Begehbarer Kleiderschrank: Der ehrliche Werkstatt-Guide für dein Traumprojekt
Mehr als nur ein Schrank – ein Stück Lebensqualität für jeden Morgen
Hey, schön, dass du hier bist! Als Tischlermeister baue ich seit über zwei Jahrzehnten Möbel und gestalte Räume. Und ehrlich gesagt, kaum ein Wunsch kommt so oft auf den Tisch wie der nach einem begehbaren Kleiderschrank. Viele kommen mit Hochglanzbildern aus dem Netz, wo alles perfekt und aufgeräumt aussieht. Aber lass uns mal Klartext reden: Ein gutes Ankleidezimmer ist kein Ausstellungsstück. Es ist ein Arbeitsraum, der jeden einzelnen Morgen reibungslos funktionieren muss. Er muss atmen, er muss was aushalten und vor allem muss er genau zu dir und deiner Garderobe passen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Mehr als nur ein Schrank – ein Stück Lebensqualität für jeden Morgen
- 2 Schritt 1: Bestandsaufnahme – Kenne deinen Raum!
- 3 Schritt 2: Das Konzept – Was braucht dein Kleiderschrank wirklich?
- 4 Schritt 3: Material & Bauweise – Worauf du deinen Schrank baust
- 5 Schritt 4: Das Licht – Damit Blau auch Blau bleibt
- 6 Schritt 5: DIY vs. Profi – Eine ehrliche Abwägung
- 7 Ein letztes Wort aus der Werkstatt
- 8 Bildergalerie
Ich vergesse nie einen meiner ersten Aufträge dieser Art. Eine Familie wollte eine kleine Abstellkammer umbauen. Sie hatten sich ein günstiges Regalsystem im Baumarkt besorgt. Das Ende vom Lied? Nach wenigen Monaten bogen sich die Regalböden durch, die Kleiderstangen hingen auf halb acht und es roch leicht muffig, weil niemand an die Belüftung gedacht hatte. Wir haben am Ende alles rausgerissen und von Grund auf neu geplant. Diese Erfahrung hat mir eins gezeigt: Eine Stunde mehr Planung am Anfang spart dir später Wochen voller Ärger und einen Haufen Geld. In diesem Guide teile ich mein ganzes Wissen mit dir – direkt aus der Werkstatt und von unzähligen Baustellen. Von der Statik bis zum perfekten Licht.

Schritt 1: Bestandsaufnahme – Kenne deinen Raum!
Bevor du auch nur an ein einziges Regalbrett denkst, müssen wir uns den Raum genau ansehen. Das ist keine lästige Pflicht, sondern das absolute Fundament. Ein Fehler hier, und der ganze Plan wackelt. Nimm dir dafür ruhig einen Kaffee und etwas Zeit.
Richtig vermessen wie ein Profi
Lass den Papier-Zollstock liegen und schnapp dir ein solides Maßband. Miss nicht nur Länge und Breite, sondern auch die Deckenhöhe – und zwar an mindestens drei verschiedenen Stellen. Gerade in älteren Gebäuden kann die Decke gerne mal um ein paar Zentimeter abfallen. Ein großer Winkel zeigt dir, ob deine Ecken wirklich 90 Grad haben (Spoiler: oft nicht). Zeichne dir einen simplen Grundriss und trag alles ein: Türen, Fenster, Heizkörper, Steckdosen und Lichtschalter. Ganz wichtig: Wohin öffnet sich die Tür? Schlägt sie nach innen, klaut sie dir wertvollen Platz.
Die unsichtbare Gefahr: Mief, Motten und Schimmel
Das hier ist der Punkt, den fast jeder Heimwerker vergisst. Kleidung, besonders aus Wolle oder Baumwolle, speichert Feuchtigkeit. Ein geschlossener Raum ohne Luftzirkulation ist das reinste Paradies für Schimmel und Motten. Kennst du diesen typischen „Schrankmief“? Genau daher kommt er.

