Dein Geschirr-Guide: Wie du Qualität erkennst und miese Blender entlarvst
Ich seh das immer wieder, wenn ich bei Freunden in der Küche stehe. Ein Blick in den Schrank und das Elend ist perfekt: ein wilder Haufen Teller, viele mit feinen Rissen, andere mit einer Macke am Rand. Die typische Antwort? „Ach, war billig, ist nicht so schlimm.“ Aber ganz ehrlich? Ich sehe das komplett anders.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Porzellan, Steinzeug & Co. – Was landet da eigentlich auf deinem Tisch?
- 0.2 Dein Röntgenblick im Laden: Die Einkaufs-Checkliste für Profis
- 0.3 Und was kostet der Spaß? Eine ehrliche Preisübersicht
- 0.4 Schön allein reicht nicht: Worauf es im Alltag wirklich ankommt
- 0.5 Eine ernste Warnung und die richtige Pflege
- 1 Bildergalerie
Gutes Geschirr ist kein Luxus für den Sonntagsbraten, den man einmal im Jahr aus der Vitrine holt. Es geht um den Teller, von dem du dein Abendbrot isst. Um die Tasse für deinen Morgenkaffee. Es ist ein kleines, aber feines Stück Lebensqualität – jeden einzelnen Tag. Es geht nicht darum, ein Vermögen auszugeben, sondern klug zu investieren. In Teile, die halten, die sicher sind und dir einfach Freude machen.
Bevor du dich also vom nächsten Prospekt mit Knallerpreisen verführen lässt, zeige ich dir, worauf es wirklich ankommt. Das ist kein graues Theoriewissen, sondern pures Praxiswissen, das dich vor teuren Fehlkäufen bewahrt.

Porzellan, Steinzeug & Co. – Was landet da eigentlich auf deinem Tisch?
Okay, bevor wir über coole Muster und Formen reden, müssen wir das Fundament klären: das Material. Für die meisten ist alles, was brennt und klirrt, einfach nur „Keramik“. Aber genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen, sowohl im Preis als auch in der Haltbarkeit. Dieses Wissen ist bares Geld wert.
Klar, es gibt auch Geschirr aus Glas oder Emaille. Glas ist oft super praktisch und günstig, Emaille hat diesen coolen Retro-Vibe. Aber Keramik bietet einfach eine unschlagbare Kombination aus Haptik, Wärmespeicherung und Wertigkeit. Deshalb konzentrieren wir uns heute darauf.
Porzellan: Der elegante Champion
Porzellan ist sozusagen die Königsklasse. Es wird bei extrem hohen Temperaturen gebrannt, was das Material unglaublich dicht und hart macht. Man unterscheidet grob zwischen dem extrem robusten Hartporzellan und dem etwas feineren Bone China, das durch einen speziellen Zusatz besonders zart und durchscheinend wird.
Die Vorteile: Es ist extrem kantenstabil – Macken sind hier also selten ein Thema. Die Oberfläche ist porenfrei, was bedeutet: keine Gerüche, keine Fette, keine Bakterien. Absolut hygienisch also. Gutes Porzellan erkennst du übrigens daran, dass es leicht durchsichtig schimmert, wenn du es gegen das Licht hältst. Und wenn du mit dem Fingernagel sachte an den Rand schnippst, hörst du einen hohen, klaren Klang.
Der Nachteil: Die aufwendige Herstellung macht es meist zur teuersten Option.
Profi-Tipp: In der Gastronomie wird fast nur Hartporzellan verwendet, weil es tausende Spülgänge überlebt. Viele der bekannten Manufakturen bieten solche Profi-Serien auch für den Privatgebrauch an. Das ist eine absolut sichere Bank für Qualität.

Steinzeug: Der robuste Alleskönner
Steinzeug ist der bodenständige und verlässliche Kollege vom Porzellan. Es wird ebenfalls heiß gebrannt und ist dadurch wasserdicht und sehr widerstandsfähig. Es hat oft einen rustikaleren, handwerklicheren Look und speichert Wärme super – perfekt für die Suppe oder den Kaffeebecher.
Die Vorteile: Es ist hart im Nehmen, spülmaschinenfest und oft etwas günstiger als Porzellan. Ideal für den täglichen Gebrauch, auch wenn es mal etwas gröber zugeht.
Der Nachteil: Meist ist es etwas dicker und schwerer. Bei billiger Produktion kann die Glasur feine Haarrisse bekommen, was dann wieder unhygienisch wird.
Mein Tipp: Fahr mal mit dem Finger über die Glasur. Fühlt sie sich spiegelglatt an? Perfekt. Fühlt sie sich rau an oder siehst du kleine Fehler? Lieber stehen lassen.
Steingut: Günstig, aber mit großer Vorsicht zu genießen
Steingut ist die günstigste Variante und lockt mit unzähligen bunten, modischen Designs. Der Haken? Es wird bei niedrigeren Temperaturen gebrannt, der Materialkern bleibt porös und ist nicht wasserdicht. Nur die Glasur hält die Flüssigkeit ab.
Der Vorteil: Ganz klar der Preis.
Der riesige Nachteil: Eine kleine Macke am Rand ist hier eine Katastrophe. An dieser Stelle dringt Wasser in den porösen Kern ein. Das führt nicht nur zu hässlichen Flecken, sondern ist auch ein perfekter Nährboden für Keime. In der Mikrowelle erhitzt sich das aufgesaugte Wasser, der Teller wird brandheiß (das Essen bleibt kalt) und das Material kann springen.
Mein klarer Rat: Für den täglichen Gebrauch? Finger weg. Die Freude über den Schnäppchenpreis vergeht schneller, als du „Spülmaschine“ sagen kannst.

