Deine perfekte Dirndlfrisur: So gelingt der Look garantiert (auch für Anfänger!)
Servus! Eine Tracht ist so viel mehr als nur ein schönes Kleid, oder? Und die Frisur? Ehrlich gesagt, die ist die Krone des Ganzen. In meiner langen Laufbahn als Friseurmeisterin habe ich unzählige Köpfe für Feste und Feiern gestylt und dabei eine Sache immer wieder gesehen: Gut gemeinte Versuche, die nach einer Stunde auf der Bierbank schon wieder schlappmachen.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Die Basis: Ohne gute Vorbereitung hält hier gar nix
- 0.2 Der Klassiker: Der geflochtene Kranz (oft Gretchenzopf genannt)
- 0.3 Moderne Ideen und was sonst noch geht
- 0.4 Lösungen für jede Haarlänge – Ausreden zählen nicht!
- 0.5 Der letzte Schliff: Blumen & Co.
- 0.6 Ein ernstes Wort zum Schluss: Sei gut zu deinem Haar
- 1 Bildergalerie
Deshalb will ich hier mal aus dem Nähkästchen plaudern. Nicht nur, wie du eine Frisur nachbaust, sondern wie du sie handwerklich sauber und bombenfest hinbekommst. So, dass sie den ganzen Tag hält – vom Anstoßen bis zum letzten Tanz.
Die Basis: Ohne gute Vorbereitung hält hier gar nix
Jedes gute Projekt startet mit der Vorbereitung. Eine Dirndlfrisur auf frisch gewaschenem, seidenweichem Haar zu versuchen, ist, als würdest du ein Haus auf Sand bauen. Das kann einfach nicht halten. Die Haare sind viel zu rutschig.
Kleiner Tipp: Am besten wäschst du deine Haare schon am Vortag. Klingt komisch, ist aber so. Das natürliche Fett der Kopfhaut, das sich über Nacht verteilt, ist das beste Stylingprodukt der Welt. Es gibt dem Haar sofort mehr Griff und Textur. Falls du doch waschen musst, lass die Spülung oder Kur weg – die machen das Haar nur noch glatter.
Deine Grundausstattung: Das brauchst du wirklich
Du musst jetzt nicht den nächsten Friseurbedarfsladen leerkaufen. Aber ein paar Basics sind Gold wert und machen den Unterschied zwischen „naja“ und „wow“ aus. Hier ist deine Einkaufsliste:
- Ein Stielkamm: Absolutes Muss für saubere Scheitel. Mit der Spitze ziehst du exakte Linien und teilst Strähnen sauber ab. Ohne das wird die ganze Frisur schnell unordentlich. Kostet im Drogeriemarkt vielleicht 2-3 Euro.
- Haarnadeln und Haarklammern: Achtung, das ist nicht dasselbe! Haarklammern (oft „Bobby Pins“ genannt) sind die engen, die dicke Strähnen festhalten. Haarnadeln sind U-förmig und offen – die sind zum unsichtbaren Sichern da, ohne zu ziehen. Ein Päckchen gute Nadeln kostet um die 5 Euro, hält aber ewig.
- Kleine Silikon-Haargummis: Am besten durchsichtig oder in deiner Haarfarbe. Damit bindest du Zopfenden unsichtbar zusammen.
- Eine Bürste mit Naturborsten: Perfekt, um am Ende kleine, fliegende Härchen sanft an die Frisur anzulegen, ohne alles zu zerstören.
Die geheimen Helfer aus der Flasche
Die Regale sind voll, aber für Flechtfrisuren brauchst du nicht viel, sondern das Richtige. Es geht um Textur, nicht um Beton-Halt.
- Texturspray oder Trockenshampoo: Das ist die Geheimwaffe für „Zweiter-Tag-Haar“ aus der Dose. Vor dem Flechten ins trockene Haar sprühen, kurz durchkneten, fertig. Ein gutes Spray bekommst du schon für 5 bis 15 Euro.
- Volumenpuder: Nur ein Hauch davon am Ansatz gibt Stand und Fülle, besonders bei feinem Haar. Streu es auf wie Salz auf ein Frühstücksei – nur ganz leicht.
- Wachs oder Pomade: Hier reicht eine linsengroße Menge! Zwischen den Fingerspitzen verreiben und beim Flechten ganz leicht über die Strähnen streichen. So bändigst du abstehende Härchen bei gestuftem Haar sofort.
- Haarspray: Kommt immer erst ganz zum Schluss! Ein flexibles Spray ist super für den Halt, ohne zu verkleben. Aus etwa 30 cm Abstand sprühen, damit sich nur ein feiner Nebel ablegt.
