Kroatien mit dem Auto: Dein ehrlicher Insider-Guide für eine unvergessliche Tour
Ich fahre seit über zwanzig Jahren nach Kroatien, und zwar nicht nur, um am Strand zu liegen. Ganz im Gegenteil: Meine Reisen haben mich kreuz und quer durchs ganze Land geführt. Ich habe Freunde dort, deren Familien seit Ewigkeiten Oliven ernten oder fischen gehen. Ich hab sogar mal bei kleinen Bauprojekten geholfen und gelernt, wie man den berühmten weißen Stein von der Insel Brač bearbeitet. Man könnte also sagen, ich kenne die Straßen, die Leute und die kleinen Tücken, die in keinem offiziellen Reiseführer stehen. Das hier ist also kein typischer Reisebericht. Es sind ehrliche, praxiserprobte Tipps von mir für dich – für alle, die Kroatien auf eigene Faust mit dem Auto entdecken wollen.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Die Basis für jede gute Reise: Vorbereitung und der perfekte Zeitpunkt
- 0.2 Kroatiens Straßen: Zwischen Top-Autobahn und Traum-Küstenstraße
- 0.3 Istrien: So viel mehr als nur die Küste
- 0.4 Von der Kvarner Bucht nach Norddalmatien
- 0.5 Dalmatien: Das Herz der Adria
- 0.6 Kurzer Routen-Vorschlag für Einsteiger (10 Tage)
- 0.7 Die Welt der Inseln: So kommst du hin
- 0.8 Dubrovnik: Die Perle mit ein paar Kratzern
- 0.9 Ein paar letzte Tipps für den Alltag
- 1 Bildergalerie
Die Basis für jede gute Reise: Vorbereitung und der perfekte Zeitpunkt
Mit dem Auto zu reisen bedeutet Freiheit. Du hältst an, wo es dir gefällt, und entdeckst Ecken, die kein Reisebus jemals ansteuern würde. Aber, und das ist wichtig, diese Freiheit braucht ein bisschen Vorbereitung.

Ganz oben auf der Liste steht natürlich dein Auto. Check vor der Abfahrt nochmal Öl, Reifen und Bremsen. Was viele nicht auf dem Schirm haben: In Kroatien sind Warnwesten (und zwar für JEDEN Insassen!), ein Warndreieck und ein Verbandskasten absolute Pflicht. Das wird, gerade bei ausländischen Kennzeichen, auch gerne mal kontrolliert. Kleiner Tipp am Rande: Vergiss nicht die Vignetten für die Durchreise durch Österreich und Slowenien, das erspart unnötigen Stress an der Grenze.
Die wichtigste Entscheidung ist aber, WANN du fährst. Juli und August sind die Klassiker – aber ehrlich gesagt, wenn du es irgendwie vermeiden kannst, tu es. Es ist brütend heiß, die Strände sind brechend voll und die Preise ziehen merklich an. Staus auf den Küstenstraßen sind da vorprogrammiert. Meine absolute Lieblingszeit ist der Juni und der September. Das Wetter ist traumhaft stabil, das Meer hat die perfekte Badetemperatur und die großen Touristenmassen sind entweder noch nicht da oder schon wieder weg. Du erlebst eine viel entspanntere Atmosphäre, die Einheimischen haben mehr Zeit für einen Plausch und die Preise für Unterkünfte und Essen sind spürbar freundlicher für den Geldbeutel.

Kroatiens Straßen: Zwischen Top-Autobahn und Traum-Küstenstraße
Das kroatische Straßennetz ist größtenteils wirklich top. Die Hauptschlagader ist die Autobahn A1, die von Zagreb bis runter nach Ploče führt, also fast bis Dubrovnik. Sie ist mautpflichtig, was aber super unkompliziert ist: Du ziehst bei der Auffahrt ein Ticket und bezahlst beim Abfahren, entweder bar in Euro oder mit Karte. Für die Strecke von Zagreb bis Split solltest du pro Richtung mit etwa 25 bis 30 Euro rechnen. Die Autobahn ist modern, sicher und ideal, um schnell weite Strecken zurückzulegen.
Das wahre Kroatien-Feeling erlebst du aber auf der Küstenstraße, der „Jadranska Magistrala“ (Staatsstraße D8). Sie schlängelt sich hunderte Kilometer an der Adria entlang und hinter jeder Kurve wartet ein neues Postkartenmotiv. Aber diese Schönheit hat ihren Preis: Die Magistrala fordert deine volle Konzentration. Sie ist oft eng, kurvig und im Sommer voll mit Wohnmobilen und ungeduldigen Fahrern. Als Faustregel: Für eine Strecke auf der Küstenstraße brauchst du locker die doppelte Zeit wie auf der Autobahn. Für die etwa 150 km von Zadar nach Split sind das statt 1,5 Stunden schnell mal 3-4 Stunden mit Fotostopps. Fahr hier niemals, wenn du müde bist!

