbar bequem. Ein Stuhl aus Massivholz könnte das niemals leisten, ohne doppelt so dick und schwer zu sein.

Fälschung oder Original? So entlarvst du Blender

Die Beliebtheit hat natürlich Nachahmer auf den Plan gerufen. Aber mit ein paar Tricks erkennst du ein Original ziemlich schnell. Wenn mir ein Kunde einen Stuhl bringt, gehe ich immer dieselben Punkte durch:

Mein erster Griff geht immer unter die Sitzschale. Echte Stühle haben dort eine Prägung oder einen Aufkleber des Herstellers, oft mit dem Hinweis „Made in Denmark“ und einer Seriennummer. Dann schaue ich mir die Befestigung an: Die runde Metallplatte, die Schale und Gestell verbindet, ist bei Originalen sauber verarbeitet und mit markanten Hutmuttern befestigt. Dazwischen sitzen dicke Gummipuffer, die sogenannten „Shock Mounts“ – die sind entscheidend für die Flexibilität. Bei Fälschungen ist das oft nur billiges Hartplastik. Zum Schluss das Gestell: Das Stahlrohr ist nahtlos verchromt oder beschichtet und die Schweißnähte sind fast unsichtbar. Billige Kopien haben hier oft dicke, unsaubere „Raupen“.

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Ein Blick in die Werkstatt: Typische Schäden und wie man sie behebt

Selbst der beste Stuhl bekommt mit der Zeit seine Macken. Die gute Nachricht: Ein echtes Original ist fast immer reparabel. Das ist der große Unterschied zu den Wegwerf-Möbeln von heute.

Das häufigste Problem: Lockere Gummipuffer
Nach Jahrzehnten wird der Gummi spröde und die Rückenlehne fühlt sich wackelig an. Das ist der Klassiker.
Achtung, jetzt kommt die Horrorgeschichte aus der Werkstatt: Versuche NIEMALS, das mit normalem Alleskleber oder Epoxidharz zu flicken! Ich hatte mal einen Kunden, der hat die Puffer mit Bauschaum „befestigt“. Ich sag’s euch … da war nichts mehr zu retten. Epoxidharz wird steinhart, zerstört die gewollte Flexibilität und beim nächsten Anlehnen reißt das Furnier rund um die Klebestelle aus. Dann ist der Schaden riesig.

Die Profi-Lösung: Wir entfernen die alten Puffer, schleifen das Holz vorsichtig an und verkleben neue Puffer mit einem speziellen, dauerelastischen Kleber. Das muss dann unter Druck aushärten. Eine solche Reparatur kostet beim Fachmann je nach Aufwand meist zwischen 80 € und 150 € pro Stuhl – eine Investition, die sich absolut lohnt.

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Kratzer und Lackschäden
Oberflächliche Kratzer bei lackierten Modellen kann man oft rauspolieren. Bei tiefen Macken muss die ganze Schale vorsichtig angeschliffen und neu lackiert werden. Das ist was für Profis, denn das Deckfurnier ist hauchdünn. Besonders an den Kanten hat man da schnell durchgeschliffen. Bei geölten Hölzern ist es einfacher, da kann man die Stelle oft lokal behandeln.

Wenn Designer neu denken: Ein kritischer Blick

Vor einiger Zeit luden die Hersteller mal eine Gruppe renommierter Kreativer ein, den Stuhl neu zu interpretieren. Als Handwerker finde ich sowas spannend. Da gab es zum Beispiel einen Entwurf, der fast wie eine Skulptur wirkte, bei dem die Beine organisch aus der Sitzfläche wuchsen. Technisch eine Meisterleistung, aber eher ein Kunstobjekt für die Galerie als ein Stuhl für den Esstisch.

