Deine Akzentwand aus Fliesen: Der komplette Guide vom Profi – mit Kosten & Tipps
Eine geflieste Wand im Wohnzimmer? Ganz ehrlich, vor einiger Zeit hätten viele Handwerker-Kollegen noch müde abgewunken. „Fliesen gehören ins Bad oder in die Küche“, hieß es da oft. Aber die Zeiten ändern sich, und was früher als undenkbar galt, ist heute ein echtes Statement für modernes und cleveres Wohnen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Erst die Physik, dann das Vergnügen: Die unsichtbare Grundlage
- 2 Die Vorbereitung: Hier gewinnst du das Spiel
- 3 Material-Check: Was du wirklich brauchst (und was es kostet)
- 4 Dein Schlachtplan: Werkzeug, Timing und die Verlegung
- 5 Der Feinschliff: Fugen, Silikon und Pflege
- 6 Wann du doch lieber den Profi rufst
- 7 Fazit: Ein Projekt, das sich lohnt
- 8 Bildergalerie
Ich hab auf Baustellen schon so einiges gesehen, und eine Sache ist klar geworden: Eine richtig gut gemachte Fliesenwand ist so viel mehr als nur eine hübsche Oberfläche. Sie ist ein Stück solides Handwerk, das Wärme speichert, die Akustik im Raum verbessern kann und, wenn sie richtig gemacht ist, Jahrzehnte überdauert. Sie ist pflegeleicht, super für Allergiker und einfach ein cooler Hingucker.
Aber – und das ist das große Aber – der Weg dorthin ist nicht ganz so easy, wie es im Baumarktprospekt aussieht. Es geht nicht nur darum, ein paar Platten an die Wand zu klatschen. Dahinter steckt ein bisschen Physik, jede Menge Vorbereitung und ein paar Techniken, die den Unterschied zwischen „wow“ und „naja“ ausmachen. In diesem Guide zeige ich dir, worauf es wirklich ankommt. Ohne Schnickschnack, dafür mit ehrlichen Tipps aus der Praxis.

Erst die Physik, dann das Vergnügen: Die unsichtbare Grundlage
Bevor du auch nur an die Farbe der Fliesen denkst, müssen wir über das reden, was man später nicht mehr sieht: den Untergrund. Hier entscheidet sich schon, ob dein Projekt ein Erfolg wird. Ein Fehler hier, und selbst die teuerste Designerfliese wird dir keine Freude machen.
Hält deine Wand das überhaupt aus? Die Sache mit dem Gewicht
Fliesen, Kleber, Fugenmörtel – das alles wiegt was. Da kommt schnell einiges zusammen. Eine normale Keramikfliese mit Kleber bringt es auf etwa 20-25 kg pro Quadratmeter. Bei massivem Naturstein können es auch mal 50 kg/m² oder mehr werden.
- Massivwände (Beton, Ziegel): Die sind quasi das Sorglos-Paket. Solange der Putz fest ist, tragen sie so gut wie alles, was du an die Wand bringen willst.
- Trockenbauwände (Gipskarton): Hier wird’s spannend. Eine Standard-Gipskartonwand (12,5 mm dick) ist in der Regel für bis zu 40 kg/m² ausgelegt. Das reicht für die meisten Keramikfliesen locker. Wenn die Wand doppelt beplankt ist, also zwei Lagen Gipskarton hat, sind es oft bis zu 70 kg/m². Bei schwerem Naturstein oder riesigen Fliesenformaten sollte man aber vorsichtig sein. Im Zweifel ist es nie ein Fehler, einen Statiker zu fragen – das ist keine Schande, sondern pure Vernunft.
Kleiner Tipp aus der Praxis: Mach den Klopftest! Klopf deine Wand an verschiedenen Stellen ab. Klingt sie überall satt und massiv? Super. Hörst du hohle Geräusche? Achtung! Das könnte bedeuten, dass der Putz nicht mehr richtig haftet. Solche Stellen müssen unbedingt runter, bevor du auch nur an die Grundierung denkst.