Achtung, eine wichtige Warnung aus Erfahrung: Pass auf die „Bora“ auf! Das ist ein eiskalter Fallwind, der plötzlich und mit irrer Wucht vom Gebirge runterpfeifen kann. Bei starker Bora werden ganze Autobahnabschnitte und Brücken, wie die zur Insel Pag, ohne Vorwarnung gesperrt. Also immer kurz den Wetterbericht checken, besonders im Frühling und Herbst.
Istrien: So viel mehr als nur die Küste
Viele starten ihre Kroatien-Reise in Istrien, das oft als die „kroatische Toskana“ bezeichnet wird. Und das passt auch ziemlich gut: Sanfte Hügel, Olivenhaine, Weinberge und malerische Städtchen auf den Hügelkuppen. Der architektonische Einfluss aus Venedig ist in Orten wie Rovinj oder Poreč unübersehbar.
Mein dringender Rat: Verlass die Küste! Das echte Istrien findest du im Hinterland. Fahr in Künstlerdörfer wie Grožnjan oder das auf einem Hügel thronende Motovun. Die Straßen dorthin sind schmal, aber die Aussicht ist es wert. Halte Ausschau nach einer „Konoba“, einem traditionellen Gasthaus. Eine gute Konoba erkennst du an einer kurzen, saisonalen Speisekarte. Im Herbst gibt es dort Gerichte mit frischen Trüffeln. Probier unbedingt die hausgemachten Nudeln („Fuži“ oder „Pljukanci“) – die kosten hier vielleicht 15 Euro, während du an der Küste schnell das Doppelte zahlst. Dazu ein Glas lokaler Malvazija-Wein, perfekt.

Von der Kvarner Bucht nach Norddalmatien
Weiter südlich kommst du in die Kvarner Bucht. Hier liegt Opatija, ein mondäner Kurort, der mit seinen prachtvollen alten Villen und Parks an die Eleganz vergangener Epochen erinnert. Perfekt für einen Spaziergang an der langen Uferpromenade.
Von hier aus ist es nur ein Katzensprung zu den Inseln. Nach Krk führt eine Brücke, für Cres und Lošinj nimmst du die Fähre. Ein echter Geheimtipp ist die Insel Pag. Teile davon sehen aus wie eine Mondlandschaft. Schuld daran ist die Bora, die das Salz vom Meer auf die Insel weht. Dort wachsen nur extrem widerstandsfähige, salzige Kräuter. Die Schafe, die diese Kräuter fressen, geben eine Milch, aus der der weltberühmte Pager Käse („Paški sir“) gemacht wird. Ein Stück davon mit einem Glas Rotwein bei Sonnenuntergang… unbezahlbar.
Noch weiter südlich liegt Zadar, für mich eine der unterbewertetsten Städte Kroatiens. Die Altstadt ist eine faszinierende Mischung aus römischen Ruinen, mittelalterlichen Kirchen und modernen Kunstinstallationen wie der berühmten Meeresorgel. Kleiner Trick: Stell dich nicht direkt zur Orgel, wo sich alle drängen. Ein paar hundert Meter weiter die Promenade entlang ist es ruhiger und der Klang ist genauso schön.

Dalmatien: Das Herz der Adria
Die Fahrt durch Dalmatien ist der Höhepunkt. Viele rauschen an Šibenik vorbei auf dem Weg nach Split – ein Riesenfehler! Die autofreie Altstadt ist zauberhaft und die Kathedrale ein wahres Meisterwerk der Baukunst, komplett aus Steinblöcken ohne Mörtel zusammengesetzt.
Nicht weit davon entfernt liegt der Nationalpark Krka. Wunderschön, aber im Sommer extrem voll. Mein Tipp: Kauf dein Ticket unbedingt online im Voraus auf der offiziellen Park-Website und sei entweder ganz früh morgens oder erst am späten Nachmittag dort, um den Reisebus-Massen zu entgehen.
Dann kommt Split. Eine laute, pulsierende Stadt. Das Besondere: Die Altstadt ist im Grunde ein riesiger, antiker Palast eines römischen Kaisers, in dessen Mauern die Leute einfach ihre Häuser gebaut haben. Hier wird gelebt, es ist kein totes Museum. Achtung bei den Restaurants direkt im Zentrum. Viele sind überteuerte Touristenfallen. In den Gassen der Stadtteile Varoš oder Radunica findest du oft authentischere Konobas, in denen du für ein Hauptgericht zwischen 15 und 25 Euro zahlst, nicht 40.

