Dein Fliesen-Guide vom Profi: So findest du garantiert die richtige Fliese (und vermeidest teure Fehler)
Ich stehe seit Jahrzehnten auf Baustellen, hab Fliesenkleber an den Händen und schon alles gesehen. Du glaubst gar nicht, wie oft Leute mit einem super schicken Magazin-Foto zu mir kommen, total verliebt in eine Optik. Meine Aufgabe ist es dann, der Partycrasher zu sein und über die Technik zu reden. Denn ganz ehrlich: Die schönste Fliese am falschen Ort ist eine Enttäuschung, für die du teuer bezahlt hast.
Inhaltsverzeichnis
Das hier wird also keine Werbebroschüre. Sieh es als ehrliches Gespräch unter vier Augen, so wie ich es auch meinen Azubis erkläre. Wir schauen uns an, was wirklich zählt – Material, Technik und die kleinen Geheimnisse aus der Praxis, die den Unterschied machen. Damit du eine Entscheidung triffst, die nicht nur heute top aussieht, sondern auch in vielen Jahren noch Freude macht.
Die 3 Fliesen-Typen: Was du wirklich wissen musst
Wenn wir von „Keramikfliesen“ reden, ist das so, als würden wir „Auto“ sagen. Es gibt eben Kleinwagen, Kombis und Sportwagen. Die entscheidende Frage ist immer: Wie viel Wasser schluckt das Ding? Das verrät uns fast alles über die Härte und Haltbarkeit.

Steingut: Der Klassiker für die Wand
Steingut ist der alte Bekannte, den du wahrscheinlich aus Omas Bad kennst. Der Fliesenkörper, der „Scherben“, ist ziemlich porös, weil er bei niedrigeren Temperaturen gebrannt wird. Die Wasseraufnahme liegt bei über 10 % – das ist eine Menge! Ohne Glasur würde die Fliese Wasser aufsaugen wie ein Schwamm.
Deshalb ist Steingut auch immer glasiert. Die Glasur versiegelt die Oberfläche und macht sie wasserdicht. Wegen dieser Eigenschaft ist Steingut aber absolut nicht frostsicher. Das Wasser im Inneren würde gefrieren und die Fliese sprengen.
Mein Praxis-Check für dich:
- Perfekt für: Ausschließlich Wände im Innenbereich. Badezimmer, Küchenspiegel, Gäste-WC. Niemals, wirklich NIEMALS auf den Boden legen.
- Kostenpunkt: Meist die günstigste Option, rechne mal mit ca. 15 € bis 35 € pro Quadratmeter.
- DIY-Faktor: Super für Anfänger! Lässt sich leicht schneiden und bohren, ideal für Steckdosenlöcher.
- Der Haken: Nicht trittfest. Fällt dir ein Topf drauf, gibt’s eine Macke.

Steinzeug: Der robuste Alleskönner
Steinzeug wird heißer gebrannt. Dadurch „sintert“ das Material, es schmilzt also stärker zusammen und wird viel dichter. Die Wasseraufnahme sinkt auf unter 3 %. Das macht die Fliese robust und in den meisten Fällen auch frostsicher (immer auf die Herstellerangabe achten!).
Gibt’s glasiert mit schicken Designs oder unglasiert – das ist dann die extrem widerstandsfähige Variante, die du aus Werkstätten oder Kellern kennst. Da ist das Material durchgefärbt, ein Kratzer fällt kaum auf.
Mein Praxis-Check für dich:
- Perfekt für: Böden und Wände im gesamten Haus. Bei expliziter „frostsicher“-Kennzeichnung auch für Balkone und Terrassen. Der Standard-Allrounder.
- Kostenpunkt: Die goldene Mitte. Plane hier mal 30 € bis 60 € pro Quadratmeter ein.
- DIY-Faktor: Mittelschwer. Du brauchst schon einen ordentlichen Fliesenschneider, mit einem billigen Handgerät kommst du hier nicht weit.
- Der Vorteil: Sehr strapazierfähig und pflegeleicht. Ein super Kompromiss aus Preis und Leistung.
Feinsteinzeug: Die unzerstörbare Königsklasse
Hier wird’s ernst. Feinsteinzeug wird unter extrem hohem Druck und bei Mörder-Temperaturen hergestellt. Das Ergebnis ist ein super dichter, knallharter Scherben. Die Wasseraufnahme liegt bei unter 0,5 %. Das ist praktisch null.

