Korfu für Kenner: Mein ehrlicher Insider-Guide für eine unvergessliche Zeit
Ich komme nach Korfu, seit ich denken kann. Damals, als es noch ein echter Geheimtipp für Rucksackreisende war. Heute ist die Insel natürlich bekannter, aber ihr Herz, das hat sich zum Glück nicht verändert. Ich hab hier mit meinen eigenen Händen Oliven geerntet, gelernt, wie man einen echten griechischen Kaffee zubereitet, und zugesehen, wie meine „Lehrlinge“ – also Freunde und Familie, die ich mitgeschleppt habe – sich unsterblich in diese Insel verliebt haben.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Die Grundlage: Wie Korfu tickt und aufgebaut ist
- 2 Das Wetter richtig lesen: Mehr als nur Sonne
- 3 Das Handwerk des Reisens: Unterkunft, Auto und Essen
- 4 Orte mit Seele: Meine persönlichen Empfehlungen
- 5 Für Fortgeschrittene und Wiederholungstäter
- 6 Sicherheit und Verantwortung: Das Kleingedruckte
- 7 Bildergalerie
Dieser Text hier ist also kein typischer Reiseführer. Sieh es eher als das gesammelte Wissen aus unzähligen Sommern. Mein Versuch, dir das Korfu zu zeigen, das ich kenne und liebe. Ein Korfu voller Charakter, mit kleinen Macken, aber unvergesslichen Momenten. Hier teile ich alles, was ich gelernt habe, damit deine Reise nicht nur schön, sondern auch echt und sicher wird.
Die Grundlage: Wie Korfu tickt und aufgebaut ist
Bevor du überhaupt anfängst zu planen, musst du eine Sache über Korfu verstehen: Die Insel ist nicht überall gleich. Sie hat eine ganz klare Struktur, fast wie ein gut geplantes Werkstück. Man kann sie grob in drei Zonen einteilen, und diese Einteilung ist wichtiger als jede Karte, denn sie bestimmt, welche Art von Urlaub du haben wirst.

Ach ja, und um ein Gefühl für die Distanzen zu bekommen: Vom äußersten Süden bis in den Norden fährst du gut und gerne mal 2 bis 2,5 Stunden – ohne Stopps und bei flüssigem Verkehr!
Der bergige Norden: Für Entdecker und Ruhesuchende
Der Norden ist wild, grün und dramatisch. Hier thront der Pantokrator, der höchste Berg der Insel, über allem. Die Straßen sind schmal, kurvig und winden sich durch uralte Olivenhaine. Dörfer wie Paleo Perithia, fast verlassene Geisterdörfer aus Stein, strahlen eine unglaubliche Ruhe aus. Die Küste ist steil, übersät mit kleinen Kiesbuchten und kristallklarem Wasser. Orte wie Kassiopi haben ihren Charme bewahrt. Wer hier Urlaub macht, sucht die Natur und das authentische Griechenland, nicht den Trubel.
Kurz gesagt: Perfekt für Wanderer, Paare und alle, die ihre Ruhe wollen. Ein kleiner Mietwagen ist hier allerdings absolute Pflicht, sonst bist du aufgeschmissen.
Die belebte Mitte: Kultur, Strände und Leben
Hier schlägt das Herz der Insel: Korfu-Stadt (Kerkyra) mit ihrer venezianisch geprägten Architektur und den unzähligen Gassen, Läden und Tavernen. Westlich der Stadt findest du die berühmten Sandstrände wie Glyfada oder Pelekas, an denen immer was los ist. Hier treffen sich Familien, junge Leute, einfach alle. Die Infrastruktur ist top, es gibt Hotels und Ferienwohnungen für jeden Geldbeutel.

Kurz gesagt: Ideal, wenn du eine Mischung aus Kultur, Strandtagen und ein bisschen Nachtleben suchst. Vieles ist mit dem Bus erreichbar, aber für die volle Flexibilität würde ich auch hier ein Auto empfehlen.
Der flache Süden: Weite Sandstrände und Entspannung
Der Süden ist wieder eine ganz andere Welt. Die Landschaft ist flacher, offener, und es dominieren kilometerlange, weite Sandstrände. Issos Beach mit seinen Dünen erinnert fast ein bisschen an die Nordsee. Die Gegend ist weniger bebaut, sehr landwirtschaftlich geprägt. Hier findest du große All-inclusive-Anlagen, aber auch noch sehr ursprüngliche Ecken. Kavos, ganz im Süden, hat sich zu einer reinen Partymeile entwickelt – das muss man wissen und entweder gezielt ansteuern oder großräumig meiden.
Kurz gesagt: Perfekt für Familien mit kleinen Kindern wegen der flachen Strände und für alle, die endlose Strandspaziergänge lieben.
Das Wetter richtig lesen: Mehr als nur Sonne
Klar, das Klima ist mediterran. Im Juli und August wird es richtig heiß, 30 bis 35 Grad sind die Regel. Gut zu wissen: Oft weht am Nachmittag der „Maestros“, ein Nordwestwind, der die Hitze erträglicher macht, aber an der Westküste auch mal für höhere Wellen sorgen kann.