Achte also unbedingt auf eine leichte, aber konstante Luftzirkulation. Ein Fenster ist natürlich der Jackpot – dann einfach regelmäßig Stoßlüften. Wenn es kein Fenster gibt, muss eine technische Lösung her. Oft reicht schon ein einfaches Lüftungsgitter in der Tür, das du für 10-20 € im Baumarkt bekommst. Bei komplett innenliegenden Räumen ist ein kleiner, leiser Abluftventilator (ca. 40-100 € plus Installation) die beste Investition. Das schützt deine teure Garderobe. Optimal ist eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 % und 60 %.
Was können deine Wände wirklich tragen?
Klopf mal an deine Wände. Klingt es hohl? Dann hast du es wahrscheinlich mit einer Gipskarton-Trockenbauwand zu tun. Achtung! Hier kannst du nicht einfach schwere Hängeschränke anbringen. Dafür brauchst du entweder eine stabile Unterkonstruktion in der Wand oder spezielle Hohlraumdübel. Mein Tipp: Hohlraum-Metalldübel sind hier dein bester Freund, die halten richtig was aus. Klingt die Wand massiv? Super, dann ist es Ziegel oder Beton. Mit guten Dübeln (z. B. 8er oder 10er) kannst du hier fast alles befestigen.

Kleiner Trick, wenn du unsicher bist: Bohre an einer Stelle, die später verdeckt ist, ein kleines Loch. Rotes Bohrmehl bedeutet Ziegel, graues deutet auf Beton und weißes Pulver auf Gips oder Kalksandstein.
Schritt 2: Das Konzept – Was braucht dein Kleiderschrank wirklich?
Jetzt wird’s persönlich. Ein Standard-Layout von der Stange passt selten. Der Schlüssel zu deinem perfekten Schrank liegt in einer ehrlichen Inventur deiner Klamotten.
Mach eine ehrliche Inventur deiner Garderobe
Ja, das klingt nach Arbeit, ist aber Gold wert. Nimm dir einen Nachmittag Zeit, leg deine Lieblingsmusik auf und geh alles durch. Zähl mal ganz grob:
- Kurze Hängeware: Hemden, Blusen, Sakkos. Rechne grob mit 2,5 cm Breite pro Hemd auf der Stange. Hier brauchst du eine lichte Höhe von ca. 100-110 cm.
- Lange Hängeware: Kleider, Mäntel. Hier planst du besser 140-170 cm Höhe ein.
- Liege- und Faltware: Pullover, T-Shirts, Jeans. Wie viele Stapel brauchst du? Ein Stapel sollte nicht höher als 25 cm sein, sonst kippt er. Ideal sind Fächer mit 30-40 cm Breite.
- Schuhe: Zähl deine Paare. Brauchst du hohe Fächer für Stiefel oder reichen flache für Sneaker?
- Accessoires: Gürtel, Krawatten, Schals, Handtaschen… der ganze Kleinkram, der ohne eigenes System sofort für Chaos sorgt.
Mit dieser Liste hast du eine reelle Vorstellung, wie viel Platz du wirklich brauchst. Und jetzt können wir die Zonen im Raum planen.

Die richtige Zonierung für einen stressfreien Morgen
Ein gut geplantes Ankleidezimmer hat eine Logik. Denk einfach mal an deinen typischen Morgen. Du greifst ja auch nicht zuerst zum Wintermantel. Ordne die Bereiche also clever an:
- Die „Täglich“-Zone: Unterwäsche, Socken, deine Lieblingsjeans, T-Shirts. Alles, was du fast jeden Tag brauchst, kommt an die am besten zugängliche Stelle.
- Die „Business/Anlass“-Zone: Anzüge, schicke Kleider, Kostüme. Die können ruhig ein bisschen weiter hinten oder oben hängen.
- Die „Saison“-Zone: Dicke Winterjacken im Sommer, Badesachen im Winter. Diese Teile kommen ganz nach oben oder in die hinterste Ecke. Vakuumbeutel sind hier übrigens ein genialer Trick, um Platz zu sparen.
Die richtige Schranktiefe: Ein absolut entscheidendes Maß. Für Kleidung auf Bügeln brauchst du eine lichte Innentiefe von mindestens 58 cm. Mit Tür sind das dann außen ca. 60 cm. Ist es weniger, werden die Ärmel von Hemden und Jacken in der Tür eingeklemmt – super nervig! Für reine Fächerregale reichen 40-45 cm Tiefe völlig aus.

