Lagunenblau für deine Wände: Wie du den Trend-Ton ohne Pannen streichst
Servus, ich grüß dich! Lass uns mal ganz offen über Wandfarbe reden. Ich stehe seit gefühlt einer Ewigkeit in der Werkstatt und hab schon so ziemlich alles gesehen, was man an eine Wand schmieren kann. Und eins hab ich gelernt: Eine Farbe wie „Lagune“ ist nicht einfach nur ein Eimer Blaugrün. Sie ist eine echte Persönlichkeit. Und genau deshalb kann sie einen Raum entweder in eine absolute Wohlfühloase verwandeln oder – ganz ehrlich – in eine düstere Höhle.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Was steckt wirklich hinter der Farbe „Lagune“?
- 2 Womit kombinieren? So wird Lagune zum Hingucker
- 3 Deine Einkaufsliste: Was der Spaß kostet und was du wirklich brauchst
- 4 Die Vorbereitung: 90 % der Arbeit für ein 100 % Ergebnis
- 5 So kommt die Farbe streifenfrei an die Wand: Die Profi-Technik
- 6 Hilfe, was wenn…? Schnelle Lösungen für typische Pannen
- 7 Bildergalerie
Bestimmt kennst du das: Du siehst ein Bild in einem Wohnmagazin, alles sieht frisch und weitläufig aus. Du kaufst die Farbe, legst los und am Ende… puh. Das Ergebnis ist irgendwie anders. Schwerer. Dunkler. Die Sorge ist absolut berechtigt! Aber keine Panik. Wenn du ein paar Dinge beachtest, die wir Profis uns über Jahre antrainiert haben, dann bekommst du ein Ergebnis, auf das du richtig stolz sein kannst. Packen wir’s an!
Was steckt wirklich hinter der Farbe „Lagune“?
Die Hersteller geben ihren Farben ja gerne malerische Namen. „Lagune“ klingt einfach besser als „Mittelton-Blaugrün mit einem Hauch Grau“. Aber genau das ist es meistens: eine Mischung aus blauen und grünen Pigmenten, die mit einem kleinen Anteil Schwarz oder Umbra „gebrochen“ wird. Das nimmt dem Ton die grelle Leuchtkraft und verleiht ihm diese edle, geheimnisvolle Tiefe.

Das Entscheidende ist aber, wie diese Farbe bei dir zu Hause wirkt. Und das hängt vor allem vom Licht ab. Ein Farbfächer im Baumarkt unter Kunstlicht ist, offen gesagt, eine kleine Lüge. Du musst die Farbe bei dir an der Wand sehen.
Ein kleiner Tipp aus der Praxis: Hol dir eine kleine Probedose (kostet meist um die 3-5 €) und streich einen großen Karton damit an. Den kannst du dann an verschiedene Wände im Raum stellen und beobachten, wie er morgens, mittags und abends bei Lampenlicht aussieht. Ein Raum mit Fenstern nach Norden hat kühles Licht, das den Blauanteil betont. Ein Südzimmer hat warmes Licht, das mehr vom Grün zum Vorschein bringt. Das ist kein Voodoo, das ist simple Physik!
Womit kombinieren? So wird Lagune zum Hingucker
So eine starke Farbe braucht die richtigen Partner, damit die Bude am Ende nicht aussieht wie ein kunterbuntes Durcheinander. Hier sind ein paar Kombinationen, die eigentlich immer funktionieren:

