Wärme für die Seele: 3 Wintersuppen, die jeder meistern kann (mit echten Profi-Tricks)

von Emma Wolf
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Ich stand schon ewig in der Küche, hab unzählige junge Leute an die Hand genommen und ihnen das Kochen beigebracht. Und wisst ihr, was oft eine der ersten Aufgaben für Neulinge war? Eine einfache Suppe. Klingt banal, ist es aber nicht. Denn eine Suppe, eine richtig gute Suppe, die verrät einfach alles. Sie zeigt, ob jemand Geduld hat, ein Gefühl für Zutaten entwickelt und die Basics von Geschmack verstanden hat. Sie ist das Fundament.

Heute muss ja oft alles zack-zack gehen. Tütchen aufreißen, heißes Wasser drauf, fertig. Aber mal ehrlich, das ist doch keine Suppe, das ist aromatisiertes Wasser. Eine echte Suppe wärmt nicht nur den Magen, sie wärmt die Seele. Sie entsteht durch Zeit, Sorgfalt und das Wissen um die richtigen Handgriffe. Das ist pures Handwerk.

Deshalb gibt’s hier heute auch nicht nur drei Rezepte. Ich will euch mit in meine Küche nehmen und euch zeigen, worauf es wirklich ankommt. Wir zaubern zusammen drei absolute Winter-Klassiker: eine superfeine, samtige Maronen-Velouté, die auf der Zunge zergeht. Dann eine ehrliche, bodenständige Kartoffel-Lauch-Suppe, die einfach nur glücklich macht. Und zum Schluss ein kräftiger Borschtsch, der zeigt, wie man über Stunden unfassbar tiefen Geschmack aufbaut. Das hier sind keine 5-Minuten-Gerichte. Das ist ehrliche Küchenarbeit, die am Ende mit einem Geschmack belohnt wird, den man so nicht kaufen kann.

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Die samtige Velouté von der Marone: Ein Hauch von Luxus

Eine Velouté ist weit mehr als nur eine pürierte Suppe. Der Name kommt aus dem Französischen und heißt übersetzt „samtig“. Und genau das ist das Ziel: eine Textur so glatt und cremig, dass man kein einziges Körnchen mehr spürt. Ganz klassisch wird sie mit einer hellen Mehlschwitze gebunden, aber wir machen das etwas moderner. Wir nutzen die natürliche Stärke der Maronen selbst. Das macht die Suppe leichter und der reine, nussige Geschmack steht voll im Mittelpunkt.

Die richtige Wahl: Marone oder Esskastanie?

Im Supermarkt findest du beides, aber für unsere feine Suppe haben Maronen klar die Nase vorn. Sie sind quasi die Edel-Version der Esskastanie: intensiver, süßer im Geschmack und meist leichter zu schälen. Genau dieses süßlich-nussige Aroma wollen wir haben.

Ganz ehrlich: Greif zu den vakuumverpackten, bereits gegarten Maronen. Die findest du im Supermarktregal für etwa 3-5 Euro pro 200g-Packung und sie ersparen dir eine riesige Sauerei und Fummelarbeit. Frische Maronen selbst zu schälen, ist eine echte Geduldsprobe. Falls du es doch wagen willst, hier der alte Trick aus der Lehre: Schale kreuzweise einritzen, im Ofen bei 200 Grad rösten, bis sie aufplatzen, und dann kurz in ein feuchtes Tuch wickeln. Der Dampf hilft beim Lösen der Schale. Aber wie gesagt: Es ist mühsam.

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Das Handwerk: Schritt für Schritt zur perfekten Velouté

Für etwa vier Portionen brauchen wir ein paar gute Zutaten. Qualität ist hier der Schlüssel!

Was du brauchst:

  • 500 g gegarte Maronen (aus der Vakuumpackung)
  • 2 große Schalotten
  • 1 kleine Knoblauchzehe
  • 50 ml trockener Weißwein (optional, aber sehr zu empfehlen!)
  • 700 ml gute Gemüse- oder Hühnerbrühe
  • 200 ml Sahne (mind. 30 % Fett)
  • ca. 1-2 EL kalte Butter (etwa 25 g)
  • Etwas neutrales Öl zum Anschwitzen
  • Salz, frisch gemahlener weißer Pfeffer, eine Prise Muskatnuss

Und so geht’s:

1. Die Vorbereitung: In der Profiküche nennt man das „Mise en Place“. Heißt einfach: Alles schnippeln, bevor der Topf heiß wird. Also, Schalotten und Knoblauch ganz fein würfeln.