Warum Kleber klebt (wenn man ihn lässt)
Fliesenkleber ist Hightech im Sack. Er hält durch eine Kombination aus mechanischer Verkrallung (winzige Kristalle haken sich in den Poren von Wand und Fliese fest) und Adhäsion (molekulare Anziehungskräfte). Damit das funktioniert, muss der Untergrund perfekt sein: sauber, trocken, eben und vor allem richtig saugfähig. Zieht die Wand das Wasser aus dem Kleber zu schnell, „verbrennt“ er und wird bröselig. Ist die Wand zu glatt und gar nicht saugfähig, findet der Kleber keinen Halt. Genau deshalb ist die Grundierung der wichtigste, nicht verhandelbare Schritt.
Die Vorbereitung: Hier gewinnst du das Spiel
Ein alter Hase vom Bau hat mir mal gesagt: „Die meiste Zeit verbringst du auf den Knien mit dem Spachtel in der Hand, nicht mit der Kelle.“ Und er hatte so recht. 90 Prozent des Erfolgs liegen in der Vorbereitung.
Prüfen, prüfen und nochmal prüfen
Schnapp dir eine lange Wasserwaage (mindestens 2 Meter) oder eine gerade Latte und fahr damit kreuz und quer über die Wand. Die offiziellen Toleranzen sind streng: Auf zwei Metern Länge sollten nur wenige Millimeter Abweichung sein. Jede größere Delle siehst du später, besonders wenn seitlich Licht auf die Wand fällt. Das willst du nicht, glaub mir.

Dein erster Schritt heute: Mach das doch direkt mal! Nimm eine Latte und prüfe deine Wand. Was hast du gefunden? Das ist die beste Basis für deine Planung.
Spachteln und Grundieren wie ein Profi
Kleine Löcher oder Macken kannst du einfach mit Wandspachtel füllen. Bei größeren Flächen muss vielleicht ein Ausgleichsputz her. Aber Vorsicht: Nicht jedes Material verträgt sich. Ein zementärer Putz auf einem Gipsputz ohne spezielle Haftbrücke? Das gibt Spannungen und irgendwann fällt dir alles entgegen.
Die Grundierung ist deine Versicherung:
- Tiefengrund: Für stark saugende Wände wie Gipsputz. Er reduziert die Saugfähigkeit. Lass ihn komplett durchtrocknen!
- Haftgrund (oft mit Quarzsand): Für glatte, nicht saugende Flächen. Er schafft eine raue, griffige Oberfläche, auf der der Kleber super halten kann.
Ein typischer Anfängerfehler ist, es zu gut zu meinen und die Wand in Grundierung zu ertränken. Wenn sich ein glänzender Film bildet, ist das schlecht. Die Grundierung soll einziehen, keine Schicht bilden.

Material-Check: Was du wirklich brauchst (und was es kostet)
Der Baumarkt kann einen ganz schön überfordern. Aber nicht jede Fliese ist geeignet und der billigste Kleber ist selten eine gute Idee. Hier eine kleine Orientierungshilfe, ganz ohne Tabellen-Chaos:
Die richtige Fliese für deine Wand:
- Steingutfliesen: Der Klassiker für die Wand. Sie sind leichter, poröser und lassen sich relativ einfach schneiden. Oft eine gute und preiswerte Wahl für die Wohnzimmerwand. Rechne hier mit Preisen zwischen 15 € und 40 € pro Quadratmeter.
- Steinzeugfliesen: Schon deutlich härter und dichter. Eigentlich für den Boden gedacht, aber ihre Robustheit macht sie auch an der Wand zu einer super Option.
- Feinsteinzeug: Das ist die Königsklasse. Extrem hart, dicht und widerstandsfähig. Wenn mal eine Ecke abplatzt, fällt es kaum auf, weil das Material durchgefärbt ist. Bei großen Formaten heute der Standard. Preislich liegst du hier meist zwischen 30 € und 80 € pro Quadratmeter, nach oben gibt’s kaum Grenzen.
- Naturstein (Schiefer, Travertin & Co.): Jede Platte ein Unikat, wunderschön, aber auch anspruchsvoll. Naturstein ist schwer, oft ungleichmäßig dick und muss fast immer imprägniert werden, um ihn vor Flecken zu schützen.
Übrigens, ein kleiner Tipp zur Bezugsquelle: Im Baumarkt findest du oft günstigere Optionen, aber die Qualität kann schwanken. Im Fliesenfachhandel ist die Beratung meist besser und die Auswahl an hochwertigen Materialien größer. Es lohnt sich, beides zu vergleichen.

