Paravent-Guide vom Profi: Wie du teure Fehler vermeidest und das perfekte Stück findest
Hey! In meiner Werkstatt sehe ich so einiges, und Paravents sind ein Thema für sich. Viele kommen zu mir und suchen einfach nur eine „schöne Trennwand“. Aber ganz ehrlich? Ein Paravent ist so viel mehr. Er ist kein Staubfänger für die Ecke, sondern ein unglaublich vielseitiges Möbelstück, das Räume verändern kann. Wenn man weiß, wie.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Die simple Physik: Warum ein Paravent nicht umfällt (oder eben doch)
- 2 Materialkunde: Was den Rahmen und die Füllung ausmacht
- 3 Die Scharniere: Die heimliche Achillesferse
- 4 Der richtige Platz: Mehr als nur Deko
- 5 Die Meister-Checkliste für den Möbelhaus-Besuch
- 6 Kleiner Tipp für Selbermacher
- 7 Pflege und Wartung: Damit er lange schön bleibt
- 8 Meine abschließenden Gedanken
- 9 Bildergalerie
Klar, die Wurzeln liegen in Asien, wo sie traditionell vor Zugluft und neugierigen Blicken schützten. Heute ist ein gut gemachter Paravent aber ein echtes Multitalent: eine mobile Wand, die Privatsphäre schafft, ohne dass du gleich eine Wand hochziehen musst. In diesem Guide zeige ich dir, worauf es wirklich ankommt – von der Technik über die Materialien bis zum richtigen Platz. So triffst du eine gute Entscheidung, egal ob du kaufst oder anfertigen lässt.
Die simple Physik: Warum ein Paravent nicht umfällt (oder eben doch)
Ein Paravent steht, weil seine Konstruktion clever ist. Das hat nichts mit hohem Gewicht zu tun, sondern allein mit der Form. Und wer das nicht versteht, kauft schnell ein wackeliges Elend.

Das Zickzack-Prinzip: Mehr als nur Optik
Stell dir ein Blatt Papier hochkant hin. Der kleinste Lufthauch wirft es um. Faltet man es aber wie eine Ziehharmonika, steht es stabil. Genau das ist das Geheimnis des Paravents. Jede Kante der Faltung wirkt wie ein kleiner Stützfuß. Je weiter du die Flügel auffaltest, desto stabiler steht das Ganze. Ein häufiger Fehler ist, einen Paravent fast gerade aufzustellen, um ein paar Zentimeter zu sparen. Das ist eine Einladung zum Umkippen!
Der Schwerpunkt muss nach unten
Der zweite Punkt ist der Schwerpunkt. Ein guter Paravent hat sein Gewicht so tief wie möglich. Deshalb bauen wir Profis die Rahmen aus massivem, etwas schwererem Holz, während die Füllungen oft federleicht sind – denk an Stoff, Papier oder dünnes Geflecht. Das hält den Schwerpunkt unten. Schwere Füllungen wie Glas sind eine ganz andere Hausnummer und erfordern einen extrem massiven Rahmen, sonst wird das Ding kopflastig und kippt bei der kleinsten Berührung. Besonders wichtig, wenn Kinder oder Haustiere durch die Wohnung flitzen.

Materialkunde: Was den Rahmen und die Füllung ausmacht
Die Wahl des Materials entscheidet über alles: Gewicht, Stabilität, Optik und natürlich den Preis. Als Handwerker liebe ich Holz, aber es gibt auch andere spannende Möglichkeiten.
Das Skelett: Warum du beim Rahmen nicht sparen solltest
Der Rahmen trägt alles. Hier zu sparen ist der größte Fehler. Billige Modelle haben oft Rahmen aus weichem Nadelholz oder Faserplatten, die sich verziehen oder an den Verbindungen brechen.
Ich hatte mal einen Kunden, dessen neuer 60-Euro-Paravent nach zwei Wochen zusammengekracht ist, nur weil die Katze dagegen gesprungen ist. Am Ende hab ich ihm einen neuen, stabilen Rahmen gebaut – das war teurer, als gleich was Ordentliches zu kaufen. Ihr seht, wer billig kauft…
Ganz grob zu den Hölzern:
- Kiefer oder Fichte: Die Budget-Option. Günstig und leicht, aber auch weich und anfällig für Dellen. Wenn das Holz nicht perfekt getrocknet ist, verzieht es sich garantiert.
- Buche oder Esche: Die goldene Mitte. Das sind harte, stabile heimische Hölzer und eine super Wahl für langlebige Rahmen. Preislich liegen solide Modelle hier oft zwischen 150 € und 400 €.
- Eiche oder Nussbaum: Die Königsklasse. Extrem langlebig, schwer und wertig. Eine Maßanfertigung aus diesen Hölzern beginnt, je nach Größe und Füllung, bei etwa 800 €, ist aber eine Anschaffung fürs Leben.
Kleiner Tipp zur Verbindungstechnik: Schau dir die Ecken an. Wenn sie nur verschraubt oder getackert sind, ist das ein schlechtes Zeichen. Eine fachgerechte Verbindung, wie die traditionelle Schlitz-und-Zapfen-Verbindung, hält ewig und sorgt dafür, dass nichts wackelt.