Das macht Feinsteinzeug absolut frostsicher, extrem unempfindlich gegen Kratzer, Flecken und sogar Säuren. Ein verschüttetes Glas Rotwein? Kein Problem. Es ist der Panzer unter den Fliesen.
Mein Praxis-Check für dich:
- Perfekt für: Absolut überall. Eingangsbereiche, Küchen, Terrassen, Garagen, Wohnzimmer mit Fußbodenheizung (leitet Wärme perfekt).
- Kostenpunkt: Hier investierst du. Es geht bei ca. 40 € pro Quadratmeter los, aber für besondere Optiken oder Formate kannst du auch schnell über 100 € liegen.
- DIY-Faktor: Schwer! Ganz ehrlich, ohne Profi-Ausrüstung wird das eine Qual. Du brauchst einen Nassschneider (kann man im Baumarkt für ca. 50 €/Tag leihen) und spezielle Diamant-Bohrkronen (ab 20 € pro Stück).
- Der Vorteil: Einmal verlegt, hält das ein Leben lang. Maximale Härte, maximale Belastbarkeit.
Das Kleingedruckte auf der Packung: Was die Codes bedeuten
Auf jeder Fliesenpackung stehen ein paar Hieroglyphen. Ignorier die nicht! Das sind die entscheidenden inneren Werte deiner Fliese. Zwei davon sind besonders wichtig.
Abriebgruppen (PEI I bis V)
Das ist der Kratz-Test für glasierte Fliesen. Je höher die Zahl, desto mehr hält die Oberfläche aus.

- PEI I-II: Vergiss es. Das ist für Wände oder Bäder, die du nur barfuß betrittst. Kaum noch relevant.
- PEI III: Okay für den normalen Wohnbereich (Schlafzimmer, Wohnzimmer), wo du meist mit Hausschuhen läufst.
- PEI IV: Das ist der Standard für stark beanspruchte Bereiche. Küche, Flur, Eingang. Überall, wo du mit Straßenschuhen und Dreck reinkommst.
- PEI V: Die Champions League. Eher für Geschäfte oder Flughäfen. Für zu Hause fast schon übertrieben, aber im Eingangsbereich schadet es nicht.
Kleiner Tipp: Spar hier nicht am falschen Ende. Für den Flur würde ich niemals unter Gruppe IV gehen. Nichts ist ärgerlicher als ein zerkratzter Boden nach dem ersten Winter.
Rutschhemmklassen (R9 bis R13)
Das ist deine Versicherung gegen Ausrutscher. Je höher die R-Klasse, desto griffiger die Fliese.
- R9: Standard für trockene Wohnbereiche. Völlig ausreichend für Wohn- und Schlafzimmer.
- R10: Das ist dein Freund für Bad und Küche! Überall, wo es nass werden kann, solltest du mindestens R10 nehmen.
- R11 und höher: Das wird schon sehr rau. Gut für Außentreppen oder gewerbliche Bereiche. Aber Achtung: Je rauer die Fliese, desto mühsamer ist sie zu putzen. Stell dir vor, du wischst Mehl von Schleifpapier. R10 ist für zu Hause meist der perfekte Kompromiss aus Sicherheit und Putz-Freundlichkeit.
Ach ja, und für die bodengleiche Dusche gibt es noch die Barfuß-Bewertung A, B oder C. Hier ist „B“ das absolute Minimum. Alles andere ist grob fahrlässig.

Raum für Raum: Meine ganz persönlichen Empfehlungen
Das Badezimmer
Hier zählt vor allem eines: die Abdichtung UNTER der Fliese. Die Fliese selbst ist nur der schöne Schutz, aber das System darunter muss zu 100 % dicht sein. Das ist Profi-Arbeit!
- Boden: Klares Votum für Feinsteinzeug mit Rutschhemmung R10 (in der Dusche R10/B). Nimm am besten eine matte, mittelhelle Fliese. Klingt langweilig? Vielleicht, aber auf Hochglanz-Schwarz siehst du jeden Wassertropfen und jedes Haar. Das macht dich wahnsinnig, glaub mir.
- Wand: Hier kannst du sparen. Eine schöne Steingutfliese reicht völlig aus.
- Fugen: In den Ecken und am Anschluss zur Wanne immer Sanitärsilikon verwenden. Zementfugen würden hier reißen.
Die Küche
Die Küche ist ein Schlachtfeld. Hier fallen Messer runter und es spritzt Fett. Der Boden muss das wegstecken.
- Boden: Unbedingt Feinsteinzeug, Abriebgruppe IV, Rutschhemmung R10. Wenn du es dir leisten kannst, ist eine Epoxidharzfuge die beste Investition deines Lebens. Das Material ist zwar teurer und aufwendiger zu verarbeiten, aber die Fuge ist danach komplett dicht, fleckenresistent und unempfindlich gegen alles. Nie wieder schrubben!
- Wand (Fliesenspiegel): Eine einfache, glasierte Steingutfliese ist perfekt. Hauptsache, du kannst sie leicht abwischen.