Die Mittelinsel – Luxus oder Platzfresser? Eine Insel sieht fantastisch aus, aber sie braucht Platz. Du solltest rundherum mindestens 80 cm, besser noch 90-100 cm Durchgang haben. Sonst wird es richtig eng, wenn mal eine Schublade offen steht.
Profi-Tipp: Kleb die Umrisse der geplanten Insel und Schränke mit Malerkrepp auf den Boden. Dann lauf mal ein paar Tage drumherum. Du merkst sofort, ob es sich gut anfühlt oder ob du dich ständig eingeengt fühlst. Das hat schon so manchen Plan gerettet!
Schritt 3: Material & Bauweise – Worauf du deinen Schrank baust
Die Materialwahl entscheidet über Optik, Langlebigkeit und sogar das Raumklima. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Systeme im Vergleich: Von günstig bis für die Ewigkeit
Ganz grob gibt es drei Wege, die nach Rom führen:
- Möbelhaus-Systeme: Der Klassiker. Der größte Vorteil ist der Preis und die sofortige Verfügbarkeit. Für Standardräume und wenn das Budget eng ist, ist das eine solide Option. Die Nachteile? Die Spanplatten sind oft nicht die dichtesten und die Beschichtungen dünn. Die Maße sind fix und passen selten perfekt in Nischen oder unter Dachschrägen. Plane für den Aufbau als Laie mal ein ganzes Wochenende ein.
- Modulare Systeme vom Fachhandel: Hier gibt es spezialisierte Anbieter, die deutlich flexibler sind. Die Qualität von Material und Beschlägen ist eine ganz andere Liga. Du kannst Schiebetüren und Innenausstattung viel individueller konfigurieren. Ein super Mittelweg zwischen Standard und Maßanfertigung.
- Maßanfertigung vom Tischler: Das ist natürlich die Königsklasse. Hier wird jeder Millimeter genutzt, krumme Wände und schiefe Böden sind kein Problem. Du hast die freie Wahl bei Materialien und Oberflächen. Die Konstruktion ist auf maximale Stabilität ausgelegt – hier wird gedübelt und verleimt, nicht nur geschraubt. Das kostet mehr, klar. Aber es ist eine Anschaffung fürs Leben und eine echte Wertanlage für dein Zuhause. Rechne hier mit einer Wartezeit von 4-8 Wochen, je nach Auftragslage des Betriebs.

Kleine Materialkunde für Bauherren
Damit du im Baumarkt oder beim Tischler mitreden kannst:
- Spanplatte: Der Standard. Besteht aus verleimten Holzspänen. Die Qualität ist okay für Korpusse, die nicht extrem belastet werden. Achte auf die Emissionsklasse „E1“, damit nichts ungesund ausdünstet. Beschichtete Platten kosten etwa 10-20 € pro Quadratmeter.
- MDF-Platte: Die mitteldichte Faserplatte ist feiner und dichter. Die Oberfläche ist superglatt, perfekt zum Lackieren. MDF ist stabiler und robuster als Spanplatte. Ideal für Fronten oder stabilere Böden. Preislich liegst du hier bei ca. 20-35 € pro Quadratmeter.
- Tischlerplatte: Das ist quasi die Geheimwaffe für lange Regalböden. Ein Kern aus massiven Holzstäben macht sie extrem biegefest und dabei relativ leicht. Hier biegen sich auch schwere Pulloverstapel nicht durch. Sie ist teurer, aber für Schlüsselstellen jeden Cent wert.
- Massivholz: Wunderschön, atmungsaktiv und einzigartig. Aber es ist auch teuer und reagiert auf Feuchtigkeitsschwankungen („es arbeitet“). Für ein komplettes System wird es selten genutzt, aber für Fronten, Akzente oder in traditionelleren Bauweisen (z.B. mit Zirbenholz im ländlichen Raum) ist es ein Traum.
Und vergiss die Beschläge nicht! Ich sage meinen Azubis immer: An den Scharnieren und Auszügen erkennst du die wahre Qualität. Billige Beschläge leiern aus, Schubladen klemmen. Investiere in Markenqualität von renommierten Herstellern. Ein Vollauszug mit Softeinzug bei Schubladen ist heute kein Luxus mehr, sondern ein Muss für den täglichen Komfort.

Schritt 4: Das Licht – Damit Blau auch Blau bleibt
Licht im Ankleidezimmer ist keine Deko, sondern ein Werkzeug. Sein Job ist es, die Farben deiner Kleidung realistisch darzustellen. Hast du auch schon mal im Büro gemerkt, dass du eine dunkelblaue Socke und eine schwarze trägst? Das lag an schlechtem Licht zu Hause!
Worauf es bei Licht wirklich ankommt: CRI und Kelvin
Zwei Werte sind entscheidend:
- Die Lichtfarbe (Kelvin): Für ein Ankleidezimmer ist „Neutralweiß“ perfekt. Das liegt zwischen 3300 und 4000 Kelvin. Es ist sachlich und verfälscht Farben am wenigsten.
- Der Farbwiedergabeindex (CRI oder Ra): Das ist der wichtigste Wert! Er sagt, wie naturgetreu Farben wirken (Sonnenlicht = 100). Billige LEDs haben oft nur einen CRI von 80. Such unbedingt nach Leuchtmitteln mit einem CRI von über 90. Der Unterschied ist gewaltig. Plötzlich siehst du den feinen Unterschied zwischen Anthrazit und Schwarz.
Ein Lichtkonzept, das funktioniert
Verlass dich nicht auf eine einzelne Deckenlampe, die wirft nur Schatten. Ein gutes Konzept hat drei Ebenen:

- Grundbeleuchtung: Flache Deckenleuchten oder Spots für die allgemeine Helligkeit.
- Funktionsbeleuchtung: Das ist das Herzstück! Integrierte LED-Leisten in den Schränken sind die beste Lösung. Entweder über der Kleiderstange oder an der Vorderkante der Regalböden montiert, leuchten sie den Inhalt perfekt aus, ohne dass du dir selbst im Licht stehst.
- Spiegelbeleuchtung: Das Licht am Spiegel sollte immer von vorne kommen (links und rechts), nicht von oben. Sonst wirft es unschöne Schatten ins Gesicht.
Der Quick-Win für sofort: Dein aktueller Schrank ist zu dunkel? Kauf dir für 15 € im Baumarkt ein paar batteriebetriebene LED-Spots mit Bewegungsmelder und kleb sie rein. Ein winziger Aufwand mit riesigem Effekt!
Achtung, Sicherheit! Alle fest installierten elektrischen Arbeiten, besonders in Möbeln, MÜSSEN von einer Elektrofachkraft ausgeführt werden. Das ist keine Empfehlung, das ist Vorschrift. Falsch verlegte Kabel sind eine massive Brandgefahr.
Schritt 5: DIY vs. Profi – Eine ehrliche Abwägung
Kannst du ein Ankleidezimmer selbst bauen? Absolut! Aber es ist wichtig, seine Grenzen zu kennen.

Was du gut selbst machen kannst:
- Den Raum ausmessen und die Planung (mit diesem Guide).
- Wände streichen und den Boden vorbereiten. Apropos Boden: Ein glatter Belag wie Parkett, Vinyl oder Laminat ist praktischer als Teppich. Er lässt sich leichter reinigen und bietet Staub und Motten weniger Angriffsfläche.
- Fertige Möbelhaus-Systeme nach Anleitung aufbauen.
Wann du einen Profi rufen solltest:
- IMMER bei der Elektrik. Nicht verhandelbar.
- Für passgenaue Lösungen in Nischen, Ecken oder unter Dachschrägen.
- Wenn du eine wirklich langlebige Konstruktion willst, die auch mal einen Umzug übersteht.
- Bei Unsicherheiten bezüglich der Statik der Wände.
Was kostet der Spaß? Eine realistische Einschätzung
Genaue Zahlen sind schwierig, aber hier eine grobe Hausnummer:
- Einfache DIY-Lösung: Mit Systemen aus dem Möbelhaus landest du je nach Größe bei 500 € bis 2.500 € für das Material.
- Modulares System vom Fachhandel: Hier bewegst du dich schnell im Bereich von 2.500 € bis 7.000 €. Dafür gibt’s Top-Qualität und mehr Flexibilität.
- Maßanfertigung vom Tischlermeister: Das ist die Premiumlösung. Rechne hier mit Kosten ab ca. 7.000 € aufwärts, je nach Material und Größe. Du bezahlst aber nicht nur Material, sondern Planungssicherheit, perfektes Handwerk und eine Garantie.

Ein letztes Wort aus der Werkstatt
Ein begehbarer Kleiderschrank ist ein geniales Projekt. Wenn er gut gemacht ist, bringt er jeden Tag Ordnung und Ruhe in dein Leben. Nimm dir also die Zeit für die Planung. Denk an die Funktion, nicht nur an die Hochglanz-Optik. Investiere in gute Materialien und saubere Arbeit. Ob du es nun selbst anpackst oder einen Profi holst: Ein solides Wissensfundament ist der Schlüssel zum Erfolg. Und dann hast du nicht nur einen Raum voller Kleider, sondern ein Stück Handwerk, das dir jeden Tag aufs Neue Freude macht.
Bildergalerie


Die ewige Frage: Offen oder geschlossen?
Ein offenes System wirkt luftig, präsentiert Ihre Lieblingsstücke wie in einer Boutique und zwingt zur Ordnung. Der Nachteil: Staub. Geschlossene Fronten, vielleicht sogar mit eleganten Glastüren, schaffen eine ruhigere Optik und schützen die Kleidung. Eine clevere Mischung ist oft ideal: geschlossene Schränke für selten genutzte Saisonkleidung und offene Regale für die täglichen Favoriten und Schuhe.