Der Klassiker: Der geflochtene Kranz (oft Gretchenzopf genannt)
Diese Frisur ist der Inbegriff der traditionellen Eleganz. Sie ist praktisch, wunderschön und hält ewig. Früher war das oft die Alltagsfrisur der Frauen, damit die Haare bei der Arbeit nicht störten. Heute ist es einfach nur schick.
Anleitung vom Profi – Schritt für Schritt:
Plane für deinen ersten Versuch ruhig mal 30-45 Minuten ein. Mit etwas Übung schaffst du das später locker in 15 Minuten.
- Vorbereiten: Das Haar muss trocken sein. Gib etwas Texturspray in die Längen für den nötigen Griff.
- Scheitel ziehen: Zieh mit dem Stielkamm einen exakten Mittelscheitel von der Stirn bis in den Nacken. Je sauberer der Scheitel, desto symmetrischer die Frisur.
- Zwei Zöpfe flechten: Teile die Haare in zwei Hälften. Flechte auf jeder Seite einen ganz normalen, festen Zopf, beginnend direkt hinter dem Ohr. Mit einem kleinen Gummi fixieren.
- Hochlegen: Nimm den rechten Zopf und leg ihn über den Kopf auf die linke Seite. Die Spitze sollte hinter dem linken Ohr verschwinden.
- Feststecken – der wichtigste Trick: Jetzt kommt der Profi-Move! Benutze die U-förmigen Haarnadeln. Stell dir vor, du willst einen Anker auswerfen. Du schiebst die Nadel etwa einen Zentimeter parallel zum Zopf ins Haar, DANN klappst du sie um 180 Grad und schiebst sie komplett in die Basis. So verhakt sie sich richtig und hält bombenfest. Stecke so das Zopfende unsichtbar fest.
- Die zweite Seite: Nimm den linken Zopf, leg ihn über den Kopf (knapp vor oder hinter den ersten Zopf, was sich besser anfühlt) und stecke ihn genauso fest.
- Das Finish: Fühlt sich alles sicher an, ohne zu ziehen? Super! Jetzt kannst du die Zöpfe noch etwas „aufzupfen“ (Pancaking), um ihnen mehr Volumen zu geben. Ein Hauch Haarspray drüber, fertig!
Typische Probleme & schnelle Lösungen
- „Meine Haare sind zu kurz!“: Kein Problem. Wenn die Zöpfe nicht über den Kopf reichen, leg sie einfach im Nacken zu einer kleinen Schnecke zusammen. Sieht genauso traditionell und schick aus.
- „Meine Stufenhaare stehen ab!“: Das ist der Moment für die linsengroße Menge Wachs auf den Fingern beim Flechten. Kurze Nackenhaare? Sprüh etwas Haarspray auf eine alte Zahnbürste und streich sie damit sauber nach oben.
- „Die Frisur rutscht!“: Das Haar war zu glatt. Nächstes Mal mehr Texturspray! Und übe die Anker-Technik beim Feststecken – die Nadeln müssen in der Basis Halt finden, nicht nur im Zopf selbst.
Moderne Ideen und was sonst noch geht
Die Trachtenwelt ist riesig, und die Frisuren sind es auch. Es muss nicht immer der klassische Kranz sein.
Der holländische Zopf: Der coole Bruder
Was heute oft als „Boxer Braid“ durchgeht, ist im Grunde ein holländischer Zopf. Der Trick ist simpel: Statt die Strähnen ÜBEREINANDER zu legen, legst du sie UNTEREINANDER. Dadurch liegt der Zopf nicht im Haar, sondern obenauf – ein toller 3D-Effekt!
Mini-Tutorial für den holländischen Zopf: 1. Teile drei Strähnen ab. 2. Lege die rechte Strähne UNTER die mittlere. 3. Lege die linke Strähne UNTER die (neue) mittlere. 4. Wiederhole das und nimm bei jedem Schritt von außen eine neue, kleine Strähne dazu. Übe das ein paar Mal trocken, dann hast du den Dreh schnell raus!
Der Fischgrätenzopf als romantische Alternative
Dieser Zopf wirkt unglaublich filigran und ist perfekt für einen seitlichen Look. Du teilst die Haarpartie nur in zwei Stränge und nimmst dann immer von ganz außen eine dünne Strähne und legst sie zur Innenseite des anderen Stranges. Klingt kompliziert, ist aber nach ein paar Versuchen total meditativ.
Lösungen für jede Haarlänge – Ausreden zählen nicht!
„Für meine kurzen Haare geht das eh nicht.“ – höre ich ständig im Salon. Falsch! Man muss nur die Technik anpassen.
