Cortenstahl & Co.: Dein ultimativer Werkstatt-Guide für perfekten Edelrost

von Angela Schmidt
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Ich sehe es jeden Tag in meiner Werkstatt: Rost ist im Garten nicht mehr nur Verfall, sondern ein echtes Design-Statement. Man nennt es Edelrost. Aber ganz ehrlich, zwischen der wunderschönen, samtig-braunen Patina eines Profi-Objekts und einer durchgerosteten Blechdose liegen Welten. Als jemand, der seit Jahrzehnten mit Metall arbeitet, habe ich unzählige Stücke für Gärten gefertigt. Ich habe gesehen, was funktioniert und was nach zwei harten Wintern nur noch ein Fall für den Schrottplatz ist.

Deshalb gibt’s hier kein schnelles Bastel-Tutorial, sondern echtes Wissen aus der Praxis. Es geht darum, das Material zu verstehen und die richtigen Techniken anzuwenden. Damit deine Gartendeko aus Metall wirklich lange Freude macht und nicht zur Rostlaube wird.

Rost ist nicht gleich Rost: Das kleine Geheimnis hinter Edelrost

Das ist die erste Lektion, die jeder bei mir lernt: Rost kann dein Freund oder dein Feind sein. Normaler Rost, wie du ihn von einem alten Nagel kennst, ist der Feind. Er frisst sich unaufhaltsam ins Material, bis nur noch Krümel übrig sind. Das passiert, wenn einfacher Baustahl ohne Schutz einfach Wind und Wetter ausgesetzt wird.

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Edelrost hingegen ist eine ganz andere Hausnummer. Er entsteht auf speziellen Stahlsorten, allen voran dem berühmten Cortenstahl. Der Trick liegt in der Legierung – also der Mischung. Dem Eisen werden bei der Herstellung gezielt kleine Mengen an Kupfer, Chrom und Nickel beigemischt. Und die verändern alles.

Wenn Cortenstahl nass wird, bildet sich zwar auch eine Rostschicht, aber diese ist extrem dicht und fest. Durch die besonderen Zusatzstoffe entsteht eine Art Sperrschicht. Man kann sie sich wie ein Schutzschild vorstellen, das den Stahl darunter vor weiterer Zerstörung bewahrt. Der Rostprozess kommt also nach einer gewissen Zeit fast zum Stillstand. Die rostige Oberfläche ist hier kein Schaden, sondern ein Schutz. Ziemlich clever, oder?

Material-Check: Cortenstahl gegen normalen Baustahl

Die Wahl des richtigen Stahls ist die wichtigste Entscheidung für dein Projekt. Hier gibt es keine Kompromisse. Entweder du investierst einmal richtig oder du ärgerst dich später.

Cortenstahl: Die Wahl der Profis

Für alles, was lange halten soll – Hochbeete, Sichtschutzwände, große Skulpturen – ist Cortenstahl die erste Wahl. Ja, er ist teurer. Rechne mal grob mit 80 € bis 120 € pro Quadratmeter für ein 2 mm starkes Blech, also etwa das Zwei- bis Dreifache von normalem Stahl. Aber diese Investition lohnt sich absolut. Ein Hochbeet aus 2 mm Cortenstahl steht auch nach Jahrzehnten noch da. Ein identisches aus normalem Stahl kann je nach Standort schon nach 5 bis 8 Jahren durch sein.

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Und dann die Optik! Die Patina von Cortenstahl ist einfach unschlagbar gleichmäßig und hat diesen warmen, orange- bis violett-braunen Ton. Die Oberfläche fühlt sich fast samtig an, nicht so grob und blättrig. Kleiner Tipp: Echten Cortenstahl erkennst du oft an einer Stempelung des Herstellers. Frag im Zweifel beim Stahlhändler gezielt nach einem Zertifikat oder der genauen Werkstoffnummer.