Wohn- & Schlafzimmer
Hier geht’s um Gemütlichkeit. Die Belastung ist gering.
- Boden: Steinzeug oder Feinsteinzeug in Abriebgruppe III und R9 sind mehr als genug. Fliesen in Holzoptik sind der Renner. Sie sehen warm aus, sind aber viel pflegeleichter und leiten die Wärme einer Fußbodenheizung tausendmal besser als echtes Holz.
- Wenig bekannter Trick für Holzoptik-Fliesen: Lange Dielen (z.B. 20×120 cm) haben produktionsbedingt immer eine minimale Biegung. Verlege sie NIEMALS im Halbverband (mittig versetzt)! Sonst trifft die höchste Stelle der einen Fliese auf die tiefste der nächsten, und du bekommst fiese Stolperkanten. Immer im Drittel- oder Viertelverband verlegen, das kaschiert es perfekt.
Flur & Eingangsbereich
Das ist die Schmutzschleuse deines Hauses. Straßenschuhe, Nässe, Streusalz – der Boden muss alles aushalten.
- Boden: Nur hartes, unglasiertes Feinsteinzeug (Abrieb IV oder V). Ich erinnere mich an einen Kunden, der unbedingt poliertes Hochglanz-Feinsteinzeug im Eingang wollte. Nach einem Winter mit Steinchen unter den Schuhen sah der Boden aus wie eine Schlittschuhbahn nach dem Training. Seitdem rate ich jedem: Matt ist im Flur dein bester Freund! Eine melierte, mittelgraue Farbe verzeiht am meisten Dreck.

Balkon & Terrasse
Der Außenbereich ist die Meisterprüfung. Sonne, Frost, Regen… hier verzeiht der Untergrund keinen einzigen Fehler.
- Fliese: Ausschließlich frostbeständiges Feinsteinzeug, am besten 2 cm stark, mit Rutschhemmung R11.
- Verlegung: Vergiss die klassische Verlegung im Mörtelbett. Das geht auf Dauer fast immer schief. Moderne Systeme sind viel sicherer: Entweder lose auf Stelzlagern oder in einem Splittbett verlegen. So kann das Wasser unter den Platten einfach abfließen und Frost hat keine Chance. Das ist aber definitiv ein Job für den Fachmann.
Bevor du zum Händler fährst: Deine Einkaufs-Checkliste
Gut vorbereitet kaufst du besser. Nimm das hier mit und stell die richtigen Fragen:
- Was du mitbringst: Genaue Maße des Raumes (Länge x Breite), ein paar Fotos auf dem Handy und eine grobe Idee, welcher Stil dir gefällt.
- Was du den Verkäufer fragst: „Welche Rutschhemmklasse und welche Abriebgruppe hat diese Fliese?“, „Ist sie für eine Fußbodenheizung geeignet?“ und ganz wichtig: „Sind alle Pakete aus der gleichen Charge (gleiches Kaliber und Brandfarbe)?“ Das verhindert unschöne Farb- und Größenunterschiede.
- Was du nicht vergisst: Plane immer 10-15 % mehr Material für Verschnitt und Reserve ein. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn dir am Ende drei Fliesen fehlen und die Charge nicht mehr lieferbar ist.

