Kantige Waschbecken: Cool im Prospekt, aber auch im Alltag? Ein ehrlicher Check.

von Adele Voß
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Ganz ehrlich, ich habe in meiner Zeit im Handwerk schon so viele Bad-Trends kommen und gehen sehen. Manche waren eine echte Erleichterung, andere… naja, sagen wir mal, eher was fürs Auge. In letzter Zeit tauchen immer öfter diese kantigen, fast wie gefaltet aussehenden Waschbecken auf. Man nennt sie oft „Origami-Waschbecken“, und klar, auf den Hochglanzfotos der Designer sehen die Dinger absolut fantastisch aus. Sie versprechen diesen cleanen, modernen Look im Bad.

Aber wie so oft im Leben steckt der Teufel im Detail. Ein Waschbecken ist ja kein reines Deko-Objekt. Es muss jeden einzelnen Tag funktionieren, sich vernünftig reinigen lassen und vor allem bombenfest an der Wand hängen. Bevor du dich also in so ein markantes Stück verliebst, möchte ich mal ein paar ehrliche Worte aus der Praxis loswerden. Das hier ist keine Verkaufsbroschüre, sondern ein knallharter Realitäts-Check zu Material, Montage und den kleinen Tücken des Alltags.

Die inneren Werte: Welches Material darf’s denn sein?

So ein Origami-Look lebt von seinen scharfen Kanten und glatten Flächen. Das kriegt man nicht mit jedem Werkstoff gleich gut hin. Die Materialwahl entscheidet dabei nicht nur über die Optik, sondern auch über die Langlebigkeit, den Pflegeaufwand und, ganz wichtig, über den Preis. Schauen wir uns mal die drei gängigsten Kandidaten an.

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Mineralguss: Der flexible Schönling

Mineralguss, oft auch als „Solid Surface“ bekannt, ist der Liebling der Designer. Stell dir eine Masse aus mineralischen Pulvern und Kunstharz vor, die in quasi jede erdenkliche Form gegossen wird. Perfekt für präzise, scharfe Kanten.

Der große Vorteil: Die Oberfläche fühlt sich seidig und warm an, nicht so eiskalt wie Keramik. Und jetzt kommt der Knaller: Kleine Kratzer? Kann man oft mit speziellen Poliersets (bekommt man online oder im Fachhandel für ca. 30-50 €) einfach selbst rauspolieren. Das habe ich schon bei einigen Kunden erfolgreich demonstriert. Aber, und das ist ein großes Aber, das Material ist empfindlicher. Ein herunterfallendes Parfumfläschchen kann eine Macke hinterlassen, und auf Haarfarbe oder aggressive Reiniger reagiert es beleidigt. Preislich bewegst du dich hier je nach Größe und Hersteller meist zwischen 400 € und weit über 1.000 €.

Also, für wen ist das was? Eher für den designverliebten Haushalt ohne tobende Kinder oder das schicke Gästebad. Wer auf sein Zeug achtgibt, wird damit glücklich.

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Keramik: Der unkaputtbare Klassiker

Sanitärkeramik kennen wir alle. Das Zeug ist hart im Nehmen, extrem kratzfest und chemieresistent. Lange Zeit war es schwierig, damit filigrane Kanten hinzubekommen, aber die Technik hat enorme Fortschritte gemacht. Moderne Keramikbecken können heute auch richtig scharfkantig sein, wenn auch vielleicht nicht ganz so millimetergenau wie Mineralguss.

Der Pluspunkt ist die Robustheit. Hier kannst du mit fast jedem Reiniger ran, und Kalk beißt sich die Zähne aus. Dafür ist Keramik spröde. Fällt dir was richtig Schweres rein, kann’s springen oder ein Stück abschlagen – und eine Reparatur ist dann quasi unmöglich. Die Oberfläche fühlt sich zudem immer kühl an. Preislich ist Keramik oft attraktiver, gute Modelle starten hier schon bei ca. 250-300 €.

Also, für wen ist das was? Für die Familie, die Mietwohnung oder jeden, der etwas Solides und Pflegeleichtes für die Ewigkeit sucht. Der unkomplizierte Alleskönner.

Beton: Das ehrliche Schwergewicht

Ein Waschbecken aus Beton ist ein echtes Statement. Jedes Stück ist ein Unikat mit individueller Struktur – perfekt für den puristischen Industrial-Look. Aber Achtung: Beton ist schwer. Und ich meine WIRKLICH schwer. Stell dir mal ein Gewicht von 40 bis 80 Kilo für ein mittelgroßes Becken vor! Das stellt extreme Anforderungen an die Wand.

