Dein Kleiderschrank kann mehr: So wird aus Chaos endlich Ordnung – vom Profi erklärt

von Julia Steinhoff
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Ich hab in meiner Werkstatt schon unzählige Schränke gebaut. Von riesigen, traditionellen Eichenmonstern bis zu supermodernen Einbausystemen, bei denen jeder Millimeter zählt. Und eins hab ich dabei gelernt: Ein Kleiderschrank ist nicht einfach nur eine Kiste für Klamotten. Er ist ein Partner für deinen Alltag. Wenn er gut gebaut ist, begleitet er dich ein Leben lang. Und wenn er clever durchdacht ist, schenkt er dir jeden Morgen ein paar Minuten pure Gelassenheit.

Viele Leute kommen zu mir und wollen das ultimative Ordnungssystem, die perfekten Boxen oder die eine Falttechnik, die alles löst. Aber ganz ehrlich? Echte, dauerhafte Ordnung fängt viel tiefer an. Sie beginnt bei der Konstruktion des Schranks selbst – bei Holz, Physik und solidem Handwerk. Ich will dir hier nicht nur zeigen, wie du T-Shirts faltest. Ich will dir zeigen, wie ein Schrank von Grund auf funktionieren muss, damit Ordnung fast von allein entsteht und vor allem auch bleibt.

begehbarer Kleiderschrank beste Ordnung
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Die Basis muss stimmen: Was deinen Schrank wirklich zusammenhält

Bevor wir auch nur ein einziges Kleidungsstück anfassen, müssen wir über das Möbelstück selbst reden. Ein wackeliger Schrank mit durchhängenden Böden kann einfach keine Ordnung halten. Er ist im ständigen Kampf mit der Schwerkraft, und diesen Kampf wird er immer verlieren.

Fangen wir mit dem größten Schwachpunkt an: der Kleiderstange. Ich sehe so oft diese dünnen Metallröhrchen, die schon unter dem Gewicht von drei Winterjacken eine bedenkliche Kurve machen. Das ist simple Physik. Eine Standardstange aus dem Möbelhaus hat oft nur 20 mm Durchmesser. Auf einen Meter Länge biegt die sich schon bei 20 Kilo Beladung durch. Kleiner Tipp: Investiere die 15 bis 20 Euro im Baumarkt (z.B. Bauhaus oder online) in eine ovale Kleiderstange oder ein rundes Stahlrohr mit mindestens 25 mm Durchmesser. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Und bei Schrankfächern, die breiter als ein Meter sind, ist ein Mittelträger absolute Pflicht, sonst leiden auf Dauer die Seitenwände.


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Das Gleiche gilt für die Fachböden. Eine 19-mm-Spanplatte sieht im Laden erstmal stabil aus. (Zur Erklärung: Spanplatten sind im Grunde nur zusammengepresste und verleimte Holzspäne). Leg da mal einen Stapel Jeans drauf, und nach ein paar Jahren hat der Boden eine dauerhafte Delle nach unten. Für schwere Sachen sind dickere Böden (ab 22 mm) oder Platten aus anderem Material, wie Tischlerplatte, viel besser geeignet. Die haben in der Mitte richtige Holzstäbchen und sind dadurch deutlich biegefester. Logisch, oder?

Was tun, wenn der Boden schon durchhängt? Kein Problem! Ein wenig bekannter Trick: Schraub einfach von unten eine dünne Holzleiste hochkant dagegen. Das wirkt wie ein Träger und stabilisiert den Boden enorm.

Und dann ist da noch die Rückwand – das unsichtbare Skelett des Schranks. Bei günstigen Modellen ist das oft nur eine dünne Hartfaserplatte, die in eine Nut geschoben wird. Das stabilisiert kaum. Ein wirklich stabiler Schrank, auch ein PAX von IKEA, wird erst dann richtig fest, wenn die Rückwand festgenagelt oder – noch besser – verschraubt wird. Das macht den ganzen Korpus steif und rechtwinklig. Nimm dir die Zeit, das ordentlich zu machen!

Übersicht Ordnung Kleiderschrank

Die große Inventur: Raus mit dem, was du nicht liebst

So, jetzt wo die Hardware stimmt, geht’s an den Inhalt. Ja, das große Ausräumen ist unumgänglich. Aber sieh es nicht als Strafe, sondern als eine Art Bestandsaufnahme. Jedes Teil hat mal Geld, Arbeit und Ressourcen gekostet.