Ein ehrliches Wort zum Schluss
Einen kleinen Fliesenspiegel in der Küche kannst du als geübter Heimwerker sicher selbst machen. Aber sobald es um ein komplettes Bad mit Abdichtung oder eine Terrasse geht, rate ich dir dringend zu einem Profi. Ein kleiner Fehler bei der Abdichtung kann einen Wasserschaden verursachen, der dich am Ende Tausende kostet. Die Gewährleistung eines Meisterbetriebs ist da deine beste Versicherung.
Nimm dir Zeit für die Entscheidung. Fasse die Fliesen im Fachhandel an, laufe mal drüber. Ein guter Boden ist eine Anschaffung für Jahrzehnte. Gut geplant ist halb gefliest – viel Erfolg bei deinem Projekt!
Bildergalerie


Der heimliche Held im Bad: Die Rutschhemmung. Achten Sie im Badezimmer oder Eingangsbereich unbedingt auf die R-Klasse (Rutschhemmung). Für private, barfuß begangene Nassbereiche wie Duschen ist die Klasse R10 (oder Bewertungsklasse B) das empfohlene Minimum. Ihre Sicherheit und die Ihrer Familie ist wichtiger als jede Hochglanz-Optik, die bei Nässe zur Eisfläche wird.


„Keramische Fliesen gehören zu den langlebigsten Bodenbelägen überhaupt. Bei richtiger Verlegung und Pflege können sie problemlos über 50 Jahre halten.“
Diese Langlebigkeit macht sie zu einer der nachhaltigsten Entscheidungen für Ihr Zuhause. Anders als Teppich oder Vinyl, die nach 10-15 Jahren oft ausgetauscht werden müssen, ist eine hochwertige Fliese eine Investition für Generationen. Ein Grund mehr, die Auswahl mit Bedacht zu treffen.

Macht eine Großformatfliese einen kleinen Raum nicht noch kleiner?
Ein weit verbreiteter Irrglaube! Tatsächlich bewirkt das Gegenteil: Große Fliesen (z.B. 60×60 cm oder sogar 120×60 cm) lassen kleine Räume wie Gäste-WCs oder schmale Flure größer und ruhiger wirken. Der Grund liegt im reduzierten Fugenanteil. Das Auge nimmt eine homogenere, weitläufigere Fläche wahr. Ein Trick, den Interior-Designer lieben.


Die goldene Regel beim Fliesenkauf lautet:
- Verschnitt einplanen: Kaufen Sie immer 10-15 % mehr Fliesen als die reine Quadratmeterzahl. Ecken, Nischen und Diagonalschnitte erfordern Verschnitt.
- Reserve für die Zukunft: Legen Sie mindestens ein Paket als Reserve zur Seite. Muss eine Fliese in ein paar Jahren ausgetauscht werden, finden Sie dieselbe Charge (Farbnuance und Größe) garantiert nicht mehr wieder.


Holzoptik-Fliese: Bietet die warme Ästhetik von Holz, ist aber kratzfest, wasserresistent und ideal für Fußbodenheizungen. Perfekt für Küchen und Bäder, wo Echtholz leidet. Marken wie Marazzi oder Villeroy & Boch haben hier verblüffend realistische Designs.
Echtholz-Parkett: Unvergleichlich in Haptik und Laufgefühl. Es ist fußwarm, aber empfindlich gegenüber Kratzern und Feuchtigkeit. Es „lebt“ und entwickelt mit der Zeit eine einzigartige Patina.
Die Wahl ist eine des Lebensstils: Unverwüstliche Alltagstauglichkeit gegen natürliche, pflegebedürftige Schönheit.

Die Farbe der Fuge verändert die gesamte Raumwirkung dramatisch. Unterschätzen Sie diesen Punkt niemals!
- Ton-in-Ton: Eine Fugenfarbe, die der Fliesenfarbe sehr ähnlich ist, erzeugt eine ruhige, fast fugenlose Optik. Ideal, um Flächen größer wirken zu lassen.
- Kontrastfarbe: Eine helle Fliese mit dunkler Fuge (oder umgekehrt) betont das Verlegemuster und Raster. Das kann bei Metrofliesen oder geometrischen Mustern gewollt sein, wirkt bei Bodenflächen aber schnell unruhig.


Der Profi-Tipp zur Chargennummer: Achten Sie beim Kauf darauf, dass alle Pakete dieselbe Chargen- oder Brandfarbennummer haben. Fliesen sind ein Naturprodukt und werden gebrannt. Zwischen verschiedenen Produktionsläufen (Chargen) kann es zu minimalen Abweichungen in Farbe und exakter Größe (Kaliber) kommen. Gemischt verlegt, fällt das sofort auf!


