Urlaubsfeeling für zu Hause: So klappt dein mediterraner Garten auch bei uns!
Wer kennt es nicht? Man kommt aus dem Urlaub in Italien oder Südfrankreich zurück, die Kamera voller Bilder, der Kopf voller Träume. Von diesen sonnenwarmen Steinmauern, dem Duft von Lavendel und Rosmarin in der Luft und dem leisen Plätschern eines Brunnens. Ein Traum! Aber ganz ehrlich: Diesen Traum einfach 1:1 nach Deutschland zu verpflanzen, geht meistens schief.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Die Basis muss stimmen: Boden, Wasser und die geheimen Sonnenplätze
- 0.2 Keine Lust auf ein Riesenprojekt? Dein mediterraner Quick-Win für unter 50 Euro
- 0.3 Die Bausteine des Südens: Stein, Wasser und die richtigen Pflanzen
- 0.4 Ein Wort zu den Kosten: Was kostet der Traum vom Süden wirklich?
- 0.5 Wenn der Winter kommt: So schützt du deine Schätze
- 0.6 Ein letztes Wort: Selber machen oder machen lassen?
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Ich sehe das in meinem Job ständig. Man kann nicht einfach eine toskanische Zypresse in norddeutschen Lehmboden setzen und das Beste hoffen. Das wird nichts. Die wichtigste Lektion aus vielen Jahren im Gartenbau ist: Wir müssen die Seele, die Prinzipien eines mediterranen Gartens verstehen und sie für unser Klima clever übersetzen. Es ist keine Kopie, sondern eine Interpretation. Und genau das macht es so spannend!
In diesem Beitrag zeige ich dir, wie wir Profis das anpacken. Ohne Fachchinesisch, dafür mit ehrlichen Tipps und den Kompromissen, die man eingehen muss, damit der Traum nicht nach dem ersten Winter platzt. Los geht’s!

Die Basis muss stimmen: Boden, Wasser und die geheimen Sonnenplätze
Bevor auch nur ein Spatenstich getan wird, müssen wir Detektiv im eigenen Garten spielen. Das ist der Unterschied zwischen einem Projekt, das nach zwei Jahren aussieht wie gewollt und nicht gekonnt, und einem Garten, der mit der Zeit immer schöner wird.
Der Boden: Warum Nässe der wahre Feind ist
Das größte Problem für mediterrane Pflanzen bei uns ist selten die Kälte, sondern fast immer die Nässe im Winter. Unsere Böden sind oft lehmig und halten Wasser wie ein Schwamm. Im Süden sind die Böden karg, steinig und das Wasser rauscht einfach durch. Gefriert bei uns die Nässe im Boden, sprengt das Eis die feinen Wurzeln. Das ist der häufigste Grund, warum Lavendel und Co. den Geist aufgeben. Schon mal einen teuren Lavendel gekauft, der den Winter nicht überlebt hat? Ich wette, es war die Staunässe!
Die absolute Grundregel lautet daher: Drainage, Drainage, Drainage.

Mach doch mal den schnellen Bodentest: Nimm eine Handvoll feuchte Erde und drück sie fest. Bleibt ein klebriger, fester Klumpen in der Hand? Dann hast du schweren, lehmigen Boden. Zerfällt die Erde krümelig? Glückwunsch, dein Boden ist schon mal sandiger und besser geeignet!
Wenn du also ein Beet für Sonnenanbeter anlegst, musst du den Boden tunen. Wir graben dafür locker 40-50 cm tief aus und mischen die Erde neu. Eine super Mischung, die sich bewährt hat:
- 50 % deiner Gartenerde: Die Basis, an die sich die Pflanzen gewöhnen sollen.
- 30 % grober Sand oder Lavasplitt: Der sorgt für die nötige Lockerheit. Lavasplitt (Körnung 2-8 mm) ist ideal und speichert sogar etwas Wärme. Bekommst du im Baustoffhandel oder gut sortierten Gartencentern, ein 25-kg-Sack kostet oft unter 10 Euro.
- 20 % reifer Kompost: Das ist das Powerfood für den Start.
Für ganz empfindliche Schätze wie einen ausgepflanzten Olivenbaum legen wir ganz unten sogar eine 10-cm-Schicht aus Schotter an. Das ist zwar Arbeit, aber es sichert deine Investition.