Normaler Baustahl: Die günstige, aber kurzlebige Alternative

Für kleine, kurzfristige Deko-Objekte oder wenn das Budget wirklich eng ist, kann man auch einfachen Baustahl (oft als S235JR bezeichnet) nehmen. Aber sei dir im Klaren: Das Zeug wird durchrosten. Die Frage ist nur, wie schnell. Eine Faustregel aus meiner Erfahrung: Je dicker, desto länger hält’s. Für eine kleine Dekofigur würde ich niemals unter 3 mm gehen. Bei einer Feuerschale, die ja ordentlich Hitze abbekommt, sind 4-5 mm das absolute Minimum.

Der größte Nachteil: Der Rost blättert oft ab und das Objekt blutet bei jedem Regen stark aus. Das heißt, Rostwasser läuft herunter und hinterlässt fiese, braune Flecken. Stell so ein Teil also NIEMALS direkt auf helle Terrassenplatten. Die Flecken kriegst du kaum wieder raus. Besser ist ein Bett aus Kies oder Rindenmulch drunter.

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Upcycling-Schrott: Kreativ, aber mit Vorsicht

Klar, Kunst aus altem Werkzeug oder Maschinenteilen kann genial aussehen. Aber hier ist Vorsicht geboten. Ein riesiges Problem ist verzinkter Stahl. Wenn du den erhitzt, also schweißt oder mit dem Brenner bearbeitest, entstehen hochgiftige Zinkdämpfe. Das Einatmen kann zum sogenannten „Metallfieber“ führen – eine üble Vergiftung. Für Heimwerker gilt daher meine eiserne Regel: Finger weg vom Schweißen an verzinkten Teilen!

So geht’s: Deine Anleitung für die perfekte Rost-Patina

Eine schöne, gleichmäßige Rostoberfläche zu zaubern, ist ein Prozess. Es braucht etwas Geduld und die richtigen Schritte. Hier zeige ich dir, wie wir das in der Werkstatt machen.

Schritt 1: Entfetten – Der wichtigste Schritt überhaupt!

Neuer Stahl kommt immer mit einer leichten Öl- oder Fettschicht aus dem Werk. Die muss restlos runter, sonst wird der Rost fleckig. Hol dir im Baumarkt einfach Bremsenreiniger oder Silikonentferner und ein paar saubere Lappen. Dann wird geschrubbt, bis der Lappen sauber bleibt. Wirklich jede Ecke! Das ist die Grundlage für alles Weitere.

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Schritt 2: Den Rost-Turbo zünden

Cortenstahl rostet von allein, aber das kann Monate dauern. Wir helfen da etwas nach. Vergiss komplizierte Chemie, ein einfaches Hausmittel wirkt Wunder.

Deine Einkaufsliste aus dem Baumarkt:

  • Essigessenz (die konzentrierte Variante)
  • Eine einfache Sprühflasche
  • Robuste, säurefeste Handschuhe
  • Eine Schutzbrille (GANZ WICHTIG!)

Das „Rezept“: Mische in der Sprühflasche Wasser und Essigessenz im Verhältnis 4:1. Also zum Beispiel auf einen Liter Wasser einen Viertelliter Essigessenz. Wichtig: Immer die Säure ins Wasser geben, nie umgekehrt!

Sprühe dein entfettetes Stahlteil dünn und gleichmäßig mit der Mischung ein. Du wirst sehen, schon nach kurzer Zeit bildet sich ein erster, leuchtend oranger Flugrost. Jetzt kommt der entscheidende Trick, den viele falsch machen: Der Stahl muss nun im Wechsel nass werden und wieder komplett trocknen. Sprühe das Teil also einmal am Tag kurz mit klarem Wasser ab und lass es in der Sonne trocknen. Wiederhole diesen Zyklus für 3 bis 5 Tage. Mit jedem Mal wird die Rostschicht dunkler, fester und schöner.

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Kleiner Tipp für Ungeduldige: Willst du sofort sehen, was passiert? Mische Wasser mit reichlich Salz und sprühe es auf ein sauberes Stück Stahl. Den ersten Rost siehst du oft schon nach einer Stunde!