Großformatige Fliesen: Der Trend und seine Tücken
Klar, Fliesen in 120×60 cm oder sogar noch größer sehen fantastisch aus. Fast fugenlos, total edel. Aber sei ehrlich zu dir selbst: Das ist nichts für Anfänger. Der Untergrund muss zu 100 % eben sein, du brauchst Spezialwerkzeug wie Saugheber und ein Nivelliersystem (Laschen und Keile, ein Starter-Set kostet um die 20-30 €) und es ist definitiv ein Job für zwei Personen.
Der Fliesenkleber – das Herz deines Projekts
Schau auf den Sack und suche nach der magischen Formel: C2 TE S1. Das ist kein Geheimcode, sondern dein Qualitätsmerkmal.
- C2: Verbesserte Haftung (Standard, alles andere ist Murks).
- T: Rutscht nicht so schnell (die Fliese bleibt da, wo du sie hinsetzt).
- S1: Das Wichtigste! Der Kleber ist flexibel und gleicht kleine Spannungen aus. Absolut unverzichtbar bei großen Fliesen oder auf Trockenbauwänden.
Ein Sack guter S1-Flexkleber (25 kg) kostet dich zwischen 25 € und 40 € und reicht je nach Zahnung und Untergrund für etwa 5-7 m².

Dein Schlachtplan: Werkzeug, Timing und die Verlegung
Bevor es losgeht, hier eine knallharte Einkaufs- und Werkzeugliste, damit du nicht fünfmal zum Baumarkt fahren musst:
- Material: Fliesen (wichtig: immer 10-15 % mehr kaufen für Verschnitt und Reserve!), Grundierung, Wandspachtel, S1-Flexkleber, Fugenmörtel, Sanitärsilikon in Fugenfarbe.
- Werkzeug: Zahnkelle (passend zur Fliesengröße), Fliesenschneider, evtl. Nassschneider oder Winkelschleifer mit Diamantscheibe, Bohrmaschine mit Rührquirl, Eimer, Wasserwaage, Zollstock, Bleistift, Schlagschnur, Fugbrett, Schwammbrett, Kartuschenpresse für Silikon, Cuttermesser.
- Sicherheit: Schutzbrille, FFP3-Staubmaske (!), Arbeitshandschuhe, Gehörschutz.
Dein Zeitplan für das Projekt
So ein Projekt ist kein Sprint. Plane realistisch, dann bleibt der Spaß erhalten.
- Tag 1 (ca. 3-5 Stunden): Wand prüfen, spachteln, alles gut abkleben. Nach Trocknung grundieren. Dann: Werkzeug bereitlegen, Feierabend.
- Tag 2 (ca. 4-8 Stunden): Der große Tag! Fliesenlayout planen und die Fliesen an die Wand bringen. Das braucht Zeit und Konzentration.
- Tag 3: Finger weg! Der Kleber muss in Ruhe trocknen. Mindestens 24 Stunden, schau auf die Herstellerangaben.
- Tag 4 (ca. 2-4 Stunden): Verfugen, und nach dem Anziehen des Mörtels die Fliesen sauber waschen. Danach die Fugenkreuze entfernen.
- Tag 5: Silikonfugen in den Ecken ziehen. Fertig!