Für kurzes Haar (Bob-Länge): Die 5-Minuten-Notfall-Frisur
Keine Zeit mehr? Hier ist dein Retter! Nimm einfach die vordere Haarpartie an beiden Seiten, drehe sie ein paar Mal ein (zwirbeln) und stecke sie hinten mit einer schönen Klammer zusammen. Der Rest des Haares bekommt eine Welle mit dem Glätteisen, fertig. Sieht super aus und dauert keine fünf Minuten.
Für mittellanges Haar (Schulterlänge):
Perfekt für den geflochtenen Nackenknoten. Zwei Zöpfe flechten und im Nacken zu einem flachen Knoten verschlingen. Ich hatte mal eine Kundin mit extrem feinem, schulterlangem Haar, die dachte, bei ihr hält nie etwas. Wir haben diesen Nackenknoten gemacht, und sie kam am nächsten Tag strahlend in den Salon: Die Frisur hatte die ganze Nacht auf der Tanzfläche überlebt! Manchmal sind die einfacheren Varianten die stabilsten.
Für sehr langes oder dickes Haar:
Ein Luxusproblem! Hier geht es darum, die Masse zu bändigen. Statt zwei dicker Zöpfe, flechte lieber vier dünnere. Die lassen sich viel flacher und angenehmer am Kopf feststecken, ohne Kopfschmerzen zu verursachen.
Der letzte Schliff: Blumen & Co.
Accessoires sind toll, aber weniger ist oft mehr. Echte Blumen sind wunderschön, aber wähle robuste Sorten wie Schleierkraut oder kleine Röschen. Frag den Floristen, ob er sie dir kurz auf Draht binden kann – so lassen sie sich mit einer Haarklammer kinderleicht befestigen. Platziere sie am besten etwas asymmetrisch, das wirkt natürlicher.
Ein ernstes Wort zum Schluss: Sei gut zu deinem Haar
Jetzt mal Klartext, denn das liegt mir wirklich am Herzen. Eine Frisur soll schmücken, nicht schaden. Wenn dein Kopf nach einer Stunde schmerzt oder die Kopfhaut spannt, ist die Frisur zu straff. Punkt. Löse sie sofort! Dauerhafter, starker Zug an den Haarwurzeln kann zu Haarausfall führen (man nennt das Traktionsalopezie), und der kann leider dauerhaft sein. Eine Frisur muss fest sitzen, aber sie darf NIEMALS wehtun.
Nimm dir auch nach dem Fest Zeit, um alles vorsichtig zu lösen. Erst die Nadeln, dann die Zöpfe mit den Fingern entwirren und erst dann bürsten – immer von den Spitzen nach oben. Eine pflegende Kur danach ist wie Wellness für dein Haar.
So, und jetzt du! Nimm dir die Zeit, hab Spaß beim Ausprobieren und sei kreativ. Mit der richtigen Technik wird deine Frisur nicht nur fantastisch aussehen, sondern dich den ganzen Tag über zum Strahlen bringen. Viel Freude dabei!
Bildergalerie
Wussten Sie, dass die traditionelle Gretchenfrisur, bei der zwei geflochtene Zöpfe über dem Kopf festgesteckt werden, historisch den Status einer Frau anzeigte? Unverheiratete junge Frauen trugen ihre Zöpfe oft offen herabhängend, während verheiratete Frauen sie als Zeichen ihres Standes hochsteckten.
Hilfe, meine Haare sind zu kurz für eine aufwendige Flechtfrisur!
Keine Sorge, auch mit einem Bob oder Long Bob gelingt der Trachten-Look. Konzentrieren Sie sich auf die vordere Partie: Seitliche Strähnen eindrehen (twisten) und nach hinten feststecken. Eine einzelne, schöne Haarspange mit Edelweiß-Motiv oder ein schmaler Haarreif mit Samtbezug kann zum Hauptakteur werden. Oft wirkt eine schlichte, gut gestylte Kurzhaarfrisur mit dem richtigen Accessoire sogar moderner und frischer.
Texturizing-Spray vs. klassisches Haarspray:
Klassisches Haarspray (z.B. Elnett von L’Oréal): Ideal für den allerletzten Schritt. Es fixiert die fertige Frisur und versiegelt sie gegen Feuchtigkeit. Zu früh verwendet, macht es das Haar aber klebrig und schwer zu flechten.
Texturizing-Spray (z.B. Oribe Dry Texturizing Spray): Der Star in der Vorbereitung. Es wird ins trockene Haar gesprüht, um ihm sofort mehr Griff, Volumen und eine „unfertige“ Struktur zu geben. Perfekt für den angesagten „Undone“-Look bei Flechtfrisuren.
Der letzte Schliff, der den Unterschied macht, liegt oft im Detail. Nachdem die Frisur sitzt, geht es an die Perfektionierung der Konturen.