Die Füllung: Das Gesicht deines Raumteilers
Die Füllung gibt dem Paravent seinen Charakter. Hier ein paar gängige Optionen:
- Stoff (Leinen, Baumwolle): Leicht, vielseitig und super, um den Schall im Raum etwas zu dämpfen. Guter Stoff streut das Licht ganz sanft. Achte darauf, dass der Stoff straff gespannt ist. Ideal, wenn man das Design später mal ändern will.
- Papier (z.B. Shoji-Papier): Der zeitlose Klassiker. Spezielles Reispapier (oft „Washi“ genannt) ist erstaunlich reißfest und lichtdurchlässig, aber blickdicht. Es schafft eine unglaublich ruhige Atmosphäre. Aber Achtung: Es ist empfindlich gegenüber Wasser und spitzen Gegenständen. Nichts für den wilden Kindergeburtstag, um es mal so zu sagen.
- Holz oder Geflecht (Rattan): Schaffen eine klare, blickdichte Trennung. Rattan ist leicht und flexibel. Bei günstigem Geflecht brechen die Fasern aber schnell.
- Glas: Wirkt modern und verkleinert den Raum nicht optisch. Wichtige Sicherheitswarnung: Es muss immer Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG) sein! Das zerfällt bei Bruch in kleine, stumpfe Krümel. Bedenke das Gewicht! Ein einfacher Paravent aus Kiefer und Papier wiegt vielleicht 8 kg. Ein Modell aus massiver Eiche mit Glasfüllung kann schnell 30-40 kg auf die Waage bringen. Den trägst du nicht mal eben so durch die Wohnung.

Die Scharniere: Die heimliche Achillesferse
Wenn mich ein Lehrling fragt, was das wichtigste Teil am Paravent ist, sage ich: die Scharniere. Billige Scharniere sind der häufigste Grund für Defekte. Sie quietschen, lockern sich oder brechen einfach.
Ein Paravent braucht spezielle Zwei-Wege-Scharniere, damit du die Flügel in beide Richtungen klappen kannst. Achte auf massives Material wie Messing oder Edelstahl, kein dünnes Blech. Bei schweren Flügeln, etwa mit Glas, setze ich immer drei Scharniere pro Kante ein, um die Last zu verteilen.
Der richtige Platz: Mehr als nur Deko
Ach ja, bevor wir’s vergessen: die Größe! Die meisten Paravents sind ca. 1,70 m bis 1,80 m hoch. Ein einzelner Flügel ist meist 40-50 cm breit. Wichtig für deine Planung: Ein 3-flügeliger Paravent mit 50 cm breiten Flügeln ergibt keine 1,50 m breite Wand! Im stabilen Zickzack aufgestellt, deckt er realistisch vielleicht 1,10 m bis 1,20 m ab. Das musst du unbedingt einplanen!

Im Wohnzimmer: Zonen schaffen und Chaos verbergen
Ideal, um eine gemütliche Leseecke vom Rest des Raumes abzutrennen. Oder noch besser: um das Homeoffice nach Feierabend verschwinden zu lassen. Einfach den Paravent vor den Schreibtisch klappen – aus den Augen, aus dem Sinn. Du kannst dahinter auch Kabel, eine unschöne Heizung oder die Fitnessecke verstecken. Wichtig: Halte immer 20-30 cm Abstand zu Heizkörpern, damit die Luft zirkulieren kann.
Im Schlafzimmer: Ankleide oder Betthaupt?
Super, um eine kleine Ankleidezone in der Ecke zu schaffen. Aber die beliebte Idee, einen Paravent als Kopfteil für das Bett zu nutzen, ist heikel. Aber Vorsicht, ganz wichtiger Sicherheitshinweis: Stell das Teil niemals einfach lose hinter dein Bett! Es kann nachts umkippen. Wenn du diese Optik willst, muss es sicher an der Wand befestigt werden. Profis nutzen dafür eine sogenannte „französische Aufhängung“. (Kleiner Tipp: Google mal „French Cleat“, dann siehst du sofort, was ich meine – genial einfach und bombenfest.) Das ist aber nichts für Laien, sprich da lieber mit einem Handwerker.