Räum wirklich ALLES raus. Leg es aufs Bett. Du musst sehen, was du hast. Viele sind schockiert, wenn sie merken, dass sie 15 schwarze T-Shirts, aber keine einzige vernünftige Jacke für den Übergang besitzen.

Nimm jedes Teil in die Hand. Fühl den Stoff. Ist der Kragen schon fadenscheinig? Ist die Farbe ausgewaschen? Sei ehrlich zu dir: Was nicht mehr passt, kaputt ist oder seit zwei Saisons unberührt im Schrank hing, muss weg. Ich empfehle immer drei Stapel:

  • Behalten: Klarer Fall. Das sind deine Lieblingsteile.
  • Reparieren: Ein fehlender Knopf oder ein kleines Loch ist kein Todesurteil! Das zu flicken ist nachhaltig und zeigt Wertschätzung.
  • Weggeben: Spenden oder verkaufen, was noch gut ist. Kaputte Textilien gehören ins Textilrecycling, nicht in die Altkleidersammlung.
Kleiderschrank gute Übersicht

Die Logik des Raumes: Die perfekte Innenaufteilung

Jetzt hast du nur noch die guten Sachen. Dafür planen wir jetzt den perfekten Platz. Der häufigste Fehler ist eine falsche Aufteilung zwischen Hänge- und Liegeflächen.

Hängen oder Legen? Das Material entscheidet!

  • Hängen gehört: Alles, was leicht knittert oder eine feste Form hat. Also Hemden, Blusen, Blazer, Kleider und Jacken. Hosen aus feinem Stoff am besten über einen Bügel ohne Steg hängen.
  • Gefaltet wird: Alles, was elastisch ist oder durch sein Gewicht ausleiern würde. Das sind T-Shirts, Jeans, Sportkleidung und – ganz wichtig – Pullover, besonders schwere Strickware. Hängst du einen schweren Wollpulli auf, zieht die Schwerkraft ihn über die Monate gnadenlos in die Länge. Die Schultern werden breit und unförmig. Ein klassischer Fehler!

Die richtigen Zonen und Maße

Dein Schrank hat Zonen. Die bequemste ist die Greifzone auf Augen- und Brusthöhe. Da kommt alles rein, was du oft brauchst.

  • Für kurze Hängesachen (Hemden, Blusen) reichen ca. 100-110 cm in der Höhe. Hier kannst du oft zwei Stangen übereinander montieren und verdoppelst so deinen Platz!
  • Für lange Kleider und Mäntel solltest du mindestens 160 cm einplanen.
  • Bei Fachböden ist ein Abstand von 25-35 cm ideal. Sind die Fächer höher, werden die Stapel zu Türmen von Pisa – instabil und unpraktisch.
  • Schubladen sind genial für Socken, Unterwäsche und Accessoires. Achte beim Kauf auf Vollauszüge, damit du auch an die hinterste Socke bequem rankommst. Günstige Teilauszüge sind ein ewiges Ärgernis.
begehbarer Kleiderschrank Lavendelduft Mottenschutz
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Die kleinen Helfer: Bügel, Boxen und Faltkünste

Jetzt kommen die Details, die den Unterschied machen. Und hier geht es um Funktion, nicht um Deko.

Der richtige Bügel: Ein Muss!

Dein Quick-Win für heute: Nimm alle dünnen Drahtbügel aus der Reinigung und wirf sie weg. SOFORT. Sie sind der schlimmste Feind deiner Kleidung, sie ruinieren die Schulterpartien.

  • Holzbügel: Der Goldstandard für schwere Jacken, Mäntel und Sakkos. Die breite Auflage stützt die Form perfekt.
  • Samtbügel: Super für Blusen und leichte Kleider. Sie sind extrem platzsparend und durch die samtige Oberfläche rutscht absolut nichts herunter. Ein Set mit 50 Stück findest du online oft schon für 20-25 Euro.
  • Hosenbügel: Die mit Klemmvorrichtung oder gummiertem Steg verhindern nervige Knitterfalten.

Übrigens: Einheitliche Bügel sehen nicht nur super ordentlich aus, sie schaffen auch gleiche Abstände und sorgen für eine bessere Luftzirkulation.

Die Kunst des Faltens (ganz einfach!)

Für T-Shirts und Pullis in Schubladen oder Boxen hat sich das vertikale Falten bewährt. Der Vorteil ist gigantisch: Du siehst alles auf einen Blick und kannst ein Teil rausnehmen, ohne den Rest umzuwerfen.