- Fliegende Haare bändigen: Sprühen Sie etwas starken Halt, wie das „got2b Geklebt“ Haarspray, auf eine saubere Zahnbürste oder eine alte Mascarabürste. Damit können Sie feine Babyhaare am Ansatz und an den Schläfen sanft anlegen, ohne die Frisur platt zu drücken.
- Für extra Glanz: Ein Hauch leichtes Glanzspray aus einiger Entfernung auf das fertige Werk sprühen. Das lässt das Haar gesund aussehen und die Flechtmuster besser zur Geltung kommen.
- Die Frisur hält den ganzen Tag, ohne steif zu wirken.
- Keine unschönen, schwarzen Haarklammern blitzen im blonden Haar hervor.
- Der Zopf sitzt fest, ohne Kopfschmerzen zu verursachen.
Das Geheimnis dahinter? Die Kreuz-Stecktechnik für Haarnadeln (die U-förmigen). Statt sie einfach nur in den Zopf zu schieben, stechen Sie die Nadel zuerst senkrecht durch einen Teil des Zopfes, kippen sie dann flach auf die Kopfhaut und schieben sie in die entgegengesetzte Richtung unter die Basis. So verankert sich die Nadel unsichtbar und bombenfest.
Wichtiger Punkt: Volumen beginnt an der Wurzel. Eine Hochsteck- oder Flechtfrisur fällt schnell in sich zusammen, wenn der Ansatz platt ist. Das beste Werkzeug dafür ist kein Spray, sondern ein Puder. Ein Volumenpuder, wie das „POWDER’ful“ von got2b oder das „Dust It“ von Osis+, wird direkt auf den Haaransatz gestreut und mit den Fingerspitzen leicht einmassiert. Das Ergebnis: sofortige Griffigkeit und ein Stand, der selbst den schwersten Flechtkranz stützt.
Der aktuelle Trend bei Trachtenfrisuren geht klar in Richtung „Messy Braid“ und Individualität. Statt perfektionistischer, glatter Zöpfe sieht man immer häufiger locker geflochtene Varianten, bei denen bewusst einzelne Strähnen herausgezupft werden.
Dieser „Undone“-Look wirkt nicht nur jünger und moderner, er ist auch verzeihender bei kleinen Fehlern. Ein Salzspray, das normalerweise für Beach-Waves verwendet wird, kann hier Wunder wirken, um die gewünschte lässige Textur zu erzeugen, bevor Sie mit dem Flechten beginnen.
Blumen im Haar sind der Klassiker, aber die Wahl will überlegt sein. Echte Blumen sehen wunderschön aus, können aber schnell welken. Eine hochwertige Seidenblume ist oft die bessere Wahl. Stimmen Sie die Farbe der Blüten auf Ihre Schürze oder Details im Dirndl ab. Für einen dezenten, aber eleganten Look reicht oft eine einzelne, seitlich am Zopf befestigte Blüte. Wer es opulenter mag, greift zum Blumenkranz, sollte dann aber beim restlichen Schmuck Zurückhaltung üben.
- Den Zopf zu fest flechten, was zu Kopfschmerzen führt.
- Die Haare vor dem Flechten nicht durchzukämmen, was zu unschönen Knötchen führt.
- Haarnadeln und -klammern sichtbar lassen. Ziel ist es immer, sie zu verstecken.
- Die Proportionen ignorieren: Ein riesiger Dutt kann auf einem zierlichen Kopf schnell überladen wirken.
Wie rette ich meine Frisur, wenn sie sich auf der Wiesn langsam auflöst?
Haben Sie ein kleines Notfall-Kit in Ihrer Handtasche! Ein paar Haarnadeln, ein Mini-Haarspray und ein kleines Silikongummi wiegen fast nichts. Löst sich eine Strähne, versuchen Sie nicht, sie perfekt zu reintegrieren. Machen Sie aus der Not eine Tugend: Drehen Sie die Strähne locker ein und stecken Sie sie neu fest. Das verstärkt den lässigen „Undone“-Charakter. Ein lockerer, tief im Nacken sitzender Knoten ist oft die schnellste Rettung für einen zerfallenden Kranz.
Eine gelungene Dirndlfrisur ist mehr als nur Haarstyling; sie ist Teil des Gesamterlebnisses. Es ist das Gefühl der Vollständigkeit, das sich einstellt, wenn man im Spiegel sieht, wie die Frisur, das Dirndl und die Schürze eine harmonische Einheit bilden. Sie verleiht Haltung und Selbstbewusstsein für einen langen Tag voller Lachen, Tanzen und Anstoßen. Erst wenn die Frisur sitzt, ohne zu ziehen oder zu zwicken, ist man wirklich bereit für das Fest.