Ganz ehrlich? Die beste Zeit für mich ist Mai, Juni und September. Die Temperaturen liegen bei super angenehmen 25 Grad, das Meer ist warm genug zum Baden, und die Insel ist nicht so überlaufen. Im Frühling explodiert die Natur förmlich, im Herbst ist das Licht unglaublich weich und die Olivenernte beginnt.
Im Winter ist Korfu still. Viele Tavernen haben zu, es regnet oft und kräftig. Dieser Regen ist aber auch der Grund, warum die Insel so unfassbar grün ist. Für hartgesottene Wanderer kann auch diese Zeit schön sein, aber ein Badeurlaub ist das definitiv nicht.
Das Handwerk des Reisens: Unterkunft, Auto und Essen
Eine gute Vorbereitung ist das A und O. Drei Dinge entscheiden darüber, ob dein Urlaub ein Traum wird: Wo du schläfst, wie du dich bewegst und was du isst.
Die Wahl der Unterkunft: Eine strategische Entscheidung
Es gibt alles auf Korfu. Verlass dich aber bloß nicht nur auf die Hochglanzbilder im Netz. Ich hab schon oft erlebt, dass die „traumhafte Bucht“ direkt an einer lauten Straße lag. Mein Tipp: Nutze Satellitenkarten, um die echte Umgebung zu checken!

- Ferienwohnung/-haus: Ideal für Selbstversorger. Du bist flexibel und kannst dich auf dem Markt eindecken. Achte auf eine Klimaanlage (im Sommer unerlässlich!) und Moskitonetze an den Fenstern – die sind Gold wert. Rechne für eine anständige Wohnung für zwei Personen je nach Saison mit 60 € bis 120 € pro Nacht.
- Kleines, familiengeführtes Hotel: Hier erlebst du oft die berühmte griechische Gastfreundschaft und bekommst die besten Insider-Tipps vom Chef persönlich.
- Große Hotelanlagen: Bieten Komfort und Service, aber oft bist du in einer Blase und bekommst von der Insel wenig mit. Muss man mögen.
Unterwegs auf der Insel: Ohne Auto geht fast nichts
Die öffentlichen Busse sind okay für die Hauptstrecken, aber sie bringen dich nicht zu den versteckten Buchten oder in die malerischen Bergdörfer. Wer Korfu wirklich entdecken will, braucht einen fahrbaren Untersatz.
Der Mietwagen: Klein, aber oho!
Buche von zu Hause aus und nimm immer eine Vollkaskoversicherung OHNE Selbstbeteiligung. Das Stichwort dafür lautet oft „Full Damage Waiver (FDW)“. Ein kleiner Aufpreis für eine Zusatzversicherung für Reifen und Unterboden lohnt sich bei den teils abenteuerlichen Straßen. Ein kleiner Wagen (Fiat Panda o.ä.) ist perfekt, mit einem SUV bleibst du in den Dörfern stecken. Kostenpunkt? In der Nebensaison ca. 25-35 € pro Tag, in der Hauptsaison kann es schnell auf 50-60 € hochgehen.

Achtung, Parken in Korfu-Stadt ist eine Katastrophe! Spar dir die Nerven und fahr gar nicht erst in die Altstadt. Steuere direkt den großen, kostenpflichtigen Parkplatz an der Esplanade an. Kostet ein paar Euro, rettet aber den Tag.
Roller und Quads: Eine ernste Warnung
Jedes Jahr sehe ich Touristen, die sich verletzen, weil sie die Schotterpisten und den Verkehr unterschätzen. Ich erinnere mich an ein junges Paar, das auf einer Schotterpiste in einer Kurve weggerutscht ist – der ganze Urlaub war gelaufen. Wenn du zu Hause nicht regelmäßig auf zwei Rädern sitzt, lass es bitte sein. Deine Gesundheit ist wichtiger.
Essen und Trinken: So schmeckt das echte Korfu
Vergiss die Restaurants mit den bunten Bilderkarten. Such die kleinen Tavernen in den Seitengassen, wo die Einheimischen sitzen. Ein sicheres Zeichen für gutes Essen: Papiertischdecken und eine handgeschriebene Karte. Für ein fantastisches Abendessen mit Vorspeise, Hauptgericht und Hauswein kannst du mit etwa 20-30 € pro Person rechnen.