Kleider an Kleiderbügeln

Und so geht’s:

  1. Leg das T-Shirt flach mit der Vorderseite nach unten hin.
  2. Falte das linke und rechte Drittel zur Mitte, sodass ein langer, schmaler Streifen entsteht. Die Ärmel klappst du einfach mit ein.
  3. Jetzt faltest du diesen Streifen von unten nach oben in zwei oder drei Teilen zu einem kleinen, kompakten Päckchen. Fertig! Es kann jetzt aufrecht stehen.

Das Klima im Schrank: Mehr als nur Mottenschutz

Ein oft vergessener Punkt: das Mikroklima. Kleidung aus Naturfasern muss atmen. Ein muffiger Geruch ist immer ein Alarmsignal.

Achtung, Außenwand!

Stell deinen Schrank niemals direkt an eine kalte Außenwand. Der Temperaturunterschied zur warmen Raumluft führt zu Kondenswasser. Ich habe schon teure Einbauschränke demontiert, hinter denen die Wand komplett verschimmelt war. Das ist nicht nur eklig, sondern ein echtes Gesundheitsrisiko. Halte immer 5 bis 10 cm Abstand zur Wand, damit die Luft zirkulieren kann.

Vergiss chemische Mottenkugeln. Die Natur kann das besser und gesünder. Ringe oder Kugeln aus Zedernholz (gibt’s in jeder Drogerie) sind der Klassiker. Ihr Öl hält Motten fern. Alle paar Jahre einfach mit feinem Schleifpapier kurz anrauen, und der Duft ist wieder da. Kleine Säckchen mit Lavendel tun es auch.

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Sicherheit zuerst: Eine ernste Warnung vom Fachmann

Ein voll beladener Schrank kann locker mehrere hundert Kilo wiegen. Wenn der kippt, ist das lebensgefährlich, besonders für Kinder. Jeder Schrank wird mit Winkeln zur Befestigung an der Wand geliefert. Benutz die! Die Montage dauert fünf Minuten und kann Leben retten. Das ist keine Empfehlung, sondern eine absolute Notwendigkeit.

Die Ordnung pflegen: Eine Frage der Gewohnheit

Das beste System nützt nichts ohne ein paar simple Gewohnheiten.

  • Die 1-rein-1-raus-Regel: Für jedes neue Teil muss ein altes gehen. Das verhindert Überfüllung und fördert bewusste Kaufentscheidungen.
  • Der Saisonwechsel: Nutze den Wechsel von Sommer- zu Winterkleidung für eine kleine Inventur. Was hast du die ganze Saison nicht getragen? Weg damit!
  • Der 5-Minuten-Check: Einmal pro Woche kurz durchgehen und Kleinigkeiten wieder an ihren Platz legen. Das verhindert, dass sich großes Chaos neu bildet.

Ein gut organisierter Schrank ist am Ende das Ergebnis einer soliden Basis, kluger Planung und ein paar guter Routinen. Er ist ein Werkzeug, das dir den Alltag leichter macht. Und damit du sofort loslegen kannst, hier noch eine kleine Checkliste.

Kleideraufbewahrung kleine Appartements

Die Meister-Checkliste für deinen Schrank:

  • [ ] Die Stange: Ist sie dicker als dein Daumen und biegt sich nicht durch?
  • [ ] Die Böden: Sind sie stabil oder hängen sie schon durch? (Denk an den Leisten-Trick!)
  • [ ] Die Rückwand: Ist sie fest, damit nichts wackelt?
  • [ ] Der Standort: Hat der Schrank mindestens 5 cm Abstand zu einer Außenwand?
  • [ ] Die Bügel: Sind alle Drahtbügel entsorgt?
  • [ ] Die Kippsicherung: Ist der Schrank an der Wand befestigt? (WIRKLICH WICHTIG!)

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Ordnung im begehbaren Kleiderschrank

„Wir tragen nur etwa 20 Prozent unserer Kleidung in 80 Prozent der Zeit.“

Diese oft zitierte Faustregel unterstreicht ein Kernproblem: Überfluss. Ein perfekt gebauter Schrank nützt wenig, wenn er mit ungetragenen „Vielleicht-irgendwann“-Stücken verstopft ist. Echte Ordnung beginnt oft nicht mit dem Einräumen, sondern mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme. Jedes Teil, das gehen darf, schafft buchstäblich Raum für mehr Übersicht und Wertschätzung für das, was bleibt.

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Welche Rolle spielt eigentlich das Licht im Kleiderschrank?