Feinsteinzeug besitzt eine extrem hohe Dichte und leitet Wärme daher exzellent – deutlich besser als Holz oder Vinyl.
Das macht es zum perfekten Partner für eine Fußbodenheizung. Die Wärme wird schnell und gleichmäßig an den Raum abgegeben, was die Effizienz der Heizung steigert. Im Sommer wiederum sorgt dieselbe Eigenschaft für eine angenehm kühle Bodenfläche.

- Absolut wasserdicht und dampfundurchlässig.
- Resistent gegen Schimmel, Flecken und aggressive Reinigungsmittel.
- Kein Verfärben über die Jahre.
Das Geheimnis? Eine Epoxidharzfuge. Sie ist zwar teurer und aufwendiger in der Verarbeitung als zementäre Fugenmassen, aber in Duschen, Küchen oder stark beanspruchten Bereichen eine Investition, die sich langfristig durch perfekte Optik und Hygiene auszahlt. Produkte wie Kerapoxy von Mapei sind hier der Profi-Standard.


Terrazzo ist zurück! Die gesprenkelte Optik, bekannt aus alten Bahnhöfen und Treppenhäusern, feiert ein riesiges Comeback als Feinsteinzeug. Moderne Terrazzo-Fliesen spielen mit dezenten Farbtupfern in Grau- und Beigetönen oder setzen mutige Akzente mit bunten Einschlüssen. Sie bringen Charakter und eine Prise italienisches Flair in jeden Raum, ohne die aufwendige Pflege des Originals.


„Die Zellige-Fliese aus Marokko ist der Inbegriff der perfekten Imperfektion. Jede Fliese ist ein handgefertigtes Unikat mit leichten Unregelmäßigkeiten in Farbe und Form.“

Kann man einfach auf alte Fliesen drüber fliesen?
Ja, das ist oft möglich und spart enorm viel Dreck und Arbeit beim Entfernen des alten Belags. Die Voraussetzung: Der alte Belag muss absolut fest, eben und tragfähig sein. Lose Fliesen müssen entfernt und die Lücken gespachtelt werden. Eine spezielle Grundierung (Haftgrund) sorgt dann für die nötige Verbindung zwischen alter und neuer Fliese. Aber Achtung: Die Aufbauhöhe des Bodens oder der Wand vergrößert sich!


Poliert (lappato): Die Oberfläche wird anpoliert, was ihr einen seidigen Glanz verleiht, der das Licht elegant reflektiert. Wirkt sehr edel, ist aber empfindlicher für feine Kratzer und bei Nässe rutschiger.
Matt (naturale): Die natürliche, unpolierte Oberfläche ist extrem robust, pflegeleicht und bietet eine bessere Rutschhemmung. Sie wirkt erdiger und ruhiger.
Für Flure und Wohnzimmer ist poliert eine Option, für Bad, Küche und Eingangsbereich ist die matte Variante meist die sicherere und praktischere Wahl.

Fliesen für die Terrasse oder den Balkon brauchen nur eine einzige, aber entscheidende Eigenschaft:
- Frostsicherheit: Nur Feinsteinzeug mit seiner extrem geringen Wasseraufnahme von unter 0,5 % ist garantiert frostsicher. Wasser, das eindringen könnte, würde bei Frost gefrieren, sich ausdehnen und die Fliese sprengen.
- Rutschhemmung: Für den Außenbereich ist eine hohe Rutschhemmung (mindestens R11) Pflicht.


Der Sockel – das vergessene Detail. Ein sauberer Übergang vom Boden zur Wand ist entscheidend für die Optik. Sie haben die Wahl zwischen Sockelfliesen aus dem Material des Bodenbelags für einen homogenen Look oder Sockelleisten aus Holz oder MDF, die einen Kontrast setzen und zur Farbe der Türen oder Wände passen können. Ein kleiner Punkt mit großer Wirkung auf das Gesamtbild.


Die Verlegung im Schachbrettmuster ist ein zeitloser Klassiker, der jedem Raum eine grafische Note verleiht. Vergessen Sie das altbackene Schwarz-Weiß aus den 50ern! Modern interpretiert man den Look mit subtileren Kombinationen wie Hellgrau und Anthrazit, Salbeigrün und Creme oder sogar zwei verschiedenen Texturen derselben Farbe. Das Ergebnis ist elegant, individuell und absolut im Trend.