Das Mikroklima: Finde deinen „Gold-Spot“
Kein Garten ist überall gleich warm. Such gezielt die wärmsten Ecken! Das sind meist Plätze an einer Südwand, geschützt vor kaltem Ostwind durch eine Hecke oder die Garage. So eine Steinmauer ist übrigens pures Gold. Sie tankt tagsüber Sonne und gibt die Wärme nachts langsam wieder ab. Das können entscheidende Grad sein.
Kleiner Tipp: Mach mal den Handy-Test. Fotografier deinen Garten an einem sonnigen Tag morgens um 9, mittags um 13 und nachmittags um 17 Uhr. Der Bereich, der auf allen Bildern in der Sonne liegt? Das ist dein Gold-Spot für die empfindlichsten Pflanzen!
Keine Lust auf ein Riesenprojekt? Dein mediterraner Quick-Win für unter 50 Euro
Vielleicht willst du ja nicht gleich den ganzen Garten umgraben. Kein Problem! Hol dir das mediterrane Gefühl doch einfach im Kleinformat. Das ist ein perfektes Wochenendprojekt und motiviert ungemein.
Deine Einkaufsliste für einen großen Kübel voller Süden:
- Ein großer Terrakotta-Kübel: Mindestens 40 cm Durchmesser. Sieht authentisch aus und heizt sich nicht so auf wie Plastik. (ca. 20-30 €)
- Eine Tüte Tonscherben oder Blähton: Für die Drainage unten im Topf. (ca. 5 €)
- Ein Sack gute Kübelpflanzenerde: Misch sie mit etwas Sand, um sie lockerer zu machen. (ca. 8 €)
- Die Pflanzen: 1x Lavendel, 1x Rosmarin, 1x Thymian. Die Klassiker! (zusammen ca. 10-15 €)
Zuerst die Tonscherben in den Topf, dann die Erde drauf, Pflanzen rein, angießen – fertig ist deine kleine Oase. Stell sie an deinen sonnigsten Platz und genieße den Duft. Das ist mediterranes Feeling in 60 Minuten!

Die Bausteine des Südens: Stein, Wasser und die richtigen Pflanzen
Ein mediterraner Garten lebt von wenigen, aber starken Elementen. Die Kunst ist, sie richtig zu kombinieren.
Mauern, Wege und Plätze: Der Charakter des Gartens
Hier schlägt das Herz des südlichen Flairs. Naturstein ist die erste Wahl. Aber welcher? Jeder hat seine Vor- und Nachteile:
- Travertin: Der Klassiker aus Italien. Offenporig, in warmen Beige- und Sandtönen. Sieht super authentisch aus. Aber Achtung: Er ist nicht ganz billig, rechne mit 40-80 € pro Quadratmeter. Unbedingt auf zertifizierte Frostsicherheit achten, sonst hast du nach einem Winter nur noch Blätterteig im Garten!
- Sandstein: Gibt es auch in heimischen Varianten, was ihn oft günstiger und robuster macht. Die Farbpalette reicht von Gelb bis zu rötlichen Tönen. Preislich oft etwas unter Travertin, so um die 30-60 € pro qm.
- Klinker oder Terrakottafliesen: Bringen eine wunderbar warme, erdige Farbe ins Spiel. Bei Fliesen ist die Frostsicherheit das A und O und die Verlegung muss absolut top sein, damit nichts abplatzt.
Ganz wichtig, egal bei welchem Belag: Der Unterbau muss bombenfest sein! Wir Profis arbeiten hier nach den anerkannten Regeln der Technik. Das heißt: 20-25 cm Schotter als Tragschicht, verdichtet, dann 3-5 cm Splitt zum Ausgleichen und erst dann die Platten. Alles andere sackt dir irgendwann ab.