2. Das Anschwitzen: Ein bisschen Öl in einem großen Topf erhitzen und die Schalotten darin bei mittlerer Hitze glasig dünsten. Wichtig: Sie dürfen keine Farbe bekommen, sonst überdecken die Röstaromen den feinen Maronengeschmack. Den Knoblauch erst in der letzten Minute dazugeben, der kleine Kerl verbrennt blitzschnell und wird dann bitter.

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3. Ablöschen & Aufgießen: Jetzt die Maronen kurz mit anschwitzen. Mit dem Weißwein ablöschen und die Flüssigkeit fast komplett einkochen lassen. Das gibt eine tolle Geschmackstiefe. Danach mit der warmen Brühe aufgießen. Kleiner Tipp: Immer warme Flüssigkeit zu warmen Zutaten geben, das hält den Garprozess am Laufen.

4. Das Köcheln: Einmal aufkochen lassen, dann die Hitze sofort runterdrehen und alles mit Deckel drauf ca. 15-20 Minuten sanft köcheln lassen, bis die Maronen butterweich sind.

5. Der entscheidende Schritt – Pürieren: Für die perfekte Velouté ist ein leistungsstarker Standmixer Gold wert. Aber keine Sorge, es geht auch anders! Achtung beim Mixen heißer Flüssigkeiten: den Behälter nie mehr als halb voll machen und den Deckel mit einem Tuch festhalten, der Dampf hat ordentlich Druck! Wer nur einen Pürierstab hat, muss danach ran: Die Suppe unbedingt durch ein feines Haarsieb streichen. Das dauert zwei Minuten länger, macht aber einen RIESEN Unterschied und sorgt für diese unfassbar samtige Textur.

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6. Die Vollendung: Die pürierte Suppe zurück in den Topf geben und die Sahne unterrühren. Jetzt nur noch erwärmen, auf keinen Fall mehr kochen! Mit Salz, weißem Pfeffer (damit es keine schwarzen Pünktchen gibt) und Muskat abschmecken. Und zum Schluss der Profi-Trick für Glanz und ein tolles Mundgefühl: Topf vom Herd nehmen und die kalte Butter mit einem Schneebesen unterschlagen, bis sie geschmolzen ist.

Kleines Extra: Als Garnitur machen sich ein paar geröstete Haselnussblättchen, ein paar Tropfen Kürbiskern- oder Trüffelöl und etwas Kresse super. Sieht toll aus und gibt einen kleinen Crunch.

Gut zu wissen: Reste halten sich 2-3 Tage im Kühlschrank. Einfrieren ist wegen der Sahne schwierig, sie kann ausflocken. Besser: Die Suppe ohne Sahne und Butter einfrieren und beides erst nach dem Auftauen und Erwärmen frisch unterrühren.

  • Zeitaufwand: ca. 45 Minuten
  • Kosten pro Portion: ca. 2,50 – 3,50 €

Der ehrliche Klassiker: Kartoffel-Lauch-Suppe wie bei Oma

Jetzt wird’s gemütlich. Wir verlassen die feine Küche und kochen was fürs Herz. Diese Suppe ist pure Kindheitserinnerung – einfach, günstig und unfassbar wohltuend. Ihre Qualität hängt nur an zwei Dingen: guten Zutaten und der Geduld beim Anschwitzen.

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Das Kartoffel-Geheimnis

Der häufigste Fehler bei Kartoffelsuppe? Die falsche Kartoffelsorte. Nimm bloß keine festkochenden Kartoffeln, sonst wird die Suppe wässrig oder flockig. Du brauchst mehlig kochende Sorten. Die enthalten viel Stärke, die beim Kochen aufbricht und der Suppe eine wunderbar natürliche Cremigkeit verleiht. So sparst du dir am Ende Unmengen an Sahne.