Die Verlegung Schritt für Schritt
Fang niemals einfach in einer Ecke an! Miss die Wandmitte aus und zieh eine senkrechte Linie. Lege eine Reihe Fliesen trocken auf dem Boden aus (mit Fugenkreuzen!), um zu sehen, wie du an den Rändern rauskommst. Ziel ist immer, an beiden Seiten einen etwa gleich großen Zuschnitt zu haben. Sieht viel professioneller aus.
Profi-Tipp: Beginne nicht ganz unten am Boden, sondern mit der zweiten Reihe. Schraub dafür eine perfekt waagerechte Latte an die Wand. Darauf setzt du die erste Reihe. So wird alles garantiert gerade, selbst wenn der Boden schief ist. Die unterste Reihe schneidest du dann zum Schluss passend zu.
Bei großen Fliesen immer im kombinierten Verfahren (Buttering-Floating) arbeiten. Das heißt: Kleber auf die Wand kämmen UND eine dünne Schicht auf die Fliesenrückseite spachteln. Das sorgt für eine 100%ige Benetzung und verhindert Hohlräume.
Sonderfall Steckdose: So schneidest du das Loch
Früher oder später kommst du an eine Steckdose. Keine Panik! Miss genau aus, wo die Öffnung sein muss. Bei Keramikfliesen kannst du mit einem Bohrer die Ecken des Ausschnitts anbohren und die geraden Linien dann vorsichtig mit dem Winkelschleifer oder einer Fliesen-Stichsäge verbinden. Bei Feinsteinzeug ist ein guter Diamant-Bohrkranz (für runde Löcher) oder der Winkelschleifer mit einer sehr guten Scheibe die beste Wahl.

Achtung, Sicherheit! Beim Schneiden von Fliesen, besonders trocken mit dem Winkelschleifer, entsteht extrem feiner Quarzstaub. Der ist richtig übel für die Lunge und kann auf Dauer krank machen. Trage IMMER eine FFP3-Maske und eine Schutzbrille. Wenn’s geht, schneide draußen.
Der Feinschliff: Fugen, Silikon und Pflege
Die Fuge ist nicht nur Deko, sie ist entscheidend für die Optik. Eine helle Fuge bei dunklen Fliesen betont das Raster, Ton-in-Ton wirkt viel ruhiger. Der Fugenmörtel wird diagonal eingeschlämmt. Der heikelste Moment ist das Abwaschen: Zu früh, und du wäschst die Farbe aus. Zu spät, und du schrubbst dir einen Wolf, um den Zementschleier wegzubekommen.
Ganz wichtig: Alle Ecken und Anschlüsse an Boden, Decke oder andere Wände werden niemals mit Fugenmörtel gefüllt. Die reißen garantiert! Hier kommt elastisches Silikon zum Einsatz.
Wann du doch lieber den Profi rufst
Ich liebe DIY-Projekte, aber man muss seine Grenzen kennen. In diesen Fällen solltest du dir überlegen, einen Fachbetrieb zu beauftragen:

- Bei riesigen Fliesen (alles über 60×60 cm).
- Bei schwerem Naturstein.
- Wenn der Untergrund wirklich schlecht ist und eine komplette Sanierung braucht.
- Wenn du elektrische Anschlüsse verlegen musst (das ist sowieso ein Job für den Elektriker).
Ja, ein Profi kostet Geld. Rechne mit etwa 50-100 € pro Quadratmeter allein für die Verlegung. Aber dafür bekommst du eine Gewährleistung. Wenn nach einem Jahr etwas nicht stimmt, steht der Betrieb dafür gerade. Ein verpfuschtes DIY-Projekt kann am Ende deutlich teurer werden.
Fazit: Ein Projekt, das sich lohnt
Eine geflieste Wohnzimmerwand ist ein fantastisches Upgrade für dein Zuhause. Sie ist langlebig, edel und ein echtes Unikat. Aber sie verzeiht keine Schlamperei bei der Vorbereitung. Nimm dir die Zeit, plane sorgfältig und investiere in gutes Material. Dann schaffst du etwas, worauf du nicht nur ein paar Monate, sondern ein Leben lang stolz sein kannst.
Bildergalerie