Was du probieren musst:
- Sofrito: Zartes Kalbfleisch in einer göttlichen Weißwein-Knoblauch-Sauce.
- Pastitsada: Das korfiotische Sonntagsessen – meist Hähnchen oder Rind in einer würzigen Tomatensauce mit dicken Nudeln.
- Bourdeto: Ein scharfer Fischeintopf. Nichts für schwache Nerven, aber unglaublich gut.
- Griechischer Salat (Choriatiki): Mit sonnengereiften Tomaten und einem riesigen Stück Feta. Das Olivenöl macht den Unterschied!
Kleiner Kaffee-Crashkurs: Bestell nicht einfach „Eiskaffee“. Ein Frappé ist der Klassiker aus aufgeschäumtem Instantkaffee. Echte Kaffeeliebhaber bestellen einen Freddo Espresso (kalt geschüttelter Espresso auf Eis) oder einen Freddo Cappuccino (dasselbe mit kaltem Milchschaum). Damit outest du dich sofort als Kenner!
Orte mit Seele: Meine persönlichen Empfehlungen
Jeder Reiseführer listet dieselben Orte auf. Ich will dir Orte zeigen, die eine Geschichte erzählen.
Korfu-Stadt (Kerkyra): Ein Labyrinth aus Stein
Nimm dir mindestens einen ganzen Tag Zeit. Verlaufe dich absichtlich in den engen Gassen, entdecke versteckte Innenhöfe und besuche die Kirche des Heiligen Spyridon, dem Schutzpatron der Insel. Selbst wenn du nicht gläubig bist, zeige bitte Respekt. Für die Einheimischen ist er unglaublich wichtig. Ein kompletter Rundgang könnte so aussehen: Vormittags durch die Gassen schlendern (ca. 3 Std.), Mittagessen in einer kleinen Taverne (1,5 Std.), und am Nachmittag die alte Festung erklimmen (2 Std.). Der Ausblick ist die Mühe wert!

Pelekas und der „Kaiserthron“
Oberhalb des charmanten Dorfes Pelekas gibt es einen Aussichtspunkt, der schon vor langer Zeit von prominenten Besuchern für seine spektakuläre Aussicht geschätzt wurde. Der 360-Grad-Blick bei Sonnenuntergang ist pure Magie. Sei früh da, um dir einen guten Platz zu sichern.
Die Doppelbucht von Porto Timoni
Dieser Ort erfordert etwas Anstrengung. Vom Dorf Afionas führt ein steiler Pfad (ca. 30-40 Min.) hinunter zu zwei Buchten, die Rücken an Rücken liegen. Trage festes Schuhwerk! Ich meine das ernst, ich habe dort schon Leute mit verstauchten Knöcheln sitzen sehen, die dachten, Flip-Flops wären eine gute Idee. Nimm genug Wasser mit! Die Belohnung ist ein Naturwunder mit unglaublich klarem Wasser.
Für Fortgeschrittene und Wiederholungstäter
Wenn du mehr willst als nur Strand, hat Korfu noch einiges im Ärmel.
Den Corfu Trail wandern
Ein 220 km langer Wanderweg, der die Insel von Süd nach Nord durchquert. Such dir einfach eine Etappe aus. Du siehst ein Korfu, das den meisten verborgen bleibt. Gute Wanderschuhe und eine GPS-App sind aber Pflicht, die Markierungen sind… abenteuerlich.

Ein Boot mieten an der Nordostküste
Für Boote bis 30 PS brauchst du keinen Führerschein. Miete dir für einen Tag ein Boot (ca. 80-150 € plus Sprit) und entdecke Buchten, die nur vom Meer aus erreichbar sind. Ankern, ins türkisblaue Wasser springen und dann in einer Taverne am Wasser frischen Fisch essen – ein perfekter Tag. Aber check unbedingt vorher den Wetterbericht!
Sicherheit und Verantwortung: Das Kleingedruckte
Ein paar ehrliche Worte zum Schluss müssen sein.
- Sonnenschutz: Die Sonne hier hat Kraft. Hut, Sonnencreme und viel Wasser sind keine Option, sondern ein Muss.
- Seeigel: An felsigen Küsten gibt es sie. Badeschuhe sind eine günstige Investition, die dir viel Schmerz erspart.
- Gesundheit: Eine gute Reisekrankenversicherung ist Pflicht. Nimm auch eine kleine Reiseapotheke mit.
- Wasser: Das Leitungswasser ist meist trinkbar, schmeckt aber stark nach Chlor. Kauf lieber Wasser in großen 5-Liter-Kanistern, das ist umweltfreundlicher als die vielen kleinen Flaschen.
- Respekt: Ein freundliches „Kalimera“ (Guten Morgen) und „Efcharisto“ (Danke) wirken Wunder. In Kirchen und Klöstern bitte Schultern und Knie bedecken.
Korfu ist keine Hochglanz-Destination. Straßen haben Schlaglöcher, manchmal funktioniert etwas nicht. Aber genau das macht den Charme aus. Es ist eine echte Insel mit echten Menschen. Wenn du mit offenen Augen, etwas Geduld und einem Lächeln reist, wird Korfu dich reich beschenken. Nicht mit Luxus, sondern mit Erinnerungen, die ein Leben lang halten. Das ist mein Versprechen.