Wasser: Weniger ist oft mehr
Vergiss das laute Springbrunnen-Set aus dem Baumarkt. Authentischer ist ein leises Plätschern. Ein schlichter Wandbrunnen, bei dem Wasser aus einem Rohr in ein kleines Becken fließt, oder ein Quellstein. Der Klang beruhigt und kühlt die Luft. Aber Achtung bei der Technik: Strom und Wasser sind eine gefährliche Kombi. Pumpen und Lichter müssen absolut vorschriftsmäßig von einem Elektriker angeschlossen werden, inklusive FI-Schutzschalter. Hier wird nicht gebastelt, das ist lebenswichtig!
Die Pflanzenauswahl: Ehrliche Kompromisse für unser Klima
Jetzt kommt der Punkt, wo die meisten Fehler passieren. Wir müssen Pflanzen wählen, die unser Klima aushalten oder die wir gut schützen können.
Das Gerüst – Pflanzen, die Struktur geben:
- Die „falsche“ Zypresse: Echte Zypressen sind bei uns heikel. Eine viel robustere Alternative mit ähnlicher, schlanker Form ist der Säulen-Wacholder (z.B. ‚Blue Arrow‘) oder die Säulen-Eibe. Die sehen super aus und machen den Winter problemlos mit. Eine schöne Säulen-Eibe kostet je nach Größe zwischen 50 und 150 Euro.
- Der Olivenbaum: Der Traum schlechthin. Aber mal ehrlich: Auspflanzen ist nur in den allerwärmsten Ecken Deutschlands (Hallo, Rheingraben!) mit massivem Winterschutz eine Option. Für 95% von uns ist die Haltung im großen Kübel der einzig sinnvolle Weg. So kann er im Winter in die helle Garage oder den kühlen Wintergarten umziehen.
- Buchsbaum oder seine Alternative: Buchs ist super für kleine Hecken und Kugeln. Wegen des Zünslers ist aber Vorsicht geboten. Eine fantastische und fast identisch aussehende Alternative ist die Japanische Stechpalme (Ilex crenata).
Die Seele – Duft und Farbe:

- Lavendel: Der Klassiker. Achte auf winterharte Sorten wie ‚Hidcote‘ oder ‚Munstead‘. Ein kleiner Topf kostet nur 3-5 Euro. Wichtig: Nach der Blüte kräftig zurückschneiden, damit er buschig bleibt!
- Rosmarin & Salbei: Brauchen volle Sonne und trockene Füße. Es gibt winterfestere Rosmarin-Sorten, aber in rauen Lagen freuen auch sie sich über einen Schutz. Salbei ist da deutlich robuster.
Ein Wort zu den Kosten: Was kostet der Traum vom Süden wirklich?
Ein fachmännisch angelegter Garten ist eine Investition, keine Frage. Die größten Posten sind oft nicht die Pflanzen, sondern die Erdarbeiten und die festen Bauten. Hier zu sparen, rächt sich immer.
Machen wir mal ein kleines Rechenbeispiel für eine 10 Quadratmeter große mediterrane Sitzecke:
- Bodenvorbereitung: Schotter, Splitt und die Entsorgung von Aushub. Plan hier mal grob 150 – 250 € ein, wenn du es selbst machst.
- Steinplatten: Nehmen wir einen schönen, aber nicht überteuerten Naturstein für ca. 50 €/qm. Das sind schon 500 €.
- Fugenmaterial, Randsteine: Kommen nochmal gut 100 € dazu.
- Pflanzen & Deko: Ein paar Kübel, Lavendel, Kräuter… rechne mit mindestens 200 €.
Schwups, bist du bei Materialkosten von rund 1.000 €. Nur damit du eine realistische Hausnummer hast. Lässt du es vom Profi machen, kommt natürlich die Arbeitszeit dazu, aber dafür ist es dann auch perfekt und langlebig.

Wenn der Winter kommt: So schützt du deine Schätze
Wenn du doch eine empfindliche Pflanze ausgepflanzt hast, muss der Winterschutz sitzen. Ein Jutesack allein reicht nicht. Ich habe selbst mal den Fehler gemacht, eine junge Feige nur mit Vlies zu schützen. Ein eisiger Ostwind hat sie bis zum Boden gekillt. Sie kam zwar wieder, aber die Ernte war futsch. Daraus lernt man!
Deine Winterschutz-Einkaufsliste für wertvolle Pflanzen:
- Für die Wurzeln: Eine 15-20 cm dicke Schicht aus Laub und Tannenreisig auf den Boden. Das ist die beste Isolierung. Ein Sack Pinienrinde (ca. 10 €) geht auch super.
- Für die Krone: Eine luftdurchlässige Vlieshaube (ca. 15-20 €). Niemals Plastikfolie, darunter schwitzt und schimmelt die Pflanze!
- Für den Stamm: Bei jungen Bäumen den Stamm mit Juteband (ca. 5 €) umwickeln, um Frostrisse zu verhindern.
Ein letztes Wort: Selber machen oder machen lassen?
Ein Kräuterbeet anlegen, Kübel bepflanzen – das sind wunderbare Arbeiten, die man super selbst machen kann. Da spürt man die Erde und sieht direkt, was man geschafft hat.