Matt oder glänzend? Mehr als nur eine Geschmacksfrage.
Matte Fliesen: Sie absorbieren Licht, wirken dadurch ruhiger und erdender. Fingerabdrücke und kleine Wasserflecken sind weniger sichtbar. Perfekt für einen natürlichen, skandinavischen oder industriellen Look. Ihre leicht raue Textur sorgt für eine warme Haptik.
Glänzende Fliesen: Sie reflektieren das Licht und lassen den Raum größer und heller wirken. Ideal, um dunkle Ecken aufzuwerten oder einen Hauch von Glamour zu erzeugen. Die Reinigung ist oft einfacher, da die Oberfläche porenfrei ist.
Die Entscheidung hängt stark vom Lichteinfall und der gewünschten Atmosphäre in Ihrem Wohnzimmer ab.

Wussten Sie, dass eine fachmännisch verlegte Keramikfliesenwand eine Lebensdauer von über 75 Jahren haben kann? Das übertrifft die meisten Tapeten oder Farbanstriche um Jahrzehnte.
Diese Langlebigkeit macht die anfänglich höheren Kosten zu einer langfristig cleveren Investition. Während Sie eine gestrichene Wand alle paar Jahre auffrischen müssen, bleibt die Fliesenwand beständig in ihrer Schönheit und Funktion. Ein echter Nachhaltigkeitsaspekt im modernen Wohnen.

Der Fugenfarbe die Show überlassen? Unbedingt!
Die Wahl des Fugenmörtels ist ein entscheidendes Design-Detail. Statt zum klassischen Grau zu greifen, denken Sie mal anders:
- Ton-in-Ton: Eine Fugenfarbe, die fast identisch mit der Fliese ist, erzeugt eine ruhige, monolithische Fläche. Die Wand wirkt wie aus einem Guss – ideal für großformatige Fliesen.
- Kontrastreich: Eine dunkle Fuge zu einer hellen Fliese (oder umgekehrt) betont das Verlegemuster und die Form jeder einzelnen Fliese. Das bringt Lebendigkeit und grafische Strenge, perfekt für Metro-Fliesen oder geometrische Muster.
- Farbig: Mutige Akzente mit farbigem Fugenmörtel können das gesamte Farbschema des Raumes aufgreifen und die Wand zum Kunstwerk machen.

Eine Akzentwand lebt vom Licht. Eine teure, texturierte Fliese kann in einer dunklen Ecke ihre Wirkung komplett verlieren. Planen Sie die Beleuchtung daher von Anfang an mit. Ein von der Decke gerichteter „Wall Grazing“-Effekt, bei dem das Licht streifend über die Oberfläche fällt, kann die dreidimensionale Struktur von 3D-Fliesen oder Naturstein auf dramatische Weise hervorheben und für ein faszinierendes Spiel aus Licht und Schatten sorgen.

Der Terrazzo-Trend: Nicht nur für den Boden
Lange Zeit war Terrazzo der Inbegriff von 70er-Jahre-Treppenhäusern, doch jetzt feiert er ein fulminantes Comeback. Moderne Terrazzofliesen, wie sie etwa von Herstellern wie Agglotech oder MIPA angeboten werden, spielen mit farbenfrohen Einschlüssen und eleganten Grundtönen. An einer Wohnzimmerwand wird das Material zum lebhaften, kunstvollen Statement, das Vintage-Charme mit moderner Ästhetik verbindet.