Die Meister-Checkliste für den Möbelhaus-Besuch
Nicht jeder braucht eine Maßanfertigung. Aber auch bei fertigen Modellen musst du genau hinschauen. Nimm dir im Laden diese Checkliste zur Hand:
- DER WACKEL-TEST: Stell den Paravent im Zickzack auf. Rüttel leicht an einem Flügel. Wackelt alles oder fühlt es sich locker an? Finger weg!
- DIE SCHARNIER-PRÜFUNG: Klapp die Flügel auf und zu. Läuft alles leise und geschmeidig? Ist es massives Metall oder dünnes Blech?
- DER ECKEN-CHECK: Schau dir die Rahmenverbindungen an. Siehst du saubere Arbeit oder nur Spachtelmasse, die Pfusch kaschiert? Drück mal drauf. Gibt der Rahmen nach?
- DIE OBERFLÄCHEN-KONTROLLE: Fahr mit der Hand drüber. Fühlt sich alles glatt und gut verarbeitet an? Ist der Stoff straff gespannt?
Ganz ehrlich: Ein wirklich billiger Paravent für 50-70 €, erhältlich in vielen Discountern, wird bei diesem Check fast immer durchfallen. Rechne eher mit 150-400 € für ein solides Stück aus dem Möbelhaus, das auch in ein paar Jahren noch gut aussieht.

Kleiner Tipp für Selbermacher
Du hast schon einen günstigen Paravent und willst ihn aufwerten? Das geht! Du kannst zum Beispiel einen billigen Stoffbezug gegen einen hochwertigeren austauschen oder den Rahmen in einer neuen Farbe streichen. Manchmal hilft es auch schon, die Ecken mit kleinen Metallwinkeln von innen zu verstärken.
Aber Vorsicht: Ein häufiger Fehler ist, einen wackeligen Billig-Rahmen mit einer schweren Füllung, z.B. einer dünnen Holzplatte, nachrüsten zu wollen. Das geht meistens schief, weil die Statik dann nicht mehr stimmt und die Scharniere das Gewicht nicht tragen. Bleib bei leichten Materialien!
Pflege und Wartung: Damit er lange schön bleibt
Die Pflege ist zum Glück einfach:
- Geöltes Holz: Einmal im Jahr mit Pflegeöl nachbehandeln.
- Lackiertes Holz: Einfach mit einem feuchten Tuch abwischen.
- Stoff: Regelmäßig mit der Polsterdüse absaugen.
- Scharniere: Ein Tropfen Nähmaschinenöl wirkt Wunder, wenn mal was quietscht. Lockere Schrauben sofort nachziehen!
Meine abschließenden Gedanken
Ein Paravent ist ein fantastisches Werkzeug. Er ist flexibel, nützlich und kann einen Raum mit wenig Aufwand komplett verändern. Achte auf solides Handwerk, prüfe die kritischen Punkte und stell ihn richtig auf. Dann hast du eine Anschaffung, die Trends und Umzüge überdauert. Ein stiller, aber unglaublich praktischer Diener. Und für mich als Handwerker ist es immer eine Freude, ein so ehrliches und nützliches Möbelstück zu bauen.

Bildergalerie


Ein Paravent ist mehr als nur ein Raumtrenner. Hier sind drei kreative Ideen, wie er zum Star in deinem Zuhause wird:
- Als Betthaupt: Platziere einen dreiteiligen Paravent hinter deinem Bett. Ein Modell aus geschnitztem Holz oder mit Samtbezug verleiht deinem Schlafzimmer sofort eine luxuriöse und architektonische Note, ohne dass du bohren musst.
- Als Home-Office-Kulisse: Verstecke das Aktenchaos und schaffe einen ruhigen, professionellen Hintergrund für deine Videocalls. Ein schlichter Paravent aus Leinen oder Shoji-Papier wirkt aufgeräumt und elegant.
- Als Kunstobjekt: Behandle ihn wie eine mobile Leinwand. Ein besonders schönes Stück, wie die bedruckten Modelle von Fornasetti oder handbemalte Einzelstücke, braucht keine Funktion – es kann einfach als dekoratives Highlight an einer leeren Wand stehen.
Ich liebe den Boho-Look, aber sind Paravents aus Wiener Geflecht nicht total empfindlich?
Eine berechtigte Sorge! Tatsächlich ist hochwertiges Rattan- oder Peddigrohrgeflecht, wie das klassische Wiener Geflecht, erstaunlich robust und flexibel. Das Geheimnis liegt, wie im Artikel erwähnt, im Rahmen: Ein stabiler Rahmen aus Massivholz nimmt die Spannung auf und schützt das Geflecht. Achte darauf, dass das Geflecht straff gespannt und an den Rändern sauber verarbeitet ist. Marken wie HKliving zeigen, wie modern und langlebig diese Designs sein können. Bei günstigeren Modellen solltest du prüfen, ob das Geflecht nicht brüchig wirkt. Für den Außenbereich oder das Bad sind übrigens Modelle aus Poly-Rattan die bessere, weil feuchtigkeitsresistente Wahl.