Ein Profi aus dem Garten- und Landschaftsbau sollte aber ran, wenn es an die Substanz geht: bei allen größeren Erdarbeiten, dem Bau von Mauern und Terrassen oder bei Wasser- und Elektroinstallationen. Wir kennen die Tücken des Materials, haben die richtigen Maschinen und sorgen dafür, dass dein Traumgarten sicher ist und für viele Jahre hält.
Ein mediterraner Garten bei uns ist am Ende ein ehrlicher Dialog zwischen dem süßen Traum und unserer Realität. Wenn man ihn mit Verstand und Liebe zum Detail führt, entsteht ein Ort mit einem ganz eigenen Zauber. Und das ist doch die größte Freude, oder?
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Wussten Sie, dass nicht jeder Terrakotta-Topf den deutschen Winter überlebt?
Der Grund liegt in der Brenntemperatur und der Qualität des Tons. Echte, frostfeste „Impruneta“-Terrakotta aus Italien wird bei über 1000 °C gebrannt, was sie extrem dicht und wasserabweisend macht. Günstigere Töpfe sind oft poröser, saugen im Herbst Feuchtigkeit auf, die bei Frost gefriert und das Material sprengt. Wer nicht tief in die Tasche greifen will, sollte seine Töpfe im Winter an eine trockene Hauswand rücken oder die Innenwände mit Noppenfolie auskleiden, um den direkten Kontakt zwischen feuchter Erde und Topfwand zu minimieren.

Wie bekommt man das typische Plätschern, ohne einen riesigen Brunnen zu bauen?
Die akustische Kulisse ist entscheidend für das mediterrane Gefühl. Statt einer großen Anlage sind kleine, geschlossene Systeme perfekt. Ein schlichter Wandbrunnen oder eine moderne Cortenstahl-Wasserschale mit einer kleinen Umwälzpumpe (z.B. von Oase oder Ubbink) reicht völlig aus. In einer stillen Ecke platziert, wird das leise Geräusch zum meditativen Mittelpunkt. Wichtig: Die Pumpe muss im Winter frostfrei gelagert werden!

- Statt Mittelmeer-Zypresse: Säulen-Eibe (Taxus baccata ‚Fastigiata‘) oder Raketen-Wacholder (Juniperus scopulorum ‚Blue Arrow‘). Beide sind extrem winterhart und formstabil.
- Statt echtem Olivenbaum: Die Weidenblättrige Birne (Pyrus salicifolia ‚Pendula‘). Ihr silbriges Laub und der knorrige Wuchs imitieren die Olive perfekt.
Der Trick liegt nicht im Kopieren, sondern im intelligenten Ersetzen durch Pflanzen, die dieselbe Formensprache und Farbigkeit besitzen, aber unser Klima tolerieren.

Der richtige Stein für Wege und Mauern:
Tuffstein: Er bringt mit seiner porösen, warmgelben Optik sofort das Flair Süditaliens in den Garten und speichert die Tageswärme. Aber Achtung: Er ist nicht immer für härteste Frostperioden geeignet.
Heimischer Muschelkalk oder Sandstein: Diese Materialien sind absolut frostsicher und regional verfügbar. Sie entwickeln mit der Zeit eine wunderschöne, natürliche Patina, die dem mediterranen Look in nichts nachsteht und oft harmonischer mit der Umgebung wirkt.
Ein mediterraner Garten lebt nicht nur vom Sehen, sondern auch vom Riechen. Schaffen Sie eine „Duft-Insel“ in der Nähe Ihres Lieblingssitzplatzes. Kombinieren Sie den besonders winterharten Lavendel ‚Hidcote‘ mit Salbei, Thymian und dem intensiv duftenden Currykraut (Helichrysum). Die von den umliegenden Steinen gespeicherte Wärme sorgt dafür, dass die Pflanzen bei jeder leichten Brise ihre ätherischen Öle freisetzen – ein sofortiger Kurzurlaub für die Sinne.