- Der skandinavische Look: Das ist die sichere Bank. Kombiniere die Lagunen-Wand mit hellen Hölzern wie Birke oder heller Eiche. Dazu weiße Decken, Fußleisten und vielleicht ein hellgraues Sofa. Das Ergebnis ist frisch, modern und luftig.
- Edel und gemütlich: Du magst es etwas dramatischer? Dann sind dunkle Hölzer wie Nussbaum und Akzente aus Metall (Messing oder Kupfer sehen super aus!) deine Freunde. Das wirkt unglaublich hochwertig und schafft eine behagliche, fast schon luxuriöse Atmosphäre. Perfekt für ein Wohnzimmer oder eine Leseecke.
- Mut zum Kontrast: Hier ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt. Ein paar gezielte Akzente in einem warmen Senfgelb oder einem satten Ocker können wahre Wunder wirken. Aber bitte nicht übertreiben! Ein Kissen, eine Vase, ein Bild – das reicht schon. Eine ganze Wand in Gelb wäre des Guten zu viel.
- Harmonie pur: Sehr ruhig und elegant wird es, wenn du in der Farbfamilie bleibst. Kombiniere die Wand mit Möbeln und Textilien in verschiedenen Grau- und Blautönen. Ein hellgrauer Teppich, dunkelblaue Vorhänge… das schafft eine wunderbare Tiefe und wirkt sehr durchdacht.

Deine Einkaufsliste: Was der Spaß kostet und was du wirklich brauchst
Bevor du losrennst: Eine gute Vorbereitung ist alles. Und dazu gehört auch das richtige Material. Billig kaufen bedeutet hier oft, zweimal zu arbeiten. Hier eine kleine Übersicht, was du einplanen solltest:
Die Farbe: Das Herzstück. Für einen kräftigen Ton wie Lagune brauchst du unbedingt eine Farbe mit Deckkraftklasse 1. Das steht auf dem Eimer. Eine billige Farbe der Klasse 3 mag verlockend sein, aber du streichst dich damit dumm und dusselig. Rechne für einen 10-Liter-Eimer Qualitätsfarbe mit ca. 40 € bis 80 €. Sie reicht für etwa 60-70 qm bei einem Anstrich.
Die Vorbereitung:
- Malervlies: Nimm Vlies statt Folie! Es ist rutschfest und saugt Spritzer auf. Kostet ca. 10-15 € für eine große Rolle.
- Gutes Klebeband: Investiere in Präzisionskrepp, oft als „Goldband“ bekannt. Es kostet mit 5-10 € pro Rolle zwar mehr, aber es verhindert unterlaufende Farbe und sorgt für rasiermesserscharfe Kanten.
- Tiefgrund: Wenn deine Wand stark saugt (mehr dazu gleich), ist das ein Muss. Ein 5-Liter-Kanister kostet um die 20-30 €.
- Spachtelmasse und Spachtel: Zum Füllen von Löchern. Ein kleines Set bekommst du schon für unter 10 €.

Das Werkzeug:
- Farbroller-Set: Ein guter Bügel mit einem Polyamid-Roller (ca. 12 mm Florhöhe für glatte Wände) und einem Abstreifgitter kostet zusammen etwa 15-20 €. Kauf am besten gleich zwei Rollen, eine für die Grundierung und eine für die Farbe.
- Pinsel: Ein guter Flachpinsel (ca. 5 cm breit) für die Kanten. Plane hier 5-10 € ein.
Alles in allem bist du für einen normal großen Raum (ca. 20 qm) mit etwa 100 bis 180 Euro dabei, je nach Qualität der Farbe und was du an Werkzeug schon hast.
Die Vorbereitung: 90 % der Arbeit für ein 100 % Ergebnis
Ein Profi verbringt die meiste Zeit nicht mit Streichen, sondern mit dem, was davor kommt. Ein mieser Untergrund macht die beste Farbe kaputt. Also, Ärmel hoch!
1. Der Wand-Check: Mach diese drei schnellen Tests.
- Wischprobe: Mit der flachen Hand über die Wand reiben. Bleibt weißer Staub hängen? Dann kreidet die Wand.
- Kratzprobe: Mit einer Spachtelkante leicht kratzen. Blättert Farbe ab? Dann ist der Altanstrich nicht tragfähig.
- Wassertest: Wasser mit einer Sprühflasche auf die Wand spritzen. Zieht es sofort ein und wird dunkel? Stark saugend. Perlt es ab? Nicht saugfähig.