Eine entscheidende! Dunkle Ecken sind die besten Verstecke für vergessene Schätze und ungeliebte Kleiderleichen. Moderne Schranksysteme, wie sie oft von Firmen wie Häfele oder Blum angeboten werden, setzen daher auf integrierte LED-Lösungen. Eine in die Kleiderstange eingelassene Lichtleiste oder sensorgesteuerte Spots, die beim Öffnen der Tür angehen, verwandeln den Schrank von einem dunklen Lagerort in eine einladende Boutique. Der Effekt ist psychologisch: Was gut sichtbar ist, wird auch eher getragen und gepflegt.

Schiebetür Kleiderschrank Korridor
  • Verhindert unschöne Dehnungsstreifen an den Schultern von Pullovern.
  • Schützt empfindliche Stoffe wie Kaschmir oder Seide vor dem Ausleiern.
  • Schafft klare, visuelle Blöcke für verschiedene Kategorien (T-Shirts, Hosen).

Das Geheimnis? Die richtige Falttechnik. Während Blusen und Jacken auf Bügel gehören, danken es Ihnen Strickwaren und Jersey-Stoffe, wenn sie gefaltet werden. Die „KonMari“-Methode, bei der Stücke zu kleinen, stehenden Päckchen gefaltet werden, ist nicht nur ein Trend, sondern physikalisch clever: Der Druck verteilt sich gleichmäßig und nichts wird zerdrückt.

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Der stille Feind der Ordnung: Falsche Kleiderbügel. Ein Sammelsurium aus Drahtbügeln von der Reinigung, dicken Plastikbügeln und klobigen Holzmodellen sorgt für Chaos auf der Stange. Sie verhaken sich, nehmen unterschiedlich viel Platz weg und können empfindliche Stoffe ruinieren. Investieren Sie in einheitliche, schmale Samtbügel: Sie sind rutschfest, extrem platzsparend und schaffen eine ruhige, harmonische Optik, die sofort professionell wirkt.

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Ein oft übersehener Aspekt für ein langlebiges Ordnungssystem ist der Duft. Ein gut organisierter Schrank sollte auch gut riechen. Anstatt künstlicher Duftsäckchen kann man die Kraft der Natur nutzen:

  • Zedernholzblöcke: Der Klassiker. Sie sehen nicht nur edel aus, sondern ihr aromatisches Öl wehrt Motten wirksam ab und verbreitet einen dezenten, holzigen Duft. Marken wie Zeller Present bieten hier schöne Sets an.
  • Zirbenholz: Das Holz der Zirbelkiefer enthält Pinosylvin, das auf natürliche Weise gegen Motten und andere Schädlinge wirkt und einen beruhigenden, harzigen Duft verströmt.

Schublade: Ideal für Kleinteiliges. Socken, Unterwäsche, Accessoires und gefaltete T-Shirts sind hier perfekt aufgehoben. Mit Trennstegen, zum Beispiel aus dem SKUBB-System von IKEA, behält man den Überblick.

Offenes Fach: Der beste Platz für schwere Stapel. Jeans und dicke Pullover liegen hier stabil, ohne einen Regalboden auf Dauer durchzubiegen – vorausgesetzt, dieser ist, wie im Artikel beschrieben, stabil genug.

Die Entscheidung hängt vom Kleidungsstück ab: Was leicht knittert oder eine feste Form hat, gehört auf den Bügel; was dehnbar ist oder klein gefaltet werden kann, in die Schublade.

Julia Steinhoff

Meine Interessen für Design haben im großen Teil meine berufliche Laufbahn bestimmt. Zuerst habe ich einen Hochschulabschluss in Journalistik (BJO) an der Universität Hannover erworben, wo ich anschließend ein Magisterstudium in Fernsehjournalismus und Dokumentarfilm (MTV) gemacht habe. Gleich nach diesem Studium habe ich meine Arbeitskarriere als Journalistin bei verschiedenen Medien begonnen. Im Jahr 2017 habe ich ein interessantes Arbeitsangebot von Freshideen.com erhalten und es sofort angenommen. So hat meine Karriere bei Freshideen begonnen. Als Online-Autorin schreibe ich seit Jahren spannende Artikel über Innendesign, Outdoor-Gestaltung, Dekoration, Mode und Lifestyle. Genau in diesen Themenbereichen liegen auch meine beruflichen Interessen. Ich bemühe mich ständig darum, unsere Leser/innen über die Neuigkeiten und die letzten Trends im Interieur und Exterieur zu informieren und sie zu neuen kreativen Projekten zu motivieren. In meiner Freizeit gehe ich gern schwimmen, jogge oder spiele Tennis. Natürlich finde ich auch Zeit für Bücher lesen und fernsehen.