- Kurze Kleiderstange (Hemden, Blusen): 100-110 cm Höhe
- Lange Kleiderstange (Mäntel, Kleider): 160-180 cm Höhe
- Hosen (gefaltet über Bügel): 70-80 cm Höhe
Das Geheimnis? Messen Sie Ihr längstes Kleidungsstück und geben Sie 15 cm Luft nach unten dazu. Das verhindert unschöne Knitterfalten am Saum.

„Der Durchschnittsmensch verbringt fast ein Jahr seines Lebens damit, zu entscheiden, was er anziehen soll.“ – Studie von Matalan, 2017
Ein gut durchdachter, organisierter Kleiderschrank ist also mehr als nur Luxus – er ist ein Zeitspar-Werkzeug für jeden Morgen. Wenn alles seinen festen Platz hat und gut sichtbar ist, fällt die tägliche Entscheidung in Minuten statt in Viertelstunden.

Die unterschätzte Heldin: Multiplexplatte. Während viele sofort an Massivholz oder günstiges MDF denken, ist Birken-Multiplex der wahre Champion aus der Schreinerwerkstatt. Sie ist extrem formstabil (perfekt für lange Regalböden, die sich nicht durchbiegen), robust und bietet mit ihrer sichtbaren Schichtkante einen modernen, skandinavischen Look. Ideal für ein System, das Jahrzehnte überdauern soll.

Der Teufel steckt im Detail: die Schubladenführung. Nichts ist ärgerlicher als eine klemmende, laute Schublade. Hier sollten Sie nicht sparen. Investieren Sie in hochwertige Vollauszüge mit Soft-Close-Funktion von Marken wie Blum oder Hettich. Der Unterschied im täglichen Gebrauch ist enorm – die Schubladen gleiten sanft und leise, und Sie können den gesamten Inhalt sehen, ohne in der hintersten Ecke kramen zu müssen.

Denken Sie über einen „Valet Hook“ nach – einen einzelnen, stilvollen Wandhaken. Er ist der perfekte Ort, um das Outfit für den nächsten Tag bereitzuhängen, getragene Kleidung kurz auszulüften oder verschiedene Kombinationen anzuprobieren, ohne gleich wieder alles im Schrank verstauen zu müssen. Ein kleines Detail mit maximaler Wirkung für die tägliche Routine.

Wie erzeuge ich das richtige Licht?
Das Licht im Ankleidezimmer muss vor allem eines sein: ehrlich. Wählen Sie LED-Leuchten mit einem hohen CRI-Wert (Farbwiedergabeindex) von über 90. Nur so sehen Sie die Farben Ihrer Kleidung so, wie sie auch bei Tageslicht aussehen. Eine Farbtemperatur von 3000-4000 Kelvin (neutralweiß) ist ideal, da sie weder zu kühl-steril noch zu gelb-verfälschend wirkt. Integrierte LED-Strips, wie die aus dem Häfele Loox System, sind perfekt, um Regale und Kleiderstangen schattenfrei auszuleuchten.

Günstiges System (z.B. IKEA PAX): Perfekt für Standardräume und kleinere Budgets. Hohe Flexibilität durch viele fertige Module, aber bei Dachschrägen oder krummen Wänden sind Kompromisse nötig.
Maßanfertigung vom Tischler: Nutzt jeden Millimeter aus, passt sich perfekt an Nischen und Schrägen an und bietet eine unschlagbare Material- und Verarbeitungsqualität. Höher im Preis, aber eine Investition für die Ewigkeit.

Der häufigste Planungsfehler? Zu tiefe Regale. Alles, was tiefer als 40 cm ist, wird zur „zweiten Reihe“, die man nie wieder sieht.

Ein Hauch von Luxus muss nicht teuer sein. Tauschen Sie die Standardgriffe Ihrer Schränke oder Schubladen gegen hochwertige Modelle aus Messing, schwarzem Stahl oder Leder aus. Marken wie „Pretty Pegs“ oder lokale Design-Shops bieten eine riesige Auswahl. Dieser kleine Eingriff verändert die gesamte Anmutung Ihres Ankleidezimmers für einen Bruchteil der Kosten einer kompletten Neuanfertigung.