Großformatige Fliesen im kleinen Wohnzimmer – ein Widerspruch?
Ganz im Gegenteil! Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass nur kleine Fliesen in kleine Räume gehören. Große Fliesenformate (z.B. 60×120 cm oder sogar größer) reduzieren die Anzahl der Fugen drastisch. Das Ergebnis ist eine optisch ruhigere und homogenere Fläche, die den Raum tatsächlich größer und offener wirken lässt. Der Trick ist, eine Fugenfarbe zu wählen, die sehr nah am Farbton der Fliese liegt, um den Effekt zu maximieren.

- Verleiht der Wand eine einzigartige, haptische Tiefe.
- Schafft ein dynamisches Spiel von Licht und Schatten.
- Wirkt je nach Lichteinfall immer wieder anders.
Das Geheimnis? 3D-Fliesen.
Diese keramischen Kunstwerke mit ihren wellenartigen, geometrischen oder organischen Reliefs sind weit mehr als nur ein Wandbelag. Sie sind ein skulpturales Element, das eine schlichte Wand in einen echten Blickfang verwandelt. Hersteller wie Porcelanosa oder Marazzi bieten hier atemberaubende Kollektionen.

„Textur ist der unsichtbare Held des Interior Designs. Sie spricht unsere Sinne an, noch bevor wir die Farbe oder Form bewusst wahrnehmen.“ – Ilse Crawford, renommierte britische Designerin

Profi-Tipp: Kaufen Sie immer 10-15 % mehr Fliesen als die reine Quadratmeterzahl Ihrer Wand. Diese Reserve ist Gold wert für den Verschnitt, der besonders bei diagonalen oder komplexen Verlegemustern anfällt. Außerdem haben Sie so Ersatzfliesen im exakt gleichen Farbton (der sogenannten Charge oder Brandfarbe), falls später einmal eine Reparatur nötig sein sollte. Nichts ist ärgerlicher, als nach Jahren eine einzelne Fliese ersetzen zu müssen und den exakten Farbton nicht mehr zu finden.

Holen Sie sich die Welt ins Haus. Statt auf Standardformate zu setzen, kann eine Akzentwand von traditionellen Fliesen-Kulturen inspiriert sein:
- Marokkanische Zellige: Handgeformte, glasierte Tonfliesen mit charakteristischen Unregelmäßigkeiten in Farbe und Form. Sie bringen lebendige Textur und mediterranes Flair.
- Portugiesische Azulejos: Oft mit blauen, kunstvollen Mustern bemalt, erzählen diese Fliesen ganze Geschichten und setzen einen nostalgisch-künstlerischen Akzent.
- Zementfliesen: Bekannt aus spanischen und französischen Stadthäusern des 19. Jahrhunderts, bezaubern sie mit ihren matten Oberflächen und ornamentalen Mustern.

Wichtiger Punkt: Die Fugenbreite ist ein Design-Statement. Während bei modernen, kalibrierten Großformatfliesen oft eine minimale Fuge von 2-3 mm angestrebt wird, um eine fast nahtlose Optik zu erzielen, kann bei einer rustikalen Fliese im Landhausstil eine breitere Fuge von 5-8 mm den handwerklichen Charakter erst richtig unterstreichen. Die Fugenbreite sollte immer bewusst gewählt und nicht dem Zufall überlassen werden.

Die thermische Masse von Fliesen ist ein oft unterschätzter Vorteil. Eine massive Fliesenwand kann im Sommer tagsüber Wärme aus dem Raum aufnehmen und so zur Kühlung beitragen. Abends gibt sie diese Wärme langsam wieder ab. Im Winter kann sie umgekehrt die Wärme einer nahen Quelle (wie eines Kamins oder der Sonneneinstrahlung) speichern und für ein langanhaltend behagliches Raumklima sorgen. Dies ist ein kleiner, aber feiner Beitrag zur passiven Regulierung der Raumtemperatur.