2. Putzen und Flicken: Staub, Spinnweben und Dreck müssen runter. Meist reicht trockenes Abbürsten. Dübellöcher und Risse mit Spachtelmasse füllen, trocknen lassen und glattschleifen. Sonst siehst du später jede einzelne Macke.
3. Grundieren – Das Fundament deines Anstrichs: Bei einem intensiven Farbton ist die Grundierung PFLICHT. Sie sorgt dafür, dass die Farbe gleichmäßig trocknet und keine Flecken entstehen.
- Bei einer kreidenden oder stark saugenden Wand nimmst du Tiefgrund (am besten lösemittelfrei für innen).
- Wenn du von einer hellen auf eine dunkle Farbe wechselst, ist ein grau getönter Haftgrund die absolute Geheimwaffe. Er verbessert die Deckkraft ungemein und du sparst dir oft einen kompletten Anstrich. Das spart Zeit und Geld!
So kommt die Farbe streifenfrei an die Wand: Die Profi-Technik
Okay, jetzt wird’s ernst! Plane für einen 20-qm-Raum am besten ein komplettes Wochenende ein: Samstag Vorbereitung und erster Anstrich, Sonntag der zweite Anstrich und Aufräumen. So kommst du nicht in Stress.

Schritt 1: Kanten beschneiden. Streiche zuerst mit dem Pinsel einen 5-10 cm breiten Streifen entlang aller Kanten, Ecken, Fenster und Steckdosen.
Schritt 2: Die Fläche rollen. Und jetzt der Trick: Rolle sofort mit der Farbrolle über die noch feuchten, mit dem Pinsel gestrichenen Ränder. Man nennt das „Nass-in-Nass“-Arbeiten. So vermeidest du unschöne Ansätze.
Die beste Technik für die Fläche ist der sogenannte Kreuzgang:
- Trage die Farbe in 2-3 senkrechten Bahnen auf.
- Verteile sie sofort quer mit waagerechten Rollenbewegungen.
- Zum Schluss rollst du die ganze nasse Fläche nochmal ganz leicht und ohne Druck von oben nach unten ab. Das sorgt für ein perfektes, streifenfreies Finish.
Arbeite dich so Wand für Wand vor und beginne immer am Fenster, also mit dem Licht.
Schritt 3: Geduld haben! Ein satter Ton braucht fast immer zwei Anstriche. Halte dich an die Trocknungszeit auf dem Eimer (meist 4-6 Stunden). Wer zu früh drüberstreicht, löst die untere Schicht wieder an und verursacht eine riesige Sauerei. Wirklich, sei geduldig!

Hilfe, was wenn…? Schnelle Lösungen für typische Pannen
Auch dem besten Heimwerker passiert mal ein Malheur. Keine Sorge, das meiste lässt sich retten.
- „Ich sehe nach dem Trocknen Streifen!“ Oft liegt das an zu schnellem Trocknen (Heizung an, Zugluft) oder daran, dass nicht nass-in-nass gearbeitet wurde. Die Lösung: Die Wand ganz leicht mit feinem Schleifpapier (180er Körnung) anschleifen, entstauben und einen zweiten, sehr sorgfältigen Anstrich im Kreuzgang auftragen.
- „Das Klebeband hat Farbe mit abgerissen!“ Ärgerlich! Passiert, wenn man das Band zu lange kleben lässt. Zieh es immer ab, wenn die Farbe noch ganz leicht feucht ist. Zum Reparieren: Nimm einen ganz feinen Künstlerpinsel und tupfe die Farbe vorsichtig auf die beschädigte Stelle.
- „Die Farbe deckt einfach nicht!“ Das ist fast immer ein Zeichen für billige Farbe (Deckkraftklasse 2 oder 3) oder eine fehlende Grundierung. Da hilft nur eins: Augen zu und durch. Kauf eine Farbe der Klasse 1 und starte neu, diesmal aber mit dem richtigen Haftgrund. Du wirst den Unterschied sofort sehen.
Achtung! Bevor du Steckdosenabdeckungen abschraubst, schalte unbedingt die Sicherung aus und prüfe mit einem Spannungsprüfer, ob der Strom wirklich weg ist. Sicherheit geht immer vor!