- Ringe aus Zedernholz über die Kleiderbügel hängen
- Kleine Säckchen mit getrocknetem Lavendel in die Schubladen legen
- Ein paar Lorbeerblätter in den Ecken des Schranks verteilen
Diese natürlichen Alternativen zu chemischen Mottenkugeln riechen nicht nur besser, sondern sind auch schonender für Ihre Kleidung und Ihre Gesundheit.

Die Kleiderschrank-Insel, oft in Luxus-Ankleiden zu sehen, ist auch auf kleinerem Raum machbar. Sie muss keine riesige Kommode sein. Ein schmaler, hoher Apothekerauszug für Accessoires oder eine elegante Sitzbank mit integriertem Stauraum können bereits diese zentrale Funktion übernehmen. Sie dient als Ablage, Organisationshilfe und optischer Ankerpunkt im Raum.

„Die Frage, was man behalten soll und was man wegwerfen soll, ist nicht ‚Was brauche ich?‘, sondern ‚Macht es mich glücklich?‘“ – Marie Kondo
Bevor Sie Ihr neues Ankleidezimmer einräumen, ist der perfekte Moment für diesen Gedanken. Ein begehbarer Kleiderschrank ist nur dann eine Freude, wenn er mit Stücken gefüllt ist, die Sie wirklich lieben.

Ein Spiegel ist unverzichtbar. Aber statt ihn einfach an die Wand zu hängen, integrieren Sie ihn clever: Eine Spiegelfront an einer Schranktür spart Wandfläche und lässt den Raum sofort doppelt so groß wirken. Ein freistehender, großer Ankleidespiegel wird hingegen zum eleganten Designobjekt, das dem Raum Hotel-Charakter verleiht.

- Sie sehen Ihre gesamte Schuhsammlung auf einen Blick.
- Die Luft kann zirkulieren und die Schuhe trocknen besser.
- Sie schaffen eine visuell ansprechende Wand, fast wie ein Kunstwerk.
Das Geheimnis? Schräge Regalböden mit einer kleinen Aufkantung vorne. So bleiben die Schuhe an Ort und Stelle und sind optimal präsentiert.

Verleihen Sie Ihrem Ankleideraum Persönlichkeit! Eine einzelne Wand, tapeziert mit einer kühnen Mustertapete von Anbietern wie Farrow & Ball oder Cole & Son, kann den gesamten Charakter des Raumes verändern. Kombiniert mit schlichten, weißen Regalsystemen entsteht ein spannender Kontrast, der den Raum von einem reinen Lagerort in einen inspirierenden Lieblingsplatz verwandelt.

Der Untergrund zählt: Ein weicher Teppich oder ein schicker Läufer fühlt sich nicht nur wunderbar an, wenn Sie barfuß Ihr Outfit zusammenstellen, er schluckt auch Schall und sorgt für eine ruhige, gedämpfte Akustik. Das macht den Raum sofort behaglicher und weniger hallig als ein reiner Holzboden.

Vergessen Sie nicht, eine kleine „Lande-Zone“ einzuplanen. Das kann ein kleiner Hocker, ein eleganter Sessel oder eine schmale Bank sein. Sie ist Gold wert, um sich bequem die Schuhe anzuziehen oder kurz Kleidung abzulegen, ohne dass sie auf dem Boden landet. Dieses kleine Möbelstück definiert den Raum als echtes Zimmer und nicht nur als übergroßen Schrank.

Was haben Möbelplatten und die Luftqualität gemeinsam?
Viel! Günstige, stark gepresste Spanplatten können Formaldehyd und andere flüchtige organische Verbindungen (VOCs) ausdünsten, was besonders in einem geschlossenen Raum wie einem Ankleidezimmer bedenklich ist. Achten Sie auf Gütesiegel wie den „Blauen Engel“ oder wählen Sie emissionsarme E1-Platten oder Massivholz, um eine gesunde Umgebung für sich und Ihre Kleidung zu schaffen. Gute Belüftung ist hier kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.
Investieren: In die bereits erwähnten Schubladenführungen, eine gute Beleuchtung und die Stabilität der Regalböden und Kleiderstangen. Diese Elemente nutzen Sie täglich und sie entscheiden über die Langlebigkeit.
Sparen: Bei den Rückwänden (hier reicht oft eine dünnere Platte), bei den Griffen (können später leicht aufgewertet werden) oder bei der Innenausstattung von Schubladen, wo einfache Trennelemente oft ausreichen.