Südlich von Split wartet die Makarska Riviera mit ihren Postkartenstränden vor dem gewaltigen Biokovo-Gebirge. Ein unvergessliches Erlebnis ist die Fahrt auf den Gipfel des Sveti Jure im Naturpark. Aber sei gewarnt: Die Straße ist extrem schmal und steil. Für die 23 km bis zum Gipfel brauchst du 45-60 Minuten und Nerven aus Stahl. Ganz wichtig: Fahr unbedingt im ersten oder zweiten Gang wieder runter, um deine Bremsen zu schonen!
Kurzer Routen-Vorschlag für Einsteiger (10 Tage)
Überfordert von den vielen Möglichkeiten? Kein Problem! Hier ist ein einfacher Plan für eine erste Tour:
- Tag 1-3: Istrien. Ankommen, die Küstenstadt Rovinj erkunden und einen Tag im hügeligen Hinterland mit seinen Künstlerdörfern verbringen.
- Tag 4-5: Kvarner Bucht & Pag. Fahrt über die Küstenstraße, ein Stopp in Opatija und dann rüber auf die Insel Pag, um den berühmten Käse zu probieren.
- Tag 6-7: Zadar & Šibenik. Erkunde die Meeresorgel in Zadar und die wunderschöne Altstadt von Šibenik. Ein Ausflug zu den Krka-Wasserfällen passt hier perfekt.
- Tag 8-10: Split & Abreise. Tauche ein in den lebendigen Kaiserpalast, genieße ein letztes Abendessen in einer Konoba und nimm dann die Autobahn für eine zügige Rückfahrt.

Die Welt der Inseln: So kommst du hin
Ein Insel-Abstecher ist Pflicht! Die Fähren von Jadrolinija sind zuverlässig. So geht’s: Geh auf deren Website, wähle Strecke und Datum, buche online und lade das Ticket aufs Handy. Das erspart dir im Sommer ewig lange Schlangen am Schalter. Eine Autofähre von Split nach Hvar kostet für einen PKW und zwei Personen in der Hauptsaison ca. 50-60 Euro.
Hvar gilt als Partyinsel, aber das stimmt nur für Hvar-Stadt im August. Nur ein paar Kilometer weiter findest du Ruhe und Lavendelfelder. Korčula wird oft „Klein-Dubrovnik“ genannt und ist berühmt für seine tollen Weißweine. Ein besonderer Tipp ist die Halbinsel Pelješac, die jetzt super über eine Brücke erreichbar ist. Sie ist das Rotwein-Zentrum Kroatiens und in Ston gibt es die besten Austern des Landes, direkt aus dem Meer auf den Teller.
Dubrovnik: Die Perle mit ein paar Kratzern
Ganz im Süden wartet Dubrovnik, eine Stadt von atemberaubender Schönheit. Aber, und hier bin ich ganz ehrlich, die Stadt leidet unter dem Massentourismus. Die Preise sind die höchsten in ganz Kroatien.

Ich hab da mal den klassischen Fehler gemacht: versucht, in der Nähe der Altstadt zu parken. Nach 45 Minuten im Kreis fahren und einem halben Nervenzusammenbruch hab ich kapituliert und bin ins schweineteure Parkhaus geflüchtet. Lerne aus meinem Fehler: Versuch es gar nicht erst! Wohn am besten außerhalb (z.B. in Lapad) und nimm den Bus. Die Stadtmauer besuchst du am besten direkt um 8 Uhr morgens. Und zum Essen: Meide die Hauptstraße Stradun und biege in die kleinen Seitengassen ab. Ist immer noch nicht billig, aber besser.
Ein paar letzte Tipps für den Alltag
Zum Schluss noch ein paar Kleinigkeiten. Obwohl Kartenzahlung weit verbreitet ist, hab immer etwas Bargeld für Märkte, kleine Bars oder private Zimmervermieter dabei. Ein paar Worte wie „Hvala“ (Danke) und „Dobar dan“ (Guten Tag) wirken Wunder.
Beim Essen gilt: Iss, was die Region hergibt. An der Küste frischen Fisch vom Grill („Riba sa žara“), im Hinterland deftige Fleischgerichte. Ein Highlight ist „Peka“, Fleisch und Gemüse, das stundenlang unter einer Gusseisenglocke in der Glut gart. Wichtig: Peka muss man fast immer einen Tag vorher bestellen! Einfach in der Konoba anrufen oder am Vortag Bescheid geben.