Ein anderes Team betonte ganz bewusst die Schichten des Holzes, was ich ziemlich cool fand, weil es den Herstellungsprozess feiert. Wieder andere entwarfen eine Art Sitzbank für zwei Personen – eine charmante Idee, die aber statisch ganz neue Herausforderungen mit sich bringt. Solche Experimente sind wichtig, aber sie zeigen auch, wie unglaublich ausgewogen das Original ist: die perfekte Balance aus Ästhetik, Komfort, Materialeffizienz und industrieller Fertigbarkeit.

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Praktische Tipps: So bleibt dein Klassiker ewig schön

So ein Stuhl ist ein Begleiter fürs Leben. Mit ein bisschen Pflege entwickelt das Holz eine wunderschöne Patina, die seine Geschichte erzählt.

  • Reinigung: Egal ob lackiert oder geölt, ein weiches, leicht feuchtes Tuch ist dein bester Freund. Bei hartnäckigem Schmutz eine milde Seifenlösung nehmen und immer trocken nachwischen. Scharfe Reiniger sind tabu!
  • Pflege für geölte Hölzer: Diese Oberflächen sind „offen“ und brauchen alle ein bis zwei Jahre etwas Liebe. Ein passendes Pflegeöl, das du im Fachhandel oder online bekommst, nährt das Holz und schützt es.
  • Standort: Pralle Sonne ist der Feind! UV-Licht bleicht das Holz aus und macht den Lack spröde. Auch direkt neben der Heizung ist kein guter Platz.

Kleiner Tipp für den Alltag: Die Bodengleiter. Die kleinen Plastikfüßchen sind oft nach ein paar Jahren durch. Ersatzgleiter bekommst du für wenige Euro im Netz oder im Baumarkt. Die alten einfach mit einer Kombizange rausziehen und die neuen fest reindrücken. Dauert keine fünf Minuten und schont deinen Fußboden ungemein!

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Dein 5-Minuten-Stuhl-Checkup:

Mach das mal eben schnell, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist:

  1. Dreh den Stuhl um: Siehst du eine Prägung oder einen Aufkleber des Herstellers? Das ist schon mal ein gutes Zeichen.
  2. Wackel an der Lehne: Gibt sie sanft federnd nach oder fühlt sie sich lose und klapperig an? Wenn sie klappert, sind wahrscheinlich die Puffer fällig.
  3. Zieh die Schrauben an: Kontrolliere die Hutmuttern unter der Sitzfläche. Manchmal lockern sie sich über die Jahre. Ein kurzes Nachziehen wirkt oft Wunder.

Wo findet man solche Schätze und wer hilft bei Problemen?

Wenn du einen gebrauchten Stuhl suchst, sind Online-Kleinanzeigen-Portale eine gute Quelle, aber sei vorsichtig. Schau dir die Stühle immer persönlich an und nutze deine neuen Kenntnisse, um Fälschungen zu erkennen. Bessere, aber oft teurere Adressen sind spezialisierte Vintage-Möbelhändler.

Und wenn eine Reparatur ansteht, die über das Wechseln der Gleiter hinausgeht? Dann ab zum Fachmann! Such nach einer Tischlerei oder einem Restaurator, der Erfahrung mit Designklassikern hat. Frag nach Referenzen und lass dir die Werkstatt zeigen. Ein guter Handwerker erklärt dir genau, was er vorhat und warum.

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Zum Schluss noch ein Gedanke: Dieser Stuhl ist ein Meisterwerk, weil er so viele Dinge vereint. Er ist schön, aber funktional. Er ist industriell gefertigt, aber hat eine Seele. Er ist leicht, aber unglaublich stabil. Er zeigt uns, dass gutes Design und ehrliches Handwerk am Ende immer gewinnen. Wenn du so ein Stück besitzt, pass gut darauf auf. Es ist mehr als nur ein Sitzmöbel – es ist ein Stück Designgeschichte, das mit dir lebt.