Schritt 3: Schneiden, Biegen, Schweißen – Die Profi-Liga

Hier wird es anspruchsvoll. Dünne Bleche bis 1,5 mm kriegst du vielleicht noch mit einer guten Blechschere geschnitten. Für alles Dickere brauchst du einen Winkelschleifer (Flex). Aber Achtung! So ein Gerät ist kein Spielzeug. Eine Schutzbrille ist das absolute Minimum, ein Gesichtsschutz besser. Trage feste Baumwollkleidung, denn ein Funke brennt dir sofort ein Loch in ein Synthetik-Shirt.

Und beim Thema Schweißen bin ich radikal: Wenn du es nicht gelernt hast, lass es. Eine schlechte Schweißnaht kann brechen. Stell dir vor, deine schwere Skulptur fällt im Sturm um. Geh für Schweißarbeiten immer zu einem Metallbauer. Das Geld ist es für deine Sicherheit wert.

Erste Hilfe: Was tun, wenn’s nicht perfekt wird?

Manchmal läuft nicht alles nach Plan. Hier ein paar schnelle Lösungen für die häufigsten Probleme.

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  • Problem: Der Rost wird fleckig! Das liegt fast immer am unsauberen Entfetten. Da hilft nur: die fleckigen Stellen mit feinem Schleifpapier leicht anschleifen, nochmal gründlich mit Reiniger drüber und den Rostprozess an dieser Stelle neu starten.
  • Problem: Ich habe doch Rostflecken auf den Terrassenplatten! Der Albtraum. Handle schnell! Für Beton- oder unempfindliche Steinplatten gibt es im Baumarkt spezielle Rostfleckenentferner (oft auf Oxalsäurebasis). Probier es immer zuerst an einer unauffälligen Stelle aus. Bei empfindlichem Naturstein wie Sandstein wird es schwierig – hier kann oft nur noch ein Steinmetz helfen. Vorbeugen ist also tausendmal besser!

Muss man Edelrost eigentlich versiegeln?

Klare und kurze Antwort: Nein, bitte nicht! Besonders bei Cortenstahl würdest du das geniale Schutzprinzip zerstören. Du schließt die Patina unter einem Lack ein, und der Stahl kann darunter unbemerkt weitergammeln. Bei normalem Baustahl kann eine Versiegelung mit Owatrol-Öl oder einem speziellen Klarlack sinnvoll sein, um das Abfärben zu stoppen. Aber dadurch verliert der Rost seinen matten, natürlichen Look und du musst die Versiegelung alle paar Jahre erneuern.

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Achtung: Meine wichtigsten Werkstatt-Regeln für deine Sicherheit

Metall verzeiht keine Fehler. Diese Punkte sind nicht verhandelbar.

  • Scharfe Kanten: Frisch geschnittenes Blech ist scharf wie ein Skalpell. Jede Schnittkante muss „entgratet“, also mit einer Feile gebrochen werden. Trage bei der Handhabung IMMER feste Arbeitshandschuhe.
  • Stabilität ist alles: Ein hohes Objekt wirkt bei Wind wie ein Segel. Sorge für ein massives Fundament (meist aus Beton) oder eine tiefe Verankerung im Boden. Lass das im Zweifel von einem Fachmann berechnen.
  • Denk an deine Lunge: Schleifstaub und Schweißrauch sind giftig. Arbeite nur im Freien oder in sehr gut belüfteten Räumen. Eine FFP2-Maske beim Schleifen ist Pflicht.

Edelrost im Garten ist eine fantastische Sache, wenn man es richtig angeht. Es ist ein lebendiges Material, das sich mit der Zeit verändert und eine eigene Geschichte erzählt. Mit dem nötigen Respekt und dem richtigen Wissen schaffst du dir damit etwas, das nicht nur eine Saison, sondern ein ganzes Leben lang hält.