Bildergalerie


Fast 400 Jahre lang stand Korfu unter venezianischer Herrschaft, von 1386 bis 1797.
Dieser Einfluss ist kein bloßes historisches Detail – er ist das Herz von Korfu-Stadt. Vergessen Sie die weiß-blauen Kykladenhäuser. Hier spazieren Sie durch ein Labyrinth aus engen Gassen, den „Kantounia“, vorbei an ockerfarbenen Fassaden mit grünen Fensterläden. Die Wäscheleinen, die zwischen den Häusern gespannt sind, und die eleganten Arkaden der Liston-Promenade fühlen sich mehr nach Venedig als nach Griechenland an und verleihen der Insel ihren einzigartigen, kosmopolitischen Charakter.

Sandstrand oder malerische Bucht – was ist die richtige Wahl auf Korfu?
Das kommt ganz auf Ihr Urlaubsgefühl an. Für den klassischen Strandtag mit feinem, goldenem Sand und sanftem Wellengang sind Sie an der Westküste goldrichtig. Strände wie Glyfada oder Agios Gordios sind perfekt für Familien und Sonnenanbeter. Suchen Sie jedoch kristallklares, türkises Wasser, das ideal zum Schnorcheln ist, und eine dramatische Kulisse aus Felsen und Zypressen? Dann ist die Nordostküste mit ihren weißen Kiesbuchten – von Barbati bis Kassiopi – Ihr Paradies.

Mietwagen: Unverzichtbar für die Erkundung der bergigen Nord- und Südküste und wenn Sie mit Familie oder viel Gepäck reisen. Er bietet Klimaanlage und Schutz auf längeren Strecken.
Roller/Quad: Die beste Wahl für lokale Trips, um die engen Gassen der Dörfer zu erkunden und Parkplatzsorgen in Korfu-Stadt oder an beliebten Stränden zu umgehen. Das Gefühl von Freiheit ist inklusive!
Für die komplette Inselerfahrung ist eine Kombination ideal: ein kleiner Mietwagen für die großen Touren und ein Roller für ein paar Tage, um die nähere Umgebung flexibel zu entdecken.

Der wahre Duft von Korfu entfaltet sich nicht am Strand, sondern in den stillen Gassen der Altstadt nach einem kurzen Sommerregen. Es ist eine Mischung aus dem süßen, schweren Geruch von blühendem Jasmin, der über alte Mauern rankt, dem würzigen Aroma von frisch gebrühtem griechischen Kaffee aus einem nahen Kafenion und dem feuchten, kühlen Hauch, der von den jahrhundertealten Pflastersteinen aufsteigt. Schließen Sie die Augen und atmen Sie tief ein – das ist die Seele von Kerkyra.

- Kumquat-Likör: Die winzige, orangefarbene Frucht ist das Wahrzeichen der Insel. Probieren Sie den süßen Likör als Digestif.
- Sofrito: Ein venezianisches Erbe. Dünne Kalbfleischscheiben in einer Weißweinsoße mit viel Knoblauch und Petersilie.
- Pastitsada: Besonders am Sonntag beliebt. Ein herzhaftes Schmorgericht mit Rind oder Hahn, dicken Makkaroni und einer reichen Tomaten-Zimt-Soße.
- Corfu Beer: Probieren Sie das Red Ale oder das unfiltrierte Real Ale Special aus der lokalen Mikrobrauerei in Arillas.
Insider-Tipp für Mitbringsel: Statt der üblichen Souvenirs, investieren Sie in flüssiges Gold. Korfu ist mit Millionen von Olivenbäumen bedeckt. Suchen Sie nach kleinen Geschäften, die Olivenöl von lokalen Produzenten wie „The Governor“ verkaufen. Dieses preisgekrönte, ungefilterte Öl aus der Lianolia-Olive ist nicht nur ein Souvenir, sondern ein echtes Stück korfiotischer Handwerkskunst, dessen pfeffriger Geschmack Sie sofort zurück auf die Insel versetzt.