Lauch richtig putzen – eine Lektion fürs Leben

Lauch ist ein kleiner Dreckspatz, der Sand liebt und ihn gern zwischen seinen Blättern versteckt. Und nichts ist schlimmer als Sandknirschen beim Essen. Also: Wurzelansatz und die welken grünen Spitzen abschneiden. Die Stange dann von oben bis zur Mitte längs aufschneiden und die Blätter unter fließendem Wasser richtig auffächern. So spülst du jedes Sandkorn raus. Erst danach in Ringe schneiden!

Die Zubereitung: Die Magie liegt im Anschwitzen

Hier nehmen wir uns jetzt mal richtig Zeit.

Was du brauchst:

  • 1 kg mehlig kochende Kartoffeln
  • 3-4 Stangen Lauch (ca. 700 g)
  • 1 große Zwiebel
  • 1,2 Liter Gemüsebrühe
  • 150 ml Sahne
  • Ein gutes Stück Butter (ca. 2 EL)
  • Salz, Pfeffer, Muskatnuss

Und so geht’s:

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1. Vorbereitung: Kartoffeln schälen, in ca. 1-2 cm große Würfel schneiden. Lauch putzen und in Ringe schneiden, Zwiebel würfeln.

2. Der wichtigste Schritt: Die Butter in einem großen Topf zerlassen. Erst die Zwiebeln rein und langsam glasig werden lassen. Das kann gut 5 Minuten dauern. Dann den Lauch dazu. Und jetzt: Geduld. Lass den Lauch mindestens 10 Minuten bei mittlerer Hitze schwitzen. Er soll weich werden und seine Süße entfalten, aber nicht braun werden. Hier entsteht der tiefe, runde Geschmack der Suppe!

3. Aufgießen: Kartoffelwürfel dazu, kurz mit anschwitzen, dann mit der Brühe aufgießen. Alles sollte gut bedeckt sein.

4. Köcheln: Aufkochen, Hitze reduzieren und zugedeckt ca. 20-25 Minuten köcheln lassen, bis die Kartoffeln fast von selbst zerfallen.

5. Pürieren mit Gefühl: Jetzt kommt der Pürierstab zum Einsatz. Aber Vorsicht! Ich hab mal einen Lehrling gehabt, der hat den Stab reingehalten und ist gefühlt Kaffee trinken gegangen. Das Ergebnis? Tapetenkleister. Ernsthaft. Kartoffelstärke wird bei zu viel Rühren zäh wie Leim. Also: nur kurz und pulsierend mixen. Ein paar kleine Stückchen dürfen ruhig bleiben, das gibt eine tolle Textur.

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6. Abschmecken: Sahne unterrühren, nochmal kurz erwärmen (nicht kochen!) und dann kräftig mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. Diese Suppe verträgt ordentlich Würze!

Was passt dazu? Am besten ein kräftiges Bauernbrot mit gesalzener Butter. Als Einlage sind Wiener Würstchen oder gebratene Mettenden der Hit. Und für den Crunch: in Speckfett geröstete Croutons und frischer Schnittlauch drüber. Himmlisch!

Übrigens: Diese Suppe lässt sich fantastisch einfrieren und schmeckt aufgewärmt fast noch besser. Hält locker 3 Monate im Eisfach.

  • Zeitaufwand: ca. 1 Stunde
  • Kosten pro Portion: ca. 1,50 – 2,00 €

Das Meisterstück: Ein kräftiger Borschtsch für kalte Tage

Borschtsch ist kein schnelles Abendessen. Borschtsch ist ein Projekt. Ein wunderbares Projekt für einen grauen Tag, das dich mit einer der komplexesten und leckersten Suppen überhaupt belohnt. Das Geheimnis sind die vielen Geschmacksschichten und die perfekte Balance aus süß und sauer.

Die Basis: Eine ehrliche Brühe

Für einen echten Borschtsch brauchen wir eine kräftige Rinderbrühe. Geh am besten zum Metzger und lass dir Suppenfleisch geben, zum Beispiel Beinscheibe oder Hohe Rippe. Das kochen wir aus und verwenden es später als Einlage.