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Achtung, Rostflecken: So schön der Edelrost am Objekt ist, so hartnäckig ist er auf Terrassenplatten. Besonders in der Anfangsphase, wenn sich die Patina bildet, kann Regenwasser Rostpartikel auf helle Beton- oder Natursteinböden spülen. Planen Sie daher einen Kiesstreifen um Ihr Cortenstahl-Objekt oder stellen Sie es anfangs auf eine unempfindliche Unterlage, bis die lose Rostschicht abgewittert ist.

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Der Rost-Turbo: Wie beschleunige ich den Prozess?

Cortenstahl wird blank geliefert. Um die charakteristische Patina schneller zu erzeugen, können Sie nachhelfen. Eine Mischung aus Haushaltsessig, Salz und etwas Wasser, aufgesprüht mit einer Sprühflasche, wirkt Wunder. Wichtig: Das Blech vorher gründlich entfetten, z.B. mit Silikonentferner. Der Wechsel zwischen Befeuchten und an der Luft Trocknen lassen treibt die Rostbildung in wenigen Tagen voran.

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  • Kombination mit Holz: Der warme Rostton harmoniert perfekt mit dunklen Hölzern wie Lärche oder Douglasie.
  • Kontrast zu Beton: Die raue, lebendige Oberfläche des Stahls bricht die strenge Kühle von Sichtbeton auf.
  • Dialog mit Grün: Vor satten, grünen Pflanzen wie Farnen oder Gräsern kommt die rotbraune Farbe besonders intensiv zur Geltung.
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Cortenstahl wurde ursprünglich in den 1930er Jahren von der United States Steel Corporation für den Bau von Eisenbahngüterwaggons entwickelt, die ohne Lackierung der Witterung standhalten mussten.

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Die Wahl der richtigen Materialstärke ist entscheidend für die Langlebigkeit Ihres Projekts. Für rein dekorative Elemente oder kleine Kanteneinfassungen reichen oft 1,5 bis 2 mm. Sobald jedoch statischer Druck hinzukommt, wie bei einem Hochbeet, sollten Sie auf mindestens 3 mm setzen. Das verhindert ein Ausbeulen durch das Gewicht der Erde und sorgt für jahrzehntelange Formstabilität.

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Schweißen von Cortenstahl: Verwenden Sie speziellen Schweißdraht, der auf die Legierung abgestimmt ist (z.B. ein CORTEN-Schweißdraht). Ein normaler Schweißdraht würde eine Naht erzeugen, die anders oder gar nicht rostet und somit als heller Strich sichtbar bliebe. Alternativ eignen sich auch Edelstahlschweißdrähte, deren Nähte sich farblich abheben und einen eigenen Akzent setzen können.

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Kann man die Rostoberfläche versiegeln?

Ja, das ist technisch möglich, zum Beispiel mit Owatrol-Öl oder speziellen Zaponlacken. Aber es widerspricht dem eigentlichen Charakter des Materials. Cortenstahl lebt davon, dass seine Patina atmet und sich über die Jahre verändert. Eine Versiegelung friert einen Zustand ein und nimmt dem Stahl seine Lebendigkeit. Zudem wird die Oberfläche pflegeintensiver, da die Versiegelung erneuert werden muss.

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  • Eine samtige, fast weiche Haptik.
  • Ein tiefer, warmer Farbton, der sich im Licht verändert.
  • Absolute Witterungsbeständigkeit über Jahrzehnte.

Das Geheimnis? Zeit. Eine perfekte Edelrost-Patina braucht zwischen 18 und 36 Monaten, um sich vollständig auszubilden und ihre schützende Sperrschicht zu entwickeln. Geduld ist hier der Schlüssel zum perfekten Ergebnis.

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Laserschnitt für filigrane Muster: Während man mit der Flex grobe Formen schneidet, ermöglicht der Zuschnitt per Laser eine unglaubliche Detailgenauigkeit. So lassen sich komplexe Ornamente, Schriftzüge oder florale Muster für Sichtschutzwände oder Gartenkunst realisieren. Viele Metallbauer bieten diesen Service an – fragen Sie nach den Möglichkeiten, eine digitale Zeichnung (DXF-Datei) umsetzen zu lassen.