Dein Röntgenblick im Laden: Die Einkaufs-Checkliste für Profis
Du brauchst kein Labor, um Qualität zu erkennen. Nur deine Hände, deine Augen und ein paar simple Tricks. Nimm dir im Laden kurz Zeit dafür, es lohnt sich!
Hier ist deine ultimative Checkliste, um Blender sofort zu entlarven:
- 1. Der Haptik-Test: Nimm einen Teller in die Hand. Gutes Porzellan fühlt sich oft leichter an, als es aussieht, und ist gut ausbalanciert. Fühl mit den Fingern über den Rand – er muss sich glatt und ebenmäßig anfühlen.
- 2. DER ENTSCHEIDENDE BLICK: Dreh den Teller um! Das ist der wichtigste Trick. Schau dir den Standring an, also den kleinen Rand, auf dem der Teller steht. Ist er rau wie Schmirgelpapier? Alarmstufe Rot! Ein rauer Standring zerkratzt dir den Tisch und, noch schlimmer, jeden Teller, der darunter im Stapel liegt. Bei Qualität ist dieser Ring entweder mitglasiert oder so glatt poliert, dass er sich weich anfühlt. Ein absolut untrügliches Zeichen für Sorgfalt!
- 3. Der Glasur-Check: Halte das Geschirr schräg gegen eine Lichtquelle. Siehst du winzige Löcher, Bläschen oder dunkle Punkte im Material? Ein paar davon können bei „2. Wahl“ vorkommen, aber wenn es viele sind, spricht das für eine miese Produktionskontrolle.
- 4. Der Dekor-Fühl-Test: Fahr mit dem Finger über das Muster. Kannst du es deutlich als Erhebung spüren? Dann wurde es auf die Glasur aufgetragen und ist anfällig für Abrieb durch Besteck oder die Spülmaschine. Liegt das Dekor glatt unter der Glasur, ist es für die Ewigkeit gemacht.
Übrigens, kleiner Quick-Win: Geh doch mal kurz zu deinem Geschirrschrank. Nimm deinen Lieblingsteller und dreh ihn um. Fühl mal den Standring. Rau oder glatt? Jetzt weißt du, was ich meine!

Und was kostet der Spaß? Eine ehrliche Preisübersicht
Gute Qualität muss kein Vermögen kosten, aber sie ist auch nicht geschenkt. Damit du eine Vorstellung bekommst, hier mal ein paar realistische Hausnummern:
- Einsteiger-Set aus Steinzeug (16-teilig): Rechne hier mal mit etwa 50 bis 100 Euro. Aber Achtung, hier ist der Standring-Test absolute Pflicht!
- Markenporzellan als „2. Wahl“ im Werksverkauf: Das ist mein Geheimtipp! In den Outlets bekannter Manufakturen bekommst du Teller mit winzigen Schönheitsfehlern oft schon für 5 bis 10 Euro statt der üblichen 25 Euro oder mehr.
- Ein hochwertiges Basis-Service: Wenn du in ein zeitloses, weißes Porzellan-Set einer etablierten Marke investierst, solltest du schon 200 bis 400 Euro einplanen. Klingt erstmal viel, aber das ist eine Anschaffung, die dich Jahrzehnte begleitet.
Schön allein reicht nicht: Worauf es im Alltag wirklich ankommt
Das hübscheste Geschirr nützt nichts, wenn es unpraktisch ist und nur im Schrank steht.
Achte auf den Begriff „spülmaschinenfest“. Das ist nicht dasselbe wie „spülmaschinengeeignet“! „Geeignet“ heißt nur, es geht nicht sofort kaputt. „Fest“ bedeutet, es wurde auf Hunderte von Spülgängen getestet und die Glasur sowie das Dekor halten stand.