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Die Oberfläche ist von Natur aus porös und muss perfekt versiegelt sein, um Flecken zu verhindern. Diese Versiegelung muss eventuell alle paar Jahre mal erneuert werden, was etwas Arbeit und ein paar Euro für das Spezialmittel kostet. Ich hatte mal einen Kunden, dem eine Ölflasche umgekippt ist – der Fleck blieb, weil die Versiegelung nicht mehr top war. Handgefertigte Stücke aus Manufakturen fangen preislich oft erst bei 800 € an und gehen schnell in den vierstelligen Bereich.

Also, für wen ist das was? Für den Loft-Bewohner mit massiven Wänden, dem nötigen Budget und der Bereitschaft, ein bisschen mehr Pflege zu investieren.

Die Montage: Hier zeigt sich, wer Ahnung hat

Das schönste Becken nützt dir gar nichts, wenn es wackelt oder nach einem Jahr von der Wand kracht. Und gerade bei den schweren Design-Modellen ist die Befestigung das absolute A und O. Bevor ich überhaupt ein Werkzeug in die Hand nehme, schaue ich mir die Wand an.

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  • Massivwand (Beton, Ziegel): Das ist der Idealfall. Hier arbeiten wir mit langen Stockschrauben und Spezialdübeln. Das hält bombenfest.
  • Trockenbauwand (Gipskarton): Das ist die Königsdisziplin. Ein schweres Becken einfach nur mit Kippdübeln in die Rigipsplatte zu hängen, ist grob fahrlässig. Das wird nicht halten! Hier muss eine Verstärkung her. Entweder ist schon ein Metallrahmen (wie beim WC) in der Wand, oder wir müssen die Wand öffnen und eine sogenannte Traverse einbauen. Das ist im Grunde nur ein stabiles Brett oder eine Metallschiene, die wir hinter der Gipskartonplatte fest mit den seitlichen Metallständern verschrauben. Das ist mehr Aufwand, aber die einzig sichere Methode. Ohne das montiere ich kein schweres Becken, Punkt.

Kleiner Tipp: Für die reine Montage durch einen Fachbetrieb, je nach Aufwand an der Wand, solltest du mal mit 200 € bis 500 € rechnen. An der Sicherheit zu sparen ist hier definitiv die falsche Entscheidung.

Die kleinen, aber feinen Anschluss-Details

Hängt das Becken, geht die Arbeit erst los. Bei diesen Becken gibt es oft keinen Überlauf – dieses kleine Loch, das eine Überschwemmung verhindert. Fehlt der, ist ein nicht verschließbares Ablaufventil Pflicht. Heißt: Du kannst den Stöpsel nicht komplett zumachen. Das ist eine Sicherheitsvorschrift gegen Wasserschäden, die viele nicht kennen und über die ein guter Handwerker aufklären muss. Und zur Wand hin wird natürlich mit gutem Sanitärsilikon abgedichtet, nicht mit billigem Acryl, das nach einem Jahr schwarz wird.

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Der Alltagstest: Was im Prospekt verschwiegen wird

Ein Bad muss leben und funktionieren. Und die schicken Kanten haben auch ihre Schattenseiten.

Putzen für Fortgeschrittene

Glatte Flächen sind super, aber die scharfen Innenecken sind magische Anziehungspunkte für Kalk, Seifenreste und Staub. Da kommst du mit einem Lappen kaum hin. Wenig bekannter Trick: Nimm eine alte Zahnbürste oder eine kleine Fugenbürste! Damit kommst du perfekt in die Kanten. Die oft flachen Böden sorgen außerdem dafür, dass das Wasser langsamer abläuft und kleine Pfützen stehen bleiben. Wer nicht nachwischt, hat schnell Kalkflecken.

Mein einfachster Tipp, egal bei welchem Becken: Leg dir ein kleines Mikrofasertuch griffbereit hin. Nach dem Zähneputzen einmal kurz trockenwischen. Dauert 5 Sekunden, spart 15 Minuten Putzerei am Wochenende.

Das Wassererlebnis: Spritzgefahr!

Flache Becken mit steilen Wänden neigen zum Spritzen, wenn der Wasserhahn voll aufgedreht ist. Hier kommt es extrem auf die Kombination aus Armatur und Becken an. Ein Profi achtet darauf, dass der Wasserstrahl im richtigen Winkel auftrifft. Manchmal hilft schon ein spezieller Aufsatz am Hahn (ein Perlator), um den Strahl weicher zu machen.