Hilfe, ein häufiger DIY-Fehler!
Viele Heimwerker beginnen aus reiner Gewohnheit in einer Ecke mit dem Verlegen der ersten Fliese. Ein Profi macht das fast nie. Der Schlüssel zu einer harmonischen Optik ist das Zentrieren des Fliesenbildes. Messen Sie die Wandmitte (horizontal und vertikal) aus und planen Sie den Verlauf von dort aus. So stellen Sie sicher, dass die zugeschnittenen Fliesen an beiden Rändern gleich breit sind und das Gesamtbild symmetrisch und professionell wirkt.

Der Charme von Naturmaterialien ist ungebrochen. Fliesen in Holz- oder Steinoptik haben eine erstaunliche Qualität erreicht und bieten das Beste aus zwei Welten:
- Holzoptik-Fliesen: Marken wie Marazzi (z.B. die „Treverkhome“-Serie) bieten Feinsteinzeug, das die Maserung, Farbe und sogar die Haptik von echtem Holz perfekt imitiert. Vorteil: Keine Kratzer, keine Feuchtigkeitsempfindlichkeit, ideal in Kombination mit einer Fußbodenheizung.
- Natursteinoptik: Feinsteinzeug in Marmor-, Schiefer- oder Betonoptik ist oft robuster und pflegeleichter als das Original, dabei aber optisch kaum zu unterscheiden.

Echter Marmor: Luxuriös, einzigartig in seiner Maserung und zeitlos elegant. Jede Platte ist ein Unikat der Natur. Er ist jedoch weicher, anfälliger für Kratzer und Flecken (Säureempfindlichkeit!) und benötigt regelmäßige Imprägnierung.
Marmor-Optik aus Feinsteinzeug: Extrem hart, fleckenresistent, säurebeständig und pflegeleicht. Moderne Drucktechniken ermöglichen täuschend echte Nachbildungen, die erst auf den zweiten Blick vom Original zu unterscheiden sind. Ideal für eine beeindruckende Optik ohne die Nachteile des echten Steins.

Fliesen sind eine harte Oberfläche, die Schall reflektiert. In einem ansonsten minimalistisch eingerichteten Raum kann das die Akustik hallig machen. Aber keine Sorge, das lässt sich gezielt ausgleichen. Kombinieren Sie Ihre Fliesenwand bewusst mit schallschluckenden Elementen wie einem hochflorigen Teppich, schweren Vorhängen, einem großen Stoffsofa oder Akustikpaneelen an einer anderen Wand. So entsteht eine spannende Balance aus harten und weichen Oberflächen, die sowohl optisch als auch akustisch überzeugt.

- In wenigen Stunden montiert.
- Kein Schmutz durch Kleber oder Fugenmörtel.
- Perfekt ebene Oberfläche, auch auf unebenem Grund.
Die Alternative? Hochwertige Wandpaneele.
Wenn der Aufwand des Fliesenlegens abschreckt, bieten Hersteller wie Resopal oder Fibo-Trespo beeindruckende Alternativen. Ihre wasserfesten Paneele in großformatiger Fliesenoptik werden direkt auf eine Unterkonstruktion oder die bestehende Wand montiert. Das Ergebnis ist eine fugenlose (oder mit angedeutetem Fugenbild versehene) Oberfläche, die extrem pflegeleicht und verblüffend authentisch ist.
Denken Sie über die Wand hinaus! Ein cleverer Design-Trick ist, die Fliese der Akzentwand in einer kleinen Nische, auf der Fensterbank oder sogar als „Sockel“ ein kleines Stück auf dem Boden weiterlaufen zu lassen. Dieser Übergang schafft eine gestalterische Verbindung, lässt das Konzept durchdachter wirken und kann den Raum interessanter strukturieren. Es ist ein kleines Detail mit großer Wirkung, das den Unterschied zwischen „schön“ und „atemberaubend“ ausmachen kann.