Bei der Mikrowelleneignung gilt: Geschirr mit Gold- oder Silberrand hat da nichts zu suchen, das kann Funken schlagen. Und wie gesagt, poröses Steingut wird zur brandheißen Falle.
Ein oft vergessener Punkt ist die Stapelbarkeit. Modisch geschwungene, eckige Teller sehen vielleicht cool aus, lassen sich aber oft furchtbar wackelig stapeln und fressen Platz im Schrank. Nimm im Laden einfach mal zwei Teller und stapel sie. Stehen sie fest und gerade? Perfekt!
Und dann ist da noch die Nachkaufgarantie. Das ist der vielleicht größte Vorteil von etablierten Herstellern. Bei dem günstigen Set vom Discounter ist nach einer Saison Schluss. Fällt dir ein Teller runter, bekommst du nie wieder Ersatz. Bei bekannten Marken kannst du oft noch Jahre später einzelne Teile nachkaufen. Diese Sicherheit ist den etwas höheren Anschaffungspreis absolut wert.
Eine ernste Warnung und die richtige Pflege
Jetzt mal Tacheles. Ich war mal bei Bekannten zum Kuchenessen eingeladen und bekam ein Stück auf einem Teller mit einer deutlichen Macke am Rand serviert. Ehrlich gesagt ist mir da fast der Appetit vergangen. Sowas ist nicht nur ein Schönheitsfehler, sondern ein echtes Hygienerisiko!

An der Bruchstelle liegt der poröse Kern frei – ein wahres Paradies für Bakterien, die du selbst in der Spülmaschine nicht mehr zuverlässig wegbekommst. Außerdem ist die scharfe Kante eine Verletzungsgefahr. Da bin ich knallhart: Angeschlagenes Geschirr gehört in den Müll. Deine Gesundheit ist wichtiger.
Sei auch vorsichtig bei sehr alten Erbstücken oder handgetöpferter Keramik vom Urlaubsmarkt. Früher wurden manchmal Glasuren verwendet, die Schwermetalle wie Blei oder Cadmium enthalten konnten. Säurehaltige Lebensmittel können diese Stoffe herauslösen. Solche Stücke lieber nur als Deko verwenden.
Zur Pflege: Vergiss Stahlwolle! Hartnäckige Teeränder gehen super mit einer Paste aus Backpulver und Wasser weg. Und wenn du deine Teller stapelst, leg eine Papierserviette oder ein Stück Filz dazwischen. Das schützt die Glasur vor Kratzern und du hast ewig Freude daran.
Am Ende ist die Wahl des Geschirrs eine Entscheidung, die du mit Verstand und Herz treffen solltest. Lass dich nicht von schrillen Rabatten blenden. Nimm ein Teil in die Hand, fühl die Qualität und überleg, ob du davon jeden Tag essen möchtest. Gutes Geschirr ist ein treuer Begleiter, der unzählige schöne Momente miterlebt. Und das ist unbezahlbar.

Bildergalerie


Ist das bunte Keramikgeschirr vom letzten Urlaubsmarkt wirklich unbedenklich?
Eine berechtigte Frage. Gerade bei handgetöpferter Keramik aus Nicht-EU-Ländern oder bei sehr alten Erbstücken kann die Glasur Schwermetalle wie Blei oder Cadmium enthalten. Diese können sich besonders durch säurehaltige Lebensmittel (Tomatensauce, Zitrusfrüchte) lösen. Achten Sie bei Neuanschaffungen immer auf den Hinweis „lebensmittelecht“. Bei Vintage-Funden mit sichtbaren Rissen in der Glasur (sogenannte Krakelee) ist Vorsicht geboten – nutzen Sie diese Stücke im Zweifel lieber nur zur Dekoration statt für den täglichen Gebrauch.

Gutes Hartporzellan „singt“, während Steingut nur dumpf „klopft“.
Dieser simple akustische Test verrät sofort, was Sie in der Hand halten. Schnippen Sie sachte mit dem Fingernagel gegen den Rand: Der helle, langanhaltende Klang von Porzellan ist ein direktes Ergebnis seiner extremen Dichte, die durch das Brennen bei über 1400°C entsteht. Steingut ist poröser und wird bei niedrigeren Temperaturen gebrannt, was den kurzen, erdigen Ton erklärt.
Mix & Match statt Einheits-Set: Die Kunst einer modernen Tafel liegt nicht mehr im perfekt abgestimmten 24-teiligen Service. Viel spannender ist der kuratierte Mix! Kombinieren Sie doch mal klassisch-weißes Porzellan von Marken wie Villeroy & Boch mit rustikalen Steingut-Schalen von Broste Copenhagen. Der Kontrast zwischen glatten und rauen Oberflächen, zwischen feinem Weiß und erdigen Farbtönen, schafft eine lebendige und persönliche Atmosphäre, die Charakter zeigt.