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Die Schutzpatina, die Cortenstahl so langlebig macht, ist nur etwa 0,05 bis 0,1 Millimeter dick.

Diese hauchdünne, aber extrem dichte Schicht aus Sulfaten und Phosphaten schirmt den darunterliegenden Stahlkern effektiv vor Sauerstoff und Feuchtigkeit ab. Das ist der Grund, warum der Rostprozess nicht in die Tiefe geht, sondern an der Oberfläche zum Schutz wird.

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Falsche Schrauben, doppelte Arbeit: Verwenden Sie niemals verzinkte oder normale Stahlschrauben zur Verbindung von Cortenstahl-Elementen. Sie würden nicht nur schneller durchrosten als das eigentliche Material, sondern auch Kontaktkorrosion verursachen und unschöne, helle Ablaufspuren hinterlassen. Greifen Sie immer zu Edelstahlschrauben (V2A oder bei Küstennähe V4A) oder speziellen Cortenstahlschrauben.

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Denken Sie an die Beleuchtung! Ein von unten mit einem warmweißen LED-Bodenspot angestrahltes Cortenstahl-Objekt wird nachts zum absoluten Highlight im Garten. Die strukturierte Rostoberfläche fängt das Licht auf einzigartige Weise ein und erzeugt ein faszinierendes Spiel aus Licht und Schatten, das die warmen Farbtöne noch intensiviert.

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Was bedeutet eigentlich die Bezeichnung S355J0W?

Das ist kein Geheimcode, sondern die Normbezeichnung für einen gängigen wetterfesten Baustahl. „S“ steht für Baustahl (Structural Steel), „355“ für die Mindeststreckgrenze, und das „W“ am Ende für „wetterfest“ (Weathering). Achten Sie auf diese Bezeichnung, wenn Sie Material bestellen, um sicherzugehen, dass Sie echten Cortenstahl erhalten.

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  • Kanten entgraten: Nach dem Schneiden sind die Kanten rasiermesserscharf. Mit einer Feile oder einem Winkelschleifer mit Fächerscheibe kurz darüberfahren.
  • Reinigung vor dem Rosten: Die sogenannte Walzhaut, eine dünne Schutzschicht vom Herstellungsprozess, muss runter. Am besten mit einem Entfetter (z.B. Bremsenreiniger) und einem leichten Anschliff.
  • Wasserablauf sicherstellen: Vermeiden Sie Konstruktionen, in denen sich Wasser sammeln kann. Staunässe verhindert die Bildung der schützenden Patina.
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Inspiration von den Meistern: Der amerikanische Bildhauer Richard Serra ist berühmt für seine monumentalen, begehbaren Skulpturen aus Cortenstahl. Seine Werke, wie „The Matter of Time“ im Guggenheim-Museum Bilbao, zeigen eindrucksvoll, welche emotionale Kraft und architektonische Präsenz dieses Material entfalten kann – eine Inspiration für die eigene Gartengestaltung im Großen wie im Kleinen.

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Natürlicher Rostprozess: Dauert länger (Monate bis Jahre), führt aber zur dichtesten und widerstandsfähigsten Patina. Die Farbe entwickelt sich langsam und tief.

Beschleunigter Prozess (Säure/Salz): Liefert schnelle Ergebnisse (Tage bis Wochen) und eine oft leuchtend orange Farbe. Die Patina kann anfangs weniger gleichmäßig und nicht ganz so widerstandsfähig sein.

Für ungeduldige Ästheten ist die Beschleunigung ideal, Puristen schwören auf die Kraft der Zeit.

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Laut einer Studie der RWTH Aachen kann die Abtragsrate von Cortenstahl nach Ausbildung der Patina auf nur noch 0,002 mm pro Jahr sinken. Normaler Baustahl rostet im gleichen Zeitraum bis zu 50-mal schneller durch.