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Kein Fleischfan? Kein Problem! Eine unglaublich tiefe vegetarische Brühe kochst du mit einer Handvoll getrockneter Steinpilze, viel Wurzelgemüse (Sellerie, Karotten, Petersilienwurzel) und einer Zwiebel, die du halbierst und in der Schale in einer trockenen Pfanne dunkel röstest. Das gibt Farbe und Wumms! Für ein rauchiges Aroma sorgt eine Prise geräuchertes Paprikapulver.

Rote Bete: Der Star der Show

Die Rote Bete ist heikel. Sie färbt alles und verliert schnell ihre leuchtende Farbe. Dagegen helfen zwei Dinge: Säure und Handschuhe. Ernsthaft, trag Handschuhe, sonst sehen deine Hände tagelang aus wie nach einem Massaker.

Was du brauchst:

  • Ca. 2 Liter deiner selbstgekochten Brühe & das gegarte Fleisch (oder die Veggie-Alternative)
  • 3-4 mittelgroße Rote Beten (roh)
  • 1/2 kleiner Weißkohlkopf
  • 2 große, vorwiegend festkochende Kartoffeln
  • 2 Karotten
  • 1 große Zwiebel
  • 2 EL Tomatenmark
  • 2-3 EL Apfelessig
  • 1 TL Zucker
  • Öl zum Anbraten, Salz, Pfeffer
  • Zum Servieren: Ein großer Klecks Schmand, frischer Dill

Der lange Weg zum perfekten Eintopf

1. Vorbereitung: Das Fleisch aus der Brühe fischen, abkühlen lassen und in mundgerechte Stücke zupfen. Brühe durch ein Sieb gießen. Das ganze Gemüse vorbereiten: Rote Bete und Karotten schälen und grob raspeln. Weißkohl in feine Streifen schneiden, Zwiebel und Kartoffeln würfeln.

2. Die Geschmacksbasis: Öl in einem großen Topf erhitzen und die Zwiebeln glasig schwitzen. Karotten dazu und ein paar Minuten mitbraten. Dann das Tomatenmark rein und kurz mitrösten – das nimmt ihm die strenge Säure.

3. Die Rote Bete behandeln: Jetzt die geraspelte Rote Bete in den Topf. Den Zucker drüberstreuen und mit dem Essig ablöschen. Das Ganze unter Rühren ca. 10 Minuten dünsten. Die Säure fixiert die wunderschöne rote Farbe und der Zucker karamellisiert ganz leicht.

4. Zusammenführen: Mit der Rinderbrühe aufgießen. Kartoffeln und Weißkohl dazugeben, aufkochen und dann bei mittlerer Hitze 20-30 Minuten köcheln lassen, bis das Gemüse gar, aber noch bissfest ist.

5. Finale: Das gezupfte Fleisch wieder in die Suppe geben und heiß werden lassen. Jetzt kommt der wichtigste Teil: Abschmecken! Der Borschtsch muss eine perfekte Balance haben. Schmeck ihn kräftig mit Salz und Pfeffer ab. Fehlt Säure? Ein Schuss Essig mehr. Zu sauer? Eine Prise Zucker.

Serviert wird der Borschtsch dampfend heiß. Und der Klecks Schmand und der frische Dill sind übrigens keine Deko, die sind PFLICHT! Die Kühle des Schmands und das ätherische Aroma des Dills machen den Geschmack erst komplett rund.

Und noch ein Tipp: Koch direkt die doppelte Menge. Borschtsch schmeckt am zweiten Tag noch viel besser und lässt sich hervorragend einfrieren.

  • Zeitaufwand: mind. 4 Stunden (inkl. Brühe kochen)
  • Kosten pro Portion: ca. 3,00 – 4,50 €

So, das waren sie, meine drei Seelenwärmer. Ob fein, cremig oder kräftig – die Prinzipien sind immer gleich: gute Zutaten, sauberes Handwerk und die nötige Zeit. Wenn ihr das im Hinterkopf behaltet, wird jede Suppe, die ihr kocht, zu einem kleinen Meisterstück. Also, traut euch ran!

Emma Wolf

Ich liebe es, unseren Lesern und Leserinnen praktische und einzigartige Informationen, Tipps und Life Hacks über allmögliche Themen zu geben, die sie in ihrem Alltag auch tatsächlich anwenden können. Ich bin immer auf der Suche nach etwas Neuem – neuen Trends, neuen Techniken, Projekten und Technologien.