Laut einer Studie des Zentrums für Hygiene und Mikrobiologie (CCM) weisen keramische Oberflächen eine deutlich geringere Keimbelastung auf als porösere Materialien.
Die geschlossene, gebrannte Oberfläche von Fliesen bietet Bakterien, Milben und Schimmelpilzen kaum Nährboden. Das macht sie zur ersten Wahl für Allergiker und hygienisch sensible Bereiche wie die Küche – ein Wisch, und alles ist sauber.


Was bedeutet „rektifiziert“ bei einer Fliese?
Eine rektifizierte Fliese wird nach dem Brennen maschinell auf ein exaktes Einheitsmaß mit perfekten 90-Grad-Winkeln geschnitten. Das erlaubt die Verlegung mit extrem schmalen Fugen (1,5 bis 2 mm). Das Ergebnis ist eine sehr moderne, fast nahtlose Optik. Nicht-rektifizierte Fliesen haben leicht gerundete „Naturkanten“ und benötigen eine breitere Fuge, um kleine Maßtoleranzen auszugleichen.


- Erzeugt eine luxuriöse, fast fugenlose Weite.
- Minimiert den Reinigungsaufwand für Fugen drastisch.
- Sorgt für eine ruhige und moderne Atmosphäre.
Das Geheimnis? Sogenannte XXL-Fliesen. Formate wie 120×240 cm oder sogar größer erobern die Wohnräume. Sie eignen sich nicht nur für Böden, sondern auch als fugenlose Duschwände oder Küchenrückwände. Die Verlegung ist allerdings absolute Profi-Sache!

Drei typische Fehler bei der Badfliesen-Wahl:
- Zu kleine Fliesen in der Dusche: Viele Fugen bedeuten viel Angriffsfläche für Kalk und Schimmel und erfordern mehr Pflege.
- Dunkle Bodenfliesen bei hartem Wasser: Jeder getrocknete Wassertropfen hinterlässt unschöne Kalkflecken, die man ständig sieht.
- Hochglanz-Bodenfliesen: Sehen im Showroom toll aus, sind im nassen Bad aber extrem rutschig und zeigen jedes Haar und Staubkorn.


Wichtiger Punkt: Die Abriebfestigkeit. Diese wird in Klassen von 1 bis 5 angegeben und beschreibt, wie widerstandsfähig die Glasur einer Fliese gegen Kratzer und Verschleiß ist. Für einen normal genutzten Wohnbereichsboden ist Klasse 3 ausreichend. Im Eingangsbereich, wo Sand und Steinchen hereingetragen werden, sollte es Klasse 4 sein. Klasse 5 ist für öffentliche Bereiche wie Flughäfen reserviert. Bei unglasiertem Feinsteinzeug ist dieser Wert irrelevant – es ist durch und durch hart.


Ein alter Handwerkerspruch, der heute mehr denn je gilt: „An der Fuge erkennt man den Meister.“ Eine saubere, gleichmäßige Fuge ist das A und O für ein professionelles Ergebnis. Sie rahmt die Fliese ein und gibt dem gesamten Belag Stabilität und Struktur. Eine unsaubere Verfugung hingegen kann selbst die teuerste Designerfliese von Cotto d’Este billig wirken lassen.

Do-it-yourself geplant? Respekt! Aber sparen Sie nicht am falschen Ende. Das absolut notwendige Werkzeug-Trio für ein gutes Ergebnis ist:
- Ein guter Fliesenschneider: Nichts ist frustrierender als brüchige oder unsaubere Schnittkanten. Leihgeräte aus dem Baumarkt sind oft eine gute Option.
- Ein Zahnspachtel mit der richtigen Zahnung: Die Größe ist abhängig von der Fliesengröße. Nur so wird der Kleber richtig dosiert.
- Ein Rührwerk für den Kleber: Klumpenfreier, perfekt angemischter Fliesenkleber ist die Basis für festen Halt.


„Die Fuge ist eine geplante Bewegungstoleranz im Belag und kein reines Füllmaterial.“
Am Ende zählt natürlich, dass Ihnen die Fliese gefällt und Sie sich damit wohlfühlen. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl bei der Optik und der Haptik im Showroom. Aber koppeln Sie diese Emotion immer mit einem kühlen Kopf für die Technik. Fragen Sie nach Rutschhemmung, Abriebfestigkeit und ob das Material für den geplanten Zweck geeignet ist. Wenn Gefühl und Fakten zusammenpassen, haben Sie Ihre Traumfliese gefunden.