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Cortenstahl ist nicht nur ein Material für den Garten. Immer mehr Innenarchitekten entdecken seine warme Ausstrahlung für den Innenraum. Als Wandverkleidung hinter einem Kamin, als Küchenrückwand (dann aber versiegelt!) oder als Korpus für ein Sideboard setzt der Edelrost einzigartige, industrielle und zugleich wohnliche Akzente. Die Oberfläche wird im Innenbereich einmalig künstlich erzeugt und dann fixiert.

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Wichtiger Punkt: Die Legierung macht’s. Cortenstahl ist kein Markenname, sondern eine Stahlgruppe. Der entscheidende Unterschied zu normalem Stahl sind beigemischte Anteile von Kupfer, Chrom, Nickel und Phosphor. Diese Elemente bilden die Grundlage für die dichte, schützende Rostschicht, die den Stahl vor dem Durchrosten bewahrt.

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  • Weniger Verzug bei dünnen Blechen.
  • Keine sichtbaren, unregelmäßigen Schweißraupen.
  • Perfekt für filigrane Verbindungen, die nur geklebt werden können.

Das Geheimnis? Kleben statt schweißen. Mit modernen 2-Komponenten-Konstruktionsklebstoffen, etwa von Sika oder 3M, lassen sich extrem feste und saubere Verbindungen herstellen, die für viele dekorative Anwendungen eine überlegene Alternative zum Schweißen sind.

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Verändert Cortenstahl den Boden im Hochbeet?

Die Sorge ist meist unbegründet. Die Menge an Metallionen, die von der Patina an den Boden abgegeben wird, ist minimal und hat in der Regel keinen messbaren Einfluss auf den pH-Wert der Erde oder die Gesundheit der Pflanzen. Bei sehr empfindlichen Kulturen kann man zur Sicherheit die Innenwände des Hochbeets mit einer Noppenfolie auskleiden.

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Die Farbe der Patina ist kein Zufall. Anfangs, wenn Eisenoxid dominiert, ist der Rost leuchtend orange. Mit der Zeit und durch Umwelteinflüsse wandelt sich die Struktur: Es bilden sich stabilere Eisenhydroxide, die für die dunkleren, braun-violetten Töne verantwortlich sind. Der Standort – ob ländlich oder städtisch, trocken oder feucht – beeinflusst die endgültige Farbnuance maßgeblich.

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Pflanzpartner für Edelrost: Die warmen, erdigen Töne von Cortenstahl bringen bestimmte Pflanzenfarben erst richtig zum Leuchten.

  • Blau & Violett: Lavendel, Salbei oder Zierlauch bilden einen kühlen, eleganten Kontrast.
  • Weiß & Silber: Woll-Ziest oder weiß blühende Rosen heben sich strahlend von der dunklen Patina ab.
  • Ziergräser: Sorten wie das Lampenputzergras (Pennisetum) oder die Rutenhirse (Panicum) unterstreichen mit ihren filigranen Strukturen die massive Wirkung des Stahls.
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Cortenstahl ist zu 100 % und beliebig oft recycelbar, ohne an Qualität einzubüßen. Ein Objekt aus Cortenstahl kann am Ende seiner Lebensdauer eingeschmolzen und zu neuem, hochwertigem Stahl verarbeitet werden, was ihn zu einem nachhaltigen Baustoff macht.

Der Klang von Regen auf Cortenstahl ist einzigartig. Anders als das helle „Pling“ auf dünnem Blech, erzeugt ein massives Cortenstahl-Paneel einen satten, dumpfen und beruhigenden Ton. Ein Sichtschutzelement wird so bei einem Sommerregen zu einem subtilen, akustischen Erlebnis im Garten – ein Detail, das die Atmosphäre ebenso prägt wie die Optik.

Angela Schmidt

Nach dem Abschluss meines Studiums für Journalismus an der Uni- München, arbeite ich freiberuflich für diverse Formate und Produktionen. Freshideen ist für mich ein gegenseitiges Langzeitprojekt, mit dem ich meinen Alltag viel schöner gestalte. Die Themen der Nachhaltigkeit und der Umwelt bewegen mich am meisten, aber auch die kreativen DIY Ideen finden Platz in meinem Herzen.