Eine Wand in einem so charakterstarken Ton zu streichen, braucht etwas Mut und Sorgfalt. Aber das Gefühl, am Ende vor deiner selbst gestalteten, tiefen, satten Wand zu stehen, ist unbezahlbar. Du hast nicht nur gestrichen – du hast dem Raum eine Seele gegeben. Und das ist die wahre Magie an der Sache.
Bildergalerie


Eine Farbe, die sowohl Ruhe als auch Tiefe ausstrahlt. Lagunenblau ist wie ein Kurzurlaub für die Seele – es erdet und beflügelt zugleich.

Für eine samtige, streifenfreie Oberfläche bei so intensiven Tönen ist das richtige Werkzeug entscheidend. Sparen Sie hier nicht am falschen Ende!
- Der Roller: Greifen Sie zu einem kurzflorigen Polyamid-Farbroller. Er nimmt die Farbe optimal auf und gibt sie gleichmäßig ab, was gerade bei pigmentreichen Farben wie Lagune entscheidend ist.
- Der Pinsel: Für die Kanten und Ecken empfiehlt sich ein hochwertiger Pinsel mit synthetischen Borsten, der nicht haart und eine saubere Linie ermöglicht.

Ist es eine gute Idee, nur eine einzige Akzentwand in Lagunenblau zu streichen?
Das kann funktionieren, birgt aber eine Falle: Eine einzelne, dunkle Wand kann in manchen Räumen wie ein „blaues Auge“ wirken und den Raum optisch zerreißen. Überlegen Sie stattdessen, die Farbe auf zwei gegenüberliegenden Wänden einzusetzen, um eine einhüllende, harmonische Wirkung zu erzielen. Oder streichen Sie sogar die Decke mit – ein mutiger, aber unglaublich eleganter Trend, der dem Raum eine fast magische Tiefe verleiht.

Luxuriös & Edel: Kombinieren Sie die Lagunenwand mit weichem Samt in Senfgelb oder Altrosa und setzen Sie Akzente mit glänzendem Messing oder Gold. Denken Sie an Beistelltische, Lampenfüße oder Bilderrahmen. Das Ergebnis ist ein opulenter, fast königlicher Look.
Natürlich & Frisch: Für einen skandinavisch-maritimen Stil paaren Sie die Farbe mit hellen Hölzern wie Eiche oder Birke und Textilien aus Leinen und Baumwolle in Naturweiß, Sand oder Greige. Einzelne schwarze Metallelemente sorgen für Kontrast.

Auf die inneren Werte kommt es an: Nicht jedes Blaugrün ist gleich. Premium-Hersteller wie Farrow & Ball (deren Ton „Vardo“ eine ähnliche Tiefe besitzt) oder Little Greene verwenden komplexe Pigmentmischungen und einen hohen Kreideanteil. Das Ergebnis ist keine flache, tote Farbfläche, sondern eine Wand, deren Farbe sich mit dem Licht verändert und eine unvergleichliche, matte Eleganz ausstrahlt. Eine Investition, die man sieht und fühlt.
- Sie sparen sich oft den zweiten oder dritten Anstrich.
- Die Farbe vergilbt oder verblasst auch nach Jahren kaum.
- Das Raumklima wird durch deutlich weniger Schadstoffe (VOCs) geschont.
Das Geheimnis? Hochwertige Wandfarben mit Gütesiegel (z.B. Blauer Engel). Ihre hohe Deckkraft und Pigmentdichte sorgen nicht nur für ein professionelles Ergebnis, sondern sind auf lange Sicht auch die nachhaltigere und gesündere Wahl.