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Bevor du den Auftrag vergibst: Die Meister-Checkliste

Ein kantiges Waschbecken kann der absolute Hingucker sein. Aber es ist eben auch anspruchsvoll. Wenn du mit einem Handwerker sprichst, sei vorbereitet. Frag ihn doch mal ganz direkt:

  • Zur Wand: „Wie schätzen Sie die Tragfähigkeit meiner Wand ein und welche Befestigungsmethode planen Sie genau?“
  • Zum Material: „Haben Sie schon öfter mit Mineralguss/Beton gearbeitet und kennen die Besonderheiten?“
  • Zur Sicherheit: „Mein Wunschbecken hat keinen Überlauf. Welches Ablaufventil werden Sie verbauen, um die Vorschriften einzuhalten?“
  • Zur Elektrik: Und falls du eine neue Lampe oder einen Spiegelschrank planst: „Arbeiten Sie mit einem zertifizierten Elektriker zusammen?“ Denk dran: Wasser und Strom sind eine lebensgefährliche Kombi – hier darf nur ein Profi ran!

Am Ende ist ein gutes Bad immer eine Mischung aus tollem Design und grundsolidem Handwerk. Wenn beides stimmt, wirst du viele, viele Jahre Freude an deinem besonderen Waschplatz haben.

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Die Achillesferse vieler Design-Waschbecken: die Reinigung der Ecken. Wie wird man da Herr der Lage?

Ganz ohne Tricks geht es nicht. Vergessen Sie kratzige Schwämme, die gerade auf Mineralguss Mikrokratzer hinterlassen. Ihr bester Freund ist eine ausgediente, weiche Zahnbürste für die innersten Winkel. Für die Flächen eignet sich ein weiches Mikrofasertuch mit einem pH-neutralen Reiniger. Bei Kalkablagerungen ist eine verdünnte Essig-Wasser-Lösung (1:10) oft die schonendste Methode. Einmal pro Woche kurz durchgehen verhindert, dass sich hartnäckiger Schmutz festsetzt – das ist weniger Arbeit als eine Grundreinigung alle zwei Monate.

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Wussten Sie, dass die Entwicklung von Solid-Surface-Materialien wie Corian von DuPont in den 1960er Jahren ursprünglich für Küchenarbeitsplatten gedacht war?

Erst später entdeckten Bad-Designer das Potenzial des Materials. Seine Fähigkeit, nahtlos verklebt und in präzise, scharfe Formen gegossen zu werden, machte Designs möglich, die mit traditioneller Keramik undenkbar waren. Die heutigen „Origami“-Waschbecken sind also direkte Nachfahren dieser Materialrevolution.

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  • Schafft einen dramatischen, architektonischen Mittelpunkt.
  • Verbirgt Wasserflecken und Kalkspuren deutlich besser als glänzendes Weiß.
  • Fühlt sich oft wärmer und sinnlicher an als klassische Keramik.

Das Geheimnis? Mut zur Farbe und Textur! Während Weiß zeitlos ist, erobern kantige Waschbecken in neuen Oberflächen die Bäder. Denken Sie an mattschwarzen Mineralguss für einen coolen Industrial-Look, Becken in Betonoptik für ein urbanes Loft-Gefühl oder sogar an Terrazzo-Varianten, die ein verspieltes, italienisches Flair versprühen. Marken wie Vallone oder Rexa Design sind hier Vorreiter und zeigen, wie kraftvoll ein farbiges Becken wirken kann.

Hohe Standarmatur: Sie wirkt skulptural und ist oft einfacher zu installieren. Achtung: Der Wasserstrahl muss genau auf den Ablauf oder die tiefste Stelle des Beckens treffen, sonst spritzt es bei flachen, kantigen Designs unkontrolliert. Modelle wie die „Essence“-Linie von Grohe bieten hier oft einen verstellbaren Strahlwinkel (Perlator).

Wandarmatur (Unterputz): Die minimalistischste Lösung. Sie schafft eine komplett freie Fläche und erleichtert die Reinigung enorm. Der Nachteil ist der höhere Installationsaufwand, da die Technik in der Wand verschwinden muss. Ideal für Neubauten oder Komplettsanierungen.

Adele Voß

Adele Voß ist 1979 in Wien geboren und hat dort Kunstgeschichte studiert. Deshalb sind ihre Interessen als Online-Autorin auf die Bereiche Kunst und Kultur gerichtet.  Ihrer Meinung nach muss man Mode und Design ebenso als Quellen kreativer Inspiration betrachtet und als Ausdruck der menschlichen Persönlichkeit. Adele macht ihre Leser gerne aufmerksam auf die tiefere Bedeutung der Trends im Innendesign im Konkreten und auch in der modernen Lebensweise im Allgemeinen. Adele Voß schreibt darüber hinaus gerne übers Thema Gesundheit. Es umfasst Artikel über gesundes Abnehmen, gesunde Speisen und Getränke und auch über sportliche Aktivitäten in jedem Alter. In ihrer Freizeit kocht sie gern für die Familie und sie alle reisen oft zusammen.