Bildergalerie

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Die wahre Genialität eines Klassikers wie der Serie 7 zeigt sich in seiner Wandelbarkeit. Ob als Solist am Schreibtisch im Home-Office, in einer bunten Gruppe um einen rustikalen Holztisch oder als eleganter Kontrapunkt in einem opulenten Altbau – seine klare, organische Form fügt sich ein, ohne sich unterzuordnen. Er ist ein Chamäleon, das den Charakter eines Raumes aufgreift und ihn subtil veredelt.

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Woran erkenne ich ein Original auf den ersten Blick?

Schauen Sie unter die Sitzschale! Bei Originalen von Fritz Hansen finden Sie eine schwarze Kunststoff-Abdeckkappe, die die Befestigung des Gestells verdeckt. Darauf ist das FH-Logo und oft auch der Name des Designers eingeprägt. Bei älteren Modellen kann ein Aufkleber oder eine Stempelung vorhanden sein. Fehlen diese Kennzeichnungen komplett, ist höchste Vorsicht geboten – auch wenn die Form noch so überzeugend wirkt.

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„Wenn ich einen Stuhl entwerfe, denke ich an ein ganzes Gebäude. Ich denke an die Teppiche, die Farben, die Textilien.“ – Arne Jacobsen

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Der Teufel steckt im Detail: Achten Sie beim Kauf eines gebrauchten Modells unbedingt auf die kleinen, runden Gummipuffer (Spacers) zwischen Sitzschale und Gestell. Sind diese porös, rissig oder fehlen sie ganz, ist das ein klares Zeichen für Alter und Verschleiß. Der Austausch ist zwar möglich, aber ein guter Indikator für den Gesamtzustand und ein valides Argument für eine Preisverhandlung.

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Eiche Natur: Hell, freundlich und mit einer markanten Maserung, die skandinavische Leichtigkeit ausstrahlt. Perfekt für minimalistische, helle Räume. Das Holz dunkelt über die Jahre nur wenig nach und behält seinen frischen Charakter.

Nussbaum: Tief, warm und elegant. Die dunkle, oft lebhafte Maserung verleiht dem Stuhl eine luxuriöse, fast skulpturale Präsenz. Eine exzellente Wahl für gediegene Interieurs oder als warmer Akzent zu kühleren Materialien wie Beton oder Stahl.

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  • Man findet ihn in der St. Catherine’s College in Oxford.
  • Er steht im SAS Royal Hotel in Kopenhagen, für das er ursprünglich entworfen wurde.
  • Er hatte einen ikonischen Auftritt in Lewis Gilberts Porträt von Christine Keeler, das zur Ikone der 60er Jahre wurde.

Das Geheimnis seiner Allgegenwart? Arne Jacobsens Design ist so universell und zeitlos, dass es sich nahtlos in die bedeutendsten architektonischen und kulturellen Kontexte einfügt, ohne jemals seine eigene Identität zu verlieren.

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Ein originaler Serie 7 Stuhl ist so konstruiert, dass er bei guter Pflege mehrere Generationen überdauern kann.

Das ist Nachhaltigkeit in ihrer reinsten Form. Statt auf schnelllebige Trends und Wegwerfprodukte zu setzen, investiert man in ein Möbelstück, das nicht nur seinen Wert behält, sondern auch eine Geschichte erzählt. Reparaturen sind nicht nur möglich, sondern Teil des Konzepts. Ein professionell aufgearbeiteter Stuhl aus den 70ern ist ökologisch und oft auch ästhetisch wertvoller als eine billige Neuproduktion.

Die richtige Pflege hängt von der Oberfläche ab:

  • Lackierte Version: Hier genügt meist ein nebelfeuchtes Tuch mit milder Seifenlösung. Unbedingt auf scharfe oder scheuernde Reiniger verzichten, um den Lack nicht zu beschädigen.
  • Geölte oder geseifte Esche: Diese offenporigen Oberflächen benötigen mehr Aufmerksamkeit. Zur Auffrischung spezielle Holzöle oder Seifenlösungen (z.B. von WOCA oder Frama) verwenden, die das Holz nähren und schützen. Immer in Faserrichtung arbeiten!
Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.