Und kauft euch Badeschuhe! Die Küste ist felsig und voller Seeigel. Ein Tritt in so ein Ding kann den Urlaub ruinieren. Kroatien ist ein Traumland für eine Autoreise. Nimm dir Zeit, halte an den Obstständen am Straßenrand an und trink einen Kaffee dort, wo nur Einheimische sitzen. Das ist das wahre Kroatien – und diese Reise wirst du nicht vergessen.
Bildergalerie


Autobahn A1 vs. Küstenstraße D8: Die schnelle A1 bringt Sie zügig von Zagreb nach Split oder Dubrovnik und ist Maut-pflichtig (per Kreditkarte oder Kuna am Schalter). Die legendäre Jadranska Magistrala (D8) ist kostenlos, schlängelt sich aber entlang der gesamten Küste und erfordert viel mehr Zeit.
Mein Tipp: Kombinieren Sie beides! Nutzen Sie die Autobahn für die langen Strecken und wechseln Sie für die schönsten Abschnitte, wie die Makarska Riviera oder die Strecke von Senj nach Zadar, auf die Küstenstraße.

Parken in den Altstädten – ein Albtraum?
Kann es sein, ja. Aber es gibt einen Trick: Suchen Sie nicht direkt im Zentrum, sondern nach den großen, beschilderten Parkzonen (oft Zone 2 oder 3) etwas außerhalb. In Städten wie Split, Zadar oder Rovinj sind diese nur wenige Gehminuten von den Toren der Altstadt entfernt. Viele Parkautomaten lassen sich heute bequem mit Apps wie PayDo oder Bmove füttern. So können Sie die Parkzeit vom Café aus verlängern, ohne zum Auto hetzen zu müssen.

- Ein Stück würziger Pager Käse (Paški sir).
- Luftgetrockneter Schinken (Pršut), am besten vom lokalen Metzger (Mesnica).
- Ein Glas Ajvar als pikanter Aufstrich.
- Frisches, noch warmes Brot aus einer Bäckerei (Pekara).
Das Geheimnis? Das ist das perfekte kroatische Picknick für einen spontanen Halt an einer verlassenen Bucht. Einfach im Kofferraum ein Küchentuch ausbreiten und genießen!

Wichtiger Punkt: Unterschätzen Sie niemals die Wirkung des


Ein subtiler, aber faszinierender Wandel vollzieht sich auf der Fahrt von Norden nach Süden. In Istrien erinnern die pastellfarbenen Städtchen wie Rovinj stark an Italien. Fährt man weiter nach Dalmatien, werden die Steinhäuser rauer, weißer und das Blau der Fensterläden tiefer. Die Landschaft wird karger, der Duft von Pinien und Salbei intensiver. Diese sinnliche Verwandlung ist ein Highlight, das man nur im eigenen Tempo mit dem Auto wirklich wahrnehmen kann.

Abseits der großen Straßen warten die wahren Mitbringsel. Halten Sie Ausschau nach kleinen Schildern am Straßenrand, die auf lokale Produkte hinweisen:
- Maslinovo ulje: Kaltgepresstes Olivenöl, oft in einfachen Flaschen direkt vom Erzeuger verkauft. Die Qualität ist meist hervorragend.
- Med: Honig, besonders der dunkle Salbeihonig (Med od kadulje) oder Lavendelhonig, ist eine Spezialität.
- Vino: Viele kleine Weingüter (Vinarija) bieten Weinproben und Direktverkauf an. Eine Flasche Plavac Mali ist das perfekte Souvenir aus Dalmatien.

Kroatien hat mittlerweile über 700 öffentliche Ladestationen für E-Autos.
Die Infrastruktur für Elektromobilität wächst rasant. Vor allem entlang der Autobahnen, in den Marinas und bei modernen Hotels finden sich zuverlässige Ladesäulen, oft von Anbietern wie Hrvatski Telekom oder Petrol. Mit einer App wie PlugShare können Sie Ihre Route gut planen. Eine Tour mit dem E-Auto ist nicht mehr nur ein Abenteuer, sondern eine echte, leisere Alternative geworden.
Welche Fähre ist die richtige?
Für die großen Verbindungen wie Split-Hvar oder die Strecken ab Rijeka ist die staatliche Fährgesellschaft Jadrolinija Ihr Ansprechpartner. Tickets können und sollten Sie in der Hochsaison online im Voraus buchen, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Für kürzere, lokale Verbindungen gibt es oft auch kleinere, private Anbieter, bei denen man das Ticket direkt vor Ort am Hafen kauft. Ein Tipp: Seien Sie mindestens eine Stunde vor Abfahrt am Fährhafen, um entspannt auf Ihr Schiff zu kommen.




